| Titel: | Fortschritte im Bauwesen. | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 72 | 
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                        Fortschritte im Bauwesen.
                        (Schluss des Berichtes Bd. 312 S.
                           								102.)
                        Fortschritte im Bauwesen.
                        
                     
                        
                           Bildung der Fussböden und Decken.
                           Ueber die Herstellung von Eisen- und Holzbalkendecken unter Verwendung von hohlen
                              									porösen Gewölbsteinplatten mit besonderer Berücksichtigung seines D. R. P. Nr.
                              									87861, Holzbalkendecke betreffend, macht H. Bilguer in
                              									Schwerin einige zusammenfassende Bemerkungen im Mecklenburgischen Gewerbeblatt, dessen Inhalt wir nachstehend kurz
                              									wiedergeben.
                           Der Wunsch, die hölzernen Decken durch feuersichere zu ersetzen, hat schon frühzeitig
                              									dahin geführt, gewölbte Decken anzuwenden. Während man früher des Gewölbeschubes
                              									wegen sehr starke Mauern und Pfeiler anlegen musste, werden jetzt durch die
                              									Fortschritte in der Eisenindustrie massive Decken mit Benutzung von eisernen
                              									⊤-Trägern hergestellt. Die Ausfüllung zwischen den Trägern hat eine mannigfache
                              									Ausbildung erfahren.
                           Von den vielem neuen Konstruktionen sind die Kleine'schen und Schürmann'schen Decken
                              									erwähnenswert. Erstere besteht aus einem flachen Gewölbe mit in die Fugen
                              									eingebetteten, von Auflager zu Auflager reichenden, hochkantig gestellten Bandeisen.
                              										Schürmann verwendet zur Herstellung von wagerechten
                              									Decken eigens dazu hergestellte Wellblechschienen, welche zwischen die ⌶-Träger
                              									verlegt und mit Weinen, 30 bis 40 cm breiten Kappen ausgewölbt werden. Bas Einlegen
                              									von dünnen Bandeisen, Wellblechschienen u.s.w. hält der Verfasser für überflüssig,
                              									weil man ein flaches Gewölbe von hochkantigen Ziegeln recht gut bis zu sechs
                              									Steinlängen ausführen könne, wenn das Widerlager unverrückbar ist und guter
                              									Cementmörtel verwendet wird.
                           Soll die Entfernung der eisernen Träger über 1,50 m betragen, so werden auf den
                              									unteren Flansch derselben ⊥-Eisen gelegt und die Zwischenräume eingewölbt.
                           Die bisher als Ersatz der Holzbalkendecken vorgeschlagenen Eisenbalkendecken
                              									erfordern so hohe Kosten, dass ihre Anwendung gegenüber den Holzbalkendecken nur
                              									gering gewesen ist.
                           Nachdem man die Windelböden wegen des langsamen Austrocknens verlassen hat, wird
                              									jetzt allgemein die Einschubdecke ausgeführt. An beiden Seiten der Balken Werden
                              									Latten genagelt und auf diese Bretter gelegt, welche einen starken feuchten
                              									Lehmauftrag erhalten. Die Untersicht der Balken wird mit Brettern verschalt, verehrt
                              									und mit Putz versehen. Durch diese Bestandteile wird viel Feuchtigkeit in den Bau
                              									gebracht, durch deren Eintrocknen eine baldige Kapitalverzinsung verzögert wird.
                              									Dies veranlasste, mit dem Systeme der Windel- und Einschubdecken zu brechen. Vor
                              									allen Dingen muss der Auftrag von Lehm und Schutt in Wegfall kommen. Denn was
                              									mitunter für Material unter der Bezeichnung „Auftrag und Ausfüllung“ in
                              									die Neubauten eingeschleppt wird, ist geradezu Schrecken erregend.
                           Es ist nun allgemein bekannt, dass diese so hergestellten Decken die schwächste
                              									Stelle bilden, weil durch das Eintrocknen und Werfen der Windelbödenhölzer und der
                              									Schalbretter Risse sich bilden, und Maurer und Maler sehr oft die schadhaften Decken
                              									mit neuem Putz und Anstrich versehen müssen.
                           Es hat auch hier an Vorschlägen zu Verbesserungen nicht gefehlt, besonders wurden in
                              									den Vereinigten Staaten von Amerika viele neue Konstruktionen angewandt, welche zwar
                              									in Deutschland wenig Verbreitung gefunden haben, aber Anregung zur Vervollkommnung
                              									der Holzbalkendecken gegeben haben. Bei der Herstellung von porösen Steinen und
                              									Platten, welche mit grösster Druckfestigkeit geringstes Gewicht vereinigen, die zur
                              									Herstellung von leichten Wänden, Eisen- und Holzbalkendecken in den letzten Jahren
                              									viel verlangt wurden, machte sich Verfasser näher mit den Eigenschaften solcher
                              									porösen Steine bekannt.
                           Die Anfertigung geschieht aus bestem Thon, der mit Sägespänen gemischt wird. Die
                              									Läufer und Köpfe, welche zur Herstellung von leichten Wänden verwandt werden,
                              									erhalten die Grösse des Normalformats. Zur Ausführung von flachen Gewölben bei
                              									Eisenbalkendecken werden die Läufer 25 cm lang, 12 cm breit und 10 cm hoch mit den
                              									sogen. Schienendecksteinen angefertigt. Die Gewölbedeckplatten zu Eisen- und
                              									Holzbalkendecken werden in Längen von 50 bis 100 cm und in den Querschnitten 25 cm ×
                              									6,5 cm, 12 cm × 10 cm und 15 cm × 20 cm hergestellt.
                           Eingehende Prüfungen ergaben, dass diese porösen Fabrikate grosse Dichtigkeit gegen
                              									Wärme, Kälte, Feuchtigkeit und Schall besitzen, sicherer gegen Feuer sind als
                              									gewöhnliche Backsteine, eine ziemlich hohe Tragfähigkeit und die Eigenschaft haben,
                              									sich sägen und nageln zu lassen. Das Gewicht eines Steines in der Grösse des
                              									Normalformats beträgt 1,6 kg und in der Grösse von 25 cm × 12 cm × 10 cm = 2 kg. Die
                              									Druckfestigkeit beträgt nach amtlichen Feststellungen bei Mittelbrand 48 kg für 1
                              									qm. Werden die Gewölbsteinplatten mit gutem Cementmörtel eingelegt und die
                              									Widerlager von oben gut vergossen, so beträgt die Tragfähigkeit gegen 5000 k/qm.
                           Diese Eigenschaften veranlassten den Erfinder, die leichten porösen Steinplatten auch
                              									zwischen Holzbalken zur Anwendung zu bringen. Versuche ergaben günstige Resultate.
                              									Er armierte die hölzernen Deckenträger beiderseits mit Winkelschienen, welche als
                              									Widerlager für die dazwischen einzuspannenden Gewölbeplatten dienen und ihrerseits
                              									durch die eisernen Querstreben in gleichem, beim Nachtrocknen der Holzbalken sich nicht
                              									verminderndem, gegenseitigem Abstande erhalten werden. Diese neue Konstruktion ist
                              									durch D. R. P. geschützt.
                           Auch bei den Holzbalkendecken kann man einfache ⊥-Eisen zwischen die an den Balken
                              									armierten 'Winkeleisen legen und mit porösen Lochsteinplatten einwölben. Die
                              									Verwendung von Steinplatten ermöglicht es, bei Eisenbalkendecken das Einschalen und
                              									Einwölben, bei Holzbalkendecken das Einbringen der Einschubbretter, sowie des
                              									Lehmauftrages, Verschalung und Verrohrung zu vermeiden. Die Steinplatten können von
                              									jedem Arbeiter in Cementmörtel nebeneinander in ⌶-Träger oder zwischen Winkeleisen
                              									bei Holzbalken eingeschoben und von oben an den Widerlagern mit Cementmörtel
                              									vergossen werden. Durch die grossen Hohlräume und durch die Porosität der
                              									Gewölbsteinplatten erreicht man eine grosse Isolierung und Feuersicherheit. Durch
                              									das System der vollständigen Verkleidung der ⌶-Träger durch die Schienendecksteine
                              									und bei Holzbalken durch Verkleidung der Unterschicht der Balken mit 2 cm starken
                              									porösen Steinplatten wird jedem Schwitzen und Tropfen vorgebeugt. Um eine bessere
                              									isolierende Wirkung, als es durch unsere bis jetzt angewandten Luftschichten möglich
                              									war, zu erreichen, werden von porösen Lochsteinen im Inneren vor den Aussenwänden
                              									Hohlräume zur Abhaltung der Mauerfeuchtigkeit angelegt. Das geringe Gewicht der
                              									porösen Steine ermöglicht die Verwendung wesentlich leichterer und somit billigerer
                              									eiserner ⌶-Träger und Balken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 72
                              Fig. 1.Holzbalkendecke mit porösen Lochsteinplatten.
                              
                           Fig. 1 veranschaulicht die Ausführungsweise der vorhin
                              									erwähnten Decken. Eine Vergleichung der Kosten verschiedener Systeme enthält ein
                              									Kostenanschlag, der dem Rundschreiben des Erfinders beiliegt. Wir teilen dasselbe
                              									nicht mit, da die Bedeutung zu sehr von den örtlichen Verhältnissen abhängt.
                           In nachstehendem beschreiben wir noch einige Deckenkonstruktionen, bei denen
                              									besondere Rücksicht auf einen erheblichen Widerstand gegen Feuersgefahr gelegt
                              									worden ist, die aber gleichzeitig keine zu grosse Belastung der tragenden Bauteile
                              									verursachen.
                           Golding stellt nach D. R. P. Nr. 89516 eine Decke von
                              									Cement und Eisen in der Weise her, dass ⊔-förmiges Walzeisen mit der Oeffnung nach
                              									oben gebogen, auf die Flanschen der Träger gelegt (Fig.
                                 										2) und das Ganze über Bretterverschalung mit Beton oben übergossen wird,
                              									so dass der Raum zwischen den Trägern ausgefüllt ist. Auf diese Bogenrippen werden
                              									Netze oder Gitter wagerecht gelegt und darauf zur Verbindung eine Schicht Beton
                              									aufgetragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 72
                              Fig. 2.Decke von Golding.
                              
                           Bei dem D. R. P. Nr. 83133 von Otto in Berlin wird das
                              									zu überdeckende Feld durch Mauerwerksrippen in eine Anzahl gleicher Teile geteilt
                              									und die Zwischenräume mit Beton ausgefüllt. Der Vorteil dieser Herstellung liegt
                              									darin, dass die Mörtelmasse in kleinen Mengen verwendet werden kann, so dass sie
                              									sich sofort mit den Steinrippen verbindet. Wird Beton allein verwendet, so muss die
                              									Mischung von Cement und Kies gleich für ein ganzes Deckenfeld hergestellt werden,
                              									damit die Füllung ununterbrochen erfolgen kann und nicht Anschlussstellen von
                              									mangelhafter Beschaffenheit entstehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 72
                              Fig. 3.Decke von Kapferer.
                              
                           Das unter Nr. 85534 erteilte (bereits erloschene) D. R. P. von Kapferer in Biebrich bezieht sich auf eine „aus zwei
                                 										Platten bestehende scheitrechte Decke“, bei welcher die Stossfuge zweier aus
                              									Gips oder Cement bestehenden Hohlplatten (Fig.
                                 									3) in ihrem unteren Teile von der senkrechten Richtung in eine schräge
                              									übergeht, um das gemeinsame Niederklappen der mit ihren äusseren Enden auf die
                              									Deckenträger aufgelegten Platten zu erleichtern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 72
                              Fig. 4.Feuersichere Decke von Astley und Willis.
                              
                           Das D. R. P. Nr. 71205 von Astley und Willis in London
                              									gilt für eine „feuersichere Decke“, bei welcher zwischen die eisernen Träger
                              									aus Beton oder gebranntem Thon hergestellte Füllungsträger von ⊥-förmigem
                              									Querschnitt gelagert sind (Fig. 4), die unten eine
                              									geschlossene Fläche bilden, welche die Flanschen der eisernen Träger verdeckt; ihr
                              									Steg ist durchlöchert, so dass der ganze Hohlraum der Decke zusammenhängt und der
                              									äusseren Luft Zutritt gestatten kann. Auf die gekrümmten Querstege werden
                              									Blechplatten oder Ziegel gelegt und die Brücke dann mit Beton oder anderem
                              									Füllmaterial abgeglichen.
                           Die Kleine'sche Decke wurde durch das D. R. P. Nr. 81123
                              									von Bruno in Detmold dahin abgeändert, dass an Stelle
                              									der hochkantig gestellten Eisenstäbe in die Fugen der Steine, und zwar in deren
                              									ganzer Höhe, Drahtgewebe eingebettet werden, welche ohne Unterbrechung in
                              									schlangenförmigen Windungen durch die ganze Decke hindurchgeführt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 72
                              Fig. 5.Cementdielen von Böcklen.
                              
                           Böcklen in Lauffen a. Neckar stellt flache oder gebogene
                              									Cementdielen her, die durch sechskantige bienen-zellartige Aussparungen im Gewichte
                              									erleichtert und unten geschlossen sind. Die Weise des Einbauens und der Form wird in
                              										Fig. 5 dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 72
                              Fig. 6.Spiegelgewölbe mit Kämpfereinspannung von Koenen.
                              
                           Ein biegungsfestes Spiegelgewölbe mit Kämpfereinspannung hat Koenen in seinem D. R. G. M. Nr. 68190 angegeben. Dasselbe wird ausgeführt
                              									von der Aktiengesellschaft für Beton- und Monierbau in
                              									Berlin. Zwischen ⌶-Trägern (Fig. 6), die 1,5 bis 6 m
                              									Abstand haben, werden Drähte oder Rundeisen von 5 bis 13 mm Durchmesser im Abstand
                              									von 6 cm gespannt, die Enden um die Flanschen der Träger geschlungen und das Ganze
                              									dann in Beton eingebettet.
                           Als Vorzug dieser Bauweise werden die geringe Konstruktionshöhe und der geringe Stoff
                              									aufwand angegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 72
                              Fig. 7.Hängegurtträgerdecke von Möller.
                              
                           Es sei noch die Hängegurtträgerdecke (D. R. G. M. Nr. 28878), Fig. 7, von Möller in
                              									Braunschweig erwähnt. Dieselbe stellt eine Cementtafel dar, welche auf
                              									fischbauchartigen Stegen mit Zuggurtungen aus Flacheisen ruht. Letztere sind an den
                              									Trägern verankert.
                           Die Zahl der Stege richtet sich nach der Breite der Decke; die Spannweiten gehen bis
                              									zu 15 m. Die Konstruktion wird empfohlen für Stalldecken, Speicherdecken, Brücken
                              									für Fussgänger, Chausseen, Eisenbahnen. Die Decken sind nach der Badischen Gewerbezeitung einfach, und sollen billig
                              									sein.
                           Bei der Decke von Otto in Berlin (D. R. P. Nr. 73586)
                              									ist der Stein oben geschlossen und erweitert sich nach unten, wie in Fig. 8 und 9 angedeutet. Im oberen
                              									Teile sind kurze Eisen eingebettet, mittels deren der Stein an das Flacheisen
                              									aufgehängt wird, die auf zwei Trägern ruhen. Die an die ⌶-Träger anstossenden Steine greifen unter
                              									deren Manschen über, so dass das Eisen völlig verdeckt wird. Nach dem Verlegen der
                              									Steine wird die konische Fuge von oben mit Mörtel vergossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 73
                              Decke von Otto.
                              
                           Die Zeitschrift für Baumaterialienkunde beschreibt einen
                              									Stein für Fig. 9.
                              									Decken. O. Förster in Schönebeck a. E. versieht seine
                              									feuerfesten und schwammsicheren Hohlsteine mit geneigten Seitenwänden aa1 und bb1 (Fig. 10 und 11), die
                              									entgegengesetzten Seiten jedes Blockes können einander parallel, wie in Fig. 10, oder
                              									entgegengesetzt zu einander geneigt sein, wie in Fig. 11. Hohlräume c durchziehen die Steine. Unter der Ueberschrift
                              										„neuere schwamm- und feuersichere Deckenkonstruktionen“ beschreibt das
                              										Centralblatt der Bauverwaltung einige neuere
                              									Erscheinungen auf diesem Gebiete.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 73
                              Decke von Förster.
                              
                           1. Die von der Firma M. Czarnikow und Co. in Berlin
                              									ausgeführte und „Horizontaldecke“ genannte Konstruktion nach dem System Mossner (D. R. G. M.) wird in Stärken von 8, 10 oder 12
                              									cm, je nach der Stützweite, hergestellt und besteht aus Reihen von Formsteinen, die
                              									auf kleinen ⊥- oder ⌶-förmigen Querträgern zwischen ⌶-förmigen Hauptträgern in
                              									Cementmörtel verlegt werden. Die zur Verwendung kommenden Formsteine sind porige
                              									Lochsteine und erhalten an den Seiten Ausklinkungen zur Aufnahme der Querträger und
                              									des Deckenputzes (Fig.
                                 										12). Die ⌶-Eisen werden mittels Maschinen geschnitten und an den Enden den
                              									Unterflanschen der Hauptträger entsprechend gekröpft. Sie erleiden nach
                              									Fertigstellung der Decke vorwiegend Zugspannung, wie bei der Monier-Bauweise; die
                              									Decke besitzt eine grosse Tragfähigkeit. Durch die eigenartige Form der Steine wird
                              									das zeitraubende und kostspielige Ein- und Ausschalen der Lehrrüstungen überflüssig.
                              									Einige Ausführungsarten ergeben sich aus den Fig. 13 und 14.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 73
                              Horizontaldecke nach dem System Mossner.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 73
                              Fig. 15.Donath'sche Hohlsteindecke.
                              
                           2. Die Donath'sche Hohlsteindecke (Fig. 15), welche der eben beschriebenen in vieler
                              									Beziehung gleicht, wird durch die Abbildung ausreichend erläutert.
                           3. Die Decke von Kopp ist aus gewöhnlichen Schwemmoder
                              									Ziegelsteinen erbaut; infolgedessen sind die Kosten geringer, ein Gleiches dürfte
                              									jedoch auch von der Tragfähigkeit gelten.
                           4. Die Wingen'sche Decke (D. R. P. Nr. 70873), Fig. 16 bis 19, kann man sich aus
                              									Ziegeln eines gewöhnlichen Gewölbes bestehend denken, die nach oben und unten
                              									Ansätze von einer solchen Form haben, dass eine ebene, wagerechte Ober- und
                              									Unterfläche entsteht. Der mittlere und obere Teil ist dabei mit Mörtel eingewölbt,
                              									während die Fugen der unteren Ansätze hohl bleiben, um den Patz besser haften zu
                              									lassen. Die Träger liegen 1 m weit voneinander. Ist das Längenmass des zu
                              									überspannenden Raumes nicht durch ganze Meter teilbar, so ergibt sich an dem Ende
                              									ein kleineres Feld als 1 m, dessen Herstellung ebenso leicht ist wie die der
                              									anderen. Die Ungleichheit der Teilung ist von keiner Bedeutung, da die
                              									Deckenunterfläche vollständig verputzt wird. Um den Putz besser haften zu lassen,
                              									sind an den Steinen Rillen angebracht, während unter den Trägern eine 1 cm starke
                              									Cementschicht angetragen wird. Zu der Decke gehören nur fünf verschiedene
                              									Steinformate; abweichende Kappenbreiten sind, wie Fig. 19 zeigt, mit
                              									Zuhilfenahme gewöhnlicher Mauersteine a leicht
                              									herzustellen. Durch die teilweise offenen Stirnfugen treten die Hohlräume
                              									miteinander in Verbindung und halten die Decke luftig und warm. Bei grösseren
                              									Trägerhöhen finden Ausfüllungen durch Schlackenbeton, Sand, Lehm u. dgl. statt.
                              									Vorzüge dieses Systems dürften folgende Punkte sein: 1. Die Decke kann wegen ihrer
                              									wagerechten Unterfläche und wegen des durchgehenden Putzes hinsichtlich ihrer
                              									weiteren Ausstattung und Dekoration genau wie eine freie, wagerechte Decke behandelt
                              									werden und eignet sich besonders zur Ueberdeckung unregelmässig gestalteter Räume.
                              									2. Eine Hinterfüllung mit Sand, Lehm o. dgl. ist unnötig. 3. Unter Umständen sind
                              									das Gewicht und die Herstellungskosten geringer als bei gewöhnlichen gewölbten
                              									Decken. 4. Die Hohlräume der Decke können zur Lüftung und zur Durchleitung warmer
                              									Luft benutzt werden, wo dies, wie bei Wohnräumen über Durchfahrten oder Läden,
                              									erwünscht ist. 5. Zur Ausführung ist nur eine einfache Bretterrüstung
                              									erforderlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 73
                              Fig. 16.Wingen'sche Decke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 73
                              Wingen'sche Decke.
                              
                           Die Ziegel haben meist 16 cm Höhe, wie sie für die gewöhnliche Spannweite von 1 m
                              									passen. Das Gewicht der Decke für 1 qm beträgt bei Verwendung von porigen
                              									Lochsteinen etwa 180 kg. Um nicht zu hohe Träger zu erhalten, dürfen die Abmessungen
                              									der zu überspannenden Räume nicht zu gross werden, auch würde in diesem Falle keine
                              									vollständige Ausnutzung der Tragfähigkeit der Träger möglich sein, weil sie schon
                              									der Durchbiegung wegen einen Querschnitt von grösserer Höhe erhalten müssten, als
                              									durch die Belastung geboten wäre. Die mit der Decke vorgenommenen Belastungsproben
                              									haben günstige Ergebnisse gezeigt, und bei der Ausführung in grösserem Massstabe hat
                              									sich das System bewährt.
                           Eine eingehende Würdigung der verschiedenen hierhin gehörigen Systeme wird erst nach
                              									längeren praktischen Erfahrungen möglich sein.
                           
                           Es ist eine allgemein beobachtete Thatsache, dass in einzelnen Räumen sich bei
                              									mangelnder Lüftung ein Modergeruch einstellt, dass an der Wand die Tapete feucht ist
                              									und nicht fest anhaftet, der Anstrich zerstört wird oder der Holzfussboden in
                              									wenigen Jahren anfault. Es rührt dieses von Feuchtigkeit her, welche entweder vom
                              									Erdreich oder von ausserhalb in die Mauern und Böden eindringt, diese durchnässt und
                              									zu den oben erwähnten Uebelständen Veranlassung gibt. Die weitere Folge dieser
                              									Feuchtigkeit ist die Bildung von Mauer- bezw. Holzschwamm und sonstigen Pilzen,
                              									welche sowohl das Mauerwerk wie das Holz rasch zerstören. Der Aufenthalt in feuchten
                              									Räumen ist bekanntlich dem Organismus ungemein schädlich. Die mikroskopisch kleinen
                              									Pilzsporen, welche, unsichtbar in der Luft schwebend, den Raum anfüllen, verursachen
                              									in den Atmungs- und Verdauungsorganen die schlimmsten Krankheiten; auch verderben
                              									die in solchen feuchten Räumen lagernden Nahrungsmittel in kürzester Zeit. Man
                              									behalf sich bisher damit, die Wände mit undurchlässigen Bekleidungen als Pappe-,
                              									Zinkblech-, Cement- oder Asphaltbewurf zu versehen, die Fussböden auf
                              									Schlackeunterlage herzurichten oder mit einem desinfizierenden Anstrich zu versehen.
                              									Alle diese Anordnungen erfüllten keineswegs den beabsichtigten Zweck, sie trugen
                              									vielmehr teilweise dazu bei, das Werk der Zerstörung zu beschleunigen, weil die
                              									Ausdünstung gehindert wurde, die Feuchtigkeit überhand nahm und die bislang noch
                              									nicht infizierten Mauer- und Fussbodenteile ergriff. Wenngleich in fast allen
                              									Gewerben mit bestem Erfolge der natürliche atmosphärische Luftstrom als Mittel zum
                              									Trocknen nasser Gegenstände Anwendung findet, so wird im Baufach dieser elementare
                              									Grundsatz selten verwertet, trotzdem es auf der Hand liegt, dass die relativ
                              									trockene atmosphärische Luft mit genügender Schnelligkeit an der feuchten Mauer
                              									vorbeigeführt oder unter dem Fussboden durchgeführt, diesen die Feuchtigkeit
                              									entzieht, abgesehen davon, dass eine Luftströmung bekanntlich das sicherste
                              									Tödtungsmittel gegen fäulniserregende Pilze, besonders gegen den mit Recht so
                              									gefürchteten Hausschwamm (Merulius lacrimans) ist. Diese eigentlich so nahe liegende
                              									Idee hat dem Baumeister Fischer Veranlassung
                              									gegeben, eine Falzbaupappe (D. R. P. Nr. 72880 und D. R. G. M. Nr. 15081), genannt
                              										„Kosmos“, herzustellen, welche aus vorzüglicher Asphaltpappe falzartig
                              									gepresst ist, gegen die nasse Wand angeheftet wird und zwischen sich und der
                              									Mauerfläche ein System senkrecht aufsteigender Kanalchen bildet, welche eine
                              									natürliche automatische Luftströmung entlang der Mauerfläche hervorrufen und dieser
                              									infolge der steten Lufterneuerung beständig Feuchtigkeit entziehen. Messungen haben
                              									ergeben, dass die am Fussboden durch geeignete Anordnung der Fussleiste dort
                              									eintretende ziemlich trockene Luft bei ihrem Austritt unter der Decke einen ganz
                              									bedeutenden Feuchtigkeitsgehalt hatte. Der Luft wird der Zutritt zu den zwischen
                              									Falzpappe und Mauerfläche befindlichen senkrechten Kanälchen durch entsprechende
                              									Anordnung der Fussleiste angewiesen, die unter der Decke befindliche wärmere Luft
                              									wirkt saugend, zieht den Luftstrom in den Kanälchen in die Höhe, welcher dort,
                              									nachdem er der Mauer einen Teil der Feuchtigkeit entnommen, unter der Decke austritt
                              									oder in einen in der Nähe befindlichen Rauchzug abgeführt wird. Durch gegenüber
                              									liegende Anordnung der Ventilationsfassleisten wird der Luftstrom auch unter den
                              									Fussboden geführt und vollführt dort die gleiche Austrocknung und Tötung des Mauer-
                              									und Holzschwammes. Die Falzbaupappe erhält nach Aufbringung auf die Wand einen
                              									gewöhnlichen Wand-Gips oder Cementputz, welcher einschliesslich der Falzpappe nicht
                              									dicker ist, als der vorher entfernte nasse Wandputz. Eine Verkleinerung des Raumes
                              									mit nachfolgender Aenderung der Deckenleiste findet daher nicht statt. Die
                              									Ausführung der Trockenlegung geschieht in kurzer Zeit und ohne nennenswerte
                              									Beeinschränkung. Der Verputz lässt sich infolge der eigenartigen Anordnung der
                              									Falzbaupappe leicht und fest anbringen. Der auf der Falzpappe angebrachte Verputz
                              									trocknet in kurzer Zeit, da er von der Feuchtigkeit der Wand durch die vollkommen
                              									wasserdicht asphaltierte Falzpappe getrennt ist, also nur die dünne Putzschicht
                              									allein zu trocknen braucht. Im allgemeinen können deshalb schon nach wenigen Tagen
                              									Tapeten aufgeklebt werden.