| Titel: | Elektrische Kraftübertragungs- und Beleuchtungsanlage der Eisenerzgrube „Hollertszug“ bei Herdorf a. Sieg. | 
| Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 74 | 
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                        Elektrische Kraftübertragungs- und
                           								Beleuchtungsanlage der Eisenerzgrube „Hollertszug“ bei Herdorf a.
                           								Sieg.
                        Elektrische Kraftübertragungs- und Beleuchtungsanlage der
                           								Eisenerzgrube „Hollertszug“.
                        
                     
                        
                           Einer Mitteilung von C. Pfankuch,Köln a. Rh.,
                              									entnehmen wir darüber das nachstehende:
                           Der Eisenerzbergbau im Siegthal zwischen Westerwald und Rothaargebirge ist
                              									ausschliesslich Gangbergbau, d.h. das Vorkommen des Eisensteins findet in meist
                              									senkrechten Spalten oder Gängen von grösserer oder geringerer Mächtigkeit statt.
                              									Eine solche
                              									Gangpartie oder ein solcher Gangzug befindet sich unweit der Eisenbahnlinie
                              									Deutz-Giessen zwischen Betzdorf und Herdorf in einem von Westen nach Osten
                              									streichenden Gebirgsteil, der nach der Heller zu, einem Nebenfluss der Sieg,
                              									ziemlich steil abfällt. Diese Gangpartie hat den Namen „Hollertszug“ und
                              									bildet den Gegenstand des Bergwerksbetriebes der gleichnamigen Gewerkschaft, welche
                              									ihren Sitz in Kirchen a. Sieg hat.
                           Ebenso wie in den sonstigen zahlreichen Eisenerzgangzügen des Siegerlandes wurde auch
                              									im Hollertszug in früheren Zeiten, wo die Menge der geförderten Erze noch gering
                              									war, nur Stollenbau geführt, d.h. es wurde in entsprechendem Abstand vom Gang selbst
                              
                              									und parallel mit diesem verlaufend im Nebengestein von Tag aus ein Stollen
                              									getrieben, von welchem aus man sich durch seitliche Querschläge mit dem Eisenerzgang
                              									Verbindung verschaffte, um auf diese Weise den Abbau und die Förderung zu Tage zu
                              									ermöglichen.
                           Jahrhundertelang wurde das Bergbaugewerbe in der beschriebenen Art im Siegerland ohne
                              									Zuhilfenahme irgend welcher maschineller Einrichtungen betrieben.
                           Dieser, men möchte fast sagen ideale Zustand musste indessen wesentliche
                              									Veränderungen erleiden, sobald infolge der erhöhten Anforderungen an die Menge der
                              									zu Tage zu fördernden Erze der Abbau der Gangzüge oberhalb der Stollensohle bezw.
                              									der Thalsohle beendet war und man sich vor die Notwendigkeit versetzt sah. Tief bau
                              									anlagen zu errichten. Vor dieser Frage stand im Jahre 1892 die Gewerkschaft der
                              									Grube Hollertszug und kamen für die Projektierung einer Förderanlage, sowie einer
                              									Wasserhaltung folgende Verhältnisse in Betracht:
                           Seit vielen Jahren geschah die Förderung des abgebauten Eisensteins durch den 1800 m
                              									langen „tiefen Königstollen“, an dessen Ende ein Schacht bis auf eine Teufe
                              									von 240 m gesenkt werden sollte.
                           Das in der Tiefe abzubauende Erz sollte mittels einer über der Schachtöffnung
                              									aufzustellenden Fördermaschine auf die Stollensohle gehoben und alsdann in
                              									horizontaler Richtung durch den Stollen möglichst ebenfalls maschinell zu Tage
                              									gefördert werden. Da der erwähnte Stollen sehr geringen Querschnitt hatte und man
                              									sich zur Erweiterung desselben nicht verstehen wollte, so verbot sich von selbst die
                              									Anlage einer Seil- oder Kettenbahn und man musste notwendig die Förderung mittels
                              									Lokomotive ins Auge fassen. Für den Tiefbau war aber auch die Aufstellung einer
                              									Wasserhaltungsmaschine zunächst 80 m unterhalb der Stollensohle geplant worden,
                              									welche die beim Abbau in der Tiefe auftretenden Wasser auf Höhe der Stollensohle
                              									heben sollte. Durch die nach aussen etwas geneigte Lage des letzteren sollte der
                              									Ablauf des Wassers wie bisher auf natürliche Weise erfolgen.
                           Für die vorliegenden Verhältnisse wurde der elektrische Betrieb vom Grubenvorstand
                              									für am geeignetsten und vorteilhaftesten gehalten und führten die längeren
                              									Verhandlungen desselben mit der Allgemeinen
                                 										Elektrizitätsgesellschaft zur Ausführung der in nachstehendem beschriebenen
                              									elektrischen Anlage.
                           Der tiefe Königstollen hat seinen Ausgang zu Tage etwa 4 m über Betthöhe und etwa 60
                              									m entfernt von der wasserreichen Heller. Ziemlich unmittelbar an das jenseitige Ufer
                              									genickt wurde das geräumige Maschinen- und Kesselhaus erbaut, um so die günstigsten
                              									Bedingungen für Kondensation zu erhalten. Den erforderlichen Dampf liefern zwei
                              									Grosswasserraumkessel (Zweiflammrohrsystem) der Firma Weinbrenner in Neunkirchen a. Sieg. Jeder dieser beiden Kessel hat eine
                              									wasserberührte Heizfläche von 85 qm und ist für 9 at Ueberdruck konstruiert. Ein
                              									Kessel dient zum Betrieb, während der zweite zur Reserve bereit gehalten wird; Raum
                              									für den dritten Kessel ist vorhanden.
                           Zur Krafterzeugung dienen zwei stehende Compoundschieberdampfmaschinen mit
                              									nebeneinander liegenden Cylindern von 350 bezw. 550 mm Bohrung. Dieselben entwickeln
                              									bei günstigstem Füllungsgrad und 150 Umdrehungen in der Minute je 180 e. Sie sind von der „Gutehoffnungshütte“ in Oberhausen, Abteilung Sterkrade,
                              									erbaut; die doppeltgekröpften Kurbelwellen tragen beiderseitig zur Abgabe ihrer
                              									Kraft je eine Schwungradriemenscheibe von 2300 mm Durchmesser. Eine dieser beiden
                              									Dampfmaschinen dient zum Betriebe, während die zweite in Reserve gehalten wird; für
                              									eine dritte gleich grosse Maschine ist zwischen den beiden genannten der
                              									erforderliche Raum vorgesehen. Je eine Dampfmaschine treibt mittels Riemen drei
                              									Gleichstrom-Nebenschluss-Dynamomaschinen Modell FG an.
                           Für die Wahl der Stromverteilung und der Betriebsspannung Um in Betracht, dass für
                              									die ersten Betriebsjahre die Fördermaschine bei einer Hubhöhe von nur 80 bezw. 120 m
                              									mit halber Seilgeschwindigkeit, 3 m in der Sekunde, zu fahren habe, gegenüber einer
                              									Hubhöhe von 240 m und 6 m Geschwindigkeit, für Welche die Fördermaschine von
                              									vornherein vorgesehen ist. Es wurde daher für den vorläufigen Betrieb der
                              									Fördermaschine eine Spannung von 240 Volt angeordnet, aber alles vorgesehen, um ohne
                              									sonstige Veränderung lediglich durch Erhöhung der Primärspannung der Fördermaschine
                              									bei vollendetem Ausbau des Schachtes eine doppelte Geschwindigkeit geben zu können.
                              									Für die Grubenbahn und die Beleuchtung wurde eine Spannung von 240 Volt, für
                              									alle übrigen Betriebe in der Grube aber eine solche von 440 Volt als endgültig
                              									gewählt.
                           Wie schon bemerkt, treibt je eine Dampfmaschine mittels Riemen drei Dynamomaschinen
                              									(Gleichstrom-Nebenschluss) an, wovon eine von 45 Kilo-Watt Leistung bei 240 Volt
                              									Spannung lediglich zur Stromversorgung des Motors der Fördermaschine, die zweite von
                              									45 Kilo-Watt Leistung, 440 Volt, für die Antriebsmotoren der Wasserhaltung, des
                              									Luftkompressors und des Ventilators, und die dritte von 36 Kilo-Watt Leistung, 240
                              									Volt, unter Zuhilfenahme einer Akkumulatoren-(Puffer)Batterie 132 Zellen Type ES12 der Akkumulatorenfabrik
                                 										Aktiengesellschaft mit einer Ladestromstärke von 122 Ampère und einer
                              									Entladestromstärke von 198 Ampère nur zur Stromlieferung für die Lokomotivmotoren
                              									und die Beleuchtung über und unter Tage dient.
                           Die von den Primärmaschinen erzeugte elektrische Energie wird durch unter Flur
                              									verlegte armierte Kabel zunächst nach einer im Maschinenhaus angebrachten
                              									Schalttafel geleitet, von welch letzterer aus die Kraftleitungen unterirdisch in
                              									einem Kabelgraben bis zu einem in der Nähe des Schachtes angeordneten
                              									Kabelverteilungskasten verlegt worden sind.
                           Die Kabel sind durch die Allgemeine
                                 										Elektrizitätsgesellschaft nach einem speziell für Grubenzwecke von
                              									derselben angewendetem System hergestellt und bestehen aus einem mit starker
                              									Okonit-(Gummi)Schicht umpresstem Kupferkabel, welches zum Schutze gegen mechanische
                              									Beschädigungen mit einer Stahldrahtumwehrung versehen ist.
                           Die Stromzuführung für die einzelnen, vorhin erwähnten Antriebsmotoren geschieht
                              									alsdann vom Kabelverteilungskasten aus ebenfalls mittels oben beschriebener,
                              									armierter Grubenkabel.
                           Die Stromzuführung für die Stollenbahn und die Beleuchtung unter Tage wird durch eine
                              									am Stollenfirst isoliert aufgehängte starke Siliciumbronzeleitung bewirkt, wogegen
                              									die Rückleitung durch die Fahrschienen erfolgt.
                           Die Fördermaschine (Fig. 1), erbaut von der Siegener Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. A. und H.
                                 										Oechelhäuser, besteht aus zwei auf einer gemeinsamen Achse verstellbar
                              									angeordneten konischen Seiltrommeln mit einem mittleren Durchmesser von 1500 mm bei
                              									einer Breite von 1000 mm, die so eingerichtet sind, dass bei Verwendung des 21 mm
                              									starken Drahtseiles eine völlige Ausgleichung des Seilgewichtes stattfindet. Neben
                              									jeder Trommel ist ein grosses Zahnrad aufgekeilt und erfolgt der Antrieb dieser
                              									beiden Zahnräder durch zwei auf einer gemeinsamen Vorgelegewelle sitzende
                              									Triebräder. Mit dieser Vorgelegewelle ist die Ankerwelle des Elektromotors direkt
                              									durch elastische Kuppelung verbunden. An jeder der beiden Trommeln ist eine
                              									Bremsscheibe befestigt, welche sowohl durch Fusstritt von seiten des Maschinisten
                              									bethätigt werden können, als auch selbstthätig in Verbindung mit dem doppelten
                              									Schraubenteufenzeiger bei Erreichung der Endstellungen der Förderkörbe angezogen
                              									werden. Der Teufenzeiger, welcher durch zwei, an vertikalen Schraubenspindeln an-
                              									und absteigenden Muttern den jeweiligen Stand der Förderkörbe anzeigt, ist dicht vor
                              									dem Stand des Maschinisten aufgestellt. Jede der beiden Schraubenspindeln erhält
                              									ihren Antrieb von einer der beiden Seiltrommeln direkt mittels Ketten und konischen
                              									Rädern. Die Uebersetzung vom Motor zur Trommelwelle ist so gewählt, dass bei etwa
                              									168 minutlichen Umdrehungen der Motorwelle und etwa 30 minutlichen Umdrehungen der
                              									Trommelwelle eine mittlere Fördergeschwindigkeit von etwa 8 m in der Sekunde
                              									erreicht wird, welche später bei Verdoppelung der Umdrehungszahl und Leistung des
                              									Motors gleichfalls verdoppelt werden soll. Der Elektromotor, Modell FG800, ist als Hauptstrommaschine gewickelt und
                              									leistet bei einem Verbrauche von etwa 100 Kilo-Watt und 335 minutlichen Umdrehungen
                              									sowie bei 450 Volt Betriebsspannung 120 e.
                              									Einstweilen wird, wie schon bemerkt, bei einer Fördergeschwindigkeit von etwa 3 m in
                              									der Sekunde nur die halbe Leistung erfordert und wird daher der Motor bei halber
                              									Spannung auch nur mit der halben Geschwindigkeit betrieben.
                           Da das Anlassen des Motors mittels Anlasswiderstandes bei belastetem Anlauf der
                              									Fördermaschine zu Unzuträglichkeiten führen könnte, so ist die Einrichtung derartig
                              									getroffen, dass eine der Dynamomaschinen in der Primärstation ihren Strom, wie schon
                              									erwähnt, ausschliesslich für den Motor der Förderanlage abgibt. Das Anlassen bezw.
                              									Stillstellen, Langsam- oder Schnellfahren des Motors wird bewirkt durch Aenderung
                              									der Magneterregung der genannten Dynamo und zwar ist der hierbei erforderliche
                              									Nebenschlussregulator bei der Fördermaschine selbst angebracht, so dass von dieser
                              									Stelle aus der gesamte Betrieb der Förderanlage geregelt werden kann.
                           Der Motor ist eingerichtet für Vor- und Rückwärtsgang und ist, um die Drehrichtung
                              									desselben zu ändern, mit dem Hebel des Nebenschlussregulators eine
                              									Stromwendevorrichtung für den Motor zwangläufig in Verbindung gebracht. Die
                              									Einrichtung ist derartig, dass bei dem Einrücken des Regulierhebels auf die
                              									Mittelstellung, der Hauptstromkreis unterbrochen und der Motor stillgestellt ist.
                              									Erst nachdem die gewünschte Drehrichtung durch Umlegen des Regulierhebels
                              									eingestellt ist, wird der Strom wieder geschlossen und die Fördermaschine in der
                              									gewünschten Richtung in Bewegung gesetzt. Bei der zur Anwendung gekommenen
                              									Schaltungsweise wird ein ganz sanftes Anfahren des Fahrkorbes, ein sehr einfacher
                              									Betrieb und leichte Bedienung der Förderanlage erreicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 76
                              Fig. 1. Fördermaschine.
                              
                           Ausser den oben erwähnten Bremsvorrichtungen ist noch eine durch einen
                              									Elektromagneten festgehaltene Notbremse angeordnet, welche in Thätigkeit treten
                              									soll, falls ein plötzliches Ausbleiben der über Tage erzeugten elektrischen Energie
                              									eintreten sollte, während gleichzeitig der Förderkorb noch auf der Fahrt begriffen
                              									ist. Durch ein Stromloswerden des Elektromagneten tritt die Bremse automatisch in
                              									Funktion. Letztere Anordnung ist auf Betreiben der Bergpolizeibehörde getroffen
                              									worden, welche die Genehmigung zur Seilfahrt davon abhängig machte.
                           Die Wasserhaltungsmaschine (Fig. 2), erbaut von der
                              										Siegener Maschinenbau-Aktiengesellschaft vorm. A.
                                 										und H. Oechelhäuser, ist als liegende Differentialplungerpumpe konstruiert,
                              									besitzt zwei Differentialplungerkolben von 157/113 mm Durchmesser und fördert bei
                              									etwa 80 Umdrehungen der Kurbelwelle pro Minute etwa 1500 l Wasser. Der
                              									Nebenschlusselektromotor, Modell FG800, überträgt
                              									seine Kraft auf die Kurbelwelle mittels Zahnradvorgelege ähnlich wie bei der
                              									vorbeschriebenen Fördermaschine. Das Uebersetzungsverhältnis ist so gewählt, dass,
                              									um eine der vorgeschriebenen Leistung von 15001 in der Minute entsprechende
                              									Umdrehungszahl der Kurbelwelle zu erreichen, der Motor vorläufig, so lange die Pumpe
                              									nur auf 80 bis 120 m zu fördern hat, mit 165 Umdrehungen in der Minute – seiner
                              									halben normalen Umdrehungszahl – und mit halber Leistung läuft.
                           Da die Primärspannung 450 Volt beträgt, so musste der Elektromotor für diese halbe
                              									Leistung von 60  bei der halben Umdrehungszahl mit einem Anker für 900 Volt
                              									ausgerüstet werden, der später bei beanspruchter voller Leistung der Pumpe durch
                              									einen normalen Anker für 450 Volt ersetzt werden wird. Gleichfalls wird, sobald die
                              									doppelte Kraft für die Pumpenleistung erfordert wird, ein Trieb von halber Grösse
                              									auf die Vorgelegewelle gebracht, so dass bei verdoppelter Geschwindigkeit der
                              									Ankerwelle die Umdrehungszahl der Kurbelwelle der Wasserhaltungsmaschine die gleiche
                              									bleibt. Das Anlassen der Pumpe geschieht mittels eines in unmittelbarer Nähe
                              									derselben aufgestellten Flüssigkeitsanlasswiderstandes.
                           Auf Höhe der Stollensohle, in einer besonderen Maschinenkammer, ist eine
                              									drei-cylindrige Luftkompressionsmaschine (Fig. 3)
                              									untergebracht, welche durch einen 40-pferdigen Elektromotor, Modell FG400, ihren Antrieb erhält. Die komprimierte Luft von
                              									6 at Ueberdruck wird zum Betriebe der beim Abteufen und beim Vortrieb von
                              									Querschlägen benötigten Gesteinsbohrmaschinen verwendet.
                           Die durch die Schiessarbeit beim Vortrieb in der Grube auftretenden schlechten Wetter
                              									wer; den mittels eines auf Stollenhöhe aufgestellten Grubenventilators durch eine
                              									bis vor Ort gebrachte Wetterlutte abgesaugt, während die frischen Wetter von Tage
                              									aus durch den Stollen und durch den Schacht auf natürlichem Wege nachziehen. Der
                              									Ventilator wird durch einen direkt gekuppelten 4pferdigen Elektromotor, Modell NS30, angetrieben.
                           Der Königstollen ist an seinem Ende im Inneren des Berges und zwar in der Nähe der
                              									Hängebank zu einem geräumigen Bahnhof verbreitert, wo die durch die Fördermaschine
                              									gehobenen, eisernen
                              									Grubenwagen mit ihrem Inhalt zu Zügen rangiert werden und die von Tage aus
                              									eintreffenden leeren Wagen für die weitere Förderarbeit in Bereitschaft stehen
                              									können. Die vom Ausgang des Bahnhofs durch den 1800 m langen Stollen führende
                              									Strecke ist aus schon oben angeführten Gründen nur eingeleisig angelegt und setzt
                              									sich nach Austritt aus dem Stollenmundloch bis zu den Rostöfen auf eine Gesamtlänge
                              									von 725 m ebenfalls eingeleisig fort. Während der Schienenweg unter Tage ziemlich
                              									gerade mit ganz geringem Gefälle nach aussen 600 mm auf 1800 m verläuft, hat die
                              									kurvenreiche Strecke über Tage bis zum Endpunkte oberhalb der Rostöfen ein
                              									Steigungsverhältnis von 2½ %. Die auf eisernen Schwellen verlegten Stahlschienen
                              									haben in der Grube 85 mm, ausserhalb derselben 90 mm Höhe und ein Gewicht pro
                              									laufenden Meter von 13,9 bezw. 18 kg. Die Spurweite des Schienengeleises beträgt 693
                              									mm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 77
                              Fig. 2. Wasserhaltungsmaschine.
                              
                           Die elektrische Energie von 240 Volt Spannung wird der gesamten Strecke zugeführt
                              									durch eine Arbeitsleitung von 10 mm starkem Siliciumbronzedraht, welche in der Grube
                              									am Stollenfirst mittels besonderer Halter isoliert aufgehängt ist. Ueber Tage liegt
                              									die Leitung 2 m über Schienenoberkante und ist an Winkelauslegern aus Doppel-⊺-Eisen von 100 mm Stärke isoliert befestigt.
                           Im Betrieb sind zwei von der Allgemeinen
                                 										Elektrizitätsgesellschaft erbaute elektrische Lokomotiven; die eine, welche
                              									lediglich den Dienst auf der 1800 m langen Stollenstrecke versieht, ist für eine
                              									Zugkraft von 350 kg bei einer Geschwindigkeit von 3 m pro Sekunde konstruiert. Die
                              									beiden Laufradachsen mit einem Abstand von 592 mm sind durch eine zwischen denselben
                              									gelagerte Antriebswelle mittels Zahntrieb gekuppelt.
                           Der 10- bis 15pferdige Nebenschluss-Elektromotor Modell DB100 ist auf dem Lokomotivrahmen derart untergebracht, dass die Ankerwelle
                              									rechtwinklig zu den Laufradachsen liegt. Die Verbindung des Motors mit der erwähnten
                              									Kuppelungswelle geschieht durch Stirnradvorgelege und Winkeltrieb. Zum Anlassen des
                              									Motors dient ein im Ankerstromkreis liegender regulierbarer Widerstand.
                           Die Lokomotive fördert einen beladenen Zug von zwanzig Grubenwagen in 10 Minuten
                              									von der Hängebank durch den Stollen bis zu Tage. Bei einem Eigengewicht von 400 kg
                              									fasst jeder Wagen 1 t Eisenstein; ein geladener Zug bringt somit 20 t Fördergut und
                              									es beträgt nach angestellten Messungen der Energieverbrauch für diese Leistung etwa
                              									2 Kilo-Watt-Stunden. Rechnet man für die Leerfahrt in die Grube ebenfalls 10 Minuten
                              									und für die Zeit des Rangierens an beiden Endstationen wiederum 10 Minuten, so ist
                              									die Lokomotive im stande, in 10stündiger Schicht zwanzig Züge oder 400 t Eisenstein
                              									zu fördern bei einem Gesamtenergieverbrauch von höchstens 120 Kilo-Watt-Stunden oder
                              									pro Tonne von 0,33 Kilo-Watt-Stunden.
                           Die Beförderung eines Teiles des Fördergutes zu den etwa 725 m vom Stollenmundloch
                              									weiter und etwa 17 m höher gelegenen Rostöfen geschieht durch eine zweite
                              									Lokomotive, deren normale Zugkraft 450 kg (maximal 800 kg) bei 3 m (bezw. 2,5 m)
                              									Geschwindigkeit in der Sekunde beträgt. Der Radstand derselben misst wegen der zu
                              									befahrenden engen Kurven nur 520 mm. Die Ankerwelle des 20- bis 25pferdigen Motors
                              									Modell DB125 ist hier parallel zu den Laufradachsen
                              									angeordnet und an ihrem Ende mit einer Schnecke ausgerüstet, welche in ein, aus
                              									Phosphorbronze geschnittenes, auf einer Laufradachse aufgekeiltes Schneckenrad
                              									eingreift. Die beiden Laufradachsen sind ebenfalls miteinander verkuppelt. Der Motor
                              									ist mit Spraguewickelung versehen und zum Anlassen und Regulieren der
                              									Fahrgeschwindigkeit dient ein Strassenbahnperronschalter.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 77
                              Fig. 3. Luftkompressionsmaschine.
                              
                           Die Maschine fördert sechs beladene Wagen in etwa 472 Minuten bei einer mittleren
                              									Geschwindigkeit von 2,5 m in der Sekunde und bei einem Energieverbrauch (auf der
                              									Zentrale gemessen) von 3,7 Kilo-Watt-Stunden nach den 725 in entfernt liegenden
                              									Rostöfen.
                           Die oben beschriebene Anlage ist zum grössten Teil seit Mai 1895 im unausgesetzten
                              									Betrieb und hat sich durchaus gut bewährt; sie zeigt, wie die Elektrizität als
                              									Kraftmittel in hohem Masse geeignet ist, sich allen, auch den schwierigsten
                              									Verhältnissen im Bergwerksbetrieb anzupassen.