| Titel: | Bericht über Neuerungen auf dem Gebiete der Wasserleitung und Kanalisation. | 
| Autor: | W. Treptow | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 193 | 
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                        Bericht über Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Wasserleitung und Kanalisation.
                        Von W. Treptow, Ingenieur in Charlottenburg.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 169 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Bericht über Neuerungen auf dem Gebiete der Wasserleitung und
                           								Kanalisation.
                        
                     
                        
                           
                              
                                 Heberspülvorrichtungen für
                                    											Hausaborte.
                                 
                              Die Spülvorrichtungen für einzelne Hausaborte (Wasserclosets) arbeiten meistens
                                 										mit einem Heber für den Auslauf und einem nach Erreichung eines bestimmten
                                 										(veränderlichen) Füllungsgrades das Zulaufventil selbsthätig schliessenden
                                 										Schwimmerventil. Der Heber kann auf sehr verschiedene Art in Gang gesetzt
                                 										werden. Dies geschieht z.B. durch Niedertauchen eines Verdrängers. Es kann
                                 										ferner durch Oeffnen eines Ansaugeventils im Ablaufschenkel des Hebers, durch
                                 										plötzliches Zuführen einer zum Ansaugen des Hebers genügenden Wassermenge, oder
                                 										bei Glockenhebern durch Anheben der Glocke u.s.w. geschehen.
                              Es sei an dieser Stelle gleich bemerkt, dass die Zahl der Spül Vorrichtungen für
                                 										Wasseraborte aller Systeme Legion ist, und wir uns demnach darauf beschränken
                                 										müssen, die hauptsächlichsten Typen durch einige Beispiele zu
                                 										veranschaulichen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 193
                                 Fig. 61.Heberspülvorrichtung von Clauer.
                                 
                              Zu den oben erwähnten Heberspülvorrichtungen mit Verdränger gehört die unter Nr.
                                 										85551 patentirte Vorrichtung von Carl Clauer in
                                 										Frankfurt a. M. Es wird hierbei, was ja auch nahe liegt, als Verdränger der
                                 										Schwimmer des Einlaufventils selbst benutzt. Durch Eintauchen des Verdrängers
                                 										steigt das Wasser in dem spülbereiten Reservoir, stürzt in den Ablaufschenkel
                                 										des feststehenden, ohne Ventil arbeitenden Hebers und saugt diesen an, wodurch
                                 										der gesammte Inhalt des Kastens plötzlich entleert wird.
                              Bei den bisherigen Einrichtungen dieser Art war stets der Uebelstand, dass,
                                 										während der als Verdränger wirkende Schwimmer durch Zug an einem Hebel zum
                                 										Eintauchen gebracht wird, das Einlaufventil offen bleibt, was zur
                                 										Wasserverschwendung führt. Die vorliegende Spülvorrichtung ist so construirt,
                                 										dass das Einlaufventil, so lange der Verdränger unter Wasser sich befindet
                                 										bezieh. so lange der Zug an der Zugkette dauert, zugehalten wird.
                              Der Apparat besteht aus einem Kasten a, welcher mit
                                 										dem Heber b aus einem Stück gegossen ist. Das
                                 										Einlaufventil C trägt an dem Hebel d den Schwimmer e,
                                 										der gleichzeitig als Verdränger dient. An dem Hebelarm befindet sich bei
                                 											f ein Gelenk, welches nur nach unten
                                 										durchknicken kann, und um dieses ist die Gabel g
                                 										gelegt, deren einer Arm dicht hinter dem Gelenk von oben auf den Theil s des Hebels wirkt, welcher den Schwimmer bezieh.
                                 										Verdränger trägt, während der andere Arm der Gabel gleichzeitig von unten, dicht
                                 										vor dem Gelenk f, unter den Theil v des Hebels greift, an welchem sich das
                                 										Einlaufventil befindet. Wird an der Kette gezogen, so greift die Gabel vor und
                                 										hinter das Gelenk des Hebels und knickt den Theil s
                                 										des Hebels d mit dem Verdränger e nach unten (Fig.
                                    											61), indem sie gleichzeitig ebenso lange das Einlaufventil durch Druck
                                 										von unten gegen den Theil p des Hebels d zuhält. In Folge des Eintauchens wird der Heber
                                 										angesaugt und der Kasten a entleert. Nach Aufhören
                                 										des Zuges nimmt die Gabel in Folge eines an ihrem vorderen Ende angebrachten
                                 										Uebergewichtes eine nahezu senkrechte Stellung an, beide Theile s und v des Hebels d freilassend. Es kann somit der Schwimmerhebel
                                 										innerhalb der Gabel g eine Abwärtsbewegung
                                 										vollziehen, die zwar sehr gering ist, aber zum Oeffnen des Einlaufventils C genügt. Ist der Kasten bis zum Normal
                                 										Wasserstande gefüllt, so schliesst der steigende Schwimmer e das Einlaufventil ab, da das Gelenk f nur nach unten durchknicken kann.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 193
                                 Fig. 62.Spülvorrichtung von Schaeffer und Oehlmann.
                                 
                              Schaeffer und Oehlmann in Berlin haben sich eine in
                                 										dieselbe Kategorie gehörende Spülvorrichtung unter Nr. 89425 durch Patent
                                 										schützen lassen. Hierbei wird die Tauchbewegung des Schwimmers g (Fig. 62), der
                                 										einen oberen Schöpfraum g1 hat, beim Zuge an einer Kette k durch
                                 										den Hebel hm eingeleitet. Beim Untertauchen nimmt
                                 										der Schwimmer Wasserbelastung auf und sinkt nun weiter, während der Hebel h durch das Gegengewicht l in die Anfangsstellung zurückkehrt. Durch das Niedertauchen des Schwimmers
                                 										und durch das gleichzeitige Oeffnen des Einlaufventils wird der Heber e angesaugt. Nach Entleerung des Kastens a fliesst die Wasserbelastung des Schwimmers durch
                                 										die Löcher o am Schöpfrande g{ aus, worauf der Schwimmer
                                 										mit dem zufliessenden Wasser hochgeht und das Einlassventil schliesst.
                              Die Verhinderung von Wasservergeudung in Folge des bei sinkendem Schwimmer
                                 										geöffneten Zulaufventils bezweckt eine Schwimmerconstruction, die derselben
                                 										Firma unter Nr. 88838 geschützt ist. Hierbei wird beim tiefsten Stande des
                                 										Schwimmers der Wasserzulauf gebremst, dadurch dass von unten her (siehe obige
                                 											Fig. 62) ein cylindrischer Stempel gegen den
                                 										Ventilsitz tritt. Der Schwimmer kann bei diesem Patent nach dem wechselnden
                                 										Wasserdruck dadurch verschieden belastet werden, dass er durch eine
                                 										Verschraubung mit Schrot, Sand u. dgl. gefüllt werden kann.
                              Auch bei der Spülvorrichtung nach D. R. P. Nr. 84697 (E.
                                    											Bauer und F. Fried, Frankfurt) wird zugleich mit dem Oeffnen eines
                                 										Ventils, das durch Zuführung von Wasser in den Spülkasten das Ansaugen des
                                 										Hebers bewirken soll, ein Schwimmer niedergetaucht, der das Ansaugen
                                 										unterstützt.
                              Durch Oeffnen eines Ventils im Ablaufschenkel des Hebers wird bei der Vorrichtung
                                 										nach D. R. P. Nr. 66558 der Gebrüder Becker in
                                 										Darmstadt der Heber angesaugt. Diese Spülung wird durch Belastung bezieh.
                                 										Entlastung des Sitzbrettes in Gang gebracht. Wie Fig.
                                    											63 zeigt, liegt der Closetsitz a auf
                                 										einem Hebel b, der mittels einer Kette oder Schnur
                                 											c mit dem Gewicht e verbunden ist. In dem Behälter d
                                 										befindet sich weiter ein Heber f, dessen
                                 										Ansaugerohr g durch ein gewöhnliches, beschwertes
                                 										Ventil h verschlossen ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 194
                                 Fig. 63.Spülvorrichtung von Bauer und Fried.
                                 
                              Dieses Ventil h ist mit dem zweitheiligen Hebel i verbunden. Wird nun der Closetsitz a durch das Körpergewicht herabgedrückt, so wird
                                 										das Gewicht e in die Höhe gezogen. Da der Hebel i zweitheilig ist und ein nur nach einer Seite sich
                                 										öffnendes Gelenk besitzt, so passirt das Gewicht, ohne den ganzen Hebel i mit zu heben, die Nase n.
                              Wird nun der Closetsitz verlassen, so geht das Gewicht in seine ursprüngliche
                                 										Lage zurück, d.h. es sinkt und nimmt hierbei die Nase n und den ganzen Hebel i mit, so dass
                                 										dieser mit dem daran befindlichen Ventil h gehoben
                                 										und dadurch das Ansaugerohr g frei wird. Das
                                 										Gewicht e verlässt bei seinem Niedergang an einem
                                 										gewissen Punkt den Hebel i. Hierauf geht das Ventil
                                 											h auf seinen Sitz zurück und schliesst dadurch
                                 										den directen Ausfluss zum Rohr g, während der von
                                 											g aus angesaugte Heber in Thätigkeit bleibt und
                                 										den Spülkasten entleert.
                              In ganz ähnlicher Weise wird bei der Spülvorrichtung von Eschelbach in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 90579) der Heber
                                 										angesaugt. Bei dieser Anordnung (Fig. 64) ist der
                                 										Ventilsitz, sowie der Ventilkörper seitlich an dem einen Schenkel des Saughebers
                                 											B angebracht, und zwar ist am unteren Ende des
                                 										Heberschenkels an einem kleinen seitlichen Stutzen b eine schräge Ventilfläche angebracht; auf dieser ruht ein
                                 										Ventilkörper C auf, der um einen Zapfen d drehbar angeordnet ist; der Zapfen d ist in einem seitlichen Anguss D desselben Heberschenkels gelagert. Ein
                                 										Belastungsgewicht c, sowie die schräge Lage des
                                 										Ventilsitzes sichern den Schluss des Ventils, während eine kleine Anhebung des
                                 										Ventils das Ansaugen des Hebers mit Sicherheit veranlasst. Die Schrägstellung
                                 										des Ventilsitzes soll ausserdem verhindern, dass sich aus dem oft sehr trüben
                                 										Wasser derartiger Spülapparate auf dem Ventilsitz Verunreinigungen absetzen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 194
                                 Fig. 64.Spülvorrichtung von Eschelbach.
                                 
                              Durch directe injectorartige Einspritzung von Wasser in den kurzen, unten offenen
                                 										Heberschenkel wird bei den nachfolgend beschriebenen Spülvorrichtungen der Heber
                                 										angesaugt. Wenn bei dieser Vorrichtung (D. R. P. Nr. 81448 von H. Doring, München) gespült werden soll, so öffnet
                                 										man durch Zug an dem Hebel i das Ventil g (Fig. 65), so dass
                                 										Druckwasser aus dem Cylinder b durch den Auslauf
                                 											h in das Spülreservoir einlaufen kann.
                                 										Hierdurch erfolgt eine theilweise Entlastung der oberen Kolbenfläche, so dass
                                 										der auf die untere Fläche von c wirkende
                                 										Wasserdruck zur Wirkung kommen und den Kolben heben kann (Stellung punktirt
                                 										dargestellt). Hierdurch wird die Verbindung zwischen der Druckleitung und dem
                                 										Cylinder k hergestellt, so dass das Druckwasser in
                                 										denselben ein- und durch Kanal o und Strahlrohr
                                 										ausströmen kann. Hierdurch wird das aus dem Spülwasserbehälter durch die
                                 										Schlitze oder Löcher s in den Cylinder r gelangende (bei h
                                 										ausfliessende) Wasser angesaugt und gleichzeitig mit dem Druckwasser durch die
                                 										Röhre t nach dem Abortbecken geleitet. Die schnelle
                                 										Entleerung des Spülkastens wird hierbei noch wesentlich begünstigt durch die ∪-förmig gebogene Röhre t, welche als Heber wirkt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 194
                                 Fig. 65.Spülvorrichtung von Doring.
                                 
                              Wird der Druckhebel i losgelassen, so schliesst sich
                                 										das Ventil g durch Einwirkung einer Feder. In Folge
                                 										dessen füllt sich der Cylinder b oberhalb des
                                 										Kolbens c mit Druckwasser. Hierdurch wird der
                                 										Kolben c nach unten gedrückt, bis er die Mündung
                                 										des Cylinders k wieder abschliesst
                                 										(Ausgangsstellung); dann ist die Verbindung mit der Druckleitung wieder
                                 										aufgehoben. Das im Cylinder k befindliche Wasser
                                 										fliesst beim Niedergehen des Kolbens c durch die
                                 										Schlitze n in das Spülbecken aus und wird bei der
                                 										nächsten Spülung durch die Löcher s vom Injector
                                 											p mitgesaugt.
                              In ganz ähnlicher Weise wird der Heber durch Einführung eines Strahls bei dem D.
                                 										R. P. Nr. 90876 (Heinrich Kettel in Limmer bei
                                 										Hannover) angesaugt. Hierbei wird nach Ansaugung des Hebers der weitere directe
                                 											Eintritt
                                 										des vom Zuflussventil kommenden Wassers dadurch unterbrochen, dass nach
                                 										Loslassen des Hebels eine Platte vor die Mündung des Hebers tritt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 195
                                 Fig. 66.Spülvorrichtung von Hillenbrand und Kircher.
                                 
                              Nach dem D. R. P. Nr. 86470 (K. Hillenbrand und G.
                                    											Kircher, Höchst a. M.), Fig. 66, wird
                                 										durch einen in dem Stiefel r niedergedrückten
                                 										Kolben k eine zum Ansaugen des Hebers genügende
                                 										Wassermenge in den Heber gedrückt: Ist der Heber angesaugt, so hebt sich die
                                 										Ventilplatte e am Boden des Stiefels r und gestattet dadurch, wie die Pfeile andeuten,
                                 										den Abfluss der gesammten Spülwassermenge des Kastens w. Die Spülvorrichtung ist im Uebrigen mit einem in bekannter Weise
                                 										wirkenden Schwimmerventil s und mit einem
                                 										Gegengewicht g versehen, das den Hebel d mit dem Kolben k
                                 										stets wieder in die Anfangsstellung zurückzieht. Die Spülvorrichtung hat durch
                                 										das Zusatzpatent Nr. 89373 eine weitere unwesentliche Ausbildung erfahren.
                              
                           
                              
                                 Glockenheberspülvorrichtungen.
                                 
                              Die meisten Glockenheber sind so construirt, dass sie durch das Anheben der
                                 										Glocke angesaugt werden, sei es, dass hierbei nur das durch das Anheben der
                                 										Glocke entstehende Vacuum zum Ansaugen des Hebers benutzt wird, sei es, dass
                                 										durch das Anheben der Glocke eine gewisse Wassermenge mit angehoben wird, die
                                 										dann in den Ablaufschenkel des Hebers stürzt und diesen somit ansaugt.
                              Zu der letzteren Art gehört die Spülvorrichtung nach D. R. P. Nr. 66552 (Fig. 67) (Arnold
                                    											Jänike, Dresden).
                              Die Glocke k des Hebers ist beweglich am Zughebel
                                 										des Spülkastens aufgehängt. Die ringförmige Mündung der Glocke ist durch einen
                                 										Ventilkolben v abgeschlossen. Die Ventilklappen n werden durch Ausschneiden aus einem flachen
                                 										Gummiring hergestellt. Wird der Spülkasten mit Wasser gefüllt, so tritt auch
                                 										Wasser durch die Ventilklappen in die Glocke des Hebers- Im gefüllten Zustande
                                 										befindet sich dann der Wasserspiegel noch etwa 15 mm unter der Oberkante des
                                 										Ablaufrohres, welches des leichteren und schnelleren Ueberlaufes wegen
                                 										trichterartig geformt ist.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 195
                                 Fig. 67.Spülvorrichtung von Jänike.
                                 
                              Wird nun zum Zweck der Spülung ein Zug an der Schnur des Hebels ausgeübt, so hebt
                                 										sich die Glocke, die Ventilklappen schliessen sich und das im Inneren der Glocke
                                 										befindliche Wasser muss der Bewegung folgen und über die Ueberlaufkante in das
                                 										Ablaufrohr fliessen. Hierdurch kommt aber der Heber in Thätigkeit und übernimmt
                                 										die weitere Entleerung des Kastens bis zur Unterkante der Glocke.
                              Zu der ersteren Art gehört die in Fig. 68
                                 										dargestellte Spülvorrichtung nach D. R. P. Nr. 85265 (Wolff und Nels, Düsseldorf). Wird bei dieser der Spülkasten mit Wasser
                                 										gefüllt, so füllt dasselbe zum Theil auch die Glocke g. Hierbei kann das Wasser aber nur etwa bis zur Höhe des Stutzens s1 steigen und ist
                                 										am Abfliessen dadurch verhindert, dass durch eine zweite Glocke g1 und ein
                                 										Ablaufrohr s ein Wasserverschluss gebildet
                                 										wird, in Folge dessen die Luft in der Glocke comprimirt wird und das Wasser am
                                 										weiteren Steigen verhindert. Wird aber durch die Kette oder Schnur k und mittels des Hebels h die Glocke gehoben, so hebt sich auch der Wasserstand in dieser. Das
                                 										Wasser tritt dann über den Stutzen s1 und gelangt, nachdem es sich unter der Glocke
                                 											g1 hinbewegt
                                 										hat, in den Stutzen s und das Abfallrohr a. Das in dem Rohre a
                                 										abfallende Wasser wirkt nun saugend und es fliesst in Folge der Heberwirkung
                                 										alles Wasser aus dem Spülbecken der Glocke ab.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 195
                                 Fig. 68.Spülvorrichtung von Wolff und Nels.
                                 
                              Die bisher beschriebenen Glockenheberspülungen wirken sofort beim Anheben der
                                 										Glocke. Bei der Spülvorrichtung nach D. R. P. Nr. 68329 von P. Behrent in Berlin ist die Wirkungsweise etwas
                                 										anders und hierdurch ist es ermöglicht, die Spülung von dem Sitzbrett aus
                                 										bethätigen zu lassen. Es wird nämlich durch Belastung des Sitzbrettes die Glocke
                                 											h zwar angehoben und damit die Spülung
                                 										vorbereitet, doch kann die Spülung noch nicht erfolgen, da zugleich mit der
                                 										Glocke ein Ventil l mit angehoben wird, das das
                                 										Ablaufrohr d des Glockenhebers schliesst und somit
                                 										das Abfliessen des Spülwassers so lange verhindert, als das Sitzbrett belastet
                                 										ist (Fig. 69). Erst wenn dieses verlassen wird,
                                 										geht das Ventil l mit der Glocke h wieder herunter. Nun kann das im Ablaufstutzen
                                 											d angesammelte Wasser abfliessen und den
                                 										Glockenheber ansaugen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 195
                                 Fig. 69.Spülvorrichtung von Behrent.
                                 
                              
                           
                              
                                 Verschiedene
                                    											Spülvorrichtungen.
                                 
                              Von den mannigfachen Spülvorrichtungen, die ohne Heber arbeiten, heben wir
                                 										besonders eine hervor, weil sie zu den einfachsten, nur mit einem Bodenventil
                                 										und einem Schwimmer ausgerüsteten gehört. Trotz dieser Einfachheit der
                                 										Construction ermöglicht diese Vorrichtung durch eine eigenartige
                                 										Schwimmerconstruction die selbsthätige Ingangsetzung vom Sitzbrett aus so, dass
                                 										die Spülung erst nach Verlassen desselben erfolgt; und sie hat ferner einen
                                 										Vorzug, den wenig andere Spülvorrichtungen haben, nämlich den, dass der
                                 										Wasserkasten für gewöhnlich, so lange der Abort nicht benutzt wird, nicht
                                 										gefüllt, sondern leer ist. Dadurch wird etwaigem Einfrieren und Leckwerden des
                                 										Wasserkastens besser vorgebeugt. Fig. 70 zeigt diese
                                 										Spülvorrichtung, die der Actiengesellschaft für
                                    											Metallindustrie F. Butzke und Co. in Berlin durch das D. R. P. Nr.
                                 										78432 geschützt ist. Fig.
                                    											71 zeigt das Schwimmerventil im Schnitt in grösserem Maasstabe.
                              
                              Die Wirkungsweise ist folgende: Wird bei Benutzung des Aborts die Zugkette
                                 											k nieder- und somit Ventil e hochgezogen, so wird durch letzteres einerseits
                                 										der Bodenauslauf b geschlossen, andererseits das
                                 										Füllventil p geöffnet, weil die Ventilstange g die Schwimmkugelstange m aus der punktirten Lage m2 in die gezeichnete Lage mitnimmt. In Folge
                                 										dieser Drehung der Stange m wird das Ventil p von seinem Sitz q1 abgehoben und nach aussen hin verschoben, so
                                 										dass es zwischen beiden Sitzen q1 und q2 stehen bleibt (Fig. 71). Das
                                 										Leitungswasser kann nunmehr durch Rohr r um die
                                 										Ventilführung p3
                                 										herum in das Rohr s und in den Kasten a gelangen. Hier steigt das Wasser so lange, bis es
                                 										die Schwimmkugel n bezieh. deren Stange m aus der gezeichneten Lage in die punktirte Lage
                                 											m1 emporgehoben
                                 										hat. Durch letztere Drehung der Stange m hat eine
                                 										weitere Verschiebung des Füllventils p bis gegen
                                 										seinen vorderen Ventilsitz q1 stattgefunden. Der Wasserzufluss hört auf, da
                                 										das Reservoir gefüllt ist. Wird jetzt nach Benutzung des Aborts die Zugkette k freigegeben, so sinken die Ventilstange g und Hebel i durch
                                 										Eigengewicht in die tiefste Lage nieder. Der Bodenauslauf öffnet sich und das im
                                 										Reservoir befindliche Wasser stürzt durch das Spülrohr d hindurch in das Becken, die Spülrinne u.s.w. und bewirkt hier eine
                                 										kräftige Spülung. Gleichzeitig sinkt bei dieser Entleerung des Kastens a die Stange m in
                                 										Folge Eigengewichts und des bei r wirkenden
                                 										Wasserdrucks in die Anfangslage m2 zurück, das Ventil p wird gegen seinen hinteren Sitz q2 gedrückt und der Zufluss durch r abgesperrt. In diesem Zustande, d.h. bei offenem
                                 										Entleerungs- und geschlossenem Füllventil, verbleibt die Vorrichtung, bis von
                                 										Neuem eine Benutzung des Aborts stattfindet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 196
                                 Spülvorrichtung der Actiengesellschaft für Metallindustrie Butzke und
                                    											Co.
                                 
                              Um das Anhaften der Fäkalien an dem Aborttrichter zu vermeiden, wird häufig
                                 										angestrebt, im Becken, das dann flach, muldenartig gestaltet ist, einen
                                 										dauernden Wasserstand zu halten. Dies ist auch z.B. bei dem Abort nach D. R. P.
                                 										Nr. 70354 (M. Schöning, Berlin) der Fall. Hier wird
                                 										das im Becken nach der Spülung sich ansammelnde Wasser dazu benutzt, durch einen
                                 										Druck auf eine seitlich im Becken angebrachte elastische Membran den von Hand
                                 										bethätigten Spülhahn zu schliessen. Wird die Spülvorrichtung von Hand in
                                 										Thätigkeit gesetzt, so stürzt ausser dem frisch zufliessenden Spülwasser die
                                 										gesammte im Abortbecken angesammelte Wassermenge in das Abfallrohr, schwemmt die
                                 										Abfallstoffe fort und bewirkt eine kurze aber energische Spülung.
                              Mit einer Spülpumpe und sehr wenig Spülwasser arbeitet die Spülvorrichtung nach
                                 										D. R. P. Nr. 71391 (C. V. Doriot, St. Denis). Das
                                 										Becken hat keinen Wasserverschluss, sondern wird durch zwei unter einander
                                 										angeordnete Klappen gegen aufsteigende Gase abgeschlossen. Die Klappen sind
                                 										mit einander zwangläufig so verbunden, dass, wenn z.B. die obere zur Aufnahme
                                 										der Abfallstoffe geschlossen ist, die untere nach unten aufklappt, also offen
                                 										ist, und dass umgekehrt, wenn die obere sich zur Abgabe der mit Spülwasser
                                 										gemischten Fäkalien öffnet, die untere geschlossen wird.
                              Die Klappen sind schalenförmig gestaltet und werden durch eine geringe
                                 										Wassermenge gedichtet. Die Spülpumpe ist oben durch eine elastische Membran
                                 										abgeschlossen. Wird der Sitz belastet, so dehnt sich diese Membran aus und saugt
                                 										Wasser an; wenn der Sitz verlassen wird, drückt ein vorher angehobenes Gewicht
                                 										die Membran nieder und damit das Spülwasser aus der Spülpumpe in den
                                 										Aborttrichter.
                              Viele Spülvorrichtungen arbeiten mit einem Kippbehälter, sei es so, dass dieser
                                 										nach Erreichung eines bestimmten Wasserstandes selbsthätig umkippt, oder so,
                                 										dass er von Hand oder beim Verlassen des Sitzbrettes zwangläufig umgekippt wird
                                 										und so seinen gesammten Inhalt, noch plötzlicher als dies beim Heber möglich
                                 										ist, durch ein Spülrohr in den Aborttrichter entleert. In ähnlicher Weise
                                 										arbeiten Schöpfbehälter, die z.B. bei Belastung des Sitzbrettes eine gewisse
                                 										Menge Wasser schöpfen und diese dann bei Entlastung des Sitzbrettes und Rückkehr
                                 										in ihre Anfangslage zur Spülung abgeben.
                              
                           
                              
                                 Spülvorrichtungen mit
                                    											Windkessel.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 196
                                 Fig. 72.Windkesselspülvorrichtung von Andreoni.
                                 
                              Viele Spülvorrichtungen arbeiten mit einem Windkessel. Das Princip dieser
                                 										Spülungen, das bereits durch die Patentschriften Nr. 4149 und Nr. 4311 bekannt
                                 										geworden ist, ist das, dass durch ein Zweiwegeventil, einen Dreiwegehahn oder
                                 										ein ähnliches Mehrwegeabsperrorgan ein Windkessel zunächst mit der Druck
                                 										Wasserleitung verbunden wird, wobei sich derselbe unter Comprimirung der Luft
                                 										bis zu einem gewissen Grade mit Wasser füllt. Zur Abgabe der Spülwassermenge
                                 										muss das Ventil, der Hahn u.s.w. so umgestellt werden, dass nunmehr das
                                 										Zuflussventil geschlossen und der Windkessel mit dem Spülrohr verbunden wird,
                                 										worauf unter dem Druck der im Windkessel comprimirten Luft eine kräftige Spülung
                                 										erfolgt. Fig. 72 zeigt eine solche
                                 										Windkesselspülvorrichtung, die nach D. R. P. Nr. 82181 (E. Andreoni, Novara) das Neue bietet, dass sie beim Oeffnen bezieh.
                                 										Schliessen der Abortthür durch eine Knaggenscheibe r bethätigt wird, R ist der Windkessel,
                                 											s das Zuflussrohr von der Druckwasserleitung,
                                 											v das Spülrohr nach dem Aborttrichter, t das Zu- bezieh. Ableitungsrohr nach bezieh. von
                                 										dem Windkessel, pp1
                                 										ist das Doppelsitzventil, das also abwechselnd je nach der Stellung seiner
                                 										Ventilstange auf der Knaggenscheibe die Verbindung zwischen s und t zur Füllung
                                 										des Windkessels R oder zwischen t und v zur Entleerung
                                 										des Windkessels (Spülung) herstellt. Im Uebrigen dürfte die Wirkungsweise der
                                 										Spülvorrichtung nach dem oben Gesagten ohne weiteres klar sein.
                              
                              Auf demselben Princip beruht die Spülvorrichtung von Zingler in Duisburg (D. R. P. Nr. 80826). Hier sind Zu- und
                                 										Ableitungsventile getrennt, aber so angeordnet, dass ein Oeffnen des
                                 										Auslassventils nicht möglich ist, ohne dass das Einlassventil sich durch
                                 										Freiwerden eines Gewichtshebels selbsthätig geschlossen hat. Es soll dadurch
                                 										Wasservergeudungen vorgebeugt werden, die entstehen können, wenn
                                 										Doppelsitzventile oder Dreiwegehähne durch irgend einen Zufall in der
                                 										Zwischenstellung, d.h. also beide Leitungen vom und zum Windkessel freigebend
                                 										stehen bleiben.
                              Auf die Windkesselspülvorrichtung nach D. R. P. Nr. 80966 (J. Wolff in Karlsruhe), die mit einem selbstthätig
                                 										in die Anfangstellung zurückgehenden Zweiwegeventil arbeitet, im Uebrigen dem
                                 										Princip nach sich mit den anfangs gegebenen allgemeinen Ausführungen völlig
                                 										deckt, sei hier nur kurz hingewiesen.
                              
                           
                              
                                 Spülhähne.
                                 
                              Zur Vermeidung der Kosten des Spülreservoirs, ferner zur Vermeidung der
                                 										Uebelstände, die dieses oft im Gefolge hat (Undichtigkeit, Einfrieren u.s.w.),
                                 										oft auch allein wegen Platzmangel wird von der Benutzung eines Wasserkastens
                                 										häufig abgesehen und die Spülung durch einen sogen. Spülhahn bewirkt. Dieser
                                 										Spülhahn kann bei zweckentsprechender Construction in beliebiger Weise von Hand,
                                 										durch das Sitzbrett, die Abortthür, durch ein Trittbrett u.s.w. bethätigt
                                 										werden, immer aber ist er zweckmässig selbstschliessend construirt. Es kann
                                 										somit jeder der weiter oben beschriebenen (stossfrei) selbstschliessenden Hähne
                                 										als Spülhahn benutzt werden, vorausgesetzt, dass er in richtiger Lage sachgemäss
                                 										in die Spülleitung eingeschaltet wird. An dieser Stelle sei nur noch ein
                                 										derartiges besonders für Spülzwecke construirtes Ventil der Firma C. Sohns in Berlin (D. R. P. Nr. 83249) angeführt.
                                 										Die Wirkungsweise dieses Ventils ist folgende:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 197
                                 Fig. 73.Spülhahn von Solms.
                                 
                              Durch einen Druck auf den Knopf k wird erst das
                                 										kleine Ventil v1
                                 										von seinem Sitz i und ferner durch das Nachgeben
                                 										der Membran S der Ventilansatz t von dem Ventilsitz m
                                 										abgedrängt; die Ventile haben nun die in Fig. 73
                                 										veranschaulichte Stellung.
                              Das in h unter Druck emporsteigende Wasser tritt
                                 										durch die Löcher l zur Spülung nach dem Abflussrohr
                                 											h1,
                                 										gleichzeitig aber tritt auch Wasser durch die Bohrung g, das Ventil v1 umfliessend, nach dem Raum Q. Letzterer
                                 										steht durch die Bohrungen n und n2 mit h1 in
                                 										Verbindung.
                              Beim Aufhören des Druckes auf den Knopf k legt sich
                                 										das Ventil v1,
                                 										durch den Wasserdruck und die Spiralfeder p
                                 										getrieben, an seinen Sitz i und verschliesst den
                                 										Wasserzufluss nach Q.
                              Das Wasser kann aus Q um die Regelschraube y nach h1 abfliessen, wodurch unter der Wirkung der
                                 										Feder s
                                 										und des Wasserdrucks die Membran und das Ventil v in seine höchste Stellung zurückgeht, letzteres dabei den Durchgang
                                 										bei m verschliessend. Je nach der Oeffnung des
                                 										Durchganges bei y wird sich sonach nach dem
                                 										Aufhören des Druckes auf den Knopf k die Membran
                                 											S schneller oder langsamer zurückziehen und
                                 										dadurch das Ventil v bei m schneller oder langsamer verschliessen; es wird dementsprechend beim
                                 										Aufhören des Druckes auf Knopf k ein mehr oder
                                 										weniger schnelles Unterbrechen der Wasserspülung nach h1 stattfinden.
                              Nachdem der in die Zuflussleitung eingeschaltete Haupthahn geschlossen ist,
                                 										entleert sich das ganze Hahngehäuse durch selbsthätiges Nachgeben der Membran
                                 										vollständig, indem sämmtliches Wasser durch eine Nebenleitung abgeführt
                                 										wird.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)