| Titel: | Neue Gasmaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 221 | 
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                        Neue Gasmaschinen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 197 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Gasmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Gas- und Dampfmaschine von E. Bénier und Compagnie générale des moteurs gazogènes système Bénier
                              									in Paris (D. R. P. Nr. 87491) bezweckt die Nutzbarmachung der Kühlwasserwärme zur
                              									Verdampfung. Der Kühlmantel dient somit als Dampfentwickler. Fig. 24 und 25 erläutern die
                              									Maschine.
                           Auf dem Cylinder B ist der Verdampfer G befestigt, dessen Inneres mit dem Dampfmantel B1 durch die Bohrung
                              										g1 in Verbindung
                              									steht, und welcher in seinem oberen Theile das von einer Speisepumpe zugeführte
                              									Wasser empfängt; dieses Speisewasser ist bei seinem Durchgang durch den Mantel des
                              									Cylinderbodens H vorgewärmt. Der Wassermantel des
                              									Cylinderbodens H steht durch das Rohr h mit der Speisepumpe und durch jenes h1 mit dem Verdampfer
                              										G in Verbindung. Der Cylinder B besitzt Seitenöffnungen oder Bohrungen L, welche vom Kolben, kurz bevor letzterer an das Ende
                              									seines Vorwärtshubes gelangt, freigegeben werden und durch welche entweder Dampf
                              									oder die Verbrennungsgase entweichen. Diese Seitenöffnungen münden in eine Leitung
                              										L1, die ihrerseits
                              									in eine Büchse L2
                              									mündet; letztere wird durch zwei mittels der Daumen m
                              									und n und die Hebel m1 und n1 bethätigte Ventile M
                              									und N geschlossen. Das Ventil M stellt die Verbindung der Büchse L1 mit einem Schlangenrohr O her, das im Sockel der Maschine untergebracht und durch einen kalten
                              									Wasserstrom abgekühlt wird. Dieses Schlangenrohr mündet in ein Ventil P, das sich unter Druck öffnet und selbsthätig durch
                              									eine Feder schliesst, sobald der Druck aufhört zu wirken. Das Ventil N stellt durch das Rohr Q1 die Verbindung
                              									zwischen der Büchse L2
                              									mit dem Heizraum des Verdampfers Q her. Im
                              									Cylinderboden H befindet sich das Ventil R für das Ansaugen des Gasgemenges und der elektrische
                              									Anzünder S. Die Daumen mn,
                              									sowie die Speisepumpe und der Contactknopf für die Entzündung sind auf einer Welle
                              									befestigt, welche durch Zahnräder bethätigt wird, und welche eine Umdrehung macht,
                              									während die Kurbelwelle deren zwei bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 222
                              Gas- und Dampfmaschine von Bénier und Compagnie générale des moteurs gazogènes
                                 										système Bénier.
                              
                           Sobald die Maschine im Gange ist, erhitzen die ausströmenden Gase den Verdampfer G. Das von der Speisepumpe kommende Wasser wird heiss
                              									in den oberen Theil dieses Verdampfers eingeführt, da es bereits den Mantel des
                              									Cylinderbodens H durchzogen hat. Das Wasser tritt durch
                              									das Loch g ein, fällt dann auf die inneren Rippen und
                              									wird verdampft.
                           Was an Wasser noch nicht verdampft ist, gelangt in den Mantel des Treibcylinders
                              									durch die Oeffnung g1
                              									gleichzeitig mit dem schon im Verdampfer entwickelten Dampf. Das noch nicht
                              									verdampfte Wasser wird dann in dem Mantel des Treibcylinders verdampft oder während
                              									der Einführung des Dampfes in den Cylinder eingespritzt, so dass niemals eine
                              									Wasseransammlung in dem Mantel stattfinden kann und dadurch jede Explosionsgefahr
                              									vermieden ist.
                           Sobald der Kolben die Bohrungen L blosslegt, wird das
                              									Ventil N gehoben und jenes M geschlossen; die sich ausdehnenden Gase ziehen durch das Rohr Q1 in das Innere des
                              									Cylinders Q und strömen durch die Löcher V aus. Auf diesem Wege geben sie ihre ganze Wärme an
                              									die Rippen G1 des
                              									Verdampfers G ab. Sobald die Ausdehnung der Gase
                              									beendet ist und der Kolben zu Beginn seines Rückhubes die Bohrungen L wieder schliesst, ist der Cylinder mit verbrannten
                              									und unter atmosphärischem Druck stehenden Gasen gefüllt. Bei Fortsetzung seines
                              									Hubes nach rückwärts verdichtet der Kolben diese verbrannten Gase in der
                              									Explosionskammer; dieser Arbeit entspricht eine vollkommene Umdrehung der Maschine
                              									bezieh. der Treib welle.
                           Zu Beginn der zweiten Umdrehung, wobei der Kolben am Ende seines Rückhubes ist,
                              									befinden sich in der Explosionskammer verbrannte und verdichtete Gase; in diesem
                              									Augenblicke hebt sich das Ventil F und der Dampf tritt
                              									in den Cylinder ein, trifft auf den Boden des Kolbens und drückt die verbrannten
                              									Gase in die Leitung K. Durch den Druck des Dampfes wird
                              									der Kolben vorgestossen, das Ventil F schliesst
                              									sich wieder und die Expansion des Dampfes und der verdichteten verbrannten Gase
                              									erzeugen die zweite treibende Wirkung. Durch diese Einrichtung verbleibt der Dampf
                              									stets am Kolben und die verbrannten Gase am Boden des Cylinders und in der Leitung
                              										K; sobald der Kolben bei fortgesetzter Bewegung die
                              									Bohrungen L freigibt, wird das Ventil M geöffnet und jenes N
                              									geschlossen; der Dampf tritt in das Schlangenrohr O
                              									über und treibt die darin befindlichen verbrannten Gase vor sich her, die dann mit
                              									dem Condensationswasser durch das Ventil P austreten.
                              									Sobald der Dampf in dem Schlangenrohr O auf
                              									atmosphärischen Druck zurückgegangen ist, schliesst sich das Ventil P unter der Wirkung der Feder p, und durch die Condensation des Dampfes in dem Schlangenrohr wird ein
                              									luftleerer Raum erzeugt, welcher das Ventil R zwingt,
                              									sich zu heben, worauf die Explosionsgase in den Cylinder eintreten und vor sich die
                              									verbrannten Gase hertreiben, welche sodann in das Schlangenrohr gedrückt und aus
                              									diesem in der eben beschriebenen Weise wieder entfernt werden.
                           Eine gleichartige Maschine von Dr. H. Lorenz in Halle a.
                              									S. und Th. Freiherr v. Tucher in Nürnberg (D. R. P. Nr.
                              									87523) ist in Fig. 26 dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 222
                              Fig. 26.Gas- und Dampfmaschine von Lorenz und v. Tucher.
                              
                           Spiralförmig um den Gascylinder verlaufende Rippen S
                              									sind vom eigentlichen Kühlmantel M umgeben und zwingen
                              									das durch die Pumpe P mittels der Leitung WW continuirlich bei V,
                              									also in der Nähe der Verbrennungskammer und der Steuerungsorgane der Gasmaschine
                              									zugeführte Kühlwasser, den Cylinder umkreisend von hinten nach vorn unter
                              									beständiger Wärmeaufnahme zu strömen. Das hierbei gebildete Gemisch aus gesättigtem
                              									Dampf und heissem Wasser verlässt den Mantel bei B und
                              									tritt bei C in die Rohrsysteme R1R2 eines zur Trocknung und Ueberhitzung desselben
                              									bestimmten Apparates ein, in welchen es mit den bei H
                              									eintretenden Auspuffgasen in vollkommenem Gegenstrom zum Wärmeaustausch gelangt. Zu
                              									diesem Zwecke sind die Rohrsysteme R1 und R2, von denen in der Zeichnung nur je eines skizzirt
                              									ist, durch einen Mantel F von einander getrennt und
                              									werden selbst vom Dampf hinter einander durchströmt. Der überhitzte Dampf verlässt
                              									den Apparat bei G, also an derselben Stelle, wo die
                              									Auspuffgase des Explosionscylinders eintreten, während die ausgenutzten Gase bei D, also kurz nach der Berührung mit dem bei C herbeikommenden Dampf- und Heisswassergemisch, ins
                              									Freie entweichen. Schliesslich wird der überhitzte Dampf mittels der gut isolirten
                              									Leitung LL dem Einlassorgan J der als Dampfcylinder ausgebildeten und demgemäss mit einer
                              									Stopfbüchse U versehenen Vorderseite des
                              									Maschinencylinders zugeführt, aus dem er nach einer Expansion durch das Auslassorgan
                              										A ins Freie bezieh. in einen Condensator tritt.
                           Die Gasmaschine von A. Häcker in Ober-Planitz bei Stenn
                              									(D. R. P. Nr. 80222) besitzt am Cylinderboden Oeffnungen, welche durch einen
                              									Kreisschieber von aussen derart geschlossen oder geöffnet und mit einer
                              									Druckluftleitung in Verbindung gesetzt werden kann, dass die Maschine dann als
                              									Luftmaschine arbeitet.
                           Die Maschine von G. Durand in Paris (D. R. P. Nr. 81132)
                              									ist zum Betriebe von Wagen bestimmt und derart eingerichtet, dass sie Druckluft
                              									erzeugt, welche zum Antrieb einer die Wagenräder bethätigenden Druckluftmaschine
                              									dient.
                           Anstatt, wie gebräuchlich, Explosionsmaschine und Luftverdichtungseinrichtung
                              									räumlich zu trennen, z.B. die Kolbenstange einer Explosionsmaschine als
                              									vermittelndes Glied zur Bethätigung eines Luftpumpenkolbens zu gebrauchen, wird
                              									derselbe den Explosionsdruck aufnehmende Kolben der Maschine zugleich als Erzeuger
                              									der Druckluft benutzt, d. i. der Cylinder der Explosionsmaschine stellt auf einer
                              									Seite des Kolbens den Explosionsraum, auf der anderen den Compressionsraum für
                              									ausserhalb der Maschine benutzte Luft dar.
                           Eine Steuerung für Gaslocomotiven ist Gegenstand des Patents Nr. 80279 der Gas Traction Company Limited in London. Es soll durch
                              									die Steuerung die Geschwindigkeit der Fahrt und der Stillstand bewirkt werden
                              									können.
                           Die Kuppelungseinrichtung, welche die Geschwindigkeit des Triebwerks beeinflusst, ist
                              									in unmittelbare Verbindung gebracht mit Ventilen, welche den Gaszufluss regeln, und
                              									zwar derart, dass der Maschine beim Stillstand des Fahrzeugs gerade nur so viel Gas
                              									zugeführt wird, dass sie durch schwache Zündungen in einen langsamen Gang versetzt
                              									wird. Die Kegel dieser Ventile sind an ihrer Sitzfläche mit einigen Löchern
                              									versehen, welche im geschlossenen Zustande des Ventils der Maschine nur gerade so
                              									viel Gas zufliessen lassen, als zu dessen Weiterbewegung beim Stillstand des
                              									Fahrzeugs erforderlich ist.
                           Durch diese Einrichtung wird ermöglicht, die Zündungen in der Maschine so erfolgen zu
                              									lassen, wie der jeweilige Gang des Wagens es erforderlich macht. Beim Befahren von
                              									Steigungen oder wenn der Wagen besonders schnell laufen soll, oder wenn sonstige,
                              									eine erhöhte Kraft erfordernde Hindernisse zu überwinden sind, kann durch einfaches
                              									Einrücken der Kuppelung zum schnellen Gange der Gaszufluss so gesteigert werden,
                              									dass die entsprechenden stärkeren Zündungen erfolgen. Wenn zum Betriebe des Wagens
                              									nur eine geringere Kraft erforderlich ist, wenn die Geschwindigkeit zu vermindern
                              									ist und beim Abwärtsfahren von Steigungen kann durch Umlegen der Kuppelung für den
                              									langsamen Gang die Stärke der Zündungen entsprechend vermindert werden. Beim
                              									Stillstand des Wagens endlich, wo das Triebwerk überhaupt nicht zu arbeiten hat und
                              									nur die Maschinen weiter laufen müssen, um sofort den Wagen durch entsprechendes
                              									Einrücken der Kuppelungsvorrichtungen in Gang setzen zu können, genügt es, wenn
                              									die Zündungen in der Stärke erfolgen, dass die Maschinen gerade noch laufen. Die
                              									Kuppelungsvorrichtung befindet sich dabei in ihrer mittleren Stellung, sie ist aus
                              									dem Triebwerk vollständig ausgerückt. Die Hebelanordnung für die Regulirung des
                              									Gaszuflusses ist deshalb so getroffen, dass diese Mittelstellung der Kuppelung der
                              									geringsten Oeffnung der Ventile entspricht, während die bei der Einrückung der
                              									Kuppelung auf langsamen Gang eine etwas grössere und bei der Einrückung auf den
                              									schnellen Gang die grösste Oeffnung der Ventile bewirkt wird.
                           
                        
                           Zweitactmaschinen.
                           Die Zweitactmaschinen, bei denen also auf jede Kurbelumdrehung eine Kraftwirkung
                              									erfolgt, haben sich in der Praxis noch kein grosses Feld erobert, trotzdem sie
                              									bereits auf einer hohen Stufe der Ausbildung stehen.
                           Fig. 27 und 28 zeigen eine
                              									Zweitactmaschine der National Meter Comp. in New
                              									York.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 223
                              Zweitactmaschinen der National Meter Comp.
                              
                           Die stehend gebauten Maschinen bestehen aus einem kastenartigen Untertheil und dem
                              									darüber aufgestellten Arbeitscylinder. Der letztere ist zu Dreiviertel seiner Länge
                              									ummantelt und an der dem Einlassventil a zugekehrten
                              									Seite mit einem kanalartigen Sammler a1 in einem Stück gegossen. Der unterhalb des
                              									Arbeitscylinders befindliche Theil l des Untergestells
                              									ist hermetisch verschliessbar und dient als Verdichtungskammer, ausserdem bewegt
                              									sich darin die Pleuelstange c an der Kurbelscheibe d1. Diese sitzt auf der
                              									Kurbelwelle d, welche in zwei mit Ringschmierung
                              									versehenen langen Lagern geführt ist und ausser dem Schwungrad, sowie
                              									Schwungradregulator noch eine fliegend aufgekeilte Riemenscheibe trägt.
                           Der Schwungradregulator beeinflusst ein Kolbenventil e
                              									am unteren Ende des Sammlers a1 und regelt so die Materialzufuhr zu letzterem.
                           Das Einlassventil hat ein ummanteltes Gehäuse a mit
                              									angegossenem Spiegel für den Zündschieber a3, sowie einen Schmierstutzen. Der sehr lange,
                              									konisch gestaltete Ventilkegel a4 bildet das obere Ende der Stange a5, welche durch eine
                              									Stange f von dem Nocken d2 auf der Kurbelwelle d
                              									gesteuert wird.
                              									Eine über die Stange a5 gesteckte Spiralfeder erhält
                              									das Ventil a4
                              									geschlossen.
                           Wenn sich der Arbeitskolben g im Cylinder nach unten
                              									bewegt, so strömt das verdichtete Gas- und Luftgemisch aus dem Verdichtungsraume l durch den Sammler a1 in das Einlassventilgehäuse a. Aus diesem gelangt die Ladung während eines Theiles
                              									des Anhubes vom Kolben in den Cylinder und wird dort entzündet. Kurz ehe der Kolben
                              									nach erfolgter Expansion in seine Endstellung kommt, gibt er die in der
                              									Cylinderwandung vorgesehenen Löcher h frei und
                              									ermöglicht es den Verbrennungsproducten, zunächst in den den Cylinder umgebenden
                              									Kanal a2 und von hier
                              									in das Auspuffrohr zu entweichen.
                           Das vom Regulator gesteuerte Ventil e ist dazu bestimmt,
                              									den Durchgangsquerschnitt des Verbindungskanals zwischen dem Verdichtungsraum und
                              									Ventilgehäuse der Grösse der Ladung entsprechend mehr oder weniger zu verengen. Die
                              									Zündung wird durch den Zündschieber a3 bewirkt; in diesen strömt nämlich aus dem
                              									Ventilgehäuse durch eine Oeffnung ein Theil der Ladung tangential ein, wird in einer
                              									kammerartigen Erweiterung des Schiebers in wirbelnde Bewegung versetzt und entzündet
                              									sich, sobald der Schieber gehoben wird, an der seitlich in einem Schornstein
                              									brennenden Zündflamme. Der Zündschieber a3 wird durch ein Excenter k auf der Schwungrad welle d mittels
                              									Excenterstange bethätigt.
                           Für die Construction der Zweitactmaschine mit langsamer Verbrennung von O. Brünler und J. M. Grob und
                                 										Co. in Eutritzsch-Leipzig (D. R. P. Nr. 80511) sind folgende Erwägungen
                              									maassgebend gewesen.
                           Bei dieser Gattung von Kraftmaschinen, in denen während der ganzen Kolbenbewegung
                              									oder während eines Theiles der Kolbenbewegung Pressluft und entweder Gas unter Druck
                              									oder Erdölnebel in den Cylinder strömt und während ihres Einströmens allmählich ohne
                              									Drucksteigerung verbrennen sollen, bestand die Schwierigkeit bisher darin, beim
                              									Beginn der Einströmung kein Gemisch unverbrannt an der Zündstelle vorbeiströmen zu
                              									lassen. Würde nämlich Gemisch unverbrannt an der Glühstelle vorbeiströmen und den
                              									freien Raum des Cylinders in unverbranntem Zustande erfüllen, so entzünden sich
                              									diese Mengen später doch noch. Diese spätere Entzündung einer grösseren Menge hat
                              									dann eine plötzliche Verbrennung und damit verbundene Drucksteigerung zur Folge,
                              									welche verhütet werden muss. Diese Drucksteigerung bewirkt nämlich ein schnelles
                              									Zurückströmen verbrannter Gase vom Cylinder durch Einlassorgane hindurch in die
                              									Zuleitungskanäle. Dabei erlischt die Flamme und findet sich eine solche nicht mehr
                              									vor, sobald durch Vorwärtsbewegung des Kolbens ein Fallen des Druckes und wieder
                              									erneutes Zuströmen von Druckluft und Brennstoff vor sich geht. Eine stetige Flamme
                              									soll aber erhalten werden, damit das beständig nachströmende Gemisch sich an
                              									derselben entzündet; indem nicht mehr mit Sicherheit darauf gerechnet werden kann,
                              									dass die glühenden Wandungen eines Zündrohres oder Glühkörpers die Zündung noch
                              									bewirken, sobald der Kolben seine Umkehr vollendet und sich wieder auswärts bewegt,
                              									indem alsdann Luft und Brennstoff mit grösserer Geschwindigkeit an der Glühzone
                              									vorüberströmen.
                           In Fig. 29 veranschaulicht a den Arbeitscylinder, in dem sich der Kolben h bewegt. Durch Rohr c strömt Pressluft,
                              									durch Rohr d Gas oder Erdölnebel. Das Gemisch
                              									beider wird in der Zündkammer e entzündet und
                              									schiebt, während die Zuleitung von Pressluft und Gas oder Erdölnebel andauert, den
                              									Kolben h vorwärts. Das gesteuerte Auslassventil b lässt beim Rücklaufe des Kolbens die Abgase
                              									entweichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 224
                              Fig. 29.Arbeitscylinder von Brünler und Grob.
                              
                           Um das angedeutete Ziel zu erreichen, wird nun, noch ehe die Abgase durch das Ventil
                              										b vollkommen entwichen sind, dieses Ventil
                              									geschlossen. Die Abschlussorgane gf der Rohre c und d werden alsdann
                              									geöffnet, so dass das brennbare Gemisch in die Glühkammer e tritt. Die Schliessung des Ventils b
                              									erfolgt so, dass sich die Abgase von dem Kolben aus bis in die Zündkammer
                              									erstrecken. Ob dies der Fall ist, kann bei einer gegebenen Maschine leicht durch
                              									Prüfung mit dem Indicator festgestellt werden.
                           Die Endschicht des zuströmenden brennbaren Gemisches grenzt innerhalb der Zündkammer
                              									an die Schicht dieses Verbrennungsrückstandes. In Folge dessen wird eine Bürgschaft
                              									dafür erlangt, dass die langsam fortschreitende Verbrennung an dieser erzielten
                              									Grenze beginnt und dass keine brennbaren Gase schon über die Zündkammer hinausgeeilt
                              									sein können, bevor sich die Verbrennung einleitet.
                           Im doppelten Zweitact arbeitet die in Fig. 30 und 31 dargestellte Maschine
                              									von F. Dürr und Co. in Breslau (D. R. P. Nr.
                              									78790).
                           Die Maschine hat einen Arbeitscylinder A und einen
                              									Pumpcylinder B. Der letztere ist bedeutend geringer
                              									bemessen als der erstere und nur so gross gehalten, dass das durch ihn nach dem
                              									Arbeitscylinder geschaffte Gasgemisch vollkommen expandiren muss, d.h. am Ende des
                              									Kolbenhubes im Arbeitscylinder muss die Spannung nur noch ungefähr 1 at absolut
                              									betragen.
                           Das explosible Gemisch tritt durch die Ventile I und II in den Pumpcylinder B
                              									und durch Rückschlagventile nach dem Arbeitscylinder A.
                              									Der Kolben des Arbeitscylinders eilt um 90° nach.
                           In Fig. 30 ist der
                              									Kolben am äussersten Ende des Hubes, also nach beendeter Expansion, angelangt. Die
                              									Zündung erfolgt durch ein Glührohr Z; hierauf eilt der
                              									Kolben nach rechts, das dort eingetriebene Gemisch verdichtend. Der am Ende des
                              									Expansionsspiels etwa noch vorhandene geringe Ueberdruck kann durch den Schlitz C entweichen, welcher an den beiden Endstellungen des
                              									Arbeitskolbens zur Hälfte frei wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 224
                              Im doppelten Zweitact arbeitende Maschine von Dürr und Co.
                              
                           Die im Pumpcylinder angesogenen und zusammengepressten Gase treten in den
                              									Arbeitscylinder über, sobald der Druck im Arbeitscylinder ein geringerer ist. Die
                              									nach wieder erfolgtem Schliessen des Schlitzes C den
                              									ganzen Cylinderraum
                              									füllenden Gase, welche zum grössten Theil aus verbranntem Gemisch bestehen, werden
                              									wieder verdichtet, wobei sich das neuzugeführte entzündliche Gemisch an den
                              									Cylinderdeckeln lagert und das beste Gemisch in dem nach dem Glührohr ziehenden
                              									Kanal i befindet. Hierdurch erfolgt im Kanal i eine sofortige, in den mit den verbrannten Gasen mehr
                              									gemischten Schichten eine langsamere Verbrennung, während der übrige Theil des
                              									Gemisches nur dazu bestimmt ist, durch die Ausdehnung, welche die Erwärmung bei der
                              									Explosion mit sich bringt, die Expansion zu unterstützen. Dadurch, dass der grösste
                              									Theil der verbrannten Gase wieder mit neuem Gemisch verdichtet wird, ist auch die in
                              									diesen Gasen enthaltene Wärme wieder gewonnen, so dass die Wärmeverluste, die bei
                              									der bisherigen Art des Auspufforgans eintraten, bedeutend geringer sind. Statt am
                              									Ende eines Expansionsspiels die noch vorhandene Spannung durch einen vom Kolben
                              									abgeschlossenen Schlitz entweichen zu lassen, kann man diesen auch durch ein
                              									gewöhnliches Auspuffventil ersetzen, das, beliebig gesteuert, am Ende des Hubes
                              									einen Moment angehoben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 225
                              Fig. 32.Maschine von Borsig.
                              
                           Die in Fig. 32 dargestellte Maschine von A. Borsig in Berlin (D. R. P. Nr. 84404) arbeitet mit
                              									einem Gebläse, welches sowohl Luft in den Cylinder, als auch in den Kühlraum
                              									schafft.
                           Ein Exhaustor 13 wird durch die Scheiben 14 und 15 gleichzeitig mit
                              									der Maschine in Bewegung gesetzt. Es dringt während des Vorwärtsganges des Kolbens,
                              									vom Exhaustor angesogen. atmosphärische Luft durch die Schlitze 11 11 11 in den freien Raum zwischen den beiden
                              									Cylindermänteln ein, streicht Rippe 17 entlang und
                              									kühlt auf diese Weise die Maschine, insbesondere den inneren Cylindermantel. Auf dem
                              									Wege nach dem rechten bezieh. unteren Todtpunkte schliesst der Kolben allmählich die
                              									Schlitze 11 11 11 ab und gibt, sobald diese völlig
                              									geschlossen sind, dafür die Schlitze 10 10 an der Mitte
                              									des Cylinders frei. Der Exhaustor äussert seine Wirkung nunmehr in der Weise, dass
                              									er zunächst die auf niedere Spannung expandirten Gase aus dem Cylinder saugt, wobei
                              									gleichzeitig durch ein gesteuertes oder selbsthätiges Ansaugeventil frisches Gemisch
                              									so lange nachdrängt, bis der Kolben auf seinem Rückgange die Schlitze 10 10 10 wieder abschliesst. Es erfolgt nunmehr die
                              									Verdichtung des angesogenen Gemisches unter gleichzeitigem Wiederbeginn des
                              									Durchsaugens von Luft durch die Oeffnungen 11 und den
                              									Cylindermantel.
                           Ein Regulator beliebiger Construction ermöglicht verschiedene Füllungsgrade
                              									dadurch, dass derselbe ein Organ 16 der Saugeleitung
                              									mehr oder weniger offen hält und hierdurch den Grad der Luftverdünnung im
                              									Arbeitscylinder und die hiervon abhängige Menge des angesogenen frischen Gemisches
                              									beeinflusst.
                           Die Steuerung des Ansaugeventils wird von der Pleuelstange direct bethätigt, indem
                              									durch Hebelübersetzungen, welche um die festen Punkte 4
                              									und 8 und die losen Punkte 3 5
                                 										6 7 9 beweglich sind, und eine Zugstange das Ansaugeventil zum geeigneten
                              									Zeitpunkt geöffnet wird.
                           Bei der Ausführung der Maschinenfabrik Kappel (D. R. P.
                              									Nr. 85078), Fig. 33, wird die Ladung mittels eines
                              									Injectors bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 305, S. 225
                              Fig. 33.Ladung mittels Injectors der Maschinenfabrik Kappel.
                              
                           Ein Kolbenhub erfolgt in Folge der Explosion des Ladegemisches; gegen Ende dieses
                              									Hubes wird der nur durch den Kolben K oder auch durch
                              									ein Ventil abgeschlossene Auspuffkanal A geöffnet und
                              									die Verbrennungsrückstände entweichen bis zum Spannungsausgleich. Beim zweiten
                              									Kolbenhub (Rückgang des Kolbens) öffnet der Schieber S
                              									eine Druckluftleitung L, die einströmende Druckluft
                              									treibt zunächst den Rest der Verbrennungsrückstände aus; nachdem das Auslassventil
                              									oder der Kolben den Auslasskanal geschlossen haben, wird das unter Einfluss eines
                              									Regulators stehende Gasventil G geöffnet, und es
                              									erfolgt die Einführung des Kraftgases in den Cylinder durch die Wirkung eines von
                              									der Druckluft durchströmten Injectors J, welcher
                              									zwischen dem Schieber S und dem Rückschlagventil V eingeschaltet ist. Der Abschluss des Luftschiebers,
                              									des Gasventils und des nicht gesteuerten Rückschlagventils erfolgt etwa, wenn die
                              									durch den nicht gesteuerten Kolben erzeugte Compression dem Druck, unter welchem das
                              									Luft- und Gasgemisch zuströmen, gleich kommt, also je nach dem angewendeten
                              									Luftdruck früher oder später. Nach Abschluss der Steuerungsorgane wächst die
                              									Compression des Ladegemisches, bis der Kolben in der Endstellung angelangt ist. Kurz
                              									nach Ueberschreitung des todten Punktes erfolgt die Zündung, wobei sich der
                              									vorbeschriebene Arbeitsvorgang wiederholt.
                           Wenn Kraftgas von grösserem Heizwerth zur Verwendung kommt, wird die Leitung vom
                              									Schieber S bis zum Rückschlagventil V getheilt, derart, dass auf einem Wege nur Druckluft
                              									zuströmt, auf dem zweiten, in welchem der Injector eingeschaltet ist, Druckluft und
                              									von dieser mitgeführtes Gas zuströmen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)