| Titel: | Ewing's magnetische Wage. | 
| Autor: | Rr. | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 56 | 
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                        Ewing's magnetische Wage.
                        Ewing's magnetische Wage.
                        
                     
                        
                           Dieser Apparat ist eine magnetische Wage, deren Angaben auf der Abreisskraft zwischen
                              									Magnetpolen beruhen. In den meisten früheren Anordnungen wurde die magnetische
                              									Anziehungskraft auf ein genau bearbeitetes Ende des auf einen bestimmten Durchmesser
                              									abgedrehten Probestückes gemessen. In dem neuen Apparate von Ewing fällt die Bearbeitung der Enden fort, indem die anziehende Kraft
                              									zwischen der Seite des abgedrehten Probestückes und der einen Polfläche eines
                              									Elektromagneten auftritt, von welcher das Probestück durch Belastung des Wagebalkens
                              									abgerissen wird. Das Probestück ist ein auf ¼ Zoll (6,32 mm) abgedrehter Stab von 4
                              									Zoll (10,1 cm) Länge. Es wird über die Pole eines ∪-förmigen Elektromagneten gelegt, der durch einen constanten Strom von
                              									solcher Stärke erregt wird, dass eine magnetisirende Kraft von ungefähr 20
                              									CGS-Einheiten entsteht. Ein Pol des Elektromagneten ist ∨-förmig ausgeschnitten, während der andere Pol eine etwas convexe Oberfläche
                              									hat. Letztere bildet einen Theil eines Cylinders, dessen Achse senkrecht zur
                              									Richtung des Probestückes liegt. In Folge dessen findet Berührung zwischen Pol und
                              									Probestab nur in einem Punkte statt. Die zum Abreissen nöthige Kraft wird durch
                              									einen Wagebalken ausgeübt, dessen Drehpunkt in dem anderen Pole liegt. Die Kraft
                              									wird durch Verschiebung eines Laufgewichtes längs des Wagebalkens gemessen.
                           Nachdem der Probestab eingelegt ist, wird der Strom zunächst einige Male umgekehrt,
                              									um die Wirkung etwaiger früherer Magnetisirungen auszulöschen. Das Laufgewicht wird
                              									dann bis zu dem Punkte verschoben, dass der Wagebalken unter seinem Einflusse gerade
                              									noch abfällt, wenn durch sein Emporheben der Probestab mit dem convexen Pol in
                              									Berührung gebracht wird.
                           Der Probestab braucht ausser genauem Abdrehenkeine weitere Bearbeitung. Seine Berührung mit dem
                              									convexen Pol ist eine vollkommen zuverlässige. Er kann herausgenommen und wieder
                              									eingelegt werden, ohne dass der Charakter des Contactes geändert wird. Die
                              									Construction des Wagebalkens ist derart, dass der von ihm getragene Probestab den
                              									Pol immer an derselben Stelle berührt.
                           Der Werth der magnetisirenden Kraft wurde zu ungefähr 20 CGS-Einheiten gewählt, weil
                              									es bei kleineren Kräften vorkommt, dass die BH-Curven verschiedener Eisenproben sich kreuzen, d.h. dass die
                              									Aufeinanderfolge der Proben, nach ihrer Güte geordnet, sich ändert, wenn die
                              									magnetisirende Kraft verändert wird. Diese Aenderung tritt nicht mehr ein, wenn die
                              									magnetisirende Kraft von der Grössenanordnung 20 CGS-Einheiten ist. Ist eine Probe
                              									gut bei H = 20, so bleibt sie auch gut bei grösseren
                              									Werthen von H. Ewing hat H
                              									= 20 gewählt, weil dabei einerseits der Unterschied zwischen schlechten und guten
                              									Proben scharf ausgeprägt ist, andererseits aber diese Kraft genügend hoch ist, um
                              									eine Aenderung in der Reihenfolge der nach ihrer Güte geordneten Proben bei
                              									grösseren Kräften auszuschliessen.
                           Die Theilung der Scala am Wagebalken ist linear, so dass gleiche Abschnitte gleichen
                              									Unterschieden in B für denselben Werth von H entsprechen. Die Ablesung gibt unmittelbar den zu H = 20 gehörigen Werth von B. Diese lineare Theilung ist deshalb möglich, weil der auf das Probestück
                              									entfallende Theil der magnetisirenden Kraft, trotzdem dass der Erregerstrom immer
                              									den gleichen Werth hat, doch nicht für alle Probestücke constant ist. Ein Probestück
                              									von hoher Permeabilität verstärkt die Induction im magnetischen Pfade und in Folge
                              									dessen wird ein etwas grösserer Theil der magnetisirenden Kraft im Elektromagneten
                              									selbst aufgebraucht. Dadurch kommt es, dass die Induction im Probestücke weniger
                              									hoch ausfällt als seiner grösseren Permeabilität entspricht. Das bessere Material
                              									ist daher einer etwas geringeren magnetisirenden Kraft ausgesetzt, als das
                              									schlechtere. Die Abreisskraft wächst schneller als die Induction, jedoch sind die
                              									Verhältnisse derart gewählt, dass durch den oben erklärten Einfluss des permanenten
                              									Theiles des magnetischen Pfades dieser Unterschied ausgeglichen wird, so dass über
                              									den Maassbereich des Instrumentes die beobachteten Unterschiede in der Abreisskraft
                              									den Unterschieden direct proportional sind, welche B
                              									annehmen würde, wenn H constant wäre. Der Apparat wird
                              									durch Anbringung eines festen und geeignete Wahl des verschiebbaren Gewichtes derart
                              									geaicht, dass die Scala für ein Normalprobestück von bekannten magnetischen
                              									Eigenschaften richtig anzeigt.
                           Dieses Normalprobestück wird mit dem Apparate geliefert und dient bei Gebrauch zur
                              									Einstellung des Erregerstromes mittels eines Rheostaten derart, dass das
                              									verschiebbare Gewicht an jenem Punkte des Wagebalkens steht, der bei H = 20 der bekannten Induction im Normalstabe
                              									entspricht. Letzterer dient als ein Mittel zur Einstellung auf die richtige
                              									Erregerstromstärke, wodurch ein Ampèremeter entbehrlich wird. Die Stromquelle ist
                              									eine kleine Sammlerzelle. Um mit dem Apparate Proben zu untersuchen, legt man
                              									zunächst den Normalstab ein und stellt die Kurbel des Rheostaten in eine solche
                              									Lage, dass bei der dem Probestabe entsprechenden Stellung des verschiebbaren
                              									Gewichtes der Wagebalken gerade abfällt, wenn er mit dem Finger gehoben worden ist.
                              									Dann wird der Normalstab entfernt und das Probestück eingelegt. Man verschiebt nun
                              									das Gewicht, bis man den Abreisspunkt findet. Um die Constanz des Stromes zu prüfen,
                              									wird zum Schluss wieder der Normalstab eingelegt. (E.-T.-Z., 1898 S. 325.)
                           
                              
                                 Rr.