| Titel: | Neuerungen an Lokomotiven. | 
| Fundstelle: | Band 312, Jahrgang 1899, S. 173 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen an Lokomotiven.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 153 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen an Lokomotiven.
                        
                     
                        
                           2. Besondere Lokomotiven.
                           Um die Luftverhältnisse im Arlbergtunnel günstiger zu gestalten, hat die Verwaltung
                              									der österreichischen Staatsbahnen sämtliche Lokomotiven der Arlbergbahn mit
                              									Einrichtungen zur Heizung mit flüssigem Brennstoff versehenOrgan für die
                                       												Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1897 Heft 4 S. 72.. Es
                              									wurde für diesen Zweck die Oelfeuerung nach Holden
                              									(1893 287 * 30) gewählt.
                           Zu Beginn des Tunnelbetriebes wurden die Lokomotiven mit Kohle geheizt, da aber
                              									die Zugmannschaften und die in dem 10,4 km langen Tunnel beschäftigten Arbeiter
                              									durch den Kohlenrauch stark belästigt wurden, ging man sehr bald zur Koksfeuerung
                              									über. Doch auch diese Feuerung befriedigte nicht vollständig, da namentlich unter
                              									den Tunnelarbeitern leichte Erkrankungen vorkamen, deren Merkmale auf die Einatmung
                              									von Kohlenoxyd schliessen liessen. Aus diesem Grunde ist man schliesslich zur
                              									Oelfeuerung übergegangen. Die mit der Oelfeuerung versehenen vierfach gekuppelten
                              									Güterzuglokomotiven der Arlbergbahn haben nachstehende Hauptabmessungen:
                           
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 500
                                 mm
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 1100
                                 mm
                                 
                              
                                 Gesamtes, zugleich Reibungsnutzgewicht
                                 55
                                 t
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbüchse
                                 11,2
                                 qm
                                 
                              
                                        „           „   Feuerröhren
                                 170,8
                                 qm
                                 
                              
                                 Gesamte Heizfläche
                                 182,0
                                 qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 2,25
                                 qm
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 174
                              Fig. 14. Zerstäuber.
                              
                           Unterhalb der Feuerthüre jeder Lokomotive sind zwei Oeffnungen angebracht, durch
                              									welche die in Fig. 14 ersichtlichen Zerstäuber in die
                              									Feuerbüchse hineinragen. Die Zerstäuber sind durch Rohre mit einem auf dem Tender
                              									stehenden, etwa 1200 l fassenden Oelbehälter mit Absperrhahn in Verbindung gebracht
                              									und ferner, behufs Regulierung des Oelzuflusses, noch je mit einem besonderen
                              									Oelzuflusshahn versehen. Am Kessel befindet sich an leicht zugänglicher Stelle ein
                              									Gehäuse, welches vier Dampfhähne enthält. Ein Hahn vermittelt durch die
                              									Rohrleitungen a den Dampfzutritt in die Mischdüsen der
                              									Zerstäuber, ein zweiter führt den Ringdüsen c1 durch die Leitungen c
                              									Dampf zu, welcher durch mehrere kleine Oeffnungen der ersteren in die Feuerbüchse
                              									geblasen wird. Ein dritter Hahn dient zum Vorwärmen oder Verdünnen des Oeles im
                              									Behälter, wenn es sehr dickflüssig ist oder im Winter erstarrt. Der vierte Hahn
                              									endlich dient zum Durchblasen der Oelzuflussrohre. Lässt man durch a Dampf in die Zerstäuber eintreten, so reisst dieser
                              									die durch die Mitteldüse zufliessende Luft und das durch die Oelzuflusshähne
                              									einströmende Oel mit sich fort.
                           Die Bethätigung der Feuerung erfolgt in der Weise, dass nötigenfalls zuerst das Oel
                              									im Behälter vorgewärmt wird; sodann wird Dampf in die Mittel- und Ringdüsen
                              									eingelassen und erst zuletzt Oel in entsprechender Menge zugeführt.
                           Der Vorteil, welchen die Oelfeuerung, System Holden, im
                              									vorliegenden Falle gewährt, besteht darin, dass während der Fahrt entweder mit Kohle
                              
                              									geheizt oder die Oelfeuerung in Thätigkeit gesetzt werden kann. Es ist sonach
                              									möglich, vor dem Einfahren in den Tunnel mit Kohle, im Tunnel selbst mit Oel und
                              									nach der Ausfahrt wieder mit Kohle zu feuern. Damit ist eine wesentliche
                              									Erleichterung für die Lokomotivmannschaft verknüpft, die besonders bei lange
                              									andauernden Steigungen ins Gewicht fällt.
                           Ausser den 25 vierfach gekuppelten Güterzugslokomotiven für Güterzüge sind auch 12
                              									dreifach gekuppelte Güterzugslokomotiven, welche die Personen- und Schnellzüge
                              									über den Aliberg befördern, für die gleiche Feuerung eingerichtet.
                           Auf der englischen Great Easternbahn haben die mit Oelfeuerung versehenen Lokomotiven
                              									schon mehrfach Züge von London nach Ipswich befördert, ohne dass eine mehr als
                              									einmalige Regelung der Feuerung nötig gewesen wäreEngineer, Mai 1897
                                    											S. 538.. Es sind auf dieser Bahn 37 mit Oelfeuerung, Bauart Holden, eingerichtete Lokomotiven im Betriebe, von
                              									denen 19 Lokomotiven hauptsächlich zur Beförderung der Personenzüge der Londoner
                              									Untergrundbahnen dienen.
                           Auch die Londoner Metropolitanbahn beabsichtigt demnächst ihre Lokomotiven mit
                              									Einrichtungen für die Oelfeuerung nach Holden zu
                              										versehenLe Génie civil, 1898 S. 293..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 174
                              Fig. 15. Drehgestell mit Kegelrädergetriebe für Lokomotiven, System
                                 										Heisler.
                              
                           Für Bahnen mit vielen Kurven und Steigungen, besonders zum Holztransport und in
                              									Minendistrikten, werden in Amerika seit einigen Jahren Lokomotiven mit
                              									Kegelräderantrieb benutzt, von denen zwei Systeme üblich sind; das eine hat die
                              									Hauptantriebswelle seitlich von den Rädern (1894 292 *
                              									157), das andere, System Heisler, hat sie zwischen den
                              										RädernDer praktische Maschinenkonstrukteur vom 18.
                                    											August 1898 S. 131.. Die meisten Kegelradlokomotiven haben zwei
                              									Drehgestelle, deren Achsen durch je ein besonderes, aussenliegendes Kegelräderpaar
                              									angetrieben werden. Für ausnahmsweise grosse Maschinen wird noch ein drittes
                              									Drehgestell verwendet, das dann unter dem Tender angebracht wird, den alle Maschinen
                              									dieser Art haben.
                           Die neue Lokomotive, System Heisler, hat nur ein
                              									Kegelrädergetriebe an jedem Drehgestell, welches, wie in Fig. 15 ersichtlich, zwischen den Rädern in einem mit Oel gefüllten
                              									Gehäuse gelagert ist, und damit gegen eindringenden Sand und Schmutz geschützt
                              									liegt. Die zweite Achse jedes Drehgestells wird durch Kuppelstangen angetrieben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 174
                              Fig. 17. Elektrisch angetriebene Lokomotive von der General Electric
                                 										Co.
                              
                           Eine Lokomotive dieser Art mit einem Gewicht von 30 t auf zwei Drehgestellen läuft in
                              									Kalifornien auf einer 14 km langen Strecke mit 270 Kurven von 21 bezw. 22 m
                              									Halbmesser und Steigungen von 1:20 bis 1: 15.
                           Die grösste nach dem System Heister gebaute Maschine
                              										(Fig. 16) wiegt 60 t und hat drei Drehgestelle.
                              									Die vier Cylinder
                              									sind zu beiden Seiten der Lokomotive unter einem Winkel von 45° angeordnet. Die
                              									Pleuelstangen arbeiten in einer quer zur Lokomotivachse liegenden Ebene und
                              									übertragen ihre Bewegungen auf die Kurbelwelle, deren beiderseitige Enden durch
                              									angreifende kurze Wellen mit Universalgelenken mit den Wellen der beiden
                              									Drehgestelle verbunden sind. Das unter dem Tender angebrachte dritte Drehgestell
                              									wird durch eine weitere Welle von einem auf der Kurbelwelle sitzenden Kegelrad
                              									angetrieben. Die Treibachse eines jeden Drehgestells trägt, wie Fig. 15 erkennen lässt, eine schwere Scheibe, auf der
                              									die zwei halbkreisförmigen Kegelrädersegmente aus Gussstahl mittels Schraubenbolzen
                              									befestigt sind. Auf derselben Achse sitzt ferner eine zweiteilige Bronzemuffe, die
                              									einen Teil des Rahmens bildet, welcher das zweite Zahnrad trägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 175
                              Fig. 16. 60-t-Maschine nach dem System Heisler.
                              
                           Der Kessel ist ein gewöhnlicher Lokomotivkessel. Feuerbüchse, Rauchkammer und
                              									Schornstein sind für Kohlen- und Holzfeuerung eingerichtet.
                           Die Gasmotorenfabrik Deutz hat auf Anregung des
                              									Bergwerkdirektors Paskon für die Braunsteinbergwerke C. W. B. Fernié in Giessen eine
                              									Lokomotive gebaut, die durch einen Benzinmotor von 6 e Maximalleistung fortbewegt wirdGlaser's Annalen für
                                       												Gewerbe und Bauwesen vom 15. Oktober 1898 S. 161.. Die
                              									mit einer Handhebelbremse und einer vom Motor selbst bewegten Signalglocke
                              
                              									ausgerüstete Lokomotive ist einschliesslich Puffereisen 2,6 m lang, 1,2 m breit und
                              									1,3 m hoch; die Spurweite beträgt 0,5 m, der Radstand 0,65 m.
                           Mit der Maximalleistung des Benzinmotors von 6 e erreicht die Lokomotive eine höchste Fahrgeschwindigkeit von 7,2 km in
                              									der Stunde; die hierbei entwickelte Zugkraft beträgt am Zughaken gemessen etwa 140
                              									kg, was bei einem Zugwiderstand von 8 kg für die Tonne Zuggewicht auf horizontaler
                              									Strecke einer zu befördernden Last von etwa 17 t im Maximum entspricht. Das
                              									betriebsfertige Gewicht der Lokomotive beträgt 2200 kg.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 312, S. 175
                              Fig. 18. Elektrisch angetriebene Lokomotive von der General Electric
                                 										Co.
                              
                           Die Fahrgeschwindigkeit kann innerhalb der Grenzen von 7,2 bis 3 km in der Stunde
                              									verändert werden. Es geschieht dies dadurch, dass der Führer mittels eines
                              									Regulierhebels auf den Regulator und damit auf die Tourenzahl des Motors
                              									einwirkt.
                           Der Benzinmotor arbeitet mittels gefräster Stahlgussräder auf ein Wendegetriebe, von
                              									dem aus in Verbindung mit zwei Reibungskuppelungen für Vor- und Rückwärtsgang die
                              									Weiterleitung der Bewegung mittels Gall'scher Kette auf
                              									die unter sich gekuppelten Laufachsen erfolgt. Die Reibungskuppelungenwerden mittels
                              									Handrad und Schraube eingerückt.
                           Der Motor hat elektrische Zündung; den hierfür erforderlichen Strom liefert ein
                              									kleiner Akkumulator, der mitsamt dem Benzinbehälter in einem gleichzeitig den
                              									Schutzmantel für das Triebwerk des Motors bildenden Blechmantel untergebracht
                              									ist.
                           Zur Kühlung des Motors dient eine von ihm bewegte kleine Zirkulationspumpe in
                              									Verbindung mit zwei an den Längsseiten der Lokomotive angeordneten
                              									Wasserbehältern.
                           Der Benzinverbrauch beträgt bei voller Belastung des Motors etwa 2,4 kg
                              									stündlich.
                           Da die aus der Benzinmaschine entweichenden Gase nach den bisherigen Erfahrungen
                              									keine merkbare Verschlechterung der Luft bewirken, und die Benzinlokomotive
                              									bezüglich der Anschaffungs- und Betriebskosten der elektrischen Lokomotive weit
                              									überlegen ist, dürfte dieselbe bald in weiteren Kreisen des Bergbaues Verwendung
                              									finden.
                           Die vor kurzem eröffnete, grösstenteils etwa 25 m unter Strassenoberfläche im Tunnel
                              									liegende Central-Londonbahn, welche von der bestehenden Süd-Londonbahn bei der Bank
                              									abzweigt und unter Oxfordstreet hin mit rund 10,5 km Länge nach Hammersmith führt,
                              									hat 32 Stück elektrisch angetriebene Lokomotiven in Dienst gestellt, die von der General Electric Co. in Schenectady (Nordamerika)
                              									gebaut sindLe Génie civil, 1898 Bd. XXXIII Nr. 8 S.
                                    											123..
                           Die in Fig. 17 und 18
                              									ersichtlichen Lokomotiven haben grosse Aehnlichkeit mit denjenigen der Baltimore-
                              
                              									und Ohiobahn (1896 299 * 121). Während diese aber 90 t
                              									schwer sind, wiegen jene nur 42 t.
                           Die Zuführung des 500 Volt starken Stromes erfolgt durch eine dritte (Mittel-)
                              									Schiene mittels an der Lokomotive angebrachter Gleitschuhe, die Rückleitung durch
                              									die gewöhnlichen Schienen. Die Lokomotive ruht auf einem vorderen und hinteren je
                              									zweiachsigen Truckgestell. Die aus Gussstahl gefertigten Räder haben 1050 mm
                              									Laufkreisdurchmesser.
                           Jede der vier Achsen wird durch einen vierpoligen Antrieb im Gewichte von 5400 kg
                              									bewegt; der unmittelbar auf die Achse gekeilte Anker hat 572 mm Durchmesser bei 710
                              									mm Länge.
                           Beim Anfahren werden die Antriebe hintereinander geschaltet; die Zugkraft beträgt
                              									dann 6300 kg. Ein kleinerer elektrischer Motor dient zum Betreiben einer Luftpumpe,
                              									welche die zur Bethätigung einer Bremse erforderliche Druckluft liefert.
                           In der zur Erzeugung des Stromes am Westende der Linie errichteten Zentrale sind
                              									sechs mit den zugehörigen Dynamos für Strom von 5000 Volt Spannung bei 94
                              									minutlichen Umdrehungen direkt gekuppelte, liegende Verbundmaschinen mit je 600
                              									bezw. 1050 mm Cylinderdurchmesser und 1200 mm Kolbenhub aufgestellt, die Dampf aus
                              									16 in acht Reihen aufgestellten Röhrenkesseln (System Babcock und Wilcox) von je 330 qm Heizfläche erhalten. Die Kesselspannung
                              									beträgt 10,5 at. Die Dampfmaschinen leisten normal je 1300, maximal 1950 .
                              									Die Umformung des 5000 Volt starken Stromes in solchen von 500 Volt Spannung
                              									geschieht in drei Unterstationen.
                           Eine von der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft
                                 										Berlin für die normale Spurweite von 1435 mm konstruierte zweiachsige
                              									elektrische Lokomotive ist im stande, einen Zug von 120 t mit einer Geschwindigkeit
                              									von 14 m in der Sekunde oder 50 km in der Stunde auf der wagerechten Strecke zu
                              										befördernGlaser's Annalen vom 15. November 1897 S.
                                    											184.. Der Radstand beträgt 2,50 m, so dass die Lokomotive Kurven
                              									von dem geringsten zulässigen Halbmesser leicht durchfahren kann. Die Räder haben
                              									1000 mm Laufkreisdurchmesser.
                           Die elektrische Energie wird der Lokomotive durch eine oberirdische Arbeitsleitung –
                              									aus zwei in einem wagerechten Abstande von 150 mm angebrachten, je 8 mm starken
                              									Drähten aus Hartkupfer bestehend – zugeführt. Die Stromabnahme erfolgt durch zwei
                              									auf dem Dache des Führerhauses angebrachte Walzen aus Bronze, die, auf Blattfedern
                              									befestigt, von unten gegen die Arbeitsleitung drücken.
                           Die bei einer Stromspannung von 500 Volt normal mit etwa 840 Umdrehungen laufenden
                              									Motoren sind einerseits unmittelbar auf den Laufradachsen gelagert, andererseits an dem Untergestell
                              									derart federnd aufgehängt, dass nur etwa ⅛ des Motorgewichtes als nicht abgefederte
                              									Last auf die Achse wirkt. Der Antrieb der Laufachsen erfolgt mittels eines
                              									Zahnräderpaares im Verhältnis 1 : 3. Das auf der Ankerwelle sitzende Getriebe
                              									besteht aus Phosphorbronze, das grosse zweiteilige Rad auf der Laufradachse aus
                              									Gussstahl.
                           An der einen Längswand des Führerhauses ist ein Umschalter angebracht, der zur
                              									Regulierung der Fahrgeschwindigkeit bezw. der Umkehr der jeweiligen Fahrtrichtung
                              									zwei Kurbeln hat. Werden dieselben abgenommen, so sind hierdurch gleichzeitig die
                              									Kontaktwalzen mechanisch arretiert.
                           Der normale Stromverbrauch bei 500 Volt Spannung beträgt für jeden Motor etwa 110
                              									Ampère. Jeder Motor leistet hierbei etwa 84 , während die maximale Leistung
                              									rund 150  beträgt.
                           Dass der elektrische Betrieb einer Bahnstrecke dem Dampfbetriebe gegenüber grosse
                              									Vorzüge namentlich auch in ökonomischer Beziehung besitzt, geht aus nachstehendem
                              										hervorEngineering News, 1896 S. 269..
                           Auf der Nantasketbahn, einer Zweiglinie der New York, New Haven und Hartfordbahn
                              									wurde die 5,6 km lange Strecke Nantasket Junction bis East Weymouth von zwei
                              									Lokomotiven versorgt, die täglich zusammen 8 t Kohle brauchten. Nachdem elektrischer
                              									Betrieb eingeführt ist (1896 302 39), wird der Strom für
                              									die ganze 11,3 km lange Strecke Pemberton-Nantasket Junction mit 4 t Kohle für den
                              									Tag erzeugt!
                           Die am 20. August 1898 dem Betrieb übergebene Gornergratbahn, eine elektrische reine
                              									Zahnradbahn mit oberirdischer Stromzuführung, hat von der Schweizer Lokomotivfabrik zu Winterthur gelieferte Lokomotiven
                              									bemerkenswerter BauartZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
                                    											vom 27. August 1898 S. 962.. Sie sind mit je zwei asynchronen
                              									sechspoligen Dreiphasenstrom-Motoren mit gewickelten Ankern und Schleifringen
                              									ausgerüstet, die bei 540 Volt Spannung in der Kontaktleitung und bei 800 minutlichen
                              									Umdrehungen je 90  leisten. Die Motoren sind am Rahmengestell befestigt und
                              									arbeiten mittels eines doppelt angeordneten zweifachen Räder Vorgeleges im
                              									Verhältnis 1 : 12 auf die Treibachsen der Zahnstangenräder. Bei der normalen
                              									Fahrgeschwindigkeit von 7 km in der Stunde beträgt die Zugkraft am Zughaken rund
                              									6000 kg.
                           Zur Sicherung des Betriebes dienen zwei vollständig getrennte Bremssysteme. Einmal
                              									können beide Treibachsen unabhängig voneinander mittels zweier Kurbeln von Hand
                              									bethätigt werden und ferner sind beide Motoren mit Bremsscheiben und Bandbremsen
                              									ausgerüstet, die entweder von Hand oder aber selbstthätig, sobald der Wagen eine
                              
                              									gewisse Fahrgeschwindigkeit überschreitet, oder sobald aus irgend einem Grunde der
                              									Strom unterbrochen wird, in Wirksamkeit treten.
                           Das Eigengewicht der mit vorderer und hinterer Tragachse versehenen Lokomotive
                              									beträgt 10,55 t.
                           Auch über die elektrischen Lokomotiven der Jungfraubahn, der höchsten Bergbahn
                              									Europas, dürften einige Angaben am Platze sein. Bekanntlich ist seit 19. September
                              									1898 die erste Teilstrecke dieser Bahn von der Station Kleine Scheidegg der
                              									Wengernalpbahn (2 km) eröffnet.
                           Die 13 t schweren Lokomotiven ruhen auf einer vorderen und hinteren Tragachse mit
                              									Laufrädern von 600 mm DurchmesserSchweizerische Bauzeitung vom 10. April
                                    											1897.. Die zwischenliegenden beiden Zahnradachsen werden mittels
                              
                              									zweifachen Rädervorgeleges von Elektromotoren angetrieben, die bei 800 minutlichen
                              									Umdrehungen je 150  leisten.
                           Jede Lokomotive ist mit einer elektrischen Bremse, einer Handbremse, die auf
                              									Rillenscheiben wirkt, sowie einer Schienenzangen-Hebelbremse mit Bronzesohlen
                              									ausgerüstet.
                           Die oberirdische Speiseleitung erhält umgeformten Strom von 500 Volt Spannung. Die
                              									Drehstrommotoren der Kraftstation in Lauterbrunnen sind direkt mit
                              									Girard-Doppelturbinen gekuppelt. Ihre Spannung beträgt 7000 Volt.
                           
                              (Schluss folgt.)