| Titel: | Seewesen.Schiffstreiber. | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 141 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Seewesen.Schiffstreiber.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 121 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Schiffstreiber.
                        
                     
                        
                           III. Schaufelräder.
                           Die Bemühungen, den Wirkungsgrad des Schaufelrades zu erhöhen, fallen mit den
                              									Versuchen zusammen, die Schaufeln ohne Stoss ins Wasser eintreten, sie frei aus dem
                              									letzteren wieder austreten zu lassen und die ganze eingetauchte Schaufelfläche für
                              									den wagerechten Druck nutzbar zu machen. Die unzähligen Constructionen, welche die
                              									verwickelte Aufgabe mit mehr oder weniger Geschick durch Einstellbarkeit der
                              									Schaufeln zu lösen suchen, haben nur zum geringen Theil Eingang in die Praxis
                              									gefunden, welche dem hohen Nutzeffect die Sicherheit des Betriebes vorzieht. Dass
                              									andere Propeller, vor allem die Schraube, sich im Schiffsbetriebe eingebürgert
                              									haben, mag einen Grund dafür geben, dass die Neuzeit sich nur wenig mehr mit
                              									Neubildungen des Rades beschäftigt. Die bemerkenswerthesten Erscheinungen mögen hier
                              									angeführt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 141
                              Fig. 37.Schaufel von Flamm und Nägler.
                              
                           Die übliche gerade Schaufel wird von Flamm und Nägler in
                              									Charlottenburg getheilt. Nach der von den Erfindern gegebenen Beschreibung ihrer
                              									Construction setzt man die Schaufeln in einem Winkel sowohl zu einander wie zur
                              									Radwelle. Dabei sind die Schaufelebenen selbst schraubenförmig gebogen, wie sich das
                              									aus der Construction von selbst ergibt. Das Rad, von vorn gesehen (Fig. 37), zerfällt gewissermaassen in zwei Theile; in
                              									jedem einzelnen dieser Theile stehen alle Schaufeln zwar parallel zu einander, aber
                              									in einem Winkel zur Radwelle; die äusseren Kanten aa der Schaufeln liegen auf dem Radius des jedesmaligen äusseren
                              									Radkreises und ihre gerade Verbindungslinie aa
                              									würde parallel der Radwelle sein; die inneren Kanten ii der Schaufeln liegen ebenfalls auf dem Radius des jedesmaligen inneren
                              									Kreises, allein dieser innere Kreis ist gegen den äusseren um einen beliebigen
                              									Winkel verdreht, so dass also diese inneren Kanten zwar einander parallel stehen,
                              									aber den äusseren Kanten beim Vorwärtsgang des Rades nacheilen. Da sie gegen die
                              									äusseren Kanten um den Winkel verdreht stehen und diese Verdrehung allmählich
                              									während ihres Verlaufes von den Aussenkanten aa
                              									bis zu den Innenkanten ii hin erreichen, so
                              									erhalten sie naturgemäss eine schraubenförmige Verdrehung und Form. Dadurch wird das
                              									Eintauchen der Schaufeln in das Wasser ein allmähliches und ungemein sanftes; es
                              									tauchen die beiden Ecken der äusseren Kanten aa
                              									ein, und ganz allmählich schneidet im Fortgänge der Bewegung, ohne den geringsten
                              									Stoss oder Schlag, die andere Schaufelfläche ein. Weil nun die Schaufeln in jedem
                              									Rade unter einem Winkel zu einander stehen, greifen sie bei ihrer Bewegung die
                              									gesammte Wassermasse, welche keilförmig sich zwischen ihnen befindet, an und
                              									benutzen sie als Stützpunkt für ihre Action. Beim Austritte vollzieht sich der
                              									gleiche Vorgang, indem die Kanten aa vorangehen
                              									und die übrigen Theile der Schaufeln folgen.
                           Alte amerikanische Entwürfe zeigen übrigens ähnliche Maassnahmen, ohne dass man ihnen
                              									in der Wirklichkeit begegnet wäre. Flamm hat unseres
                              									Wissens im Verein mit der Schiffswerft der Gebr.
                                 										Sachsenberg in Rosslau praktische Versuche angestellt und auch günstige
                              									Resultate der ähnlich den Transmissionsrädern mit Winkelzähnen wirkenden
                              									Schaufelräder veröffentlicht. Wir glauben, nicht allein mit der Ansicht dazustehen,
                              									dass die Erfinder ihr Kind in diesem Falle mit zu optimistischen Blicken angesehen
                              									haben, und dass die Erwartung an einen wirthschaftlichen Erfolg gegenüber anderen
                              									guten Radconstructionen nicht berechtigt ist.
                           Das Bestreben des freien Wassers, jedem Drucke auszuweichen, bringt auch der
                              									Radschaufel Verluste. Zur Vermeidung dieser Art Verluste hat man danach getrachtet,
                              									das dem Schaufeldrucke unterworfene Wasser zusammenzufassen, so dass es geschlossen
                              									Widerstand leistet. Insbesondere ist die Erzeugung der Wellenberge mit einem
                              									Aequivalent an Arbeitseinbusse zu identificiren, welche namentlich bei der
                              									feststehenden Schaufel zu beobachten ist, und erhebliche Werthe annehmen kann. In
                              									dieser Beziehung ist das Schaufelrad mit feststehendem Leitschaufelgehäuse des
                              									Engländers Lefeaux (Swansea) zu erwähnen (Fig. 38). In der Zeichnung weisen die Pfeile die
                              									Drehrichtung des Rades bezw. die Fahrtrichtung des Schiffes.
                           An dem mit Schaufeln a versehene Rad a1 sind zu beiden
                              									Seiten flache, ringförmige Scheiben b befestigt. Die
                              									Breite dieser Scheiben entspricht der Länge der Schaufeln. Man kann auch nur eine
                              									solche Scheibe b anbringen, welche alsdann an die dem
                              									Schiffe entgegengesetzteSeite des Rades gesetzt wird. Hinter dem Rade ist ein Gehäuse angebracht,
                              									welches aus den beiden das Rad seitlich etwas überdeckenden Wänden d besteht. Diese Wände sind an der Schiffswand oder an
                              									dem Radkastendeck befestigt und quer zwischen denselben liegen wagerechte
                              									Scheidewände e, welche entweder an den Wänden
                              									festsitzen oder in Coulissen verschiebbar sind, derart, dass man sie höher oder
                              									tiefer stellen kann. Die Weite einer zwischen zwei Scheidewänden befindlichen
                              									Oeffnung ist zweckmässig gleich dem Umfange der Oberfläche einer Radschaufel a. Die innere Seite des Gehäuses kann auch auf der
                              									Schiffswand selbst gebildet werden. Zweck der das Rad theilweise umschliessenden
                              									ringförmigen Scheiben b und des Gehäuses de ist, die durch die Schaufel ausgeübte Kraft in
                              									der Linie des Schiffes zu halten und dieselbe dadurch zu einer grösseren Wirkung
                              									gelangen zu lassen. Das Leitgehäuse schafft mit seinen seitlichen und wagerechten
                              									Wänden seitlich und nach oben und unten geschlossene wagerechte Wassercolonnen,
                              									welche den arbeitenden Schaufeln einen grösseren Widerstand bieten, wie das nicht in
                              									der beschriebenen Weise begrenzte, nach allen Richtungen hin ausweichende Wasser.
                              									Man würde das Leitschaufelgehäuse natürlich auch für Räder mit einstellbaren
                              									Schaufeln und auch für Heckräder anwenden können. – Ein praktischer Versuch ist mit
                              									dieser Erfindung wohl noch nicht gemacht worden. Vielleicht geben diese Zeilen die
                              									Anregung zu einem solchen; nach unserem Dafürhalten sollte der Lefeaux'sche Vorschlag nicht einfach ad acta gelegt
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 142
                              Fig. 38.Schaufelrad von Lefeaux.
                              
                           Die einstellbaren Schaufeln sind zumeist so eingerichtet, dass sie sich um wagerechte
                              									Achsen drehen; besondere Lenker oder gleichwertige Organe stellen sie so ein, dass
                              									sie thunlichst senkrecht ein- und austauchen, bei manchen Ausführungen jedoch auch
                              									derart, dass sie die Luft flach durchschneiden, damit der Luftwiderstand auf ein
                              									Mindestmaass verringert werde. Lediglich auf den letzteren Vortheil kann die von Otto in Berlin angegebene Construction abzielen,
                              									welcher gemäss die Schaufehl um senkrechte, ausserhalb ihrer Fläche angeordnete
                              									Achsen sich wenden können. Der Erfinder verfährt wie folgt (Fig. 39 und 40): In dem Rahmen r, welcher zweckmässig an den Längsseiten des
                              									Fahrzeuges angebracht wird, rotirt das Flügelrad in der durch den Pfeil angegebenen
                              									Richtung. Die Flügel f sind in dem Rad speichenartig
                              									eingestellt und an den Armen a um die Wellen s drehbar. Ihre Bewegung und Drehung wird durch
                              									den zweiarmigen Hebel h, der mit der Welle s fest verbunden ist und dieselbe rechtwinklig kreuzt,
                              									bewirkt, und zwar in folgender Weise: Bei der Bewegung des Hebels h um die Radachse stossen seine Arme abwechselnd gegen
                              									die beiden zu beiden Seiten der Radscheibe angebrachten feststehenden Zähne zz, wodurch dem Hebel eine
                              									pendelartige Bewegung ertheilt und mittels der Welle s
                              									auf die Flügel übertragen wird. Für die Manövrirfähigkeit des Fahrzeuges ist noch
                              									wichtig, den einen Zahn z ausschaltbar und den Rahmen
                              										r bezw. die Zähne zz um die Radachse drehbar anzubringen. Im ersteren Falle hört nach der
                              									Ausschaltung des Zahnes z jede Kraftäusserung auf das
                              									umgebende Mittel auf; denn dann werden die Flügel nicht aus ihrer das Wasser
                              									durchschneidenden Stellung gebracht, und im zweiten Falle kann dem Fahrzeuge durch
                              									einfache Drehung des Rahmens r um 180° die
                              									entgegengesetzte Fahrrichtung ertheilt werden. Wenn man von dem Falle absieht, dass
                              									das Rad ganz unter Wasser rotirt, dass also diese Flachstellung im Rückgange
                              									nothwendig wird, welchen Fall übrigens Otto nicht
                              									vorauszusetzen scheint, kann irgend ein praktischer Werth dieser Bauweise nicht
                              									zugesprochen werden, denn sie lässt die Haupterfordernisse mit Bezug auf das Ein-
                              									und Austauchen gänzlich unberücksichtigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 142
                              Schaufeln von Otto.
                              
                           Ein Mittelding zwischen Rad und Schraube bildet der Propeller von Ed. Buss in St. Gallen, welcher seiner Erfindung die
                              									folgende Ueberlegung zu Grunde legt: Eine Schraubenfläche tauche bei beispielsweise
                              									wagerechter Lage ihrer Achse um einen Bruchtheil ihres Radius unter den
                              									Wasserspiegel, so dass das Wasser an und von jedem Schraubengange ein gewisses
                              									Segmentstück benetzt und einschliesst. Die eingetauchten Segmentstücke bilden dabei
                              									Flächen, die zur Schraubenachse schiefwinklig liegen, aber senkrecht in die
                              									Flüssigkeit eintauchen. Bei einer Drehung der Schraubenfläche um ihre Achse treten
                              									successive immer neue Elemente der Fläche in die Flüssigkeit ein und aus derselben
                              									heraus, doch bleiben die eingetauchten Segmentstücke (so weit die Schraubenfläche
                              									reicht) sich stets der Gestalt nach vollkommen gleich und der Lage nach vollkommen
                              									parallel. Die Wirkung auf die Flüssigkeit ist also, abgesehen von der Reibung
                              									zwischen Schraubenfläche und Flüssigkeit, dieselbe, als wenn die eingetauchten
                              									Segmente in vollkommen paralleler Lage zu sich selbst und in stets gleichbleibenden
                              									Abständen in der Achsenrichtung geradlinig fortschritten. Da, wie schon erwähnt, die
                              									eingetauchten Segmente zur Schraubenachse schiefwinklig stehen, so werden die
                              									benachbarten Flüssigkeitselemente, weil rechtwinklig zu den Segmentflächen,
                              									schiefwinklig zu der Schraubenachse fortbewegt.
                           
                           Fig. 41 zeigt die Seitenansicht des Propellers,
                              										Fig. 42 die Anordnung desselben zu beiden Seiten
                              									des Fahrzeuges. Wie aus dem Grundriss erkenntlich, stehen die Wellen unter 45° zur
                              									Schiffsachse; je nach der Krümmung der dünnwandigen Flügel kann jedoch auch der
                              									Winkel zwischen Schiffsachse und Propeller wellen geändert werden. In Folge der
                              									Flügelreibung im Wasser entsteht ein Achsendruck an den Propellerwellen, welcher das
                              									Schiff – geeignete Neigung der Flügel vorausgesetzt – in schräger Richtung vorwärts
                              									zu bewegen strebt; es würde also eine Nutzbarmachung der Reibungsarbeit für den
                              									Vorwärtstrieb bis zu einem gewissen Grade stattfinden. In Fig. 41 stellt sich der eine Flügel in seiner untersten Lage dar, in
                              									welcher er aus zwei Theilen: eac und bad zu bestehen scheint.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 143
                              Fig. 41.Propeller von Buss.
                              
                           Zu einer rechtwinklig durch die Schiffsachse gelegten Ebene
                              									stehen nun beide Theile eac und bad schief, jedoch in umgekehrtem Sinne schief,
                              									während ein schmaler, die beiden Flügeltheile trennender, bei a liegender Streifen zu jeder rechtwinklig zur
                              									Schiffsachse stehenden Ebene nahezu parallel liegt, d.h. der innere und der äussere
                              									Flügeltheil sind gegen einander verdreht, und zwar derart, dass der bei a liegende Trennungsstreifen zwischen beiden
                              									Flügeltheilen in eine zur Schiffsachse rechtwinklige Ebene fällt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 143
                              Fig. 42.Anordnung des Buss-Propellers zu beiden Seiten des
                                 										Fahrzeuges.
                              
                           Angenommen, der Propeller drehe sich mit einer, bestimmten
                              									constanten Geschwindigkeit (von z.B. einer Umdrehung in der Secunde), so gibt es für
                              									jede bestimmte Stelle innerhalb der Propellerfläche eine bestimmte
                              									Schiffsgeschwindigkeit (in der Richtung der Schiffsachse), für welche der Propeller
                              									an der betreffenden Stelle das Wasser (von der Flügelreibung im Wasser
                              									abgesehen) unbeeinflusst und in Ruhe lässt. Auf analytischem Wege liesse sich der
                              									Nachweis erbringen, dass die grosse Veränderlichkeit der Propulsionsgeschwindigkeit
                              									innerhalb der Propellerfläche und der damit verbundene Arbeitsverlust sich sehr
                              									beträchtlich herabmindern lassen durch einen solchen Zusammenhang zwischen
                              									Schraubensteigung und Neigungswinkel der Propellerachse (zur Schiffsachse), nach
                              									welchem der äussere (der Peripherie näher liegende) Theil des in seiner untersten
                              									Lage stehenden Propellerflügels zu einer durch die Schiffsachse gelegten
                              									Verticalebene umgekehrt schief steht, während ein schmaler Trennungsstreifen
                              									zwischen beiden wesentlich in die genannte Verticalebene fällt. Es liegt also hierin
                              									ein Mittel, den Wirkungsgrad des Propellers in bedeutendem Maasse zu erhöhen. Der
                              									Wirkungsgrad wird aber im Ferneren noch dadurch erhöht, dass der von der Reibung der
                              									Flügel im Wasserdruck herrührende Achsendruck (bei dem angegebenen Zusammenhang
                              									zwischen Schraubensteigung und Neigungswinkel der Propellerwelle) vorwärtstreibend
                              									auf das Schiff einwirkt, jedoch nur, sobald dieser von der Reibung der Flügel im
                              									Wasser herrührende Achsendruck gegen die Schiffsachse schief nach vorwärts (in der
                              									Fahrt) gerichtet ist. Zur Verminderung der Arbeitsverluste, die von zu langsamem
                              									Fortschreiten (negativem Slip) der inneren Theile des Propellers gegen das Wasser
                              									entstehen, dürfte es zweckmässig sein, die Flügel gegen die Nabe hin schmäler werden
                              									zu lassen oder zu verjungen, der Propeller würde dann eine cylindrische
                              									Umhüllungsform erhalten, aus welcher an einer oder an beiden Seiten ein conaxialer,
                              									kegel- oder calottenförmiger Rotationskörper ausgeschnitten ist. Die Neigung der
                              									Schraubenflächen könnte nur bei den Schraubenflügeln gewählt werden. – Wir nähern
                              									uns bei der Construction sehr den für den Schraubenpropeller zu stellenden
                              									Bedingungen. So sinnreich die Begründung des Buss'schen
                              									Propellers auch sein mag – seine Durchführung muss aus naheliegenden Gründen zu
                              									übermässig grossen Rädern führen, deren Einführung in die Praxis sich von selbst
                              									verbieten würde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 143
                              Anordnung des Propellers nach Westphalen.
                              
                           Auf analoger Ueberlegung dürfte der Propeller des Grafen Westphalen in Wien aufgebaut sein, welcher einen continuirlich gegen das
                              									Wasser drückenden Treiber zu schaffen versucht hat. Auf einer quer zur gewünschten
                              									Bewegungsrichtung gestellten wagerechten Welle ist eine unter einem gewissen Winkel
                              									geneigte, ebene Scheibe angebracht, welche nur so tief ins Wasser eintaucht, dass
                              									die sich bei den verschiedenen Stellungen der Scheibe ergebenden Schnittlinien
                              									zwischen Scheibenebene und Wasseroberfläche einander nicht kreuzen. Wenn die Welle
                              									rotirt, wird abwechselnd die eine und die andereFläche der Scheibe in
                              									schräger Lage gegen das Wasser bewegt. Um dem an der Scheibe anhaftenden Wasser
                              									Abfluss zu gestatten, wird statt einer vollen Scheibe mit Vortheil eine Ringscheibe
                              									in Anwendung gebracht, welche durch Speichen mit der Nabe verbunden ist. Fig. 43 und 44 verdeutlichen die
                              									Anordnung des Propellers am Schiff. Auf der Welle a
                              									sitzen die Ringe b, welche mit ihrem unteren Theile ins
                              									Wasser tauchen. Die punktirten Linien in Fig. 43 deuten die
                              									Stellung der Ringe nach einer halben Umdrehung der Welle an. Wenn auch zuzugeben
                              									ist, dass das Arbeiten stossfrei erfolgt, so wird doch nur ein geringer Theil der
                              									verwandten Arbeit auf den Vorwärtstrieb nutzbar gemacht; ein grosser Theil des
                              									Propellerdruckes geht für eine verwickelte Beanspruchung der Welle verloren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 144
                              Fig. 45. Um senkrechte Achsen rotirende Propeller nach Storz.Fig. 46. Um
                                 										wagerechte Achsen rotirende Propeller nach Storz.
                              
                           Ganz unter Wasser rotirende Räder haben, so wenig Zukunft und praktischen Werth sie
                              									auch besitzen, in der Neuzeit gleichfalls Neubildungen erfahren. So ordnet Storz in Frankfurt a. M. in den Seiten des Schiffes
                              									Kammern an, in denen mit schraubenförmig gewundenen Flügeln versehene Trommeln sich
                              									drehen. Fig. 45 zeigt
                              									eine derartige Construction mit um senkrechte, Fig. 46 eine solche mit
                              									um wagerechte Achsen rotirenden Propellern. Gemäss Fig.
                                 										47 ist die hohle Trommel a so gestellt, dass
                              									sie mit der Gehäusewand nach aussen abschneidet und mit den Böden derselben so dicht
                              									schliesst, dass der Eintritt des Wassers ins Gehäuse verhindert wird. Wahrscheinlich
                              									ist, dass dies letztere nicht gelingt. Am Umfange der Trommel sind gewöhnlich drei
                              									Schraubenflächen b vertheilt, derart, dass sie sich in
                              									ihrer Wirkung unmittelbar folgen. Ueber den Kammern sollen am Schiffsmantel noch
                              									Leitflächen l befestigt werden, welche den Zweck haben,
                              									das vom Propeller hochgedrückte Wasser in wagerechter Richtung abzuleiten. – Es kann
                              									von dem Storz'schen Propeller weder ein hoher
                              									Wirkungsgrad erwartet, noch in der Gesammtanordnung ein besonders glücklicher Griff
                              									erblickt werden. Dass der Treiber geschützt liegt, fällt mit Rücksicht auf bekannte,
                              									dem gleichen Ziele zustrebende Constructionen nicht erheblich ins Gewicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 144
                              Fig. 47.Trommel nach Storz.
                              
                           Interessanter ist die Triebvorrichtung von Hitzler in
                              									Lauenburg a. E., bei welcher zwei wagerechte, mit sich selbsthätig einstellenden
                              									Schaufeln versehene Räder um senkrechte Achsen rotiren. Fig. 48 zeigt ein im
                              									Heck angeordnetes Rad im Schnitt, Fig. 49 die Anordnung im
                              									Grundriss. Die besondere Einrichtung ergibt sich aus folgender Beschreibung des
                              									Constructeurs: Auf der senkrechten Welle w ist der
                              									Flügelkörper f fest aufgekeilt. Dieser Flügelkörper f ist mit einer Anzahl Armen a versehen, welche feste Bolzen b tragen, um
                              									die sich die Flügel g drehen können. Die Drehung der
                              									Flügel wird bewirkt durch ein Excenter r, Leitstangen
                              										l und auf die Schaufel geschraubte Winkelhebel h, in welchen sich zugleich der vorgenannte Drehbolzen
                              										b befindet. Der Excenterkörper ist in geeigneter
                              									Weise an der Schiffswand befestigt. Gehäuse i
                              									umschliessen die Räder theilweise, um die Rückwirkung der Schaufeln aufzuheben. Die
                              									selbsthätige Drehung der Flügel bewirkt, dass alles Wasser, mit dem die Räder in
                              									Berührung kommen, nach hinten und nicht nach den Seiten geschleudert wird, wie dies
                              									bei festen Schaufeln der Fall sein würde. Auch das Wasser, welches mit den Schaufeln
                              									das Gehäuse i passirt, wird nicht nach den Seiten des
                              									Schiffes, sondern nach hinten abgeworfen. Zum Zwecke, dem abfallenden Wasser die
                              									beabsichtigte Richtung in vollkommenster Weise zu geben und zugleich einen Theil des
                              									Wassers dem Steuer zuzuführen, sind am hinteren Ende des Gehäuses die Prallflächen
                              										ss1 und der
                              									Kanal k angeordnet. Dadurch soll auch die
                              									Steuerfähigkeit erhöht werden. – Die Aufhebung der Rückwirkung der Schaufeln wird
                              									nicht gelingen, die thatsächliche Brauchbarkeit der Construction erscheint deshalb
                              									in Frage gestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 144
                              Triebvorrichtung von Hitzler.
                              
                           Als verwandt möchten wir das unter Wasser arbeitende wagerechte Ruderrad von Schwarzkopf in Renardshütte bei Vossowska ansehen. Nach
                              										Fig. 50 ist die Vorrichtung unterhalb des weit
                              									ausladenden Hecks angeordnet. Und zwar überträgt, gemäss den Ausführungen des
                              									Erfinders, eine im Inneren des Schiffes bewegte Welle c
                              									ihre Drehung durch Winkelrad d auf die Winkelräder e und f. Rad e ist nach oben als Gehäuse e1, Rad f
                              									nach unten als Gehäuse f1 ausgebildet. Jedes dieser Gehäuse trägt in Lagern ik bezw. gh
                              									Ruder a und b1 welche sich um die Achsen der konischen Räder e und f in zu einander
                              									entgegenge7etzter Richtung bewegen. Ausser dieser Bewegung erhält jedes Ruder noch
                              									eine Drehbewegungum
                              									seine in den Lagern ik und gh gestützten Zapfen, und zwar dadurch, dass
                              									jeder Zapfen an seinem Ende mit einem Winkelrad ln, oq versehen ist,
                              									welches auf dem Rad m rollt, das auf der zum Steuern
                              									dienenden Welle r befestigt ist. Befindet sich nun das
                              									Antriebsrad d in Bewegung, so drehen sich die
                              									Winkelräder e und f und
                              									mit ihnen die Gehäuse e1 und f1 in
                              									zu einander entgegengesetzter Richtung, während die Ruder a und b mit ihren Rädern ln und oq auf
                              									den festen Rädern m rollen. Das Zahnverhältniss der
                              									Räder ln, oq zu den Rädern m ist 2 : 1, so
                              									dass während einer Umdrehung der Gehäuse e1 und f1 jedes Ruder eine Drehung um 180° erfährt. Eine
                              									Anordnung der Ruder zu einander, wie in der Zeichnung dargestellt, vorausgesetzt,
                              									erfolgt das Verdrängen des Wassers stets nur in einer Richtung, wodurch die
                              									Fortbewegung des Fahrzeuges auf dem Wasser bewirkt wird. Die Steuerung des Schiffes
                              									erfolgt durch die Steuerwelle r. Diese Welle, welche,
                              									wie vorerwähnt, die Räder m trägt, kann vom Deck a0 des Fahrzeuges aus
                              									durch das Schneckengetriebe s gedreht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 145
                              Fig. 50.Wagerechtes Ruderrad von Schwarzkopf.
                              
                           Je nach der Drehungsrichtung wird eine Verzögerung oder
                              									Beschleunigung der Drehung der Ruder um ihre Achsen erreicht, was eine entsprechende
                              									Ablenkung des Schiffes von seiner vorherigen Fahrrichtung zur Folge hat. – Das
                              									Ruderrad benöthigt eine besondere Bauweise des Schiffes, welche diesem hinsichtlich
                              									der Stabilitätsverhältnisse und Tragfähigkeit zum besonderen Vortheile nicht
                              									gereichen dürfte.
                           Einer gleichen Beurtheilung unterliegt die Schaufelketten-Treibvorrichtung von Storz in Frankfurt a. M. Die Schaufelkette hat
                              									allerdings gegenüber dem einfachen Rade die Abweichung zu verzeichnen, dass die
                              									Schaufel eine gewisse Strecke wagerecht fortgeführt wird; die Nothwendigkeit, zwei
                              									gleich grosse Räder für je einen Treiber zu benutzen, macht jedoch die Anlage
                              									theuer, und der Vortheil ist gar nicht festzustellen. Storz bringt eine solche Kette im Schiffskörper selbst unter, um eine den
                              									äusseren Einflüssen weniger ausgesetzte Triebvorrichtung zu erhalten. Das Princip
                              									derselben ist aus Fig.
                                 										51 und 52
                              									erkenntlich. Die Vorrichtung besteht aus zwei parallelen, mit je zwei Kettenrädern
                              										b versehenen Wellen a,
                              									welche durch zwei über die bezeichneten Kettenräder gelegte Ketten c derart verbunden sind, dass sie sich stets
                              									gleichzeitig drehen. Je zwei der Kettenräder liegen in einer Ebene, wie es zur
                              									richtigen Führung der sie verbindenden Kette nothwendig ist, und beide Ketten werden
                              									durch mehrere Schaufeln d verbunden, deren gabelartige
                              									Arme die Schaufeln stets radial zu den Wellen a oder
                              									senkrecht zu dem jeweilig gestreckten Theil der Ketten c halten. Die Schaufeln d werden von einem
                              									Gehäuse umschlossen, dessen in der verlängerten Richtungslinie eines der beiden
                              									gestreckten Kettentheile gelegene Zufluss bezw. Abflusskanäle qp das zur Vorwärtsbewegung des Schiffes in
                              									Rückwärtsbewegung zu versetzende Wasser zu der Schaufelkette bezw. von dieser
                              									wegleiten, während die Ketten c selbst bezw. auch ihre
                              									zugehörigen Kettenräder b von je einem seitlich am
                              									Gehäuse angebrachten Kasten aufgenommen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 145
                              Schaufelketten-Treibvorrichtung von Storz.
                              
                           Ist der Apparat im Schiffe so tief angeordnet, dass die
                              									jeweilig oben befindlichen Schaufeln ganz unter dem Oberwasserspiegel liegen, wie
                              									dies z.B. bei Kriegsschiffen u. dgl. der Fall ist, so kann man die obere Wandung des
                              									Raumes k derart halbrund vertiefen, dass der nöthige
                              									Platz für einen Verschlusscylinder h geschaffen wird,
                              									welcher den Zweck hat, einen durch die Bewegung der Schaufeln hervorgerufenen
                              									Kreislauf des Wassers innerhalb des Gehäuses zu verhindern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 145
                              Fig. 53.Schaufelketten-Treibvorrichtung von Storz.
                              
                           Dieser Cylinder besteht aus einem Mantel h und einer ebenfalls cylindrischen, jedoch excentrisch
                              									angeordneten Höhlung, deren Lichtdurchmesser am besten gleich dem halben Durchmesser
                              									des äussersten Cylindermantels von h zu nehmen ist; er
                              									besitzt an seinenStirnseiten Drehzapfen m, welche ihrerseits in
                              									den Seitenwänden des Gehäuses gelagert sind. Die Stirnseiten des Verschlusscylinders
                              									können sich wasserdicht an die betreffenden inneren Seitenwandflächen des Gehäuses,
                              									und ebenso die Mantelfläche des ersteren sich wasserdicht an die gerundete
                              									Aussenfläche des Raumes k anlegen. Nach oben hin kann
                              									die Abdichtung des Cylinders h entweder durch die
                              									Gehäusedecke selbst oder aber durch eine an jener angeordnete Dichtungsplatte h bewirkt werden, welche ihrerseits von einer die
                              									beiden Endräume i und l
                              									des Gehäuses von einander trennenden Scheidewand g
                              									getragen werden kann. Der Cylinder h wird von einer der
                              									Wellen a aus mittels einer Gelenkkette o und zweier Kettenräder in entsprechende Umdrehung
                              									versetzt, so dass die Schaufel d in die Höhlung n des Cylinder h eintritt
                              									und in dem Wasser fortschreitet wie sich der Cylinder dreht; t ist eine Platte, welche die Wellenbildung nach oben verhindern soll. In
                              									das Schiff eingebaut ist der Apparat aus Fig. 53
                              									ersichtlich. Die Maschine a0 treibt die Wellen a direct an. Das Wasser
                              									tritt durch den vorderen Kanal d ein, um von der
                              									entsprechenden, in dasselbe eintauchenden Schaufel durch den rückwärtigen Kanal d0 ausgeworfen zu
                              									werden, wobei das Schiff durch die Reactionswirkung des durch die genannten Kanäle
                              									getriebenen Wassers fortbewegt wird. Der Kanal d0, dessen obere Begrenzung bei der Ausführungsform
                              									theilweise durch die Decke e des Wasserballastraumes
                              									gebildet wird, ist dadurch hergestellt, dass aus den Bodenwangen f des Schiffes in der entsprechenden Höhe rechteckige
                              									Stücke herausgeschnitten sind. Wir hätten hier also eine Reactionswirkung. Lage und
                              									Gestalt des Kanales weisen darauf hin, dass dieselbe nur mangelhaft sein kann. Der
                              									eingebaute Treiber nimmt so viel vom Deplacement weg, dass sich schon in dieser
                              									Hinsicht Schwierigkeiten ergeben würden. Einen Anklang dürfte diese Bauweise wohl
                              									auch nicht gefunden haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 146
                              Fig. 54.Windradantrieb von Knapp.
                              
                           Eine Verquickung des Rades mit dem Bootskörper bildet der Roller von Knapp
                              									Scientific American, 1898., welcher einen doppelwandigen, schwimmfähigen Cylinder, aussen mit Schaufeln
                              									versehen, besitzt. Innerhalb des Cylinders ist über Wasser eine Plattform
                              									vorgesehen, welche sich relativ in Ruhe befindet und unter anderem die Maschinen zur
                              									Drehung des Cylinders trägt. In Toronto hat man Versuche mit einem Knapp'schen Fahrzeuge von 33,5 m Länge, 6,7 m
                              									äusserem und 4,5 m lichtem Durchmesser des Cylinders gemacht und bei 6
                              									minutlichen Umdrehungen des letzteren 6 Knoten Fahrt erzielt. Eine Umwälzung auf dem
                              									Gebiete des Schiffbaues dürfte die Knapp'sche
                              									Construction allerdings nicht abgeben.
                           Schwimmende Walzen und Propeller haben noch eine andere Construction, welche ihres
                              									Antriebes wegen angeführt werden soll. Es handelt sich um einen Windradantrieb (Fig. 54). Die Windräder a0 sind um senkrechte Achsen a drehbar, welche mit einander durch Räder e gekuppelt sind. Das Getriebe bc überträgt dann die Bewegung auf den
                              									Propellerantrieb. Der ganze Apparat ist in ein Gehäuse eingeschlossen, welches
                              									zwecks Durchlassens des Windes vorn und hinten ausgeschnitten und mit einstellbaren
                              									Leitflächen h versehen ist; das Gehäuse lässt sich auf
                              									Rollen um die senkrechte Achse f der Windrichtung w entsprechend drehen. Dass durch diese Anordnung die
                              									dem Windradantrieb eigenthümlichen Misserfolge behoben werden könnten, ist
                              									allerdings nicht wahrscheinlich.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)