| Titel: | Mess- und Zählvorrichtungen.Controlkassen. | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 32 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Mess- und
                           								Zählvorrichtungen.Controlkassen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 14 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Controlkassen.
                        
                     
                        
                           Die grösste Verbreitung unter den Controlkassen hat die folgende Gruppe von Kassen
                              									gefunden, welche unter dem Namen Tastenkassen oder Kassen mit Tastatur bekannt
                              									sind.
                           Diese Kassen zeigen den zu zahlenden Betrag durch eine Anzeigevorrichtung an, indem
                              									beispielsweise auf den Enden jeder Taste eine Stange sitzt, die oben eine Tafel
                              									trägt. Auf dieser Tafel ist eine dem Werthe der angeschlagenen Taste entsprechende
                              									Zahl aufgedruckt. Für jede Münzgattung kann eine Tastengruppe vorgesehen sein,
                              									beispielsweise für das deutsche Münzsystem vier Tastengruppen, von welchen die erste
                              									zur Anzeige der Einer von Pfennigen, die zweite zur Anzeige der Zehner von
                              									Pfennigen, die dritte zur Anzeige der Einer der Mark, und die vierte endlich zur
                              									Anzeige der Zehner der Mark dient. Man würde also auf diese Weise mit vier
                              									Tastengruppen, von welchen jede neun Tasten enthält, im Stande sein, eine Summe von
                              									99 M. 99 Pf. anzuzeigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 32
                              Fig. 12.Kasse mit vier Tastengruppen der National Cash Register
                                 										Co..
                              
                           Kassen mit vier Tastengruppen zeigen häufig eine cylindrische Anordnung der Tasten
                              									(vgl. Fig. 12 und 12a). Letztere Kasse ist von der Firma Grimme,
                                 										Natalis und Co. in Braunschweig, die ebenso wie die National Cash Register Co. in Berlin ein Verkaufslager unterhält. Andere
                              									Kassen zeigen eine wagerechte Anordnung der Tasten in zwei über einander liegenden
                              									Reihen (vgl. Fig. 13 und 13a).
                           Die Einrichtung und Arbeitsweise einer Kasse mit wagerechter Anordnung der Tasten,
                              									welche beispielsweise für englisches Geld bestimmt ist, kann folgendermaassen
                              									sein:
                           In einem Gehäuse a (Fig.
                                 										14) sind Tasten b auf einer Welle c drehbar angeordnet; auf jeder dieser Tasten ruht
                              									nahe am hinteren Ende eine Schubstange d, die am
                              									oberen Ende die Anzeigetafel g0 trägt.
                           Ferner ist mit dem Tastenhebel noch eine Schubstange e
                              									verbunden, die den Werth der angeschlagenen Taste auf das Zählwerk überträgt. Jede
                              									der Tafeln g0 trägt
                              									sichtbar dieselbe Ziffer, welche sich auf dem Kopfe der zugehörigen Taste b befindet. In der gehobenen Stellung der Tastenstangen
                              									ist diese Ziffer durch die Oeffnung g1 im Gehäuse a
                              									sichtbar. Von den vorhandenen drei Tastengruppen ist die erste für die niedrigste
                              									Münze, z.B. Pence, die zweite für die höhere Münze, z.B. Shilling, und die dritte
                              									zur Anzeige von Pfund Sterling bestimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 32
                              Fig. 12a.Kasse mit vier Tastengruppen von Grimme, Natalis und Co..
                              
                           Am oberen Ende jeder Zählwerkschubstange e ist zwischen
                              									je zwei Gelenkarmen x eine kleine Zahnstange y befestigt. In der Bewegungslinie dieser Zahnstange
                              										y befindet sich, in einem Träger des Gehäuses
                              									gelagert, eine am Umfange verzahnte Walze z, die mit
                              									den Rädern v des Zählwerkes Eingriff hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 32
                              Fig. 13.Kasse mit wagerechter Anordnung der Tasten in zwei über einander
                                 										liegenden Reihen der National Cash Register Co..
                              
                           Die Räder sind paarweise angeordnet und zwar je ein Paar vw für eine Tastengruppe.Die Schaltung von den
                              									Rädern v auf die Räder w
                              									geschieht in der Weise, dass die volle Umdrehung eines Rades v das zugehörige Rad w um einen Zahn weiter
                              									dreht. Diese Uebertragung wird bewirkt durch einen Arm f mit Klinke g und durch den Anschlagstift
                              										h am Rade v. Im
                              									Uebrigen ist die Wirkungsweise dieses Zählwerkes aus Rechenmaschinen bekannt. Die
                              									Zahl der Zähne an der Zahnstange y bestimmt den Grad
                              									der Drehung der verzahnten Walze z und stimmt mit dem
                              									Werthe der angeschlagenen Taste überein. Die Zahnstange y dreht bei ihrer Aufwärtsbewegung durch Eingriff mit der Verzahnung der
                              									Walze z die letztere. Sie kann jedoch, sobald die Taste
                              									freigegeben wird, zurückschwingen und sich frei herab bewegen. Die Stange d sowohl, als auch die Stange e einer angeschlagenen Taste werden in der gehobenen Lage durch die
                              									drehbaren Leisten k1
                              									und l2, welche durch
                              									die ganze Breite des Gehäuses hindurchgehen, gehalten. Beim Anheben der nächsten
                              									Stange durch Anschlagen einer weiteren Taste trifft der Knaggen k2 gegen die Leiste k1. Die vorher gehobene
                              									Stange wird von der Hemmung entlastet und kann dann frei herabfallen. Das
                              									Hinabfallen der Stange e vollzieht sich, sobald der
                              									Tastenhebel in die Anfangslage zurückkehrt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 33
                              Fig. 13a.Kasse mit wagerechter Anordnung der Tasten in zwei über einander
                                 										liegenden Reihen von Grimme, Natalis und Co..
                              
                           Andere Tastenkassen dieser Art zeigen die Summe der Registrationen jeder einzelnen
                              									Taste an. Dem Geschäftsinhaber ist hierdurch die Möglichkeit gegeben, festzustellen,
                              									wie oft beispielsweise an einem Tage für 10, 25 Pf. u.s.w. verkauft worden ist. Die
                              									Summe der Verkäufe erhält man durch Addiren sämmtlicher von den Additionsrädern
                              									angegebenen Summen. Eine derartige Kasse wird unter dem Namen Einzeladdirer von der
                              										National Cash Register Co. in verschiedenen
                              									Ausführungsformen verkauft.
                           Zuweilen sind bei derartigen Kassen die Tasten an ihrem unteren Ende mit Typen
                              									versehen, so dass über den eingezahlten Betrag dem Käufer eine Quittung ausgehändigt
                              									werden kann, indem der Verkäufer einen Zettel unter die anzuschlagende Taste
                              									hält.
                           Ist eine Kasse nur für den Verkauf bestimmter Waaren eingerichtet und man wünscht die
                              									Einnahmen dieser Waaren festzustellen, so theilt man die Kasse in verschiedene
                              									Abtheilungen.
                           In der Regel sind bei Kassen mit cylindrischer Anordnung vier Reihen von Tasten, mit
                              									deren Hilfe man einen Betrag von 99 M. 99 Pf. registriren kann, indem, wie oben
                              									erwähnt, die erste Tastenreihe zur Registrirung der Einer von Pfennigen, die zweite
                              									zur Registrirung der Zehner von Pfennigen u.s.w. dienen. Die niedergedrückten Tasten
                              									werden von den Zähnen eines Zahnbogens in dieser Stellung festgehalten und bestimmen
                              									bei Drehung einer Kurbel die Grösse des Drehungswinkels von Zahnrädern, die mit
                              									Zählrädern in Verbindung stehen. Die Zählräder stellen sich also bei einer
                              									Kurbelumdrehung dem Werthe der angeschlagenen Tasten entsprechend ein. Durch eine
                              									Kurbelumdrehung werden zunächst die die voraufgehende Einzahlung anzeigenden
                              									Anzeigscheiben auf Null zurückgeführt, dann in die dem Werthe der angeschlagenen
                              									Taste entsprechende Stellung gebracht und schliesslich die niedergedrückten Tasten
                              									ausgelöst.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 33
                              Fig. 14.Innere Ansicht der in Fig. 13 und 13a abgebildeten Kassen.
                              
                           Durch geeignete Uebertragungsmittel können die den vier Tastengruppen entsprechenden
                              									Zählräder derart mit einander verbunden sein, dass die Summen, welche durch die
                              									einzelnen Tastengruppen registrirt werden, in einer Totalsumme zusammengezählt
                              									werden. Zuweilen ist die Tastenkasse auch so eingerichtet, dass der Betrag eines
                              									jeden Verkaufes nicht nur angezeigt, sondern auch auf einem fortlaufenden
                              									Papierstreifen innerhalb des Kassengehäuses gedruckt wird. Nicht selten sieht man
                              									derartige Kassen mit einer Einrichtung versehen, durch welche derBetrag des Einkaufs auf
                              									einen Zettel aufgedruckt und aus dem Kassengehäuse selbsthätig ausgeworfen wird.
                              									Beide zuletzt genannten Einrichtungen können getrennt oder vereinigt an einer Kasse
                              									angebracht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 34
                              Fig. 15.Kasse von Trinks.
                              
                           Auf dem Gebiete der Controlkassen überhaupt, insbesondere aber auf demjenigen der
                              									Tastenkassen hat sich in den letzten 8 Jahren eine rege erfinderische Thätigkeit
                              									bemerkbar gemacht, die in der Entnahme zahlloser Patente in beinahe allen
                              									Industriestaaten zum Ausdrucke gekommen ist. Auch deutsche Erfinder haben sich bei
                              									diesem Wettkampfe bemüht, Neues zu erfinden. Insbesondere wurden Ingenieur Trinks von der Firma Grimme,
                                 										Natalis und Co. in Braunschweig eine Reihe von Patenten auf Tastenkassen
                              									ertheilt.
                           Bei der unter Nr. 80707 patentirten Kasse des Erfinders Trinks gleiten die Tastenstangen x (Fig. 15) in terrassenförmigen Führungen f und übertragen ihre Bewegungsgrösse durch
                              									Verzahnungen auf Zifferscheiben p, welche in den
                              									Schaulöchern b dem Verkäufer die eingezahlten Beträge
                              									angeben. Zifferscheiben m dienen dazu, dem
                              									Geschäftsinhaber in Schaulöchern c die Beträge
                              									anzugeben, während für den Käufer die Anzeige dieser auf den Zifferscheiben s bewirkt wird. Ausserdem ist diese Kasse noch mit
                              									einem Anzeigewerk versehen, auf welchem die Summe der während eines bestimmten
                              									Zeitabschnittes eingegangenen Beträge vermerkt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 34
                              Fig. 16.Kasse von Trinks.
                              
                           Bei einer anderen Kasse von Trinks wirken Tasten von
                              									gleichem Hube auf einen Hebel s (Fig. 16), dessen verschiedene Ausschläge aus der
                              									Ruhelage um so grösser werden, je näher die zur Wirkung kommende Taste dem
                              									Drehpunkte gelegen ist. Sobald s durch Tastendruck
                              									abwärts bewegt wird, wirkt das frei schwingende Ende i
                              									des Hebels auf den Schenkel o des um die Welle y lose schwingenden Winkelhebels oo1 ein, wodurch
                              									eine Rechtsdrehung dieses Hebels und eine damit verbundene Verschiebung der
                              									Schubstange e und des Staffelrades k im Sinne des Pfeiles pf erfolgt. Nach dem Tastendrücken wird die Welle w in der Pfeilrichtung durch eine beliebige Vorrichtung in Drehung
                              									versetzt. Diese Drehung wird durch Zahnrad r und
                              									Zahnbogen r1 auf andere
                              									Mechanismen übertragen, durch welche die Zahnstange z
                              									emporgehoben wird. Die Zahnstange z arbeitet mit dem
                              									Staffelrade k zusammen, und zwar jeweils mit so viel
                              									Zähnen, als ihr in Folge der durch Tastenbewegung veranlassten Seitenverschiebung
                              									von k gegenüberstehen. Je nach der Grösse der erfolgten
                              									Drehung von k wird in Folge Uebertragung durch die
                              									Welle m unter der Schauöffnung p eine der Ziffern 0 bis 9 auf dem Rade v
                              									sichtbar.
                           Andere Patente von Trinks betreffen Einzelheiten an
                              									Controlkassen, wie beispielsweise die unter Nr. 92411 patentirte Einrichtung zur
                              									Verriegelung und Auslösung der Tastenreihen.
                           
                              (Schluss folgt.)