| Titel: | Die Theorie des Krempelns. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 181 | 
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                        Die Theorie des Krempelns.
                        Von Professor Alfred
                                 									Haussner in Brünn.
                        (Schluss des Berichtes S. 159 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die Theorie des Krempelns.
                        
                     
                        
                           Wenn wir nun noch auf die auskämmende Wirkung zwischen
                              									zwei Walzenbelegen eingehen, so finden wir Folgendes: Verändern wir in Fig. 26 die Häkchenrichtung AC in AC1, so
                              									wird, wenn Walze 01
                              									gemäss der angegebenen Pfeilrichtung 1 der Walze 02 am Umfange voreilt
                              									und sonst die richtigen Verhältnisse gewählt sind, 01 die Wolle aus 02 abnehmen, gemäss Begründung zu Fig. 14. Was die Winkel α
                              									und γ von Walze 01 anbetrifft, so gilt hierfür ganz Analoges, wie
                              									weiter oben für die kratzende Wirkung auseinandergesetzt worden ist; es gilt die
                              									Abhängigkeit:
                           
                              cos\ (\alpha+\gama)=\frac{l}{D}
                              
                           Was nun aber die maassgebenden Winkel für die Walze 02, aus welcher die
                              									Fasern herausgenommen werden sollen, betrifft, so erkennen wir dafür bei A:
                           ∢ 02
                              									AB' = ∢ 01AB oder ∢ (α + γ) = ∢ (α'' + γ'').
                           Weil nun auch hier Winkel α'' ähnlichen Bedingungen zu genügen hat wie Winkel α, d.h. dass im Allgemeinen Winkel α'' = α gesetzt werden
                              									kann, abhängig vom Reibungscoëfficienten gemäss Formel 7, so ergibt sich auch von
                              									selbst Winkel γ'' = γ, d.h. beim Auskämmen der Fasern
                              									aus dem einen der mit einander arbeitenden Belege müssen die Häkchenspitzen gegen
                              									die zum Belege Senkrechte, also auch gegen den Beleg und gegen den Umfang gleich
                              									geneigt sein.
                           Dieses Gesetz hat ganz entsprechend auf sämmtliche auskämmend wirkende Walzen
                              									Anwendung zu finden. Ohne weiteres geht dies mit dem Belege des Putzvolants L, welcher mit dem Tambour zusammen arbeitet, diesen
                              									reinigen soll und deshalb also dem Tambourumfang vorzueilen hat.
                           Anders liegt die Sache hinsichtlich der Wenderwalzen F1 und F2, weil ja eventuell, wenn den oben gegebenen
                              									Ableitungen gefolgt wird, bei den Arbeitswalzen, aus welchen die Wender die Wolle
                              									nehmen, und bei dem Tambour, welcher aus den Wenderwalzen die Wolle kämmt, andere
                              									Häkchenwinkel vorkommen, doch ist ja wegen des grossen Tambourdurchmessers, wie
                              									weiter oben nachgewiesen worden ist, der Unterschied in den einschlägigen Winkeln
                              									nicht so bedeutend, dass deshalb ein wesentlicher Schaden um so weniger zu
                              									befürchten ist, weil ja wegen der eingeführten Reibungscoëfficienten ganz genau
                              									einzuhaltende Werthe nicht zu fordern sind und auch die Ausführung so genau
                              									einzuhaltende Winkel schwerlich gestattet.
                           Auch soll keineswegs unerwähnt bleiben, dass hier deshalb, weil die zusammen
                              									arbeitenden Belege nur in der Nähe jener Stelle, wo sie sich am nächsten stehen, als
                              									parallel anzusehen sind, sich merkliche Abweichungen von jenen Winkelverhältnissen
                              									zeigen können, welche die allgemeine Betrachtung ergeben hat, wo, wie es für
                              									derartige Zwecke üblich ist, die Belege als parallel angenommen worden sind.
                              									Betrachten wir Fig. 31, welche die Lage von Tambour,
                              									Arbeiter und Wender wie in Fig. 22 zeigt. Dreht sich
                              									der Arbeiter nach Pfeil 2, so bringt er, gemäss dem
                              									bereits weiter oben Gesagten, die Fasern so gegen den Wender F, dass die freien, herausstehenden Faserenden dem übrigen Faserkörper
                              									vorauswandern. Jene Faserenden werden aber in der Nähe der Stelle C von einem Häkchen des Wenders erfasst, welcher mit
                              									Rücksicht auf sein nothwendiger Weise stattfindendes Zusammenarbeiten mit dem
                              									Arbeiter und dem Tambour nur die eingezeichnete Häkchenstellung und Drehungsrichtung
                              									haben kann. Man beabsichtigt eben, durch den Wender die Wolle aus E und durch den Tambour aus F vollständig herauszunehmen. Wenn aber C ein
                              									vorausgewandertes Faserende erfasst, so wird dieses rasch gemäss Pfeilrichtung 4 mitgenommen,
                              									während der übrige Körper der Faser nur verhältnissmässig langsam nachfolgt, so dass
                              									die Faser in die
                              									schematisch gezeichnete Lage A'C' gelangt, welche man
                              									bei der thatsächlich stattfindenden Arbeit bei Walzenkrempeln leicht beobachten
                              									kann. In dieser Lage A'C' sollten nun passende
                              									Winkelverhältnisse hinsichtlich der Häkchen vorhanden sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 182
                              Fig. 31.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 182
                              Fig. 32.
                              
                           Um die Bedingungen hierfür zu beleuchten, sei folgende Berechnung ausgeführt: Sei A'C' diejenige Lage der Faser, wo sie in der Länge
                              										l=\overline{A'C''} von dem rasch sich bewegenden Wender
                              									angespannt wird, nachdem sie vorher, wie es aus der Fig.
                                 										31 wohl unmittelbar hervorgeht, eher gestaucht worden ist. Dann ergibt
                              									sich aus dem Viereck EFC'A', wo alle Seiten durch die
                              									Abmessungen der betreffenden Walzen und durch die ausgespannte Faserlänge, sowie die
                              									Winkel durch das richtige Zusammenwirken des Arbeiters mit dem Wender und dem
                              									Tambour, also durch die Bedingung bestimmt sind, dass die Fasern noch vom
                              									Häkchenrücken abgleiten, bezieh. vom Häkchen noch festgehalten werden, also
                              									sinngemäss die Reibungsverhältnisse, welche uns zur Gleichung 7 geführt haben,
                              									berücksichtigt werden.
                           Denken wir uns EC' in Fig.
                                 										31 gezogen, und diese Diagonale nach beiden Seiten gegen A' und gegen F nach dem
                              									sogen. Cosinussatze ausgedrückt, so folgt:
                           
                              \overline{EC'}^2=\overline{EA'}^2+\overline{A'C'}^2-2\,\overline{EA'}\,.\,\overline{A'C'}\,.\,cos\,EA'C'=\overline{EF}^2+\overline{C'F}^2-\,\overline{EF}\,.\,\overline{CF}\,.\,cos\,EFC
                              
                           Führen wir nun für
                           
                              \overline{EA'}=R_a;\ \overline{C'F}=R_w;\
                                 										\overline{EF}=(R_a+R_w);\ \overline{A'C'}=l;
                              
                           ∢ EA'C' = ∢ A'; ∢ EFC' = ∢ F
                           ein, so bekommen wir:
                           Ra2+l2– 2 Ra . l . cos A' = (Ra
                              									+ Rw)2 + Rw2
                              									– 2 (Ra + Rw) . Rw . cos F.
                           Daraus folgt eine Beziehung zwischen den beiden Winkeln A' und F:
                           2 Rw (Ra
                              									+ Rw) cos F – 2 Ra .
                              										l . cos A' = (Ra
                              									+ Rw)2
                              									+ Rw2 – Ra2
                              									– l2 .
                              									25)
                           Ganz ähnlich bekommt man mit Zuhilfenahme der Diagonale A'F:
                           
                              \overline{A'F}^2=\overline{A'E}^2+\overline{EF}^2-2\,\overline{A'E}\,.\,\overline{EF}\,.\,cos\,E=\overline{A'C'}^2+\overline{C'F}^2-2\,\overline{A'C'}\,.\,\overline{C'F}\,.\,cos\,C',
                              
                           wenn man für Winkel A'EF = E und
                              									Winkel A'C'F = C' setzt. Benützen wir auch die früher
                              									für Gleichung 25 gemachten Bezeichnungen, so wird:
                           Ra2 + (Ra + Rw)2 – 2
                              										Ra (Ra + Rw) cos E = l2
                              									+ Rw2 – 2 l Rw
                              									cos C',
                           oder auch:
                           2 l Rw
                              									cos C' – 2 Ra
                              										(Ra + Rw) cos E = Rw2
                              									+ l2
                              									– Ra2
                              									– (Ra
                              									+ Rw)2 . . 26)
                           Nun soll aber der bei A' eingezeichnete Winkel α,
                              									damit das Abgleiten der Fasern stattfinden kann, gleich oder besser Meiner sein, als der Gleichung 7 ctg α = f entspricht. Bei
                              										C' muss die Faser wenigstens noch festgehalten werden, d.h. es soll, wenn schon nicht die
                              									Tendenz für das Einwärtsgleiten der Faser erreicht werden kann, zum mindesten sicher
                              									kein Abgleiten von dem Häkchen C' erfolgen. Dann muss
                              									aber auch gemäss 7 Winkel α' grösser werden, als der
                              									Gleichung 7 ctg α' = f
                              									entspricht. Somit haben wir an weiteren Bedingungen, indem wir Winkel A' und C' abhängig stellen
                              									von Winkel α und α':
                           
                              
                                 
                                 ∢ A' = 180° – (α –
                                       												γ); ∢ C'=
                                    											180° – (α' – γ')
                                 
                                 
                              
                                 und
                                 
                                 27)
                                 
                              
                                 
                                 ∢ (A' + E + F+ C') = 360 °
                                 
                                 
                              
                           Nun folgen aber noch weitere Bedingungen für die Winkel E und F aus den Geschwindigkeiten. Es
                              									bezeichne va
                              									die Umfangsgeschwindigkeit des Arbeiters, vw jene des Wenders. Denken wir uns weiter,
                              									wohl entsprechend mittleren Verhältnissen, dass das Wenderhäkchen die Faser bei C erfasst und dieses Ende in der Zeit t von C gegen C' gebracht hat, so ist:
                           
                              arc\,\overline{CC'}=v_w\,.\,t,
                              
                           also
                           ∢ F=\frac{v_w\,.\,t}{R_w} (im Bogenmaass) .
                              									28)
                           Während dieser Zeit t ist das andere Faser- ende nach
                              										A' gekommen, so dass sich Bogen A' A'' von der Umfangsgeschwindigkeit va des
                              									Arbeiters abhängig zeigt. Denken wir uns nämlich, entsprechend dem vorher bei A1
                              									B1 stattgefundenen
                              									Kratzen, dass die Faser, bevor sie vom Wender bei C
                              									erfasst worden ist, ziemlich gerade gestreckt im Arbeiterbelege sich befand, so kann
                              									näherungsweise die Entfernung A' A'' gleich der
                              									Faserlänge l weniger jenem Wege gesetzt werden, welchen
                              									der Arbeiterumfang während der Zeit t zurückgelegt hat.
                              									Somit ist:
                           arc A'A'' = l – va . t
                           also
                           ∢ E=\frac{l-v_A\,.\,t}{R_a} (im Bogenmaass) . .
                              									29)
                           Rechnen wir t aus 28 und setzen wir diesen Werth in 29,
                              									so kommt:
                           R_a\,.\,E=l-\frac{v_A}{v_w}\,.\,R_w\,.\,F . . .
                              									. 30)
                           Gehen wir nun weiter, auf die Arbeit zwischen Wender und Tambour, so haben wir da
                              									ganz Aehnliches zu bemerken, wie eben jetzt für Arbeiter und Wender erörtert. Für
                              									eine richtige Arbeit zwischen Wender und Tambour sind die Gleichungen 25 bis 30 sinngemäss anzuwenden. Es tritt, weil jetzt der Tambour
                              									die Wolle aus dem Wender kämmen soll, Rw an Stelle von Ra und Rt an Stelle von Rw, vw an Stelle
                              									von va und vt an Stelle
                              									von vw. Nur
                              									Gleichung 30 ändert für die Arbeit zwischen Wender und Tambour deshalb die Form,
                              									weil der Wender die Fasern nachschleppt. Deshalb ist sinngemäss, statt wie vorhin
                              										l – va . t jetzt zu
                              									nehmen: C'' C''' = l + vw . t, wenn man
                              									annimmt, dass der Tambour die nach rückwärts hinausstehenden Faserenden fasst. Nun
                              									ergibt sich aber für gewöhnlich vorkommende Fälle, dass die Fasern wegen der Grösse
                              									des Winkels α' bei C'
                              									nicht tief in den Beleg sich versenken, sondern in der Nähe der Oberfläche bleiben,
                              										daher von
                              									Zähnen B des Tambours Fasern in der Nähe desjenigen
                              									Endes gefasst werden, welches an Zähnen C des Wenders
                              									liegt. Auch der Luftstrom in der Nähe der Tambouroberfläche biegt oft die am Wender
                              									weit herausragenden Fasern um, so dass sie nach der Linie MN in Fig. 31 umgebogen und dann allerdings
                              									wegen der näherungsweisen Parallelität der beiden Belege vom Tambour so aus den
                              									Zähnen des Wenders genommen werden, wie es im Allgemeinen für das Kämmen erläutert
                              									worden ist. Für jene Fasern aber, welche bei C''
                              									vorüber durchgeschleppt und erst bei C''' aus dem
                              									Wenderbelege gezogen werden, zeigt sich analog dem früher benutzten Viereck A'C'FE, jetzt das Viereck FC'''B''D.
                           Wir bekommen deshalb vier neue Gleichungen, analog zu 25, 26, 27 und 30 für die vier
                              									Winkel des Viereckes FC'''B''D. Im Ganzen haben wir in
                              									diesen acht Gleichungen für die zweimal vier Winkel der beiden Vierecke die
                              									Unbekannten: Rt, Ra,
                              										Rw, acht
                              									Winkel, vt, va, vw, also
                              									eigentlich vierzehn Unbekannte. Nun haben wir aber die Winkel γ, γ'' und eigentlich auch va (vgl. S. 84) mit Rücksicht auf
                              									die bereits besprochene Kratzwirkung bereits als gefunden zu betrachten. Weil nun
                              									weiters gemäss Gleichung 7, deren Anwendung für diesen Fall bei 27 theilweise
                              									gezeigt, welche aber bei den erwähnten, bestimmten acht
                              									Gleichungen noch nicht benutzt worden ist, zum mindesten durch die
                              									Reibungsverhältnisse Anhaltspunkte gegeben sind, so sind von den Unbekannten die
                              									Winkel A', C, C''', B'' eben nicht mehr beliebig, weil
                              									einerseits das Abgleiten möglich sein, andererseits das Festhalten noch stattfinden
                              									muss, und es bleiben, nachdem für diese Winkel in der geschilderten Weise (vgl. 7
                              									und 27) Werthe eingeführt worden sind, nurmehr acht Gleichungen für neun Unbekannte,
                              									so dass der Schluss berechtigt ist: Durchmesser,
                                 										Umfangsgeschwindigkeit und Neigung der Häkchen bei zusammenarbeitenden Gruppen
                                 										von Tambour, Arbeiter und Wender sind, sobald das Spinnmaterial bekannt ist, für
                                 										richtige Arbeit nach bestimmten Gesetzen von einander abhängige Grössen und
                                 										keineswegs beliebig zu nehmen. Allerdings ist deshalb, weil z.B. Winkel α bei A' merklich kleiner
                              									als nach der Gleichung 7 ctg α = f und Winkel α'' ziemlich viel grösser (für das Halten) als nach
                              									dieser Gleichung gewählt werden kann, ein gewisses Spiel für die Hauptabmessungen
                              									dieser Krempeltheile gegeben, insbesondere z.B. Tambourdurchmesser wählbar, aber
                              									durch die aufgedeckten Beziehungen ist die gesetzmässige Abhängigkeit dieser Grössen
                              									von einander und von der Natur des Spinnmaterials ersichtlich und auf dem
                              									geschilderten Wege bei gegebenen Werthen berechenbar.
                           Um die Anwendbarkeit der entwickelten Gleichungen bezieh. das zu zeigen, dass es sich
                              									direct empfehlen dürfte, von diesen Formeln Gebrauch zu machen, um besser arbeitende
                              									Apparate zu bekommen, seien die Formeln 25 bis 30 auf eine bereits ausgeführte Platt'sche Baumwollkrempel, für welche die Abmessungen
                              									dem bestbekannten Handbuche der mechanischen Technologie von Fischer-Müller entnommen sind, angewendet.
                           Es ist: Ra = 68
                              									mm; Rw
                              									= 47 mm; va
                              									= 20 mm; vw = 1765 mm; l
                              									= 15 mm gewählt, entsprechend der Verkürzung durch Umschlingen u. dgl. bei Good
                              									middling Benders (amerikanische Wolle).
                           Aus Gleichung 30 folgt dann:
                           
                              
                              68\,E=15-\frac{20}{1765}\,.\,47\,F,
                              
                           also
                           E = 0,22 – 0,008 F.
                           Weil F ungefähr \frac{\pi}{2}\
                                 										(90^{\circ}) bei gangbaren Ausführungen geschätzt werden kann, so sei
                              									das zweite Glied auf 0,008 F = 0,01 ergänzt, wobei ein
                              									Fehler in der Schätzung von F wegen der Kleinheit des
                              									Gliedes nicht besonders merklich wird. Dann ist: ∢ E=
                              									0,21 oder im Gradmaass: ∢ E= 12°. Dann können wir aber
                              									aus 26 C' finden. Es wird:
                           30 × 47 cos C' – 137 × 116 × 0,978 =
                              									2210 + 225 – 4630 – 13456 = – 15651
                           also:
                           1410 cos C' – 15542 = – 15651;
                           somit:
                           
                              cos\ C'=\frac{1(109)}{1410}=-0,0773;
                              
                           das heisst:
                           ∢ C' = 94° 30'.
                           Damit wird aber (Fig. 31):
                           ∢ (α' – γ') = 180° – C' = 180° – 94° 30',
                           also:
                           ∢ α' = 85° 30' + γ'.
                           Nehmen wir nun Winkel γ = 20°,
                              									was wohl als ein gangbarer Werth zu bezeichnen ist, so wird:
                           ∢ α' = 105° 30',
                           also um (15° 30') grösser als
                              									90°.
                           Das dürfte keineswegs als unbedenklich angesehen werden, wenn wir überlegen, dass für
                              									Baumwolle bei geschliffenen Platten der Reibungswinkel mit 12,5° etwa, bei polirten
                              									aber nur mit 6,5° gefunden worden ist, so dass bei dem gerechneten Werthe entschieden schon die Gefahr ins Auge gefasst werden
                              									muss, dass die Baumwolle nicht mehr vollständig vom Wender aus dem Arbeiterbeleg
                              									entnommen wird. Die Gleichungen lassen aber bei näherer Betrachtung wohl erkennen,
                              									wodurch eine Abhilfe möglich ist. Wollen wir mit Rücksicht auf das Zusammenarbeiten
                              									mit dem Tambour Winkel γ und dann auch die Radien
                              									ungeändert lassen, so folgt, da für zu erstrebenden kleineren Winkel (α) der Winkel C' grösser,
                              									also cos C' numerisch kleiner werden muss, dass in
                              									Gleichung 26, weil für die rechte Seite bei den angenommenen Werthen der Halbmesser
                              									ein negativer Werth folgt, links das Glied mit cos E
                              									möglichst gross wird. Bei cos E stehen aber als
                              									Factoren nur die, wie angenommen wurde, nicht zu ändernden Halbmesser, also soll cos E selbst thunlichst gross, also E möglichst klein werden. Das kann nach Gleichung 30
                              									nur durch eine kräftige Vergrösserung des zweiten Gliedes im rechten
                              									Gleichungstheile, also durch Vergrösserung des Verhältnisses
                              										\frac{v_a}{v_w} erreicht werden. Das heisst aber, dass
                              									deshalb, weil va schon in Beziehung zur Tambourgeschwindigkeit wegen des Kratzens steht,
                              									der Werth für vw, also die Wenderumfangsgeschwindigkeit herabgesetzt werde. Der Wender
                              									läuft offenbar etwas zu rasch für die angenommene Länge L Wir erkennen aber auch, wie sehr die Natur des Spinnmaterials, welche
                              									durch die Länge l und durch den Reibungscoëfficienten
                              									in unseren Formeln eine bedeutende Rolle spielt, die Hauptabmessungen beeinflusst.
                              									Wohl ohne weiteres klar ist jetzt, wie durch Abänderung anderer Abmessungen solche
                              									Werthe erreicht werden können, welche den gestellten Bedingungen gemäss den in den
                              									Gleichungen 25 bis 30 enthaltenen Gesetzen entsprechen.
                           Was nun die Verhältnisse für die Bewegungsrichtung 3 des Arbeiters betrifft, so ist
                              									klar, dass für diesen Fall die Drehungsrichtung und Häkchenstellung im Allgemeinen
                              										beim Wender
                              									dieselbe bleiben muss, wie vorher für Drehung des Arbeiters nach Pfeil 2. Auch die Betrachtungen für die Ermittelung der
                              									Hauptabmessungen bleiben ganz ähnlich. Hervorgehoben sei nur, dass deshalb, weil für
                              									die Drehungsrichtung nach Pfeil 3 die Fasern vom
                              									Arbeiter nachgeschleppt werden, der Bogen A'' A' jetzt
                              									mit l + vat (vgl. Gleichung 30) zu rechnen sein wird. Sonst
                              									bleibt alles ganz analog. Doch bedingt natürlich unter sonst gleichen Umständen,
                              									dieser geänderte Werth auch geänderte Hauptwerthe für die in Frage kommenden Theile,
                              									wegen des nachgewiesenen Zusammenhanges.
                           Für die weiters noch mögliche und auch thatsächlich benutzte Anordnung, wo der Wender
                              									hinter dem Arbeiter liegt (in der Richtung der Tambourdrehung gesehen), bietet Fig. 32 eine schematische Skizze. Für die
                              									Drehungsrichtung des Arbeiters nach Pfeil 2 eilen die
                              									freien Faserenden, wie bei Pfeil 2 in Fig. 31 hervorgehoben, dem übrigen Faserkörper (auf
                              									dem Arbeiter) vor und werden vom Wenderhäkchen C',
                              									welches gemäss Pfeil 4 herankommt, gefasst, zuerst
                              									gestaucht und dann ausgespannt, ganz analog wie in dem erstbesprochenen Falle bei
                              										Fig. 31. Damit sind für die Berechnung auch die
                              									Wege bereits gewiesen. Der praktische Effect ist allerdings hier ein anderer wie bei
                              										Fig. 31, indem hier die Faser nicht mehr wieder
                              									zwischen dieselbe Stelle zwischen Arbeiter und Wender gelangt, der Durchgang des
                              									Spinnmaterials durch die Maschine also beschleunigt wird.
                           Bei der Drehung des Arbeiters nach Pfeil 3 (Fig. 32) werden die Fasern allerdings um den grössten
                              									Theil des Arbeiterumfanges mitgenommen, aber ausgestreckt nachgeschleppt, so dass an
                              									der Stelle bei A'C' zuerst der in den Arbeiterbeleg
                              									versunkene Theil des Haares am Wender vorübergeht, bis er etwa gegen A'' gelangt, worauf sein herausragendes Ende von einem
                              									Häkchen C' gefasst und ganz ähnlich wie vorhin
                              									behandelt wird, nur wird hier deshalb, weil der übrige Wollkörper am Arbeiter auch
                              									vorwärts schreitet, das Stauchen weniger fühlbar werden, so dass diese ganze Arbeitsweise im Gegensatz zu den bisher
                                 										geschilderten wesentlich mehr Gewähr für die Erzielung glatterer Garne
                              									bietet. Was die Art des Zusammenarbeiten zwischen Wender und Tambour anbelangt, so
                              									ist hier um so eher auch eine Art der Arbeit anzunehmen, wie sie uns zu Viereck FC'''B''D in Fig. 31
                              									geführt hat, weil die Fasern auch hier vom Wender nachgeschleppt werden, also die
                              									freien Faserenden später zu einem Zahn B (Fig. 32) kommen, als wie die in den Beleg von F einwärts geglittenen, und überdies der Luftzug in dem
                              									Winkel zwischen Wender, Arbeiter und Tambour doch nur geringfügig ist, gegen vorhin
                              									in Fig. 31, so dass die Tendenz für das Umwenden der
                              									Fasern wie in Fig. 31 bei MN hier nicht so energisch eintritt.
                           Denken wir uns in Fig. 14 die Wolle, welche bei A hängt, durch einen Zug unmittelbar bei A ergriffen und gegen B
                              									geschoben, so kommen wir auf die Wirkung, welche der Hacker K in Fig. 22 besitzt. Wir haben sozusagen
                              									eine Häkchenreihe, welche einmal gegen abwärts (bei der vorliegenden Anordnung)
                              									auskämmt, ganz dem für Fig. 14 Entwickelten gemäss,
                              									und dann, wieder aufwärts gehend, die Fasern liegen lässt gemäss Fig. 13 Pfeil 1, wodurch
                              									also die Haare sämmtlich aus dem Beleg der Abnehmwalze herausgebracht werden.
                           Was nun die Geschwindigkeitsverhältnisse in ihrer absoluten Grösse betrifft und
                              									deren Zusammenhang mit der aufgegebenen und abgelieferten Wolle, so gehören die
                              									bezüglichen Ermittelungen gewiss auch in eine Theorie der Krempeln. Doch sind diese
                              									Verhältnisse bereits mehrfach eingehend betrachtet worden. Es sei nur beispielsweise
                              									an Schmidt's Spinnereimechanik erinnert. Deshalb wurde
                              									die Betrachtung der Geschwindigkeiten in dem eben bezeichneten Zusammenhange hier
                              									unterlassen und nur jene, nach Ansicht des Verfassers wichtigen Factoren in den
                              									Kreis der vorgegebenen Entwickelungen gezogen, welche, soweit es demselben bekannt
                              									ist, noch nicht, zu mindesten in jener eingehenden, alle einschlägigen Verhältnisse
                              									(die Beziehungen zwischen den Haupteigenschaften des Spinnstoffes und des denselben
                              									verarbeitenden Apparates) berücksichtigenden Weise, trotz der unleugbaren
                              									Wichtigkeit der betreffenden Fragen, behandelt worden sind. Es ist ein Versuch, auch diesen Theil des Spinnprocesses, der in
                              									seinem Ganzen gewiss als höchst verwickelt anerkannt werden dürfte, auf eine
                              									verlässliche theoretische Grundlage zu stellen, auch in dieser Richtung der Mechanik
                              									der Formänderungen die Wege zu ebnen, und der Praxis, dem Krempelbau, fussend auf
                              									das Wesen der zu leistenden Arbeit, womöglich begründete und brauchbare
                              									Anhaltspunkte zu geben.