| Titel: | Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten Elektrochemie. | 
| Autor: | Franz Peters | 
| Fundstelle: | Band 309, Jahrgang 1898, S. 231 | 
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                        Elektrotechnik.Fortschritte der angewandten
                           								Elektrochemie.
                        Von Dr. Franz Peters.
                           							
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 212 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Fortschritte der angewandten Elektrochemie.
                        
                     
                        
                           Zur schnellen und ununterbrochenen Herstellung von Röhren mit verhältnissmässig
                              									kleinem Durchmesser durch elektrolytische Metallniederschläge benutzt J. O. S. Elmore (D. R. P. Nr. 95857) den in Fig. 16 im Längsschnitt dargestellten Apparat. Ein
                              									Bottich a, zweckmässig von ∪-förmigem Querschnitt, ist durch Scheidewände b
                              									in eine Anzahl Kammern getheilt. In einige dieser Kammern sind Contactfedern c eingeführt, die bei der Drehung der Kernspindel d auf dieser schleifen. Die Kernspindel wird nicht nur
                              									gedreht, sondern auch in der Längsrichtung bewegt, wobei sie gegen die Glätter e streift. In den anderen Kammern befinden sich
                              									Cylinder oder Schalen f aus dem niederzuschlagenden
                              									Metall, z.B. Rohkupfer, die die Kernspindel d ganz oder
                              									theilweise umgeben und als Anoden dienen. Mit Verlängerungen g aus hartem Holze oder anderem nicht leitenden Material ist die
                              									Kernspindel in Stopfbüchsen der Kopfwände des Bottichs gelagert. Die elektrolytische
                              									Flüssigkeit durchströmt den Apparat durch geeignete Oeffnungen in den Zwischenwänden
                              									zwischen der Kernspindel und den Anoden mit grosser Geschwindigkeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 309, S. 231
                              Fig. 16.Elmore's Apparat zur elektrolytischen Herstellung von
                                 										Röhren.
                              
                           Um diese noch zu vermehren, wird der Bottich durch einen
                              									Deckel k geschlossen, und der Elektrolyt durch eine
                              									Pumpe unter Druck zugeführt. Zwei oder mehr solcher Bottiche können in einer Geraden
                              									angeordnet sein. Sie sind dann von einander durch eine Isolirung getrennt, während
                              									die Kernspindeln durch nicht leitende Zwischenstücke verbunden sind.
                              									Stopfbüchsen sind dann nur in den aussen liegenden Kopfwänden der beiden letzten
                              									Bottiche nothwendig. Die Anoden jedes Bottichs werden mit der Kernspindel des
                              									nächstfolgenden leitend verbunden. Die Flüssigkeit des letzten Bottichs lässt man
                              									zweckmässig abwechselnd in ein mit zwei Abtheilungen versehenes Kippgefäss fliessen,
                              									das sie in einen Behälter ausgiesst, aus dem eine Pumpe sie wieder in den ersten
                              									Bottich zurückschafft. Hat sich auf den Kernspindeln einer Bottichreihe genügend
                              									Metall niedergeschlagen, so wird die Kernspindel des letzten Bottichs entfernt. Die
                              									anderen Kernspindeln werden um einen Bottich nach hinten verschoben, während der
                              									erste Bottich eine neue Kernspindel erhält. Der ältere Process, den die Anaconda Copper Mining Company ausführt, ist jetzt von
                              										Secretan und anderen durch kleine Aenderungen so
                              									verbessert, dass er tadellose Röhren und Bleche liefert (Engineering and Mining Journal vom 19. Februar 1898). Um Röhren in einer
                              									Operation innen und aussen zu elektroplattiren, stützt sie W. Wright (Englisches Patent Nr. 491/1897) auf zwei Scheiben, die an einer
                              									rotirenden Spindel befestigt sind. Eine dritte daran angebrachte Scheibe trägt die
                              									Anodenstäbe, von denen je einer durch die ganze Länge einer Röhre geht. Die Röhren
                              									hängen lose in Zapfen, die concentrisch auf der inneren Fläche der Trägerscheibe
                              									angebracht sind. Federn sichern den Halt. Den Röhren kann auch bei der Umdrehung des
                              									Rahmens eine epicykloidische Bewegung ertheilt werden.
                           Wie andere (vgl. D. p. J. 1898 307 240) will auch J. Formánek (Zeitschr. f. Nahrungs- u. Genussm.-Unters., 1898 Bd. 1
                              									S. 320) das nach Allihn's Vorschrift durch Reduction
                              									aus Fehling'scher Lösung mit Zuckerlösung erhaltene
                              									Kupferoxydul elektrolytisch bestimmen. Er löst in Salpetersäure, versetzt mit
                              									überschüssigem Ammoniak und mit Ammoniumnitrat, elektrolysirt mit Dqdm = 2 Ampère und wäscht ohne Stromunterbrechung.
                              									Die Bestimmung kleiner Mengen Arsen und Antimon im Elektrolytkupfer nach der Heberlein'schen Methode im Laboratorium der Boston and Montana Cons. Copper and Silver Mining Co.
                              									beschreibt T. Ulke (Engineering
                                 										and Mining Journal, 1898 Bd. 65 S. 430). Die Trennung des Kupfers vom Arsen
                              									ist nur möglich, wenn letzteres in der fünfwerthigen Form oder in der dreiwerthigen
                              									als Anion vorliegt. N. Revay (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 332) hat aus einer Lösung von
                              									0,08 bis 1,14 g Kaliumarseniat und 0,20 bis 1,09 g Kupfersulfat, die 10 bis 20 cc
                              									Schwefelsäure enthielt, mit E = 1,6 bis 1,8 Volt (Dqdm = 0,01 bis 0,04 Ampère) in durchschnittlich 12 Stunden Kupfer in
                              									reinem Zustande abscheiden können. Wird die Spannung zu hoch, so scheidet sich Arsen
                              									auf der Kathode mit ab, besonders in salzsaurer und nächstdem in salpetersaurer,
                              									schwer in schwefelsaurer und Kaliumcyanidlösung. Aus stark ammoniakalischer Lösung
                              									fällt mit E = 1,65 bis 1,85 Volt (Dqdm = 0,025 bis
                              									0,04 Ampère) ebenfalls nur Kupfer. Aus antimonhaltiger Kupferlösung entfernt Heath (Transactions of the
                                 										Amer. Inst. of Mining Eng.: Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1898 Bd. 57
                              									S. 139; vgl. F. Klepetko und Heath,
                                 										Chemiker-Zeitung, Repertorium, 1898 Bd. 22 S. 187) das Antimon vor der
                              									elektrolytischen Kupferbestimmung ähnlich, wie es Smith
                              									und Low für Arsen angegeben haben. Er verdampft die
                              									salzsaure Lösung bis fast zur Trockne, bringt unter Zusatz einer Lösung von 2 g
                              									Schwefel in 10 cc Brom zur Teigconsistenz, setzt weiter 20 cc Brom zu und verdampft
                              									auf dem Sandbade, bis keine weissen Dämpfe von Antimonbromid mehr entweichen, und
                              									das Kupfersalz völlig trocken und hellgrau geworden ist.
                           Zur Kupferbestimmung in Schlämmen wird nach T. Ulke (Engineering and Mining Journal, 1898 Bd. 65 S. 430) die
                              									Probe in 10 cc Salpetersäure und 12 Tropfen Schwefelsäure gelöst, zur Trockne
                              									verdampft, mit Wasser und verdünnter Schwefelsäure aufgenommen und gekocht. Nach der
                              									Silberfällung wird die Flüssigkeit mit einem Aluminiumblech von etwa 5 g erwärmt und
                              									10 Minuten gekocht. Der Niederschlag wird im Porzellantiegel 10 Minuten an der
                              									Muffelöffnung und 10 Minuten bei dunkler Rothglut erhitzt und dann in Salpetersäure
                              									gelöst. Nach Neutralisation mit Ammoniak und Zusatz von 25 cc verdünnter
                              									Schwefelsäure (3 : 1) wird elektrolysirt. A. Hollard
                              										(Bulletin de la Société chimique, 1898 Bd. 19 S.
                              									470) stellt in einer Probe eine Gold-Bleilegirung her und cupellirt, behandelt eine
                              									andere erst im Chlorstrome und fällt dann Kupfer aus salpetersaurer, Silber aus
                              									cyankalischer Lösung elektrolytisch. A. Riche (Journ. de Pharmacie et de Chimie, 1897 Bd. 6 S. 300)
                              									analysirt Kupfer-Nickellegirungen nach der allgemein gebräuchlichen
                              									elektrochemischen Methode.
                           Aus salpetersaurer Lösung erhält man das Silber nach F. W. Küster und H. v.
                                 										Steinwehr (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898
                              									Bd. 4 S. 451) in tadelloser Form nur abgeschieden, wenn man die Lösung von etwa 0,1
                              									g auf 55 bis 60° erwärmt, mit 1 bis 2 cc Salpetersäure von 1,4 spec. Gew. und 5 cc
                              									Alkohol (zur Verhinderung der Superoxydbildung) versetzt und die Badspannung
                              									constant auf 1,35 bis 1,38 Volt hält. Dauer etwa 8 Stunden für 1,3 g Metall. Die
                              									Stromstärke nimmt von 110 Milliampère mit abnehmenden Silbermengen ab. Ohne dass die
                              									Brauchbarkeit des Niederschlages leidet, können bis 2 g Metall abgeschieden werden.
                              									Zur Erzielung der Badspannung ist es unvortheilhaft, einen Vorschaltwiderstand
                              									anzuwenden, da dieser im Verlaufe der Elektrolyse mit dem steigenden Badwiderstande
                              									ständig geändert werden müsste. Besser ist es, von vornherein (z.B. durch Verwendung
                              									einer zum Theil durch Constanten kurz geschlossenen Thermosäule; eine
                              									Klemmenspannung von 1,36 Volt ohne jeden Widerstand zu benutzen. Auch N. Revay (Zeitschrift für
                                 										Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 313) hat bei Gegenwart von 0,2 bis 0,3 g
                              									Silber und 3 bis 5 cc Salpetersäure von 12° Bé. Spannungen bis zu 1,4 Volt (Dqdm = 0,02 Ampère) angewendet. Der schwammige
                              									Niederschlag haftet gut, wenn die Lösung auf etwa 70° erwärmt wird. An der Anode
                              									tritt Silbersuperoxyd auf, das aber allmählich verschwindet. Wird von Anfang an zu
                              									der Lösung mehr Säure gesetzt, so ist die Superoxydbildung geringer.
                              									Zusammenhängende Niederschläge, die nicht schwammig sind, erhält man aus
                              									Kaliumcyanidlösung. Superoxyd tritt dabei an der Anode nicht auf, nur scheidet sich
                              									zuweilen Silbercyanid ab, das aber schon beim Umrühren der Lösung oder Zufügen
                              									kleiner Mengen Kaliumcyanid leicht wieder in Lösung geht. Eine nahezu
                              									vollständige Abscheidung des Silbers ist aber nur bei Gegenwart von wenig Kupfer
                              									möglich. Es kann schon bei 1,2 Volt Silber ausgeschieden werden, während Freudenberg 1,7 bis 1,8 Volt angibt. Das Minimum an
                              									Spannung ist aber sehr veränderlich mit den Concentrationsverhältnissen und der
                              									Zeitdauer des Versuches, allerdings durchweg kleiner als nach den älteren Angaben,
                              									was auch für die Kupferpolarisation gilt, für die der Werth 1,8 Volt schon zur
                              									Abscheidung genügt. Versuche wurden mit 0,15 bis 1 g Silber, E = 1,60 bis 1,75 Volt,
                              										Dqdm = 0,02 bis 0,07 Ampère und t = 45 bis 60°
                              									angestellt.
                           Stellt man nach Zsigmondy (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 546) durch Behandeln einer
                              									schwach alkalisch gemachten sehr verdünnten Goldchloridlösung mit Formaldehyd eine wässerige Goldlösung her, so scheidet
                              									sich aus ihr das Metall bei der Elektrolyse an der Anode als schwarzes Pulver ab,
                              									das nach dem Trocknen Metallglanz annimmt. Trennt man die positive Elektrode von der
                              									Flüssigkeit durch eine Membran, so fällt das Gold auf dieser als blauschwarzes
                              									Pulver nieder.
                           Wahrnehmungen, die sich bei der Ausarbeitung des Goldscheidungsverfahrens der Norddeutschen Affinerie (D. p.
                                 										J. 1897 304 237) ergeben haben, bespricht E. Wohlwill (Zeitschrift für
                                 										Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 379, 402 und 421). Bei Verwendung löslicher
                              									Anoden ist Kaliumcyanid als Elektrolyt nicht brauchbar, da dann Silber und Kupfer
                              									mit in Lösung gehen und auf der Kathode niedergeschlagen werden. Deshalb muss auch
                              									das nach dem Siemens und Halske-Process erhaltene Gold noch einer weiteren Scheidung
                              									unterworfen werden. Auch neutrale Lösungen von Goldchlorid und
                              									Chlorwasserstoff-Goldchlorid sind ausgeschlossen, da die Anode ungelöst bleibt.
                              									Dagegen tritt selbst bei geringen Stromdichten Lösung ein, wenn auch nur geringe
                              									Mengen Salzsäure (1 cc vom spec. Gew. 1,19 auf 1 l) oder Alkalichlorid zugegen sind,
                              									also Verbindungen der Form AuCl 4H gebildet werden
                              									können. Dann ist das Gold ausschliesslich oder vorzugsweise in der Form des
                              									complexen Anions AuCl 4 vorhanden. Eine vollständige
                              									Lösung der Anode kann also nur dann erfolgen, wenn die in ihrer unmittelbaren Nähe
                              									vorhandene Menge Chlorwasserstoff mindestens ausreicht, um in Gemässheit der
                              									Gleichung
                           Au + Cl 3 + HCl = AuCl 4H
                           diejenige Menge Chlor zu binden, die bei Abwesenheit von
                              									Chlorwasserstoff frei werden oder eine äquivalente Sauerstoffmenge entbinden würde.
                              									Man wird also um so mehr Salzsäure zufügen müssen, je höher die Stromdichte genommen
                              									wird. Bei verhältnissmässig geringem Chlorwasserstoffgehalt kann doch mit hohen
                              									Stromdichten gearbeitet werden, wenn die Temperatur des Elektrolyten auf 60 bis 70°
                              									gehalten wird. Beträgt der Gehalt an Salzsäure 80 cc vom spec. Gew. 1,19 in 1 l (3
                              									Proc. Chlorwasserstoff), so kann unter diesen Umständen die Stromdichte an der Anode
                              									auf 3000 Ampère auf 1 qm gesteigert werden. Es kann also eine Goldplatte von 4 mm
                              									Dicke und 4 k Gewicht durch einen Strom von 308 Ampère bei dieser Dichte in 5
                              									Stunden vollständig gelöst werden, oder bei 1000 Ampère Dichte in 15 Stunden. Eine
                              									ebenso hohe Kathodenstromdichte gibt noch festhaftendeNiederschläge, wenn anfangs
                              									30 g Gold in 1 l des Elektrolyten vorhanden sind. Wenn dieser Gehalt später abnimmt,
                              									sinkt auch die Stromdichte durch Wachsen der Kathode. Da die Abscheidungen
                              									gleichmässig erfolgen, sind Kurzschlüsse nicht zu befürchten. Man kann also die
                              									Abstände der Elektroden ziemlich klein nehmen, deshalb mit mässigen Mengen
                              									Elektrolyt auskommen und auf 6 qm Bodenfläche 75 k feineres Gold in 24 Stunden
                              									scheiden. Bei der niederen Spannung, die zur Goldfällung ausreicht, werden die
                              									anderen mit in Lösung gegangenen Metalle an der Kathode nicht ausgeschieden. Das
                              									Elektrolytgold hat eine Feinheit, die 1000/1000 nicht selten erreicht, und nur ganz
                              									ausnahmsweise weniger als 999,8 beträgt. Das elektrolytische Scheidungsverfahren hat
                              									vor der Fällung durch Eisenchlorür aus der Königswasserlösung den Vortheil, dass die
                              									Chlorentwickelung vermieden und der Säureverbrauch auf ein praktisch verschwindendes
                              									Minimum eingeschränkt wird. Der an die Stelle des letzteren tretende elektrische
                              									Kraftaufwand ist unerheblich, denn bei Dqm = 1000
                              									Ampère beträgt die Badspannung nur 1 Volt. Es wird also für die Fällung von 3 k
                              									reinem Gold durch 50 Ampère in 24 Stunden nicht mehr Kraft verbraucht als in der
                              									gleichen Zeit in einer 16kerzigen Glühlampe. Während nach der Berechnung in 1
                              									Ampère-Stunde 2,450 g Gold niedergeschlagen werden müssten, ergaben die Versuche in
                              									schwankenden Mengen 2,953 bis 2,965 g. Die Aenderungen werden beeinflusst durch
                              									Unterschiede in der Zusammensetzung der Lösung und des Anodengoldes, im
                              									Säuregehalte, in der Temperatur und in der Stromstärke. Dieser scheinbare
                              									Widerspruch gegen das Faraday'sche Gesetz lässt sich
                              									durch folgende Deutung lösen. Neben Goldchlorid entsteht an der Anode eine gewisse
                              									Menge Chlorür, die sofort wieder in Chlorid und Gold zerfällt, mit anderen Worten,
                              									es gehen neben den Anionen mit dreiwerthigem Goldatom solche mit einwerthigem in die
                              									Lösung über, die sich unter Abscheidung von nicht ionisirtem Gold wieder zu AuCl 4 umsetzt. Demgemäss enthält auch der Anodenschlamm,
                              									von anderen Metallen abgesehen, stets mehr Gold als die Anoden selbst, ein Beweis
                              									dafür, dass den mechanisch abgebröckelten Stücken der Elektrode sich secundär
                              									ausgefallenes reines Gold beigemischt hat. Diese Goldabscheidung aus der
                              									Chlorürlösung kann man an dem Glitzern der Flüssigkeit in der Nähe der Anode beim
                              									Beginn der Elektrolyse und an Proben beobachten, die, dem Bade entnommen, ausserhalb
                              									stehen bleiben. Da aber nicht alles Goldchlorür an der Anode so zerfällt, sondern
                              									ein Theil auch zur Kathode gelangt, so werden an dieser gleichzeitig mit den
                              									dreiwerthigen auch einwerthige Goldionen abgeschieden. So erklärt sich, dass die
                              									Menge des Niederschlages mehr als ein Aequivalent beträgt und ausserdem veränderlich
                              									ist. Erreicht aber nur ein Theil der an der Anode entstehenden einwerthigen Ionen
                              									die Kathode, so muss auch, abgesehen von den Verlusten durch Abbröckeln, die
                              									Gewichtsabnahme der Anode die Zunahme der Kathode übersteigen, ja es muss der
                              									Ueberschuss des Gewichtsverlustes grösser sein als die Summe des durch Zersetzung
                              									und durch Abfall entstandenen Anodenschlammes. Diesen Folgerungen entspricht die
                              									Erfahrung. Mit dem Wachsen der Stromdichte nimmt sowohl die Menge des
                              									Anodenverlustes wie des Niederschlages ab; es treten also die einwerthigen
                              									Goldionen neben den dreiwerthigen zurück. Ferner verringert sich der Ueberschuss des
                              									Anodenverlustes über die Kathodenzunahme, es werden weniger einwerthige Ionen unter
                              									Ausscheidung entionisirten Goldes in dreiwerthige Ionen umgesetzt, also nimmt der
                              									Bruchtheil des Anodengoldes ab, der einer zweiten Bearbeitung unterworfen werden
                              									muss. Bedingung ist hierbei immer, dass der Elektrolyt ständig gut durchgemischt
                              									wird. Sonst kann die Differenz zwischen Anodenverlust und Niederschlag noch
                              									erheblich grösser werden; sie kann sich aber auch geradezu umkehren. Sinkt Dqm auf 1 Ampère, so nähert sich das Aequivalent
                              									stark dem des einwerthigen Goldes, während bei Dqm
                              									über 1500 Ampère das des dreiwerthigen beinahe erreicht wird. Die Resultate der
                              									Versuche mit niedrigen Stromdichten sind aus folgenden Gründen nicht uncorrigirt
                              									verwendbar. Gold löst sich auch schon ohne Strom in säurehaltiger Goldchloridlösung,
                              									namentlich in der Hitze. Dasselbe wird eintreten, wenn es als Anode und, sei es auch
                              									in vermindertem Maasse, wenn es als Kathode gebraucht wird. Ferner bleibt sehr viel
                              									Goldchlorür in Lösung. Und schliesslich können geringe Temperaturänderungen schwer
                              									genau zu berechnende Gewichtsvermehrungen oder -verminderungen der Elektroden
                              									herbeiführen. Die Elektrolyse des Goldes bietet nach allem ein merkwürdiges,
                              									vielleicht in seiner Art einziges Beispiel dafür, dass in Folge der gleichzeitigen
                              									Entstehung verschiedenwerthiger Ionen desselben Elements an der Anode in strenger
                              									Consequenz des Faraday'schen Gesetzes die
                              									Unbeständigkeit des elektrochemischen Aequivalents zur Regel wird.
                           Th. Tonge (Engineering
                                 										Magazine, 1898 S. 652) behandelt kurz die Geschichte des Cyanidprocesses
                              									und beschreibt einige Anlagen. C. Butters (Journal of the chem. and metall. Society of South
                                 										Africa, Bd. 1 S. 5; The Electrical Review,
                              									1898 Bd. 42 S. 561) empfiehlt für das Lösen des Goldes aus den Schlämmen die von W. A. Caldecott bei der Rand
                                 										Central Ore Reduction Co. praktisch eingeführte Lüftung, da der für die
                              									Wirkung des Kaliumcyanids nöthige Sauerstoff durch organische Verbindungen oder die
                              									Zersetzungsproducte der Pyrite absorbirt wird. Dann betrachtet er (vgl. D. p. J. 1897 304 238 und
                              									239; 1898 307 260 und 261) die Processe von Siemens und Halske (mit Eisenanoden), von Andreoli, seit 1895 (mit Bleisuperoxydanoden), von Pelatan-Clerici (mit Quecksilber) und von Bettel (mit Blei und Zink). Bei dem allgemein
                              									gebrauchten Siemens und Halske-Process muss der Elektrolyt frei sein von Kalk und
                              									anderen gelösten Stoffen und suspendirten Verunreinigungen. Er wird deshalb vor der
                              									Elektrolyse durch ein Sandfilter geschickt. Die Eisenanoden sind sehr haltbar. Eine
                              									5 mm dicke hielt bei der Belastung mit Dqm = 0,35
                              									Ampère länger als 5 Jahre. E. Motz und H. F. Welch (Englisches Patent Nr. 25400/1897) lassen
                              									das zerkleinerte und reducirte Erz im Gemisch mit einem lösenden Agens (z.B. Cyanid)
                              									durch einen geneigten wellenförmigen Kanal fliessen, dessen gegenüber stehende Wände
                              									von den Anoden und Kathoden gebildet werden. Am vortheilhaftesten ist nach Sh. Cowper-Coles (Transactions
                                 										of the Institution of Mining and Metallurgy vom 20. April 1898) der
                              									Gebrauch einer Aluminiumkathode, weil der gleichförmige Goldniederschlag wegen der
                              									dünnen Oxydzwischenschicht leicht abgezogen werden kann. Man arbeitet am besten bei
                              										40°und im
                              									Augenblicke des Einführens der Aluminiumkathode mit höheren Stromdichten als
                              									nachher, damit sich kein Thonerdehydrat bildet. Aus Lösungen in 0,01procentiger
                              									Kaliumcyanidlösung, die in 1 t 3,9 g Gold enthielten, wurden nach 10 Stunden 95
                              									Proc. Gold niedergeschlagen. Wendet man 0,0075procentige Kaliumcyanidlösung an, so
                              									beträgt bei Dqm = 0,3 Ampère die Spannung 6 Volt.
                              									Dem hält A. James entgegen, dass das Gold zu schnell
                              									ausfalle und die Aluminiumkathode durch Kaliumcyanid verunreinigt werde. Während
                              									Bleisuperoxydanoden (vgl. D. p. J. 1897 304 238 und 1898 307 261) gute
                              									Resultate geben, kann man nach E. Andreoli (Engineering and Mining Journal, 1898 Bd. 65 S. 100) mit
                              									Anoden aus basischem Metall, das angegriffen wird, die Goldcyanidlaugen nicht
                              									erschöpfen, sondern höchstens 70 bis 80 Proc. des Goldes niederschlagen, abgesehen
                              									davon, dass noch andere Verwickelungen eintreten können. In der Sitzung der Chemical
                              									and Metallurgical Society of South Africa vom 21. Mai 1898 besprach A. v. Dessauer (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 563) eine von Carlin angegebene Anordnung zur Stromvertheilung und zum raschen Oeffnen
                              									und Schliessen des Stromes im Siemens und Halske-Process. Sie besteht aus einer
                              									eisernen Röhre, die mit Quecksilber gefüllt ist und längs der Oberseite schmale und
                              									kurze Schlitze ausgespart enthält, die zum Einhängen der Pole dienen. H. Pauli ermittelte durch Präcisionsmessungen, dass mit
                              									dieser Contactverbindung befriedigende Betriebsresultate erzielt werden.
                           Ueber Nebenproducte bei der Goldgewinnung berichtet C.
                                 										Butters (Proceed. Chem. and Metall. Soc. of South
                                 										Africa; The Journal of the Society of Chemical Industry, 1897 Bd. 16 S.
                              									1018). Bei der Oxydation pyritischer Erze entstehen Eisensalze, die mit Cyaniden und
                              									Alkali Ferrocyanide und Hydroxyd bilden, die bei der elektrischen Fällung den
                              									Schlamm vermehren. Der Kalkzusatz bei sauren Erzen veranlasst Ablagerungen von
                              									Kalksalzen auf den Bleikathoden, die beim Abfallen Gold mit in den Schlamm
                              									niederreissen und die Menge des suspendirten Goldes vermehren. Beim Siemens und
                              									Halske-Process bildet sich aus den Eisenanoden allmählich Berlinerblau und
                              									Eisenhydroxyd, die theils zu Boden sinken und theils in den Sumpf fliessen, wo sie
                              									weiter oxydirt werden. Die Anodenhüllen zerfallen durch die Einwirkung obiger
                              									Producte, mit denen sie getränkt werden, allmählich. Bei Sandverarbeitung kann 1 t
                              									Berlinerblau 5 bis 50 Unzen Gold enthalten. Bei Schlammverarbeitung wird der
                              									Niederschlag verunreinigt und hat einen geringeren Werth. Für 1 t Schlamm genügt 1
                              									Unze Kieselsäure oder Thon, um das Haften des Goldes an der Kathode zu erschweren
                              									und die Spannung zu erhöhen.
                           B. Becker (D. R. P. Nr. 96234; Englisches Patent Nr.
                              									7218/1897) behandelt die edelmetallhaltigen Erze in einem mit amalgamirten
                              									Kupferplatten belegten Trichter mit Kaliumcyanidlauge, saugt die Lauge von oben ab
                              									und treibt sie von unten neuerdings in den Trichter. In die Absaugevorrichtung kann
                              									ein Elektrolysirapparat eingeschaltet werden, um die Lauge zu regeneriren und das
                              									gelöste Edelmetall aus ihr abzuscheiden. Zur Behandlung von 100 t Erz im Tag nach
                              									dem Verfahren Pelatan-Clerici (vgl. D. p. J. 1898 307 262)
                              									gebraucht man (Revue industrielle vom 15. Mai 1898) 30
                              									. Der Preis stellt sich für 1 t ohne Zerkleinerung auf 4,80 M. Genauere
                              									Angaben über das Verfahren, das seit 1894 in den Vereinigten Staaten im Betriebe
                              									ist, machte C. E. Webber (The
                                 										Electrician, 1898 Bd. 40 S. 519, 549 und 595; vgl. Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 552) in einem Vortrage vor
                              									der Institution of Electrical Engineers, in dem er eine Uebersicht über die
                              									verschiedenen Methoden zur elektrochemischen Behandlung edelmetallhaltiger Erze gab.
                              									In seiner einfachsten Form besteht der Apparat aus einem Bottich mit senkrechter
                              									Erregerwelle, an der als Anoden wagerechte Flügel von Eisenblech befestigt sind, die
                              									senkrecht verstellbare Holzstäbe tragen. Der Abstand (10 bis 16 cm) zwischen Anode
                              									und der auf Kupferblech liegenden wagerechten Quecksilberkathode muss so regulirt
                              									werden, dass der aus 3 Th. Wasser und 5 Th. Erz hergestellte Brei langsam fortbewegt
                              									wird. Dabei darf das Quecksilber in seiner wagerechten Lage nicht gestört werden.
                              									Ist bei zu grosser Umdrehungsgeschwindigkeit Gefahr dazu vorhanden, so wird
                              									praktisch die Anzahl der Rührflügel vermindert. Ansätze an den Seitenwänden des
                              									Gefässes hindern zu grosse Bewegung des Breis und schaffen ihn von aussen in die
                              									Mitte des Gefässes, von wo er wieder nach unten in den Raum zwischen Anode und
                              									Kathode fällt. Dqm = 16 Ampère, E = 5 bis 14 Volt.
                              									Bottiche von 2,7 m Durchmesser verarbeiten in 24 Stunden 5 t, wobei 75 bis 92 Proc.
                              									des Goldes gewonnen werden. Der Kaliumcyanidlaugerei wird durch Zusatz von Kochsalz
                              									(0,2 bis 1 Proc. des Erzes) zum Brei vorgearbeitet. Es wird Hypochlorit gebildet,
                              									das in kleinen Mengen ein nützliches Oxydationsmittel ist. Das freie Chlor greift
                              									erst die unedlen Metalle, dann auch das Gold an. Das elektrolytisch ausgeschiedene
                              									Natrium erleichtert die Amalgamation. Sind die unedlen Metalle in Chloride
                              									verwandelt, so neutralisirt man den Brei durch Kalk und setzt Kaliumcyanid zu, von
                              									dem man mehr als bei anderen Verfahren gebraucht, da ein Theil von dem Hypochlorit
                              									oxydirt wird. Für das Verfahren wird in Rossland (Britisch Columbien) ein Werk zur
                              									täglichen Verarbeitung von 50 t gebaut. Im Staatshüttenlaboratorium in Hamburg sind
                              									nach W. Witter (Zeitschrift für
                                 										Elektrochemie, 1898 Bd. 5 S. 23) Versuche im Grossen (bis 100 k) mit den
                              									verschiedensten Erzen nach dem Pelatan-Clerici-Process gemacht worden. Golderze mit
                              									wenig oder gar keinem Silber lieferten Ausbeuten von 80 bis 96, ja bis 99 Proc.
                              									Solche, die mehr Silber und auch noch Kupfer oder Blei enthielten, beanspruchten
                              									mehr als 6 Stunden Behandlung zur Gewinnung von etwa 36 g Gold und mehr als 0,2
                              									Proc. Kaliumcyanid, um gute Ausbeuten zu erhalten. Refractorische Erze liessen sich
                              									nach diesem Process ebenfalls nicht verarbeiten, wenn das gewöhnliche Lauge
                              									verfahren keine Resultate ergab. Die oben erwähnten guten Ergebnisse wurden auch
                              									durch gewöhnliches Rühren mit Kaliumcyanidlösung und Abpressen der Schlämme durch
                              									eine kleine Filterpresse in nicht wesentlich längerer Zeit erhalten. Etwa
                              									vorhandener Sand bedeckt das Quecksilber und gibt zu Störungen Veranlassung. Die
                              									specifisch leichteren Amalgame von Silber und Kupfer werden beim Ablassen des
                              									Schlammes mitgerissen und bewirken recht beträchtliche Quecksilberverluste. Die de Lamar Mill, Idaho, hatte (Ing. et chim. Journ., 1897 S. 155) auf 1 t Erz ⅙ bis ½ Pfund Verlust. Auf
                              									keinen Fall werden sich die Gesammtkostender Extraction des Goldes mit Elektrolyse nach Siemens und Halske höher stellen als bei dem
                              									Pelatan-Clerici-Processe. An der Küste von Maine soll eine Anlage zur Gewinnung von
                              									Gold und Silber aus Seewasser errichtet sein. Mit 3,3 M. Unkosten will man 14,5 g
                              									Gold im Werthe von 42,3 M. erhalten haben. The Engineering
                                 										and Mining Journal, 1898 Bd. 65 S. 366, hält diese Daten für eine
                              									Speculation auf die, die nicht alle werden.
                           Verwendet man Gold in Salpetersäure von 1,2 spec. Gew. als Anode, so wird die
                              									Flüssigkeit nach A. Bock (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 358) sofort opalisirend und schnell
                              									undurchsichtig. Wird der Strom unterbrochen, so setzt sich ein schwarzbrauner
                              									Niederschlag von Gold zu Boden. Lösung im Elektrolyten oder Absetzen auf der Kathode
                              									findet nicht statt, so dass also das Gold mechanisch durch die
                              									Sauerstoffentwickelung abgesprengt sein muss. Nimmt man ein Gemisch von 1 Vol.
                              									obiger Salpetersäure und 6 Vol. Wasser als Elektrolyten, so bleibt er klar, die das
                              									Gold begleitenden Fremdmetalle lösen sich und werden an der Kathode
                              									niedergeschlagen, während das Gold selbst unangegriffen bleibt. Auf diese Weise kann
                              									beim Goldprobirverfahren absolut reines Gold erhalten werden. Die Stromdichte wird
                              									wie bei der Kupferprobe genommen.
                           Krystallisirtes Beryllium erhält L. Lebeau (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S.
                              									744) durch Elektrolyse der geschmolzenen Alkalidoppelfluoride. Am besten eignet sich
                              									das bei dunkler Rothglut schmelzende und gut leitende Salz BeF, NaF. Man kann unter
                              									Verwendung eines Nickeltiegels als Kathode und eines Stabes aus Graphitkohle als
                              									Anode mit einem Strom von 6 bis 7 Ampère und 35 bis 40 Volt arbeiten. Das erhaltene
                              									Pulver besteht aus unregelmässigen, von Eisen und Nickel freien Krystallen. Arbeitet
                              									man in Kohlentiegeln, die geschmolzenes anderes Metall enthalten, so kann man
                              									Legirungen gewinnen. Das reine Berylliumfluorid ist wie die anderen Halogen
                              									Verbindungen dieses Metalles ein Nichtleiter, so dass Warren bei seiner Elektrolyse des Fluorids ein unreines Präparat verwendet
                              									haben muss.
                           Zur Darstellung von Berylliumoxyd aus Beryll erhitzt P.
                                 										Lebeau (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 1202)
                              									50 k des fein gepulverten Materials mit 50 k grob gepulverten Calciumcarbids 1½
                              									Stunden mit 1500 Ampère. Er erhält 31,5 k einer homogenen, vollständig geschmolzenen
                              									Masse, während 58,2 k noch pulverförmig erscheinen. Das graugrünliche Product
                              									zerfällt an der Luft unter Wasseraufnahme. Durch Behandeln mit Flusssäure oder
                              									Schwefelsäure erhält man aus ihm 90 bis 95 Proc. des im Beryll vorhandenen
                              									Berylliumoxyds (etwa 15 Proc). Ein Borocarbid des Berylliums von der Formel C4Bo 6Be 6 erhält P. Lebeau (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 1347) in
                              									metallglänzenden Krystallen vom spec. Gew. 2,4 durch Erhitzen eines Gemisches von
                              									Berylliumoxyd mit Bor, das mit wenig Alkohol zu kleinen Cylindern gepresst und bei
                              									150° getrocknet worden ist, im Kohlentiegel des elektrischen Ofens mit 950 Ampère
                              									und 45 Volt. Eine von Kohle freie Verbindung konnte nie erhalten werden.
                           Zur Darstellung von reinem Calcium elektrolysirt H. Moissan (Acad. des
                                 										sciences vom 20. Juli 1898; Chemiker-Zeitung,
                              									1898 Bd. 22 S. 543) geschmolzenes Calciumjodid bei dunkler Rothglut zwischen
                              									einer Kathode aus reinem Nickel und einer Anode aus einem Graphitcylinder, der sich
                              									in der Achse eines porösen Gefässes befindet. Die Temperatur wird durch den Strom
                              									ungefähr auf dem Schmelzpunkt des Calciumjodids gehalten. Dqdm = 2 Ampère, E = 40 Volt.
                           Zur Gewinnung von Erdalkalihydroxyden, besonders zur Regenerirung der Rückstände aus
                              									den Strontianentzuckerungsanstalten, die Strontium und
                              									Calcium als Carbonat, als Sulfat oder an Eisen, Aluminium und Kieselsäure gebunden
                              									enthalten, stellen H. und W. Pataky (D. R. P. Nr.
                              									95754) zunächst die Chloride dar und verwenden sie zusammen mit 5 bis 10 Proc.
                              									Eisenchlorid als Anodenflüssigkeit in einem Bade, das in der Kathodenzelle eine
                              									massig verdünnte Hydratlösung enthält. Als Anode dient Eisen oder Kohle, als Kathode
                              									Eisen, Kupfer oder jedes andere durch Erdalkalilaugen nicht angreifbare Metall. Der
                              									Apparat wird auf 95 bis 100° erhitzt. In Folge des gleichzeitigen Niederschlagens
                              									von schwammigem Eisen haften die Erdalkalihydroxyde gut an der Kathode. Gestaltet
                              									man diese scheiben- oder walzenförmig und lässt sie rotiren, so kann man die Hydrate
                              									ausserhalb des Bades durch eine Abstreichvorrichtung continuirlich ohne
                              									Stromunterbrechung entfernen. Beim Auskochen des Niederschlages lösen sich die
                              									Hydroxyde, während Eisen zurückbleibt.
                           In Alkalibicarbonatlösung aufgeschwemmtes Barythydrat
                              									konnte W. Vaubel (Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 331) durch den Strom nicht oxydiren.
                              									Krystallisirtes Bariumsulfid erhielt A. Mourlot (Comptes rendus, 1898 Bd. 126 S. 643), wenn er ein
                              									theoretisches Gemenge von Bariumsulfat und Kohle im elektrischen Tiegelofen mit 900
                              									Ampère und 50 Volt 4 Minuten lang behandelte. Durch dieselben Ströme kann man auch
                              									amorphes Bariumsulfid, das sich in einem Schiffchen in der Kohlenröhre des
                              									elektrischen Ofens befindet, schmelzen und dann krystallisiren lassen. Die Krystalle
                              									sind farblos in dünner, schwarz und undurchsichtig (wegen Gegenwart von etwas Kohle)
                              									in dicker Schicht. Einige haben bläuliche Färbung, die von Spuren Eisen herzurühren
                              									scheint. Durch Erhitzen mit Kohle im elektrischen Ofen geht das Bariumsulfid in das
                              									Carbid über.
                           Schon früher (Wiedemann's Beiblätter, Bd. 8 S. 232)
                              									haben Tichomiroff und Lidoff die elektrische Zerstäubung von Zink
                              									beschrieben. Diese und die des Bleis, Silbers, Platins und Goldes gelang Bredig (Zeitschrift für
                                 										Elektrochemie, 1898 Bd. 4 S. 514), wenn er unter reinem Wasser mit den
                              									betreffenden Metalldrähten einen elektrischen Lichtbogen bildete. So kann man sehr
                              									fein vertheiltes und katalytisch wirkendes Platin herstellen.
                           Um für sein Verfahren (D. p. J. 1897 304 258) vollständig wasserfreies Zinkchlorid zu
                              									erhalten, digerirt F. M. Lyte (Englisches Patent Nr.
                              									11190/1897) das geschmolzene Salz mit (am besten geschmolzenem) Zink. Dieser Process
                              									kann durch einen Strom unterstützt werden, der zwischen Zink als Anode und Kohle als
                              									Kathode übergeht. Ist das Bad vollkommen entwässert, so wird der Strom
                              									umgekehrt.
                           Ueber die Elektrolyse von Zinkchloridlösungen haben E.
                                 										Foerster und O. Günther (Zeitschrift für Elektrochemie, 1898 Bd. 5 S. 16)
                              									gearbeitet. Als Anoden diente Elektrolytzink, das in locker anliegende Säckchen von
                              										Filtrirleinwandeingenäht wurde; als Kathoden dazwischen stehende 160 bis 180 qc grosse
                              									Zinkbleche; als Elektrolyt 1 l Zinkchloridlösung, die durch längeres Erwärmen mit
                              									Elektrolytzink von den elektronegativeren Metallen, besonders Cadmium, befreit war.
                              									Zum Umrühren wurde das Rührwerk von Mylius und Fromm (Zeitschrift für
                                 										anorganische Chemie, Bd. 9 S. 160) benutzt. Wurde eine neutrale 54,6 g Zink
                              									in 1 l enthaltende Lösung mit Dk, qdm = 1,4 Ampère
                              									elektrolysirt, so wurde in den ersten 6 bis 7 Stunden sehr schönes, glattes,
                              									hellgraues Zink erhalten. Nach 20 Stunden aber hatte sich die Lösung durch basisches
                              									Zinkchlorid stark getrübt und sich sehr viel Schwamm gebildet; auf 14 Mol. ZnCl 2 war 1 Mol. ZnO vorhanden. Nach der Mitration gab
                              									der Elektrolyt bei neuer Elektrolyse nur anfangs wieder gutes Zink. Der von Ashcroft empfohlene Gehalt des Elektrolyten an etwas
                              									freiem Chlor hindert weder beim Ausgang von schwach alkalischen, noch von neutralen,
                              									noch von schwach sauren Lösungen die Schwammbildung, der Trübung der Flüssigkeit
                              									durch basisches Zinkchlorid vorausgeht. Man kann aber leicht beliebige Mengen sehr
                              									schön aussehenden Zinks elektrolytisch übertragen, wenn man die Lösung in Bezug auf
                              									freie Salzsäure dauernd 1/20 bis 1/30 normal hält. Vorübergehende Schwankungen zwischen
                              										1/100- bis 1/300-normal und
                              										1/10-normal
                              									sind zulässig. Um zu verhüten, dass der Niederschlag durch lange haftende
                              									Wasserstoffbläschen ein narbiges Aussehen erhält, erzeugt man durch einen von einer
                              									unlöslichen Anode ausgehenden Nebenstrom von 0,1 bis 0,2 Ampère dauernd einen Gehalt
                              									von 0,2 g freiem Chlor in 1 l des Elektrolyten. Mit Dqdm = 0,6 bis 1,0 und 1,8 bis 1,9 Ampère wurden 225 und 380 g Zink in
                              									einer Operation in sehr schöner silbergrauer gleichmässiger Schicht
                              									niedergeschlagen. Auch Handelszink konnte so raffinirt, besonders von Arsen befreit
                              									werden; Dqdm = 1,8 Ampère, E = 0,9 Volt. Aestelige
                              									Auswucherungen am Rande der Kathode und auf ihr wurden mechanisch entfernt. Die
                              									Gasbläschen lassen sich statt durch Chlor auch durch Einblasen von Luft entfernen,
                              									wobei man gleichzeitig das Rühren spart, aber eine starke Oxydation der Elektroden
                              									erhält und deshalb den Säuregehalt viel ängstlicher überwachen muss. Aus 60° warmen
                              									Chlorzinklösungen, die von 150 g in 1 l 4,82 g als Oxyd enthielten, wurden mit Dqdm = 1,5 Ampère bald Verästelungen erhalten.
                              									Dagegen konnte aus 90° warmen 40,68 Proc. ZnCl 2 und
                              									6,65 Proc. ZnO enthaltenden Lösungen, die zeitweilig durch Wasserstoff gerührt
                              									wurden, mit Dqdm = 0,28 bis 1,55 Ampère unter
                              									Verwendung unlöslicher Anoden stets schön krystallinisches Zink gewonnen werden.
                              									Seine Menge war stets, auch bei Verwendung löslicher Anoden, kleiner als die der
                              									Strommenge entsprechende, während Ashcroft anfangs mehr
                              									als die theoretische Menge erhalten haben will. Die Stromverluste erklären sich
                              									dadurch, dass das an der Anode (frei von Sauerstoff) entwickelte Chlor mit Zinkoxyd
                              									Hypochlorit gibt, das an der Kathode reducirt wird. Diese Versuche bestätigen auch
                              									die jetzt überwiegend angenommene Ansicht von der Ursache der Bildung des
                              									Zinkschwammes, dass nämlich neben den Zinkionen Wasserstoffionen in solcher Menge
                              									entladen werden, dass durch die Concentration der dabei an der Kathode
                              									zurückbleibenden Hydroxylionen das Löslichkeitsvermögen von basischem Zinksulfat
                              									oder -chlorid oder von Zinkhydrat überschritten wird. Zu grosse Verdünnung der
                              									Zinklösung oder zu starke Verunreinigung mit elektronegativeren Metallen befördert
                              									demnach die Bildung des Zinkschwammes, dauernder Gehalt des Elektrolyten an etwas
                              									freier Säure verhindert sie, wenn die saure Flüssigkeit dauernd und ziemlich schnell
                              									an der Kathode vorübergeführt wird. Ferner darf, wie bekannt, der
                              									Kathodenniederschlag durch Unebenheiten keine Flüssigkeit an der Circulation
                              									hindern, müssen bei geringen Stromdichten die Kathoden möglichst gross sein und ist
                              									auch ein Ansatz zur Schwammbildung zu vermeiden. Ursache zur Schwammbildung können
                              									auch die längere Zeit an der Kathode haftenden Gasbläschen geben. Das Zink scheidet
                              									sich nur um sie herum in bienenwabenartigen Gebilden ab, die schwer zu erneuernde
                              									Flüssigkeit einschliessen. Für die Richtigkeit der oben kurz wiedergegebenen Ansicht
                              									über die Ursache der Bildung von Zinkschwamm spricht der verschiedene Einfluss
                              									neutraler Oxydationsmittel in neutraler Zinksalzlösung auf die Schwammbildung. Diese
                              									wird befördert vom Wasserstoffsuperoxyd, ausser in schwach saurer Lösung, und vom
                              									Ammoniumnitrat; nicht befördert, ja zum Theil verhindert, durch Halogene und, wie
                              									neu gefunden wurde, durch Ammoniumpersulfat. Da das von Ashcroft empfohlene Kaliumchlorat an der Kathode nicht reducirt wird, ist
                              									seine Wirkung als Depolarisator im vorliegenden Falle zweifelhaft. Nicht in die
                              									Hypothese fügt sich das von Ashcroft angewendete
                              									Kaliumpermanganat, da es nicht die Schwammbildung befördert, sondern sie in
                              									neutralen Lösungen verhindert. So wurden aus neutraler Lösung von 250 g Zinkvitriol
                              									in 1 l Wasser, die 0,1 g Kaliumpermanganat enthielt, bei Dqdm = 1 bis 1,5 Ampère schöne Niederschläge erhalten. Die Verfasser suchen
                              									diese Ausnahmeerscheinung dadurch zu erklären, dass Mangansuperoxyd entsteht, dieses
                              									Zinkoxyd bindet und so den Ueberschuss, der nicht mehr gelöst werden könnte,
                              									wegnimmt. Meiner Ansicht nach wird der geringen Menge Kaliumpermanganat dadurch eine
                              									zu grosse Aufgabe zugeschoben. Sh. Cowper-Coles (Electrical Review, 1898 Bd. 42 S. 70) will bei
                              									Zinksulfatbädern mit dem wachsenden Säuregehalt eine wachsende Neigung zur
                              									Schwammbildung beobachtet haben. Der Zinkgehalt konnte nicht auf seiner
                              									ursprünglichen Stärke gehalten werden, selbst wenn die Anoden grösser als die
                              									Kathoden waren.
                           Von den elektrolytischen Zinkgewinnungsprocessen kommen (Engineering vom 21. Januar 1898; L'Éclairage
                                 										électrique, 1898 Bd. 14 S. 344) praktisch bis jetzt hauptsächlich die von
                              										Ashcroft, Siemens und Halske und Dieffenbach in Betracht. Das Ashcroft-Verfahren (vgl.
                              										D. p. J. 1897 304 258
                              									und 1898 307 263) ist nach Versuchen in Grays (Essex)
                              									seit März 1897 von der über 21½ Millionen Mark verfügenden Sulphide Corporation in Newcaste (Neu-Südwales) auf Broken-Hill-Erze im
                              									Grossen angewendet worden. In den ersten 4 Monaten wurden 150 t Zink fabricirt.
                              									Bisher sind aber die ökonomischen Resultate unbefriedigend, was man hauptsächlich
                              									auf Schuld der Diaphragmen und des Niederschlages von Eisenhydroxyd schiebt. Siemens und Halske laugen mit verdünnter Schwefelsäure
                              									oder mit saurer ZinksulfatlösungUeber neuere Vorschläge vgl. D. p. J. 1897 304 258. aus. DieLösung wird in Gefässen mit Holzscheidewänden zwischen Bleianoden und
                              									Zinkkathoden elektrolysirt. Sobald die Flüssigkeit mehr als 10 Proc. freie Säure
                              									enthält, geht sie in die Laugegefässe zurück. Das Verfahren, das in Berlin im
                              									Kleinen durchprobirt wurde, wird jetzt in einer grossen Versuchsanlage in Illawarra
                              									(Neu-Südwales) durch die über nominell 9½ Millionen Mark verfügende Smelting Company of Australia ausgeführt. Ueber die
                              									Resultate ist noch nichts bekannt geworden. Wegen des sauren Elektrolyten wird die
                              									gegenelektromotorische Kraft und demzufolge auch der Energieverbrauch grösser als
                              									bei dem allerdings complicirteren Ashcroft-Process sein. Das Verfahren von O. Dieffenbach (jedenfalls einem, das mit dem D. p. J. 1898 307 263
                              									beschriebenen identisch ist) hat man lange in Duisburg versuchsweise auf
                              									Pyritabbrände angewandt, und es auch bis zu einer Fabrikation von 90 t im Monat
                              									gebracht. Ich habe schon früher angedeutet (D. p. J.
                              									1897 304 258), dass die financielle Seite des Processes
                              									viel zu wünschen übrig lasse. Der Gestehungspreis des Zinks soll nach Hörensagen der
                              									doppelte des gewöhnlichen sein, so dass man die Versuche nach grossen Opfern an Geld
                              									neuerdings aufgegeben haben soll. Dass die Aussichten für eine allgemeine Einführung
                              									der elektrolytischen Zinkgewinnung sehr schlecht sind, muss auch der ungenannte
                              									Gewährsmann des Engineering zugeben. Rechnet man nach
                              									ihm die Pferdekraftstunde zu 0,8 Pf., so ergibt sich theoretisch für die Fällung von
                              									1 t Zink aus Sulfatlösung ein Kostenaufwand von 2619 × 0,008 = 20,95 M. Da aber
                              									anzunehmen ist, dass ähnlich wie bei der Kupferraffinerie nur 33 Proc. der Energie
                              									nutzbar gemacht werden, so erhöhen sich die Kosten auf 62,85 M. allein für
                              									elektrische Energie, und noch dazu unter Annahme billiger Wasserkräfte.
                           Bewegliche Kathoden (vgl. Hoepfner, D. p. J. 1898 307 263) verwenden F. Hurter
                              									und The United Alkali Co. (Englisches Patent Nr.
                              									28764/1896). Sie bestehen aus Eisencylindern, die sich um eine senkrechte Achse
                              									drehen. Von den offenen Kathodenräumen sind die geschlossenen Anodenzellen durch
                              									Diaphragmen getrennt. Oeffnungen für die Circulation der Zinkchloridlösung und für
                              									die entwickelten Gase sind vorhanden. Der Niederschlag wird von den Kathoden durch
                              									Eintauchen in geschmolzenes Zink entfernt.
                           Aus Broken-Hill-Erzen sollte man nach E. Ashcroft (Institution of Mining and Metallurgy vom 22. Juni 1898;
                              										Chemiker-Zeitung, 1898 Bd. 22 S. 544) nur 50 bis 75
                              									Proc. des Zinks elektrolytisch darstellen und den Rest durch Zinkoxydzusatz
                              									gewinnen. Um Schwammbildung zu vermeiden, müssen Blei, Kupfer, Silber, Gold, Antimon
                              									und Arsen vorher entfernt werden. Ferner wird die Lösung vor der Elektrolyse
                              									oxydirt, am billigsten durch Circulation. Organische Stoffe, Fette, Zucker u.s.w.
                              									sind äusserst sorgfältig zu vermeiden. Als Kathode dient galvanisirtes Eisen. Man
                              									erhält durch 1 Ampère-Stunde 1 g Zink aus der Lösung, die 120 g Zink als Sulfat in 1
                              									l enthält. Die Spannung beträgt 1 Volt für 20 Ampère und 40 qdm Oberfläche. Die
                              									Gesammtkosten für 1 t betragen 108 M. gegen 123 M. beim Oxydverfahren und 112 M. bei
                              									dem combinirten elektrolytischen und Oxydverfahren. Statt der früher vorgeschlagenen
                              									Eisenanoden will E. A. Ashcroft (Englisches Patent Nr.
                              									7532/1897) jetzt Kohlen gebrauchen. Die ganz oder fast von Eisen freie
                              									Zinklösung circulirt erst durch die Kathodenabtheilungen, wird dann mit
                              									Ferrochlorid- oder -sulfatlösung vermischt, in den Anodenräumen oxydirt, zum Theil
                              									über Eisenschnitzel geleitet und in die Anodenzellen zurückgeführt.
                           Neben Zink will O. Frank (D. R. P. Nr. 95720) Alkali und
                              									unter Umständen auch Chlor gewinnen. Elektrolysirt man eine Lösung von Zinkoxyd in
                              									18- bis 20procentiger Natronlauge im Kathodenraum neben Natriumsulfatlösung im
                              									Anodenraum, so wird sich die starke Lauge nicht mehr durch Natron anreichern können.
                              									Dieses wird sich vielmehr nur im Anodenraum neu bilden können, und wird dort durch
                              									die frei werdende Schwefelsäure neutralisirt. Schaltet man aber durch Verwendung
                              									zweier Diaphragmen noch einen Mittelraum ein, so findet die Neubildung der
                              									Natronlauge in diesem statt. Zweckmässig lässt man sie nur 4- bis 5procentig werden,
                              									da sonst die Ausbeute zu schlecht wird. Hat man aber zur Beschickung eine bei 35 bis
                              									40° nahezu gesättigte Lösung von Natriumsulfat verwandt, so krystallisirt nach dem
                              									Abziehen und Erkalten so viel Glaubersalz aus, dass der Gehalt der Mutterlauge an
                              									Natron ungefähr auf das Doppelte steigt. Der Uebertritt aus dem Kathodenraum in die
                              									mittlere Abtheilung ist unerheblich. Die Anodenlauge lässt man ständig circuliren
                              									und versetzt sie mit Kalk u.s.w. zur Abstumpfung der entstandenen freien Säure. Die
                              									Kathodenlauge wird durch Erwärmen (event. unter Druck) mit Zinkoxyd, Zinkhydroxyd
                              									oder metallischem Zink in constanter Zusammensetzung erhalten.
                           Von den Methoden zur galvanischen Verzinkung wird (Engineering vom 21. Januar 1898; L'Éclairage
                                 										électrique, 1898 Bd. 14 S. 345) die von Cowper-Coles (vgl. D. p. J. 1897 304 259; 1898 307 263 und 264)
                              									von vier englischen Firmen, die von Richter in
                              									Witkowitz (Böhmen) und die von Alexander in Rothenfelde
                              									ausgebeutet. Abgesehen davon, dass bei dem letzteren Verfahren statt reinen Zinks
                              									eine Legirung mit Aluminium oder Magnesium niedergeschlagen wird, sind alle drei
                              									Processe ähnlich. Die Bäder enthalten Zinksulfat. Zur Erzielung eines gleichförmigen
                              									und glänzenden Ueberzuges ist eine ständige Ueberwachung der Stromdichte, des
                              									Säuregehaltes und der Concentration. des Elektrolyten nothwendig. Ein sehr
                              									erheblicher Theil der Gesammtkosten kommt auf die Vorbereitung des Gegenstandes, der
                              									galvanostegisch überzogen werden soll. Der geringere Verbrauch an Zink gegenüber dem
                              									gewöhnlichen Verfahren fällt bei dem niedrigen Preise des Metalls kaum ins Gewicht.
                              									Man wird also jedenfalls die galvanischen Processe nur da anwenden, wo es sich um
                              									sehr gleichförmige Ueberzüge handelt. Durch sein früher (D.
                                 										p. J. 1897 304 259) beschriebenes Verfahren hat
                              										Sh. Cowper-Coles (Cassier's
                                 										Magazine, Februar 1898) viele der britischen Torpedobootzerstörer mit einer
                              									dünnen Zinkschicht überzogen. 23,3 g auf 1 qdm haften sehr gut, mehr als 47 g gar
                              									nicht. Der Elektrolyt, der 6,25 g Zinksulfat in 1 l enthält, wird durch Zinkstaub,
                              									der sich im Gemische mit feinem Koks oder Sand auf dem durchlochten Roste eines über
                              									dem Bade angebrachten Cylinders befindet, regenerirt (vgl. London Electrical Review, 1898 Bd. 43 S. 8). Das Eisen ist in ihm als
                              									Ferrisalz vorhanden. Die Kosten der elektrochemischen Galvanisirung von 20 t
                              									Eisenblech betragen (H. Becker, L'Industrieélectrochimique, 1898 Bd. 2 S. 1) 51 M. für 1 Woche zu 52 Stunden.
                              									Vorausgesetzt ist dabei, dass man auf 3 mm dickem Blech 3 g für 1 qdm niederschlägt
                              									und 1 elektrische -Stde. 8 Pf. kostet. Dqdm
                              									= 1 Ampère, E = 6 Volt.
                           Entgegen den Angaben von Heidenreich (D. p. J. 1897 304 259) und
                              										S. Avery und B. Dales
                              										(Journal of the American Chemical Society, 1897 Bd.
                              									19 S. 380) haben D. L. Wallace und E. F. Smith (Ebenda S. 870) von neuem festgestellt,
                              									dass das Cadmium sowohl aus essigsaurer wie aus
                              									schwefelsaurer Lösung in guter Beschaffenheit quantitativ fällt und aus Gemengen mit
                              									Kupfer aus salpetersaurer Lösung nur dieses, frei von Cadmium abgeschieden wird. In
                              									allen Fällen wurde der Elektrolyt auf 50° erwärmt. Die essigsaure, durch Lösen des
                              									Oxyds in Essigsäure, Verdampfen und Aufnehmen in Wasser erhaltene Lösung wurde mit E
                              									= 3,5 Volt und Dk, qdm = 0,054 Ampère, die
                              									schwefelsaure, auf ähnliche Weise gewonnene Lösung mit E = 2,5 Volt und Dk, qdm = 0,217 Ampère elektrolysirt. Das
                              									Kupfer-Cadmiumsalzgemisch wurde mit 2 cc Salpetersäure von 1,43 spec. Gew. versetzt
                              									und durch E = 2,5 Volt und Dk,qdm = 0,1 Ampère
                              									geschieden. Auch (Journal of the American Chemical
                                 										Society, 1898 Bd. 20 S. 279) eine Lösung, die in 10 cc 0,1656 g Cadmium
                              									enthielt und nach Zusatz von 1,5 cc Phosphorsäure vom spec. Gew. 1,347 und
                              									überschüssigem Dinatriumphosphat auf 100 cc verdünnt war, gab bei 50° mit Dqdm = 0,06 Ampère und E = 3 Volt (nach 4 Stunden
                              									0,35 bezw. 7) gut übereinstimmende Resultate. Das Cadmium wurde ohne
                              									Stromunterbrechung gewaschen. Dauer 7 Stunden. Nach E.
                                 										Rimbach (Zeitschrift für analytische Chemie,
                              									1898 Bd. 37 S. 284) ist die Beilstein'sche Methode am
                              									geeignetsten. Neutrale Chlorid- oder Sulfatlösungen werden mit einem Ueberschusse (3
                              									g) reinen 98procentigen Cyankaliums durch Dqdm =
                              									0,02 bis 0,04 Ampère, E = 3 bis 3,3 Volt gefällt. Dauer 52 bis 16 Stunden. Aus
                              									Kaliumcyanidlösung kann man Cadmium auch in kupferhaltigen
                              									Aluminium-Cadmium-Zinklegirungen trennen. Kupfer scheidet sich erst ab, wenn alles
                              									Kaliumcyanid zersetzt ist. Nitrate werden am besten erst mit Salz- oder
                              									Schwefelsäure eingedampft. Neutralisirt man sie durch Natronlauge und fügt dann
                              									Kaliumcyanid zu, so braucht man stärkere Ströme (Dqdm etwa = 0,4 Ampère) zur Abscheidung. Dabei wird das Gewicht des Metalls
                              									leicht durch Zersetzungsproducte des Kaliumcyanids etwas vermehrt. Zur Trennung des
                              									Cadmiums von kleinen Mengen Magnesium fügt man, um die Abscheidung des letzteren zu
                              									hindern, der cyankalischen Lösung Ammoniumchlorid zu. Die Kaliumdoppelcyanidlösung
                              									empfiehlt Sh. Cowper-Coles (Aluminium and Electrolysis, Februar 1898) auch zur galvanostegischen
                              									Fällung des Cadmiums und der Cadmium-Silberlegirung.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)