| Titel: | Neuerungen an Lokomotiven. | 
| Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 122 | 
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                        Neuerungen an Lokomotiven.
                        Neuerungen an Lokomotiven.
                        
                     
                        
                           1. Lokomotiven für Haupt- und Nebenbahnen.
                           
                              a) Viercylindrige
                                    											Lokomotiven.
                              Wir berichteten 1898 308 122 u. ff. über die von
                                 										einzelnen Eisenbahnverwaltungen in den letzten Jahren an Stelle der bisherigen
                                 										zweicylindrigen Verbundlokomotiven eingeführten derartigen Lokomotiven mit vier
                                 										Dampfcylindern und können heute weitere Mitteilungen über diese, zuerst von W. Dawes im Jahre 1872 (Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1890) vorgeschlagenen
                                 										Lokomotiven folgen lassen. Ihre Anwendung nimmt wegen der Vorzüge, die sie den
                                 										erstgenannten Lokomotiven gegenüber besitzen – grössere Leistungsfähigkeit und
                                 										äusserst ruhiger Gang bei schnellster Fahrt –, stetig zu. So hat sich z.B. die
                                 										französische Nordbahn zur allgemeinen Einführung dieser Gattung Maschinen für
                                 										die schwersten Schnellzüge entschlossen und es sind nach und nach viercylindrige
                                 										Verbundlokomotiven auf fast sämtlichen französischen Bahnen in Dienst gestellt
                                 											(Glaser's Annalen für Gewerbe und Bauwesen,
                                 										1898 S. 37). Auch auf den badischen und Gotthardbahnen sind bekanntlich
                                 										Maschinen dieser Bauart eingeführt worden.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 122
                                 Fig. 1. Verbundlokomotive von du Bousquet.
                                 
                              Die französische Nordbahn hatte auf der Weltausstellung zu Brüssel 1897 eine von
                                 										der Elsässischen Maschinenbaugesellschaft in Mülhausen nach Zeichnungen des
                                 										Chefingenieurs der genannten Eisenbahn G. du
                                    											Bousquet gebaute viercylindrige Verbundlokomotive neuester Konstruktion
                                 										– Nr. 2160 – ausgestellt (Le Génie civil vom 9.
                                 										Juli 1898 bezw. Engineering vom 3. u. 10. Juni
                                 										1898). Dieselbe unterscheidet sich durch Vergrösserung der Rost- und Heizfläche,
                                 										des Kessels und der Höhe desselben über Schienenoberkante, durch die Verwendung
                                 										von Stahlblechen für den Kessel und endlich durch eine neue Tendertype mit zwei
                                 										je zweiachsigen Drehgestellen wesentlich von den älteren, seit 1891 auf der
                                 										französischen Nordbahn eingeführten Lokomotiven derselben Bauart (vgl. 1894 292 161). Die in Fig.
                                    											1 ersichtliche, auf vier gekuppelten Treibrädern und einem vorderen
                                 										zweiachsigen Drehgestelle ruhende Maschine hat folgende Hauptabmessungen:
                              
                                 
                                    Rostfläche
                                    2,30 qm
                                    
                                 
                                    Mittlerer Durchmesser des Kessels (innen)
                                    1,350 m
                                    
                                 
                                    Höhe der Kesselmitte über
                                       												Schienenober-    kante
                                    2,450 „
                                    
                                 
                                    Anzahl der Feuerröhren
                                    107
                                    
                                 
                                    Aeusserer Durchmesser der Feuerrohren
                                    70 mm
                                    
                                 
                                    Länge der Feuerröhren zwischen den
                                       												Rohr-    wänden
                                    3,900 m
                                    
                                 
                                    Gesamte Heizfläche
                                    175,58 qm
                                    
                                 
                                    Kesselspannung
                                    15 at
                                    
                                 
                                    Durchmesser der Treibräder
                                    2,130 m
                                    
                                 
                                    Durchmesser der Laufräder des
                                       												Drehgestells
                                    1,040 „
                                    
                                 
                                    Von Mitte zu Mitte Treibachse
                                    3,000 „
                                    
                                 
                                    Gesamter Radstand
                                    7,330 „
                                    
                                 
                                    Hochdruckcylinder
                                    DurchmesserHub
                                    340 mm640   „
                                    
                                 
                                    Niederdruckcylinder
                                    DurchmesserHub
                                    530   „640   „
                                    
                                 
                                    Leergewicht
                                    46,20 t
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    50,46 „
                                    
                                 
                                    Belastung des Drehgestells
                                    19,45 „
                                    
                                 
                                    Belastung der Treibräder
                                    31,01 „
                                    
                                 
                                    
                                       Tender.
                                       
                                    
                                 
                                    Durchmesser der Laufräder
                                    1,040 m
                                    
                                 
                                    Gesamter Radstand
                                    5,650 „
                                    
                                 
                                    Inhalt der Wasserbehälter
                                    16 cbm
                                    
                                 
                                    Inhalt der Kohlenbehälter
                                    5000 kg
                                    
                                 
                                    Leergewicht
                                    19,84 t
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    43,00 „
                                    
                                 
                              Die behufs Rauchverbrennung mit einer Chamottebrücke versehene, aus Kupfer
                                 										hergestellte Feuerbüchse hat eine Länge von 2,290 m und eine Breite von 1,005 m.
                                 										Die zwischen ihr und dem äusseren Mantel liegenden kupfernen Stehbolzen haben 25
                                 										bezw. 26 mm Durchmesser. Der Langkessel ist aus drei Schüssen von je 16 mm
                                 										Stärke gebildet, die teleskopartig ineinander greifen. Der hinterste Schuss hat
                                 										wegen der Lage des Kessels zwischen den grossen Treibrädern den kleinsten
                                 										Durchmesser. Die Zugfestigkeit der aus weichem Stahl gefertigten Kesselbleche
                                 										wurde bei Versuchen zu 4000 bis 4500 kg/qcm ermittelt. Auch der Feuerbüchsmantel
                                 										ist aus Stahlblechen hergestellt, für die gekümpelte Vorder- und Rückwand aber
                                 										Bleche aus weicherem Stahl – 3600 bis 4000 kg/qcm Zugfestigkeit – zur Verwendung
                                 										gekommen. Aus diesem Material ist auch die Rauchkammer – Rohrwand gefertigt. Die
                                 										Längsnähte des Kessels sind durch doppelte Laschen, die Quernähte durch
                                 										Ueberlappung mit je zweireihiger Vernietung gebildet. Die aus weichem Stahl
                                 										hergestellten Feuerrohren mit Innenrippen, System Serve (1890 275 * 395), sind ohne
                                 										Vorschuhstücke in die Rohrwandungen eingewalzt. Dem auf dem mittleren
                                 										Kesselschuss sitzenden Dampfdom wird der Arbeitsdampf nach Oeffnen des aus zwei
                                 										übereinander liegenden Schiebern gebildeten Regulators entnommen. Zwei direkt
                                 										belastete Sicherheitsventile sitzen auf dem hinteren Teile der Feuerbüchse. Zur
                                 										Kesselspeisung dienen zwei Injektoren, System Friedmann, mit selbstthätiger Anlassvorrichtung. Zwei mit Dampf
                                 										betriebene Sandstreuer, System Gresham, verhüten
                                 										das Gleiten der Räder. Die Niederdruckcylinder von je 530 mm Bohrung liegen, wie in
                                 
                                 											Fig. 2 ersichtlich, unterhalb der
                                 										Rauchkammer; ihre Kolben bethätigen die aus in Oel gehärtetem Gussstahl
                                 										gefertigte vordere Treibachse der Maschine, deren Kröpfungen den von den
                                 										äusseren Hochdruckcylindern von je 340 mm Bohrung angetriebenen Kurbeln der
                                 										hinteren Treibachse nur 162° voreilen. Diese Einrichtung erleichtert das
                                 										Anfahren und gibt, im Vergleich zu den Verbundlokomotiven mit nur 180°
                                 										gegenseitig versetzten Kurbeln, eine regelmässigere Verteilung der
                                 										Tangentialkräfte, womit die schlingernden Bewegungen der Lokomotive, wie auch
                                 										die auf die Räder derselben übertragenen Stösse bezw. die Rückwirkungen
                                 										derselben auf die Rahmen verringert werden. Die Treibräder beider Achsen sind
                                 										durch Kuppelstangen miteinander verbunden. Der Zwischenbehälter wird durch den
                                 										Schieberkasten der beiden Niederdruckcylinder gebildet; sein Inhalt inkl.
                                 										demjenigen der beiden Ausströmrohre der Hochdruckcylinder ist gleich dem
                                 										1,95fachen Volumen der letzteren. Ein auf 6 at eingestelltes Ventil begrenzt die
                                 										höchst zulässige Spannung im Zwischenbehälter. Bemerkenswert ist ferner die von
                                 											de Glehn, dem Direktor der Elsässischen
                                 										Maschinenbaugesellschaft entworfene Umsteuerungsvorrichtung (Fig. 3 und 4).
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 123
                                 Fig. 2. Verbundlokomotive von du Bousquet.
                                 
                              Der Steuerungsbock hat eine Hauptspindel, die auf der vorderen, mit Gewinde
                                 										versehenen Hälfte die Mutter trägt, welche das Gestänge für die Steuerung der
                                 										Hochdruckcylinder bewegt. Auf dem hinteren, glatten Spindelteile sitzt eine
                                 										zweite hohle Schraubenspindel, die die Mutter für die Niederdruckcylinder
                                 										trägt. Fest mit der durchgehenden Hauptspindel ist ein Handrad verbunden,
                                 										das durch eine Sperrklinke mit einem gezahnten Plansche der hohlen Spindel
                                 										gekuppelt werden kann, so dass man die Füllungen für beide Cylinderpaare
                                 										getrennt oder gemeinsam verstellen und gleiche oder verschiedene Füllungen geben
                                 
                                 										kann. Man überlässt dem Führer die jeweilig günstigsten Füllungen für jedes
                                 										Cylinderpaar innerhalb der zweckmässigen Grenzen nach eigenem Ermessen
                                 										festzustellen. Zur Dampfverteilung dienen Steuerungen nach dem System „Heusinger von Waldegg“.
                              Für schnelles Anfahren lässt man behufs Verminderung des Gegendruckes in den
                                 										Hochdruckcylindern den Kesseldampf direkt in den Zwischenbehälter strömen, so
                                 										dass die Hochdruck- und Niederdruckcylinder zwei Maschinen mit je nur einmaliger
                                 										Expansion des Arbeitsdampfes von 15 bezw. 6 at Spannung bilden. Der Abdampf
                                 										sämtlicher Cylinder entweicht in derartigen Fällen direkt in den Schornstein.
                                 										Hierzu dient eine mittels Druckluft aus dem zur Westinghouse-Bremse gehörigen
                                 										Behälter in Thätigkeit gesetzte Vorrichtung, die schon bei den zweicylindrigen
                                 										Verbundlokomotiven der französischen Nordbahn – allerdings hier mit Dampf
                                 										betrieben – Verwendung gefunden hat und 1893 287 * 50
                                 										beschrieben wurde.
                              Lokomotiven der vorstehend beschriebenen Bauart, von denen zur Zeit 20 Stück in
                                 										Dienst gestellt sind, werden zur Beförderung der durchgehenden Schnellzüge
                                 										verwendet und legen z.B. die Strecke Aulnoye-Paris (216 km) mit einem Train von
                                 										304 t, nach Abzug eines Aufenthaltes in Saint-Quentin von 8 Minuten, in 2
                                 										Stunden 40 Minuten zurück, entsprechend einer Geschwindigkeit von 81 km in der
                                 										Stunde. Eine andere Lokomotive beförderte einen Train von 225 t in 1 Stunde 30
                                 										Minuten von Paris nach Amiens und einen Train von 186 t, inkl. eines
                                 										Aufenthaltes von 1 Minute in Creil, in 1 Stunde 41 Minuten von Amiens nach Paris
                                 										zurück, entsprechend Geschwindigkeiten von 86,7 bezw. 88,6 km in der Stunde auf
                                 										der 130 km langen Strecke mit längeren Steigungen von 1 : 250 und 1 : 200 in
                                 										beiden Richtungen. In einem dritten Falle konnte auf Steigungen 1 : 200 bei
                                 										einem Traingewicht von 177 t eine Geschwindigkeit von 92 km in der Stunde
                                 										eingehalten, auf kurzen Strecken sogar 96 bis 100 km in der Stunde erreicht
                                 										werden, während man auf Gefällstrecken 1 : 200 die höchst zulässige
                                 										Geschwindigkeit von 125 km in der Stunde leicht erzielte.
                              Um gewisse Erscheinungen auf dem Wege des Arbeitsdampfes vom Kessel nach den
                                 										Cylindern aufzuklären, stellte F. Barbier,
                                 										Ingenieur der französischen Nordbahn, an einer Schnellzuglokomotive der
                                 										vorbesprochenen Bauart bezügliche Versuche an, über welche noch kurz berichtet
                                 										werden sollRevue générale des chemins de fer, Juni
                                       												1898, bezw. Le Génie civil, 1898 S.
                                       												257..
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 123
                                 Umsteuerungsvorrichtung von de Glehn.
                                 
                              Der Genannte ermittelte die verschiedenen Verluste, welche der Arbeitsdampf auf
                                 										seinem Wege vom Kessel nach den Cylindern erleidet, in der Weise, dass
                                 										er die Spannungen des Dampfes im Kessel, in dem Schieberkasten und in den
                                 										kleinen Cylindern bei Beginn und am Ende der Füllungsperiode, ferner den
                                 										Einfluss, welchen die Geschwindigkeit der Lokomotive bei verschiedenen
                                 										Stellungen des Regulators hierauf ausübt, durch Diagramme feststellte.
                              Bei einer Geschwindigkeit von 95 km in der Stunde, einer Spannung des
                                 										Kesseldampfes von 15 at, einer Oeffnung des Regulators entsprechend einer
                                 										Drehbewegung des Regulatorhebels von 60 % des ganzen Weges und einer Füllung von
                                 										45 % in den kleinen Cylindern, wurde die Dampfspannung im Schieberkasten zu
                                 										13,1, diejenige in den Cylindern bei Beginn der Einströmung und am Ende dieser
                                 										Periode zu 12,4 bezw. 9,8 at ermittelt. Diese Zahlen drücken 87, 83 und 65 % der
                                 										Kesselspannung aus. Ganz bedeutend erscheint der Spannungsverlust des Dampfes im
                                 										Mittel von 2,6 at während der Einströmperiode. Dieser Wert liegt unter
                                 										demjenigen, welchen man in den Cylindern von Zwillingslokomotiven beobachtete,
                                 										trotzdem dieselben nur mit einer gewöhnlichen Kulissensteuerung arbeiten und
                                 										ihre Einströmkanäle, zufolge der geringeren Geschwindigkeit, mit der diese
                                 										Maschinen gegenüber den Verbundlokomotiven laufen, durch die Schieber nur wenig
                                 										geöffnet werden. Der Spannungsabfall war übrigens auf den vorderen Seiten der
                                 										Kolben grösser als auf den hinteren Seiten derselben. Dies ist dadurch zu
                                 										erklären, dass die Geschwindigkeit des Kolbens und demnach auch diejenige des
                                 
                                 										Dampfes wegen der endlichen Längen der Pleuelstangen beim Rückgange der Kolben
                                 										grösser ist als beim Vorwärtsgange derselben, und ferner die von der abkühlenden
                                 										Wirkung der Luft während des Ganges herrührenden Kondensationen des Dampfes vorn
                                 										grösser als hinten sind. Bezüglich des letzteren Punktes dürfte von Vorteil
                                 										sein, die vorderen Cylinderdeckel durch dicke Isolierschichten gegen Abkühlungen
                                 										möglichst zu schützen.
                              Bei Ermittelung der Schwankungen des Dampfdruckes im Schieberkasten während einer
                                 										Umdrehung der Treibräder wurden Abweichungen von 3 at zwischen den höchsten und
                                 										niedrigsten Spannungen festgestellt. Dieser Unterschied wächst mit der
                                 										Geschwindigkeit der Lokomotive und der Grösse der Regulatoröffnung. Es beruht
                                 										dies auf einem gewissen Ueberdruck, welchen der in dem Schieberkasten
                                 										befindliche Dampf gegenüber dem Kesseldampf im Augenblicke des Schliessens der
                                 										Einströmkanäle erhält. Die zufolge ihrer Trägheit in Bewegung verbleibende
                                 										Dampfmasse erleidet einen Rückstoss, durch welchen der Dampf noch weiter
                                 										komprimiert und auf eine Spannung gebracht wird, welche in normalen Fällen die
                                 										Kesselspannung um etwa 0,75 at übersteigt. Diese Erscheinung verschwindet bei
                                 										langsamem Gange der Lokomotive, oder wenn der Regulator den nach den Cylindern
                                 										strömenden Dampf stark drosselt, beinahe vollständig.
                              Um die genannten Verluste zu verringern, ersetzte Barbier die nur 80 mm weiten Einströmrohre der Lokomotive durch solche
                                 										von 95 mm Durchmesser und vergrösserte ferner den Inhalt des Schieberkastens der
                                 										kleinen Cylinder von 0,017 auf 0,051 cbm. Damit stellte sich der Spannungsabfall
                                 										des Dampfes auf seinem Wege vom Kessel bis in den Schieberkasten um im Mittel 20
                                 										%, und derjenige während der Einströmperiode um etwa 25 % niedriger als vordem.
                                 										Auch wurde festgestellt, dass der Unterschied zwischen den äussersten Spannungen
                                 										im Schieberkasten auf mehr als ⅗ des früheren Betrages gesunken und der
                                 										Rückstoss am Ende der Einströmperiode sich in demselben Verhältnis verringert
                                 										hatte. Daraus resultiert zunächst eine Vergrösserung der Diagrammflächen, ein
                                 										beständigeres Zuströmen des Arbeitsdampfes und ein geringeres Mitreissen von
                                 										Wasser in die Rohrleitungen, endlich eine Verringerung der Reibung und der
                                 										Abnutzung der kleinen Schieber auf ihren Gleitflächen.
                              Fig. 5 und 6 zeigen zwei an dem
                                 										Schieberkasten unter gleichen Betriebsverhältnissen abgenommene
                                 										Spannungsdiagramme bei der früheren und jetzigen Einrichtung der Lokomotive. Die
                                 										Geschwindigkeit war in beiden Fällen 85 km in der Stunde, die Füllung 45 % des
                                 										Kolbenhubes und der Einströmquerschnitt des Regulators um 0,60 geöffnet.
                              Die günstigen Versuchsergebnisse haben G. du
                                    											Bousquet, Oberingenieur der französischen Nordbahn, veranlasst, an
                                 										allen neueren derartigen Lokomotiven gleiche Abänderungen zu treffen.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 124
                                 a Kesselspannung; b Schieberkastenspannung; c Ende der Einströmung; d
                                    											Einströmkurve des Hochdruckcylinders.
                                 
                              Auch die französischen Staatsbahnen haben seit dem Jahre 1897 an Stelle der
                                 										bisherigen mit einer Steuerung nach dem System A.
                                    											Bonnefond mit getrennten Ein- und Auslassschiebern arbeitenden
                                 										Lokomotiven (1894 293 7) für die Beförderung der
                                 										schweren Schnellzüge zwischen Paris und bedeutenderen Küstenplätzen des
                                 										Atlantischen Ozeans, zwischen Nantes und Bordeaux u.s.w., sechs Stück
                                 										viercylindrige Verbundlokomotiven der vorbesprochenen Bauart eingeführtRevue
                                          													universelle, 1898 S. 129.. Die ebenfalls von der Elsässischen Maschinenbaugesellschaft in Mülhausen
                                 										erbauten Lokomotiven haben folgende Hauptabmessungen:
                              
                                 
                                    Durchmesser der Treibräder
                                    2,130
                                    m
                                    
                                 
                                           „               „   Hochdruckcylinder
                                    340
                                    mm
                                    
                                 
                                           „               „   Niederdruckcylinder
                                    530
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kesselspannung
                                    15
                                    at
                                    
                                 
                                    Heizfläche der Feuerbüchse
                                    10,665
                                    qm
                                    
                                 
                                         „             „   Feuerröhren
                                    147,00
                                    qm
                                    
                                 
                                    Gesamte Heizfläche
                                    157,665
                                    qm
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    48,240
                                    t
                                    
                                 
                                    Belastung des Drehgestells
                                    16,066
                                    t
                                    
                                 
                                           „        der Treibräder
                                    32,174
                                    t
                                    
                                 
                                    Leergewicht
                                    44,430
                                    t
                                    
                                 
                              Die Maschinen sind etwas leichter als diejenigen der französischen Nordbahn. Ihre
                                 										Anzahl genügte indes den gesteigerten Verkehrsbedürfnissen keineswegs. Es wurden
                                 
                                 										deshalb vor kurzem der Firma M. Schneider und Co.
                                 										in Creusot vier weitere Schnellzuglokomotiven in Auftrag gegeben. Diese nach
                                 										Angaben des Oberingenieurs Desdouits der
                                 										französischen Staatsbahnen erbauten Maschinen entsprechen in ihrer Gesamtheit
                                 										den viercylindrigen Verbundlokomotiven, nur sind an Stelle der verschieden
                                 										grossen Cylinder zwei von gleichem Durchmesser getreten, so dass die Maschine
                                 										wie eine gewöhnliche Zwillingslokomotive mit nur einmaliger Expansion des
                                 										Kesseldampfes arbeitet. (Die französischen Staatsbahnen scheinen hiernach mit
                                 										Verbundlokomotiven keine günstigen Erfahrungen gemacht zu haben.) Einige
                                 
                                 										Hauptabmessungen der Lokomotiven sind nachstehend gegeben.
                              
                                 
                                    Durchmesser der Treibräder
                                    D = 2,030
                                    m
                                    
                                 
                                    Gesamter Radstand
                                    7,250
                                    m
                                    
                                 
                                    Durchmesser der Cylinder
                                    d = 440 bezw. 460
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kolbenhub
                                    l = 650
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kesselspannung
                                    14
                                    at
                                    
                                 
                                    Grösste Zugkraft \left(14\,.\,\frac{d^2\,l}{D}\right)
                                    8678 bezw. 9485
                                    kg
                                    
                                 
                                    Heizfläche der Feuerbüchse
                                    11,100
                                    qm
                                    
                                 
                                          „            „   Feuerröhren
                                    149,00
                                    qm
                                    
                                 
                                    Gesamte Heizfläche
                                    160,100
                                    qm
                                    
                                 
                                    Rostfläche
                                    2,050
                                    qm
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    51,250
                                    t
                                    
                                 
                                    Belastung des Drehgestells
                                    21,110
                                    t
                                    
                                 
                                           „        der Treibräder
                                    30,140
                                    t
                                    
                                 
                                    Leergewicht
                                    46,010
                                    t
                                    
                                 
                              Zur Dampfverteilung dienen Kolbenschieber, System Ricour.
                              Auf die Ergebnisse der in Aussicht genommenen vergleichenden Versuchsfahrten mit
                                 										den beiden neuen Typen von Schnellzuglokomotiven der französischen Staatsbahnen
                                 										darf man gespannt sein!
                              Derartige vergleichende Versuche sind im Vorjahre auf der französischen Ostbahn
                                 										an drei der dort verwendeten stärksten zweicylindrigen Schnellzuglokomotiven und
                                 										einer seitens
                                 
                                 										der Südbahngesellschaft für die Versuche überlassenen viercylindrigen
                                 										Schnellzuglokomotive neuester Bauart angestellt worden, um die
                                 										Wirtschaftlichkeit dieser Gattungen festzustellenOrgan für die
                                          													Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1898 Heft 3 S. 66, nach Revue générale des chemins de fer,
                                       												September 1897 XX. S. 134.. Zunächst wurde das Verhalten im
                                 										regelmässigen Zugförderungsdienste beobachtet, dann erhöhte man das Gewicht der
                                 										Züge auf 200 bis 225 t, um ihre Leistungsfähigkeit zu ermitteln, und bestimmte
                                 										schliesslich durch Einschalten eines Zugkraftmessers am Zughaken des Tenders
                                 										ihren Wirkungsgrad.
                              Die Lokomotiven der Ostbahn haben ein vorderes zweiachsiges Drehgestell, vier
                                 										gekuppelte Treibräder und Doppelkessel (1894 293 *
                                 										8); ihre Hauptabmessungen sind folgende:
                              
                                 
                                    Cylinderdurchmesser
                                    470
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kolbenhub
                                    660
                                    mm
                                    
                                 
                                    Treibraddurchmesser
                                    2090
                                    mm
                                    
                                 
                                    Gesamter Radstand
                                    7450
                                    mm
                                    
                                 
                                    Durchmesser des oberen Kessels
                                    800
                                    mm
                                    
                                 
                                           „               „   unteren Kessels
                                    1168
                                    mm
                                    
                                 
                                    Anzahl der Feuerröhren
                                    304
                                    
                                    
                                 
                                    Aeusserer Durchmesser der Feuerröhren
                                    40
                                    mm
                                    
                                 
                                    Rostfläche
                                    2,41
                                    qm
                                    
                                 
                                    Heizfläche
                                    160,27
                                    qm
                                    
                                 
                                    Dampfüberdruck
                                    12
                                    at
                                    
                                 
                                    Belastung der Treibachsen
                                    33,396
                                    t
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    56,766
                                    t
                                    
                                 
                              Die viercylindrige Verbundlokomotive der Südbahn hat ebenfalls vorderes
                                 										zweiachsiges Drehgestell und zwei Treibachsen, auf welche zwei aussenliegende
                                 										Hochdruckcylinder bezw. zwei innenliegende Niederdruckcylinder wirken. Die
                                 										wesentlichen Abmessungen sind:
                              
                                 
                                    Cylinderdurchmesser
                                    350 und 550
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kolbenhub
                                    640
                                    mm
                                    
                                 
                                    Treibraddurchmesser
                                    2130
                                    mm
                                    
                                 
                                    Gesamter Radstand
                                    7500
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kesseldurchmesser
                                    1380
                                    mm
                                    
                                 
                                    Dampfüberdruck
                                    14
                                    at
                                    
                                 
                                    Anzahl der Serve-Rohre
                                    111
                                    
                                    
                                 
                                    Aeusserer Durchmesser der Rohre
                                    70
                                    mm
                                    
                                 
                                    Rostfläche
                                    2,46
                                    qm
                                    
                                 
                                    Heizfläche
                                    174,00
                                    qm
                                    
                                 
                                    Belastung der Treibachsen
                                    32,670
                                    t
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    53,330
                                    t
                                    
                                 
                              Die Drehgestelle beider Lokomotiven haben 2 m Achsstand und 1 m
                                 										Raddurchmesser.
                              Schon bei der ersten Versuchsreihe – der fahrplanmässigen Beförderung
                                 										gewöhnlicher Schnellzüge – zeigte die Verbundlokomotive eine weit
                                 										gleichmässigere Zugwirkung in der Feuerbüchse, so dass leicht ein gutes Teuer
                                 										unterhalten und die Verbrennung schnell den wechselnden Leistungen angepasst
                                 										werden konnte, ohne dass viel Flugasche mitgerissen wurde. Zum Anfahren und
                                 										Erreichen der vollen Geschwindigkeit gebrauchen die viercylindrigen
                                 										Verbundlokomotiven naturgemäss weniger Zeit als die zweicylindrigen
                                 										Zwillingslokomotiven, vor allem, wenn man die Hochdruckcylinder ins Freie
                                 										ausblasen lässt und den Niederdruckcylindern für diese Zeit frischen Dampf
                                 										zuführt; man könnte also bei häufigem Anhalten die Fahrzeit kürzen.
                              Bei einem mittleren Gewichte der Züge von 150 t verbrauchte die Verbundlokomotive
                                 										0,59 l/tkm
                                 										Wasser bei gleichmässigem Kohlenverbrauche von 0,083 kg/tkm,
                                 										während die Zwillingslokomotive 9,2 % mehr Wasser und 6,4 % mehr Kohlen
                                 										erforderte. 1 kg Kohle verdampfte demnach 7,19 kg Wasser im Kessel der
                                 										Verbundlokomotive gegenüber einer 7,33fachen Verdampfung im Doppelkessel. Der
                                 										Oelverbrauch der Verbundlokomotive war um 13,7 % höher.
                              Die vorteilhaften Eigenschaften der Südbahnlokomotive traten bei den Versuchen
                                 										mit erhöhtem Zuggewicht noch deutlicher hervor. Der Wasserverbrauch sank auf
                                 										0,44 l/tkm bei
                                 										einem Kohlen verbrauche von 0,0625 kg/tkm, während die Zwillingslokomotive einen um
                                 										12,4 % grösseren Wasserverbrauch bei einem um 11,7 % höheren Kohlenverbrauch
                                 										ergab. Die Verdampfung von 7,11 kg Wasser ist demnach jetzt um 3,9 % günstiger
                                 										als im Doppelkessel.
                              Wenngleich durch diese zweite Versuchsreihe die Grenze der Leistungsfähigkeit
                                 										nicht erreicht ist, so durfte man doch das Gewicht der Züge picht weiter
                                 										steigern, um den fahrplanmässigen Betrieb aufrecht zu erhalten. Die letzten
                                 										Versuche mit eingeschaltetem Zugkraftmesser ergaben eine Leistung, die zwischen
                                 										300 und 500  schwankte. Der Kohlenverbrauch betrug 1,98 bis 2,41 kg/HP in der
                                 										Stunde bei 6,46- bis 7,03facher Verdampfung, je nachdem leichte Züge mit wenigem
                                 										Anhalten oder schwere Züge mit häufigem Anhalten befördert wurden.
                              Den Vorzügen der viercylindrigen Verbundlokomotiven stehen ein um 9600 M. höherer
                                 										Anschaffungspreis und höhere Unterhaltungskosten gegenüber, die jedoch nach den
                                 										langjährigen Erfahrungen der Nordbahngesellschaft mit viercylindrigen
                                 										Lokomotiven fast ausschliesslich auf die Unterhaltung der gekröpften Kurbelachse
                                 										entfallen.
                              Auf der „London and North-Western Railway“ in England hat der
                                 										Oberingenieur Webb seit einiger Zeit viercylindrige
                                 										Verbundlokomotiven eingeführt, die sich von denen der französischen Nordbahn
                                 										bezw. Staatsbahnen hauptsächlich dadurch unterscheiden, dass die vier
                                 										Dampfcylinder, wie bei der von v. Borries
                                 										vorgeschlagenen Lokomotive (1898 308 122) auf eine
                                 										gemeinschaftliche Treibachse wirken.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 125
                                 Fig. 7. Verbundlokomotive von Webb.
                                 
                              Die in den eigenen Werkstätten der genannten Eisenbahn zu Crewe gebauten
                                 										Maschinen haben, wie aus Fig. 7 ersichtlich,
                                 										ausserhalb des Rahmens liegende Hochdruckcylinder von je 381 und innerhalb
                                 										desselben liegende Niederdruckcylinder von 495 mm Durchmesser für 610 mm
                                 										gemeinschaftlichen KolbenhubEngineering vom 3. Dezember 1897, S. 693,
                                       												bezw. The Engineer vom 6. Mai 1898, S.
                                       												420..
                              Weitere Hauptabmessungen der Lokomotive mit vorderem zweiachsigen Drehgestell und
                                 										vier gekuppelten Treibrädern sind folgende:
                              
                                 
                                    Durchmesser der Treibräder
                                    2,160
                                    m
                                    
                                 
                                             „             „   Laufräder des
                                       												Drehgestells
                                    1,143
                                    m
                                    
                                 
                                    Gesamter Radstand
                                    7,060
                                    m
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    54,77
                                    t
                                    
                                 
                                    Belastung des Drehgestells
                                    20,12
                                    t
                                    
                                 
                                    der Treibräder
                                    34,65
                                    t
                                    
                                 
                                    Mittlerer Durchmesser des Kessels (aussen)
                                    1,295
                                    m
                                    
                                 
                                    Länge der Feuerbüchse (aussen)
                                    2,083
                                    m
                                    
                                 
                                    Breite  „             „              „
                                    1,194
                                    m
                                    
                                 
                                    Anzahl der Feuerröhren
                                    225
                                    
                                    
                                 
                                    Aeusserer Durchmesser der Feuerröhren
                                    47,6
                                    mm
                                    
                                 
                                    Heizfläche der Feuerbüchse
                                    14,78
                                    qm
                                    
                                 
                              
                              
                                 
                                    Heizfläche der Feuerröhren
                                    115,32
                                    qm
                                    
                                 
                                    Gesamte Heizfläche
                                    130,10
                                    qm
                                    
                                 
                                    Rostfläche
                                    1,90
                                    qm
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht des Tenders
                                    27,03
                                    t
                                    
                                 
                                    Wasserinhalt
                                    9,08
                                    cbm
                                    
                                 
                                    Kohleninhalt
                                    3,05
                                    t
                                    
                                 
                              Für die Niederdruckschieber ist die Joy'sche
                                 										Steuerung verwendet. Die Steuerung der Hochdruckschieber erfolgt von den durch
                                 										die Vorderseiten der Niederdruck-Schieberkasten hindurchgeführten
                                 										Schieberstangen aus mittels je eines im Rahmen gelagerten zweiarmigen Hebels
                                 										(Englisches Patent Nr. 29239 vom 10. November 1897). Durch diese Anordnung wird
                                 										erreicht, dass Hochdruck- und Niederdruckschieber jeder Maschinenseite von nur
                                 										einer Steuerung angetrieben werden können, also nur zwei Steuerungssätze zur
                                 										Bewegung der vier Schieber erforderlich sind, die in allen Cylindern gleiche
                                 										Füllungen bewirken. (Die Unmöglichkeit, den Niederdruckcylindern grössere
                                 										Füllungen als den Hochdruckcylindern geben zu können, schliesst bei dem
                                 										unzureichenden Querschnittsverhältnis der Dampfcylinder von 1 : 1,7 eine gute
                                 										Ausnutzung des Arbeitsdampfes aus.)
                              Die Rauchkammer ist durch ein wagerechtes Blech in eine obere und untere
                                 										Abteilung geteilt, deren jede Schornstein und Blasrohr besitzt. Ein Teil der
                                 										Heizgase strömt durch die unteren Feuerröhren in die untere, der andere durch
                                 										die oberen Feuerröhren in die obere Rauchkammerabteilung. Der Abdampf des
                                 										rechten Niederdruckcylinders tritt in das Blasrohr der oberen, derjenige des
                                 										linken in das der unteren Abteilung. Durch diese Anordnung der Blasrohre soll
                                 										eine gleichmässigere Verteilung der Heizgase auf sämtliche Feuerröhren und
                                 										dadurch eine bessere Ausnutzung der Heizfläche erreicht werden.
                              Zwei andere englische Eisenbahngesellschaften – die Caledonian- und die Glasgow-
                                 										und South Westernbahn – haben, um bei Schnellzügen Vorspannlokomotiven möglichst
                                 										entbehrlich zu machen, zweifach gekuppelte Viercylinderlokomotiven mit vorderem
                                 										zweiachsigen Drehgestell bauen lassen, die indes ohne Verbundwirkung mit nur
                                 
                                 										einmaliger Expansion des Dampfes arbeitenOrgan für die Fortschritte des
                                          													Eisenbahnwesens, 1898 Heft 3 S. 67, bezw. Le Génie civil, 1898 S. 417.. Es
                                 										ist auffallend, dass in beiden Fällen auf die ohne erhebliche Kosten erreichbare
                                 										Verbundwirkung und die damit verbundene Dampfökonomie verzichtet worden ist!
                              Bei der nach D. Drummond's Entwürfen erbauten
                                 										Lokomotive der Caledonianbahn haben die vier Cylinder gleichen Durchmesser; die
                                 										beiden unterhalb der Rauchkammer angeordneten Innencylinder treiben die vordere,
                                 										die beiden Aussencylinder die hintere Treibachse an. Für die Innencylinder ist
                                 										die Stephenson'sche, für die Aussencylinder die Joy'sche Steuerung zur Verwendung gekommen. Durch
                                 										Anordnung eines 3353 mm grossen Abstandes zwischen den beiden Treibachsen ist es
                                 										möglich geworden, eine sehr lange Feuerbüchse zu verwenden. Um eine grosse
                                 										Heizfläche in der Feuerbüchse zu erzielen, sind in ihrem oberen Teil geneigte
                                 										Siederohre kreuzweise eingebaut.
                              Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind:
                              
                                 
                                    Cylinderdurchmesser
                                    381
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kolbenhub
                                    660
                                    mm
                                    
                                 
                                    Durchmesser der Treibräder
                                    2007
                                    mm
                                    
                                 
                                            „              „   Laufräder des
                                       												Drehgestells
                                    1067
                                    mm
                                    
                                 
                                    Rostfläche
                                    2,55
                                    qm
                                    
                                 
                                    Dampfüberdruck
                                    12,3
                                    at
                                    
                                 
                                    Heizfläche in der Feuerbüchse
                                    36,6
                                    qm
                                    
                                 
                                           „          „  den Feuerröhren
                                    121,4
                                    qm
                                    
                                 
                                    Gesamte Heizfläche
                                    158,0
                                    qm
                                    
                                 
                                    Schienendruck durch die Treibachsen
                                    38,30
                                    t
                                    
                                 
                                              „                „     das Drehgestell
                                    17,12
                                    t
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    55,42
                                    t
                                    
                                 
                              Die nach Angaben von Morrison in den eigenen
                                 										Werkstätten zu Kilmarnock erbauten Viercylinderlokomotiven der Glasgow- und
                                 										South Westernbahn haben Aussen- und Innencylinder von verschiedenem Durchmesser;
                                 										beide Cylinderpaare übertragen ihre Arbeit, um einen Ausgleich der hin und her
                                 										gehenden Triebwerksmassen zu erzielen, wie bei der vorbesprochenen Lokomotive
                                 										von Webb, auf eine einzige Achse. Da auch die
                                 										Steuerung der Schieber der Innen- und Aussencylinder in ähnlicher Weise wie bei
                                 										dieser Lokomotive erfolgt, sind nur zwei Steuerungen vorhanden.
                              Die Lokomotive hat folgende Hauptabmessungen:
                              
                                 
                                    Durchmesser der Aussencylinder
                                    318
                                    mm
                                    
                                 
                                           „               „   Innencylinder
                                    368
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kolbenhub der Aussencylinder
                                    610
                                    mm
                                    
                                 
                                          „             „   Innencylinder
                                    660
                                    mm
                                    
                                 
                                    Durchmesser der Treibräder
                                    2070
                                    mm
                                    
                                 
                                            „              „   Laufräder
                                    1105
                                    mm
                                    
                                 
                                    Fester Achsstand
                                    2667
                                    mm
                                    
                                 
                                    Gesamter Achsstand
                                    6680
                                    mm
                                    
                                 
                                    Anzahl der Feuerröhren
                                    238
                                    
                                    
                                 
                                    Aeusserer Durchmesser der Feuerröhren
                                    41
                                    mm
                                    
                                 
                                    Dampfdruck
                                    11,6
                                    at
                                    
                                 
                                    Heizfläche in der Feuerbüchse
                                    10,31
                                    qm
                                    
                                 
                                           „          „  den Feuer röhren
                                    101,63
                                    qm
                                    
                                 
                                    Gesamte Heizfläche
                                    111,94
                                    qm
                                    
                                 
                                    Rostfläche
                                    1,67
                                    qm
                                    
                                 
                                    Schienendruck durch das Drehgestell
                                    17,27
                                    t
                                    
                                 
                                             „                 „     die Treibachsen
                                    32,21
                                    t
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht der Lokomotive
                                    49,48
                                    t
                                    
                                 
                                             „             des Tenders
                                    32,80
                                    t
                                    
                                 
                                    Wasserinhalt
                                    11,34
                                    cbm
                                    
                                 
                                    Kohleninhalt
                                    5,66
                                    cbm
                                    
                                 
                              Bei der in England unter Nr. 3398 im Jahre 1898 patentierten dreifach gekuppelten
                                 										Viercylinder-Verbundlokomotive von IvanofRevue de
                                          													Mécanique, Juni 1898 S. 645. mit vorderem
                                 										zweiachsigem Drehgestell und hinterer Laufachse, wirken die aussenliegenden
                                 										Hochdruckcylinder a (Fig.
                                    
                                    											8) auf die mittlere, die beiden ebenfalls aussenliegenden
                                 										Niederdruckcylinder b auf die vordere Treibachse.
                                 										Erstere ist mit der hinteren und vorderen Achse durch Kuppelstangen, die an um
                                 
                                 										180° gegenseitig versetzte Kurbeln angreifen, derart verbunden, dass sich die
                                 										Kolben der beiden Cylinderpaare a und b im entgegengesetzten Sinne zu einander bewegen.
                                 										Damit werden die Kraft- und Massen Wirkungen der Triebwerksteile vollständig
                                 										ausgeglichen und einseitige Lagerdrucke vermieden. Der Kesseldampf strömt nach
                                 										erfolgtem Oeffnen des Regulators k1 durch das Rohr k
                                 										jeder Maschinenseite in den Schieberkasten des betreffenden Hochdruckcylinders
                                 											a, und nachdem er hier Arbeit verrichtet hat,
                                 										behufs Ueberhitzung durch die im Kessel bezw. der Rauchkammer liegende Leitung
                                 											ghh1 in den
                                 										Schieberkasten des zugehörigen Niederdruckcylinders b.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 126
                                 Fig. 8. Viercylinder-Verbundlokomotive von Ivanof.
                                 
                              Die von den Baldwin Locomotive Works in Philadelphia
                                 										gelieferten Verbund-Schnellzuglokomotiven der Atlantic Citybahn mit zwei
                                 										paarweise übereinander gelagerten Cylindern auf jeder Maschinenseite, Bauart Vauclain (1893 287 *
                                 										25), haben, wie Fig. 9 erkennen lässt, vier
                                 										gekuppelte Treibräder von 2150 mm Durchmesser, ein vorderes zweiachsiges
                                 										Drehgestell und hintere Laufachse. Die bedeutende Grösse der für Anthracitkohle
                                 										eingerichteten Feuerbüchse mit 7,43 qm Rostfläche veranlasste, den Führer- und
                                 										Heizerstand voneinander zu trennen, derart, dass die Feuerung von der
                                 										Tenderplatte aus erfolgt, während das Führerhaus nicht wie gewöhnlich an das
                                 										Ende des Kessels, sondern ungefähr in Mitte desselben vor die Feuerbüchse gelegt
                                 										ist. Hauptabmessungen der Lokomotive sind folgende:
                              
                                 
                                    Durchmesser der Hochdruckcylinder
                                    330
                                    mm
                                    
                                 
                                            „              „   Niederdruckcylinder
                                    558
                                    mm
                                    
                                 
                                    Kolbenhub
                                    660
                                    mm
                                    
                                 
                                    Länge des gesamten Achsstandes
                                    8000
                                    mm
                                    
                                 
                              
                              
                                 
                                    Fester Achsstand
                                    2900
                                    mm
                                    
                                 
                                    Durchmesser des Kessels
                                    1500
                                    mm
                                    
                                 
                                    Länge der Feuerbüchse
                                    3000
                                    mm
                                    
                                 
                                    Breite  „          „
                                    2430
                                    mm
                                    
                                 
                                    Heizfläche
                                    170
                                    qm
                                    
                                 
                                    Dienstgewicht
                                    71500
                                    kg
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 312, S. 127
                                 Fig. 9. Verbund-Schnellzuglokomotive von den Baldwin Locomotive
                                    											Works.
                                 
                              Die Paris-Lyon-Mittelmeerbahn hat unlängst 40 neue
                                 										Viercylinder-Schnellzuglokomotiven in Dienst gestellt, die sich von den
                                 										bisherigen derartigen Lokomotiven (1894 293 * 9)
                                 										hauptsächlich in der äusseren Form unterscheidenEngineering
                                       												vom 15. April 1898, S. 475.. Dieselbe ist derart gehalten,
                                 										dass die Lokomotiven bei hohen Geschwindigkeiten der Luft nur noch einen
                                 										geringen Widerstand entgegensetzen. Zu dem Zwecke wurden alle normal zur
                                 										Fahrrichtung der Maschine stehenden Flächen durch schräge Flächen ersetzt. An
                                 										die Stelle der geraden Vorderwand des Führerhauses sind z.B. zwei unter 45°
                                 										geneigt liegende Wände getreten; Schornstein, Dampfdom und Sandkasten sind von
                                 										einem gemeinsamen Blechmantel umgeben, der vorn und hinten spitz zuläuft. Vor
                                 										der Rauchkammer sitzt ein nach vorn spitz zulaufender Blechmantel in Gestalt des
                                 										Vorderstevens eines Schiffes, welcher diesen Lokomotiven den Namen
                                 											„locomotive à bec“, d.h. „Schnabellokomotive“, erworben
                                 
                                 										hat.
                              Die Lokomotiven wurden nach Angaben von B. Baudry,
                                 										Oberingenieur der Paris-Lyon-Mittelmeerbahn, teils in eigenen Werkstätten, teils
                                 										in denjenigen der Compagnie Alsacienne in
                                 										Batignolles erbaut.
                              Die günstigen Ergebnisse, welche mit ihnen erzielt wurden, veranlassten die
                                 										Verwaltung der genannten Eisenbahn, auch Güterlokomotiven ähnlicher Bauart mit
                                 										acht gekuppelten Rädern von je 1500 mm Durchmesser zu beschaffenEngineering
                                       												vom 1. April 1898.. Die Hochdruckcylinder dieser Lokomotiven
                                 										von 53,7 t Dienstgewicht liegen innerhalb, die Niederdruckcylinder ausserhalb
                                 										der Rahmen.
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)