| Titel: | Seewesen.Schiffstreiber. | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 162 | 
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                        Seewesen.Schiffstreiber.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 141 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Schiffstreiber.
                        
                     
                        
                           IV. Schrauben.
                           Der wichtigste Schiffstreiber ist die Schraube geworden und geblieben. Die Arbeit
                              									derselben im nachgiebigen Medium, in dem Wasser, bringt verschiedene Nachtheile mit
                              									sich, welche den Wirkungsgrad der Schraube erheblich herabdrücken, die man aber
                              									durch geeignete Construction des Treibers zu beheben sucht. Dass auf vielerlei
                              									Punkte Rücksicht genommen werden muss, rechtfertigt auch die Mannigfaltigkeit der
                              									Verbesserungsversuche. Die Unsicherheit, welche in Bezug auf die Wirkungsweise der
                              									Schraube im Wasser selbst herrscht, macht es erklärlich, dass oft viele, zuweilen
                              									einander entgegenlaufende Wege eingeschlagen werden, um ein gemeinsames Ziel zu
                              									erreichen. Das stossfreie Gleiten der Flügel durch das Wasser, die Vermeidung von
                              									Wirbelbildungen, Verringerung der Reibungsarbeit, aber auch die Beachtung der
                              									Slipwirkung, die richtige Zu- und Abführung des Wassers zu und von der Schraube sind
                              									Momente, welche für Erfinder unerschöpflichen Stoff darbieten. Was Wunder, dass
                              									unsere an Erfindungen aller Werthstufen so reiche Zeit in Schiffsschrauben ebenfalls
                              									mehr oder minder zu schätzende Neubildungen zu verzeichnen hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 161
                              Schraubenflügel von Küchen.
                              
                           Um ein ruhiges, nicht schlagartiges Arbeiten der Schraube zu bewirken, gibt Küchen in Bielefeld den Flügeln die durch Fig. 55 in
                              									Seitenansicht, durch Fig.
                                 										56 in der Vorderansicht dargestellte Gestalt. Die Flügel greifen mit ihrem
                              									von der Achse a aus gerechnet kürzeren Theil r in das Wasser und wälzen bei ihrer Weiterdrehung
                              									letzteres auf den längeren Theil r1. Flach gelegt, hätten die gewundenen Flügel eine
                              									der Form des Vogelflügels ähnliche Gestalt. Sie sind so angeordnet, dass sie
                              									sich bei etwa ¼ Windung decken, steigen am Umfang sanft an und haben nach dem Theil
                              										r1 zu eine
                              									abnehmende Flügelfläche.
                           Soweit die unklaren amerikanischen Ausführungen ergeben, scheint auch der Amerikaner
                              										Case das nämliche Ziel, wenngleich mit anderen
                              									Mitteln, anzustreben.U. S. P. Nr. 553953.
                              									Case setzt die Flügel auf die Nabe nicht gerade auf,
                              									sondern verdreht die äusseren Flügelenden so weit, dass die Flügelachsen nicht durch
                              									die Wellenachse treten, und zwar geschieht die Verdrehung mit dem Erfolge, dass die
                              									Flügelspitzen bei Vorwärtsfahrt dem übrigen Körper vorauseilen, wie dies in Fig. 57 angedeutet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 161
                              Fig. 57.Schraubenflügel von Case.
                              
                           G. M. und E. A. Hoyland in
                              									London wollen auf das Reibungskielwasser wirken und dessen Triebkraft ausnutzen
                              										(Fig. 58 und 59). Die Flügel sind an
                              									der rückwärtigen oder treibenden Seite a concav. Diese
                              									Fläche kann ein Theil eines Kegels eines Ellipsoides oder einer Kugel sein, oder
                              									kann eine kuppelförmige Gestalt besitzen. Das Wesen der vorliegenden Erfindung
                              									besteht aber darin, dass auf der Rückseite der bei der Bewegung vorangehenden Kante
                              										b des Schraubenflügels eine keilförmige Rippe c angebracht wird, welche sich der Krümmung des Flügels
                              									anschliesst. Diese Rippe reicht auf der Rückseite des Flügels eine kurze Strecke von
                              									der Kante nach einwärts und fällt dann mehr oder weniger steil ab (d), worauf sie mit geeigneter Uebergangskrümmung in die
                              									Rückseite des Flügels übergeht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 161
                              Schraubenflügel von Hoyland.
                              
                           Durch die vorangehenden Rippen soll die Reibung des Wassers an den nachfolgenden
                              									Theilen der Rückseite der Flügel verringert und hierdurch ein vergrösserter
                              									Nutzeffect der Schraube erzielt werden. Die Flügel können auch flach gewählt, auch
                              									mehrere Rippen hinter einander angeordnet werden. Ein praktischer Griff scheint
                              										hiernicht
                              									gemacht worden zu sein. Wenn man selbst zugibt, dass hinter der Rippe sich
                              									schaumhaltiger Wirbel bildet, welcher die Reibung geringer werden lässt, so muss
                              									andererseits eine durch die Rippe gerade vermehrte Widerstandsarbeit überwunden
                              									werden; wo dann der Vortheil steckt, ist nicht einzusehen.
                           Einleuchtender ist die Construction von Th. Armstrong in
                              									London, welcher gleichfalls die Reduction der Flügelreibung im Wasser anstrebt und
                              									in correcter Weise die vordere Druckfläche berücksichtigt, welche ja vornehmlich in
                              									Frage kommt. Armstrong gibt die folgende Schilderung
                              									für seine Schraubenflügel (Fig. 60 bis 63).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 162
                              Schraubenflügel von Armstrong.
                              
                           Der neue Flügel bildet eine Kugelschale oder einen Abschnitt einer Hohlkugel, der
                              									unter entsprechendem Winkel zur Schraubenwelle auf die Nabe aufgesetzt ist. An der
                              									hinteren oder Wasseraustrittskante ist als Fortsetzung der Kugelschalenform ein
                              									Ausläufer oder Lappen von beliebiger Wölbung angesetzt, der dazu dient, bei
                              									Rückwärtsdrehung der Schraube das Wasser besser zu durchschneiden, auch beim
                              									Vorwärtsgange das Wasser glatt ablaufen zu lassen. Fig. 60 ist die Ansicht
                              									eines Flügels von vorn, Fig.
                                 										61 von der Seite und Fig. 62 im Schnitt nach
                              										1-1 (Fig. 60 von oben
                              									gesehen); die Pfeile I und II in Fig. 62
                              									geben die Richtungen an, von welchen aus die Ansichten in Fig. 60 und 61 aufgenommen sind.
                              										Fig. 63 zeigt die
                              									Querschnitte des Flügels nach den Linien 1-1, 2-2, 3-3,
                                 										4-4 und 5-5 in Fig. 60. In Fig. 60 und 61 ist mit Strichlinien
                              									die Kugel angedeutet, von welcher die Kugelschalenform des Flügels abgeschnitten
                              									ist. Der Punkt m1 in
                              										Fig. 61 ist der
                              									Mittelpunkt der Hohlkugel, von welcher der Flügel ein Abschnitt im Abstande m vom Mittelpunkte m1 ist. Der Mittelpunkt der Abschnittskreisfläche f ist in Fig. 60 mit m2 bezeichnet. Von
                              									dieser reinen Kreisfläche ist an der rechten Seite, also an der Eintrittskante,
                              									behufs leichteren Durchschneidens wie üblich auf der unteren Hälfte ein Stück e weggeschnitten; an der linken oder Austrittskante ist
                              									dagegen der Lappen a zugesetzt, der, wie schon erwähnt,
                              									beim Rückwärtslauf der Schraube von Vortheil ist. In den Fig. 62 und 63 ist dieser Lappen mit
                              									seiner entgegengesetzten Krümmung ebenfalls mit a
                              									bezeichnet. Die Grösse oder Breite dieses Lappens unterliegt nicht bestimmten
                              									Gesetzen; man formt ihn je nach Bedürfniss. Die Zahl der Flügel, ihre Schrägstellung
                              									zur Nabe unterliegt keinen bestimmten Beschränkungen. Die Drehrichtung der Schraube
                              									beim Vorwärtsgange ist in Fig. 62 durch den Pfeil r angedeutet. Die
                              									durch Versuche festgestellte erhöhte Wirkung dieser Flügelform erklärt sich
                              									wesentlich dadurch, dass innerhalb des Hohlkugelabschnittes oder der Kugelschale b1 (Fig. 62) eine mehr oder
                              									weniger grosse Menge Wasser je nach der Schnelligkeit der Drehung sich sammelt und
                              									dort in Ruhe verbleibt; es ist anzunehmen, dass die Wasserfäden s (Fig. 62) an der
                              									Eintrittskante abgelenkt werden und zwischen sich und der inneren Schalenfläche von
                              										b1 eine ruhende
                              									Wasserschicht b lassen, welche mit dem Flügel sich
                              									dreht. Diese Wasserschicht b verhindert also eine
                              									unmittelbare Berührung der geschnittenen Wasserfäden s
                              									mit der metallischen Innenfläche der Schale b1; es findet also keine unmittelbare Reibung
                              									zwischen dem Wasser und dem Metall statt, sondern nur zwischen den Wasserschichten
                              										b und s. Die Schicht
                              										b wirkt demnach als ein elastisches Kissen für die
                              									Wasserfäden s; sie mildert die Reibung sehr erheblich,
                              									da bekanntermaassen die Reibung zwischen den Wassertheilchen unter sich bedeutend
                              									geringer ist, als zwischen Wasser und Metallfläche. Die Kugelschalenform eignet sich
                              									für den vorliegenden Zweck ganz besonders, weil sie leicht herstellbar ist; ihre
                              									Abmessungen richten sich nach den jeweiligen Bedürfnissen.
                           Es lässt sich hier die Schraube des Amerikaners Jay
                              									Brit. Spec. Nr. 20770/1894. anführen (Fig.
                                 										64 und 65).
                              									Der Flügel a ist sowohl in seiner Vorder-, wie auch an
                              									der Rückkante eigens gestaltet. Sein führender Vordertheil b ist nach innen abgebogen, während die hintere Kante nach dem Schaft zu
                              									und nach hinten umgelegt ist. Gleichzeitig nimmt die Flügellänge von b nach c zu. Neben der
                              									stossfreien Arbeit, welche die Lappen b und die nach
                              									hinten zunehmende Länge der Flügel anscheinend zum Zwecke haben, soll wohl durch die
                              									Abbiegungen c das Wasser thunlichst nach hinten
                              									abgeleitet werden. Eine praktische Bedeutung hat die Jay'sche Construction nicht gewonnen, wie auch ihre Begründung einer
                              									Klarheit ermangelt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 162
                              Schraubenflügel von Jay.
                              
                           J. M. Adam in Glasgow verwendet Flügel, deren arbeitende
                              									Fläche einen Theil vom Mantel eines Kegels bildet, dessen Achse diejenige der
                              									Flügelwelle schneidet, eine Ausführung, die gleichfalls den Stoss vermeiden soll.
                              									Aus den Darlegungen des Erfinders ist Folgendes anzuführen:
                           Bringt man einen Hohlkegel auf eine Welle und befestigt denselben an einer Seite in
                              									der Längsrichtung auf derselben Welle oder an einem Vorsprunge derselben und
                              									versetzt hierauf die Welle in drehende Bewegung, so dass sie den Hohlkegel mitnimmt,
                              									so bietet die eine Seite des Kegels eine Fläche, auf welcher der Umriss eines nach
                              									vorliegender Erfindung construirten Flügelsaufgerissen werden kann. Die Achse eines
                              									solchergestalt befestigten Kegels wird gegen die Achse der Kreisbewegung, welche in
                              									Nachstehendem Wellenachse genannt werden wird, geneigt.
                           Diese Neigung des Kegels erzeugt das Reactionsvermögen des Flügels; je stärker die
                              									Neigung ist, d.h. je mehr der unterste Punkt der Kegelkante sich der Wellenachse
                              									nähert, um so schärfer wird die Reactionsfläche hervortreten. Die Neigungslinien
                              									eines rotirenden Halbkegels bilden Kreislinien, welche die Oberfläche des Kegels
                              									concentrisch zur Wellenachse durchschneiden. Sie sind der Form nach identisch und
                              									unterscheiden sich nur der Grösse nach, und da alle durch die gleiche Bewegung
                              									hervorgebrachten Linien in ihrer Richtung übereinstimmen, so werden auf ähnliche
                              									Weise erzeugte Ströme gleichförmig sein. Der Erzeugungswinkel des benutzten Kegels
                              									kann je nach dem zu erreichenden Zwecke verschieden sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 163
                              Fig. 66.Schraubenflügel von Zoelly.
                              
                           Es bestehen Schrauben, bei denen die Arbeitsflächen nahe der Welle, weil sie nur
                              									wenig nutzbringende Arbeit leisten, in Wegfall gekommen, und die Flügel demgemäss
                              									auf dem Umfange eines Scheibenkranzes angeordnet sind. H.
                                 										Zoelly in Zürich bildet diese Art Schrauben in der durch Fig. 66 dargestellten Weise aus, indem er eine im
                              									Felgenraume volle Tragscheibe für die Flügel anordnet, welche dem Wasser den
                              									hemmenden Durchgang zwischen Scheibenkranz und Nabe verwehrt, und des weiteren diese
                              									Scheibe nach vorn durch einen cylindrischen Körper abdeckt, der eine Stauung des
                              									Wassers vor der Scheibe verhindert. Der von der Schraubenwelle b angetriebene Propeller besteht aus der centralen
                              									Scheibe a1, deren
                              									Felgenraum zur Verhinderung jeden Wasserdurchganges geschlossen ist, und den auf
                              									ihrem Kranze befestigten Schraubenflügeln a2, welche auch seitlich über den Scheibenkranz
                              									hinausragen können. Vor diesem Propeller ist ein cylindrischer, mit dem Propeller
                              									conaxialer Körper c angeordnet, welcher die ganze
                              									wirkungslose Fläche der Scheibe nach vorn deckt, indem er sich mit seiner mit dem
                              									Scheibenumfange bündigen Stirnfläche unter Belassung eines möglichst kleinen
                              									Zwischenraumes an die Scheibe anschliesst. Der Cylinder verläuft zweckmässig nach
                              									vorn in den Schiffsrumpf; zu seiner Ausbildung kann das die Schraubenwelle
                              									umschliessende Verschalungsblech herangezogen werden. Indem der Cylinder das
                              									andrängende Wasser von der Scheibe a1 abhält, leitet er es zugleich auch in die
                              									Schaufeln, welches Leitvermögen durch Aufsetzen von rippenartigen Leitschaufeln c1 auf seinen Umfang
                              									noch verbessert werden kann. Hinter dem Propeller befindet sich ein zweiter,
                              									zweckmässig kegelförmiger Hohlkörper d, der die Aufgabe
                              									hat, das aus der Schraube tretende Wasser unter Verhütung schädlicher
                              									Wirbelbewegung abzuleiten.
                           Anklänge an diese Construction zeigt die Schraube von Hurlbut in Genf (Fig. 67), bei welcher
                              									allerdings die Zu- und Abführung des Wassers durch die Nabe selbst bewirkt wird;
                              									diese ist deshalb elliptisch gestaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 163
                              Fig. 67.Schraubenflügel von Hurlbut.
                              
                           Demgegenüber stehen jedoch diejenigen Bestrebungen, nach denen zwar auch eine
                              									Wirbelbildung hinter der Schraube vermieden werden soll, jedoch dadurch, dass die
                              									Nabe überhaupt fortgelassen und dem Wasser ein freier Durchtritt in der
                              									Wellenrichtung gestattet wird. Unter den neueren Repräsentanten dieser Richtung ist
                              									der Pagan'sche (Philadelphia) Propeller zu nennen (Fig. 68). Die Flügel a
                              									werden zwischen zwei in der Mitte ausgeschnittenen Scheiben b verbolzt. Die Befestigung dieser Flügelträger an der Welle, derart, dass
                              									die Wirkung durch die letztere nicht beeinträchtigt werde, gibt allerdings zu
                              									Bedenken Anlass; in der That dürfte, abgesehen von praktischen Fehlern, selbst das
                              									angestrebte Ziel nicht erreicht werden. – Auch Herzer
                              									in Mainz lässt die der Schraubenachse zunächst liegenden Theile der Schraube a weg (Fig. 69), so dass
                              									ein freier Durchtritt gebildet wird, dessen Durchmesser y in jeweiligem, passendem Verhältnisse zum Schraubendurchmesser x steht. Die treibende Welle z ist in directer Verbindung mit der Schraube gezeichnet. Als Querschnitt
                              									für den Gang a werden vom Erfinder mehrere Formen
                              									vorgeschlagen; in keinem Falle wird man aber mit grossen Kräften rechnen dürfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 163
                              Fig. 68.Propeller von Pagan.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 163
                              Fig. 69.Schiffsschraube von Herzer.
                              
                           Weil die Wassertheilchen dem Drucke auszuweichen trachten, gibt A. zur Kamme in Kiel der Schraube eine zunehmende
                              									Steigung, so dass die Druckfläche dem zurückweichenden Wasser nachfolgt. Durch die
                              									bislang bekannt gewesene Construction, bei welcher eine Abänderung der abgewickelten
                              									Richtlinie im Steigungsdreieck stattfindet, wird eine continuirliche Steigung nicht
                              									erreicht. A. zur Kamme wickelt deshalb das
                              									unveränderliche Steigungsdreieck auf einen Cylinder mit spiralförmigerBasis und wählt als
                              									günstigste der Spiralen die Kreisevolvente, von welcher nicht wesentlich verschieden
                              									ihre Aequidistante und die archimedische Spirale sind. Als Schraubenlinie könnte man
                              									dann die doppelt gekrümmte Curve bezeichnen, in welche die Richtlinie umgebogen
                              									wird, wenn man das Steigungsdreieck auf den geraden Cylinder mit der Kreisevolvente
                              									als Basis aufwickelt. Als Schraubenflächen verwende man, so führt der Erfinder
                              									weiter aus, nun die beiden folgenden, geradlinigen Flächen, entweder eine allein
                              									oder beide gleichzeitig als Vorder- und Hinterfläche einer Schiffsschraube bezw.
                              									Schraubenturbine: die geradlinigen Erzeugenden dieser Flächen gehen durch die
                              									Schraubenlinie des Kreisevolventencylinders; sie sind parallel der Basis oder
                              									Grundebene, und sind tangential an die eine oder an die andere Seite des geraden
                              									Kreiscylinders über dem Evolutkreise mit dem Halbmesser
                              										\overline{m\,n}. Es bedarf nur der Erwähnung, dass die
                              									verallgemeinerten Schraubenflächen leicht in derselben Weise abgeändert werden
                              									können, wie solches bei der gewöhnlichen Schraubenfläche geschehen. Fig. 70 gibt den
                              									Grundriss und Fig. 71
                              									den Aufriss eines von diesen Flächen begrenzten, mehrgängigen Schraubenkörpers. Nur
                              									in dem Quadranten \widehat{p\,q\,r\,s} sind im Grundrisse die
                              									Erzeugenden der beiden Flächen angedeutet. Mit Hilfe eines Theiles dieses
                              									Schraubenkörpers hat man im Modell eine zweiflügelige, rechtsgängige Schiffsschraube
                              									construirt; es ist dabei für jeden Flügel derjenige Quadrant gewählt, wo der
                              									Radiusvector der Kreisevolvente bereits zwei volle Umläufe gemacht hat, d. i. das
                              									Stück \widehat{p\,q\,r\,s} der Kreisevolvente. Fig. 72 und Fig. 70 gibt den
                              									Grundriss und Fig. 71
                              									den Aufriss eines von diesen Flächen begrenzten, mehrgängigen Schraubenkörpers. Nur
                              									in dem Quadranten \widehat{p\,q\,r\,s} sind im Grundrisse die
                              									Erzeugenden der beiden Flächen angedeutet. Mit Hilfe eines Theiles dieses
                              									Schraubenkörpers hat man im Modell eine zweiflügelige, rechtsgängige Schiffsschraube
                              									construirt; es ist dabei für jeden Flügel derjenige Quadrant gewählt, wo der
                              									Radiusvector der Kreisevolvente bereits zwei volle Umläufe gemacht hat, d. i. das
                              									Stück \widehat{p\,q\,r\,s} der Kreisevolvente. Fig. 72 und 73 zeigen diese
                              									Schiffsschraube im Grund- und Aufriss.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 164
                              Schraube von zur Kamme.
                              
                           In diesem speciellen Falle ist die Welle zugleich die Nabe,
                              									was bei grösseren Schiffsschrauben schwerlich angängig sein wird und was auch nicht
                              									als charakteristisch hingestellt werden soll. Als auszeichnende Merkmale einer so
                              									construirten Schiffsschraube glaubt man besonders ansehen zu dürfen: die
                              									continuirlich veränderliche Steigung, wodurch dem Umstande Rechnung getragen wird,
                              									dass das Wasser an der Druckfläche der Schraube nach hinten ausweicht, das Anwachsen
                              									des Schraubendurchmessers, wodurch dem Umstande Rechnung getragen wird, dass das
                              									Wasser in der Schraube eine Centrifugalbewegung erlangt, und weil auf diese Weise
                              									der am meisten wirksame Flächentheil erheblich vergrössert wird, nämlich das am
                              									Austritte und am Rande befindliche Stück der Druckfläche, die tangentiale Stellung
                              									der Erzeugenden, wodurch Störungen und Strudelbildungen an der Nabe vermindert
                              									werden, und schliesslich die einfache, mechanische und correcte Ausführbarkeit der
                              									Schraube.
                           Ueber die Ausführbarkeit der Schraube werden Zweifel kaum entstehen können; auch die
                              									theoretischen Darlegungen haben manches für sich. Ob aber Erfolge thatsächlich zu
                              									erzielen sind, müssten praktische Versuche ergeben, welche bisher nicht bekannt
                              									geworden sind. Wir haben hier das Bestreben, die einzelnen Elemente des Flügels im
                              									Wasser von gleichem Widerstande arbeiten zu lassen und durch die Flügelform die
                              									Veränderung des Wasserzustandes zu paralysiren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 164
                              Fig. 74.Schraubenflügel von Case.
                              
                           Gerade das nachgiebige Mittel, in welchem der Propeller arbeitet, hat den
                              									Constructeuren viel Kopfzerbrechen gemacht, ist auch der wesentliche Grund, aus dem
                              									die Vorgänge bei der Propellerarbeit unklar geblieben sind. Dass bei den üblichen
                              									Schrauben der eine Flügel dem anderen das Arbeitsfeld verdirbt, insbesondere, wenn
                              									die Flügel rasch auf einander folgen, ist einleuchtend. Ein Weg, hier bessere
                              									Verhältnisse zu schaffen, würde vielleicht derjenige sein, dass man die einzelnen
                              									Flügel nach verschiedenen Richtungen drücken lässt, so dass ein Flügel nicht dem vom
                              									vorhergehenden bewegten Wasser zu folgen braucht.
                           In wenig glücklicher Weise sucht A. W. Case in Highland
                              									Park, Nordamerika, die Aufgabe zu lösen, indem er die wirksamen Druckflächen der
                              									Flügel nicht gleichlaufend zu einander setzt, sondern vorwärts und rückwärts
                              									geneigte Flügel mit senkrecht zur Welle stehenden abwechseln lässt. In Fig. 74 ist eine solche Schraube dargestellt und sind
                              									zugleich die Richtungen dargestellt, in denen die Flügel mit den Oberflächen c auf das Wasser wirken.
                           Gewissermaassen wie zur Entschuldigung für seine Erfindung führt Case aus: Bei Schiffsschrauben älterer Construction
                              									sind die Flügel derart gebildet, dass die wirkende Fläche gegen das Wasser hinter
                              									der Schraube sowohl von innen als auch von rückwärts schlägt, welche Anordnung der
                              									Annahme entsprang, dass das Wasser veranlasst werden müsse, nach den gedrückten
                              									Richtungen aus einander zu gehen. Es sind Mittel angewendet worden, um die Bewegung
                              									des Wassers nach auswärts zu vermeiden, da diese für nachtheilig gehalten wird. Die
                              									Flügel bei der vorliegenden Erfindung sind derart gestaltet und gestellt, dass sie
                              									dem Strömen oder Schlagen des Wassers nach aussen kein Hinderniss entgegensetzen,
                              									und sind dieselben daher unter einem Winkel gegen die Achse der Welle geneigt, um
                              									bei der Wirkung der Schraube in dem Wasser sowohl einen Schlag nach auswärts als
                              									auch nach rückwärts zu erhalten. Man pflegte die wirkenden Flächen der Flügel bei
                              									Schiffsschrauben derart zu machen, dass sie möglichst jener Fläche entsprechen,
                              									welche durch Abwickelung der Umdrehung nach vorwärts um die Achse des Schiffes
                              										entstehen,wobei
                              									dieselben unter einem die Achse kreuzenden Winkel angeordnet sind. Diese
                              									Hauptanordnung der spiralförmigen Bewegung der Flügel und die Hauptstellung der
                              									Flügel in einer solchen Bewegungsebene wird ersetzt durch einen der vorliegenden
                              									Idee entsprechenden Steigungswinkel der Schraube, obgleich eine vollständig genaue
                              									Form dadurch nicht erzielt wird. Das Ergebniss dieser eigenthümlichen Construction
                              									und der Anordnung der Flügel ist, dass der Flügel, welcher senkrecht auf der Nabe
                              									steht, gegen Wasser schlägt, welches durch die Wassermassen direct hinter demselben
                              									zurückgedrängt wird, während der andere Flügel in divergirender Richtung nach
                              									auswärts schlägt gegen Wassermassen, welche ausserhalb des Bereichs der durch die
                              									Rotation der Schraube entstandenen Wirbelungen gelegen sind; der dritte Flügel
                              									schlägt wieder gegen Wasser, welches gegen die Mitte geworfen wird. Durch
                              									Vereinigung dieser Anordnungen der Flügel an einer Schiffsschraube wird erreicht,
                              									dass der Schlag eines jeden Flügels gegen das Wasser, welches in grösseren Massen
                              									zurückgebracht wird, gerichtet ist oder aber gegen Wasser erfolgt, welches durch die
                              									vorhergehenden Flügel nicht in derselben Richtung in Bewegung gesetzt wurde, wodurch
                              									ein grösserer Nutzeffect der Schraube bei gegebener Antriebskraft erreicht werden
                              									soll. Eine Rücksichtnahme auf das sicher schädliche Umherschleudern des Wassers
                              									findet hiernach nicht statt, obgleich an maassgebender Stelle Case als Zweck seiner Bauweise gerade die Verhinderung
                              									des Umherschleuderns und Aufwirbelns des Wassers hervorhebt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 165
                              Fig. 75.Schraubenflügel von Case.
                              
                           Derselbe Constructeur hat übrigens in einer besonders in den Vereinigten Staaten
                              									bekannt gewordenen SchraubeU. S. P. Nr. 496857. dieselbe Ansicht vertreten, dass das Nachauswärtsarbeiten der Flügel einen
                              									Nachtheil nicht mit sich bringe. Fig. 75 zeigt
                              									Flügel, deren Arbeitsflächen an Stielen angeordnet und gleichmässig nach vorn
                              									geneigt sind. Einen Erfolg, welcher zum Einhalten dieses Weges aufmuntern könnte,
                              									dürfte man aber hiermit in praxi kaum errungen haben.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)