| Titel: | Bericht über Neuerungen auf dem Gebiete der Wasserleitung und Kanalisation. | 
| Autor: | W. Treptow | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 76 | 
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                        Bericht über Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Wasserleitung und Kanalisation.
                        Von W. Treptow, Ingenieur in Charlottenburg.
                        Mit Abbildungen.
                        Bericht über Neuerungen auf dem Gebiete der Wasserleitung und
                           								Kanalisation.
                        
                     
                        
                           Schutz gegen Einfrieren und gegen Bruch.
                           Mit der allgemeinen Einführung der Hauswasserleitung ist ein durchgreifender Schutz
                              									einerseits der Wasserleitung selbst gegen Einfrieren und Bruch, andererseits des
                              									Wohnhauses gegen Ueberschwemmung in Folge Bruchs der Leitung Bedürfniss geworden. So
                              									selten auch solche Rohrbrüche sind, so schlimm sind doch die Folgen für das
                              									betreffende Haus, wenn dieser Bruch etwa Nachts oder in Abwesenheit der Bewohner,
                              									z.B. an einem Sonntagnachmittag, erfolgt.
                           Der Schutz der Leitungen gegen Einfrieren, der in gewissem Sinne mit der Sicherung
                              									der Leitungen gegen Bruch identisch ist, da ein Einfrieren der Leitungen bei den
                              									allgemein gebräuchlichen Bleiröhren meistens auch einen Bruch der Leitungen im
                              									Gefolge hat, erfolgt am einfachsten durch Verlegen an frostfreien Stellen, d.h. im
                              									Freien in frostsicherer Tiefe, im Hause an den Innenwänden (Schornsteinen) entlang
                              									unter steter Vermeidung freiliegender Aussenwände. Dieses Verfahren ist naturgemäss
                              									nicht immer durchführbar und auch nicht unbedingt zuverlässig. Es muss daher, wenn
                              									überhaupt der Schutz der Leitungen gegen Einfrieren ein sicherer sein soll, zu
                              									anderen Mitteln gegriffen werden. Diese Mittel sind in erster Linie Umhüllungen der
                              									Rohre mit irgend welchen, die Wärme schlecht leitenden Körpern; aber auch dieser
                              									Schutz wird bei anhaltender Kälte nicht genügen. Man hat deswegen folgende Mittel in
                              									Anwendung gebracht, die des Weiteren an einigen Beispielen erläutert werden
                              									sollen.
                           Diese Mittel sind:
                           1) Beheizung der Rohrleitungen,
                           2) stete Bewegung des Wassers in der Leitung,
                           3) Entleeren der Leitungen.
                           
                              
                                 Beheizung der
                                    										Rohrleitungen.
                                 
                              Das Erwärmen der Rohre zum Zwecke des Verhinderns des Einfrierens erfolgt
                                 										entweder so, dass, wie z.B. auch bei hydraulischer Kraftübertragung, Hebezeugen
                                 										u. dgl., die gefährdeten Räume beheizt werden oder
                                 										dass, was für Hauswasserleitungen das Näherliegende ist, ein Theil des
                                 										Rohrstranges beheizt wird, so dass das Wasser selbst direct erwärmt wird. So
                                 										zeigt z.B. Fig. 1 eine Vorrichtung nach D. R. P.
                                 										Nr. 81459 (Schroeder in Berlin), bestehend aus einer
                                 										Rohrschlange, die in eine Zweigleitung der Wasserleitung eingeschaltet und
                                 										beheizt wird. Im Hauptstrang befindet sich ein Absperrhahn, so dass entweder das
                                 										gesammte Wasser oder nur ein Theil desselben durch die Heizschlange geleitet
                                 										werden kann, hierdurch kann der Grad der Erwärmung des Wassers in der Leitung
                                 										geregelt werden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 77
                                 Fig. 1.Beheizung der Rohrleitungen von Schroeder.
                                 
                              Nach D. R. P. Nr. 64940 (R. Hillig in Berlin) wird
                                 										in einem Heizkörper A mit Heizröhren B durch eine beliebige Wärmequelle (Gasflamme) C dem die Heizröhren b
                                 										umspülenden Wasser die nöthige Wärme zugeführt (Fig. 2). Mit diesem
                                 										Rohrwärmer ist noch eine Vorrichtung verbunden, die auch bei lange unbenutzt
                                 										bleibenden Auslaufhähnen eine gewisse, wenn auch beschränkte Circulation des
                                 										Wassers und dadurch eine Erwärmung der aufsteigenden Rohrstränge ermöglichen
                                 										soll. Am höchsten Punkt der Leitung vor dem obersten Auslaufhahn k befindet sich ein selbsthätig Fig. 1. wirkendes Ventil s (Fig.
                                    										3), das, wenn in Folge der Erwärmung des Wassers im Heizkörper A der Druck in der Rohrleitung n steigt, sich öffnet und so lange Flüssigkeit
                                 										austreten lässt, bis der normale Druck in der Wasserleitung wieder hergestellt
                                 										ist. Ein Rückschlagventil R vor dem Heizkörper A verhindert, dass diese Ausdehnungen sich nach
                                 										rückwärts in den Hauptstrang erstrecken können. Durch diesen zeitweisen Austritt
                                 										von Flüssigkeit im Ventil s, auch wenn alle
                                 										Auslassventile längere Zeit hindurch geschlossen sind, wird eine Bewegung des
                                 										Wassers in der Rohrleitung n erzeugt, die, wenn sie
                                 										auch geringfügig ist, doch immerhin genügt, ein völliges Stillstehen der
                                 										Wassersäule zu verhindern und auch den von der Heizquelle entfernter liegenden
                                 										Rohrsträngen erwärmtes Wasser zuzuführen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 77
                                 Beheizung der Rohrleitungen nach Hillig.
                                 
                              
                           
                              
                                 Stete Bewegung des
                                    										Wassers.
                                 
                              Steter Ausfluss und damit stete Bewegung des Wassers in den Röhren ist wohl das
                                 										älteste Mittel zur Verhinderung des Einfrierens. Das Mittel ist zuverlässig,
                                 										wenn der Ausfluss stark genug ist. Ist er das aber, so kostet die Anwendung
                                 										dieses an und für sich allerdings fast kostenfreien Mittels durch die recht
                                 										erhebliche dabei verbrauchte Wassermenge mehr, als eine complicirte und theuere
                                 										Einrichtung, deren Betriebskosten jedoch wesentlich geringere sind. Es sei an
                                 										dieser Stelle auch nur kurz darauf hingewiesen, dass z.B. auch das D. R. P. Nr.
                                 										79481 (Graul in Wittenberg) durch Anordnung eines
                                 										in Bezug auf die Durchflussmenge verstellbaren Tropfhahns in einem Umlaufrohr
                                 										diesen Zweck verfolgt. Der gleiche Zweck der steten Bewegung des Wassers
                                 										innerhalb der Leitung wird auch durch ein neueres Verfahren (D. R. P. Nr.
                                 										90818) verfolgt. Es besteht darin, dass unter Benutzung einer Einrichtung, die
                                 										im Wesentlichen in einem am tiefsten Punkt der Leitung anzubringenden
                                 										Pressluftgefäss besteht, durch die Leitung in Zwischenräumen, jedoch in
                                 										schneller Folge hinter einander, Pressluftblasen durch die zu schützende Leitung
                                 										getrieben werden. Das über dem Pressluftbehälter stehende Wasser selbst liefert
                                 										durch seine Drucksäule das Mittel, um die Luft in dem Behälter zu
                                 										comprimiren.
                              
                           
                              
                                 Einfrieren von
                                    										Behältern.
                                 
                              In sehr unangenehmer Weise macht sich das Einfrieren auch bei Wasserbehältern
                                 										bemerkbar, die ja, wie es in der Natur der Sache liegt, oft auf dem Boden und
                                 										damit in Räumen angeordnet sind, die der Kälte leicht zugänglich sind. Es wird
                                 										bei derartigen Behältern stets angestrebt werden müssen, dem Einfrieren durch
                                 										Beheizung der Räume, in denen sich der Behälter befindet, entgegenzutreten. Es
                                 										dürfte dies auch das naturgemässeste und empfehlenswertheste sein.
                              Die schädlichen Folgen eines etwaigen Einfrierens machen sich bei den meist
                                 										offenen Behältern in ganz anderer Weise fühlbar, als bei den geschlossenen
                                 										Wasserleitungen. Während nämlich die Leitungen in Folge der Volumenvermehrung
                                 										des gefrierenden Wassers meistens platzen oder mindestens so starke
                                 										Ausbauchungen erleiden, dass sie später bei einem an und für sich recht
                                 										geringfügigen Wasserstoss in der Leitung brechen, äussert sich das Einfrieren
                                 										bei den Wasserbehältern weniger in der Zerstörung der Behälter selbst, als in
                                 										dem, namentlich z.B. bei Feuersgefahr sich in der unangenehmsten Weise fühlbar
                                 										machenden Umstände, dass die auf dem Wasser sich bildende Eisschicht bei
                                 										genügender Stärke und Widerstandsfähigkeit in Folge Abschlusses der Luft ein
                                 										Abfliessen des Wassers aus dem Behälter vollständig verhindert. Diesem
                                 										Uebelstande soll nach dem D. R. P. Nr. 85916 (Davis,
                                    											Moll und Lebret in New York) dadurch vorgebeugt werden, dass ein am
                                 										Boden des Wasserbehälters einmündendes Rohr die Einwirkung des äusseren
                                 										Luftdruckes auf die unter der festen Eisschicht befindliche Wassermenge dadurch
                                 										ermöglicht, dass es an seinem oberen Ende, das mit dem Niveau des Wassers gleich
                                 										liegt, mit einer nichtgefrierenden Flüssigkeit angefüllt ist.
                              
                           
                              
                                 Entleeren der
                                    										Rohrleitungen.
                                 
                              Das unter allen Umständen sicherste Mittel zur Verhinderung des Einfrierens ist
                                 										das Entleeren des Rohrstranges nach jedesmaligem Gebrauch. Es darf aber nicht
                                 										unerwähnt bleiben, dass ein derartiges Entleeren der ganzen Hauswasserleitung
                                 										nach jedesmaligem Gebrauch naturgemäss mannigfache Uebelstande im Gefolge hat.
                                 										Es führt nämlich entweder, wenn das zu entleerende Wasser jedesmal in die
                                 										Abfalleitung abfliesst, d.h. also verloren geht, mit Sicherheit zur
                                 										Wasservergeudung; wird aber das Wasser nicht in die Abfalleitung abgeführt,
                                 										sondern in einen etwa am tiefsten Punkt der Leitung vorgesehenen Behälter, aus
                                 										dem es bei nächstem Gebrauch durch einen Ejector wieder angesaugt und
                                 										hochgeführt wird, so wird das Wasser durch dies öftere Hochleiten, Herabfallen
                                 										in das Sammelgefäss und Wiederhochleiten in seiner Qualität sicherlich nicht
                                 										verbessert.
                              
                              Das Entleeren der Wasserleitung kann entweder von Hand bewirkt werden oder,
                                 										was entschieden vorzuziehen ist, durch selbsthätige Apparate, die entweder, wie
                                 										schon angedeutet, nach jedesmaligem Gebrauch in Wirkung treten, oder nur dann,
                                 										wenn an dem, dem Einfrieren zuerst ausgesetzten Punkt der Leitung durch
                                 										Unterschreitung der Gefriertemperatur die Gefahr des Einfrierens entsteht. Eine
                                 										der Vorrichtungen, die von Hand bethätigt werden, ist Gegenstand des D. R. P.
                                 										Nr. 83319 (Drechsler in Braunschweig). Nach dieser
                                 										Erfindung kann die Bethätigung des Haupthahns und des Entleerungshahns von jedem
                                 										Stockwerk aus derart erfolgen, dass das Oeffnen des Haupthahns den Schluss des
                                 										Entleerungshahns und umgekehrt, das Oeffnen des Entleerungshahns, d.h. die
                                 										Entleerung der Leitung den Schluss des Haupthahns der Wasserleitung zwangläufig
                                 										im Gefolge hat.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 78
                                 Entleeren der Rohrleitungen nach Prasser.
                                 
                              Die Vorrichtung nach D. R. P. Nr. 78502 (Prasser in
                                 										Waldsee), Fig. 4 und
                                 											5, besteht
                                 										darin, dass am unteren Theil der Leitung ein Entleerungsstutzen angebracht ist,
                                 										dessen als Klappen ausgebildete Ventile A und B derart mit einander verbunden sind, dass beim
                                 										Oeffnen des Auslasshahns K die Entleerungsklappe
                                 											B sich unter dem Einfluss des Gewichtshebels
                                 											H durch Nachlassen der Schnur b schliesst, während die Klappe A geöffnet, also der Zufluss des Wassers zum
                                 										Auslaufhahn K gesichert ist. Der Schluss des
                                 										Auslaufhahns K hat durch Anziehen eines
                                 										Schnurtriebes a b das Anheben des Gewichtshebels
                                 											H im Gefolge, wobei sich unter der Wirkung des
                                 										Druckwassers die Wasserzuleitungsklappe A schliesst
                                 										und damit zwangläufig die Entleerungsklappe B sich
                                 										öffnet. Am höchsten Punkte der Leitung befindet sich ein selbsthätig wirkendes
                                 										Lufteinlassventil G. Der Schnurtrieb ist so
                                 										angeordnet, dass ein Oeffnen eines Auslaufhahns nicht etwa das Oeffnen eines
                                 										anderen Auslaufhahns im Gefolge hat, sondern dass der Schnurtrieb nur auf den
                                 										Gewichtshebel H und damit auf die Ventilklappe A und B einwirkt.
                              Eine jener oben bereits angedeuteten Vorrichtungen, bei denen das entleerte
                                 										Wasser wieder angesaugt wird, ist die Vorrichtung nach D. R. P. Nr. 71397 (Prött in Rheydt), vgl. Fig. 6 und 7. Das von der
                                 										Strassenleitung kommende Rohr A ist durch
                                 										Einschaltung eines Ventils B mit der
                                 										Schutzvorrichtung, an welche sich die Hausleitung anschliesst, verbunden. Eine
                                 										Düse C mündet in das Rohr D und wirkt hier injectorartig saugend auf das unmittelbar darunter
                                 										befindliche Luft-Kugelventil E. Das von A nach D überströmende
                                 										Wasser saugt also stets eine gewisse Menge Luft durch E mit an, welche durch D sammt dem Wasser
                                 										in den Windkessel F einströmt, während ein
                                 										Rückfluss von Wasser durch E ausgeschlossen ist. Im
                                 										Windkessel, in dem sich die Luft oben ansammelt, herrscht derselbe Druck wie in
                                 										der Strassenleitung; der Windkessel wirkt regulirend auf den Wasserstrom und
                                 										verhindert Stösse. Vom Boden desselben geht das Steigrohr G ab in die oberen Stockwerke des Gebäudes und
                                 										führt das Wasser nach oben. Vom Kopfe, d. i. vom Luftraum im Windkessel, geht
                                 										ein Rohr H nach den oberen Stockwerken. Beide
                                 										Rohrleitungen H und G
                                 										werden an der oberen Stelle mit einander verbunden, zweckmässig unter
                                 										Einschaltung eines Absperrventils J. Bei geöffnetem
                                 										Ventil J und ohne Ausfluss im Steigrohr G wird sich das Wasser im Windkessel und im Rohr
                                 											G gleich hoch stellen, wobei im ganzen
                                 										Rohrstrang die gleiche Pressung herrscht, wie im Windkessel F. In den verschiedenen Stockwerken sind
                                 										Abzweigungen mit Ausflusshähnen K im Rohr G angebracht. Sobald ein solcher Hahn geöffnet,
                                 										wodurch gleichzeitig die Verbindung mit dem Luftrohr H abgeschlossen wird (Fig. 7), steigt das
                                 										Wasser im Rohr G und fliesst am Ventil aus. Damit
                                 										nun aber auch in den verschiedenen Stockwerken Wasser entnommen werden kann, hat
                                 										das Ventil folgende eigenartige Einrichtung:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 78
                                 Entleeren der Rohrleitungen nach Prött.
                                 
                              Das Rohr G mündet durch einen rechtwinklig
                                 										abgebogenen Arm G1
                                 										in das Ventilgehäuse bei L; darüber ist ein innerer
                                 										Ringsitz M und über diesem das Auslaufrohr N (Fig. 7). Ungefähr in
                                 										gleicher Entfernung über dem Auslaufrohr, wie dieses über dem Arm G1 steht, zweigt
                                 										vom Ventilgehäuse der Arm G2 ab, welcher wieder an den aufsteigenden
                                 										Rohrstrang G3 sich
                                 										anschliesst. Zwischen G1 und G2
                                 										kann im glatt ausgebohrten Ventilgehäuse L ein
                                 										Kolben S mittels der durch eine Stopfbüchse P nach aussen führenden Spindel auf und ab bewegt
                                 										werden. Der Kolben S ist von einem Rohr R durchbohrt, während ein um das Rohr R fassendes Kopfstück, welches dem Rohrdurchgang
                                 										seitliche Abzweigung gibt, den Kolben S mit der
                                 										Spindel verbindet. Wenn nun der Kolben niedergeschraubt ist (Fig. 6), schliesst er
                                 										den Ausfluss nach K ab, das Wasser kann aber durch
                                 										die Bohrung R nach oben hindurchfliessen, für den
                                 										Fall, dass ein
                                 										oberes Ausflussrohr geöffnet sein sollte. Sind dagegen sämmtliche oberen
                                 										Ausflussröhren ebenfalls geschlossen, so ist durch das Rohr E durch jedes Ventil hindurch die Verbindung
                                 										zwischen dem Luftrohr H und dem Steigrohr
                                 										hergestellt, so dass das Wasser in letzterem gleiches Niveau wie im Windkessel
                                 										hat. Während ein höher oder tiefer liegendes Ventil geöffnet ist, sperrt der
                                 										Kolben S den Auslauf N
                                 										ab.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 79
                                 Fig. 8.Entleeren der Rohrleitungen nach Roesky.
                                 
                              Von den zahlreichen Einrichtungen, die bei Unterschreitung der Gefriertemperatur
                                 										in Wirkung treten, seien folgende erwähnt. Nach der Einrichtung gemäss D. R. P.
                                 										Nr. 71521 (Roesky in Frankfurt) sind in einer
                                 										Kapsel, durch Membran getrennt, eine gefrierende Flüssigkeit (Wasser W) und eine nicht gefrierende, z.B. Erdöl P, angeordnet, so dass, wenn das Wasser gefriert
                                 										und in Folge der Volumenvermehrung des gefrierenden Wassers die Membran gehoben
                                 										wird, das Erdöl nach oben getrieben wird. Hierdurch wird ein verhältnissmässig
                                 										enges Rohr 2, welches aus biegsamem Material so
                                 										geformt ist, dass es sich durch eine Volumenvergrösserung seines Inhaltes in
                                 										seiner Längsachse ausdehnt, den Hebel 11 12 so
                                 										bewegen (Fig. 8), dass durch eine Zugstange 13 eine Sperrvorrichtung 14 ausgelöst wird. Dadurch wird ein Gewicht 21 ausgelöst, welches den Haupthahn 17
                                 										der Wasserleitung schliesst und zugleich das Entleerungsventil 19 öffnet. Die ganze Vorrichtung wird an dem dem
                                 										Einfrieren am meisten ausgesetzten Theil der Leitung eingeschaltet.
                              Mit geringfügiger Abänderung kann die Vorrichtung auch so eingerichtet werden,
                                 										dass durch die Längenausdehnungen des Rohres 2 ein
                                 										elektrischer Stromkreis geschlossen, hierdurch das Gewicht 21 ausgelöst wird und somit der Abschluss und die
                                 										Entleerung der Leitung erfolgt.
                              Ebenfalls auf elektrischem Wege wird der Abschluss und die Entleerung der
                                 										Wasserleitung bei Eintritt von Frostwetter nach dem D. R. P. Nr. 87540 (P. Meyer in Köln) bewirkt. Bei dieser Vorrichtung wird
                                 										ein Contactthermometer angewendet, das bei Eintritt der Gefriertemperatur einen
                                 										Stromkreis schliesst, wodurch die Leitung entleert wird. Der bei dieser
                                 										Einrichtung benutzte Hahn (Fig. 9) besteht aus einem mit zwei seitlichen Stutzen a1
                                 										a2 ausgerüsteten
                                 										Gehäuse a, welches unten durch einen Deckel b und oben durch eine Stopfbüchse b1 abgeschlossen
                                 										ist. In dem Gehäuse a kann sich ein Kolben c auf und ab bewegen, welcher mit einer seitlichen
                                 										Eindrehung c1
                                 										versehen und an einer Stange d befestigt ist, die
                                 										von einem Daumen e1
                                 										in der gezeichneten Stellung gehalten wird. Der Kolben c besitzt auf seinem Mantel mehrere Dichtungsringe i i1 und auf seiner
                                 										unteren Fläche eine Gummischeibe i2, um einen Stoss beim Niedergang des Kolbens zu
                                 										verhüten bezieh. abzuschwächen. Der Kolben c ist
                                 										noch mit einem Ansatz ausgerüstet, welcher durch den Deckel b hindurchragt und hier eine Scheibe c2 trägt. Kolben
                                 										und Ansatz sind mit einer centralen, senkrechten Bohrung o versehen, welche nach dem oberen Ende des Kolbens seitlich
                                 										ausmündet. Das Gehäuse a hat zwei Kanäle g g1, welche von
                                 										dem Zuführungs- bezieh. Abführungsstutzen a1 bezieh. a2 ausgehen und nach dem oberen Ende des
                                 										cylindrischen Gehäusetheiles führen. In den Kanal g1 ist ein Küken g2 eingesetzt,
                                 										durch welches der Kanal geöffnet und geschlossen werden kann. Das Gehäuse a wird mittels eines Zwischenstückes f an einer Platte p
                                 										befestigt. Letztere trägt die Auslöse Vorrichtung, welche aus einem
                                 										Elektromagneten m und einem Zahnsegment e2 besteht, wobei
                                 										zum Zwecke der Ankerentlastung zwischen diesen noch mehrere Zwischenglieder
                                 										eingeschaltet sind. Der Anker des Magneten m ist
                                 										als doppelarmiger Hebel ausgebildet, dessen Arm h1 eine Nase h2 besitzt, die in eine Sperrklinke
                                 											l eingreift. Letztere sitzt auf einem Zahnrad
                                 											r1, welches mit
                                 										dem Rade r in Eingriff steht; dieses überträgt
                                 										seine Bewegung mittels des mit ihm auf einer Achse sitzenden Rades r2 auf das
                                 										Zahnsegment e2.
                              Das bei dieser Einrichtung benutzte, in Fig. 10
                                 										veranschaulichte Thermometer besteht aus einem ∪-förmigen Capillarrohr n, dessen Enden n0
                                 										n1 erweitert und
                                 										mit Deckeln n2
                                 										n3 ausgerüstet
                                 										sind.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 79
                                 Entleeren der Rohrleitungen nach Meyer.
                                 
                              Das Capillarrohr n ist mit Quecksilber gefüllt,
                                 										während über den Quecksilbersäulen eine nicht leitende, von der Temperatur
                                 										leicht beeinflusste Flüssigkeit sich befindet, so zwar, dass der Raum n0 nur theilweise,
                                 										der Raum n1 ganz
                                 										mit dieser Flüssigkeit gefüllt ist. Während der Deckel n3 mittels einer Stange s eine den beiden neben der ∪-förmigen Röhre
                                 										angebrachten Eintheilungen entsprechende Scala s1 trägt, ist in dem Deckel n2 ein mit Zeiger
                                 										versehener Stift t verstellbar, der unten eine in
                                 											n0 und das
                                 										Capillarrohr hineinreichende Platinspitze t1 trägt. In das Capillarrohr n ist ferner noch die Platinspitze t2
                                 										eingeschmolzen.
                              Die Wirkungsweise der Vorrichtung ist folgende: Das Contactthermometer und der
                                 										Hahn mit seiner Sperrvorrichtung werden in den Stromkreis einer elektrischen
                                 										Batterie eingeschlossen und das Contactthermometer so eingestellt, dass das
                                 										Quecksilber bei dem als Gefrierpunkt festgesetzten Grad den Contactstift
                                 										erreicht. Es sei hierbei kurz erwähnt, dass die Gefriertemperatur einer
                                 										derartigen Leitung, deren Leitungswasser auch im Winter mindestens eine
                                 										Eigentemperatur von 6 bis 7° C. hat und die in den seltensten Fällen ganz im
                                 										Freien liegt, naturgemäss nicht mit dem Nullpunkt der Aussentemperatur
                                 										zusammenfällt, sondern dass die kritische Temperatur erst erreicht wird, wenn
                                 										die Temperatur in dem Raum, in dem sich die Leitung und das Contactthermometer
                                 										befinden, etwa 3 bis 4° C. unterschreitet.
                              Der Kolben in dem Gehäuse a befindet sich in der in
                                 											Fig. 9
                                 										gezeichneten Stellung. Das bei a1 eintretende Wasser kann durch die Eindrehung
                                 											c1 im Kolben
                                 											c nach a2 und damit in die Haus Wasserleitung gelangen.
                                 										Der Hahn g2 ist
                                 										geschlossen und es wird der Kolben c durch die in
                                 										einen Schlitz der Kolbenstange d eingreifende Nase
                                 											e1 in seiner
                                 										Stellung gehalten. Bei dieser Stellung des Kolbens ist der Stromkreis nicht
                                 										geschlossen. Tritt die kritische Temperatur ein, so schliesst das
                                 										Contactthermometer den Stromkreis, darauf zieht der Elektromagnet m den Anker h an,
                                 										wodurch die Nase h1
                                 										den Sperrarm l freigibt, so dass sich das Räderwerk
                                 											r r1
                                 										r2 frei drehen
                                 										kann. In Folge des durch den Kanal g über den
                                 										Kolben c gelangenden Wassers wird nunmehr der
                                 										Kolben, dessen Sperrung bei h2 aufgehoben ist, durch den Wasserdruck
                                 										niedergedrückt. Durch den Niedergang des Kolbens wird die Durchströmöffnung der
                                 										Stutzen a1
                                 										a2 durch die
                                 										Dichtung i abgeschlossen und somit ein weiterer
                                 										Zutritt von Wasser zur Hauswasserleitung verhindert. Gleichzeitig mit dem
                                 										Niedergang des Kolbens tritt die Winkelbohrung o
                                 										des Kolbens c durch die Aussparung o1 im Hahngehäuse
                                 										mit der Leitung a2
                                 										in Verbindung, so dass das in der Hauswasserleitung befindliche Wasser durch o abfliessen kann. Um den Kolben in die
                                 										gebrauchsfähige Stellung zurückzubringen, wird nach Schluss des Haupthahns der
                                 										Wasserleitung und nach Oeffnen des Hahns g2 der Kolben c
                                 										durch Druck auf die Scheibe c2 nach oben gedrückt. Hierbei springt die Nase
                                 											e1 wieder in
                                 										den Schlitz der Kolbenstange d und hält den Kolben
                                 											c hoch. Der Hahn g2 wird nun geschlossen und die
                                 										Leitung wieder in Betrieb gesetzt. Die Entleerung des Rohrstranges a2 wird durch ein
                                 										am höchsten Punkt der Leitung angebrachtes selbsthätiges Luftventil
                                 										ermöglicht.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)