| Titel: | Die Anwendung des überhitzten Dampfes im Dampfmaschinenbetriebe. | 
| Autor: | O. Herre | 
| Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 113 | 
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                        Die Anwendung des überhitzten Dampfes im
                           								Dampfmaschinenbetriebe.
                        Von O. Herre, Ingenieur und Lehrer.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 99 d.
                           								Bd.)
                        Die Anwendung des überhitzten Dampfes im
                           								Dampfmaschinenbetriebe.
                        
                     
                        
                           II. Heissdampfanlagen.
                           Die bisherigen Erfahrungen im Betriebe mit überhitztem Dampf lassen erkennen, dass
                              									bei unveränderter Bauweise der Dampfmaschine die Höhe der praktisch zulässigen
                              									Ueberhitzungstemperatur beim Eintritt in die Maschine 250° C. wenig überschreiten
                              									darf. Treibt man die Ueberhitzung noch wesentlich höher, so wird ein regelrechter
                              									Betrieb entweder überhaupt unmöglich, weil die Schmierung versagt, oder der Aufwand
                              									an Schmieröl wird so bedeutend, dass der ökonomische Wert der Ueberhitzung stark
                              									beeinträchtigt wird. Wie weit man an einer vorhandenen Dampfmaschine die
                              									Ueberhitzung treiben soll, ist am besten nur durch den Versuch festzustellen, da der
                              									Grad der zweckmässigsten Ueberhitzung sehr von der Ausführung der Maschine abhängt.
                              									In vielen Fällen der Praxis liessen sich selbst Temperaturen von 250° nicht
                              									verwerten, und man musste mit erheblich geringerer Ueberhitzung arbeiten. Dass
                              									trotzdem Ersparnisse an Dampf und Kohlen, und zwar oft im bedeutenden Masse, erzielt
                              									wurden, ergibt sich aus den mitgeteilten Versuchszahlen. Die Verbesserung der
                              									Oekonomie des Betriebes ist aber in solchen Fällen fast allein der Verbesserung des
                              									indizierten Wirkungsgrades, d.h. der Verminderung der Dampfverluste zuzuschreiben.
                              									In einzelnen Fällen kommt auch noch eine Verbesserung des Kesselwirkungsgrades zur
                              									Geltung. Dagegen ist die Verbesserung des theoretischen Arbeitsvorganges so
                              									geringfügig, dass sie kaum in Betracht kommt.
                           Im Abschnitt B dieser Abhandlung ist dies näher ausgeführt. Die Tabellen V und VI
                              									bieten die Grundlage für eine Beurteilung des Einflusses der Ueberhitzung auf die
                              									Verbesserung des theoretischen Arbeitsvorganges.
                           Ganz anders dagegen verhält es sich, wenn statt einer Ueberhitzung von 200 bis 250°
                              									eine solche von 350° verwendet wird. Dann gestaltet sich auch der theoretische
                              									Kreisprozess erheblich günstiger, und die Verbesserung desselben erlangt auch einen
                              									merklichen Einfluss auf die Gestaltung des Gesamtresultates. Um dies besser erkennen
                              									zu können, ist Tabelle XVI zusammengestellt worden. Dieselbe enthält die in
                              									Prozenten ausgedrückte Verbesserung des Wirkungsgrades des theoretischen
                              									Arbeitsprozesses für Auspuffmaschinen, und zwar einerseits für eine Ueberhitzung bis
                              									zu 250°, entsprechend der Verwendung des Dampfes in einer normalen Dampfmaschine,
                              									andererseits für eine Ueberhitzung bis zu 350°, wie sie bei den jetzt noch zu
                              									besprechenden Heissdampfanlagen zur Anwendung kommt.
                           Tabelle XVI.
                           
                              
                                 
                                    
                                    p
                                    
                                 
                                    Wirkungsgrad
                                    η
                                    II
                                    
                                 Verbesserung von ηII in %
                                 
                              
                                 GesättigterDampf
                                 Ueberhitzter Dampf
                                 t =
                                    											250°
                                 t =
                                    											350°
                                 
                              
                                 t = 250°
                                 t = 350°
                                 
                              
                                   4
                                 0,101
                                 0,110
                                 0,122
                                 8,18
                                 17,22
                                 
                              
                                   6
                                 0,130
                                 0,135
                                 0,150
                                 3,71
                                 13,34
                                 
                              
                                   8
                                 0,150
                                 0,154
                                 0,167
                                 2,60
                                 10,18
                                 
                              
                                 10
                                 0,165
                                 0,168
                                 0,181
                                 1,79
                                   8,83
                                 
                              
                                 12
                                 0,178
                                 0,180
                                 0,191
                                 1,11
                                   6,81
                                 
                              
                           Bei mässiger Ueberhitzung bis zu 250° beträgt die zu erwartende Kohlenersparnis
                              									auf Grund der Verbesserung des Wirkungsgrades ηII hiernach etwa 2 bis 4 % für die gebräuchlichen
                              									Spannungen von 6 bis 10 at; bei Ueberhitzung bis zu 350° stellt sich dagegen die
                              									Ersparnis in entsprechender Weise zu 9 bis 14 %.
                           Für Kondensationsmaschinen liegen die Verhältnisse ähnlich. Die entsprechenden Zahlen
                              									sind 0,8 bis 2 % Ersparnis bei 250° Ueberhitzung und 5 bis 7 % Ersparnis bei
                              									350°.
                           Will man daher auch von der Verbesserung des theoretischen Arbeitsvorganges einen
                              									merkbaren Vorteil für den ökonomischen Betrieb ziehen, so muss man die höchste
                              									Ueberhitzungstemperatur anwenden. Dann versagt aber die Dampfmaschine normaler
                              									Bauart für den dauernden Betrieb. Es wird notwendig, die Konstruktion der
                              
                              									Dampfmaschine den hohen Temperaturen anzupassen. Dies ist in vorzüglicher Weise dem
                              									Ingenieur Wilhelm Schmidt bei der Konstruktion seiner
                              									Heissdampfmaschine gelungen. Die etwa 6jährige Erfahrung im Betriebe dieser
                              									Heissdampfanlagen hat zur Genüge bewiesen, dass es sehr wohl möglich ist, Dampf von
                              									350° Temperatur und darüber dauernd im Dampfmaschinenbetriebe zu verwenden. Durch
                              									eine grosse Zahl einwandsfreier Versuche ist andererseits dargelegt worden, dass
                              									auch die erwartete Verbesserung der Oekonomie des Betriebes thatsächlich erzielt
                              									wurde. Ist doch schon an einer Maschine von etwa 120 i der beispiellos geringe Dampfverbrauch von 4,25 kg und ein Kohlen verbrauch von nur 0,64 kg für 1 i
                              
                              									und Stunde konstatiert wordenZeitschrift des Bayerischen
                                       												Dampfkesselrevisionsvereines, 1897 Nr. 11 und 12.. An
                              									einer anderen Maschine von etwa 75 i ergab
                              									sich ein Dampfverbrauch von 4,55 kg und ein Kohlen
                              									verbrauch von nur 0,574 kg pro i und StundeZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                                    											1895 S. 5 u. ff..
                           Doch nicht nur der Maschine hat der Erfinder seine besondere Aufmerksamkeit gewidmet,
                              									auch der Kessel zur Erzeugung des hoch überhitzten Dampfes hat eine eigenartige
                              
                              									konstruktive Durchbildung nach ganz neuen Prinzipien erfahren. Erst aus der
                              									vereinten Wirkung dieser beiden zweckmässig durchgeführten konstruktiven Umformungen
                              									kann der bedeutende Fortschritt erklärt werden, der von den Schmidt'schen Heissdampfanlagen verkörpert wird.
                           So offenbar nun dieser Fortschritt auch ist, so wäre es doch verfrüht, jetzt schon
                              									ein abschliessendes Urteil über das Schmidt'sche System
                              									zu fällen. Die ersten Anlagen waren nur für geringe Leistungen bestimmt; erst
                              									allmählich ging man zu grösseren Anlagen über, doch ist das Gebiet der
                              									Grossdampfmaschinen auch heute noch nicht vom Heissdampf erobert. Andererseits ist
                              									die bisherige Betriebszeit der Heissdampfanlagen noch zu gering, um die
                              									Dauerhaftigkeit der Anlagen richtig beurteilen zu können.
                           Immerhin ist der Fortschritt ein unverkennbarer und berechtigt noch zu weiteren
                              									Hoffnungen.
                           
                           Das Ausführungsrecht der Schmidt'schen Patente ist
                              									von zahlreichen bedeutenden Firmen des In- und Auslandes erworben worden.
                           
                              1. Die Heissdampfkessel.
                              Während bei der allgemein üblichen Kesselbauart der Grundsatz leitend ist,
                                 										möglichst trockenen Dampf zu erzeugen, und demnach die Kesselheizfläche über
                                 										eine gewisse, oft sehr niedrige Grenze hinaus nicht beansprucht werden darf,
                                 										liegt der Schmidt'schen Konstruktion die
                                 										gegenteilige Absicht zu Grunde. Die vom Wasser berührte Heizfläche ist im
                                 										Verhältnis zur Rostfläche wesentlich geringer als bei Kesseln zur Erzeugung
                                 										gesättigten Dampfes. Die Beanspruchung fällt infolgedessen sehr hoch aus und
                                 										beträgt normal 45 bis 50 kg auf 1 qm in der Stunde, so dass der entwickelte
                                 										Dampf naturgemäss sehr nass sein muss. Die Ueberhitzung desselben erfolgt in
                                 										einer Rohrspirale. Da der nasse Dampf zur nachträglichen Verdampfung des
                                 										mitgerissenen Wassers eine erhebliche Wärmemenge nötig hat, so werden hierdurch
                                 										die Wandungen der Rohrspiralen vor einer zu bedeutenden Erhöhung ihrer
                                 										Temperatur geschützt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 114
                                 Fig. 86. Kesselanlage, bestehend aus zwei stehenden Heissdampfkesseln
                                    											Patent Schmidt.
                                 
                              In Fig. 86 ist eine Kesselanlage, bestehend aus
                                 										zwei stehenden Heissdampfkesseln Patent Schmidt für
                                 										12 at, dargestellt; der zweite Kessel ist nur angedeutet. Diese Anlage diente
                                 										auf der Nürnberger Landesausstellung 1896 zum Betriebe einer liegenden, einfach
                                 										wirkenden Tandem-Kondensationsdampfmaschine von etwa 90  für das
                                 										Eiswerk. Ueber die an dieser Anlage von dem Bayerischen
                                 										Dampfkessel-Revisionsverein vorgenommenen Versuche wird später noch berichtet
                                 										werden.
                              Der stehende Kessel Fig. 86 wird von Quersiedern
                                 										durchzogen und besitzt eine Heizfläche von etwa 7 qm. Die Heizgase treten durch
                                 										das konzentrische Rohr des Kessels in den oben angeordneten Ueberhitzer, welcher
                                 										aus zehn Lagen hintereinander geschalteter schmiedeeiserner Rohrspiralen von 50
                                 										mm lichter Weite und 5 mm Wandstärke gebildet wird. Der Ueberhitzer umfasst etwa
                                 										25 qm Heizfläche und wird in der Mitte von einem Rauchrohr durchzogen,
                                 										welches oben bei der Mündung in den Schornstein durch eine Klappe verschlossen
                                 										werden kann. Beim Anheizen des Kessels wird diese Klappe geöffnet, damit die
                                 										Heizgase direkt durch das Rauchrohr entweichen können und der Ueberhitzer
                                 										geschützt wird. Ist die Klappe dagegen ganz geschlossen, so müssen die Gase erst
                                 										den Ueberhitzer passieren, bevor sie in den Schornstein gelangen können. Durch
                                 										Verstellen der Klappe vom Heizerstande aus kann auch der Grad der Ueberhitzung
                                 										während des Betriebes geregelt werden.
                              Die Dampfführung ist folgende: Der nasse Dampf wird durch das Ventil a dem Dampfraume entnommen und bei c zuerst der obersten Rohrspirale zugeführt. Von
                                 										hier durchströmt der Dampf die oberen sechs Lagen des Ueberhitzers im Gegenstrom
                                 										zu den Heizgasen, tritt bei d aus, um bei e in die unterste Rohrspirale einzutreten und die
                                 										vier unteren Lagen des Ueberhitzers im Gleichstrom mit den Feuergasen zu
                                 										durcheilen. Bei f erfolgt die Ableitung des
                                 										hocherhitzten Dampfes nach der Hauptleitung, von welcher der Kessel durch das
                                 										Ventil g absperrbar ist.
                              Diese Führung des Dampfstromes weicht ganz erheblich von der früher allgemein
                                 
                                 										üblich gewesenen ab.
                              Bei der früheren BauweiseM. Schröter, Zeitschrift des Vereins deutscher
                                          													Ingenieure, 1895 S. 6, Gutermuth,
                                       												ebenda, 1896 S. 1395. wurde der nasse Dampf aus dem Kessel
                                 										zuerst den beiden untersten Spiralen zugeführt, welche den Vorüberhitzer bildeten. Hier wurde das mitgerissene
                                 										Wasser verdampft und der Dampf schwach überhitzt. Aus dem Vorüberhitzer gelangte
                                 										der Dampf in ein weites ausserhalb des Kessels angebrachtes stehendes Rohr von
                                 										etwa 250 mm Durchmesser. Dieses Rohr bildete den Nachverdampfer. Infolge des grösseren Rohrquerschnittes nahm der Dampf
                                 										in diesem Gefäss eine kleinere Geschwindigkeit an. Hierdurch sollte erreicht
                                 										werden, dass das etwa noch vorhandene Dampfwasser auf Kosten der
                                 										Ueberhitzungswärme des übrigen Dampfes verdampfte und sich eine mehr
                                 										gleichmässige Beschaffenheit des Dampfes einstellte. Ein derartiger
                                 										Wärmeaustausch findet auch thatsächlich statt, denn bei normalem Betriebe ist
                                 										die Temperatur beim Austritt aus dem Nachverdampfer um etwa 50 bis 70° niedriger
                                 										als beim Eintritt in denselben. Von dem Nachverdampfer wird der Dampf zum Hauptüberhitzer in die oberste Rohrspirale
                                 										eingeleitet und durch alle übrigen Spiralen im Gegenstrom zu den Heizgasen
                                 										geführt. Ueber den obersten Spiralen des Hauptüberhitzers ist noch zur weiteren
                                 										Ausnutzung der Heizgase eine dünnrohrige spiralförmige Heizschlange von vier
                                 										Lagen zur Vorwärmung des Speisewassers angeordnet.
                              Dass diese Bauweise nicht nur eine möglichste Schonung der Ueberhitzerflächen mit
                                 										sich bringt, sondern auch eine vorzügliche Wärmeausnutzung zur Folge hat, lässt
                                 										sich unter anderem aus dem Berichte von Professor M.
                                    											Schröter über die am 28. und 30. Juli 1894 vorgenommenen Versuche an
                                 										der ersten von der Maschinenbau-Aktiengesellschaft
                                    											vormals Beck und Henkel in Kassel gebauten Verbundheissdampfmaschine
                                 										System Schmidt ersehenZeitschrift des
                                          													Vereins deutscher Ingenieure, 1895 S. 5 u. ff..
                              Die Abmessungen des Kessels waren folgende:
                              
                                 
                                    Heizfläche im ganzen
                                    9,0
                                    qm
                                    
                                 
                                    Durch Ausmauerung unwirksam
                                    2,0
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––
                                    
                                 
                                    Wasserberührte Heizfläche
                                    7,0
                                    qm
                                    
                                 
                                    Heizfläche des Vorüberhitzers
                                    6,0
                                    „
                                    
                                 
                                           „           „   Hauptüberhitzers
                                    32,5
                                    „
                                    
                                 
                                           „           „   Vorwärmers
                                    12,0
                                    „
                                    
                                 
                                    Rostfläche
                                    0,7
                                    „
                                    
                                 
                                    Arbeitsdruck
                                    12
                                    kg/qcm
                                    
                                 
                              Die gemessenen mittleren Dampf-, Heizgas- und Speisewassertemperaturen sind in
                                 										Tabelle XVII enthalten, während Tabelle XVIII die Wärmebilanz darstellt.
                              Der nachgewiesene Kesselwirkungsgrad von 0,788 bezw. 0,785 muss als ein ganz
                                 										vorzüglicher bezeichnet werden; auch lässt Tabelle XVII erkennen, dass die
                                 										Ausnutzung der Heizgase eine sehr weitgehende ist, da sich die Fuchsgase noch um
                                 										etwa 10° unter die Sättigungstemperatur des Dampfes abgekühlt haben.
                              Die Bauart des Kessels ist daher eine höchst zweckmässige. Wenn trotzdem bei der
                                 										in Fig. 86 dargestellten Kesselkonstruktion eine
                                 										andere Führung des Dampfes im Ueberhitzer angewendet wird, so kann dies nur aus
                                 										der gänzlich, veränderten Wirkungsweise des Vorwärmers erklärt werden.
                              Tabelle XVII.
                              
                                 
                                    
                                    
                                    28. Juli
                                    30. Juli
                                    
                                 
                                    Dampftemperaturen:
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Beim Eintritt in den Nachverdampfer
                                    °C.
                                    –
                                    311,0
                                    
                                 
                                       „    Austritt aus dem       „
                                    „
                                    234,0
                                    274,0
                                    
                                 
                                       „    Hauptüberhitzer
                                    „
                                    350,0
                                    357,0
                                    
                                 
                                       „    Eintritt in die Maschine
                                    „
                                    318,0
                                    344,0
                                    
                                 
                                    Sättigungstemperatur
                                    „
                                    189,2
                                    190,2
                                    
                                 
                                    Heizgastemperaturen:
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Hinter dem Vorüberhitzer
                                    „
                                    655,0
                                    700,0
                                    
                                 
                                    Im Fuchs
                                    „
                                    181,0
                                    180,0
                                    
                                 
                                    Speisewassertemperaturen:
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    Vor dem Vorwärmer
                                    „
                                      26,4
                                      30,0
                                    
                                 
                                    Hinter dem Vorwärmer
                                    „
                                      88,0
                                      90,0
                                    
                                 
                              Tabelle XVIII.
                              
                                 
                                    Für 1 kg KohleHeizwert 6985 bezw.
                                       												7154 W.-E.
                                    28. Juli
                                    30. Juli
                                    
                                 
                                    W.-E.
                                    %
                                    W.-E.
                                    %
                                    
                                 
                                    Zur Dampferzeugung verwendet
                                    4542,0
                                    65,0
                                    4555,0
                                    63,7
                                    
                                 
                                      „   Ueberhitzung verwendet
                                      484,5
                                      6,9
                                      585,4
                                      8,2
                                    
                                 
                                      „   Vorwärmung des Speisewassers
                                      485,4
                                      6,9
                                      475,8
                                      6,6
                                    
                                 
                                    Gesamt nutzbar gemacht
                                    5511,9
                                    78,8
                                    5615,2
                                    78,5
                                    
                                 
                              Bei stark kesselsteinhaltigem Speisewasser werden die dünnen Spiralröhren, welche
                                 										den Vorwärmer der früheren Bauart bilden, bald unwirksam, da sich bei der hohen
                                 										Erwärmung des Speisewassers bis 90° und darüber der Kesselstein in bedeutendem
                                 										Masse absetzt. Die Reinigung der Vorwärmerspiralen ist aber umständlich und
                                 										erfordert die Ausserbetriebsetzung des Kessels. Um diesen Nachteil zu vermeiden,
                                 										hat Schmidt die Konstruktion des Vorwärmers in
                                 										mehrfacher Weise umgestaltet. Fig. 86 zeigt die
                                 										Ausführung des Vorwärmers nach dem D. R. P. Nr. 89662.
                              Der Vorwärmer ist hiernach nicht über dem Ueberhitzer in den Zug der Heizgase
                                 										eingeschaltet, sondern vollständig vom Kessel getrennt. Er wird durch das Gefäss
                                 											V gebildet (Fig.
                                    											86), in dem eine Heizschlange angebracht ist. Die Heizschlange ist
                                 										durch das Ventil o und das Rohr l an den Dampfraum des Kessels angeschlossen und
                                 										wird demnach vom Dampfe durchströmt, welcher bei m
                                 										eintritt und bei n austritt. Von hier strömt der
                                 										Dampf mit dem durch die Wärmeabgabe niedergeschlagenen Wasser durch das Rohr pq nach dem Ventil a,
                                 										wo durch die Saugkraft des Hauptdampfstromes das Gemisch von Wasser Und Dampf
                                 										mitgerissen und durch das Rohr bc in den
                                 										Ueberhitzer geführt wird. Das Speisewasser tritt aus der Speiseleitung durch das
                                 										Ventil r in die Zuleitung zum Ueberhitzer, welche
                                 										bei s an das Gefäss V
                                 										anschliesst. Durch das Rohr tu wird das vorgewärmte
                                 										Wasser dem Kessel zugeführt. Die Ausschaltung des Vorwärmers kann leicht
                                 										durch die Ventile r, v und o erfolgen. Das Wasser strömt dann direkt von der Speiseleitung zum
                                 										Kessel. Das Ventil o ermöglicht auch eine
                                 										Regulierung der Ueberhitzungstemperatur, indem durch Einstellung desselben eine
                                 										grössere oder geringere Menge kondensierten Wassers bei a in die Ueberhitzerleitung tritt.
                              Durch diese Konstruktion werden die Niederschläge des Kesselsteines in der
                                 										Rohrspirale ganz beseitigt, während andererseits das Gefäss V sehr leicht, eventuell auch während des
                                 										Betriebes, gereinigt werden kann.
                              Um eine möglichst weitgehende Ausnutzung der Heizgase zu erzielen, ist jetzt aber
                                 										der gesättigte nasse Dampf zuerst der obersten Ueberhitzerspirale zuzuführen, um
                                 										die hier direkt in den Fuchs tretenden Heizgase möglichst weit abkühlen zu
                                 										können. Eine Abkühlung bis unter die Sättigungstemperatur des Dampfes, wie sie
                                 										nach Tabelle XVII durch den in den Fuchs gebauten Vorwärmer erreicht wurde, ist
                                 										bei dieser Bauart nach Fig. 86 allerdings
                                 										unmöglich. Immerhin wiegt bei schlechtem Speisewasser der Vorteil, den die
                                 										Ausführungsart des Vorwärmers nach dem D. R. P. Nr. 89662 gewährt, diesen
                                 										Nachteil erheblich auf.
                              In Fig. 87 ist ein liegender Schmidt'scher Heissdampfkessel dargestellt, wie er
                                 										von der Ascherslebener Maschinenbau-Aktiengesellschaft
                                    											vormals W. Schmidt und Co. gebaut wird.
                              Der Flammrohrkessel ist mit Vorfeuerung versehen und gibt seinen Dampf an den in
                                 										einer besonderen Heizkammer eingebauten Ueberhitzer ab. Letzterer besteht aus 8
                                 										Rohrspiralen. Der gesättigte Dampf, welcher bei n
                                 										dem Dampfdome des Kessels entnommen wird, strömt auch hier bei b wieder zuerst in diejenige Spirale, welche von
                                 										den am weitesten abgekühlten Gasen bestrichen wird, das ist hier die unterste
                                 										Spirale. Von hier werden die folgenden 5 Spiralen nach oben im Gegenstrom zu den
                                 										Heizgasen durchzogen, während die beiden obersten Spiralen zuletzt den Dampf
                                 										parallel zu den Heizgasen führen. Bei c tritt der
                                 										überhitzte Dampf aus.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 115
                                 Fig. 87. Liegender Schmidt'scher Heissdampfkessel von der Ascherslebener
                                    											Maschinenbau-Aktiengesellschaft vormals W. Schmidt und Co.
                                 
                              Die Heizung des Ueberhitzers erfolgt durch die Gase, welche den ersten Zug
                                 										passiert haben. Durch Einstellung von Klappen lässt sich die durchtretende Menge
                                 										der Heizgase regeln. Der überschüssige Teil derselben bestreicht die
                                 
                                 										Mantelfläche des Kessels.
                              Besondere Besprechung erfordert noch der Speisewasservorwärmer, der hier in
                                 										anderer Weise, nämlich nach dem D. R. P. Nr. 89404, ausgeführt ist.
                              Hinter dem Ueberhitzer ist wieder eine Heizschlange, bestehend aus 10 Lagen
                                 										engröhriger Spiralen, eingebaut, welche aber nicht von dem vorzuwärmenden
                                 
                                 										Kesselspeisewasser, sondern immer von ein und derselben kesselsteinfreien
                                 										Wassermenge durchströmt wird. Auf diese Weise wird auch bei diesem Vorwärmer das
                                 										sehr lästige Ansetzen von Kesselstein in den schwer zugänglichen und schlecht zu reinigenden
                                 										dünnen Spiralrohren vermieden.
                              Die Uebertragung der von den Heizgasen aufgenommenen Wärme an das
                                 										Kesselspeisewasser erfolgt in folgender Weise.
                              Das in der Heizschlange erwärmte Wasser tritt bei d
                                 										aus, steigt in die Höhe und wird bei e in die in
                                 										dem Speisewasserbehälter f eingebaute Wärmeschlange
                                 										eingeführt. Infolge der Abkühlung sinkt das Wasser wieder zurück und tritt bei
                                 											g aus, um der im Fuchs angeordneten
                                 										Heizschlange wieder zuzufliessen, wo der Eintritt bei h erfolgt. Das Wasser zirkuliert also fortwährend und überträgt dabei
                                 										die Wärme der Fuchsgase an das Kesselspeisewasser. Der im Speisewasserbehälter
                                 										sich bildende Schlamm oder Kesselstein kann eventuell leicht beseitigt
                                 										werden.
                              Da die in den Wärmeschlangen zirkulierende Wassermenge zeitweise ergänzt werden
                                 										muss, so ist bei e eine vom Dampfdom ausgehende
                                 										Dampfleitung angeschlossen. Durch Kondensation des Dampfes wird das notwendige
                                 										Ersatzwasser erzeugt. Auf demselben Wege wird auch beim Anheizen eines Kessels
                                 										kesselsteinfreies Wasser in den Vorwärmerspiralen niedergeschlagen.
                              Bei dieser Ausführung des Vorwärmers lassen sich eventuell die Heizgase bis unter
                                 										die Sättigungstemperatur des Dampfes abkühlen.
                              Nach diesen Erläuterungen ist auch die Konstruktion des in den Fig. 88 und 89 dargestellten,
                                 										von der Maschinenfabrik J. E. Christoph in Niesky
                                 										gebauten Heissdampfkessels verständlich.
                              Der Ueberhitzer ist hinter dem Wellrohrkessel in einer besonderen Heizkammer
                                 										untergebracht und erhält einen Teil der aus dem ersten Zuge austretenden
                                 										Heizgase, während der andere Teil den Mantel des Kessels umspült. Der Eintritt
                                 										des Dampfes in den Ueberhitzer erfolgt bei g,
                                 										der Austritt bei h; die Dampfführung ist dieselbe
                                 										wie bei den Fig. 86 und 87.
                              Unter dem Ueberhitzer liegt die Vorwärmerschlange. Das Wasser tritt bei e aus, gelangt nach r,
                                 										durchströmt die obere Spirale, tritt bei d wieder
                                 										aus und gelangt bei f wieder zurück. Bei c schliesst die Dampfleitung an, welche zum
                                 										Neufüllen bezw. Nachfüllen des Rohrsystems mit Zirkulationswasser dient.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 116
                                 Heissdampfkessel von der Maschinenfabrik Christoph.
                                 
                              Das Kesselspeisewasser tritt bei b in den Vorwärmer
                                 										und bei a wieder aus, um in den Kessel zu
                                 										gelangen.
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)