| Titel: | Die Theorie des Krempelns. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 132 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Theorie des Krempelns.
                        Von Professor Alfred
                                 									Haussner in Brünn.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 105 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Theorie des Krempelns.
                        
                     
                        
                           6) Anwendung auf die wichtigsten Theile der
                              									Krempelmaschinen.
                           Hier, in dieser Abhandlung, welche sich vorwiegend mit theoretischen Erwägungen
                              									befasst und nur deren Anwendbarkeit auf praktisch vorkommende Fälle darthun soll,
                              									ist nicht der Ort, etwa auf die Detailconstruction der Krempelmaschinen oder kurzweg
                              									Krempeln einzugehen. Vielmehr soll deren allgemeine Construction als bekannt
                              									vorausgesetzt and nur gezeigt werden, wie, den vorstehend gegebenen Entwickelungen
                              									entsprechend, diese Abmessungen empfehlenswerth zu wählen sind, mit Rücksicht auf
                              									das richtige Zusammenarbeiten der einzelnen Haupttheile, welche aus der
                              									schematischen Fig. 22 zu erkennen sind. Dieselbe
                              									enthält Theile von Walzen und Deckelkrempeln gleichzeitig, um in einer Figur die
                              									gegenseitige Lage der bei den Krempelmaschinen vorkommenden wichtigsten Theile zu
                              									vereinigen. Wir bemerken bei AB die Muldenzuführung,
                              										C1C2 Vorreisserwalzen,
                              										E1F1 und E2
                              									F2 Paare von Arbeitern
                              									und Wendern zusammenarbeitend mit dem Tambour D, gegen
                              									welchen sich auch ein Stück Krempelbelag am Deckel G
                              									legt. H ist ein sogen. Volant, J die Abnehmwalze, K der Hacker, L endlich ein Putzvolant.
                           Gehen wir nun vorerst auf die Bedingungen für die Vertheilung
                                 										der Wolle auf den Tambour über. Es liefert die Zuführung AB die Wolle mit der Geschwindigkeit vz, während der
                              									Tambour die Umfangsgeschwindigkeit vz haben soll. Wiegt 1 qm der zugeführten
                              									Wolle g Gramm, so wiegt die in 1 Secunde zugeführte
                              									Wolle, wenn die Breite der Zuführung B ist, vz . B . g Gramm, wenn vz und B in
                              									Metern ausgedrückt werden. Eine Faser wiegt aber im Mittel:
                              										l\,.\,\frac{\pi\,\delta^2}{4}\,.\,s, wenn im Mittel: l die Faserlänge, δ der
                              									Durchmesser, s das specifische Gewicht bedeutet. Weil
                              									nun aber N_f\,.\,\frac{\pi\,\delta^2}{4}\,.\,s=1\mbox{ g}, wenn
                              										Nf die
                              									metrische Feinheitsnummer des Garns ist, so zeigt sich auch das Gewicht einer Faser:
                              										\frac{l}{N_f}, wobei l und Nf in Metern
                              									gemessen gedacht sind. So lange aber nur das Verhältniss dieser beiden Grössen in
                              									Frage kommt, ist offenbar die Wahl der Längeneinheit ganz gleichgültig. Die Zahl z der Fasern, welche in der vorgelegten Wollmasse
                              									enthalten ist (den Abfall, welcher beim Auflösen der Wolle abgeht, gleich anfänglich
                              									entfernt gedacht), ergibt sich:
                           
                              z=v_z\,.\,B\,.\,g\,:\,\frac{l}{N_f}=v_z\,.\,B\,.\,g\,.\,\frac{N_f}{l}
                              
                           In derselben Zeiteinheit, wo diese Wollfasern zugeliefert werden, macht der
                              									Tambourumfang den Weg vt, er beschreibt also, wenn (wohl genau
                              									genug) auch seine Breite zu B angenommen wird, die
                              									Fläche: vt .
                              										B. Nehmen wir an, dass pro qm H* Häkchen vorhanden sind, welche Wolle gefasst haben,
                              									so ist die Zahl dieser Häkchen in der Fläche vt . B gleich:
                              										vt . B. H*. Wenn wir nun wollen, dass im Durchschnitt jedes
                              									Häkchen nur m Fasern fasse, so befinden sich an den
                              									erwähnten Häkchen: m . vt . B . H* Fasern. Wenn nun gleichmässig Material zu- und
                              									abgeliefert werden soll, so muss die in der Zeiteinheit auf den Tambour gebrachte
                              									Zahl von Fasern gleich jener der zugelieferten sein, d.h. es muss:
                           m\,.\,v_t\,.\,B\,.\,H^*=v_z\,.\,B\,.\,g\,.\,\frac{N_f}{l},
                           also:
                           H^*=\frac{v_z\,.\,g\,.\,N_f}{v_t\,.\,m\,.\,l} .
                              									. . . . 20)
                           womit die Zahl jener Häkchen auf dem Quadratmeter, allgemein
                              									auf der Flächeneinheit des Tambours, aber noch nicht die Nummer seines Beschlages
                              									gerechnet worden ist. Will man auch die metrische Nummer Nz der aufgegebenen Wollwatte in
                              									die Rechnung bringen, so hat man:
                           Nzm . B .
                                 										a' . s' = 1 Gramm,
                           wenn Nz in Metern ausgedrückt wird, s' das specifische Gewicht, a' die mittlere Dicke der Watte ist. Weil aber auch:
                           1 qm . a' . s' = g Gramm
                           nach früher, so folgt:
                           N_z\,.\,B=\frac{1}{g}, oder
                              										g=\frac{1}{N_z\,.\,B}
                           Dies in 20 eingesetzt, ergibt:
                           H^*=\frac{v_z\,.\,N_f}{v_t\,.\,N_z\,.\,m\,.\,l\,.\,B} . . .
                              									. . 21)
                           Die Häkchenzahl nach 21 wäre zweifellos die richtige, wenn man eben eine diesem
                              									Belege entsprechende mathematisch genaue Zufuhr voraussetzen könnte. Dies ist aber
                              									einfach niemals der Fall und deshalb würden uns zwischen den gemäss 21 gesetzten
                              									Häkchen ABCD (Fig. 23)
                              									viele Fasern entwischen, nicht gekratzt werden, weil sie zufällig nicht in den
                              									eigentlich willkürlich angenommenen Richtungen AB, BC .
                              									. . . in denjenigen Geraden liegen, welche parallel zur Bewegungsrichtung durch die
                              									Häkchenspitzen gelegt gedacht werden können. Dass diese Befürchtung thatsächlich
                              									berechtigt und deshalb die Berechnungsweise nach 21 für Vorreisser oder bei Krempelwölfen, wo es
                              									nicht auf thatsächliche, vollständige Auflösung der Wollbüschel in die Einzelfasern
                              									ankommt, aber nicht bei eigentlichen Kratzentrommeln angebracht ist, zeigt ein
                              									Beispiel.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 132
                              Fig. 22.
                              
                           Bei einer Platt'schen Baumwollkrempel ist etwa: vz = 0,165 :
                              									60; vt = 509 :
                              									60; Nf = 5000;
                              										Nz
                              									= 0,0026; l = 0,024; B = 0,965 und ist m mit 4
                              									gewählt, so zeigt sich: H* = 7000, d.h. etwa 7000 Häkchen auf 1
                              									qm, oder erst auf etwa 4 qc drei Häkchen,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 133
                              Fig. 23.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 133
                              Fig. 24.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 133
                              Fig. 25.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 133
                              Fig. 26.
                              
                           Weil nun aber die Wolle nach der ganzen Krempelbreite zugeführt wird, ist es danach
                              									ausgeschlossen, dass ordnungsmässig die Wolle in die Einzelfasern aufgelöst werde.
                              									Wir müssen (Fig. 23) zwischen die nach 21 zu
                              									erhaltenden Häkchen A bis D noch eine bedeutende Zahl anderer Häkchen einschalten, wie es durch
                              									Punkte angedeutet worden ist, um zu verhindern, wenigstens nach Möglichkeit und mit
                              									Berücksichtigung des Spinnmaterials, dass Fasern unbearbeitet durchgehen. Dies kann
                              									aber nur so geschehen, dass wir die Häkchen, nach anderen Principien wie weiter oben
                              									vorgehend, so enge setzen, dass eine grosse Wahrscheinlichkeit für das Festhalten
                              									der Wollfasern vorhanden ist. Absolut gewiss geht es deshalb nicht, weil wir den
                              									Abstand zweier Nachbarhäkchen sonst auf die äusserst geringe Entfernung gleich der
                              									Faserdicke bringen müssten.
                           Noch etwas anderes, mit dem Krempelprocess innig Zusammenhängendes spricht dafür, die
                              									Entfernung der Mantelflächen zweier thatsächlich anzubringender und unmittelbar
                              									benachbarter Häkchen AB (Fig.
                                 										24) grösser als der Faserstärke entsprechend anzunehmen. Wir wollen ja
                              									erst die büschelweise Anordnung der Fasern aufheben und es sollen im äussersten
                              									Falle vier Fasern (vgl. Fig. 3 und Text S. 59) an
                              									einem Häkchen hängen bleiben, also zwei, höchstens drei Fasern auf einer Seite des
                              									Häkchens. Diese Fasern werden aber ausgestrichen von Häkchen des mit dem
                              									erstbetrachteten Beleg, zu dem A und B gehören, zusammenarbeitenden Beleges, bezieh. sollen
                              									die Häkchen des zweiten Beleges sich einlegen zwischen die am ersten Belege
                              									hängenden Fasern, d.h. es sind die einzelnen Fasern durch Zwischenräume ungefähr
                              									gleich dem Durchmesser der Häkchen getrennt anzunehmen, wie es in Fig. 24 für die Fasern F1 bis F4 angedeutet worden ist, wobei die Kreise zwischen
                              										A und B natürlich
                              									keineswegs als dort befindliche Häkchen anzusehen sind. Selbst wenn dies nicht
                              									stattfindet, ist der Schluss, was die Entfernung der Fasern betrifft, auch deshalb
                              									als der Wirklichkeit wahrscheinlich nahekommend anzusehen, weil ja die Fasern hier
                              									schon nicht mehr scharf an einander gepresst, vielmehr schon gelockert sind, so dass
                              									ihre natürliche Steifigkeit, Kräuselung u. dgl. einen gewissen, wenn auch sehr
                              									kleinen Abstand der Fasern zur Folge hat.
                           Mit Rücksicht auf diese Betrachtung ergibt sich die Theilung t (Fig. 24), d.h. der
                              									Abstand zweier Häkchen:
                           t = 4 d +
                              									4 δ,
                           wenn d die Drahtstärke, δ die mittlere Faserstärke bedeutet. Wenn wir noch
                              									bedenken, dass diese Formel doch nur als näherungsweise richtig zu betrachten ist
                              									und Anhaltspunkte geben soll, dass weiter auch eine so regelmässige Vertheilung der
                              									Fasern (wie es in Fig. 24 angedeutet worden ist) an
                              									die, die Fasern ausstreichenden Häkchen kaum jederzeit erfolgt, so dürfte die
                              									Abrundung der vorgegebenen Formel auf
                           t = 4 : d
                              									. . . . . 22)
                           meist sich empfehlen, wobei man es dann auch in der Hand hat,
                              									kleinere Abänderungen vorzunehmen, um sich den gangbaren Beschlagsnummern
                              									anzupassen. Rechnen wir aus 22 die Anzahl H der
                              									Häkchen, welche auf 1 qc kommen, so folgt, wenn t und
                              										d in Millimetern ausgedrückt werden, die Zahl der
                              									Häkchen auf 1 cm Länge:
                              										\frac{10}{t}=\frac{10}{4\,d}=\frac{2,5}{d}, somit auf 1 qc,
                              									gemäss Fig. 23:
                           H=\left(\frac{2,5}{d}\right)^2=\frac{6,25}{d^2}
                              									. . . . . 23)
                           Dies stimmt aber ganz wohl mit der Praxis. Für die englische Beschlagsnummer 50, bei
                              									der der Draht eine Dicke von 0,41 mm besitzt, ist d2
                              									= 0,1681 und H=\frac{6,25}{0,1681}
                              									etwa 38 Häkchen, in Wirklichkeit 19 Doppelhäkchen, also vollständige
                              									Uebereinstimmung. Bei englischer Beschlagsnummer 130 haben wir d = 0,24, also: d2 = 0,0576, somit:
                              										H=\frac{6,25}{0,0576}=108, in Wirklichkeit 51 Doppelhäkchen,
                              									was auch erklärlich ist, weil bei feinerem Beschlag die oben vorgenommene
                              									Vernachlässigung von 4 δ merklicher wird.
                           Nochmals sei hervorgehoben, dass ja jedenfalls 23 nur einen Anhaltspunkt bietet, der
                              									eine gewisse Begründung, welche aus dem Wesen der Krempelarbeit folgt, für sich hat,
                              									man aber durch Nebenerwägungen ganz wohl zu Abänderungen, z.B. zu weiterer Theilung,
                              									wie z.B. bei den englischen „Crown“-Nummern, kommen kann.
                           Bei der Natur des der Krempel im Anfange dargebotenen Materials, des Wickels, ist es
                              									ganz unvermeidlich, dass nach der ganzen Dicke der eingeführten Watte ziemlich
                              									massige Klumpen mitgerissen werden und trotz der theoretisch unzweifelhaft richtigen
                              										„mittleren“ Vertheilung der Fasern zeitweise eine unverhältnissmässig
                              									grosse Fasermenge sich an ein Häkchen festsetzt und
                              									dieses dann später belastet. Dies erklärt einerseits den früher so häufigen Bruch
                              									von Krempelhäkchen, andererseits die Einführung des
                                 										Vorreissers, wodurch noch überdies ein allmähliches Uebergehen des
                              									nothwendiger Weise langsam eingeführten Fasermaterials in die zur Erhöhung der
                              									Leistungsfähigkeit sehr rasche Drehbewegung des Tambours erreicht wird.
                           Wie im Dobson'schen Buche so schön durch Photographien
                              									nach der Natur dargethan wird, kämmt schon der Vorreisser c1 das Material merklich aus, und bietet
                              									es deshalb dem Tambour dann um so eher schon ziemlich aufgelöst dar, wenn auch noch
                              									durch eine Walze c2
                              									zwischen C1
                              									C2 Kratzwirkung
                              									stattfindet, wodurch die Art der Häkchenneigung für diese beiden Walzen nach dem
                              									Vorausgegangenen gegeben ist. Auf die bezüglichen Winkel soll mit Bezug auf
                              									Durchmesser der Walzen und die sonstigen maassgebenden Factoren später eingegangen werden.
                              									Aber die Stärke der Vorreisserzähne möge hier
                              									einigermaassen berührt werden. Nehmen wir an, die Zähne werden beim Vorreisser jener
                              									mittleren Vertheilung der Wolle entsprechend gesetzt, welche uns zu Formel 21
                              									geführt hat. Es ist dann ganz gut denkbar, dass bei der noch unaufgelösten und doch
                              									noch auch ziemlich ungleichmässig vertheilten Wolle den um A in Fig. 25 gruppirten Nachbarhäkchen die
                              									Wolle entwischt, dass sie gerade nicht mehr, oder noch nicht von den Reihen BC, CD, DE und EB
                              									ergriffen wird und in Folge dessen bei A in einem
                              									grösseren Klumpen hängen bleibt. Daraus ergibt sich, dass dann, wenn wir auf der
                              									mittleren Vertheilung von vier Fasern für den Zahn festhalten, auf Zahn A auch 4 × 9 = 36 Fasern hängen bleiben können, wobei
                              									die Wolle noch gar nicht so arg ungleichmässig vertheilt zu sein braucht, wie die
                              									Betrachtung darthut, welche uns zur Zahl 36 geführt hat. Nehmen wir nun nur noch an,
                              									dass local eine Anhäufung von Fasern stattfinde, welche etwa die doppelte Dichte der
                              									Faserlagerung bewirkt, gegenüber dem Mittelwerthe, und dass wegen der stossweisen
                              									Beanspruchung, die hier auch vorauszusehen ist, der doppelte Kraftwerth gegen jenen
                              									bei ruhiger Belastung anzunehmen ist, so folgt aus Gleichung 10 für den Vorreisser,
                              									indem statt \sqrt[3]{8\,P}=2\,\sqrt[3]{P} der Werth
                              										\sqrt[3]{144\,P}=2\,\sqrt[3]{18\,P} gesetzt wird:
                           d=2\,\sqrt[3]{10\,a\,.\,\frac{18\,P}{\frakfamily{S}}} . . .
                              									. . 24)
                           worin für den äussersten Fall P
                              									wieder die Zugfestigkeit der Faser bedeutet. Nehmen wir einen besonderen Fall, wo
                              										P = 0,003 k, a = 10
                              									mm, \frakfamily{S} = 30 k, um die in Folge grösserer
                              									Ungleichmässigkeiten noch immer mögliche stärkere Beanspruchung eines aus Stahl
                              									erzeugten einzelnen Zahnes ohne Bruch zu ermöglichen, so wird:
                           d=2\,\sqrt[3]{10\,.\,10\,.\,\frac{18\,\times\,0,003}{30}}=1,2\mbox{
                                 										mm},
                           was den wirklich vorkommenden Werthen ganz entspricht. Was die
                              									Zahl der Zähne nach 21 für eine mittlere Belastung von vier Fasern für den Zahn
                              									betrifft; so finden wir, mit Bezug auf ein bereits weiter oben gebrauchtes Beispiel
                              									für eine Platt'sche Krempel: vz = 0,345 : 60, statt vt aber die
                              									Geschwindigkeit des Vorreisserumfanges: vv = 200 : 60; Nz
                              									= 5000; Nz
                              									= 0,0026; l = 0,024; B = 0,965; m = 4:
                           
                              H^*=\frac{0,345\,\times\,5000}{200\,\times\,0,0026\,\times\,4\,\times\,0,024\,\times\,0,965}=36000\mbox{
                                 										pro qm}
                              
                           Die Zahl der Zähne auf 1 m Länge ist dann \sqrt{H^*}=190, die
                              									Entfernung zweier Nachbarzähne also ungefähr 5,3 mm, was auch für diesen Zweck
                              									annehmbar ist.
                           Bevor die Betrachtungen über die wünschenswerthe Häkchenentfernung bei
                              									zusammenarbeitenden Krempelbelegen beschlossen werden, sei noch auf die Vertheilung der Wolle auf die Deckel- bezieh.
                                 										Arbeiterbelege aufmerksam gemacht. Nach demjenigen, was allgemein über den
                              									Kratzvorgang erörtert worden ist, sehen wir die Tendenz vorhanden, dass die Wolle je
                              									zur Hälfte in jeden der beiden zusammenarbeitenden Belege übergeht. Daher kann, wenn die Deckel bezieh. die Arbeiter sich nicht
                              									rasch genug bewegen, eine bedeutende Wollanhäufung selbst in den gangbaren, dicht
                              									gesetzten Belegen eintreten, wie sofort zu ermitteln ist, etwa zwischen Arbeitern
                              									und Tambour, woraus sinngemäss die Schlüsse für andere Anordnungen folgen.
                           Sei va die
                              									Arbeiter-, vt
                              									die Tambourumfangsgeschwindigkeit, B deren gemeinsame
                              									Breite, Ht die
                              									Anzahl der Häkchen für 1 qm für den Tambour, Ha für den Arbeiter, mt die Anzahl der Fasern im Mittel
                              									an einem Tambour-, ma an einem Arbeiterhäkchen, so ergibt sich Folgendes. In der Zeiteinheit
                              										geht vorüber an der Arbeiterumfläche va . B, die Tambourfläche: (vt – va)
                                 										B, entsprechend der relativen Geschwindigkeit
                              										(vt
                              									– va). Auf der Tambourfläche (vt
                              									– va) B finden sich aber: (vt
                              									– va) B . Ht . mt Haare, von
                              									welchen die Hälfte auf den Arbeiterbeleg in die Fläche va . B übergehen soll. Daher ist:
                           
                              \frac{1}{2}\,(v_t-v_a)\,.\,B\,.\,H_t\,.\,m_t=v_a\,.\,B\,.\,H_a\,.\,m_a
                              
                           Aus Gleichung 21 folgt aber:
                           H_t\,.\,m_t=\frac{v_z\,.\,N_f}{v_t\,.\,N_z\,.\,l\,.\,B},
                           somit wird:
                           
                              \frac{1}{2}\,(v_t-v_a)\,.\,\frac{v_z\,.\,N_f}{v_t\,.\,N_z\,.\,l\,.\,B}=v_a\,.\,H_a\,.\,m_a
                              
                           also:
                           
                              m_a=\frac{1}{2}\,\frac{(v_t-v_a)}{v_t}\,.\,\frac{v_z}{v_a}\,.\,\frac{N_f}{N_z\,.\,l\,.\,B\,.\,H_a}
                              
                           Weil nun wohl meistens \left(\frac{v_t-v_a}{v_t}\right) wegen der
                              									sehr grossen Tambourumfangsgeschwindigkeit genügend genau gleich eins, also als
                              									nicht zu berücksichtigender Factor anzusehen ist, so finden wir die Dichte der
                              									Wolle, ausgedrückt durch ma, hauptsächlich, abgesehen von den schon
                              									früher betrachteten Grössen Nf u.s.w., abhängig vom Verhältniss
                              										\frac{v_z}{v_a}. Uebrigens wird, wenn auch wegen der Grösse
                              									von vt der
                              									Unterschied nur sehr gering ist, unter sonst gleichen
                              									Umständen ma
                              									etwas grösser, also die Wolle etwas dichter angesetzt,
                              									wenn der Arbeiter (Deckel) sich entgegen dem Tambour dreht, weil dann statt
                              										\frac{v_t-v_a}{v_t}.\ .\ .\ .\ \frac{v_t+v_a}{v_t} zu setzen
                              									ist. Nehmen wir nun gangbare Werthe, etwa von jener bereits weiter oben benutzten
                              										Platt'schen Krempel, an, so ist vz= 0,165 : 60; va
                              									= 1,182 : 60; Nf = 5000; Nz = 0,0026; l =
                              									0,024; B = 0,965 und Ha
                              									= 780000, entsprechend engl. Nr. 100. Dann wird: m = 7.
                           Diese Zahl dürfte der Ansicht Recht geben, dass die derzeit gebräuchlichen
                              									Geschwindigkeiten für Arbeiter und Deckel zu klein sind.
                           Wie steht es aber bezüglich der Winkel für die Zähne bei den
                                 										kratzenden Walzen C1
                              									C2 (Fig. 22)? Wenn Walze C1 Wollfasern fasst, so werden dieselben, mit Bezug
                              									auf die Drehungsrichtung des Vorreissers C1, sich hinter der Anfasstelle auf die Krempelzähne
                              									legen. Kommen diese Fasern nun in die Nähe der Walze C2, so wird allenfalls der rückwärtige
                              									Theil dieser Fasern von den Zähnen bei C2 zurückgehalten, die Fasern werden also
                              									ausgestreckt, wie es in Fig. 26 durch die Linie AB angedeutet worden ist. Dabei bedeutet BD einen Krempelzahn derjenigen Walze, welche die Wolle
                              									herbeigebracht hat nach der Richtung des eingezeichneten Pfeils 1, AC das Häkchen derjenigen Walze, welche mit Spitze
                              										A die Wolle zurückhalten, eventuell auch in der
                              									Pfeilrichtung 2 die Wolle mitzerren will. Dabei ist der
                              									Zahn AC für jene Walze, welche die Wolle nicht
                              									herbeigebracht, sondern erst in gegenseitiger Arbeit mit der anderen Walze die Wolle
                              									zu zerfasern hat,
                              									an derjenigen Stelle gedacht, wo die beiden Walzenumfänge einander zunächst stehen,
                              									weil für diese Stelle oder doch für deren nächste Umgebung zu erwarten ist, dass die
                              									auf dem Walzenumfang von O1 vertheilte und nach Pfeil 1 in die Nähe von
                              										A gebrachte Wolle von den Zähnen, wie AC, der zweiten Walze erfasst werden wird. Ist also bei
                              										A, als Mittelstellung für das Ergreifen der Wolle
                              									von Seite der Walze O2,
                              									eine Faser vom Beleg auf O2 zurückgehalten, dann zeigt sich, ganz aus geometrischen Verhältnissen
                              									folgend, in Fig. 26 Folgendes. Im gleichschenkligen
                              									Dreieck O1AB ist:
                           cos\,(\alpha+\gama)=\frac{\overline{AB}}{2\,.\,\overline{O_1B}}=\frac{l}{D}
                              									. . . . . 24)
                           wenn \overline{AB}, obwohl es der ganzen
                              									Sachlage nach im Allgemeinen kleiner als die mittlere Faserlänge ist, näherungsweise
                              									als gleich der Faserlänge l gesetzt wird, und D der Durchmesser derjenigen Walze ist, welche die
                              									Wolle herbeigebracht hat. Weil nun Winkel a gemäss
                              									Gleichung ctg α ⋝ f
                              									bestimmt ist, l für jedes Fasermaterial auch
                              									näherungsweise als unveränderlich zu betrachten ist, so folgt, dass für einen
                              									angenommenen Walzendurchmesser D der Winkel γ keineswegs beliebig zu nehmen, sondern aus Gleichung
                              									24 mit Berücksichtigung von 7 zu rechnen ist. Soll aber andererseits ein schon
                              									vorhandener Beleg, bei welchem also Winkel γ bereits
                              									bestimmt ist, gebraucht werden, so ist nach Gleichung 24 der
                                 										Durchmesser der Walze D im Verhältniss zur Faserlänge zu bestimmen.
                           Dabei sei hervorgehoben, dass es thunlich ist, den Grad der Verwirrung der Wolle in
                              									Gleichung 24 dadurch zu berücksichtigen, dass man in 24 für l einen bestimmten Theil der Faserlänge, statt der totalen Faserlänge l einführt.
                           Nehmen wir einen besonderen Fall. Es sei: l = 24 mm; D = 248 mm, so ist näherungsweise:
                           cos\,(\alpha+\gama)=\frac{l}{D}=0,1 und: ∢ (α + γ)=84°
                           Ist nun gemäss Formel 7: ∢ α = 70°, so wird: γ = 14°.
                           Nun ist aber für die mit der eben betrachteten zusammenarbeitenden Walze wegen des
                              									Umstandes, weil das Dreieck O1AB (Fig. 26)
                              									gleichschenklig ist:
                           (α + γ) + (α' + γ') = 180° (bei Punkt
                              										A)
                           Weil nun aber: (α + γ)
                              									bereits gegeben ist, folgt: (α' + γ') = 180° – (α + γ).
                           Soll nun die Wolle in den Beleg von C2 (Fig. 22) ebenso
                              									leicht eindringen, wie in denjenigen von C1, so muss bei sonst gleichen Bedingungen: ∢ α' = ∢ α. Somit wird:
                           ∢ γ' = 180° – 2 α – γ
                           Für den eben vorher behandelten, besonderen Fall wird dann ∢ γ' = 26°, also beinahe doppelt so gross als Winkel γ. Dies scheint mir besondere Beachtung für alle jene Fälle zu verdienen,
                              									wo gründliches sicheres Auseinanderzerren und Vertheilen der Fasern in beide
                              									zusammenarbeitende Belege werthvoll ist, wie bei C1 und C2 in Fig. 22.
                           Kratzende Wirkung haben wir nun auch zwischen den Arbeitswalzen E1
                              									E2 und dem Tambour D (Fig. 22). Was die
                              									Winkelverhältnisse anbetrifft, so ist also Analoges, wie eben erörtert, zu bemerken.
                              									Nur haben wir hier wegen des grossen Durchmessers der die Wolle heranbringenden
                              									Walze, des Tambours: \frac{l}{D} sehr klein, so dass nach
                              									Gleichung ∢ cos (α + γ) = \frac{l}{D}, der Werth cos
                                 										(α + γ) wenig von Null verschieden, also ∢
                              										(α + γ) nur wenig
                              									kleiner wird als 90°. Bei der schon recht grossen Länge (für Baumwolle z.B.) von l = 24 mm wird z.B. bei D
                                 										= 1175; \frac{l}{D}=0,02128; also (α + γ) = 89°, somit für
                              										α = α' = 70°; γ = 19°
                              									und γ' = 21°. Hier wird also der Unterschied zwischen
                              									Winkel γ und γ' oder wenn
                              									von vornherein gleich geneigte Häkchen, somit ∢ γ = γ'
                              									gewählt wird, der Unterschied von α und α' gering. Immerhin aber scheint es mir nicht ganz
                              									unwesentlich und als ausreichend, einen Erklärungsgrund dafür zu geben, dass die
                              									Wolle weniger in die Arbeitswalzen wie in den Tambour übergeht.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)