| Titel: | Fortschritte der angewandten Elektrochemie. | 
| Autor: | Franz Peters | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 150 | 
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                        Fortschritte der angewandten
                           								Elektrochemie.
                        Von Dr. Franz Peters.
                           							
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 128 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        
                     
                        
                           
                              d) Accumulatoren, bei denen nicht
                                    											ausschliesslich Blei verwendet ist.
                              Die „Crowdus“-Batterie soll (U. S. P. Nr. 599315; L'Éclairage électr., 1898 Bd. 15 S. 68; The
                                    											Electrician, 1898 Bd. 40 S. 682) billig herzustellen und leicht sein.
                                 										Zur Herstellung der positiven Platten werden, was nicht gerade neu ist, dünn
                                 										gewalzte Bleibleche mit viereckigen oder länglichen Löchern versehen; das stehen
                                 										gebliebene Material wird abwechselnd nach der einen und anderen Seite
                                 										herausgebogen. Dadurch wird bei grosser Leichtigkeit der Platte eine grosse
                                 										Oberfläche der activen Masse erzielt. Das Gewicht des Trägers soll sich zu dem
                                 										der wirksamen Substanz wie 1 : 2 verhalten. Die negativen Platten werden ähnlich
                                 										aus Aluminium hergestellt. Das Formirungsbad besteht aus drittelgesättigter
                                 										Zinksulfatlösung mit 15 Vol.-Proc. Schwefelsäure. Das auf die negativen Platten
                                 										niedergeschlagene Zink wird sofort wieder durch die Schwefelsäure gelöst, und
                                 										der hierbei entstehende Wasserstoff fördert sehr die Reduction des Bleioxyds, so
                                 										dass die Formation der negativen Platten in ungefähr 2 Stunden vollendet sein
                                 										soll. Die positiven Elektroden werden aus den negativen hergestellt und sollen
                                 										schon bei der ersten Entladung fast die völlige Capacität geben. Beim Einbau
                                 										werden die Elektroden durch gewellte durchlöcherte Platten getrennt. Um eine
                                 										gleichmässige Vertheilung des Stromes auf ihre Oberfläche zu erzielen und ferner
                                 										ungleiche Ausdehnung und dadurch bewirkte Deformation zu vermeiden, sind die
                                 										gleichnamigen Elektroden an mehreren Stellen verbunden. Die Verbindungen liegen
                                 										unter dem Flüssigkeitsniveau, um ihre Corrosion zu vermeiden; nur die beiden
                                 										Endelektroden ragen aus dem Elektrolyten heraus. Dieser besteht aus angesäuertem
                                 										Wasser, dem von Zeit zu Zeit Zinksulfat zugesetzt wird, um die Verminderung der
                                 										Capacität der Elektroden zu vermeiden.
                              C. E. O'Keenan (Englisches Patent Nr. 27167/1896)
                                 										setzt negative Platten, die auf gewöhnliche Art geladen sind, der Luft aus,
                                 										stellt sie in Schwefelsäure, wäscht und bringt sie in eine Batterie, die als
                                 										Elektrolyten Zinksulfat und als Anoden Zinkplatten enthält. Wenn die
                                 										elektromotorische Kraft fällt, werden die Platten wieder durch die Luft oxydirt
                                 										und wie vorher behandelt. Die Elektroden können in der Batterie selbst formirt
                                 										werden, wenn Platten, die Pastillen von Bleichlorid enthalten, verwendet werden.
                                 										Beim Arbeiten der Batterie nimmt das specifische Gewicht der Sulfatlösung zu.
                                 										Sie wird in einem Röhrensystem verdünnt, das einerseits mit der Batterie,
                                 										andererseits mit einem Wasserbehälter communicirt. The
                                    											Bell Electric Company (Englisches Patent Nr. 22044/1897) macht die eine
                                 										Art der Elektroden aus Zink. Die anderen enthalten auf einem Kerne, der aus
                                 										Blei, Antimon und einem Tellurat besteht, eine Anzahl Bleischeiben, die durch
                                 										Vorsprünge von einander entfernt gehalten werden. In die Zwischenräume wird
                                 										active Masse eingetragen. Diese letzteren Elektroden werden zuerst
                                 										elektrolytisch in einem Bade aus Schwefelsäure, Wasser und Quecksilberbisulfid
                                 										(?) vorbehandelt, gewaschen und dann formirt in einer mit Schwefelsäure
                                 										versetzten Lösung von Kaliumhydroxyd, dem Sesquinitrat oder einem höheren
                                 										Nitrate (?) des Magnesiums, Kaliumglycerid und Salpetersäure. Danach werden die
                                 										Platten wieder gewaschen und gehärtet durch einige Secunden langes Eintauchen
                                 										bis zur Erwärmung in eine wässerige Lösung von Magnesiumsulfat und Glycerin, in
                                 										sehr verdünnte Schwefelsäure gestellt, bis die Gasblasen verschwinden, und kurze
                                 										Zeit in Schwefelsäure vom spec. Gew. 1,200 mit dem Strome behandelt. Nachdem man
                                 										eine Magnesiumsulfatlösung auf ihnen hat eintrocknen lassen, sind die Elektroden
                                 										gebrauchsfertig. Als Elektrolyt in der fertigen Zelle dient mit Natriumsulfat
                                 										und Magnesiumsulfat versetzte verdünnte Schwefelsäure. Wenn die Elektroden
                                 										ebenso gut sind, wie ihre Herstellung umständlich und die Chemikalien
                                 										mannigfaltig und zum Theil in ihrem Zwecke unverständlich sind, muss die
                                 										Batterie ein non plus ultra an Leistungsfähigkeit sein.
                              Wie andere (vgl. D. p. J. 1898 307 94) wollen auch L. Bomel und Bisson,
                                    											Bergès und Cie. (D. R. P. Nr. 96082) eine selbsthätige Amalgamirung des
                                 										Zinks in dem Maasse, als es sich auf der leitenden Unterlage niederschlägt,
                                 										erreichen und das bei der Entladung frei werdende Quecksilber wiedergewinnen.
                                 										Die Amalgamirung wird dadurch ermöglicht, dass das Quecksilber an einem
                                 										elektrolytischen Zinkniederschlage in die Höhe steigt. Demzufolge wird in einen
                                 										mit Quecksilber gefüllten nichtleitenden Trog eine Platte aus leitendem
                                 										Material, wie Kupfer, Zink, Blei oder Platin, gestellt. Während des Ladens
                                 										schlägt sich auf ihr Zink nieder, an dem das Quecksilber empor klettert und
                                 										beiderseits schwammiges Zinkamalgam bildet. In Folge der Reinheit des
                                 										elektrolytischen Zinks wird sein Amalgam von Säuren nicht angegriffen. H. K. Hess (Englisches Patent Nr. 25386/1897)
                                 										wendet die activen Massen in halbflüssigem Zustande an. Die negative Platte
                                 										besteht aus einem durchlöcherten Aluminium- oder anderen Metallbehälter. In
                                 										diesen bringt man flüssiges Zinkamalgam und schliesst die Oeffnungen durch
                                 										poröse Pflöcke aus nichtleitendem Material. Aus solchem kann auch der ganze
                                 										Kasten bestehen. Die positive Elektrode wird von durchlöcherten Kohlebehältern,
                                 										die mit einer halbflüssigen Paste aus Bleisuperoxyd und Schwefelsäure gefüllt
                                 										sind, gebildet. Oeffnungen und Leitungen für Entleerung und Neufüllung der
                                 										Kästen, die durch unten offene Isolatoren getrennt gehalten werden, sind
                                 										vorhanden. Der Elektrolyt besteht aus Zinksulfat.
                              A. Werner hat gefunden (L'Éclairage électr., 1898 Bd. 15 S. 242), dass bei Blei-, Zink- oder
                                 										Cadmiumaccumulatoren auf der negativen Platte, die aus dünnem Bleiblech oder
                                 										einer Legirung von Blei, Antimon und Cadmium besteht, ein gut haftender und bei
                                 										offenem Stromkreise widerstandsfähiger Niederschlag entsteht, wenn man eine
                                 										concentrirte Lösung von Zink- und Cadmiumsulfat als Elektrolyt gebraucht, dass
                                 										aber die Ueberführung des Oxyds in Superoxyd nicht gut von statten geht, sondern
                                 										verdünnte Lösungen verlangt. Beide. Erfordernisse vereinigt er, indem er obigem
                                 										Salzgemenge noch Magnesiumsulfat zumischt. Soll die Entladung länger als 6
                                 										Stunden dauern, so nimmt er den Elektrolyt concentrirt, als negative Platten
                                 										Eisenbleche, die durch Eintauchen mit Blei überzogen sind. Um einen möglichst
                                 										krystallinischen Zink-Cadmiumniederschlag zu erhalten,sollte die Ladung mit
                                 										constantem Potential ausgeführt und unterbrochen werden, wenn zwei Drittel der
                                 										Salze zersetzt sind. Für schnelle Entladungen sind verdünnte Elektrolyte
                                 										geeignet. Als negative Elektrode dient ein sehr dünnes und leichtes Gitter, das
                                 										mit einer Paste aus Schwamm-Blei und -Cadmium bedeckt ist. Damit die positive
                                 										Platte mit dem Leiter möglichst vielfachen Contact habe, umgibt er ein
                                 										weitlöcheriges Gitter mit Bleidrahtnetz, formirt nach Planté, bringt eine Paste aus Bleisuperoxyd und Mennige ein und drückt
                                 										durch starken Druck die Bleidrähte in die active Masse. Solche Accumulatoren für
                                 										langsame Entladung werden in England zum Betriebe von Wagen gebraucht, solche
                                 										für schnelle Entladung sind für Zugbeleuchtung benutzt worden. Sie geben 82
                                 										Watt-Stunden auf 1 k Platten- oder 36 Watt-Stunden auf 1 k Accumulatorgewicht
                                 										bei einem Entladungsstrome von 12 bis 15 Ampère. Als Elektrolyten für den
                                 										Blei-Zinksammler, der keinen Ladungsverlust durch unzeitigen Zinkangriff bewirkt
                                 										und zur Abscheidung des Metalls keine bestimmte Temperatur und Stromdichte
                                 										erfordert, nimmt F. Dannert (D. R. P. Nr. 97243)
                                 										eine Lösung von Verbindungen des Kaliums oder Natriums mit Bor, Selen, Molybdän
                                 										oder Wolfram, wie saures borsaures Kalium oder Natrium, selensaures,
                                 										wolframsaures und molybdänsaures Alkali. Dieser Lösung wird Zinksulfat und zur
                                 										Klärung etwas Ameisensäure zugesetzt. Anstatt der letzteren kann man auch eine
                                 										andere organische Säure nehmen, die bei der Elektrolyse keine das Bleisuperoxyd
                                 										stark angreifenden Säuren, z.B. Essigsäure, bildet. Borax soll auf dem Zink eine
                                 										leitende, gegen Zink neutrale und durch Schwefelsäure nicht angreifbare Haut
                                 										einer Alkali-Zink-Borverbindung bilden. Dagegen gibt das sonst vorgeschlagene
                                 										borsaure Ammon als elektrolytisches Zersetzungsproduct Salpetersäure, so dass
                                 										Zink und Bleisuperoxyd (?) darunter leiden.
                              Als Kathode verwendet C. E. Lee (Englisches Patent
                                 										Nr. 10439/1897) gegenüber der durch einen porösen Thoncylinder davon getrennten
                                 										Bleisuperoxydanode amalgamirtes Kupferdrahtnetz, das in neutraler
                                 										Cadmiumsulfatlösung von 27 bis 30° Bé. mit Cadmium überzogen wird.
                              
                           
                        
                           B. Anorganische Elektrochemie.
                           Die hauptsächlich bearbeiteten Gebiete sind nach wie vor, vom Carbid abgesehen, die
                              									Alkaliindustrie und die Gewinnung von Edelmetallen und Zink. Das Studium der im
                              									elektrischen Ofen darstellbaren Körper wird immer weiter ausgedehnt. Bei der
                              									Carbidfabrikation richtet sich das Hauptaugenmerk auf möglichst ökonomisches
                              									Arbeiten. In der Acetylenindustrie tummeln sich Berufene und Unberufene in
                              									mannigfaltigem Durcheinander. Bei der Alkalichloridelektrolyse stehen die Verfahren
                              									mit Kathoden aus flüssigen Metallen im Vordergrunde des Interesses. In der
                              									Metallurgie arbeitet der Gelehrte im Laboratorium ebenso emsig wie der Praktiker im
                              									Betriebe.
                           
                              I. Allgemeines.
                              Einen Ueberblick über die Entwickelung der elektrochemischen Industrie bot J. W. Swan (The
                                    											Electrician, 1898 Bd. 40 S. 413, 447; vgl. a. Ch. Weiss, Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 437) in seiner
                                 										Präsidentenrede der Institution of Electrical Engineers; ferner E. de Fodor (Zeitschrift
                                    											für Elektrotechnik, 1898 S. 240); einen Oesterreich
                                 										berücksichtigenden C. Bondy (Zeitschrift für Elektrotechnik, 1898 S. 163).
                                 										Neuere Nutzanwendungen des elektrischen Stromes für chemisch-präparative Zwecke
                                 										behandelt P. Jacobson (Berichte der deutschen pharmaceutischen Gesellschaft, 1898 Bd. 8 S.
                                 										70). Bei Mieussy (Ober-Savoyen) will die mit 1 Mill. Frs. Kapital gegründete Société Électrochimique du Giffre eine neue
                                 										elektrochemische Fabrik errichten, der 8500  Wasserkraft zur Verfügung
                                 										stehen werden. Am Are in Savoyen liegen drei elektrochemische Fabriken. Die eine
                                 										bei La Praz, die der Société Électrométallurgique
                                 										gehört, macht 3000  für die Fabrikation von Aluminium und Calciumcarbid
                                 										nutzbar. Eine Erweiterungsanlage auf 13000  ist in Vorbereitung. Die
                                 										Gleichstromdynamo liefert 15000 Ampère bei 40 Volt. Die Société d'Électrochimie, die Chlorate nach Gall und Montlaur fabricirt, treibt mit
                                 										4000  16 Turbinen. Bei St. Michel macht die Fabrik Calypso 3000  in zwei Dynamo zu 6000 Ampère
                                 										und 150 Volt zur Gewinnung von Aluminium nutzbar. Künftig sollen 12000 
                                 										mehr entnommen werden (L'Éclairage électr. 1898 Bd.
                                 										14 S. 48). Für den elektrischen Wirkungsgrad eines Elektrolysators gibt R. Moritz (L'Industrie
                                    											électrochimique, 1898 Bd. 2 S. 35) die Formel
                                 											R=\frac{\epsilon}{\epsilon+r\,d\,\gamma} worin ε die elektromotorische Kraft der Polarisation, r der Widerstand des Bades, d die Entfernung der Elektroden und γ die
                                 										Stromdichte. Interessante Versuche über einen elektrolytischen Phonographen
                                 										hatte der verstorbene Kiliani begonnen, aber nicht
                                 										zu Ende führen können (Elektrotechnische
                                    											Zeitschrift, 1898 Bd. 19 S. 75). Versuche zum Photographiren durch
                                 										einpolige elektrische Entladungen einer Inductionsmaschine, die zusammen mit Blunck und Tiers
                                 										ausgeführt wurden, beschreibt H. Schnauss (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 133).
                              
                           
                              II. Metalloide.
                              Ueber Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff bringt
                                 											D. A. Latchinow (L'Industrie électrochimique, 1897 Bd. 1 S. 76) nichts Neues. Der seit
                                 										1892 auch in Deutschland patentirte Apparat Garuti
                                 										zur Elektrolyse des Wassers (vgl. Peters, Angewandte
                                    											Elektrochemie, Bd. 2 Abth. 1 S. 7) erreicht nach C. Winssinger (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 609) eine vollständige Trennung der
                                 										Gase, ohne die freie Circulation des Elektrolyten zu hemmen und ohne einen zu
                                 										grossen inneren Widerstand zu schaffen, durch Benutzung durchlöcherter
                                 										Metalldiaphragmen, die praktisch so gut wie unveränderlich sind. Der verbesserte
                                 										Apparat, der dauerhaft ist, keine Unterhaltung und Ueberwachung erfordert,
                                 										besteht aus einer Reihe von Zellen aus Stahlblech, die durch Kupferlöthung
                                 										zusammengefügt sind. Die Elektroden sind gleichfalls aus Stahlblech hergestellt.
                                 										Als Elektrolyt dient Aetznatronlösung. Die billigen Apparate werden von den
                                 										Erfindern in Tivoli (Italien), von der Société
                                    											L'Oxydydrique in Brüssel und von Gmur in
                                 										Luzern benutzt. Sie arbeiten im Allgemeinen mit 350 Ampère und 2,5 Volt. Wird
                                 										die Energie von grösseren elektrischen Einrichtungen geliefert, so kann man 1
                                 										cbm Knallgas für 4,15 Pf. und 1 cbm Sauerstoff für 12,5 Pf. erzeugen. Bei
                                 										Verwendung von Dampfkraft stellt sich der Gestehungspreis von 1 cbm Knallgas auf
                                 										21 Pf. und von 1 cbm Sauerstoff auf 62 Pf. Eine Anlage für die stündliche
                                 										Erzeugung von 4 cbm Sauerstoffund 8 cbm Wasserstoff umfasst 60 Elektrolyseure,
                                 										eine Dynamo von 350 Ampère bei 150 Volt und zwei Gasometer für 100 cbm
                                 										Sauerstoff und 200 cbm Wasserstoff. Bei normalem Betriebe beträgt der
                                 										Procentgehalt der Gase an Sauerstoff 97, an Wasserstoff 99 Proc. Der Wasserstoff
                                 										kann durch Leiten durch eine rothglühende Röhre vollständig gereinigt
                                 										werden.
                              Auf die weiter unten beschriebene Art konnte W.
                                    											Vaubel (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S.
                                 										331) Fluorate nicht darstellen. Dagegen erhielt er
                                 										Bromate und Jodate von hervorragender Reinheit.
                              Um Chlor aus Chloriden, die in Wasser gelöst sind,
                                 										frei zu machen und gleichzeitig Oxyde oder Oxychloride zu erzeugen, leitet Royers (Französisches Patent Nr. 267364)
                                 										ozonisirten Sauerstoff ohne oder mit gleichzeitiger Einwirkung des Stromes ein.
                                 										Statt der Halogene können die Sulfate bei Gegenwart von Kalk ebenso behandelt
                                 										werden.
                              Dass bei der Elektrolyse kalter concentrirter Salzsäure mit Platinanoden die
                                 										theoretische Chlormenge erhalten wird, die Ausbeute mit der Verdünnung aber
                                 										immer weiter bis auf wenige Procente herabgeht, haben F.
                                    											Haber und S. Grinberg (Zeitschrift für anorganische Chemie, 1898 Bd. 16 S.
                                 										198; vgl. a. S. 329 und 438) von Neuem nachgewiesen. Ausserdem wurden aus
                                 										verdünnter Säure Spuren von unterchloriger Säure, aus n/1- bis n/30-Säure bis 33
                                 										Proc. Stromausbeute an Chlorsäure neben kleinen Mengen von Wasserstoffsuperoxyd
                                 										erhalten. Bei starken Verdünnungen tritt Ueberchlorsäure mit 25 Proc.
                                 										Maximal-Stromausbeute auf. Bei der Elektrolyse der verdünnten Säuren entsteht
                                 										reichlich (bis zu 50 Proc.) Sauerstoff. Die Detonationen, die bei der
                                 										Elektrolyse von Chlorwasserstoffsäure selbst im Dunkeln in der Zersetzungszelle
                                 										vorkommen können, rühren nach F. Winteler (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 342)
                                 										nicht von einem besonderen activen Zustande der Gase her, sondern beruhen auf
                                 										der Fähigkeit des Elektrodenmaterials (z.B. des Platins), Wasserstoff zu
                                 										absorbiren. Taucht eine so beladene Elektrode nicht vollständig in den
                                 										Elektrolyten, so wird der Luft so energisch Sauerstoff entzogen, dass Erwärmung
                                 										des Bleches und dadurch, wenn diese durch hohe Stromdichten gross genug wird,
                                 										Explosion des Knallgases eintritt. Bei niedrigen Stromdichten geht die
                                 										Wasserbildung ruhig und allmählich vor sich. Befinden sich die Elektroden unter
                                 										einer Gasometerglocke, so kann leicht Gleichgewicht zwischen neu gebildetem und
                                 										wieder absorbirtem Gase eintreten. Bei Knallgasvoltametern wird man also durch
                                 										Wasserstoff absorbirende Elektroden falsche Resultate erhalten, die bei
                                 										Löslichkeit des Sauerstoffs im Elektrolyten noch fehlerhafter werden, da dieser
                                 										dann nach der Kathode transportirt wird und sich hier mit dem Wasserstoff
                                 										vereinigt.
                              Zur quantitativen Trennung von Jod und Chlor
                                 										elektrolysirt H. Specketer (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 539) die Lösung eines
                                 										Gemisches von Kaliumjodid und Kaliumchlorid in normaler Schwefelsäure unter
                                 										Einleiten von Wasserstoff mit einer elektromotorischen Kraft von 0,13 Volt, bei
                                 										der sich nur Jod abscheidet, das an eine Silberanode gebunden wird. Aehnlich
                                 										gelingt die Trennung des Jods vom Brom mit E = 0,13 Volt und die des Broms vom
                                 										Chlor mit E = 0,35 Volt.
                              R. Hammerschmidt und J.
                                    											Hess (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22
                                 										S. 123) bezweifeln, dass bei der elektrolytischen Sauerstoff-Darstellung die Verwendung von Kupferoxydelektroden, die
                                 										durch den Sauerstoff der Luft regenerirt werden können, gegenüber der von
                                 										unlöslichen polarisirenden Elektroden besondere Vortheile bietet, da die
                                 										Ersparniss von 30 bis 40 Proc. an Energie durch die leichte Zerstörbarkeit der
                                 										Platten und durch die Lästigkeit des Arbeitens mit stark alkalischen Lösungen
                                 										wieder aufgehoben wird. Von den bisher vorgeschlagenen Apparatenconstructionen
                                 										zur getrennten Gewinnung von Sauerstoff und Wasserstoff, die kurz charakterisirt
                                 										werden, ist bisher nur diejenige der Elektricitäts-Actiengesellschaft vorm. Schuckert und Co. (vgl. D. p. J. 1898 307 187)
                                 										praktisch ausgeführt worden und arbeitet seit 1896 in Hanau zur Zufriedenheit.
                                 										Die Apparate sind mit nicht porösen Scheidewänden so construirt, dass jede
                                 										Elektrode und die dazu gehörige Vorrichtung zum Auffangen des Gases
                                 										ausgewechselt werden kann, ohne den Betrieb unterbrechen zu müssen oder
                                 										wesentlich zu beeinflussen. Bei absoluter Betriebssicherheit genügt es, jeden
                                 										Tag etwas Wasser oder die mitgerissene Lauge nachzufüllen. Die Herstellung von
                                 										100 cbm Sauerstoff und 200 cbm Wasserstoff in 24 Stunden erfordert 60 Kilo-Watt
                                 										oder rund 90 e und kostet 130 M. Im
                                 										Kleinen kosten 1 cbm Sauerstoff und 2 cbm Wasserstoff ohne Verzinsung 1,23 M.
                                 										Sieht man von der Verwendung des Sauerstoffs ab, so ist der elektrolytische
                                 										Wasserstoff doch noch billiger als der chemisch erzeugte. 1 cbm kostet nämlich
                                 										in ei. 10 Proc. Verzinsung der Anlagekosten 0,65 bis 0,80 M. gegen 2,10 M. bei
                                 										dem aus Zink und Schwefelsäure entwickelten.
                              Bei der Einwirkung dunkler elektrischer Entladungen von etwa 13300 Volt Spannung
                                 										auf atmosphärische Luft haben W. A. Shenstone und
                                 											W. T. Evans (Proceedings of the Chemical Society, 1898 Nr. 189 S. 39; vgl. a. Journal of the Chemical Society, 1898 Bd. 73 S.
                                 										246) gefunden, dass bei Gegenwart von Feuchtigkeit 80 bis 85 Proc. des
                                 										vorhandenen Sauerstoffs rasch oxydirt werden können, bei recht sorgfältigem
                                 										Arbeiten sogar bis 98 Proc. Stickstofftetroxyd wird erst bei weit getriebener
                                 										Ozonisation, wahrscheinlich erst nahe bei dem Optimum des Gehalts an Ozon
                                 										gebildet. Ist es vorhanden, so wird durch weitere Entladungen Ozon schnell und
                                 										gleichzeitig das Tetroxyd in beträchtlichem Maasse zerstört. Anwesenheit von
                                 										Wasserdampf soll die Bildung von Ozon fördern und die von Stickstoffperoxyd
                                 										verzögern. Ist letzteres in Spuren zugegen, so kann der Sauerstoff der Luft
                                 										nicht ozonisirt werden. Die beanspruchte gute Wirkung des Wasserdampfes muss
                                 										nach älteren Beobachtungen (vgl. Peters, Angewandte
                                    											Elektrochemie, Bd. 2 Abth. 1 S. 84) bezweifelt werden. Auch E. Andreoli (The Electrical
                                    											Review vom 25. März 1898) macht von Neuem auf seine Schädlichkeit
                                 										aufmerksam. Es entstehe Wasserstoff, der einen Theil des Ozons zerstöre und bei
                                 										der Verbindung Wärme erzeuge, die auf weitere Mengen zersetzend einwirke. Pierard (L'Électricien
                                 										vom 11. December 1897) beschreibt ein System zur Sterilisation von Wasser mit
                                 										Ozon, das in Brüssel ausgestellt war. Die Ozonisatoren, die in fünf Reihen zu je
                                 										drei angeordnet sind, bestehen aus 60 cm langen, mit Glycerin gefüllten
                                 										Glasröhren. Die eine Elektrode bilden Platinplatten, die andere, mit der Erde
                                 										verbundene, zwei Platten aus goldplattirtem Kupfer. Die Luft wird erst von Staub
                                 										befreit und getrocknet undzwischen je zwei Kammern durch, kalte Luft
                                 										gekühlt. Das Ozon tritt von unten in das Wasser ein, das in demselben Sinne
                                 										circulirt. Man kann das Wasser auch in einen mit Ozon erfüllten Raum einstäuben.
                                 										Die Einrichtung konnte 30 cbm Wasser in 1 Stunde vollständig steril machen. E. Böhm. (Englisches Patent Nr. 615/1897 und
                                 										7177/1897) bringt in einer von einem äusseren Cylinder umschlossenen
                                 										Vacuumglasröhre einen Drahtgazecylinder oder eine Spirale von
                                 										zusammengeflochtenem Drahte an und umgibt diese Röhre mit einem anderen
                                 										Drahtnetz. Der zum Theil nach bereits früher (vgl. D. p.
                                    											J. 1897 304 136 und 1898 307 188) angegebenen Principien hergestellte
                                 										Ozonapparat von E. Andreoli (D. R. P. Nr. 96058;
                                 										vgl. a. Englisches Patent Nr. 15813/1897) ist mit einem Abzugskanale von
                                 										grösserem Querschnitte als das Eintrittsrohr versehen, um die ozonisirte Luft
                                 										schnell den zerstörenden Einflüssen des Wärmerestes zu entziehen. Der Ozonisator
                                 										besteht aus einem der Höhe nach in drei Kammern getheilten Kasten. In den
                                 										unteren trichterförmigen strömt die Luft ein, streicht dann durch Längsschnitte
                                 										einer Zwischenwand gleichmässig zwischen den in der mittleren Kammer
                                 										befindlichen Elektroden hindurch und gelangt in die mit weitem Auslasse
                                 										versehene obere Entleerungskammer.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 309, S. 153
                                 Fig. 4.Ozonapparat von Otto.
                                 
                              Die Elektroden bestehen aus niedrigen rechteckigen
                                 										metallenen Kästen. Die gleichnamigen sind unter sich verbunden und jede Art wird
                                 										gesondert von einem Kühlmittel aufsteigend durchströmt. Zweckmässig werden die
                                 										Elektroden auf beiden Seiten mit zahlreichen Spitzen, z.B. in Form von
                                 										sägeblattartig gezahnten Streifen, besetzt. Zwischen ihnen sind die
                                 										dielektrischen Scheiben eingesetzt. M. Otto (D. R.
                                 										P. Nr. 96400; Englisches Patent Nr. 11010/1897) will Kurzschlüsse, Erhitzungen
                                 										u.s.w. dadurch vermeiden, dass er die durch kein Dielektricum getrennten
                                 										Elektroden sich immer nur auf kurze Zeit nähern lässt. Der Apparat (Fig. 4, a
                                 										Vorderansicht, b Schnitt) besteht aus einem
                                 										achteckigen Gussrahmen f1
                                 										f2 ..., dessen
                                 										Wände abwechselnd mit Vorsprüngen v1
                                 										v
                                 										2
                                 										... und Vertiefungen l1
                                 										l2 ... versehen
                                 										sind. Letztere tragen Flügel. In dem Rahmen dreht sich eine Metallscheibe d1
                                 										d2. Sie hat
                                 										Sectoren, die eben und wellenförmig oder mit Spitzen besetzt oder mit Bürsten
                                 											s1
                                 										s2 ... aus
                                 										Aluminium oder Platin versehen sind. Eins der Schaugläser g1
                                 										g2 trägt in
                                 										einer Durchbohrung eine Metallstange, die den Strom von Drahtklemme p1 durch Bürste c zur Scheibe d1
                                 										d2 leitet. Die Luft
                                 										wird durch ein Sieb gleichmässig im Apparate vertheilt. Sie erfährt wegen der
                                 										Ungleichheit der Entfernungen zwischen s1
                                 										s2 ... und l1
                                 										l2
                                 										... einerseits und v1
                                 										v2 ... andererseits
                                 										Entladungen in sehr kurzen Zwischenräumen. Der Rahmen kann auch durch einen
                                 										Cylinder ersetzt sein. In ihm drehen sich Schrauben, die durch Befestigung von
                                 										Platin-, Aluminium- oder anderen Metallspitzen auf einem Porzellancylinder
                                 										hergestellt sind. Um die Geschwindigkeit des Gasstromes zu regeln und ihn
                                 										möglichst gleichförmig der Entladung zu unterwerfen, befindet sich zwischen je
                                 										zwei Schrauben eine eine Zusammenschnürung bildende Scheibe. Der Apparat kann
                                 										ausser zur Ozonerzeugung auch dienen zur Darstellung von Cyanwasserstoff aus
                                 										Stickstoff und Acetylen, von Nitraten aus Stickstoff und Sauerstoff und von
                                 										Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff. M. Otto
                                 											(Annales de Chimie et de Physique, 1898 Bd. 13
                                 										S. 77) hat bis 15 Proc. der theoretischen Ausbeute an Ozon erhalten können. Die
                                 										Menge Ozon nimmt merklich mit der Schnelligkeit des Gasstromes zu und ist um so
                                 										grösser, je weiter man vom Sättigungspunkt entfernt ist. A. Verley (Englisches Patent Nr. 1337/1897) schaltet zwischen
                                 										Ozonisator und Transformator einen Condensator ein. Mit dessen einer Platte ist
                                 										die eine Belegung der Ozonröhre verbunden, während die Verbindung zwischen der
                                 										anderen Platte und Belegung durch eine Luftschicht unterbrochen ist, so dass die
                                 										alternirende Entladung des Condensators Hertz'sche
                                 										Wellen im Ozonisator erzeugt. Irving (U. S. P. Nr.
                                 										596936) will das bei der Elektrolyse von Lösungen solcher Metalle, die sich
                                 										leicht fest an der Kathode abscheiden, zwischen unlöslichen Elektroden
                                 										entstehende Ozon, da es frei von Stickoxyden ist, zu Inhalationszwecken nutzbar
                                 										machen. Der ganze Plan erweckt nicht viel Vertrauen. Der Siedepunkt des
                                 										flüssigen Ozons ist nach L. Troost (Académ. des Sciences vom 20. Juni 1898; Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 543) bei
                                 										Atmosphärendruck – 119°. Ozon, das etwas Stickoxyde enthalten kann, verwenden
                                 											J. L. Garle und C. C.
                                    											Frye (Englisches Patent Nr. 28682/1896) zur Entfärbung von Palmöl bei
                                 										einer 100° nicht übersteigenden Temperatur.
                              Die Vereinigung von Sauerstoff mit Wasserstoff durch eben sichtbare Entladungen
                                 										eines Inductoriums erfolgt nach W. G. Mixter (Amer. Journ. of Science, 1897 Bd. 4 S. 51) bei
                                 										einem Drucke von 235 mm Quecksilber nicht explosionsartig, sondern langsam, ohne
                                 										dass Ozon gebildet wird. Die Reactionsgeschwindigkeiten für Gemenge von
                                 										Sauerstoff mit Kohlenoxyd und Kohlenwasserstoffen sind grösser als für die mit
                                 										Wasserstoff, und zwar reagiren die ungesättigten Kohlenwasserstoffe viel
                                 										schneller als die gesättigten. Die Elektricität macht die Moleküle chemisch
                                 										activ.
                              W. Spring (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 485) hat beobachtet, dass durch
                                 										suspendirte Nichtelektrolyte getrübtes Wasser sich klärt, wenn man zwischen zwei
                                 										Platinplatten einen, wenn auch noch so schwachen Strom durchgehen lässt. Er
                                 										erklärt dies so, dass die in der Flüssigkeit schwebenden Theilchen durch
                                 										physikalische oder chemische Zerkleinerung in einen elektrischen Zustand
                                 										gebracht sind, der das Zusammenballen hindert. Dieser Zustand wird, wenn das
                                 										Wasser leitfähig wird,aufgehoben, so dass ein Zusammenballen und Absetzen stattfinden kann.
                                 										Dieselben Wirkungen rufen ungleiche Temperaturen hervor, da sie
                                 										Convectionsströme erzeugen. Dies thun auch die Sonnenstrahlen sowohl im Wasser
                                 										als in der Atmosphäre (Wolken).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 309, S. 154
                                 Fig. 5.Elektrolytischer Apparat zur Darstellung von
                                    											Stickstoffverbindungen nach Nithack.
                                 
                              Persulfate verwendet A.
                                    											James (Englisches Patent Nr. 422/1897) neben anderen Mitteln zur
                                 										Abscheidung von Jod aus den Lösungen, die durch Behandeln von Seegras mit
                                 										alkalischem Wasser erhalten worden sind; A. G. Green, A.
                                    											R. Wahl und The Clayton Aniline Company
                                 										(Englisches Patent Nr. 5351/1897) zur Umwandlung von p-Nitrotoluolsulfosäure in
                                 										Dinitrodiphenyläthandisulfosäure und Dinitrodiphenyläthylendisulfosäure. Die
                                 										Einwirkung von Ammoniumpersulfat auf das Silber der Photographien wollen Lumière frères und Seyewetz (Comptes rendus, 1898)
                                 										verwerthen.
                              Davy hat schon beobachtet, dass bei der Elektrolyse
                                 										lufthaltigen Wassers aus dem Stickstoff an der
                                 										Kathode Ammoniak, an der Anode Salpetersäure entsteht. Die Reaction verläuft
                                 										aber nur unvollkommen, und es entsteht sehr verdünnte Ammoniaklösung oder die
                                 										Herstellung concentrirterer erfordert zu lange Zeit. Diese Schwierigkeiten will
                                 											R. Nithack (D. R. P. Nr. 95532) durch Anwendung
                                 										hohen Druckes überwinden, der einestheils die Reactionsfähigkeit steigert, und
                                 										andererseits, wenn der verbrauchte Stickstoff ständig ergänzt wird, schnell
                                 										einen technisch brauchbaren Concentrationsgrad der Ammoniaklösung erreichen
                                 										lässt. Die Reaction an der Anode, durch die sich hauptsächlich Ammoniumnitrat
                                 										bildet, wird durch Zuführung von Ammoniak von aussen her verwerthbar gemacht, da
                                 										die von der Kathodenzelle in die Anodenkammer diffundirende Gasmenge nicht
                                 										genügt. Zur Ausführung des Verfahrens wird Luft, die im Waschgefässe a (Fig. 5) von
                                 										Sauerstoff und Kohlensäure befreit ist, mittels Niederdruckpumpe durch Rohr bb oder bcd nach dem mit Wasser gefüllten Behälter e geleitet, der mit Gasvertheilern f,
                                 										z.B. Sieben, versehen ist. Das verdrängte Wasser wird durch Stutzen g aus Ventil h so
                                 										lange abgelassen, bis der Wasserstand auf die Höhe der Siebschicht f gesunken ist. Dann werden h, b und c geschlossen. Nach Abstellung
                                 										der Niederdruckpumpe wird abwechselnd oder gleichzeitig einerseits Stickstoff
                                 										durch Hochdruckpumpe unter 50 bis 100 at Druck durch a und die mit Rückschlagsventil und Krümmer versehene Leitung b, andererseits Wasser durch Pumpe i im Verhältnisse der Absorption nach e gepresst. Sobald die Flüssigkeit bis zur
                                 										Wasserlinie k aufgestiegen ist, werden die
                                 										Poldrähte l und w mit
                                 										der Stromquelle verbunden, so dass der Strom zwischen den Kohlekathoden n und dem Anodenplatindrahtnetz o durch das Diaphragma p hindurch übergeht. Dieses ist zur Verhütung der Mischung der oberen
                                 										Gasschichten mit einem undurchlässigen Ansatz p1 versehen. Die Ammoniakflüssigkeit wird durch
                                 										das ringförmige, durchlöcherte Rohr r abgelassen.
                                 										In die Anodenkammer wird durch Druckpumpe s
                                 										concentrirte Ammoniakflüssigkeit eingepresst. Die Ammoniumnitratlösung fliesst
                                 										durch t ab.
                              Früher (Phil. Mag., 1878 Ser. 5 Bd. 5 S. 384) hat
                                 											L. Bleekrode wahrgenommen, dass flüssiges
                                 										Ammoniak beim Durchleitendes Stromes (angeblich durch frei werdendes Ammonium)
                                 										blau wird, die Färbung aber nach dem Aufhören der Einwirkung wieder
                                 										verschwindet. H. P. Cady (The Journ. of Physical Chem., 1897 Bd. 1 S. 707) fand, dass reines
                                 										flüssiges Ammoniak selbst für Ströme von 110 Volt nur ein sehr schlechter
                                 										Leiter, ist und nicht blau wird, dass aber schon eine kleine Zugabe löslicher
                                 										Salze ausgezeichnete Leitfähigkeit und, wenn es solche der Alkalien sind,
                                 										Blaufärbung bewirkt. Zusatz von Ammoniumsalzen gibt die letztere nicht, ebenso
                                 										wenig Anwesenheit von Silber-, Kupfer- oder Bariumsalzen. Bei der Elektrolyse
                                 										von Kaliumjodid in Ammoniak durch 6 bis 12 Volt entsteht unter
                                 										Wasserstoffentwickelung an der Kathode ein dunkelgrauer, heftig mit Wasser
                                 										reagirender Körper (KNH2?), an der Anode ein
                                 										blauschwarzer bis olivengrüner Absatz, der beim Erhitzen, beim Reiben oder in
                                 										Berührung mit Säuren heftig explodirt und jedenfalls HN3J ist. Denselben Körper erhält man bei der
                                 										Elektrolyse einer Lösung von Mercurijodid in Ammoniak. Diese und die von
                                 										Silbernitrat und Bleinitrat scheiden an der Kathode die Metalle ab. Eine Lösung
                                 										von Natrium gibt Blaufärbung. Flüssiges Ammoniak scheint gelöste Substanzen
                                 										ebenso gut zu dissociiren wie Wasser; in den meisten Fällen scheinen die Ionen
                                 										sogar in ersterem schneller als in letzterem zu wandern. Den schon lange (seit
                                 										1837!) bekannten elektrolytischen Vorgang der Reduction von Alkali- und
                                 										Erdalkalinitraten zu Nitriten und Ammoniak haben sich Taquet und Belleville (Französisches
                                 										Patent Nr. 264711) schützen lassen.
                              Eine neue Nachahmung des Phosphor-Gewinnungsverfahrens
                                 										von Hilbert und Frank
                                 										(vgl. D. p. J. 1897 304
                                 										140 und 1898 307 189) durch Erhitzen eines Gemenges
                                 										von Calciumphosphat mit ¼ Th. Koks im elektrischen Ofen ist das von Gin und Leleux
                                 										(Französisches Patent Nr. 263782). Collardeau
                                 										(Französisches Patent Nr. 264703) will erst aus 310 Th. dreibasischem
                                 										Calciumphosphat und 110 Th. Kohle im elektrischen Ofen ein Gemenge von
                                 										Calciumcarbid und Calciumphosphid, oder aus 310 Th. Calciumphosphat, 260 Th.
                                 										Kalk und 160 Th. Kohle fast reines Calciumphosphid herstellen, durch Wasser
                                 										zersetzen und den entwickelten Phosphorwasserstoff in rothglühenden Röhren, die
                                 										Kohle enthalten, zerlegen. Das Phosphid kann auch mit Kieselsäure allein oder im
                                 										Gemenge mit Calciumphosphat erhitzt werden. Der Umweg scheint nur eingeschlagen
                                 										zu sein, um ältere Patente umgehen zu können. Boblique (Französisches Patent Nr. 264997) will erst durch Schmelzen
                                 										von Calciumphosphat mit einem Eisensalze ein 17 Proc. Phosphor enthaltendesEisenphosphid
                                 										herstellen und die geschmolzene Verbindung dann elektrolytisch zersetzen. Der
                                 										Phosphor wird durch einen Strom indifferenten Gases mit fortgeführt. Wozu auch
                                 										dieser Umweg? Zum Nachweis des Phosphors in Phosphiden und unlöslichen
                                 										Phosphaten (Gussproben, Phosphorbronze, Knochen, Apatit, Pyromorphit u.s.w.)
                                 										bringt Mayençon (Rev.
                                    											techn., 1897 S. 398; Zeitschrift für
                                    											Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 388) die zerkleinerte Probe und einige
                                 										Tropfen Molybdänlösung auf ein mit dem positiven Pole verbundenes Platinblech
                                 										und berührt die Flüssigkeit mit der Platinkathode. Eintretende Gelbfärbung zeigt
                                 										die Anwesenheit von Phosphor an.
                              Wohl zur Gewinnung von Phosphorsäure aus Phosphaten unter Zuschlag von Sand
                                 										versieht de Chalmot (U. S. P. Nr. 588267) seinen
                                 										Lichtbogenofen mit Verdichtungskammern. Auf der anderen Seite des
                                 										Erhitzungsraumes fliesst die Schlacke durch einen Ueberlauf auf eine sich
                                 										drehende Walze, die zur Verhinderung des Festhaftens mit Sand bestreut ist, und
                                 										fällt von dort in einen Behälter mit Wasser.
                              Die nach einem früher beschriebenen Verfahren (D. p.
                                    											J. 1897 303 70) hergestellte Kohlen-Lösung will A.
                                    											Coehn (D. R. P. Nr. 98008) zum Ueberziehen von Metallen mit Kohle oder
                                 										kohlenstoffhaltigen Körpern zum Schutze vor atmosphärischen Einflüssen, zu
                                 										decorativen Zwecken u.s.w. benutzen. Wird als Elektrolyt eine Schwefelsäure
                                 										genommen, die auf 1 Th. concentrirte Säure weniger als 1 Th. Wasser enthält, so
                                 										muss man über 60° erwärmen. Mit einer Schwefelsäure 1 : 100 erhält man schon bei
                                 										Zimmertemperatur Lösung und Niederschlag, wenn E nicht unter 2 Volt und Dqdm = 0,5 – 1,0 Ampère ist. Graphit stellt H. H. Wing (U. S. P. Nr. 598549) durch elektrisches
                                 										Erhitzen von kohlenstoffhaltigem Material in continuirlichem Betriebe her. Zum
                                 										Beweise für die vielfach angezweifelte Behauptung, dass Kohlenstoff nahe bei
                                 										3500° schmelze, legte W. Borchers der diesjährigen
                                 										Hauptversammlung des Vereins deutscher Eisenhüttenleute (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 186) zwei wellenförmig gebogene
                                 										Kohlenstäbe vor, die ursprünglich gerade waren, aber schon nach wenige Secunden
                                 										langem Erhitzen durch einen Strom, der auf 1 qmm Querschnitt nur wenig über 10
                                 										Ampère betrug, die wellenförmige Gestalt angenommen hatten.
                              Kalium-, Natrium-, Lithium- und Magnesiumcarbid (letzteres durch 10 Minuten lange
                                 										Einwirkung von 600 Ampère und 60 Volt) werden nach H.
                                    											Moissan (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S.
                                 										302) im elektrischen Ofen zersetzt. Die beiden ersteren können daher durch
                                 										Ströme von 350 Ampère und 50 Volt nur in Spuren, das dritte schon besser
                                 										erhalten werden, wenn man die Reaction bald unterbricht. Daher kann auch
                                 										Magnesia im Kohlentiegel nicht ohne Reduction geschmolzen werden. Kaliumcarbid
                                 										entsteht durch Einwirkung von Acetylen auf Kalium. Aus Natrium und flüssigem
                                 										oder stark comprimirtem Acetylen, die in einer Röhre eingeschlossen sind, wird
                                 										Acetylennatrium gebildet. Dieses zerfällt beim Erhitzen unter Rothglut, wobei
                                 										sich Acetylen, flüssige Kohlenwasserstoffe und Natriumcarbid bilden.
                                 										Magnesiumcarbid wird im Gemisch mit Kohle beim Erhitzen von Magnesium in
                                 										Acetylen erhalten. Calciumcarbid wird durch Ströme hoher Intensität (1200 Ampère
                                 										und 60 Volt 10 Minuten lang) dissociirt; Calcium destillirt, und Kohle
                                 										bleibt im graphitischen Zustande zurück. Das letztere haben Gin und Leleux (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 236) bestätigt.
                                 										Hält man bei der Einwirkung des elektrischen Bogens auf das Kalk-Kohlengemisch
                                 										die Elektroden unbeweglich, so höhlt der Bogen um sich eine Tasche aus, aus
                                 										deren höchstem Punkte sich ein Krater bildet, aus dem die Gase entweichen. Die
                                 										Wandungen der Aushöhlung zeigen nach dem Erkalten concentrische Schichten, von
                                 										denen die innere aus Graphit, die mittlere aus krystallisirtem Carbid und die
                                 										äussere aus dem unveränderten Gemisch besteht. Innen war also die Temperatur so
                                 										hoch, dass die Dissociationsspannung der Calcium- und Kohlenstoffdämpfe die
                                 										Vereinigung beider Elemente hinderte. Will man eine Dissociation des
                                 										Calciumcarbids nicht zugeben, so könnte man das Vorkommen von Graphit so
                                 										erklären, dass bei der hohen Temperatur der Kalk sich zu schnell verflüchtigte,
                                 										um reducirt und dann carburirt werden zu können, also überschüssiger Kohlenstoff
                                 										zurückblieb. Beide Vorgänge spielen sich wahrscheinlich gleichzeitig ab. Wirft
                                 										man in den Gaskrater gepulvertes Carbid, so verschwindet es bei genügender
                                 										Stärke des Stromes, und die Gase entwickeln kein Acetylen, ein Beweis dafür,
                                 										dass das Carbid nicht als solches verflüchtigt, sondern dissociirt wurde. Auch
                                 										Barium- und Mangancarbid dissociiren sich schon bei einer unter der
                                 										Verflüchtigungstemperatur des Kohlenstoffs liegenden Hitze.
                                 										Calciumphosphorcarbid, das in der Landwirthschaft Verwendung finden soll, stellt
                                 										die Société industrielle du Valais in Vernayaz (L'Industrie électrochimique, 1898 Bd. 2 S. 42) im
                                 										elektrischen Ofen von Storry her. Das Phosphat muss
                                 										kieselsäurefrei sein. 5 bis 20 Proc. Knochenasche werden mit 100 Th. Kalk und 65
                                 										Th. Koks gemischt.
                              Bei der Elektrolyse der Kohlensäure sind nach O.
                                    											Bach (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 479)
                                 										die vorherrschenden Phasen: H2CO3 = H2 + CO3 und CO3 + H2O = H2CO3 + O, während folgende Nebenreactionen
                                 										auftreten: H2CO3
                                 										+ H2 = HCOOH + H2O und HCOOH + H2 = CH2O + H2O.
                              Auf das Verfahren zur Darstellung von Silicium neben
                                 										Metallsilicid, das entfernt wird (vgl. D. p. J.
                                 										1897 304 141), hat G. de
                                    											Chalmot (U. S. P. Nr. 589415) gesetzlichen Schutz erhalten. Dass
                                 										Kieselsäure durch Kohle im elektrischen Ofen reducirbar ist, hat H. Moissan schon früher gezeigt. Für praktische
                                 										Zwecke dürfte es angemessen erscheinen, vom Beryll auszugehen. Erhitzte P. Lebeau (Comptes
                                    											rendus, 1898 Bd. 126 S. 1223) ein Gemenge von 100 k dieses Materials
                                 										mit 50 k Koks 1 Stunde lang mit 1500 Ampère im Carbidofen, so erhielt er in der
                                 										unteren Schicht der Schmelze 60 bis 80 Proc. krystallisirtes Silicium, das durch
                                 										Behandlung mit Flussäure und dann mit Schwefelsäure zu trennen ist und nach dem
                                 										Waschen mit Wasser nur noch etwa 1 Proc. Siliciumcarbid einschliesst. Nach Le Roy (Académie des
                                    											Sciences vom 17. Januar 1898; Moniteur
                                    											scientifique, 1898 Ser. 4 Bd. 12 S. 226) verringert sich der
                                 										elektrische Widerstand des krystallisirten Siliciums bei 800° um rund 40 Proc.
                                 										gegen den bei gewöhnlicher Temperatur.
                              Die Silicide von Eisen, Mangan, Chrom und Calcium (vgl. a. D. p. J. 1897 304 141
                                 										und 142) haben nach G. de Chalmot (Americ. Chem. Journ., Bd. 19 S. 118) dieallgemeine Formel MeSi
                                 											2. Das reine Kupfersilicid hat die
                                 										Zusammensetzung Cu 2Si. Beim Erhitzen mit
                                 										Schwefel auf 200 bis 280° entstehen Kupfersulfür und -sulfid unter Freiwerden
                                 										von Silicium, über 300° bildet sich Siliciumdisulfid. Mangan-, Chrom- und
                                 										Eisensilicid geben unter 300° fast gar keine Umsetzung. Bei höherer Temperatur
                                 										entsteht kein freies Silicium.
                              Charles A. Kohn (The Journ.
                                    											of the Society of Chem. Industry, 1897 Bd. 16 S. 863) gibt in einem
                                 										Artikel über die Herstellung von Carborundum, wie sie die Carborundum Co. ausführt, an, dass die Production
                                 										von 15200 Lb. im J. 1893 auf 741297 Lb. in der ersten Hälfte von 1897 stieg,
                                 										während der Preis von 2 £ im März 1892 und von 16
                                 										s. im August 1892 auf 7½ d. für 1 Lb. im October 1897 fiel. Kaum etwas Neues
                                 										bringt H. Becker (L'Industrie électrochimique, 1897 Bd. 1 S. 73) in seinem Artikel über
                                 										Carborundumherstellung an den Niagarafällen.
                              
                           
                              (Fortsetzung folgt.)