| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Gasindustrie. | 
| Autor: | Alfons Bujard | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 238 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Gasindustrie.
                        (Schluss des Berichtes S. 212 d. Bd.)
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           III. Bericht der
                                 										Gasheiz-Commission.
                           Die Vortheile, welche das Kochen mit Gas bietet, scheinen von den Bewohnern unserer
                              									mit Gasfabriken versehenen Städte immer mehr erkannt zu werden, und in Folge dessen
                              									sind durch den erfreulichen Aufschwung, den das Kochen mit Gas in vielen Städten
                              									genommen hat, merkwürdige Verschiebungen in der Gasproduction vorgekommen.
                           Während z.B. früher in Hannover die Juniproduction ein Viertel der Decemberproduction
                              									betrug, beträgt sie jetzt die Hälfte; die Apparate werden also besser ausgenutzt,
                              									vor allem der Gasbehälter. Es werden jetzt im Winter 80000 cbm täglich unter
                              									Benutzung von 20000 cbm Gasbehälterraum abgegeben, im Sommer aber 40000 cbm bei nur
                              									5000 cbm Gasbehälterraum. Der Gasbehälter erreicht Nachts 1 Uhr seinen tiefsten
                              									Stand und Morgens 6 Uhr seinen höchsten. Es hat sich bei dieser Vermehrung des
                              									Sommerverbrauches aber auch die Sommererzeugung von Koks verdoppelt. Der Koksvorrath
                              									schwillt in den Sommermonaten sehr an, daher sind die Gasingenieure bestrebt, den
                              									Absatz des Koks zu heben.
                           Kocht mit Gas und heizt mit Koks! ist jetzt die Losung, und zwar nicht nur im
                              									Interesse der Gasanstalten, sondern im Interesse des Publicums, das ausser der
                              									Reinlichkeit, Rauchfreiheit und Annehmlichkeit des Feuerungsmaterials auch den
                              									Kostenpunkt in Betracht zieht. Das angenehmste aller Heizmateriale, das Leuchtgas,
                              									kann in besonderen Fällen mit festem Feuerungsmaterial in Wettbewerb treten, für die
                              									allgemeine Anwendung ist es aber zu theuer, und dafür muss dem Gaskoks das Feld
                              									erobert werden.
                           Auf Anregung von Merz-Cassel, welcher von Wunder-Leipzig unterstützt worden ist, gelangte
                              									folgender Antrag der Gasheiz-Commission an die Versammlung:
                           
                              „Die Versammlung wolle eine Summe von 5000 M. zu Preisen für den oder die besten
                                 										Gaskoksöfen aussetzen und einer zu wählenden Commission einen Credit bis zu
                                 										2000 M. eröffnen.“
                              
                           Die Bedingungen für die Bewerbungen sind a. a. O. angegeben.
                           
                        
                           IV. Bericht der Commission für die
                                 										Zusammenstellung von Erfahrungen bei Oefen mit geneigten Retorten.
                           Die Commission hat ihre Thätigkeit damit begonnen, dass sie sich mit denjenigen
                              									Gasanstalten in Deutschland und in Wien in Verbindung gesetzt hat, welche Oefen mit
                              									schräg gelegten Retorten seit längerer oder kürzerer Zeit im Betriebe haben. Diese
                              									Gasanstalten sind diejenigen in Altona, Berlin, Chemnitz, Dresden, Cassel und
                              									Wien-Erdberg.
                           Ueberall hat man als Vorbedingung anerkannt, dass Oefen mit geneigten Retorten der
                              									Generatorheizung bedürfen. Die erlangten Auskünfte, welche sich in erster Linie auf
                              									die bisher erzielten Betriebsergebnisse, dann aber auch auf Bestimmungen der
                              									Temperatur- und Zugverhältnisse, sowie auf Analysen der Heiz- und Rauchgase bezogen,
                              									lassen im Allgemeinen erkennen, dass die Oefen die auf sie gesetzten Erwartungen in
                              									günstigem Sinne erfüllen werden; ein abschliessendes Urtheil vermag die Commission
                              									zur Zeit noch nicht abzugeben, da das erlangte Material zwar schon umfangreich ist,
                              									aber doch noch mancher Vervollständigung bedarf.
                           Bezüglich der einzelnen oben genannten Anstalten kann erwähnt werden, dass man in
                              									Chemnitz und Cassel die Ueberzeugung gewonnen hat, über das Versuchsstadium hinaus
                              									zu sein; auf Grund der erlangten günstigen Ergebnisse liegt in Chemnitz die Absicht
                              									vor, in nächster Zeit noch mehrere Oefen von gleicher Construction mit den
                              									vorhandenen neu zu erbauen; die gleiche Absicht würde in Cassel zur Ausführung
                              									kommen, wenn man dort nicht zur Zeit noch einen Ueberschuss an Oefen besässe.
                           In Dresden ist, entsprechend der in der vorigen Jahresversammlung zum Ausdruck
                              									gebrachten Absicht, neue Oefen zunächst nur mit schräg gelegten Retorten zu bauen,
                              									im Laufe des letzten Jahres die Anlage von zehn solcher Oefen zur Ausführung
                              									gekommen; über die Ergebnisse des Betriebes wird berichtet, dass dieselben von
                              									gleich günstiger Art geblieben sind, wie die bereits in den Versammlungen des
                              									Vereins in den Jahren 1892 und 1895 angeführten.
                           Ueber die in Berlin erbauten Oefen ist Folgendes zu berichten: Nachdem die im J. 1891
                              									zuerst erbauten Oefen in mancher Richtung, namentlich in Bezug auf nicht
                              									gleichmässige Temperatur der Retorten, welche Theerabsonderung in den Mundstücken
                              									und ungleichmässiges Ausstehen der Kohlen zur Folge hatte, den gehegten Erwartungen
                              									nicht entsprochen hatten, sind sowohl in diesen als auch in zwei noch im J. 1894 neu
                              									erbauten Oefen verschiedene constructive Abänderungen vorgenommen worden, welche so
                              									weit von Erfolg gewesen sind, dass sie den Weg weisen, in welcher Richtung man
                              									weitere Abänderungen wird in Aussicht zu nehmen haben.
                           In Wien hat man im letzten Jahre wiederum zehn neue Oefen mit schrägen Retorten
                              									erbaut, welche Thatsache dafür spricht, dass die bisher erzielten Ergebnisse die
                              									weitere Anwendung der schrägen Retorten angezeigt erscheinen lassen.
                           In Altona schliesslich sind in einer neuerbauten Anstalt sämmtliche Oefen mit schräg
                              									gelegten Retorten ausgerüstet, jedoch erst einige derselben gegen Mitte Mai 1897 zum
                              									ersten Mal in Betrieb genommen worden; ein Resultat über diese Anlage bleibt daher
                              									noch abzuwarten.
                           Nach dem vorstehenden Bericht erachtet die Commission die ihr gestellte Aufgabe noch
                              									nicht für gelöst; vielmehr ist sie der Ansicht, dass noch eine ganze Reihe von
                              									Fragen zu bearbeiten sein wird. Zuerst möchte ein reiches Zahlenmaterial über die
                              									Betriebsergebnisse der Oefen, sowie über Temperaturverhältnisse, über die
                              									Beschaffenheit der Heiz- und Rauchgase, über die Luftzuführungen und Zugregelungen
                              									zu sammeln und zu sichten sein; ferner würden sich die Erörterungen zu erstrecken
                              									haben auf die den Oefen zu gebende Stellung im Hause, auf die Lage des Hauses zum
                              									Kohlenschuppen und die Verbindung beider Häuser, auf Beförderung der Kohlen in das
                              									Haus und zu den Retorten, auf Fortschaffung des Koks aus dem Hause, auch auf die
                              									Höhe des Ofenhauses, auf die Breite der freien Räume vor und hinter den Oefen, auf
                              									den Bedarf an Grundrissfläche des Ofenhauses im Vergleich gegen Oefen mit
                              									wagerechten Retorten, auf den Mindestabstand der untersten Retorten vom
                              									Arbeitsfussboden im Ofenhause, auf den Neigungswinkel der Retorten, auf Länge und
                              									Form derselben, auf den Gasabgang von den Retorten vom vorderen bezieh. hinteren
                              									Mundstück, auf Führung der Züge in den Oefen, zweckmässige Heizanlage, Korngrösse
                              									der Kohlen und entsprechende Füllvorrichtungen für die Vorrathsbehälter und für die
                              									Retorten. Auch dürfte zu erörtern sein, unter welchen Verhältnissen die Oefen nicht
                              									bloss für grosse, sondern auch für mittlere und kleine Gasanstalten als vortheilhaft
                              									zu erachten sein können.
                           Für den Fall, dass die Commission beauftragt wird, ihre Arbeiten in der vorstehend
                              									angedeuteten Richtung fortzusetzen, erachtet dieselbe es für nothwendig, dass ihr
                              									die Geldmittel bewilligt werden möchten zu den hierzu erforderlichen Verhandlungen,
                              									Reisen, Anschaffungen von Apparaten, Anstellung von Versuchen, Prüfung von Oefen in
                              									verschiedenen Gasanstalten u.s.w., und die Commission beantragt, dass ihr hierfür
                              									ein Berechnungsgeld bis zur Höhe von 1000 M. zur Verfügung gestellt wird. (Vgl. auch
                              									S. 237.)
                           Ueber die Lichtstärke Verluste des comprimirten Leuchtgases und des carburirten
                              									Wassergases bei ihrer Verwendung als Beleuchtungsmittel der Eisenbahn- und anderen
                              									Wagen berichtet M. E. G. Love.
                           Zur Beleuchtung von Wagen sind im Allgemeinen vier Beleuchtungssysteme im Gebrauch:
                              									Nämlich 1) die Oellampen- und Lichterbeleuchtung, 2) Beleuchtung mit carburirter
                              									Luft, 3) mit comprimirtem Gas und 4) mit Elektricität. Während letztere wegen ihrer
                              									Kostspieligkeit nur in den Fällen Verwendung findet, wo die Elektricität
                              									gleichzeitig als treibende Kraft benutzt wird (z.B. Strassenbahnwagen), werden die
                              									übrigen Beleuchtungsarten häufig benutzt. Die Oellampen- und Lichterbeleuchtung
                              									interessirt uns hier nicht, weshalb wir uns direct der Beleuchtung mit comprimirtem
                              									Gas zuwenden wollen. Diese Frage zu vervollkommnen hatten sich insbesondere die
                              									englischen und amerikanischen Ingenieure bemüht, bei uns in Deutschland ist der
                              									Firma Pintsch das Verdienst zuzuschreiben, auf diesem
                              									wichtigen Zweig der Gasindustrie nutzbringend weiter gearbeitet zu haben.
                           Zwei Methoden sind in dieser Hinsicht in der Praxis verfolgt worden. Die eine
                              									besteht im Comprimiren von gewöhnlichem Leuchtgas mit einer Leuchtkraft von 16 bis
                              									28 Kerzen, während die andere die Fabrikation eines Specialgases von 40 bis 60
                              									Kerzenstärke bezweckt, um damit selbst nach einem gewissen Verlust in Folge der
                              									Comprimirung ein Gas von bedeutend höherer Leuchtkraft zu erzeugen (Pintsch).
                           Beim Comprimiren des Leuchtgases wird stets die Bildung eines flüssigen
                              									Niederschlages, welcher hauptsächlich aus sogen. dampfförmigen Kohlenwasserstoffen
                              									(Benzol, Naphtalin u.s.w.) besteht, verursacht. Das Gas wird somit ärmer an
                              									lichtgebenden Bestandtheilen, und zwar in einem von der Höhe des Compressionsdruckes
                              									abhängigen Grade.
                           Bei der praktischen Durchführung der Comprimirung wird das Gas in grossen Behältern
                              									auf 10 bis 16 at gepresst und dann in die kleineren Gasbehälter der Wagen gefüllt.
                              									In den letzteren überschreitet der Druck selten 10 bis 12 at. (In Deutschland
                              									verbietet das Gesetz die Anbringung von Gasbehältern mit über 8 at Druck unter den
                              									Personenwagen.)
                           Es ist einleuchtend, dass diese Methode des Umfüllens des Gases aus den Vorraths- in
                              									die kleineren Gebrauchsbehälter den Erfolg hat, dass der grösste Theil der flüssigen
                              									Ausscheidung in den ersteren verbleibt, und dass daher das den kleinen Behältern
                              									entnommene Gas zwar eine geringere, aber doch stets constant bleibende Leuchtkraft
                              									besitzen wird, seien diese Behälter nun voll oder theilweise schon leer.
                           Wird dagegen das Gas zum Verbrauch direct aus den Behältern entnommen, in welchen es
                              									comprimirt wurde, so ist es sehr wahrscheinlich, dass bei abnehmendem Druck sich
                              									mehr oder weniger von der Ausscheidung wieder verflüchtigt und die Leuchtkraft des
                              									Gases gegenüber derjenigen, die es beim Anfangsdruck hatte, erhöht.
                           1) Gewöhnliches Steinkohlengas. M. C. E. Botley hat die
                              									Resultate einer grossen Versuchsreihe über Comprimirung von Steinkohlengas zwecks
                              									Wagenbeleuchtung veröffentlicht. Er fand, dass dieses Gas bei der Comprimirung wenig
                              									an Lichtstärke verliert; Gas von 16,3 Kerzen z.B. verlor auf 13⅓ at comprimirt nur
                              									16,8 Proc. seiner Leuchtkraft. Er hatte auch, was nach der Anschauung des Referenten
                              									übrigens naturgemäss ist, herausgefunden, dass die Leuchtkraft sich verbessere, wenn
                              									man die Pressung reducirt, und dass die reichen Gase unter dem Einflüsse der
                              									Comprimirung mehr leiden als die armen. In einem Falle zeigte ein Gas, welches im
                              									ursprünglichen Zustand eine Leuchtkraft von 16,1 Kerzen gehabt hatte, nach der
                              									Comprimirung auf 13⅓ at noch 13,3 Kerzen Leuchtkraft, mithin einen Verlust von 17
                              									Proc., was etwa dem Werth eines solchen Gases entspricht, welches in einem
                              									Vorrathsbehälter comprimirt und dann in die Verbrauchsbehälter übergefüllt worden
                              									ist.
                           Dasselbe 16-Kerzengas wurde bei verschiedenem Druck zwischen dem normalen und dem
                              									Drucke von 13⅓ at untersucht.
                           
                              
                                 Bei
                                 10⅓
                                 at
                                 war
                                 die
                                 Leuchtkraft
                                 14,56
                                 Kerzen
                                 
                              
                                 „
                                 6⅓
                                 „
                                 „
                                 „
                                          „
                                 15,30
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 2⅓
                                 „
                                 „
                                 „
                                 urspr. Leuchtkraft
                                 16,10
                                 „
                                 
                              
                           wieder erreicht, und wenn schliesslich der normale Druck
                              									eintrat, hatte die Leuchtkraft 18,41 Kerzen, somit eine Aufbesserung von 2,31 Kerzen
                              									erfahren.
                           
                           Man hat ferner gefunden, dass ein Steinkohlengas von 16,5 Kerzen verliert:
                           
                              
                                 1,16
                                 Proc.
                                 wenn
                                 es
                                 auf
                                   5
                                 at
                                 gepresst
                                 wurde
                                 
                              
                                 2,54
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                   9
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 7,47
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 13⅓
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die Versuche mit Oelgas haben gezeigt, dass es um 23 bis 25 Proc. an Volumen und 10
                              									bis 12 Proc. an Leuchtkraft verliert, wenn es auf 10 at comprimirt wurde. Darauf
                              									wird aufmerksam gemacht, dass in den Verlusten an Leuchtkraft sich nicht
                              									unbedeutende Differenzen bei den verschiedenen Gasproben herausstellten, je nach den
                              									verschiedenen Darstellungsmethoden der Versuchsgase.
                           Nach Pintsch nimmt man an, dass der Verlust an
                              									Leuchtkraft bei einem aus rohem Erdöl hergestellten Oelgas beträgt:
                           
                              
                                 2,4
                                 Proc.
                                 wenn
                                 die
                                 Compression
                                 5
                                 at
                                 
                              
                                 7,4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 10
                                 „
                                 
                              
                                 16,3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 15
                                 „
                                 
                              
                                 21,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 20
                                 „
                                 
                              
                           erreicht.
                           2) Carburirtes Wassergas. Bei diesen Versuchen hat sich
                              										Lote für die photometrischen Versuche des
                              									Bray-Brenners (Slit-Union Nr. 7) und des Sugg-Brenners (London Argand Nr. 1)
                              									bedient; der erstere eignet sich besser zur Feststellung der Leuchtkraft von
                              									lichtstarkem Gase, der letztere, welcher als Maasstab für das in London verwendete
                              									Steinkohlengas dient, ist wieder für minderes Gas, von 18 Kerzen und darunter,
                              									vortheilhafter.
                           Die Versuche mit Wassergas im nicht comprimirten Zustande wurden mit
                              									Flachflammbrennern (Bray) durchgeführt, weshalb es
                              									nothwendig war, behufs der Vergleichung, diesen Brenner beizubehalten, obwohl der
                              									Argand-Brenner geeigneter gewesen wäre, die volle Leuchtkraft des comprimirten, also
                              									des kerzenärmer gewordenen Gases zu entfalten.
                           Mit Steinkohlengas wurde nur ein Versuch von Love
                              									durchgeführt. Derselbe benutzte ein 16-Kerzengas, welches er auf 16 at presste. Der
                              									Presscylinder wurde nach erfolgter Compression aufgestellt, so dass alle gebildete
                              									Flüssigkeit durch den Hahn entweichen konnte. Dieses Gas, mit dem Argand-Brenner
                              									probirt, hat folgende Resultate geliefert:
                           
                              
                                 10,93
                                 Kerzen
                                 unter
                                 einem
                                 Druck
                                 von
                                 15
                                 at
                                 
                              
                                 11,07
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 7
                                 „
                                 
                              
                                 11,93
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 5
                                 „
                                 
                              
                           Der Verlust an Leuchtkraft war somit etwa 32 Proc. eine Zahl, welche bedeutend höher
                              									als die von Botley constatirte ist.
                           Von den vielen Versuchen mit Wassergas seien folgende erwähnt:
                           Der erste Versuch wurde mit einer Probe von comprimirtem Gas, welches die
                              									Pennsylvania-Eisenbahn für die Beleuchtung ihrer Waggons verwendet, durchgeführt.
                              									Die Compression wurde auf 17,5 at gebracht und das Gas von jeder Berührung mit
                              									seinem flüssigen Niederschlag befreit. Die anfängliche Leuchtkraft hat 25 Kerzen
                              									betragen. Das comprimirte Gas hatte eine Dichte von 0,630; doch hat man keine
                              									Leuchtkraftversuche vor dem Sinken der Pressung auf 6 at gemacht. Erst von dieser
                              									Pressung an, bis herab auf 2,5 at hat man eine Reihe von Versuchen vorgenommen,
                              									deren Resultate sehr gleichförmig waren und im Mittel 12,65 Kerzen an einem
                              									Argand-Brenner ergaben.
                           Eine zweite Probe des Wassergases ist auf 11 at gepresst worden, ohne aber die
                              									Condensationsniederschläge zu entfernen. Das nichtcomprimirte Gas zeigte im
                              									Argand-Brenner eine Leuchtkraft von 18,34 Kerzen. Das comprimirte Gas hatte eine
                              									Dichte von 0,614 und ergab die nachstehenden photometrischen Resultate:
                           
                              
                                 Pressung
                                 Leuchtkraft(Kerzen)
                                 VerlustProc.
                                 
                              
                                 9,5
                                 12,39
                                 32,4
                                 
                              
                                 6,0
                                 14,29
                                 22,1
                                 
                              
                                 2,5
                                 15,72
                                 14,3
                                 
                              
                                   1,75
                                 17,51
                                   4,5
                                 
                              
                                 1,0
                                 18,21
                                   0,7
                                 
                              
                                 0,5
                                 18,28
                                   0,3
                                 
                              
                           Diese Versuche zeigen, dass mit dem Abnehmen der Pressung sich eine constante
                              									Aufbesserung der Leuchtkraft einstellt und diese schliesslich den ursprünglichen
                              									Werth wieder erreicht.
                           Eine Probe Wassergases anderen Ursprunges, welche ursprünglich mittels Flachbrenners
                              									28 Kerzen Leuchtkraft aufwies, hat nach Comprimirung auf 12 at gezeigt:
                           Bei 10,5 at 13,20 Kerzen und bei 6 at 15,92 Kerzen bei einer Dichte von 0,644.
                           Man hat, um den Einfluss des flüssigen Niederschlages zu eliminiren, auch den Versuch
                              									mit Anwendung von zwei Behältern, wie solche bei der praktischen Verwendung des
                              									comprimirten Gases in Anwendung stehen, durchgeführt, jedoch keine
                              									zufriedenstellende Resultate damit erzielt. Diese Methode besteht darin, dass das
                              									Gas in einem ersten Cylinder auf 16,5 at gepresst, hierauf eine gewisse Quantität
                              									davon in einen zweiten Cylinder abgelassen wird, so dass der Druck im ersten um 0,5
                              									at sinkt, hierauf in dem letzteren der Druck wieder auf 16,5 at gebracht und so fort
                              									gefahren wird, bis der zweite Cylinder gefüllt ist. Auf diese Art kann in den
                              									zweiten Cylinder kein Gas gelangen, welches nicht schon auf einen Druck von 16 at
                              									gebracht worden wäre.
                           Um ein weiteres Beispiel zu citiren, wurde ein bestimmtes Wassergas von 29,3 Kerzen
                              									auf 16 at gepresst. Es hat bei einer Dichte von 0,594 mit einem Flachbrenner
                              									gegeben:
                           
                              
                                 bei
                                 16
                                 at
                                 eine
                                 Leuchtkraft
                                 von
                                 10,09
                                 Kerzen
                                 
                              
                                 „
                                   8
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                                 „
                                 11,59
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                   5
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                                 „
                                 „
                                 13,76
                                 „
                                 
                              
                           Verfasser kommt nun auf Grund seiner Versuche zu dem Schluss, dass das Wassergas beim
                              									Comprimiren zwecks Verwendung zur Beleuchtung von Eisenbahnwaggons erheblichen
                              									Verlusten an Lichtstärke ausgesetzt ist, und dass ein gewöhnliches, billiger
                              									herzustellendes Gas von schwacher Leuchtkraft gegenüber einem Oelgas von hoher
                              									Leuchtkraft, welches eigens zu Comprimirungszwecken fabricirt ist, keinen
                              									ökonomischen Vortheil bringt. (Journal of the Society of
                                 										Chemical Industry durch Gastechniker, 1896 S. 119).
                           Wassergas, System Dellwik, nach einem Vortrag von Dicke, gehalten im Vereine der Gasfabrikanten der
                              									Niederlande in Groningen.
                           Erst den Dellwik-Generatoren wurde es möglich, nebst Koks alle anderen, selbst
                              									Braunkohlensorten zur Verwendung heranzuziehen. Hiernach unterscheidet man drei
                              									Generatortypen und zwar den Koks-, den Kohlen- und den Braunkohlengenerator.
                           Erstere Type dient für nicht carburirtes Wassergas und zeigt eine verhältnissmässig
                              									einfache Construction. Der Generator besteht aus einem senkrechten, mit feuerfestem
                              									Material ausgekleideten Cylinder, der an jener Stelle, wo die übrigen Generatoren
                              									den wassergekühlten Ring besitzen, einen einfachen Rost trägt. Zwei einfache Hähne dienen der
                              									Luftzufuhr bezieh. der Gasabfuhr. Ein Koksfalltrichter und Essenventil
                              									vervollständigen den Apparat. Der Dellwik-Generator erzeugt ausschliesslich
                              									Wassergas und nicht mehr, wie dies bisher üblich war, auch Generatorgas. Werden
                              									beispielsweise nach bisheriger Praxis aus 100 k Koks 90 cbm Wassergas gebildet, so
                              									erzeugt Dellwik's Generator 160 cbm Wassergas und
                              									darüber.
                           Der Gang dieses Processes ist folgender: Das Anblasen mit Luft währt 6 bis 7 Minuten;
                              									hierauf wird während 12 bis 13 Minuten Dampf durch den glühenden Koks geleitet, also
                              									Wassergas gebildet. Die Dampfzufuhr wird bei jedem folgenden Process in ihrer
                              									Richtung gewechselt, um die heissesten Theile entsprechend abzukühlen.
                           Die zweite Type – Kohlengeneratoren – ist im Unterbau gerade wie der Koksgenerator
                              									ausgeführt. Oben ist eine Verlängerung mit einer senkrecht gestellten konischen
                              									Retorte angebracht und diese Retorte von einem Regenerator umschlossen. Die Kohle
                              									wird in der Retorte verkokt. Die gebildete Wärme durchzieht den Generator. Das durch
                              									den Koksprocess gebildete Leuchtgas verbrennt mit Luft gemengt und erhitzt
                              									gleichfalls den Generator und die Retorte.
                           Soll nichtcarburirtes Wassergas gebildet werden, so lässt man Dampf nach Abschluss
                              									der Luftzufuhr von oben in den Generator eintreten und nach abwärts den Ofen
                              									durchziehen und leitet das im Generator gebildete Wassergas unterhalb des Rostes
                              									nach dem Scrubber u.s.w. Handelt es sich hingegen um die Erzeugung von carburirtem
                              									Wassergas, so werden lediglich an Stelle des Centralhahnes für das Gas ein Recipient
                              									angebracht und Oelinjectoren zwischen Generatorcylinder und Regenerator
                              									vorgesehen.
                           Der Dampf wird bei dieser Erzeugung unter dem Roste eingeleitet, das gebildete
                              									Wassergas sättigt sich beim Aufsteigen mit den Oeldämpfen und wird am Generator
                              									fixirt und durch Recipient, Condensatoren u.s.w. abgeleitet. Die Retortenfüllung
                              									kann hierbei sowohl Koks als Kohle sein.
                           Die dritte Type – der Braunkohlengenerator. – besitzt die gleichen Bestandtheile wie
                              									der Koks- und Kohlengenerator. Der Koks aus Braunkohle wird in einem unter 45°
                              									geneigten Fülltrichter aufgegeben. Diese Neigung zeigte sich nöthig, um die
                              									weicheren Kohlen- und Koksstückchen nicht zu erdrücken, was den Luftwegen sehr
                              									hinderlich wäre. Die Wassergasbereitung erfolgt in analoger Weise, wie dies
                              									vorstehend angegeben wurde.
                           Einfachheit der Apparate und ihrer Beschickung, ausschliessliche Erzeugung von
                              									Wassergas mit Umgehung von Generatorgas, die Billigkeit des erzeugten Wassergases,
                              									die Verwendbarkeit für jede Kohlensorte und insbesondere auch auf Braunkohlen, sowie
                              									die Möglichkeit der Verwendung desselben Generators für carburirtes Wassergas werden
                              									als besondere Vorzüge der Dellwik-Generatoren
                              									angeführt. (Gastechniker, 1897 S. 257.)
                           
                              Alfons Bujard.