| Titel: | Neuere Locomotiven. | 
| Autor: | Fr. | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 174 | 
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                        Neuere Locomotiven.
                        (Schluss des Berichtes S. 145 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Aussergewöhnliche Locomotiven.
                           Ueber schmalspurige Zahnradlocomotiven, System Abt (1892
                              										284 107), der Bosnisch-Herzegowiner Staatsbahn
                              									berichtet The Engineer vom 6. November 1896, S.
                              									466.
                           Die Maschinen sind in der Wiener Locomotivfabrik, A.-G.,
                              									erbaut; ihre Spurweite beträgt 760 mm.
                           Der Kessel jeder aus zwei unabhängig von einander arbeitenden Maschinen – einer
                              									Reibungsmaschine mit zwei aussen liegenden und einer Zahnradmaschine mit zwei innen
                              									liegenden Cylindern – bestehenden Locomotive ruht auf sechs gekuppelten
                              									Reibungsrädern und in Folge Anordnung einer Querfeder auch zum Theil auf den vier
                              									Rädern des Tenders.
                           Die schmiedeeisernen Rahmen der Zahnradmaschine liegen innerhalb des Hauptrahmens und
                              									endigen in Lagern, welche auf den Achsen des ersten und letzten gekuppelten Paares
                              									der Reibungsräder aufliegen. Hierdurch wird erreicht, dass die Zähne der
                              									Zahnradgetriebe auch bei springenden Bewegungen des Hauptrahmens stets mit den
                              									Zahnstangen in Eingriff bleiben. An den Innenrahmen sind die Lager für die beiden
                              									Zahnradachsen befestigt, von denen jede zwei mit Zahnkränzen versehene Scheiben für
                              									die zur Verwendung gekommenen beiden Zahnstangen trägt. Die Zahnkränze sind auf den
                              									Scheiben nicht festgekeilt, sondern werden durch je zehn hufeisenförmig gestaltete
                              									Federn, welche zum Theil in den Scheiben, zum Theil – die offenen Enden – in
                              									den Kränzen liegen, festgehalten. Hierdurch erhält, sobald die Zähne eines
                              									Radkranzes nicht richtig greifen, die Achse demnach nur von dem anderen Zahnrade
                              									beansprucht wird, der erstere in Folge Zusammenziehens der Federn etwas Spiel und
                              									kommt wieder in richtigen Eingriff mit den Zähnen der Zahnstange.
                           Damit der Eingriff der Zähne ungeachtet irgend welcher Abnutzungen stets in der
                              									richtigen Höhenlage stattfindet, sind die Lager der Zahnradachsen mit nachstellbaren
                              									Packungen versehen. Die Zahnkränze sind ausserdem verschränkt auf die zugehörigen
                              									Scheiben gesetzt, d.h. der Zahn des einen Kranzes fällt, wie dies auch bei den
                              									Zahnstangen der Fall ist, genau in die Zahnlücke des anderen Kranzes; ferner sind
                              									die Zahnkränze beider Achsen noch um ein Vielfaches der Theilung gegen einander
                              									verdreht, womit ein sanfter Gang der Maschine und, da sich stets mehrere Zähne in
                              									Eingriff befinden, auch eine bedeutende Betriebssicherheit erzielt wird.
                           Die Zahnräder werden mittels Lenkstangen und auf beiden Enden der Achsen
                              									festgekeilten Kurbeln betrieben; die beiden Lenkstangen jeder Maschinenseite
                              									erhalten ihre Bewegung von einem gemeinschaftlichen Kreuzkopf aus, der sonach
                              									gewissermaassen die Kuppelung beider Achsen bewirkt. Die innerhalb der Rahmen
                              									liegenden, zusammengeschraubten Cylinder bilden eine kräftige Versteifung für die
                              									beiden Rahmenplatten und auch gleichzeitig ein Auflager für den vorderen Theil des
                              									Kessels. Die schräg seitlich an die Cylinder angegossenen Schieberkasten liegen
                              									behufs leichter Zugänglichkeit über den Rahmenblechen.
                           Die Steuerung ist nach System Joy mit von den
                              									Lenkstangen der hinteren Zahnradachse abgeleiteter Bewegung ausgeführt; letztere
                              									wird durch äussere Mechanismen auf die Schieber übertragen.
                           Die Schieber der aussenliegenden Adhäsionsmaschine werden ebenfalls von einer
                              									Joy-Steuerung bethätigt.
                           Die Steuerung beider Maschinen erfolgt von einer gemeinschaftlichen Steuerschraube
                              									aus.
                           Jedes Cylinderpaar hat getrennte Rohre für Einströmung des Dampfes, während der
                              									Abdampf aller vier Cylinder in ein gemeinschaftliches Ausblaserohr strömt.
                           Die Maschine ist mit fünf von einander unabhängigen Bremsen ausgerüstet.
                           Zunächst wirken vier vom Führerstande aus mittels Handkurbel und Spindel angezogene
                              									Bremsklötze auf das zweite und dritte Paar Adhäsionsräder. Ebenfalls mittels
                              									Handkurbel und Spindel vom Führerstande aus werden aus Stahlbändern und Metallbacken
                              									bestehende, in einer keilförmig gestalteten Rinne in den Scheiben der Zahnradachsen
                              									liegende Bandbremsen angezogen. Des Weiteren sind sowohl die Cylinder der Adhäsions-
                              									wie auch diejenigen der Zahnradmaschine mit einer Luftbremse ausgerüstet, welche
                              									ununterbrochen zur Regelung der Geschwindigkeit auf Gefällen in Thätigkeit bleibt,
                              									auch wenn der Regulator geschlossen oder die Maschine während der Fahrt umgesteuert
                              									wird.
                           Sie wirkt in der Weise, dass das Ausblaserohr ausser Verbindung mit den Cylindern
                              									kommt, gleichzeitig aber eine solche mit der äusseren Luft hergestellt wird, so dass
                              									die Dampfcylinder als Luftpumpen wirken und die Luft in den Schieberkasten und
                              									Einströmrohren verdichtet wird. Ein vom Führerstande aus regelbares Ventil für jedes
                              									Cylinderpaar lässt dann mehr oder weniger oder aber überhaupt keine verdichtete Luft
                              									austreten, so dass die Maschine sich mit entsprechender Geschwindigkeit auf dem
                              									Gefälle bewegt bezieh. an irgend welcher Stelle der Strecke zum Stillstand gebracht
                              									werden kann. Schliesslich ist noch eine selbsthätige Hardy-Bremse angeordnet, welche
                              									die acht Bremsklötze der Tenderräder und diejenigen der Personen- bezieh. Güterwagen
                              									bethätigt.
                           Zum Heizen der Personenwagen dient eine Dampfleitung, zum Registriren der
                              									Geschwindigkeiten ein Messapparat, System Hausshalter.
                              									Ausserdem ist die Maschine mit selbsthätiger Schmiervorrichtung für die Cylinder,
                              									Schieberkasten und alle innerhalb der Rahmen liegenden Theile versehen. Zum Speisen
                              									des Kessels dienen zwei Friedman'sche Injectoren. Das
                              									Truckgestell des Tenders ist mit dem Maschinenrahmen durch einen auf einem
                              									Kugelzapfen ruhenden Balancier verbunden und zwar wird die Kuppelung mittels zweier
                              									wagerechter Kuppelbolzen mit Vorsteckkeilen bewirkt. Eine Querfeder unter der
                              									hinteren Quer Versteifung des Maschinenrahmens überträgt das Gewicht des
                              									überhängenden Theiles der Maschine auf den Tender.
                           Um den letzteren loszukuppeln, hat man nur nöthig, die Vorsteckkeile der Kuppelbolzen
                              									zu lösen, letztere zurückzutreiben und die Querfeder etwas anzuheben. Die Anordnung
                              									der Kuppelung des Tenders mit der Maschine gestattet das Durchfahren von Curven bis
                              									zu 70 m Halbmesser. Die Maschine zieht ausser ihrem Eigengewicht 85 t auf Steigungen
                              									6 : 100 oder 120 t auf Steigungen 4,5 : 100 mit einer Geschwindigkeit von 8 bis 9,5
                              									km in der Stunde. Auf reinen Adhäsionsstrecken sind Geschwindigkeiten bis zu 30,5 km
                              									in der Stunde erreicht worden.
                           Jedes Paar Adhäsionsräder drückt mit ungefähr 8 t auf die Schienen.
                           Einige Hauptabmessungen der Maschine sind noch folgende:
                           
                              
                                 Gesammte Heizfläche
                                 88,73
                                 qm
                                 
                              
                                 Heizfläche in der Feuerkiste
                                 6,97
                                 qm
                                 
                              
                                        „          „  den Rohren
                                 81,76
                                 qm
                                 
                              
                                 Länge der Rohre
                                 3,455
                                 m
                                 
                              
                                 Aussendurchmesser der Rohre
                                 42
                                 mm
                                 
                              
                                 Anzahl der Rohre
                                 180
                                 
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 1,65
                                 qm
                                 
                              
                                 Arbeitsspannung des Dampfes
                                 12
                                 at
                                 
                              
                                 
                                    Adhäsionsmaschine:
                                    
                                 
                              
                                 Durchmesser der Cylinder
                                 340
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 450
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Treibräder
                                 800
                                 mm
                                 
                              
                                 Radstand der Kuppelräder
                                 2340
                                 mm
                                 
                              
                                 
                                    Zahnradmaschine:
                                    
                                 
                              
                                 Durchmesser der Cylinder
                                 360
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 360
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Zahnräder
                                 688
                                 mm
                                 
                              
                                 Radstand der Achsen
                                 1170
                                 mm
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                 36,5
                                 t
                                 
                              
                                 Inhalt
                                 des
                                 Wasserkastens
                                 (Speisewasser)
                                 3,6
                                 cbm
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 (Kühlwasser)
                                 0,55
                                 cbm
                                 
                              
                                 „
                                 der
                                 Kohlenbehälter
                                 3,50
                                 cbm
                                 
                              
                           Eine derartige Locomotive war auf der vorjährigen Millenniumsausstellung in Budapest
                              									ausgestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 174
                              Steuerungsmechanismus einer von Bagnall and Co., Limited, in Stafford erbauten
                                 										schmalspurigen Tenderlocomotive.
                              
                           Abbildungen und kurze Beschreibung der ebenfalls schmalspurigen Zahnradlocomotiven
                              									der Beirut-Damaskus-Eisenbahn mit Adhäsions- und Zahnradmaschine (System Abt) bringt The Engineer
                              									vom 15. Januar 1897, S. 58. Die von der Schweizer
                                 										Locomotivfabrik in Winterthur erbauten Tenderlocomotiven haben drei
                              									gekuppelte Achsen und hintere Laufachse. Die Dampfvertheilung erfolgt mittels
                              									Joy-Steuerung. Die Locomotiven sind mit einer Vacuumbremse, einer Dampf bremse für
                              									die Cylinder der Adhäsionsmaschine und mit Bandbremsen auf den Achsen der
                              									Zahnradmaschine ausgerüstet. Die höchste Geschwindigkeit auf der Zahnstangenstrecke
                              									beträgt 12 km, auf dem gewöhnlichen Gleise und der Horizontalen 30 km in der
                              									Stunde.
                           Engineering vom 7. Juni 1895, S. 741, entnommene
                              									Abbildungen (Fig. 6 und
                              										7) veranschaulichen
                              									den eigenartigen Steuerungsmechanismus einer von W. G.
                                 										Bagnall and Co., Limited, in Stafford erbauten schmalspurigen
                              									Tenderlocomotive. Die Schieberstange gleitet mit einem verstärkten Theile in einer
                              									an der Tragplatte der Kreuzkopfführung befestigten ausgebüchsten Führung und bildet
                              									am Ende ein Excenter, dessen Zapfen behufs Ertheilung einer abwechselnd hin und her
                              									gehenden Bewegung durch zwei Lenkstangen mit einem hufeisenförmigen Bügel verbunden
                              									ist. Letzterer wird durch eine dritte Lenkstange gestützt, deren anderes Ende mit
                              									einer am Kurbelzapfen zwischen Pleuel- und Kuppelstange angreifenden Excenterstange
                              									verbunden ist und von dieser eine auf- und abwärts gehende Bewegung erhält. Damit
                              									der Schieber behufs guter Dampfvertheilung mit einer gewissen Ueberdeckung oder
                              									Voreilung arbeitet, erhält das am Ende der Schieberstange angeordnete Excenter in
                              									Folge der Fig. 6
                              									ersichtlichen, mittels Lenker bewirkten Verbindung mit dem Ende der vorgenannten
                              									Excenterstange noch eine schwingende Bewegung.
                           Mit der Steuerung wird gleiches Voreilen auf beiden Cylinderseiten, wie auch
                              									schnelles Oeffnen und Schliessen der Dampfkanäle erreicht.
                           Die Locomotive dient zum Bewegen von Wagen auf den Nine Elms
                                 										Works der Gas Light and Coke Company in
                              									Stafford. Die Spurweite beträgt 610 mm.
                           Hauptabmessungen der Locomotive sind folgende:
                           
                              
                                 Durchmesser der Cylinder
                                 127
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 203
                                 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser der Treibräder
                                 356
                                 mm
                                 
                              
                                 Radstand
                                 838
                                 mm
                                 
                              
                                 Heizfläche in den Rohren
                                 4,60
                                 qm
                                 
                              
                                          „        „  der Feuerkiste
                                 1,07
                                 qm
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 5,67
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 0,167
                                 qm
                                 
                              
                                 Fassungsraum der Kohlenbehälter
                                 0,156
                                 cbm
                                 
                              
                                             „            „  Wasserbehälter
                                 0,273
                                 cbm
                                 
                              
                           Ueber die neueren, zur Beförderung des Expresszuges zwischen Paris und Trouville
                              									dienenden elektrischen Locomotiven, System Heilmann,
                              									der französischen Westbahngesellschaft brachten wir bereits 1896 299 99 kurze Mittheilungen.
                           Die Locomotiven, deren Gesammtanordnung Glaser's Annalen
                              									vom 15. April 1897 beschreiben, werden folgende Hauptverhältnisse und Einzelheiten
                              									aufweisen:
                           1) Dampfkessel. Der nach der Form der gewöhnlichen
                              									Locomotivkessel aus Schweisseisen hergestellte Kessel ist in seiner Mitte fest auf
                              									dem Gestell gelagert und an den Enden beweglich. Die Hauptabmessungen sind:
                           
                              
                                 Zulässiger Dampfdruck
                                 14
                                 at
                                 
                              
                                 Totale Rostfläche
                                 3,34
                                 qm
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerkiste
                                 16,47
                                 qm
                                 
                              
                                         „          „   Siederohre
                                 169,00
                                 qm
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammtheizfläche
                                 185,47
                                 qm
                                 
                              
                                 Anzahl der Siederohre
                                 351
                                 
                                 
                              
                                 Aeusserer Durchmesser der Siederohre
                                 45
                                 mm
                                 
                              
                                 Länge der Siederohre zwischen den Rohr-    wänden
                                 3,80
                                 m
                                 
                              
                           Die Wasserkästen sind an den Längsseiten des Kessels angeordnet und so eingerichtet,
                              									dass sie mit dem Wasserbehälter eines besonders mitzuführenden Tenders im
                              									Bedarfsfalle verbunden werden können.
                           2) Hauptantriebsmaschine. Die stehende Anordnung
                              									gestattet freien Verkehr im Inneren des Maschinenhauses, erfordert aber einen
                              									vollständigen Ausgleich der auf- und abwärts wirkenden Kräfte, damit unzulässig
                              									grosse Schwingungen der Tragfedern und gefährliche Entlastungen der Achsen vermieden
                              									werden. Bei der neuen Bauart ist der Ausgleich der Kräfte durch die vereinigte
                              									Anwendung zweier dreicylindriger, unter einem Kurbelwinkel von 120° auf
                              									dieselbe Welle wirkender Verbundmaschinen hervorgebracht. Bei einer dreicylindrigen
                              									Maschine mit um je 120° versetzten Kurbeln ist bei gleichem Gewicht der bewegten
                              									Theile die Summe der senkrechten Kräfte in jedem Augenblicke annähernd gleich Null,
                              									doch bleibt immer noch ein Kräftepaar bestehen. Die hier beabsichtigte Verdoppelung
                              									dieses Systems hat den Zweck, auch dieses Kräftepaar dadurch unschädlich zu machen,
                              									dass die Wirkung der entgegengesetzt gerichteten Kräfte auf die senkrechte
                              									Mittelebene der Maschine zurückgeführt und ganz aufgehoben wird.
                           Die Steuerwelle liegt parallel der Kurbelwelle und wird von dieser durch ein
                              									Stirnräderpaar bewegt. Die Maschine ist mit einem Geschwindigkeitsregler nach Art
                              									eines Centrifugalregulators versehen, welcher die Abstufung der Geschwindigkeiten
                              									zwischen 100 und 450 Umdrehungen gestattet.
                           Die Hauptabmessungen sind:
                           
                              
                                 Durchmesser
                                 der
                                 Hochdruckcylinder
                                 300
                                 mm
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Niederdruckcylinder
                                 480
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 400
                                 mm
                                 
                              
                                 Normale Geschwindigkeit
                                 400
                                 Umdrehungen
                                 
                              
                           3) Hauptantriebsdynamo. Die beiden sechspoligen,
                              									parallel geschalteten Dynamomaschinen sitzen auf der Dampfmaschinen welle, je eine
                              									an jedem Ende derselben. Jede Dynamo kann etwa 1000 Ampère unter einer Spannung von
                              									455 Volt liefern, vorübergehend aber die doppelte Leistung geben.
                           4) Hilfsdampfmaschine und Erregerdynamo. Letztere, eine
                              									vierpolige Compoundmaschine, dient zugleich zur Zugbeleuchtung; sie liefert einen
                              									Strom von 140 Ampère bei 115 Volt.
                           Die zum Antriebe derselben dienende Expansionsdampfmaschine hat folgende
                              									Hauptverhältnisse:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 216
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 127
                                 mm
                                 
                              
                                 Normale Geschwindigkeit
                                 550
                                 Umdrehungen
                                 
                              
                                 Mittlere indicirte Leistung
                                 28
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Dampfdruck (herabgemindert auf)
                                 8
                                 at
                                 
                              
                           Die Dampfmaschine und die mit derselben direct gekuppelte Dynamo ruhen auf dem
                              									Gestell der hinteren Hauptantriebsdynamo.
                           5) Elektromotoren. Bei der Versuchslocomotive waren die
                              									Elektromotoren unter Zwischenlage von Ringen aus elastischem Material auf die Achsen
                              									montirt (1894 291 * 279). Diese Ringe wurden bei den
                              									Versuchen immer warm und mussten durch Metall ersetzt werden. Die solcherart
                              									hergestellte feste Verbindung zwischen dem Motor und der Achse erwies sich aber in
                              									Folge der bei grossen Geschwindigkeiten eintretenden harten Stösse für die
                              									Wirksamkeit des Collectors und die Erhaltung der Isolirungen schädlich, und es
                              									musste eine brauchbare nachgiebige Kuppelung zwischen Motor und Achse construirt
                              									werden. Die Ausführung soll nunmehr in der Weise erfolgen, dass, wie Fig. 8 und 9 erkennen lassen, der
                              									Anker J auf eine die Achse umgebende, am Drehgestell
                              									befestigte hohle Welle T montirt wird, welche der Achse
                              										E das für ihre Bewegung gegen das Drehgestell
                              									nöthige Spiel gestattet. Die Uebertragung der Drehung von der hohlen Antriebswelle
                              										T auf die Achse E
                              									erfolgt durch an der Hohlwelle befestigte Mitnehmer B,
                              									die elastisch auf zwischen den Radspeichen befestigte Bufferstangen t wirken. Die Bufferfedern r müssen so leicht spielen, dass sie die senkrechte Bewegung der Achse
                              									auch bei vollständiger Zusammendrückung nicht hindern. Das Gestell der vierpoligen Motoren
                              									besteht aus vier Theilen. Der untere ist mit dem Drehgestell fest verbunden, der
                              									obere, des bequemen Nachsehens wegen, abnehmbar.
                           Jeder Motor leistet bei der Fahrgeschwindigkeit von 100 km/Std. und normaler Beanspruchung 125
                              									, entsprechend einer Zugkraft am Radumfange von 340 k.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 176
                              Elektromotor.
                              
                           6) Leitung und Schaltung. Für grosse Leistungen bei
                              									geringer Geschwindigkeit lassen sich die für gewöhnlich hinter einander geschalteten
                              									acht Elektromotoren in zwei Gruppen von je vier schalten. Zur Aenderung der
                              									Bewegungsrichtung dient ein achtfacher Commutator, welcher die Stromrichtung
                              									umzukehren gestattet.
                           Jeder Motor hat seinen eigenen Stromkreis mit Strommesser, Unterbrecher und
                              									Bleisicherung.
                           Es sind zwei Schaltbretter, je eins für jede Fahrtrichtung, vorhanden. Dar, für die
                              									Vorwärtsfahrt bestimmte steht am vorderen Ende, das für die Rückwärtsfahrt an der
                              									rechten Seite des Kessels, wo sich sonst der Stand des Locomotivführers befindet. An
                              									jedem Schaltbrett sind ausserdem das Westinghouse-Bremsventil, das
                              									Dampfeinlassventil, der Geschwindigkeitsregler der Dampfmaschine und ein doppelter
                              									Rheostat angebracht. Der Handgriff für die Richtungsänderung befindet sich zwischen
                              									den beiden Schaltbrettern.
                           7) Untergestell und Führerhaus. Die beiden als
                              									Blechträger ausgebildeten Hauptträger sind durch Querträger verbunden, von denen
                              									zwei als Auflager des oberen Theiles auf den Drehgestellen dienen. Die Hauptdynamos
                              									ruhen unmittelbar auf dem Untergestell, und auf dem Gestell der Dynamos ist die
                              									Hauptdampfmaschine mit ihren beiden Enden gelagert. Das Führerhaus ist zur
                              									Verminderung des Luftwiderstandes vorn keilförmig gestaltet.
                           8) Drehgestelle. Dieselben bestehen aus den beiden
                              									Hauptlängsträgern, welche durch Querstreben verbunden sind, von denen die mittlere
                              									den Drehzapfen trägt. Die Motoren sind unmittelbar ohne Zwischenlage von Federn an
                              									den Drehgestellen befestigt.
                           9) Hauptabmessungen der Locomotive.
                           
                              
                                 Gesammtlänge über Buffer
                                 18,59
                                 m
                                 
                              
                                 Gesammtradstand
                                 15,40
                                 m
                                 
                              
                                             „                der Drehgestelle
                                 4,10
                                 m
                                 
                              
                                 Mittelpunktsabstand
                                 11,30
                                 m
                                 
                              
                                 Raddurchmesser
                                 1,16
                                 m
                                 
                              
                           10) Leistung und Wirkungsgrad. Die Hauptdampfmaschine
                              									ist für eine Leistung von 1350 i berechnet.
                              									Es wird ein Wirkungsgrad erwartet
                           
                              
                                 bei
                                 der
                                 Hauptdampfmaschine von
                                 90
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 den
                                 Hauptantriebsdynamos von
                                 95
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Elektromotoren von
                                 90
                                 „
                                 
                              
                                 und
                                 ein
                                 Leitungsverlust von
                                 2
                                 „
                                 
                              
                           Danach würde die elektrische Leistung
                           1350 . 0,90 . 0,95 = 1154  = 850 Kilowatt,
                           und unter Voraussetzung eines Gesammtwirkungsgrades von
                           0,90 . 0,95 . 0,90 . 0,98 = 75,4 Proc.,
                           die am Radumfange wirksame Leistung
                           1350 . 0,745 ∾ 1000 ,
                           ferner die Zugkraft Z am
                              									Radumfange bei 100 km Stundengeschwindigkeit auf der Horizontalen
                           
                              Z=\frac{1000\,.\,75\,.\,60\,.\,60}{100\,.\,1000}=2700
                                 										k
                              
                           betragen.
                           Der Wirkungsgrad der Locomotive selbst, d.h. das Verhältniss der am Zughaken
                              									ausgeübten zu der indicirten Leistung ist veränderlich je nach der Geschwindigkeit,
                              									der Streckenneigung und dem Gewicht der Locomotive. Nach den bisherigen Versuchen
                              									ist der Zugwiderstand der Locomotive bei der Geschwindigkeit von 100 km/Std. zu 7 k für 1 t anzunehmen. Rechnet man das
                              									mittlere Gewicht der Locomotive zu 115 t und dasjenige eines etwa angehängten
                              									Tenders zu 17 t, so ergibt sich die für die Fortbewegung beider mit einer
                              									Geschwindigkeit von 100 km/Std. auf wagerechter Strecke erforderliche Zugkraft
                              									zu (115 + 17) 7 = 924 k, und es verbleibt demnach für die Beförderung eine nutzbare
                              									Zugkraft von 2700 – 924 = 1776 k, welche bei Annahme eines Widerstandscoëfficienten
                              									von 7 k auf 1 t für gewöhnliche Fahrzeuge und von 5 k für Drehgestellwagen für die
                              									Beförderung von
                           
                              \frac{1776}{7}=253\ t
                              
                           gewöhnlichen Zugmaterials und
                           
                              \frac{1776}{5}=355\ t
                              
                           Zuglast von Drehgestellwagen ausreicht.
                           Die Nutzarbeit am Zughaken der Locomotive würde in diesem Falle betragen
                           
                              \frac{1776\,.\,100\,.\,1000}{60\,.\,60\,.\,75}=657\mbox{
                                 										HP/Std.}
                              
                           und der Wirkungsgrad der Locomotive
                           
                              \frac{657}{1350}=47,1\mbox{ Proc.}
                              
                           
                              
                                 Fr.