| Titel: | Das Lochstanzen als Prüfungsverfahren für die Metallfestigkeit. | 
| Autor: | Pregél | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 49 | 
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                        Das Lochstanzen als Prüfungsverfahren für
                           								die Metallfestigkeit.
                        Von Prof. Pregél in
                           								Chemnitz.
                        Mit Abbildungen.
                        Das Lochstanzen als Prüfungsverfahren für die
                           								Metallfestigkeit.
                        
                     
                        
                           Eine natürliche Ergänzung finden die üblichen mechanischen Prüfungsverfahren, als
                              									Biege-, Bruch-, Schlag- und Druck-, Torsions- sowie Zerreissproben, durch das Stanz-
                              									oder Abscherverfahren.
                           Unter den vorgenannten Prüfungsverfahren hat das, auf die Zerreiss- bezieh. Dehnungs-
                              									oder Zugfestigkeit gegründete den Vorrang behauptet, weil in Folge der Dehnung und
                              									Einschnürung des Stabes messbare Werthgrössen geschaffen werden, mittels welcher auf
                              									die Eigenschaften des Stabmaterials geschlossen werden kann, wobei die Belastungen
                              									der vollen Querschnittsfläche des Stabes an der Streck- und Bruchgrenze die
                              									Grundlage der Festigkeitsberechnung bilden. Die Leichtigkeit, mit welcher diese
                              									Belastungen messbar sind, und ferner das Freibleiben des Probestabes von jeglichem
                              									Eingriff eines Werkzeuges sind allgemein anerkannte Vorzüge, dagegen bedingen die
                              									Herstellungskosten sowohl der Probestäbe selbst, als auch die Kostspieligkeit der
                              									Prüfungsmaschinen in Bezug auf Anlage und Betrieb schwer zu vermeidende Nachtheile.
                              									Zudem bleibt dieses Verfahren nicht ganz frei von Mängeln und Schwankungen in den
                              									Ergebnissen, die ganz wohl von 2 bis 10 und mehr Procent ansteigen können, was
                              									namentlich bei den aus dem rohen Blechmaterial geschnittenen Versuchsstücken
                              									auffällig hervortritt, wenn dieselben Neigung zum Schiefziehen zeigen. Unter allen
                              									Umständen muss dem Versuch die mechanische Bearbeitung des Probestabes vorangehen,
                              									was selbstverständlich mit beträchtlichen Kosten verbunden ist.
                           Es wäre daher von nicht geringem Vortheil für den Praktiker, eine Materialprüfung mit
                              									unmittelbarer Verwendung des eigentlichen Werkstückmaterials ohne besondere
                              									Vorbereitungsarbeiten und mit Benutzung der eigentlichen Werkzeugmaschine, d. i.
                              									ohne wesentliche Kosten und Betriebsstörungen, vornehmen zu können.
                           Hierzu eignet sich besonders gut das Stanz- und Schnittwerk, namentlich das Lochstanz
                              									werk, wenn ein Maasstab durch Vergleichsversuche gewonnen wird, zu welchem die
                              									Zugfestigkeitsversuche die Grundlage abgeben sollten. Bereits im J. 1893 wurden von
                              										Alfred Hunt in Chicago Vorschläge in dieser
                              									Richtung gemacht, während vorher schon von Smith in
                              									Barrow-in-Furness, Lancashire, das Material der Eisenbahnschienen beim Stanzen der
                              									Laschenlöcher geprüft wurde. Später hatte CodronThe Railroad Gazette, 1894 * S. 592.
                              									in Verbindung mit B. Johnson und A. Hunt diese Prüfungsmethode mittels Lochstanzen
                              									weiter verfolgt und die Versuchsergebnisse in Diagrammen zusammengestellt.
                           Baclé, Fremont, Bouhey u.a. haben dieses Verfahren in
                              									ausführlicher Weise studirt, wobei auf die älteren Stanzversuche von Tresca, Berrier-Fontaine, Tolmer, Keller, Karmasch,
                                 										Hartig und Kick zurückgegriffen wurde, unter
                              									welchen die sorgfältigen Stanzversuche von Prof. Keller
                              									in Karlsruhe hervortreten (vgl. D. p. J. 1895 298 * 145).
                           Ursprünglich wurde der zum vollständigen Lochstanzen aufgewendete Arbeitsaufwand, A mk für D mm
                              									Stempeldurchmesser, δ mm Plattenstärke und den
                              									Bruchcoëffizienten K
                              									k/qmm für
                              									Abscherfestigkeit nach
                           
                              A=(\pi\,D\,.\,\delta)\,.\,K\,.\,\frac{\delta}{1000}
                              
                           berechnet oder wenn das Verhältniss
                              										\frac{\delta}{D}=i gesetzt wird, so würde
                           A = 0,001 . π D3 . K .
                              										i2
                           folgen. In dieser Beziehung ist die Annahme enthalten, dass
                              									der Höchstdruck (π D . δ).
                              										K den Weg (0,001 . δ)
                              									zurücklegt. Karmasch vermindert diesen Arbeitswerth auf
                              									die Hälfte und setzt
                           A = 0,005 . π D3 . K .
                              										i2
                           Nach Versuchen von Hartig würde für das Durchstossen von
                              									Eisenblech
                           
                              A=0,0145\,\pi\,D^3\,\left[i^2+17,2\,\frac{i^2}{\delta}\right]
                              
                           zu setzen sein.
                           Während Karmasch als Wegstrecke für den Volldruck
                              										\frac{\delta}{2} angenommen hat, setzt Kick für den Weg ⅔ δ und
                              									für K = 20 k ein, so dass die Beziehung
                           A = 0,0133 π D3 . i2 mk
                           entsteht.
                           Nach Keller ist für den Arbeitsverbrauch, wenn i >
                              									⅔:
                           A = 0,04 π D3 [i2 – 0,21]
                           und wenn i < ⅔:
                           A =0,02 π D3
                              									i2
                           zu nehmen bezieh. nach neueren Versuchen für den vollständigen
                              										DurchstossvorgangZeitschrift d. V. d. I., 1888 Bd. 32 Nr. 4/5 *
                                    											S. 77 und 100. mit
                           A = 0,01 π D3 [i2 – 0,14 i + 0,01]
                              									mk
                           zu berechnen.
                           Ch. Fremont hat mit seinem verbesserten
                              										ElasticimeterMémoire sur le Poinçonnage et le Cisaillement des
                                       												Métaux p. Ch. Fremont.
                              										(Fig. 1), vgl. D. p.
                                 										J. 1895 298 * 148, die Federwirkung des
                              									Lochmaschinengestelles benutzend, Arbeitsdiagramme beim Lochstanzen abgenommen,
                              									welche ganz und gar
                              									die charakteristischen Formen der construirten Stanzdiagramme von Keller's Genauversuchen zeigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 50
                              Fig. 1.Fremont's Elasticimeter.
                              
                           Von dem Stempelschlitten a (Fig. 1) wird mittels Kettenzug b das
                              									Rähmchen c bewegt, während durch den Druckstift d, welcher vom Winkelhebel f
                                 										g beständig an die obere Maulwand des Stanzgestelles gedrückt wird, die der
                              									Stanzkraft proportionale Maulerweiterung nachgewiesen wird.Vgl. Frank H. Richards, D. p. J. 1889 272 * 273. Wenn nun diese Drücke im
                              									Diagramm (Fig. 2) zu den entsprechenden Stempelwegen
                              									selbsthätig aufgetragen werden, so gibt dieses Diagramm nicht nur ein Bild der
                              									Arbeitsvorgänge, sondern bei bekanntem Druckmaasstabe auch das Maass der absoluten
                              									Arbeitsgrösse bezieh. den mittleren und grössten Arbeitsdruck an.
                           Nach Keller würde die Diagrammfläche, zerlegt, die
                              									Arbeitsgrössen vorstellen:
                           1) (A B H) Arbeit während des Eindringens der
                              									Körnerspitze. Diese Arbeitsgrösse sollte vom eigentlichen Durchstossvorgang in Abzug
                              									gebracht werden.
                           2) (H B C D E L) Arbeit während des Eindringens des
                              									Stempels bis zur Erreichung des Höchstdruckes.
                           3) (L E F N) Abscherarbeit.
                           4) (N F G) Arbeit zur Abtrennung des Lochkernes.
                           Ch. FremontMémoires de la Société des Ingénieurs Civils,
                                    											1896 Bd. 49 S. 114. will aus dem folgenden Diagramm Schlüsse
                              									ziehen, und zwar
                           1) nach A B auf die Härte (dureté) des Materials,
                           2) nach B C auf die Starrheit (raideur),
                              									Druckfestigkeit,
                           3) nach C D auf die Biegsamkeit, Federkraft,
                              									Streckbarkeit (malléabilité) bezieh. auf die Streckgrenze (limite élastique),
                           4) nach D E auf Abscherbruchkraft (effort de rupture)
                              									bezieh. auf die Dehnbarkeit (ductilité),
                           5) nach E F auf die Contractionsfähigkeit (striction),
                              									wie beim Zugstab die Einschnürung, während
                           6) nach F G bloss der Trennungswiderstand des Lochkernes
                              									zur Geltung kommt.
                           Wird von diesem letzten, für die Materialprüfung unwesentlichen Vorgange abgesehen,
                              									so kann durch Zusammenstellung der Abscherdiagramme eines gleichbleibenden Stempels
                              										D in verschiedene Plattenstärken δ = 25, 20, 15, 10 und 5 mm aus gleichem Material
                              									(halbhartem Stahl) die Verhältnissmässigkeit dieser Beziehungen vorgeführt werden,
                              									wobei die Gleichartigkeit des Materials zur Erscheinung kommt.
                           Nach dieser (Fig. 3) verhalten sich die Abscherkräfte
                              									wie die Plattenstärken d, während die Gleichheit der
                              									Richtungswinkel aller B C, C D und E F (vgl. Fig. 2) auf
                              									die gleiche Materialbeschaffenheit in Bezug auf Druckfestigkeit, Federkraft und
                              									Contractionsfähigkeit schliessen lässt. Demnach können diese Materialeigenschaften
                              									als Functionen (tg ϕ), z.B. trigonometrische
                              									Tangenten dieser Neigungswinkel angesehen oder damit ausgedrückt werden.
                           Bevor aber das Lochstanzen als Prüfungsverfahren zur Anerkennung kommt, müssen alle
                              									Nebeneinflüsse des Stanzens eingehend untersucht und klargestellt werden, wozu die
                              									Arbeiten von Tresca, Keller, sowie die diesbezüglichen
                              									Untersuchungen von L. Bade und Ch. Fremont mit Vortheil herangezogen werden. Das Fliessen des festen
                              									Metalles in den einzelnen Stanzperioden ist aus den Schliefen der Schnittflächen
                              									ersichtlich. Hieraus erkennt man ohne weiteres, dass der Compression des
                              									Plattenmaterials durch den Stempel die Einschnürung des künftigen Lochkernes folgt,
                              									sobald die Zone der Einwirkung, das Seitwärtsfliessen des Lochmaterials, zur
                              									Erscheinung kommt. Bei einem kreisrunden Lochstempel ist die Begrenzung dieser Zone
                              									durch den Doppelkegel A B C zu G H J (Fig. 4 und 5) gegeben, während die Einschnürung nach dem mittleren kleinsten Kreise
                              										E K ebenfalls nach einem Doppelkegel vor sich geht,
                              									deren Basiskreise der Stempel- und der Matrizenrand sind. Nach diesem Doppelkegel
                              									findet das Fliessen des Kernes und darauf folgend die Abscherung statt.
                           In Fig. 5 ist die mittlere Platten schiebt
                              									herausgezeichnet und aus dem Grundriss ist zu ersehen, dass die kleinere Zone T K auch der Stempelkraft weniger widerstehen kann, als
                              									der entsprechend längere Bogen S H desselben
                              									Kreisausschnittes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 50
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 50
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 50
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 50
                              Fig. 5.
                              
                           Von der Einschnürungsstelle E K wird die Abscherfläche
                              									nach F L der Matrizenkante verlaufen und die Ausbiegung
                              									des Materials in der angedeuteten Weise ausführen. Während diese Ausbauchung nach
                              									dem scharfen Matrizenrande sich gestaltet, wird die oberste Materialschicht vom
                              									Stempelrand allmählich verlaufend muldenförmig eingedrückt, sobald das Material zähe
                              									und biegsam ist. Die Abscherung im oberen Plattentheil erfolgt aber nach einer
                              									Fläche, welche nach dem Kegelmantel D C bezieh. J L verläuft und der mit dem unteren Abscherkegel F E collidirt, so dass am Lochkern ein Mantelkragen
                              									stehen bleibt (vgl. Fig. 3 und 4 1895 298 * 147).
                           Besondere Einflüsse auf die Stanzvorgänge sind bisher beobachtet worden:
                           1) von Keller in Bezug auf die Geschwindigkeit der
                              									Stanzarbeit,
                           2) von demselben und von Fremont in Bezug auf den
                              									Durchmesserunterschied zwischen Stempel d und Matrize
                              										D,
                           3) von Chamberlin und Allen
                              									bezieh. Fremont in Bezug auf die Gestalt der
                              									arbeitenden Stirnfläche bezieh. der Schneidkante des Stempels,
                           4) von Barba in Bezug auf das Material des Lochmantels,
                              									und
                           5) in Bezug auf das lochgestanzte gesammte Werkstückmaterial von Barba bezieh. Beck-Guerhard.
                           Bei rasch verlaufender Stanzarbeit, bei welchem dem Material nur eine kleine Zeit zum
                              									Fliessen (zur Verdrängung) gelassen ist, werden bedeutende Steigerungen des
                              									Höchstdruckes und damit der Stanzarbeit verbunden sein.
                           
                           Schon bei kleinen Arbeitsgeschwindigkeiten sind nach Keller's Versuchen mit D = 12 mm
                              									Stempelunterschiede wahrgenommen worden.
                           So war für 1 mm Stempelweg
                           
                              
                                 die Zeitdauer
                                 t = 89 und 20 Sec.
                                 
                              
                                 der Höchstdruck
                                 P1 = 16,75
                                    											bezieh. 17,72 t
                                 
                              
                                 die Arbeit
                                 A = 13,56 bezieh. 15,22 mk.
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 11.
                              
                           Dass diese Werthe bei Arbeitsgeschwindigkeiten von Secundenbruchtheilen beträchtliche
                              									Steigerungen erfahren werden, steht nach dem Vorhergehenden zu vermuthen; man
                              									braucht bloss an die Stanzarbeit der Geschosse beim Durchschlagen der Panzerplatten
                              									zu denken. Immerhin liegen bei gewöhnlichen Durchstossmaschinen diese
                              									Arbeitsgeschwindigkeiten innerhalb bekannter oder leicht zu bestimmender Grenzen, so
                              									dass für eine und dieselbe Versuchsmaschine die Geschwindigkeitsunterschiede nur von
                              									der Plattenstärke δ bedingtwerden.
                           Ist die Matrize grösser als der Stempel, so folgt gewöhnlich ein unvollständiger
                              									Durchstossvorgang. Indem auf die Versuche Keller's
                              									zurückverwiesen wird (vgl. 1895 298 * 146), sind noch die
                              									Versuche von Fremont mit Stempel d = 35 mm Durchmesser in Matrizen D1
                              									= 36 und D2
                              									= 39 mm Durchmesser in Platten verschiedenen Materials
                              									von gleicher Plattenstärke δ = 25 mm anzuführen, welche
                              									in den Diagrammen Fig. 6 bis 11 in der Weise veranschaulicht sind, dass die Strichpunktlinien der
                              									kleineren Matrize D1 =
                              									36 zukommen.
                           In Fig. 6 ist in beiden Fällen für Messing ein
                              									unvollständiger Durchstossvorgang erzielt. Dieses Verhalten des Messingbleches
                              									während der Stanzwirkung ist von grosser Bedeutung bei der Herstellung der
                              									Uhrenbestandtheile mittels Stanzens.
                           In Fig. 7 tritt das Verhalten des Kupfers, in Fig. 8 jenes von weichem Stahl und in Fig. 9 von Eisen zur Erscheinung.
                           Während die Lochkerne aus der Messingplatte (Fig. 6)
                              									in beiden Fällen glatt ohne Mantelkragen erscheinen, besitzen die Lochkerne, von der
                              									grösseren Matrize D2 =
                              									39 mm und jene von der kleineren Matrize D1
                              									= 36 mm herrührend, Mantelkragen, während die Lochkerne
                              									dem Diagramm Fig. 10 und dem Diagramm Fig. 11 entsprechen. Im Diagramm Fig. 10 ist eine kleine Steigerung des Höchstdruckes
                              									wahrnehmbar, während im Diagramm Fig. 11 die
                              									eigentliche Stanzarbeit sich in beiden Fällen gleicht, die Verdrängung des
                              									Lochkernes bei D1 = 36
                              									mm Matrizenöffnung aber einen grossen Theil mechanischer Arbeit durch Reibung
                              									verbraucht, was an dem geglätteten Mantelkragen zu erkennen ist.
                           Zur Untersuchung des Einflusses, welchen die untere Stempelform auf den Stanzvorgang
                              									hat, sind von Chamberlin (Assoc. of Engineering
                                 										Societies, 1892 * S. 463) bezieh. von S. Allen
                                 										(Engineering News, 1894 Nr. 18 S. 364) verschieden geformte Stempel von
                              									gleichem Durchmesser und in demselben Material zur Anwendung gekommen. Die Versuche
                              									von Allen ergaben Unterschiede in den specifischen
                              									Pressungen von 3920 bis herab zu 2660 k/qcm für den Höchstdruck für Stempelformen, welche
                              									sich der abnehmenden Pressung nach wie folgt ordnen.
                           Stempel mit doppeltem keilförmigem Seitenschlief und
                              									Körnerspitze,
                           Stempelfläche ganz eben ohne Körnerspitze,
                           Stempelfläche eben mit Körnerspitze,
                           doppelschraubenförmige Stempelfläche mit Körnerspitze,
                           doppelte und in stumpfe Schneide ausgehende Keilflächen mit
                              									Körnerspitze,
                           einfache Schraubenfläche mit Körnerspitze,
                           doppelte Schraubenfläche mit stumpfen Mittelschneiden und
                              									Körnerspitze,
                           doppelte Keilflächen, in eine eingekerbte scharfe Mittelschneide
                              									ausgehend,
                           einfache schwachgeneigte, abgeschrägte Stempelstirnfläche ohne
                              									Körnerspitze.
                           Hiernach würde eine einseitig abgeschrägte Stempelfläche, dem Schnittvorgange einer
                              									schrägen Schere am meisten entsprechend, den kleinsten Höchstdruck beanspruchen. Ob
                              									dieser Stempel in Folge des bedeutenden Seitendruckes praktisch verwendbar bleibt,
                              									ist zu bezweifeln.
                           Dieser Frage näher zu treten, hat Fremont Versuche mit
                              									drei Stempeln von d = 25 mm Durchmesser in Matrize D1 = 26 mm in der Weise
                              									durchgeführt, indem die Stirnfläche vom Stempel I flach mit Körnerspitze, II
                              									doppelkeilförmig, in durchgehende Mittelschneide ausgehend, III
                              									doppelschraubenförmig mit Körnerspitze geformt war.
                           Aufschluss über die Arbeitsweise dieser Stempelformen geben die Diagramme Fig. 12 bis 14, woraus
                              									hervorgeht, dass, wie in Fig. 12 hervortritt, der
                              									gewöhnliche Flachstempel I dem doppelten Keilstempel II, auch wie Fig. 13 ausweist, dem Schraubenstempel III überlegen
                              									ist, während nach Fig. 14 der Schraubenstempel III
                              									den Keilstempel II etwas übertrifft. Hieraus folgt zum Schluss, dass der einfache,
                              									billigst herstellbare Flachstempel mit Körnerspitze die besten Ergebnisse
                              									liefert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 12.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 13.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 51
                              Fig. 14.
                              
                           Ueber das Nachstanzen eines bereits gestanzten Loches sind auch Versuche vorgenommen
                              									worden, nach welchen absolut keine Vortheile ersichtlich sind. In eine 23 mm starke
                              									Eisenplatte wurde ein 20 mm grosses Loch vorgestanzt und hierauf mit einem d = 25 mm starken Stempel nachgestanzt. Der ringförmige
                              									Lochkern wurde in Folge der Materialverdrängung nach dem inneren Hohlraum zu von der
                              									ursprünglichen, 23 mm betragenden Höhe auf 14 mm zusammengedrückt, während die
                              									Lochwand ebenso rauh ausgefallen war wie bei einem einfachen Stossvorgange.
                           Das Material der Lochwandung wird durch das Stanzen zwar beeinflusst, aber, wie die
                              									Versuche von J. Barba (1875) zeigen, nicht in dem
                              									Maasstabe, wie gewöhnlich angenommen wurde. In Stahlbleche von 8 und 12 mm
                              									Plattendicke wurden cylindrische Löcher von gleichem Durchmesser (16 mm) I) gebohrt,
                              									II) auf 14 mm gestanzt und auf 16 mm durch Ausreiben erweitert, und III) auf 16 mm
                              										gestanzt. Auf
                              									einer Drehbank wurde in vorsichtiger Weise alles umliegende Material bis auf ½ mm
                              									Wandstärke abgedreht und diese Proberinge Biegeversuchen unterworfen, deren
                              									Ergebnisse in Fig. 15
                              									zur Ansicht kommen.
                           Der gebohrte Probering I a ist mittels Hammers
                              									flachgedrückt und darauf nach I b aufgebogen, erst in
                              										I b zeigt sich ein Bruchriss am linken Ende. Ebenso
                              									verhält sich der gestanzte und mittels Reibahle erweiterte Probering II a und II b, der erst
                              									nach dem Aufbiegen Bruchrisse zeigt, während der gestanzte Probering III a dem Flachdrücken widersteht und schon bei
                              									geringer Formänderung Risse aufweist. Aus den weiteren Bruchstücken III b bis III c erkennt
                              									man, dass die Bruchtheile die ursprüngliche Lochkrümmung beibehalten haben. Dem
                              									Angriff mittels Feile widerstehen diese Proberinge III
                              									weit mehr als jene I und II. Gestanzte und in einem Gasofen ausgeglühte Proberinge IV a können flachgedrückt und die Form IV b wieder ausgeweitet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 52
                              Biegeversuche von Barba.
                              
                           Ein gestanzter und ausgeglühter Probering V wurde
                              									aufgeschnitten, flacheben geschlagen und in die Form V
                                 										a zurückgebogen, ohne Bruche zu zeigen.
                           Hiernach folgt, dass durch das Ausreiben der gestanzten Löcher bezieh. durch das
                              									Ausglühen der gestanzten Blechplatten das Material der Lochwandung gegenüber
                              									gebohrten Löchern wesentlich gebessert und den letzteren beinahe gleichwerthig
                              									gemacht wird. Konische Lochringe verhalten sich selbstverständlich bei den Versuchen
                              									etwas ungünstiger.
                           Bevor auf die Beeinflussung des Werkstückmaterials durch das Lochstanzen eingegangen
                              									wird, möge ein interessanter Zerreissversuch von Mauclère (1885) vorangeführt sein.Mémoires, 1896 Nr. 1 * S. 100. Ein
                              									Zerreisstück von d = 15,95 mm Durchmesser (2 cm
                              									Querschnitt) und L = 200 mm Länge zwischen den Marken
                              									wurde bis auf L1 = 234
                              									mm gestreckt, wobei die Einschnürungsstelle d1
                              									= 14,3 mm von der linken Marke 105,5 mm abständig ist.
                              									Nachdem dieser Stab auf 14 mm nachgedreht und auf L2 = 241 mm gestreckt war, zeigte sich die neue
                              									Einschnürungsstelle d2
                              									= 11,6 mm von der Marke 40 mm abständig. Hierauf wurde der auf 11 mm nachgedrehte
                              									Stab bis auf L3 = 248
                              									mm gedehnt, wobei die neue Einschnürung d3 = 7,25 mm von der früheren Marke 113 mm entfernt
                              									war, so dass die letzte Contractionsstelle zwischen den beiden vorhergehenden zu
                              									liegen kam. Wäre nach Erreichung der ersten Einschnürung der Stab weiter belastet
                              									worden, so würde zweifellos die Bruchstelle in die Einschnürung gefallen sein. Durch
                              									die Contraction haben aber die Metallfasern an dieser Stelle eine Steigerung ihrer
                              									Zugfestigkeit erlangt, so dass nach Abminderung der anderen, nicht angegriffenen
                              									Stabtheile das ursprüngliche Material derselben weniger widerstandsfähig als jenes
                              									in der früheren Contractionsstelle sich zeigte.
                           Ein ähnlicher Vorgang ist beim Lochstanzen nachgewiesen worden. Eine in der Mitte mit
                              									einem gestanzten Loch versehene Stahlschiene wird sich Biegeversuchen als auch
                              									Zerreissproben gegenüber verhalten, wie Fig. 16 es angibt, indem
                              									die mittlere, durch das gestanzte Loch unterbrochene Faserschicht sich
                              									unnachgiebiger erweist als die unverletzten, an den Rändern befindlichen
                              									Faserschichten. Eine Versuchsreihe von Barba (1875)
                              									scheint diese Annahme zu bestätigen. In flachen Stahlschienen von δ = 7 mm Plattenstärke wurde in deren Mittelachse je
                              									ein Loch mit Stempel von d = 17 mm auf Matrizen von D1 = 18 mm und D2 = 21 mm Bohrung
                              									gestanzt und der Einfluss dieses Loches auf das Schienenmaterial für verschiedene
                              									Breiten b mm durch Zugversuche untersucht. Die
                              									Bruchbelastung k/qmm stellt sich bei Breiten
                           
                              
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    =
                                    
                                 32
                                 50
                                 68
                                 86
                                 104
                                 122 mm
                                 
                              
                           für
                           
                              
                                 
                                    D
                                    1
                                    
                                 
                                    =
                                    
                                 42,7
                                 40,8
                                 39,8
                                 35,7
                                 38,2
                                 36,4
                                 k/qmm
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    2
                                    
                                 =
                                 50,0
                                 44,5
                                 41,4
                                 35,2
                                 36,1
                                 37,4
                                 „
                                 
                              
                           während die Bruchbelastung des unverletzten Blechmaterials,
                              									aus welchem diese Streifen geschnitten worden sind, 51 bis 52 k/qmm betragen
                              									hat. Hiernach würde bei konisch gestanztem Loch in 32 mm breiter Schiene kaum eine
                              									Schädigung des umliegenden Schienenmaterials zu befürchten sein.
                           Beobachtung der Materialoberfläche in der Umgebung des gestanzten Loches, sowie
                              									ausführliche Zerreissversuche der nachbarlichen Materialstreifen haben Beck-Guerhard angestellt.Engineering News, 1884 * S. 279 bezieh. Mémoires, 1896 Nr. 1 S. 103. In Fig. 17 bis 19 sind die an der
                              									Oberflächenätzung schon mit freiem Auge sichtbaren, den Lochrand tangirenden
                              									Strahlenbüschel gezeichnet, welche feinen Haarrissen gleichen und die am Blech mit
                              									gebohrtem Loch ganz fehlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 52
                              Fig. 17 bis 19: Beobachtung der Materialoberfläche in der Umgebung des
                                 										gestanzten Loches von Beck-Guerhard.Fig. 20. Stanzfräsewerkzeug.
                              
                           Um die Vortheile eines glatten, cylindrischen Stanzloches mit den Arbeitsvorzügen des
                              									konischen Stanzloches zu verbinden, schlägt Fremont die
                              									Verwendung eines Stanzfräsewerkzeuges (Fig. 20) vor. Dasselbe
                              									besitzt in b den flachen Lochstempel mit Körnerkegel,
                              									an welche sich eine Reihe, am besten schrägstehender, gerader oder auch
                              									schraubenförmig gewundener Schneiden in staffelförmiger Reihenfolge an den nach oben
                              									erweiterten Durchmesser anschliesst und in den Stempelkörper a ausgeht, welcher etwas schwächer als das Matrizenloch m ist, so dass dadurch das kegelförmig gestanzte
                              									Plattenloch p hiermit in einfachster Weise cylindrisch
                              									erweitert und dabei geglättet wird.
                           Nach diesen Erwägungen erscheint die Heranziehung des Stanzprocesses als
                              									Prüfungsverfahren für Bleche und plattenförmige Metalle, namentlich als Ergänzung zu
                              									durchgeführten Zerreissversuchen von entschiedenem Vortheil zu sein und von
                              									zweifelloser Wichtigkeit für den ausübenden Techniker zu werden.