| Titel: | Mess- und Zählvorrichtung.Controlkassen. | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 14 | 
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                        Mess- und
                           								Zählvorrichtung.Controlkassen.
                        Mit Abbildungen.
                        Controlkassen.
                        
                     
                        
                           Die Controlvorrichtungen dienen bekanntlich in erster Linie dem Zwecke, einen Betrug
                              									zu verhindern. Es sei hier nur an die Fahrpreisanzeiger erinnert, die einen Betrug
                              									des Kutschers dem Fahrgaste oder dem Fuhrherrn gegenüber, oder an die
                              									Billardcontrolvorrichtungen, die eine Benachtheiligung des Wirthes von Seiten der
                              									Kellner, oder an die Arbeiter-Controlapparate, die eine falsche Angabe der
                              									Arbeitszeit von Seiten der Arbeiter gegenüber dem Fabrikherrn verhindern sollen.
                           Schon Ende der 70er Jahre bemühten sich, wie die Entnahme von Patenten in
                              									Deutschland, England und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika darthun, findige
                              									Köpfe, einen Apparat herzustellen, der den Geschäftsinhaber vor Veruntreuungen
                              									seiner Verkäufer schützt. Doch nicht allein die Geschäftsherren, sondern auch die
                              									Angestellten dürften ein Interesse an der Einführung der Controlkassen in die Praxis
                              									haben, da diese dazu geeignet sind, sie vor Verdächtigungen von Seiten ihrer Chefs
                              									zu sichern bezieh. das Vertrauen, das stets zwischen den Betheiligten walten sollte,
                              									zu erhalten. Auch sei darauf aufmerksam gemacht, dass durch die Einführung der
                              									Kassen Zeit und Schreibwerk erspart wird.
                           Welche Art von Controlkassen zuerst Eingang in die Praxis gefunden haben, dürfte
                              									schwierig sein, mit Sicherheit festzustellen. Vermuthlich sind dies die Kassen mit
                              									handschriftlichen Aufzeichnungen, die wohl Streitigkeiten, die zwischen Verkäufern
                              									und Käufern bezüglich der Höhe des gezahlten Betrages nachträglich entstanden sind,
                              									ihr Dasein zu verdanken haben. Bei diesen Kassen werden die eingezahlten Beträge vor
                              									den Augen des Käufers auf ein Papierband aufgeschrieben, das noch eine Zeitlang zur
                              									Controle unter einer Glasplatte sichtbar bleibt.
                           Eine derartige Registrirkasse, wie sie u.a. gegenwärtig von der National Cash Register Co. in Berlin unter dem Namen
                              									autographische Kasse zum Verkaufe gebracht wird, hat folgende Einrichtung:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 14
                              Fig. 1.Registrirkasse der National Cash Register Co..
                              
                           Ein Papierband (Fig. 1), das von einer Rolle ab- und
                              									auf eine andere Rolle aufgewickelt wird, ist durch eine Oeffnung im Deckel der Kasse
                              									sichtbar. Es ist der Länge nach liniirt, um Baar-, Credit- und à Conto-Verkäufe,
                              									sowie die Nummer des Verkäufers in besonderen Rubriken eintragen zu können. Das
                              									Gehäuse der Kasse, welches den Mechanismus des Registrirwerkes umschliesst,
                              									wird aus Metall oder aus Holz hergestellt. Die Metallkassen sind in Nickel,
                              									Bronze, Messing oder emaillirt ausgeführt; zu den hölzernen Kassen wird Mahagoni,
                              									Eiche oder Nussbaum verwendet.
                           Die Registrirung eines Verkaufes spielt sich bei diesen Kassen wie folgt ab:
                           Durch die Oeffnung des Deckels werden von dem Verkäufer der Betrag und die sonstigen
                              									Vermerke auf das Papierband geschrieben und hierauf ein Hebel nach vorwärts gezogen.
                              									Hierdurch ertönt eine Glocke und die Schublade öffnet sich unter dem Drucke einer
                              									Feder. Beim Einschieben der Schublade wird das Papierband transportirt, das
                              									Geschriebene verschwindet unter einer Glastafel, durch die es noch auf einige Zeit
                              									sichtbar bleibt. Das Papierband ist in der Oeffnung des Deckels zur Aufnahme einer
                              									weiteren Eintragung bereit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 14
                              Fig. 2.Registrirkasse der National Cash Register Co..
                              
                           Diese Kassen wurden bald durch die Anordnung eines zweiten Papierstreifens
                              									verbessert, auf welchen mittels Kohlen- oder Indigopapier die handschriftlichen
                              									Aufzeichnungen übertragen wurden. Eine derartige Kasse ist in der Fig. 2 dargestellt. Der als Controle für den
                              									Geschäftsinhaber bestimmte Streifen sowohl, der in der verschlossenen Kasse
                              									verbleibt, als auch der Streifen, von welchem einzelne Stücke, die als Gutscheine
                              									dienen, von dem Kunden ausserhalb der Kasse abgerissen werden können, sind auf einer
                              									Rolle c aufgewickelt und werden beide gleichzeitig nach
                              									Auslösung des Sperrhebels ki durch Bewegung des
                              									Hebels m abgerollt, indem das Laufwerk qu sich in Bewegung setzt. Der für den
                              									Geschäftsinhaber bestimmte Streifen tritt bei a aus,
                              									verschwindet bei b innerhalb des Apparates und geht
                              									zwischen den Rollen ef hindurch und wickelt sich
                              									auf der Rolle r auf, während der zweite Streifen, der
                              									sogen. Bonsstreifen, bei x ausserhalb des Apparates
                              									erscheint und den Kunden die aufgeschriebene Notiz zur Entnahme darbietet.
                           Der Gebrauch der beschriebenen Controlkasse vollzieht sich in der Weise, dass der
                              									Verkäufer die Höhe des eingenommenen Betrages auf den oberen Papierstreifen
                              									aufschreibt. Durch das zwischen beiden Streifen angeordnete Indigopapier wird die
                              									Aufzeichnung auf den für den Geschäftsinhaber bestimmten Streifen übertragen. Dann
                              									drückt der Verkäufer auf den Hebel m und löst dadurch
                              									die Sperrhebel i und k
                              									aus. Der Transport der beiden Papierstreifen erfolgt, wie oben beschrieben, durch
                              									das Laufwerkqu. Die Länge des zu verschiebenden Bonsstreifens ist
                              									gleich dem Umfange der an der Rolle e befindlichen
                              									Scheibe, auf welcher der Hebel i schleift, bis er in
                              									eine Aussparung dieser Scheibe einschnappt und dadurch das Laufwerk zum Stillstande
                              									bringt. Anstatt durch einen Stellhebel können derartige Kassen auch durch eine
                              									Kurbel bethätigt werden; auch wendet man bei ihnen an Stelle von zwei drei
                              									Papierbänder an, wovon das erste zur Auf nähme von Aufzeichnungen für den
                              									Geschäftsinhaber und die Notirungen auf dem zweiten und dritten Papierbande als
                              									Quittung für den Käufer und Verkäufer dienen. Das eine dieser Papierbänder ist
                              									bedruckt und in geeigneter Weise liniirt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 15
                              Fig. 3.Registrirkasse der National Cash Register Co..
                              
                           Wenn die einzelnen Beträge auf das oberste Papierband aufgeschrieben werden, so wird
                              									diese Aufzeichnung durch das Kohlenpapier auf das zweite und dritte Band übertragen.
                              									Dreht man hierauf die Kurbel, so erscheinen zwei Stück der Aufzeichnungen ausserhalb
                              									der Kasse, die abgeschnitten werden, während das dritte Stück innerhalb der Kasse
                              									aufgerollt wird. Die Kasse ist verschlossen und der Zutritt zu der dritten
                              									Aufzeichnung ist nur dem Eigenthümer gestattet (Fig.
                                 										3).
                           Streitigkeiten, die zwischen Käufern und Verkäufern durch Meinungsdifferenzen in
                              									Bezug auf das vom Käufer eingezahlte Geld entstanden sind, gaben Veranlassung zur
                              									Construction von Kassen, welche das eingezahlte Geld noch eine Zeitlang unter einer
                              									Glasplatte sichtbar bleiben lassen.
                           Eine sehr gebräuchliche Ausführungsform einer derartigen Kasse ist in Fig. 4 und 5 abgebildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 15
                              Controlkasse.
                              
                           In einem runden Gehäuse b dreht sich auf dem Bolzen a das Drehgefach f, dessen
                              									einzelne Abtheilungen durch die Rippen d gebildet
                              									werden. Um eine absatzweise Drehung – je um 60° – des Drehgefaches zu ermöglichen,
                              									ist in der Aussparung x des Deckels k ein Druckknopf i derart
                              									angeordnet, dass durch dessen Niederdrücken das Drehgefach über ihn hinweggleiten
                              									kann, bis der Druckknopf in die nächste Aussparung g
                              									des Drehgefaches einschnappt. Die Oeffnung zum Einwerfen des Geldes in eine
                              									Abtheilung ist in der das Drehgefach abdeckenden Glasplatte l vorgesehen. Das eingeworfene Geld verschwindet nach einer
                              									⅙-Umdrehung unter der Glasplatte und ist so lange unter dieser sichtbar, bis es nach
                              									einer Drehung von 300° durch einen Ausschnitt u im
                              									Gehäuse in die Ladenkasse fällt.
                           Eine andere derartige Kasse (Fig. 6 und 7)
                              									ist mit einem drehbaren Einwurftrichter h versehen,
                              									welcher unter dem Gewichte des eingeworfenen Geldstückes ausschwingt, um zu
                              									verhindern, dass dieses aus dem Behälter wieder entnommen werden kann. Mit den
                              									Geldstücken werden in den trichterförmigen Schlitz m
                              									Zettel eingeworfen, auf welchen die eingezahlten Beträge vermerkt werden. Durch
                              									diese Anordnung soll erreicht werden, dass wohl die Zettel, wie beabsichtigt, gegen
                              									die Glasscheibe fallen, das Geld aber nicht.
                           Der Gebrauch dieser Kasse vollzieht sich wie folgt: Jeder der Verkäufer besitzt einen
                              									Zettelblock und ist verpflichtet, den Betrag der eben verkauften Waare auf einen vom
                              									Blocke abzureissenden Zettel zu schreiben und diesen mit dem Betrage selbst in den
                              									Einwurf g zu werfen, und zwar den Zettel auf der einen
                              									Seite, das Geld auf der anderen Seite des Einwurfes, so dass das Geld rechts von
                              									einer auf dem drehbaren Boden n angeordneten kurzen
                              									Scheidewand o, der Zettel links von dieser Wand fällt.
                              									Der Zettel wird vermöge der Drahtführung p immer so auf
                              									den Boden fallen, dass das darauf Geschriebene durch die Glaswand d zu lesen ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 15
                              Controlkasse.
                              
                           Von dem geöffneten Boden fällt das Geld und der Zettel auf das geneigt angeordnete
                              									Brett w und von da in den Kasten a. Bei Schluss des Geschäftes wird der Betrag, welchen
                              									die Zettel angeben, mit dem vorhandenen Baargeld verglichen. Zettelbetrag und der
                              									Baarbestand muss übereinstimmen.
                           Bequemer und übersichtlicher ist der folgende Apparat, bei welchem die eingezahlten
                              									Beträge gleich sortirt in die einzelnen Fächer einer Geldschwinge eingelegt werden.
                              									Durch Drehen an einer Kurbel treten die sortirten Beträge unter eine Glasplatte.
                              									Längsleisten d (Fig. 8),
                              									welche an Galle'schen Ketten b in gleichen Abständen befestigt sind, schleifen über den Boden e von fünf Fächern und transportiren so das Geld unter
                              									der Glasplatte. Durch Vermittelung einer Welle f und
                              									einer entsprechenden Zahnradübersetzung werden zwei Trommeln g und h in Umdrehung versetzt, über welche
                              									ein Papierstreifen i geführt ist. Auf diesem
                              									Papierstreifen i wird die Summe des gezahlten Betrages
                              									vermerkt. Durch eine Kurbelumdrehungwird dann der nach den einzelnen Geldsorten
                              									eingezahlte Betrag zugleich mit dem auf dem Papierstreifen eingetragenen Vermerk um
                              									eine Stufe vorwärts bewegt. Die nächst eingezahlten Beträge werden auf dieselbe
                              									Weise gefördert. Hierdurch ist man im Stande, stets die letzten drei oder vier
                              									Beträge zu beobachten, so dass etwaige Irrthümer seitens des Käufers oder Verkäufers
                              									jederzeit leicht festgestellt werden können. Die Abrechnung der Tagesleistung wird
                              									dadurch erleichtert, dass der abends abgenommene Papierstreifen i hinter einander folgend die Summe der eingezahlten
                              									Beträge aufweist, welche mit dem Bestande im Sammelkasten verglichen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 16
                              Fig. 8.Sortirapparat.
                              
                           Bei anderen Apparaten dieser Klasse bleiben die an einer Kette befestigten Behälter,
                              									die zur Aufnahme der einzuzahlenden Beträge dienen, sowie der Papierstreifen, auf
                              									welchem die einzelnen Beträge vermerkt werden, noch eine Zeitlang unter einer
                              									Glastafel nach der Einzahlung sichtbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 16
                              Fig. 9.Controlkasse.
                              
                           Die Handhabung dieser Kassen erfolgt in der Weise, dass durch den Einwurf der
                              									jeweilige in Zahlung gegebene Geldbetrag eingeworfen und auf dem daneben liegenden
                              									Theil des Papierstreifens, welcher durch einen Ausschnitt der Glasplatte frei
                              									gelassen ist, der Betrag aufgezeichnet wird. Hierauf wird dann einem Handrade eine
                              									Vierteldrehung verliehen, wodurch sich der betreffende Geldbehälter, in welchen das
                              									Geld gefallen war, mit der daneben befindlichen Notiz derart weiter bewegt, dass
                              									letztere dem Einflusse der das Geld in Empfang nehmenden Person entzogen und eine
                              									unbeschriebene Abtheilung des Streifens und ein leerer Geldbehälter zur
                              									Weiterbenutzung vorgerückt wird. In derselben Weise wird bei jeder Einzahlung
                              									verfahren, so dass also dem Blicke des die Einzahlungen überwachenden Beamten
                              									die sämmtlichen zuletzt eingegangenen Beträge bis zu einer bestimmten Anzahl, sowie
                              									die entsprechenden daneben befindlichen Vermerke über die Höhe der Beträge
                              									fortwährend vor Augen sind.
                           Bei dem Apparate nach Fig. 9 befindet sich die
                              									Vermerkvorrichtung in dem pultförmigen Theile x der
                              									Kasse, während die Einrichtung, das eingeworfene Geld noch eine Zeitlang hinter
                              									einer Glastafel sichtbar werden zu lassen, in dem Aufbaue y der Kasse angeordnet ist. Das vom Käufer erhaltene Geldstück wird durch
                              									den Schlitz i in die Kasse geworfen und bleibt auf der
                              									Platte u liegen, wo es durch das Glasfenster k hindurch beobachtet werden kann. Der Verkäufer
                              									schreibt dann den gezahlten Betrag durch die Oeffnung h
                              									einer Platte auf den Papierstreifen f. Drückt nun der
                              									Verkäufer durch den Daumen o die Stange n abwärts, so bewegt diese durch den an ihr sitzenden
                              									Daumen r zwei Einrichtungen. Daumen r öffnet nämlich erstens durch die über die Rolle s geführte Kette t die
                              									Klappe w, welche das Geld auf die Klappe l abwirft, und bringt zweitens die Glocke p zum Ertönen. Beim Loslassen des Druckknopfes o geht die Stange n in die
                              									Anfangslage zurück und das mit der Stange n verbundene
                              									Gestänge wvv1
                              									schaltet mittels einer Sperrklinke das Papierband f um
                              									ein Stück weiter. Durch den Drehung n1 und Daumen g1 wird das Geldstück von der Platte l auf die Klappe s1 abgeworfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 16
                              Controlkasse.
                              
                           Von hier aus fällt es in den Kasten z1.
                           Als letztes Beispiel dieser Art von Controlkassen sei eine Kasse erwähnt, bei welcher
                              									die eingeworfenen Geldstücke auf segmentartige Geldschalen g (Fig. 10
                              									und 11) fallen,die scharnierartig
                              									mit einem rotirenden Gestelle verbunden sind. Dieses wird von einem Hebel a, der durch Hebel bc mit dem Kronrade f in Verbindung steht,
                              									geschaltet. Die eingeworfenen Geldstücke bleiben nun so lange auf den rotirenden
                              									Geldschalen sichtbar, bis diese von dem Unterstützungsringe d abgleiten und dadurch die Geldstücke selbsthätig abgeworfen werden. Der
                              									Papierstreifen x, welcher die Vermerke über die
                              									Einzahlungen aufnimmt, wird ebenfalls durch den Hebel a
                              									in die verschiedenen Gebrauchslagen verschoben.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)