| Titel: | Fortschritte der angewandten Elektrochemie. | 
| Autor: | Franz Peters | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 196 | 
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                        Fortschritte der angewandten
                           								Elektrochemie.
                        Von Dr. Franz Peters.
                           							
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 172 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        
                     
                        
                           Eine Sicherheitsvorrichtung für Acetylenentwickler gibt O.
                                 										Münsterberg (D. R. P. Nr. 96232) an. Zur Oeffnung des Entwicklers wird die
                              									Schraube d (Fig. 9), die
                              									den Deckel e des Entwicklers a festhält, gelöst; dadurch wird zwangsweise der in der Leitung b angebrachte Hahn h
                              									geschlossen. Bei Wiederbefestigung des Deckels e wird
                              									umgekehrt die Schraube d niederbewegt und dadurch Hahn
                              										h geöffnet. Dieser kann ein Dreiwegehahn sein, so
                              									dass er ausser der Verbindung des Entwicklers a mit der
                              									Gasglocke durch die Rohre bc auch noch eine
                              									Verbindung ins Freie durch Zweigrohr g beherrscht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 196
                              Fig. 9.Sicherheitsvorrichtung für Acetylenapparate von
                                 										Münsterberg.
                              
                           Das nachentwickelte Gas führt, sobald der Entwickler es nicht mehr fassen kann, G. Gastine (D. R. P. Nr. 96498) in eine Nebenleitung
                              									durch einen unteren Auslass in der Gasometerglocke. Diese überstülpt die
                              									Carbidpfanne und steht oben mit der Hauptleitung in Verbindung. Um das
                              									nachentwickelte Acetylen vollständig im Gasometer auffangen zu können, hat N. Bon (D. R. P. Nr. 95541) den nicht mehr neuen
                              									Gedanken benutzt, den Carbidbehälter aus mehreren durch Ueberläufe verbundenen
                              									Abtheilungen herzustellen, und diesen einen Fassungsraum zu geben, der gerade zu
                              									einer Füllung des Gasometers ausreicht. Die Rückstände von der Acetylenentwickelung
                              									will W. Schroers (D. R. P. Nr. 93225) ständig aus dem
                              									Carbidbehälter entfernen und ihre weitere Ausnutzung durch Zerkleinern mit einer
                              									Konusmühle ermöglichen. Zu diesem Zwecke ist der Carbidbehälter durch einen
                              									Siebboden in zwei Theile getrennt, von denen der obere das Carbid, der untere die
                              									Konusmühle aufnimmt. Diese kann selbsthätig dadurch betrieben werden, dass durch das
                              									Steigen und Sinken der Gasometerglocke ein Zahnrad bewegt wird und dieses durch
                              									Räderübertragung seine Bewegung der Konusmühle mittheilt. Bei Lampen richtet es A. Gobron (Englisches Patent Nr. 1784/1897) so ein,
                              									dass das Wasser erst auf das Carbid tropfen kann, wenn der Brennerhahn geöffnet
                              									wird. Der nicht verbrannte Ueberschuss an Gas sammelt sich unter einer Glocke und
                              									drückt das Wasserniveau in ihr immer weiter herunter, bis die Mündung des nach dem
                              									Carbidbehälter führenden Rohres frei gelegt und dadurch die Wasserzuführung
                              									unterbrochen wird. Eine Acetylenlampe, bei der Wasser aus gewundenen
                              									Capillarröhren zum Carbid tropft, und der Zufluss sich selbst regulirt, beschreiben
                              										E. Gossart und H.
                                 										Chevallier (Englisches Patent Nr. 27574/1896). Das durch einen Konus
                              									vertheilte Wasser tritt (Englisches Patent Nr. 4424/1897) zu der untersten mehrerer
                              									auf Sieben über einander liegender Schichten von Calciumcarbid. Von den oberen wird
                              									das Acetylen getrocknet. Feuchtigkeit, die sich etwa noch in der Ausströmungsröhre
                              									verdichtet, wird durch einen Konus über die oberen Carbidlagen vertheilt. Die
                              									dadurch verminderte Möglichkeit der Bildung eines höheren Hydrats als CaO0H2O, das auf Carbid
                              									wirken soll, wird weiter dadurch hintangehalten, dass die Wärmestrahlung durch
                              									Schwarzfärbung der Aussenwand des Entwicklers vermehrt wird. Eine Construction, bei
                              									der behufs Beschickung der Deckel um das Gasleitungsrohr drehbar ist, beschreibt Fr. Binder (D. R. P. Nr. 93946). Bei der Lampe von F. J. Bergmann (Englisches Patent Nr. 29258/1897) ist
                              									der Boden des Carbidbehälters, der durch den Lampenfuss entfernbar ist, wie ein
                              									umgekehrter Kegel gestaltet. Ist der Druck im Behälter kleiner als der des Wassers,
                              									das sich im Lampenkörper in einer oberen Abtheilung befindet, so wird eine Kugel,
                              									die sonst eine Oeffnung im Kegel verschliesst, gehoben, so dass Wasser zum Carbid
                              									tritt. Ueberschüssiges Gas wird in einer unteren Abtheilung aufgespeichert, von der
                              									es Wasser nach einer oberen drückt. J. Windmüller
                              									(Englisches Patent Nr. 21464/1897) nimmt eine Röhre, die unten eine engere mit einem
                              									Loch nahe am Boden umschliesst. Die innere dient als Carbidbehälter, die obere
                              									äussere und der Zwischenraum zwischen ihr und der inneren als Wasserreservoir. Das
                              									Gas streicht durch einen Gummiballdruckregulator zu der mit Luftkammer versehenen
                              									Lampe. E. Th. Turney (D. R. P. Nr. 93393) schlägt einen
                              									Entwickler vor, der nur so viel Gas gibt als sofort verbraucht wird. Eine in einer
                              									Hülse befestigte Calciumcarbidpatrone wird so lange von Wasser benetzt, als sie von
                              									einer an einem Ende befestigten Feder gegen ein Drahtnetz am anderen Ende gedrückt
                              									wird. Sie wird nur hier aufgebraucht und durch die Feder in demselben Maasse
                              									nachgeschoben. Soll die Entwickelung aufhören, so wird von ausserhalb des Gehäuses,
                              									in dem die Patrone eingeschlossen ist, auf das Drahtnetz ein Deckel mit
                              									Gummidichtung aufgepresst. Aehnlich drückt zur Verwendung für Fahrradlaternen die
                              										Wizard Manufacturing Company (Englisches Patent Nr.
                              									21831/1897) das Carbid gegen eine Feuchtigkeit aufnehmende Masse, zu deren unteren
                              									Seite Wasser aus einem Behälter fliesst. Fernere Lampenconstructionen, die zum Theil
                              									auch für Fahrräder, Boote u.s.w. brauchbar sind, beschreiben F. H. Smith (Englisches Patent Nr. 4790/1897 und 7929/1897); J. G. A. Kitchen (Englisches Patent Nr. 7918/1897), der
                              									den Carbidbehälter mit biegsamem Boden versieht, so dass bei ungenügender
                              									Gasentnahme das Wasser darin unter das Niveau des Carbids gedrückt werden kann, oder
                              									(Englisches Patent Nr. 8270/1897) das Wasser an einem Docht nach der unteren Seite
                              									eines Gitters hochsaugt, gegen dessen obere Fläche Carbid durch eine Feder oder ein
                              									Gewicht gepresst wird; F. Rhind (Englisches Patent Nr.
                              									20051/1897), der die Dochte seitwärts einführt; L.
                                 										Chambault (Englisches Patent Nr. 19951/1897).
                           Der von G. Lunge und E.
                                 										Cedercreutz (vgl. D. p. J. 1898 307 214) zum Reinigen des Acetylens empfohlene Chlorkalk gibt nach
                              										P. Wolff (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 281) Veranlassung zu kleinen Explosionen,
                              									wenn das Acetylen noch ammoniakhaltig ist. Das Gas muss also erst durch einen guten
                              									Wäscher geschickt werden. In ihm wird es von Ammoniak und dem grössten Theil des
                              									Schwefelwasserstoffs befreit. Der Rest des letzteren nebst dem Phosphorwasserstoff
                              									wird vom Chlorkalk oxydirt. Die Chlordämpfe und Feuchtigkeit werden hinter dem
                              									Gasometer durch Kalk absorbirt. Das so gereinigte Gas besitzt nur noch einen ganz
                              									schwachen, nicht unangenehmen ätherischen Geruch. Für die praktische Verwendung
                              									verleiht man ihm einen stärkeren durch Ueberleiten über Carbid oder Durchleiten
                              									durch Carbylamin, Amylacetat u. dgl. A. Bergé und A. Reychler (Bulletin de la
                                 										Société chimique, 1897 Bd. 17 S. 218) wollen das Acetylen durch
                              									Sublimatlösung von Phosphorwasserstoff befreien. Dies`dürfte nicht angängig sein, da
                              									nach P. Biginelli (Ann. di
                                 										Farmacoterap. e Chim., 1898. S. 16; Chemisches
                                 										Centralblatt, 1898 Bd. 1 S. 925) das Acetylen mit Quecksilberchlorid in
                              									salzsaurer Lösung eine Verbindung Cl . CH : CH . HgCl bildet.
                           Zur Aufspeicherung des Acetylens (vgl. D. p. J. 1897 304 140; 1898 307 214) lösen
                              									es G. Claude, Saint Mandé und A. Hess (Englisches Patent Nr. 29750/1896) unter Druck in einer oder in
                              									einem Gemische mehrerer der folgenden Flüssigkeiten: Fette und aromatische
                              									Kohlenwasserstoffe und ihre Chlor-, Brom-, Jod- und Nitroderivate; niedere Fett- und
                              									Oxyfettsäuren; Aldehyde und ungesättigte Alkohole der Fettreihe; Aether, Phenole und
                              									aromatische Amine; Trimethylen, Furfuran, Thiophen, Furfurol u.s.w. und ihre
                              									Derivate. Barillot und Leclaire (Französisches Patent Nr. 262836) benutzen Aceton und andere
                              									ungesättigte organische Verbindungen.
                           Die „von selbst“ zu Stande gekommenen Explosionen des Acetylens schreibt J. Vértess (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 175) der Entzündung des
                              									Phosphorwasserstoffs durch die hohe Temperatur im Entwickler zu. Durch Beimengung
                              									von Wasserdampf kann die Flamme abgekühlt und demzufolge unverbranntes Gas aus dem
                              									Brenner mitgerissen werden. Die Condensation des Wasserdampfs sollte in Skrubbern
                              									versucht werden. An den Brennern wurden öl- und theerartige Ausscheidungen,
                              									wahrscheinlich polymerisirte Kohlenwasserstoffe, gefunden, in längeren
                              									Leitungsröhren Kohlenablagerungen und ein Kohlenwasserstoffe enthaltendes
                              									Condensationswasser. Berdenich (Journal für Gasbeleuchtung, 1898 Bd. 41 S. 290) hat Acetylenexplosionen
                              									beobachtet, die er darauf zurückführt, dass durch Stehenbleiben des Werks der
                              									trockenen Gasmesser der Gaszufluss aufhörte und die langsam erlöschenden Flammen bis
                              									zur Gasuhr zurückschlugen. Nach P. Wolff (Journal für Gasbeleuchtung, 1898 Bd. 41 S. 338) findet
                              									ein Zurückschlagen selbst bei absichtlichem Zurücksaugen des Gasgemisches direct in
                              									die Leitung nicht statt.
                           Bei der Einwirkung von Sonnenlicht auf Acetylen haben W. A.
                                 										Bohn und J. Wilson (Chemical Soc. vom 16. Juni 1898; Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 535) die Bildung eines gasförmigen
                              									ziemlich dichten Kohlenwasserstoffs beobachtet. An den Versuchsröhren wurde ein
                              									brauner Beschlag beobachtet, auf den rauchende Salpetersäure fast nicht einwirkte.
                              									Die zurückbleibenden gelben Platten bestanden anscheinend aus einem sehr dichten
                              									Kohlenwasserstoff oder Kohlenwasserstoffen. Im salpetersauren Filtrat konnten
                              									Nitroderivate des Benzols oder Naphtalins nicht nachgewiesen werden.
                           Als photometrische Einheit hat Violle schon vor etwa 2
                              									Jahren das Acetylen vorgeschlagen. Ch. Féry (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 1192) findet, dass
                              									innerhalb weiter Grenzen die Höhe der Flamme, die aus einer Thermometerröhre brennt,
                              									proportional der Intensität ist. Durch Erhitzen von Acetylen oder Carbiden mit einer
                              									wässerigen Lösung von Wasserstoffsuperoxyd auf 150° unter 5 at Druck will F. J. Bergmann (D. R. P. Nr. 96427, Englisches Patent
                              									Nr. 23957/1897) Graphit erzeugen. Flüssiges Acetylen allein oder im Gemenge mit
                              									anderen Gasen, wie Kohlenwasserstoffen und Stickoxyden, will Dubois (Französisches Patent Nr. 264019) in Granaten als Explosivmittel
                              									benutzen. Seine Explosivkraft beim Entzünden durch einen glühenden Platindraht
                              									nähert sich derjenigen der Schiessbaumwolle. H. G.
                                 										Söderbaum (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, 1897 Bd. 30 S. 3014) hat seine Untersuchungen über die
                              									Verwendbarkeit des Acetylens als quantitatives Reagens (vgl. D. p. J. 1898 307 215) fortgesetzt. Mit Cadmium
                              									gemengtes Kupfer fällt er nach Erwärmen unter Zusatz von schwefliger Säure und
                              									Ammoniak, mit Arsen gemengtes nach Sättigung mit Alkali. Voluminöse scharfkantige
                              									Krystalle oder seidenartige filzige Nadeln von der Formel C2H2 . Cu 2Cl 2 erhielt R. Chaxastelon (Académie des
                                 										Sciences vom 20. Juni 1898; Chemiker-Zeitung,
                              									1898 Bd. 22 S. 555) durch Einwirkung von reinem Acetylen auf eine salzsaure Lösung
                              									von Kupferchlorür oder auf eine wässerige oder alkoholische Lösung von Kupferchlorid
                              									in Gegenwart von Kupfer. Giesst man (Académie des
                                 										Sciences vom 4. Juli 1898; Chemiker-Zeitung,
                              									1898 Bd. 22 S. 584) die Mutterlauge der Krystalle C2H2 . Cu 2Cl 2 oder eine mit Acetylen gesättigte Lösung
                              									von Kupferchlorür in Salzsäure in einen Ueberschuss von Wasser, so entsteht ein
                              									flockiger violetter Niederschlag von der Formel C2H2 . Cu 2Cl 2 . Cu 2O.
                           W. Hempel und L. Kahl (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1898 S. 53) haben
                              									gefunden, dass beim Zusammenbringen von phosphorwasserstoffhaltigem Acetylen mit
                              									überschüssigem Kupfersulfat bei Gegenwart von Quecksilber durch die Absorption des
                              									Phosphorwasserstoffs eine Volumenverminderung eintritt, die genau dem vierfachen
                              									Volumen des vorhandenen Phosphorwasserstoffs entspricht. Dieses Verhalten benutzen
                              									sie zur gasanalytischen Bestimmung des Phosphorwasserstoffs im Acetylen. Sie messen
                              									das verunreinigte Gas erst in einer mit Quecksilber gefüllten Gasbürette, treiben es
                              									dann in eine Quecksilber enthaltende Gaspipette, die 3 cc saurer, mit Acetylen
                              									abgesättigter Kupfersulfatlösung enthält, schütteln 3 Minuten, messen den Gasrest
                              									und dividiren durch 4. Die Kupfersulfatlösung enthält 15,6 g krystallisirten
                              									Kupfervitriol, 100 cc Wasser und 5 cc verdünnte (1 Vol.: 4 Vol.) Schwefelsäure.
                           Th. Glover (Gas World, 1898
                              									Bd. 28 S. 321) bespricht Entwickler und Brenner, sowie die Verwendbarkeit des
                              									Acetylens. Mit dem in England hergestellten Carbid könnten allein 450 Millionen
                              									Kerzenstunden geliefert werden. Nimmt man den Preis für 1 t Carbid zu 320 M., und
                              									liefert 1 l Acetylen 1,25 Kerzenstunden, so kosten 1000 Kerzenstunden beim Acetylen
                              									78 Pf., beim Flachbrenner (1 cbm Gas = 9 Pf.) 80 Pf., beim Argand-Brenner 74 Pf.,
                              									beim Auer-Brenner 24 Pf. und beim elektrischenGlühlicht (60 Watt in 1 Stunde) 180 Pf. Auf den
                              									preussischen Staatsbahnen wird (Glaser's Annalen, 1898
                              									S. 19) zur Beleuchtung ein Gemisch aus 1 Th. Acetylen und 3 Th. Fettgas eingeführt.
                              									Bei einem Verbrauche von 27 l beträgt die Leuchtkraft einer Flamme von mehr als 16
                              									HK. etwa dreimal so viel wie bei der gleichen Menge Fettgas. Nach V. B. Lewes (L'Éclairage
                                 										électrique, 1898 Bd. 14 S. 403) gibt ein Gemisch aus 10 Proc. Acetylen, 30
                              									Proc. Methan und 60 Proc. Wasserstoff (oder Kohlenoxyd, Wassergas u.s.w.) auf 1 cbm
                              									14 bis 15 Kerzenstunden zum Verkaufspreise von etwa 12 Pf., während Oelgas 24 Pf.
                              									kostet und nur 9 bis 10 Kerzenstunden liefert. Die Leuchtkraft der Acetylenflamme
                              									nimmt nach S. Zinno (Luce e
                                 										Calore, 1897 Bd. 1 S. 118) durch Beimischung von Stickoxyd zu.
                           Um bei der Verbrennung des Acetylens die Abscheidung kohlenstoffreicher
                              									Polymerisationsproducte in den Brennern zu verhüten, stellt P. P. ll. Macé (Englisches Patent Nr. 14905/1897) ein gemischtes
                              									Calciummangancarbid durch Zusatz von 5 bis 15 Proc. Braunstein zu der
                              									Kalk-Kohlemischung her. Bei der Zersetzung des Mangancarbids durch Wasser entsteht
                              									neben Methan ebenso viel Wasserstoff, der sich im Entstehungszustande mit dem aus
                              									dem Acetylen ausgeschiedenen Kohlenstoff zu einem brennbaren Kohlenwasserstoff
                              									vereinigt. Das Russen soll nach V. B. Lewes (Journal of Gas Lighting, 1897 S. 1177) durch den
                              									Brenner von Naphey vermieden werden. Bei ihm strömen
                              									zwei feine Strahlen Acetylen gegen einander, die an der Austrittsstelle aus der
                              									Brennerröhre von einem Luftcylinder umgeben sind. Wenn man 30 Proc. Methan mit
                              									Wasserstoff, Kohlenoxyd oder Wassergas mischt, und dieses Gemenge mit 10 Proc.
                              									Acetylen zusammen verwendet, erhält man ein Gas, das ganz wie das gewöhnliche
                              									Steinkohlengas behandelt werden kann und 20 Kerzen gibt. Das comprimirte Gemenge
                              									explodirt erst bei Temperaturen, die den Metallcylinder schmelzen würden. Um die
                              									Erhitzung des Brenners und dadurch die Abscheidung von Kohle zu vermindern, machen
                              										G. Lebrun und F.
                                 										Cornaille (Englisches Patent Nr. 20574 von 1897) die Zündröhre aus dünnem
                              									Glase oder anderem schlecht leitenden Material. Sie ist in einer Metallhülse mit
                              									centraler Bohrung am Boden befestigt. Die Ausströmungsstelle ist innen rund, aussen
                              									trompetenförmig. Das Verstopfen der Brenneröffnungen wollen O. Falbe und E. Borchardt (Englisches Patent
                              									Nr. 27536/1897) dadurch vermeiden, dass sie auf jede eine Kappe mit einem grösseren
                              									Schlitz setzen. Zu demselben Zwecke bringt E. H. J.
                                 										Schülke (Englisches Patent Nr. 926/1898) in geringer Entfernung über den
                              									Brenneröffnungen eine Scheibe mit einem oder mehreren Löchern an. Für Heizzwecke
                              									erzeugt M. Wagner (Englisches Patent Nr. 29960/1897)
                              									Acetylen unter 20 bis 100 cm Druck durch Niveauerhöhung im Wasserbehälter.
                           
                        
                           IV. Alkali und Chlor.
                           Bei der elektrolytischen Darstellung von Alkali- und Erdalkalimetallen, besonders den
                              									letzteren, aus den geschmolzenen Hydroxyden hat es sich gezeigt, dass bei der
                              									nothwendigen ziemlich hohen Stromdichte das Metall in Form kleiner Kügelchen von der
                              									Kathode abgestossen und zum grössten Theil von dem im Fluss gelösten Sauerstoff oder
                              									Halogen wieder gebunden wird, während der an die Oberfläche gelangende Rest
                              									sich so fein vertheilt, dass er sich schwer sammeln lässt. Um dies zu vermeiden,
                              									lassen W. Rathenau und C.
                                 										Suter (D. R. P. Nr. 96672) die stab- oder schuhförmigen senkrechten
                              									Kathoden den Fluss nur an der Oberfläche capillar berühren. Das Metall wird dann
                              									gleich beim Entstehen durch Oberflächenanziehung festgehalten und sammelt sich zu
                              									grossen Augen, die durch die überdeckende Elektrode gegen Oxydation geschützt
                              									werden. Um die Entfernung des Metalls zu erleichtern, wird die Elektrode so
                              									eingerichtet, dass sie zur Seite gebogen oder hochgehoben werden kann. Die
                              									Berührungselektroden machen die Gewinnung des Metalls auch von der chemischen
                              									Beschaffenheit des Flusses und besonders von seiner Temperatur unabhängig, da nur
                              									eine einseitige und vorübergehende Berührung stattfindet. Die Berührungsflächen
                              									werden vortheilhaft nicht mit mehr als etwa 10 Ampère auf 1 qc belastet. Eine
                              									besonders für Natriumgewinnung geeignete Form der Berührungselektroden zeigt Fig. 10. Ein schmiedeeiserner, nach unten schwach
                              									convex gearbeiteter Schuh s ist an einem federnd
                              									elastischen Kupferbande b befestigt, das ein seitliches
                              									Abheben der Elektrode von der Oberfläche des Flusses erlaubt. Nach oben ist das Band
                              									mit einer Klemmvorrichtung k versehen, durch die es
                              									verschiebbar an die gemeinschaftliche Sammelschiene angeschlossen werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 198
                              Fig. 10.Berührungselektrode von Rathenau und Suter.
                              
                           Zur elektrolytischen Gewinnung von Chlor brauchen E. J.
                                 										Hunt und Ed. F. Watson (Englisches Patent Nr.
                              									29066/1896) Alkalichloridlösung, in die Anoden aus Retortenkohle tauchen und
                              									vollkommen neutrale Eisenchloridlösung vom specifischen Gewicht 1,4, mindestens aber
                              									1,25, die zahlreiche Eisenbleche als Kathoden aufnimmt und von der ersteren Lauge
                              									durch ein Diaphragma getrennt ist.
                           F. Taylor, A. Cooke und B. W. D.
                                 										Montgomery (Englisches Patent Nr. 6929/1897) umgeben die Eisenblechkathoden
                              									mit Glasfäden in dachförmiger Anordnung, so dass das Herabsinken der Natronlauge und
                              									das Emporsteigen der Gase erleichtert wird. Der Widerstand der Kohlenanoden gegen
                              									die zerstörende Einwirkung des Chlors und Sauerstoffs ist nach H. Becker (L'Industrie
                                 										électrochimique, 1898 Bd. 2 S. 25) um so grösser, je dichter sie sind.
                              									Deshalb sollte bei ihrer Fabrikation möglichst wenig eines Bindemittels verwendet
                              									werden, das beim Verkoken viel Kohle hinterlässt, und das Erhitzen bei möglichst
                              									hoher Temperatur vorgenommen werden. Anoden aus platinirtem Metall werden ziemlich
                              									schnell abgenutzt, schwerer die aus Platin. Am haltbarsten sind solche aus 10 Proc.
                              									Iridium haltigem Platin. Chavanne (Französisches Patent
                              									Nr. 267652) will bei elektrolytischen Processen Elektroden aus Carborund und
                              									Diaphragmen mit Maschen, wie Metall- oder Asbestgewebe, anwenden. Zur Herstellung
                              									eines Diaphragmas setzen J. D. Darling und Ch. L. Harrison (D. R. P. Nr. 97166; Englisches Patent
                              									Nr. 22236/1897) zwei Eisenblechcylinder in einander, die oben in den Wänden
                              									durchlocht sind, unten aber einen festen Boden haben, und füllt den Zwischenraum mit
                              									Magnesia, die im elektrischen Ofen zu einer glasartigen Masse geschmolzen und dann
                              									so weit zerkleinert ist, dass sie noch durch 20maschige aber nichtmehr durch 30maschige Gaze
                              									geht. Geschlossen wird die Füllung durch eine Schicht Cement oder Kitt. Durch
                              									Aenderung der Dicke der Körnerschicht und der Feinkörnigkeit des Materials kann dem
                              									Diaphragma verschiedene Porosität und Leitfähigkeit gegeben werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 199
                              Fig. 11.Verticalschnitt der Hargreaves-Bird-Zelle.
                              
                           Die Electrochemical Company, London, der 3500
                              									elektrische  zur Verfügung stehen, erzeugt jetzt wöchentlich 70 t
                              									70procentiges Aetznatron, 130 t 37- bis 38procentigen Chlorkalk und 5 bis 6 t
                              									Kaliumchlorat. Die jetzt über 2 Jahre arbeitende Versuchsanlage für den Hargreaves-Bird-Process (vgl. D. p. J. 1897 304 161) in Farnworth bei Widnes
                              									gebraucht nach J. B. C. Kershaw (The Electrician 1898 Bd. 40 S. 547) eine Dynamo von
                              									2200 Ampère und 5 Volt, die von einem 20pferdigen Gasmotor, der 175 Touren in 1
                              									Minute macht, getrieben wird. Eine 14,5 qc starke Kupferleitung führt den Strom zu
                              									der 1,5 m tiefen, 3 m langen und 0,35 m breiten elektrolytischen Zelle, die eine
                              									innere Anodenkammer und zwei äussere Kathodenräume enthält. In Fig. 11, die einen schematischen Endverticalschnitt
                              									der Zelle gibt, bedeutet a die Mauerung, auf der die
                              									Zelle steht, b einen steinernen Deckel, c den aus Blei-Kupferlegirung bestehenden Anodenkern,
                              									auf den rohe Blöcke aus Gaskohle e aufgeschoben sind,
                              									und der an den freien Stellen durch Cement f geschützt
                              									wird, d Anodenkammer, g
                              									die zugleich als Diaphragma dienende Kathode, h
                              									Kathodenkammer, i Ablaufrohr. Die innere Kammer d ist fast gefüllt mit der Salzlauge, die 70° warm ist,
                              									auf constantem Niveau gehalten wird und ständig durch sie circulirt. Der
                              									Kathodenraum h wird fortwährend mit Dampf und
                              									Kohlensäure gespeist. Die Diaphragmenkathoden haben je 1,5 × 3 m wirksame
                              									Oberfläche. Die neue Anodenform, die von Connor
                              									herstammen sollThatsächlich ist sie von Richardson im
                                    											englischen Patent Nr. 19953/1892 angegeben worden (vgl. Peters, Angewandte Elektrochemie, Bd. 2 Abth. 1
                                    											S. 188.), hat sich den früher gebrauchten flachen weit überlegen gezeigt. Sechs
                              									Anoden sind parallel geschaltet. Chlor und Lauge werden nach einem Behälter
                              									geleitet, wo letztere wieder mit Salz gesättigt wird, während das Chlor in die
                              									Absorptionskammern zur Erzeugung von Bleichmitteln oder Chlorat geleitet wird. Die
                              									Kathodenlauge zeigte im Mittel das specifische Gewicht 1,125 und enthielt 10,90
                              									Proc. Natriumcarbonat, sowie 0,94 Proc. Natriumchlorid. Sie war aus einer Zelle
                              									entnommen, deren Diaphragmen schon 40 Tage arbeiteten, während sie im normalen
                              									Betriebe bereits nach 30 erneuert werden. Andere Proben, die aus der Zelle mit 36
                              									Stunden gebrauchtem Diaphragma stammten, hatten im Mittel das specifische Gewicht
                              									1,094 und einen Gehalt von 10,44 Proc. Natriumcarbonat und 0,10 Proc.
                              									Natriumchlorid. Freies Chlor und Hypochlorit war in keiner Probe nachzuweisen. Bei
                              									neuen Diaphragmen ist der Widerstand etwas grösser als bei gebrauchten, so dass bei
                              									1800 Ampère, die durch die Zelle geschickt werden, 5,4 Volt Badspannung herrscht.
                              									Mit einem Strome von rund 2050 Ampère und 4,2 Volt (Dqdm = 2,0 bis 2,2 Ampère) werden in 24 Stunden etwa 100 kg Salz zersetzt.
                              									Die Stromausbeute beträgt im Mittel 91,5 Proc. die Energieausbeute 50,02 Proc. Nach
                              									anderen Angaben (L'Industrie électrochimique) enthält
                              									die Soda noch 1 bis 2 Proc. Natriumchlorid. De Solage
                              									(Französisches Patent Nr. 268087) verwendet einen Apparat, der aus Rahmen aus
                              									paraffinirtem weichem Holze hergestellt ist. Diese werden stark an einander
                              									gepresst, so dass der Behälter wasserdicht wird. Auf die plattinirte positive Anode
                              									folgt ein Diaphragma aus Pergamentpapier. In die dadurch gebildete Abtheilung kommt
                              									Kochsalzlösung. Durch ein zweites Diaphragma und die Kathode werden zwei weitere
                              									Räume hergestellt, in die man reines Wasser giesst. Die letzte Abtheilung hat am
                              									Boden ein Loch zum Ablassen der gebildeten Natronlauge. Zwischen dieser
                              									Zersetzungszelle und einer zweiten bringt man eine isolirende Schicht von
                              									Guttapercha an. Alle Elektroden sind paarweise verbunden. Dqdm = 4 Ampère, E = 3 Volt.
                           Bei der versuchsweisen Ausführung des Vautin-Processes
                              									in Bolton (Lancashire) vor einigen Jahren zeigte es sich nach J. B. C, Kershaw (The
                                 										Electrician, 1898 Bd. 40 S. 623), dass das geschmolzene Gemisch von Salz,
                              									Blei und Natrium den Tiegel stark angriff, und dass sich bald die Bleikathode mit
                              									einer Kruste der Legirung bedeckte, das fernerhin ausgeschiedene Natrium sich also
                              									nicht mehr mit dem geschmolzenen Blei verbinden konnte, sondern an die Oberfläche
                              									der Schmelze stieg und dort verbrannte. Gleichzeitig wuchs die elektromotorische
                              									Gegenkraft der Zelle sehr stark. Diese Uebelstände hat L.
                                 										Hulin (vgl. D. p. J. 1897 304 261 und 1898 307 237)
                              									dadurch vermieden, dass er einen Elektrolyten aus Kochsalz und Bleichlorid nimmt.
                              									Natrium und Blei scheiden sich dann zu gleicher Zeit aus. Es kann also keine
                              									Verkrustung der Kathode eintreten, sondern die Legirung diffundirt regelmässig und
                              									leicht in das geschmolzene Blei. Durch die Abwesenheit freien Natriums und seines
                              									Subchlorids wird auch die zerstörende Wirkung der Schmelze auf den Tiegel bedeutend
                              									vermindert. In der Versuchsanlage bei Matussière und
                                 										Forest in Modane wurde ein Strom von 2000 Ampère und 32 Volt durch vier
                              									Schmelztiegel geschickt. Jeder
                           
                              
                                 
                                 Volt
                                 Ausbeute in g
                                 Nutzeffect in Proc.
                                 
                              
                                 für 1 Ampère-Stunde
                                 für 1 Kilo-Watt-Stunde
                                 Strom
                                 Energie
                                 
                              
                                 NaOH
                                 Cl
                                 NaOH
                                 Cl
                                 
                              
                                 NasseProcesse
                                 Hargreaves-BirdCastner-KellnerRichardson-Hollanddto.Theoretisch
                                 3,44,06,04,02,3
                                 1,1961,363––1,495
                                 1,0571,136––1,322
                                 351340––650
                                 310284––574
                                   80,0  91,0  97,5  97,5100,0
                                   54,0  52,3  37,3  56,0100,0
                                 
                              
                                 TrockeneProcesse
                                 HulinTheoretisch
                                 7,04,2
                                 1,0521,495
                                 0,9071,322
                                 150356
                                 129314
                                   69,3100,0
                                   41,5100,0
                                 
                              
                           
                           Tiegel erforderte 7 Volt. Am besten arbeitet man mit Dqdm = 70 Ampère, also mit 30mal mehr als bei wässerigen Lösungen rathsam
                              									ist. Zur Lösung der Bleianode werden 12 Proc. des Stromes benutzt. In 1 /Tag
                              									erhält man 1,85 k Chlor und 1,24 k Natrium. Die Legirung wird Ѥurch Wasser (Dampf
                              									ist zu gefährlich) oder Lösungen von Chemikalien in Natriumhydroxid und schwammiges
                              									Blei zerlegt. Röstet man vor dem Ausziehen mit Wasser im Luftstrom bei dunkler
                              									Rothglut, so erhält man Bleisuperoxyd. Einen Vergleich der verschiedenen
                              									elektrolytischen Alkaliprocesse gibt vorstehende Tabelle.
                           Der niedrigeren Ausbeute (für 1 Kilo-Watt-Stunde 150 g Natriumhydroxyd beim
                              									Hulin-Process gegen 351 bei dem von Hargreaves-Bird)
                              									stehen als Vortheile gegenüber: das sehr viel bedeutendere Ausbringen bei derselben
                              									Grösse der Anlage, die Erlangung einer concentrirten Lösung ohne Verdampfen und die
                              									Gewinnung höherwerthiger Nebenproducte. Der Geldwerth dieser Vortheile kann nicht
                              									beziffert werden. Er müsste aber den an grösserer elektrischer Energie, die der
                              									Hulin-Process erfordert, mindestens aufwiegen. Es verlangen nämlich zur Erzeugung
                              									von 1 t 70procentigen Alkalis und 2,1 t 35procentigen Bleichmittels an Energie der
                              									Process von
                           
                              
                                 Hargreaves-Bird
                                 2,609
                                 Kilo-Watt-Stdn.
                                 im
                                 Werthe
                                 von
                                 
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                                 2
                                 1
                                 8
                                 
                              
                                 Castner-Kellner
                                 2,694
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 2
                                 3
                                 0
                                 
                              
                                 Hulin
                                 6,106
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 4
                                 17
                                 7
                                 
                              
                           Zur Ausbeutung des Hulin-Processes hat sich in Grenoble die Société des Soudières Électrolytiques mit einem Kapital von 2400000 M.
                              									gebildet. Bei Clavaux Isère werden Werke gebaut, die 5000  von dem Flusse
                              									Romanche erhalten. Man erwartet ein tägliches Ausbringen von 4 t Natriumhydroxyd und
                              									8 t Bleichmittel. Steinhart und Vogel (Electrician vom 18. März 1898) führen
                              									die niedrige Ausbeute von 69,3 Proc. beim Hulin-Process darauf zurück, dass das
                              									Bleichlorid nicht vom Strom sondern durch das Natrium zerlegt wird. Sie konnten es
                              									bis zu einer Stromausbeute von 95 Proc. bringen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)