| Titel: | Maschinenelemente. | 
| Fundstelle: | Band 305, Jahrgang 1897, S. 251 | 
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                        Maschinenelemente.
                        Mit Abbildungen.
                        Maschinenelemente.
                        
                     
                        
                           Lager.
                           In letzter Zeit hat sich in dem Bestreben, die bisher gebräuchlichen Stoffe für die
                              									reibenden Flächen der Lager durch andere zu ersetzen, wieder eine Bewegung zu
                              									Gunsten des Glases bemerklich gemacht, und es werden Lager für Wellen aus Glas
                              									versuchsweise angewandt bei der Construction von Maschinen mit hoher Tourenzahl, und
                              									zwar in der Weise, dass man das Glas zwischen den Lagerstuhl und die Welle giesst,
                              									wobei man die Vorsicht gebraucht, zwei Streifen aus Stahl einzusetzen, um das Lager
                              									zu theilen. Sobald das Glas anfängt, hart zu werden, dreht man die Welle, um zu
                              									verhindern, dass das Glas an die Welle sich anhängt. Derartig construirte Lager
                              									haben beispielsweise eine Stahlwelle von 50 mm Durchmesser, welche 5  bei
                              									180 Umdrehungen in der Minute übertrug, mehrere Monate getragen, ohne warm zu werden
                              									oder auch nur die geringste Spur von Abnutzung zu zeigen. Der Verbrauch an Schmieröl
                              									war äusserst gering.
                           Nähere Angaben über dergleichen Lagereinlagen finden sich in Revue industrielle vom 26. December 1896. Nach diesem Berichte sollen die
                              									früheren Versuche, als ohne Plan und ohne Rücksichtnahme auf die Güte des Glases,
                              									ein verwendbares Ergebniss nicht geliefert haben. Einschlägige Versuche sind von G. Rice wieder aufgenommen und haben sich auf
                              									verschiedene Glassorten erstreckt. Als vortheilhafteste Glassorten erwiesen sich
                              									Mischungen aus gutem weissen Flaschenglas und gewöhnlichem Fensterglas. Die
                              									Glasschalen wurden bei gewöhnlichen Wellen haltbar gefunden, auch bei solchen mit
                              									ungleichmässigem Gang und mit schlagenden Massen bei grosser Geschwindigkeit.
                              									Dagegen zerbrach beispielsweise eine Lagerschale, in deren Nähe ein
                              									Uebergewicht von 18 k an einer Scheibe befestigt war, bei 80 minutlichen
                              									Umdrehungen, In 30 Minuten waren die Schalen zersplittert und in Staub
                              									verwandelt.
                           Iron Age hält die bisherigen Versuche für noch nicht
                              									maassgebend, jedenfalls sei aber festgestellt, dass die Einbettung der Glaslager in
                              									starre Metallfassungen nachtheilig sei. Für die letztere Erkenntniss war folgender
                              									Versuch ausschlaggebend:
                           Ein in einem robusten Holzblocke eingesetztes Glaslager zeigte nach 20stündigem Laufe
                              									der Achse bei 250 Umdrehungen in der Minute und nur geringer Fettung durchaus keine
                              									Abnützung. Dasselbe Glaslager wurde dann in einen speciell hergerichteten
                              									gusseisernen Rahmen gesetzt und functionirte unter günstigen Bedingungen während der
                              									gleichen Zeit. Die Untersuchung ergab jedoch sowohl an dem Lager wie der Achse
                              									leichte Abnützungen. Hingegen erwies sich Blei zur Aufnahme der gläsernen
                              									Achsenlager vermöge seiner Elasticität als geeignet, und zwar bei den grössten
                              									Achsengeschwindigkeiten. Interessant war der Versuch mit einer Glashülse an der
                              									Achse, welche über das Glaslager lief, so dass Reibung zwischen Glas und Glas
                              									stattfand. Nach 2tägigem Laufe mit 270 Touren in der Minute, ohne Oelung, zeigten
                              									die Glaslager leichte Spuren von Abnützung, aber keinen Sprung oder Bruch. Sodann
                              									wurden die Lager geschmiert und functionirten ohne erkennbare Abnützung.
                           Génie civil fasst die Versuchsergebnisse in folgenden
                              									Schlussatz zusammen: „Es erscheint nun festgestellt, dass Achsenlager aus Glas
                                 										nicht unter allen Verhältnissen auch vollkommene Sicherheit gewährleisten, dass
                                 										sie jedoch unter gewöhnlichen Umständen eine geringere Fettung beanspruchen als
                                 										Metallager, weniger Reibung entwickeln und in vielen Fällen gute Dienste leisten
                                 										werden. Diese Eigenschaften können den Glaslagern eine gewisse Zukunft sichern,
                                 										ungeachtet der ungünstigen Ergebnisse einzelner Experimente.“
                           Von Versuchen, das Metall der Lagerschalen durch andere Stoffe zu ersetzen, sei es
                              									zur Verminderung des Verschleisses und des Oelverbrauches, verlautet nichts mehr.
                              									Bald war es gepresstes Papier, bei dessen Benutzung für Achslager man 50 Proc.
                              									Oelersparniss versprach, bald Graphit mit Wasserglas, wobei überhaupt jede
                              									Schmierung überflüssig sein sollte, bald Meerschaum, von dem mitgetheilt wird, dass
                              									er als Futter für zwei mit 14,6 k/qc belastete Zapfen diente und nach einem Betriebe
                              									von 100 Tagen keine erkennbaren Spuren von Abnutzung hinterliess. Die Erwartungen
                              									jedoch, die man an diese Neuerungen knüpfte, sind nicht erfüllt worden; in der
                              									Praxis hat sich keiner der erwähnten Stoffe halten können, und allgemein – mit
                              									Ausnahme der Halslager von Turbinenwellen – stehen metallische Lagerschalen in
                              									Anwendung. Nur der Graphit, auf den wir schon 1896 299
                              									191 hingewiesen haben, scheint hier eine Ausnahme zu machen. Nach The Iron Age ist der bei Anwendung des Graphits sich
                              									ergebende Reibungscoëfficient sehr klein und die dauernde Wirkung dieses
                              									Schmiermittels erheblich grösser als die von irgend einem Oele. Graphit wird von
                              									Hitze, Kälte, Dämpfen, Säuren u. dgl. nicht angegriffen, was man weder von Oel, noch
                              									sonstigen Fetten behaupten kann; auch wirkt ersterer gleich gut unter den
                              									verschiedensten Bedingungen in Bezug auf Wärme, Feuchtigkeit u.s.w. Viele und sorgfältig
                              									ausgeführte Versuche mit Professor Thurston's
                              									Prüfungsmaschine und Erfahrungen in Werkstätten haben gezeigt, dass für den
                              									zweckmässigen Gebrauch die Graphitmasse eine gewisse Korngrösse haben und
                              									vollständig gereinigt sein muss. In der Natur kommt der Graphit nirgends in der
                              									geeigneten Form und Reinheit vor; seine natürlichen Verunreinigungen enthalten
                              									Substanzen, die schädlich auf die Verminderung der Reibung einwirken. Die
                              									sorgfältige Auswahl, Körnung und Zubereitung des Graphits als Schmiermittel ist aber
                              									eine Aufgabe, welche viel Uebung, maschinelle Einrichtungen und reiche Erfahrungen
                              									erfordert. Der Unterschied zwischen einem vollkommen reinen und beinahe reinen
                              									Graphit kann weder durch das Aussehen, noch durch das Gefühl ermittelt werden. Im
                              									trockenen Zustande wird der reine Graphit zur Schmierung von Dampf- und
                              									Luftcylindern angewendet, dagegen mit Fett gemischt für schwere Lager. Beim
                              									Schmieren von Lagern werden die sich reibenden Flächen sehr bald mit einem glänzend
                              									glatten Ueberzug versehen, die betreffenden Flächen gleiten dann auf einander mit
                              									äusserst geringer Reibung. Beim Gebrauch für Lager, welche warm laufen, füllt
                              									Graphit alle Unregelmässigkeiten aus, welche in den Lagerpfannen zur Abnutzung und
                              									Zerreiben Anlass gaben, und werden somit die auf einander gleitenden Flächen glatt
                              									und eben gemacht. Das Schmiermittel ist übrigens sowohl für Holz wie für
                              									Metallflächen gleich zweckmässig zu verwenden. Wenn die zu schmierenden Lager locker
                              									genug sind, um die feinen Graphitflöckchen einbringen zu können, wird das Warmlaufen
                              									der ersteren ganz verhindert und diejenigen, welche sich bereits erwärmt hatten,
                              									werden sich wieder abkühlen. In allen Fällen, wo der Maschinenbetrieb ein besonders
                              									gutes Schmiermittel erfordert, wird sich Graphit als nützlich erweisen.
                           An Versuchen, die neuerdings viel genannten Legirungen von Aluminium, Nickel – und
                              									wie sie alle heissen – für die Verwendung zu Lagerschalen nutzbar zu machen, hat es
                              									nicht gefehlt, aber ein durchschlagender oder hervorragender Erfolg scheint noch
                              									nirgends erzielt worden zu sein.
                           Die Mehrzahl der Neuerungen kennzeichnet sich durch das Bestreben, die Reibung durch
                              									Zwischenmechanismen zu vermindern. Viele dahin gehende Vorrichtungen sind von der
                              									Fahrradindustrie angeregt worden. Wir wollen zunächst einige dahin gehende
                              									Neuerungen erwähnen.
                           
                              a) Lager mit rollenden Hilfs- und
                                    											Zwischentheilen.
                              Als Ersatz für Lager stehender Wellen hat nach dem österreichischen Privilegium
                                 										vom 1. Juni 1896 Trenta in Lion eine Anordnung
                                 										angegeben, welche den Zweck hat, die festen Zapfenlager stehender Wellen durch
                                 										bewegliche zu ersetzen; insbesondere soll sich dieselbe für die mit grosser
                                 										Geschwindigkeit laufenden Wellen der Dampf- und Wasserturbinen,
                                 										Centrifugaltrockenvorrichtungen u.s.w. eignen.
                              Die Vorrichtung soll die zwischen der Grundfläche des Wellenzapfens und der
                                 										denselben tragenden Lagerfläche auftretende gleitende Reibung in eine rollende
                                 										umwandeln, wodurch ein Theil der Reibungsarbeit erspart, das Heisslaufen
                                 										möglichst verringert und eine bessere Schmierung ermöglicht wird.
                              Fig. 1 zeigt als Beispiel eine Ausführungsform für
                                 										wenig belastete, rasch rotirende Wellen.
                              Die an einem Ende oder an beiden Enden im Gestell der betreffenden Maschine
                                 										festgelagerte Horizontal welle a trägt zwei lose
                                 										Scheiben rr1, die
                                 										mit ihren Planflächen gegen einander gekehrt sind und etwas Spielraum zwischen
                                 										einander haben, welcher durch eine an der einen Scheibe vorhandene kreisförmige
                                 										Hervorragung b hervorgebracht wird, deren Höhe den
                                 										Spielraum zwischen den beiden Scheiben bestimmt, welche sich daher nur an dieser
                                 										kleinen Fläche an einander reiben.
                              Die Scheiben werden durch Stellringe a1a2 gehalten, von welchen beide oder nur einer zum
                                 										Zwecke der Aneinanderstellung der Scheiben beweglich sein können.
                              Die Randflächen dieser Scheiben sind schwach konisch geformt und bilden zufolge
                                 										der Nebeneinanderstellung der Scheiben eine kreisförmige Nuth, welche die Form
                                 										eines flachgedrückten V hat. In dieser Nuth ruht auf dem höchsten Punkt
                                 										derselben der Zapfen p, der in seiner Stellung
                                 										gegen die Nuth durch die Schiene d sicher gehalten
                                 										wird.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 252
                                 Fig. 1.Lager für wenig belastete, rasch rotirende Wellen von
                                    											Trenta.
                                 
                              Das Ende des Zapfens ist halbkugelförmig ausgeführt und hat daher mit den
                                 										schrägen Scheibenrändern nur zwei Berührungspunkte, welche mehr oder weniger
                                 										weit aus einander liegen, je nach dem Neigungswinkel dieser beiden Flächen und
                                 										dem Radius des Zapfenendes. Sobald der Zapfen sich dreht, tritt in diesen beiden
                                 										Auflagerpunkten eine rollende Reibung auf, welche eine Drehung der Scheiben rr1 in
                                 										entgegengesetztem Sinne und mit viel geringerer Geschwindigkeit als die des
                                 										Zapfens hervorruft, deren Grösse von dem Abstande der beiden Berührungspunkte
                                 										und vom Scheibendurchmesser abhängt.
                              Die Schmierung kann dadurch geschehen, dass man die beiden Scheiben rr1 mit einem
                                 										kleinen Theil ihres Umfanges in einen Oelbehälter tauchen lässt, der unterhalb
                                 										der Scheiben aufgestellt wird. Da die Geschwindigkeit der Scheiben gering ist,
                                 										so wird das anhängende Oel sich auf den Umflächen ausbreiten und zwischen die
                                 										einander zugekehrten Planflächen hineinfliessen, so dass gleichzeitig auch die
                                 										wagerechte Welle und die Nabentheile der Scheiben geschmiert werden. Die
                                 										Schmierung der Schiene d geschieht mittels einer
                                 										Oelvase und das überschüssige Oel tropft in den unteren Schmierbehälter ab, aus
                                 										dem es zeitweilig in die Vase gefüllt wird.
                              Die Reibung kann weiters noch dadurch vermindert werden, dass man die Scheiben
                                 											rr1 auf Kugeln,
                                 										Walzen oder Rollen laufen lässt, und irgend ein geeignetes Lagermetall oder
                                 										anderes Material bekannter Art, welches zur Verminderung der Reibung beiträgt,
                                 										zu ihrer Anfertigung verwendet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 252
                                 Meneely's Rollenlager.
                                 
                              Meneely's Rollenlager ist in den Fig. 2 und 3 in der von Siemens Brothers and Co. in London für die
                                 										Verwendung zu Strassenbahnwagen beliebten Form dargestellt. Die Achse a hat 76 mm Durchmesser und wird von drei Reihen
                                 										Rollen b, c und c
                                 										getragen, die aus Mannesmann-Röhren von 52 mm äusserem und 38 mm innerem
                                 										Durchmesser hergestellt sind. Die beiden Röhren c
                                 										haben zusammen dieselbe Breite wie b. Damit alle
                                 										Rollen stets denselben Abstand von einander behalten, sind Stahlwalzen b1 mit je zwei
                                 										Anläufen eingelegt. Diese laufen gleichzeitig auf der Innenfläche von zwei
                                 										äusseren und einer mittleren Rolle, während ihre Anläufe das Aneinanderreiben
                                 										der Rollen verhindern. Das Innere des Achslagers wird von einem ausgedrehten
                                 										Stahlfutter gebildet. Zwei Ringe e im Innern des
                                 										Lagergehäuses verhindern die Verschiebungen in der Richtung der Achse. Der
                                 										Deckel f ist mit einer Spurplatte f1 versehen, um die
                                 										Axialverschiebung des Zapfens a zu verhindern. Der
                                 										Staub wird durch die Scheibe h abgehalten. Nach Engineering soll sich das Lager auf den
                                 										amerikanischen Bahnen bewährt haben und die Reibung der gewöhnlichen Anordnung
                                 										gegenüber um die Hälfte vermindern.
                              Ein Achslager mit Rollkugeln für Personen- und Güterwagen ist von Schumway in Chicago angegeben (Fig. 4 und 5).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 253
                                 Achslager mit Rollkugeln von Schumway.
                                 
                              a ist ein auf der Achse befestigter Stahlring, b1 und b2 sind ebenfalls
                                 										Stahlringe, die aber auf der Achse mittels Nuth und Feder bei b1 verschiebbar
                                 										sind und mit den Kugeln g entsprechenden Abfasungen
                                 										abgeschrägt sind. Die Ringe bewegen sich mit der umgehenden Achse. Ein vierter
                                 										Ring d ist durch Gewinde gehalten, der durch die
                                 										Scheibe e und die Gegenmutter f anstellbar ist und der die Regelung etwaigen
                                 										Verschleisses ermöglicht. Die Rollkugeln g werden
                                 										an der Aussenseite von den Ringen c1 und c2 geführt, die sich in der mit Schmiermaterial
                                 										gefüllten Büchse bewegen und den ganzen Zapfen stets mit Fett versorgen. Die
                                 										Büchse ist zweitheilig, damit sie leicht auseinandernehmbar sei. Die Rollkugeln
                                 										haben 25 mm Durchmesser und die Rollringe sind mit 45° abgefast. Nach der Railroad Gazette verringert diese Lageranordnung
                                 										die Reibung um 90 Proc. und genügt daher, jede Erhitzung zu verhindern. Sie
                                 										passt sich jeder Lagerbüchse mit Leichtigkeit und ohne jede Umänderung an. Die
                                 										Kugeln haben bei Versuchen einem Druck von 50 t widerstanden, während sie im
                                 										Gebrauch nur mit 900 k beansprucht werden. Eine etwa dennoch zerbrochene
                                 										Rollkugel würde auf den Boden der Büchse gelangen, ohne weiteren Schaden zu
                                 										verursachen.
                              Eine gute Auswahl von Lagern mit Rollkugeln und Cylindern findet sich in Mécanique générale americaine von G. Richard (Paris bei J. B. Baillière et fils), S.
                                 										386 u. ff., auf die wir hier jedoch nur hinweisen wollen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 253
                                 Büchse von Mac Gloin.
                                 
                              Eine Büchse von Mac Gloin in New Orleans beschreibt
                                 											Revue universelle (Fig. 6 und 7).
                              Die Anzahl der Rollen ist bei dieser Anordnung erheblich vermindert, da sie
                                 										nicht auf den ganzen Umfang des Achsenlaufes vertheilt sind, sondern, wie aus
                                 										der Abbildung hervorgeht, nur auf einen Theil desselben, so weit die Last
                                 										getragen wird, und wo sie in einer geschlossenen Büchse lagern. Der Einbau ist
                                 										leicht bei jedem Achslagersystem zu bewerkstelligen.
                              
                           
                              b) Verschiedene Neuerungen an
                                    											Lagern.
                              Verstellbares Transmissionslager von Alfred Kühn in
                                 										Gera, Reuss (D. R. G. M. Nr. 30030, 33278 und 33279). Die Lager bestehen aus
                                 										einer von einer Oelkammer umschlossenen Unterschale und einer die Unterschale
                                 										und Oelkammer gleichzeitig überdeckenden Oberschale. Die Schmierung geschieht in
                                 										bekannter Weise durch um die Welle gelegte Ketten, der Oelvorrath muss
                                 										vierteljährig erneuert werden. Schmiergefässe und Tropfschalen sind bei dieser
                                 										Lagerconstruction überflüssig.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 253
                                 Stellbares bewegliches Wellenlager von Tries.
                                 
                              Ein stellbares bewegliches Wellenlager ist A. Tries
                                 										in Maxsain unter Musterschutz gestellt worden, welches mit Kugelbewegung und
                                 										allseitig verstellbaren Lagerschalen versehen ist. Fig. 8 und 9 veranschaulichen
                                 										dasselbe in der Form des Stehlagers. Die Lagerschalen a sind im Lagerkörper b durch vier
                                 										Stellschrauben c gehalten. Diese stehen in einer
                                 										Ebene. Die Lagerschalen haben gegenüberstehende Ansätze d in Form von Kugelkalotten, gegen welche die mit entsprechenden
                                 										Schleifflächen versehenen Schraubenköpfe eine Kugelbewegung ausführen
                                 										können.
                              Um eine allseitige Verschiebung der Lagerschalen zu ermöglichen, sind die an den
                                 										Seiten abgeflachten Muttern f der Stellschrauben
                                 											c in Schlitzen g
                                 										geführt. Sie können demnach senkrecht zu ihren Achsen verschoben werden. Zur
                                 										Sicherung der Stellschrauben dienen Gegenmuttern. An der Lagersohle kann die
                                 										Sicherung der Schraube c durch eine Klemmschraube
                                 											i erfolgen. Die Schraubenmuttern sind aus
                                 										schmiedbarem Guss hergestellt gedacht.
                              Das vorbeschriebene Lager bietet die Möglichkeit, die Lagerschalen unabhängig vom
                                 										Lagerkörper nach allen Seiten zu verstellen. Demnach kann das Unterkeilen des
                                 										Lagerkörpers, wie es beim gewöhnlichen Lager, wenn sich die Fundamente oder die
                                 										Decken setzen, zeitweilig sich nöthig macht, fortfallen. Ebenso haben in Folge
                                 										der vierfachen Kugellagerung seitlich wirkende Riemenzüge und Schwungkräfte auf
                                 										die Stabilität des Lagers keinen Einfluss.
                              Ein Lager mit Selbstschmiervorrichtung ist S.
                                    											Straker in London durch das englische Patent Nr. 14161/1893 geschützt
                                 										worden. Wie Fig. 10
                                 										und 11 zeigen, ist
                                 										auf der Welle das gekerbte Rad F befestigt, von
                                 										welchem das Oel in den Behälter G geschleudert wird
                                 										und dann durch die Oeffnung H und über das Sieb J in das Lager fliesst. Das verbrauchte Oel gelangt
                                 										in den Behälter K, wo sich Verunreinigungen absetzen. Auf
                                 										diese Weise ist ein stetiger Oelumlauf gesichert. Die Vorrichtung ist besonders
                                 										für rasch gehende Maschinen geeignet.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 254
                                 Lager mit Selbstschmiervorrichtung von Straker.
                                 
                              Mehrfach getheiltes nachgiebiges Halslager für mit
                                 										Schwungmassen belastete Wellen (D. R. P. Nr. 78244) von Actiebolaget Separator in Stockholm. Der Wellenzapfen ist von drei
                                 										oder mehr Lagerschalenstücken a (Fig. 12) umgeben, welche durch einen elastischen
                                 										Ring b, der das Auflager im Lagergehäuse bildet, so
                                 										zusammengehalten werden, dass bei etwa excentrischem Lauf der Welle,
                                 										insbesondere bei sehr hohen Umdrehungszahlen, die einzelnen Schalen a in radialer Richtung sich von einander entfernen
                                 										können. Der Wellenzapfen liegt immer nur je an einer Schale a, während die gegenüberliegenden Schalen Spielraum
                                 										bieten, so dass ein Ecken der Welle im Lager vermieden wird.
                              Ueber ein quer getheiltes Wellenlager für wechselnde Druckrichtung macht die Zeitschrift des Kesselüberwachungsvereins
                                 										nachstehende Mittheilung:
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 254
                                 Fig. 12.Mehrfach getheiltes nachgiebiges Halslager für mit
                                    											Schwungmassen belastete Wellen von Actiebolaget Separator.
                                 
                              Erfahrungsgemäss kann man drei- oder viertheilige Kurbelwellenlager der bisher
                                 										bekannten Constructionen an liegenden Motoren mit höchstens 16 k Maximaldruck
                                 										auf 1 qc Tragfläche bei massiger Umgangszahl belasten. Gewöhnliche Traglager
                                 										können, ebenfalls massige Umgangszahl der Welle vorausgesetzt, bis 25 k, und
                                 										Lager, welche einem Druckwechsel in entgegengesetzten Richtungen ausgesetzt
                                 										sind, können eine noch erheblich höhere Belastung mit Sicherheit tragen.
                              Der Grund, weshalb die bisher bekannten Constructionen drei- oder viertheiliger
                                 										Kurbelwellenlager von liegenden Dampfmaschinen nur eine so geringe Belastung
                                 										ertragen, liegt darin, dass während einer Umdrehung der Welle ein beständiger
                                 										Wechsel sowohl in der Druckrichtung als auch in der Grösse des Druckes
                                 										stattfindet. Diesen Wechsel in der Grösse und Richtung der zu den einzelnen
                                 										Kurbelstellungen gehörigen Mittelkraft aus dem Druck auf den Kurbelzapfen in der
                                 										Richtung der Zugstange und der Belastung des Lagers durch die Welle und das
                                 										Schwungrad in senkrechter Richtung veranschaulicht Fig. 16, in welcher
                                 										zur Kurbelstellung 1 die Grösse und Richtung des
                                 										Druckes mit D1, zur
                                 										Kurbelstellung 2 mit D2 u.s.w. bezeichnet ist. Nach allen
                                 										diesen Druckrichtungen findet durch Verschleiss eine Erweiterung des Lagers
                                 										statt, und es kann bei der bekannten Theilung der Lagerschalen dieser
                                 										Verschleiss durch Nachstellen der drei bezieh. vier Theile der Lagerschalen
                                 										nicht so ausgeglichen werden, dass ein gleichmässiges Anliegen derselben an der
                                 										Welle wieder herbeigeführt wird.
                              Bei der hier zu beschreibenden Lagereinrichtung, von welcher Fig. 13 eine
                                 										Ansicht, Fig. 14
                                 										einen Schnitt und Fig.
                                    											15 einen Grundriss gibt, werden halbcylindrische Lagerschalen so
                                 										angeordnet, dass sie ausschliesslich senkrecht zur Schnittfuge belastet sind. Es
                                 										wird dies dadurch erreicht, dass das Lager quer zur Wellenrichtung getheilt ist,
                                 										dass ferner die eine (vordere, d.h. der Kurbel zunächst liegende) Abtheilung a des Lagers senkrecht, die andere (hintere) b wagerecht geschnitten ist und dass beide
                                 										Schalenpaare je in der Richtung ihrer Schnittebene und quer zur Wellenrichtung
                                 										Spielraum im Stuhl haben. Die Verschieblichkeit des einen Lagers in senkrechter
                                 										und des anderen in wagerechter Richtung hat zur Folge, dass das erstere nur die
                                 										wagerechten, das letztere nur die senkrechten Componenten der Druckkräfte
                                 										aufnimmt. Die Wahl des senkrecht geschnittenen und geführten Lagers als vorderes
                                 										entspricht der nach Fig.
                                    											16 überwiegenden Grösse der wagerechten Kräfte.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 254
                                 Lagereinrichtung mit halbcylindrischen Lagerschalen der Berliner
                                    											Actiengesellschaft für Eisengiesserei und Maschinenfabrikation vorm. Freund
                                    											u. Co.
                                 
                              Aus Vorstehendem geht hervor, dass ein Verschleiss jeder Lagerabtheilung nur in
                                 										einer Richtung, und zwar senkrecht zur Theilung stattfindet, und dass derselbe
                                 										durch einfaches Nachstellen der Lagerschalen so ausgeglichen werden kann, dass
                                 										ein gleichmässiges Anliegen der Welle wieder hergestellt wird. Dabei stellen
                                 										sich die einzelnen Lagerabtheilungen selbsthätig so, dass die Mittel der
                                 										Bohrungen übereinstimmen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 305, S. 254
                                 Fig. 17.Verstellbares Fusslager von Hargreaves und Harwood.
                                 
                              Die vordere Lagerabtheilung ist, ein Kurbellager einer liegenden Kraftmaschine
                                 										vorausgesetzt, einem Druckwechsel in wagerecht entgegengesetzten Richtungen und
                                 										die hintere Abtheilung einer constanten Belastung nach unten ausgesetzt. Die
                                 										letztere Abtheilung kann also, wie oben schon ausgeführt, eine Belastung von 25
                                 										k mit Sicherheit tragen, während die erstere noch wesentlich höher beansprucht
                                 										werden kann. Hieraus ergibt sich, da man die bisher bekannten Kurbelwellenlager
                                 										mit nur 16 k belasten, kann, dass das neue Lager keine oder nur unwesentlich
                                 										grössere Gesammtlauflänge erhält, als die bisher bekannten drei- oder
                                 										viertheiligen Kurbelwellenlager.
                              Das Lager ist der Berliner Actiengesellschaft für
                                    											Eisengiesserei und Maschinenfabrikation vormals O. C. Freund und Co. in
                                 										Charlottenburg patentirt worden.
                              W. Hargreaves und R.
                                    											Harwood in Bolton haben dem verstellbaren Fusslager die in Fig. 17 gezeichnete Form gegeben. Der
                                 										Lagerkörper E ist mit einem halbkugelförmigen
                                 										Ansatz G versehen, welcher in die Fussplatte H eingepasst ist. Die untere Seite des Fusses wird
                                 										von einem entsprechend geformten Teller J umfasst
                                 										und von der Schraube L gehalten. Die übrigen Theile
                                 										des Lagers sind wohl ohne weitere Erklärung verständlich.