| Titel: | Faserstoffe.Neuerungen an mechanischen Buckskinstühlen. | 
| Autor: | A. Braulik | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 105 | 
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                        Faserstoffe.Neuerungen an mechanischen
                           								Buckskinstühlen.
                        Eine Studie von Ingenieur A.
                                 									Braulik.
                           							
                        (Schluss des Berichtes S. 88 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an mechanischen Buckskinstühlen.
                        
                     
                        
                           Die Sächsische Webstuhlfabrik in Chemnitz vorm. Louis Schönherr hat ihren Schützenwechsel mit
                              									Knowles-Getriebe (D. R. P. Nr. 66337) in eine gelungene Combination mit der älteren
                              									Schützenwechselvorrichtung gebracht; derselbe erscheint in Fig. 28 und 29 im Principe
                              									gezeichnet. Dieser neue patentirte positive Schützenwechsel arbeitet zwangläufig,
                              									die Ausgleichung des Kastengewichtes findet an der günstigsten Stelle des Getriebes
                              									statt, so dass eine schädliche Wirkung auf die Sicherheit der Höhenstellung
                              									entfällt.
                           Derselbe ist für hohe Geschwindigkeiten geeignet, besitzt keine Bremsen an den
                              									Huborganen und arbeitet mit geringem Kraftaufwande. Bei dem vierkästigen
                              									Wechsel sind für eine Stuhlseite zwei Kurbelräder vorhanden; der Kurbelzapfen k1 ist mit a'1 des Winkelhebels
                              										a'1e
                              									b1 und k2 mit dem Punkte a2 des Winkelhebels a2e
                              									c verbunden. Zugleich ist c der Drehpunkt eines gleicharmigen Hebels f2
                              									d1 , welcher in d1 mit b1 verbunden wird.
                           Sind beide Kurbelzapfen k1 und k2
                              									oben, so entspricht die Lage des Punktes f1 für den Kasten I. Die
                              									gezeichnete Stellung für Kasten II erfolgt, wenn k1 nach unten kommt;
                              									dabei kommt a1 nach a'1, b nach b1 und f1 nach f2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 105
                              Schützenwechsel mit Knowles-Getriebe von der Sächsischen Webstuhlfabrik vorm.
                                 										Louis Schönherr.
                              
                           Gelangt k2 allein nach
                              									unten, so kommt a2 nach
                              										a'2, c nach c1 und f1 nach f3, und Kasten III zur
                              									Ladenbahn.
                           Sind nun beide Kurbelzapfen k1 und k2
                              									unten, so gelangt a1
                              									nach a'1, a2 nach a'2, b nach b1, c nach c1, und f1 nach f4 für die Einstellung
                              									des Kastens IV.
                           Danach erhält man die vier Stellungen f1, f2, f3 und f4, welche mittels einer Stange einem Winkelhebel
                              									mitgetheilt werden, der die Schützenkastenstange trägt. Bei fünf kästigem Wechsel
                              									kommt noch ein drittes Huborgan, und zwar der Winkelhebel a'3e
                              									g1 in Fig. 30, hinzu; die Uebertragung auf den
                              									Schützenkasten geschieht wie folgt:
                           Dieser ist durch Stange r mit h'1 des Winkelhebels h'1
                              									i1
                              									l'2 verbunden, welcher
                              									im Punkte i1 des
                              									anderen Winkelhebels i1k
                              									m1 drehbar gemacht ist;
                              										m1 ist durch Stange
                              										s mit g1 verbunden. Nun ist die Länge des Armes i1
                              									k so bemessen, dass durch die Verdrehung des
                              									Winkelhebels mki nach m1k
                              									i1 der zweite
                              									Winkelhebel h1i
                              									l1 parallel zu sich um
                              										eine Kastenhöhe gehoben wird.
                           Das dritte Huborgan hebt und senkt daher den Schützenkasten um eine Zellenhöhe, gerade so wie das erste Huborgan.
                           In Fig. 30 erscheinen alle Bewegungscombinationen
                              									gezeichnet, die mit diesem Mechanismus möglich sind, und man kann hieraus ersehen,
                              									dass der Kastenzelle II, III und IV je zwei Combinationen entsprechen würden.
                           In der Praxis lässt man für den fünf kästigen Schützenwechsel die Einstellungen für
                              									die vier ersten Kästen einfach so wie bei der vierkästigen Vorrichtung und hebt dann
                              									für den fünften Kasten den Winkelhebel aus der Lage h4i
                              									l4 mittels des dritten
                              									Huborganes in die Stellung h'4
                              									i1
                              									l'5. Um einen sogen.
                              									elffachen Schützenwechsel (sechskästig) zu erhalten, braucht man bloss zu
                              										veranlassen,dass das dritte Huborgan eine Hebung oder Senkung des Schützenkastens um zwei Zellenhöhen bewirkt. Lässt man nun den
                              									eigentlichen Schützenwechselmechanismus, wie im früheren Falle, ungeändert bestehen,
                              									so braucht man bloss den Winkelhebelarm i1
                              									k in Fig. 31 zu
                              									vergrössern, damit ii1 doppelt so gross werde als im früheren Falle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 106
                              Fig. 30.Patentirte positive Schützenwechselvorrichtung von der
                                 										Sächsischen Webstuhlfabrik.
                              
                           Auch da ergeben sich beim Aufzeichnen der Bewegungscombinationen für die Kästen III und IV je zwei
                              									Lösungen.
                           Für die praktische Verwendung lässt man für die ersten vier Kästen auch da den
                              									früheren vierkästigen Wechsel arbeiten.
                           Um den Kasten V zur Ladenbahn zu bringen, hebt man den
                              									Winkelhebel mittels des dritten Huborganes aus der Lage h3i
                              									l3 in die Stellung h'3
                              									i1
                              									l'5; desgleichen für
                              									den Kasten VI aus der Lage h4i
                              									l5 in die Stellung h'4
                              									i1
                              									l'6.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 106
                              Fig. 31.Patentirte positive Schützenwechselvorrichtung von der
                                 										Sächsischen Webstuhlfabrik.
                              
                           Bei den bis jetzt üblichen Knowles-Getrieben werden die Kurbelräder während ihres
                              									Eingriffes mit den theilweise gezahnten Trommeln zwangläufig um ihren Drehungsbolzen
                              									bewegt, und sobald diese Kurbelräder ungefähr eine halbe Umdrehung zurückgelegt
                              									haben, wird die letzte Dreharbeit und das Festhalten derselben in ihren
                              									Endstellungen durch irgend welche Feder oder Gewicht, wie bereits schon früher
                              									bemerkt wurde, bewirkt.
                           Derartige Elemente können den Nachtheil mit sich bringen, dass sie bei raschem Gange
                              									des Webstuhles die Kurbelräder zuweilen ganz oder theilweise wieder zurückschnellen
                              									lassen.
                           Franz Wächter in Dülken hat sich unter D. R. P. Nr.
                              									96903 eine Erfindung patentiren lassen, durch welche diese Uebelstände beseitigt
                              									werden, und zwar dadurch, dass anstatt der Federn und Gewichte nur solche
                              									Maschinenelemente zur Anwendung gelangen, mittels welcher die Kurbelräder nicht
                              									mehr kraftschlüssig, sondern sozusagen zwangläufig bezw. positiv in ihren
                              									Endstellungen festgelegt werden.
                           Auf diese Weise soll die Geschwindigkeit derartiger Wechselstühle der Geschwindigkeit
                              									glatter Stühle nahezu gleichkommen; damit braucht bei schnell laufenden
                              									Wechselstühlen auf den Schützenwechsel keine Rücksicht mehr genommen zu werden.
                           Die Schützenwechselvorrichtung, bei welcher obige Erfindung angebracht wurde, ist aus
                              										Fig. 32 ersichtlich, und die Einstellungen der
                              									einzelnen Schützenkästenzellen aus der Zeichnung zu entnehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 106
                              Fig. 32.Schützenwechselvorrichtung.
                              
                           Die Neuerung selbst besteht darin, dass an jedem Kurbelrade g (Fig. 33
                              									und 35) ein Stern a befestigt ist, welcher von den an den Zahntrommeln
                              									befindlichen Wendescheiben b und b1 in die richtige
                              									Endstellung eingelenkt und festgehalten wird.
                           Da nun der Drehungswinkel des Kurbelrades g bekanntlich
                              									etwas grösser sein muss als 180° und ein zweifacher Stern nach Fig. 34 nur um eine
                              									halbe Umdrehung, also um 180°, gedreht werden kann, um wieder mit der gegenüber
                              									liegenden Wendescheibe zu correspondiren, so ist unterhalb des Kurbelrades g noch ein zweites Rädchen c angebracht, welches mit ersterem in Eingriff ist und etwa zwei Zähne
                              									weniger besitzt.
                           Bei Fortlassung des zweiten Rades c in Fig. 33 und 35 wird das Kurbelrad
                              										g nur mit einem einfachen Stern a1 ausgerüstet und der
                              									Drehpunkt d des Rades g
                              									entsprechend oberhalb der Geraden ef
                              									angeordnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 106
                              Verbesserung des Knowles-Getriebes von Wächter.
                              
                           
                           Aus Fig. 35 ist
                              									ersichtlich, dass der Drehungswinkel w des Sternes a1 ist = 180° + 2
                              									a, wobei der Stern a1 in seinen Endstellungen auf alle Fälle richtig in
                              									beide Wendescheiben b und b1 einsetzt.
                           Aus Fig. 36 bis 39 ist ersichtlich, dass
                              									die Bewegung des Sternes ohne Behinderung durch die Wendescheiben und das Festhalten
                              									des Sternes in der Endstellung durch die Wendescheiben thatsächlich erfolgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 107
                              Knowles-Getriebe von Wächter.
                              
                           Beide Zahntrommeln bewegen sich in der Pfeilrichtung gleichmässig; der Eingriff der
                              									Zähne erfolgt, sobald dieselben in die Stellung nach Fig. 36 gelangen. In der
                              									Stellung nach Fig. 37
                              									ist der Stern a mit dem Kurbelrad g um etwa 24° gedreht, nach Fig. 38 hat derselbe die
                              									Hälfte seines Weges zurückgelegt, und endlich nach Fig. 39 kommen die Zähne
                              									wieder ausser Eingriff, der Stern mit dem Rade wird mittels der Scheibe völlig in
                              									seine Endstellung eingelenkt und von der letzteren so lange festgehalten, als sich
                              									dieselbe nach Fig. 34
                              									in dem Stern bewegt.
                           Es ist nicht unbedingt nöthig, die Sterne und Wendescheiben einzeln an den
                              									Kurbelrädern und Radtrommeln zu befestigen, dieselben können auch direct an die
                              									Räder angegossen werden, um die Vollkommenheit des Wechsels zu erhöhen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 107
                              Fig. 40.Schützenwechselvorrichtung von der Sächsischen
                                 										Maschinenfabrik.
                              
                           Die Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz vorm. Rich. Hartmann baut ihre neuen Buckskinstühle mit
                              									Schützenwechselvorrichtungen, bei denen das Knowles-Getriebe zum Antriebe der
                              									Huborgane Verwendung findet. Die Construction des Schützenwechsels erfolgt
                              									entweder nach Fig. 39
                              									oder für mehr als vierzellige Kästen nach einem anderen Principe.
                           Die Vorrichtung, welche in Fig. 40 gezeichnet
                              									erscheint, ist derjenigen in Fig. 32 ähnlich, jedoch
                              									ist hier der Hebel a0a
                              									b0 gleicharmig, daher
                              									der Weg des Punktes e doppelt so gross als jener des
                              									Punktes d. Sind nun k und
                              										k1 die Zapfen der
                              									Kurbelräder und die Kastenstange gelenkig mit dem Punkte b des Winkelhebels ab verbunden, wobei
                              										a der Drehpunkt und Aufhängepunkt des gleicharmigen
                              									Hebels a0
                              									b0 ist, so kann die
                              									Wirkungsweise dieser Vorrichtung leicht erkannt werden. Kommt k nach unten, so gelangt f
                              									nach f1, d nach d1, a nach 2 und b nach (2), d.h. Kasten II zur
                              									Bahn. Kommt k1 nach
                              									oben, so gelangt g nach g1, e nach
                              										e1, a nach 3 und b nach (3); dies ist die
                              									Stellung für Kasten III.
                           Erfolgen nun die Verdrehungen der Kurbelzapfen k und k1 gleichzeitig, so
                              									kommt der Punkt a nach 4
                              									und b nach (4) und Kasten
                              										IV zur Bahn.
                           Es wurde bereits bemerkt, dass die Schützenwechselvorrichtung für mehr als
                              									vierkästige Laden nach einem anderen Principe, als in Fig.
                                 										40 gezeichnet erscheint, ausgeführt werden. Wollte man jedoch die Studie
                              									machen, ob das gezeichnete Princip eventuell eine Ergänzung für eine grössere Anzahl
                              									Schützenkästen zulasse, so würde man mit Benutzung der in Fig. 30 und 31 angedeuteten Aufhängung der
                              									Schützenkastenstange eine Combination erhalten, welche als theoretische Abänderung
                              									in Fig. 41 versucht wurde. Wird dabei der Winkelhebel
                              										ab auf einem zweiten cde drehbar gelagert, dieser letztere mittels
                              									eines dritten Huborganes dh und Kurbelrad k2 in Verbindung
                              									gebracht und die Anordnung so getroffen, dass das dritte Huborgan um eine oder zwei
                              									Zellenhöhen den Schützenkasten hebt oder senkt, so erhalten wir analog der Fig. 30 und 31 eine
                              									Vorrichtung, welche für fünf- oder sechszellige Schützenkästen Anwendung finden
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 107
                              Fig. 41.Abänderung zur Schützenwechselvorrichtung.
                              
                           Bereits in der oben genannten Studie (1895 295 97) wurde
                              									gesagt und durch Skizzen erklärt, dass ein jeder beliebige vierkästige
                              									Schützenwechsel mit dem Knowles-Getriebe combinirt werden kann. Diese Möglichkeit
                              									erscheint auch bei Vorrichtungen für mehr als vier
                              									Zellen im Schützenkasten nicht ausgeschlossen. Nehmen wir z.B. die
                              									Schützenwechselvorrichtung D. R. P. Nr. 85277.
                           
                           Die Vorrichtung in Fig.
                                 										11 lässt sich leicht nach Fig. 42 und Fig. 11 lässt sich
                              									leicht nach Fig. 42 und
                              										43 umändern, und
                              									wir erhalten das Princip für den vierzelligen Wechsel. In Fig. 42 (vgl. Fig. 15) ist die Stange
                              										s im Punkte q am
                              									Winkelhebel qbo1
                              									drehbar gelagert und ihr Ende a mit dem Winkelhebel abo verbunden. Es dient also für Kasten II der Punkt q als
                              									Drehpunkt, für Kasten III der Punkt a u.s.w.
                           Auf diese Art gelangt der Endpunkt g1 in vier Stellungen, welche den Zellenhöhen
                              									entsprechen.
                           In Fig. 43 ist die
                              									Stange s auf dem freien Bolzen q gelagert, auf welchen der Winkelhebel o1q
                              									a ebenfalls lose aufgesteckt ist. Sein Ende o1 ist mit dem einen
                              									Ende von s verbunden; wenn a nach a1
                              									gelangt, kommt q1 nach
                              										2, die Stellung für Kasten II. Im Punkte q1 der Stange s ist der Winkelhebel o2
                              									q1
                              									o3 drehbar angebracht,
                              									so dass, wenn o2 nach
                              										3 kommt, o3 nach (3) gelangt
                              									u.s.w.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 108
                              Schützenwechsel.
                              
                           Wollen wir nach Fig. 9
                              									diese Principien für sechszellige Laden benutzen, so erhalten wir eine Combination,
                              									die in Fig. 44 versucht wurde. Selbstredend ist
                              									hiermit auch die Lösung für fünfzellige Laden gegeben. Eine nähere Beschreibung
                              									dieser Skizze ist wohl, weil aus dem oben Gesagten verständlich, nicht mehr
                              									nöthig.
                           Wir wollen nun mit dieser theoretischen Studie die Beschreibung der einzelnen
                              									Schützenwechselvorrichtungen abschliessen und einheitlich beurtheilen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 108
                              Fig. 44.Schützenwechsel.
                              
                           Man gelangt zu der Ueberzeugung, dass, abgesehen von der Verschiedenartigkeit der
                              									Formen für die einzelnen Zwischenglieder der Huborgane, die Principien oder die
                              									constructiven Grundlagen dieselben blieben, und die einzelnen Lösungen einander
                              									ziemlich verwandt und ähnlich sind. Aus diesem Grunde gelangt man beim Entwürfe
                              									einer „neuen“ Vorrichtung so ziemlich in die Gefahr, die geschützten Rechte
                              									einer früheren Vorrichtung oder mehrerer schon patentirten Constructionen
                              									angegriffen zu haben. Dies ersieht man aus den einzelnen Studien wohl deutlich;
                              									diese verfolgten auch den Zweck, auf diese Gefahr aufmerksam zu machen. Was
                              									eine anderweitige Verwendung des „Knowles-Getriebes“ anbelangt, so kann man noch bemerken, dass dasselbe
                              									besonders bei den neuen mechanischen Broschirwebstühlen
                              									allgemein benutzt wird.
                           So z.B. zur Auf- und Niederbewegung der Broschirlade nach D. R. P. Nr. 71077, wobei
                              									das Getriebe von der Jacquard-Maschine aus angestellt wird, und die Verschiebung der
                              									Schützen durch das Senken der Broschirlade erfolgt.
                           Nach D. R. P. Nr. 76860 erfolgt das Ausrücken des Schlagzeuges für den Grundschützen,
                              									das Senken der Broschirlade und die Bethätigung des Schlagzeuges für die
                              									Broschirschützen bezw. die entgegengesetzten Functionen mittels eines
                              									Knowles-Getriebes in der Weise, dass die Broschirperiode von der Jacquard-Maschine,
                              									die Zahl und Folge der Einlagen von einer Rollenkarte bestimmt wird.
                           Bei D. R. P. Nr. 76861 erfolgt das Aus- und Einrücken des Schlagzeuges für den
                              									Grundschützen, dasjenige für die Broschirspulen und das Heben und Senken der
                              									Broschirlade von einem gemeinsamen, das Versetzen der Broschirlade dagegen von einem
                              									eigenen Schaltwerke; beide wirken auf ein und dasselbe Knowles-Getriebe, während der
                              									Farbenwechsel von der Jacquard-Maschine direct hervorgerufen wird.
                           Bei Schaftmaschinen, in welchen man zur Bethätigung der Führungsnadeln durchlochte
                              									Karten benutzt, werden letztere von einem Prisma vorgestossen, auf welchem die
                              									gelochten Musterkarten in regelmässigen Unterbrechungen sich weiter bewegen und, dem
                              									gewünschten Muster entsprechend, Löcher im Prisma verdecken oder freigeben. Die
                              									vorgestossenen Stifte oder Nadeln werden von den Karten selbst vorgestossen, da das
                              									Prisma in allen Punkten, welche den Stosstiften gegenüberstehen, Löcher besitzt.
                              									Mithin werden die Karten sehr stark beansprucht.
                           Ausserdem leiden dieselben auch in Folge der schwingenden Bewegung des Prismas,
                              									welches die Karten bei jedem Vorstoss mit sich reisst. In Folge dessen müssen die
                              									Karten recht stark und dauerhaft hergestellt sein, wodurch die Herstellungskosten
                              									wesentlich sich erhöhen.
                           Albert Snoeck in Boston (V. St. v. A.) hat mit dem D. R.
                              									P. Nr. 85291 sich eine Erfindung patentiren lassen, durch welche dem angewendeten
                              									Cylinder nur eine drehende Bewegung ertheilt wird und die Nadeln durch eine
                              									besondere Vorrichtung dem Cylinder zugeführt und wieder von demselben entfernt
                              									werden.
                           Die Nadeln, welche auf Löcher in der Karte treffen, dringen durch dieselben ein,
                              									während die übrigen sich leicht auf die Karte setzen und dadurch eine zu ersteren
                              									verschiedene Stellung einnehmen. Nach Bethätigung der durch die Nadeln abgelenkten
                              									Theile mit Hilfe eines besonderen Schlagwerkes werden sämmtliche Nadeln von dem
                              									Cylinder abgehoben und letzterem wird gestattet, sich weiter zu drehen, um eine neue
                              									Lochreihe der Musterkarte vorzuführen. Die Nadeln werden nur so weit vom Cylinder
                              									abgehoben, dass ihre Enden die Musterkarte nicht berühren, so dass sie sich ohne
                              									weit auszuholen und mithin ohne Stoss auf die Karte setzen können. Hierdurch ist man
                              									in den Stand gesetzt, die kostspieligen Pappkarten und die noch kostspieligeren
                              										Rollenkartendurch sehr dünne, endlose Bänder zu ersetzen, welche sogar aus ganz billigem
                              									Papier gefertigt sein können.
                           In Fig. 45 ist eine Ausführungsart der Erfindung
                              									dargestellt, wie dieselbe bei Schaftmaschinen anwendbar ist, bei welchen zum Oeffnen
                              									der Kette gewisse Glieder einer Reihe gleichartiger Theile gehoben oder gesenkt
                              									werden müssen, um eine entsprechende Anzahl Platinen aus- oder einzuschalten.
                           Die Platinen b'2 werden
                              									von einer bei c drehbaren Anzahl Winkelhebel g gehoben, welche an ihrer Angriffsstelle
                              									Reibungsrollen g1
                              									tragen, während sie in der Ruhelage mit ihren anderen Enden g auf einer Leiste g2 liegen.
                           Diese Leiste g2 dient
                              									gleichzeitig zur Führung der Stifte a2, welche durch entsprechende Löcher der Leiste
                              									gehen und von diesen an ihren Köpfen gehalten werden. Mit ihren unteren Enden
                              									greifen die Stosstifte a2 durch die Augen der Nadeln a1, welche ihrerseits in den mit entsprechenden
                              									Löchern versehenen Nadelbrettern g3 und g4 geführt sind. In der tiefsten Stellung legen sich
                              									die Stosstifte auf das untere Nadelbrett g3, so dass ihre zugehörigen Nadeln nur eine gewisse
                              									Strecke in den Cylinder eindringen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 109
                              Fig. 45.Snoeck's Schaftgetriebe mit endlosem Musterband aus
                                 										Papier.
                              
                           Das endlose durchlochte Band e3 läuft über eine Führungswalze d1 und über den durchlochten Cylinder e2 , welcher die
                              									bekannte absetzende Drehbewegung erhält. Während der Cylinder e2 sich dreht und das
                              									Band e3 sich weiter
                              									bewegt, werden sämmtliche Stosstifte a2 und mit ihnen die Nadeln a1 von einer Hebeleiste n in ihrer höchsten Stellung gehalten. Letztere sitzt
                              									an den Enden zweier mit der schwingenden Welle n2 fest verbundener Arme n1, deren Bewegung durch die gleichfalls
                              									an der Welle n2 fest
                              									angeordneten Arme n3
                              									vermittelt wird.
                           Letztgenannte Arme liegen in der Bahn der das Messer b
                              									tragenden und an der Welle b2 sitzenden Arme b1, welche bei der Vorbewegung mit Hilfe dieses Messers b die tiefer gelegene Gruppe der Stosstifte a2 vortreiben und bei
                              									der Rückbewegung gegen die Arme n3 stossen, welche die Welle n2 drehen und somit
                              									durch Vermittelung der Arme n1 und der Hebeleiste n die Stosstifte a2 in ihre höchste
                              									Stellung heben. Um die Höhe der angehobenen Stosstifte regeln zu können, dient die
                              									Stellschraube p.
                           Aus der Zeichnung ist ersichtlich, dass von dem Messer b
                              									nur diejenigen Stosstifte a2 jeweilig bethätigt werden, deren Nadeln in Löcher des endlosen Bandes
                              									und somit in den Cylinder eindringen. Diejenigen Stossstifte, deren Führungsnadeln
                              									keine Löcher im Papier finden, werden vom Messer nicht beeinflusst. Das Messer b kann jedoch auf seinen Armen b1 so angeordnet werden, dass es anstatt
                              									die tiefer gelegenen, auf dem Nadelbrett g3 ruhenden Stosstifte die höher gelegenen, frei
                              									schwebenden trifft. Man kann daher mit einem Musterband die rechte oder die linke
                              									Gewebeseite nach oben arbeiten.
                           Die Bethätigung des an den Enden der Arme b1 sitzenden Messers b
                              									erfolgt von einer durch Vermittelung eines Kegelräderpaares von der Welle a2 angetriebenen Welle
                              										ac aus.
                           Auf letzterer sitzt eine Daumenscheibe d, welche auf das
                              									Ende eines mit der Welle b2 verbundenen Armes b4 einwirkt und in unterbrochene schwingende Bewegung
                              									versetzt wird.