| Titel: | Der II. internationale Acetylenkongress in Budapest (20. bis 24. Mai). | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 74 | 
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                        Der II. internationale Acetylenkongress in
                           								Budapest (20. bis 24. Mai).
                        Der II. internationale Acetylenkongress in Budapest (20. bis 24.
                           								Mai).
                        
                     
                        
                           Der II. internationale Acetylenkongress in Budapest erfreute sich einer
                              									ausserordentlich starken Beteiligung. Es wurden 18 Vorträge gehalten und mehrere
                              									kürzere Referate erstattet, einige Vorträge konnten nicht mehr gehalten werden, da
                              									hierfür die Zeit ermangelte. Sowohl die Vortragenden, als auch die sonstigen
                              									Teilnehmer des Kongresses waren aus fast allen Ländern Europas herbei geeilt und es
                              									befanden sich unter diesen, eine neue Industrie tragenden Gelehrten und Praktikern,
                              									Namen von hervorragendem Ruf. Zahlreiche staatliche und städtische Behörden hatten
                              									offiziell Vertreter entsandt, um die Acetylenfrage zu studieren. Das Ehrenpräsidium
                              									übernahm der ungarische Handelsminister, während als Tagespräsidenten die Herren
                              									Hofrat Dieterich-Dresden, Dr. v. Wagner-Budapest, Prof. Dr. V.
                                 									Lewes-London, Kieffer-Paris und Leffler-Stockholm gewählt wurden.
                           Vor Beginn der Vorträge wurde Paris als Ort des nächsten
                              									Kongresses bestimmt, woselbst in Verbindung mit demselben und der Weltausstellung
                              									eine Acetylenausstellung abgehalten wird, zu der bereits 200 Anmeldungen
                              									vorliegen.
                           Ueber den ersten Vortrag des Kongresses, den Direktor Berdenich-Budapest über die Ausstellung hielt, haben wir bereits
                              									berichtet. Hieran schloss sich ein Vortrag von G.
                                 									Gin-Paris über die Bildung und Aufspeicherung der
                                 										natürlichen Energie. Die Urheberin aller auf der Erde aufgespeicherten
                              									Energie ist die Sonne. Unter ihren Strahlen schmelzen die Gletscher und bilden
                              									Giessbäche und Bergströme, die wiederum unter der Einwirkung der Sonnenhitze
                              									teilweise verdunsten. Der aufsteigende Wasserdampf kondensiert in den kälteren
                              									Luftschichten und fällt in Form von Regen wieder auf die Erde, woselbst er sich
                              									entweder direkt oder durch Einsickerung von neuem mit den Wasserläufen
                              									verbindet. Der Vortragende wies schliesslich auf die Bedeutung der Wasserkräfte
                              									für die Calciumkarbidfabrikation hin.
                           Den zweiten Kongresstag eröffnete F.
                                 									Liebetanz-Düsseldorf mit einem Vortrag über die Herstellungskosten von 1000 kg Calciumkarbid bei verschiedenen
                                 										Betriebskräften. Er wies rechnerisch und unter Anführung von Beispielen aus
                              									der Praxis nach, dass es unberechtigt ist, über die Benutzung der Dampf kraft für
                              									Karbidfabrikation ohne weiteres den Stab zu brechen, wie es vielfach geschieht. Wohl
                              									stehen Wasserkräfte auch hier hinsichtlich ihrer Rentabilität obenan, aber wenn man
                              									die Thatsache in Betracht zieht, dass häufig billige Wasserkräfte weit ab vom
                              									Verkehr liegen und die Acetylenbeleuchtung sich gerade dort vorwiegend verbreitet,
                              									wo solche Wasserkräfte ermangeln, so liegt es auf der Hand, dass auch
                              									Dampfkarbidwerke im Zentrum oder in der Nähe von Acetylenbeleuchtungsanlagen
                              									rentieren können. Den bereits bestehenden Dampfkarbidwerken werden unaufhaltsam
                              									weitere folgen. Auch die Vereinigung kleiner Wasserkräfte mit Dampf kraft empfiehlt
                              									der Vortragende. Die Herstellungskosten für 1000 kg Karbid, mittels Wasserkraft
                              									erzeugt, berechnet Redner mit 178 M., mittels Dampf kraft hergestellt auf 234 M.,
                              									durch Flussläufe mit niederem Gefälle (System v. d.
                                 										Heydt) gewonnen auf 195 M. Hat ein Dampfkarbidwerk keine hohen Frachten zu
                              									tragen und liegen die Wasserkarbidwerke weit entfernt, so kann ersteres mit dem
                              									letzteren konkurrieren, wie die Praxis beweist. Für die Hochofengase bedeutet die
                              									Karbidindustrie eine höchst rentable Verwertung. Das erste mit solchen Abgasen
                              									betriebene Karbidwerk ist bereits im vollen Betrieb und wird in kurzem bedeutend
                              									erweitert.
                           
                           Albert Guibert-Paris folgte mit einem Vortrage über
                              										die in Frankreich bestehenden Karbidfabriken (etwa 20). Der Vortrag bot Interesse, weil der Redner
                              									sein Material zum grossen Teil an Ort und Stelle selbst gesammelt hat und deshalb
                              									Anspruch auf ziemliche Zuverlässigkeit erheben konnte. Aus naheliegenden Gründen
                              									musste von der Veröffentlichung interner Betriebsverhältnisse abgesehen werden. Die
                              									meisten Werke verwenden elektrische Oefen eigener Konstruktion, in denen fast
                              									ausschliesslich geschmolzenes Karbid hergestellt wird; Blockkarbid wird nur an einer
                              									oder zwei Stellen hergestellt und zwar auch nicht ausschliesslich. Der
                              									durchschnittliche Verkaufspreis beträgt 450 Frs. für 1 t ab Fabrik inkl. 50 Frs. für
                              									die Verpackung. Als Ausbeute werden für 1 kg Karbid bei 0° und 760 mm Druck 300 bis
                              									340 l Acetylen angegeben, was uns für alle Fälle nicht zutreffend erscheint. Die
                              									Ofenausbeute beträgt pro 24 Stundenpferdekraft durchschnittlich 2,5 kg, was uns
                              									niedrig erscheint gegenüber anderwärts erreichten Resultaten. Die französische
                              									Karbidindustrie setzt sich vorwiegend in den französischen Alpen fest.
                           Inzwischen war eine Mitteilung von Prof. Dr. Berthelot-Paris eingegangen, worin die Explosibilität
                                 										des Acetylens behandelt wurde. Von allen Beleuchtungsgasen ist Acetylen das
                              									einzige, das eine Explosion in sich selbst erleiden kann. 1865 stellte Berthelot das Acetylen aus seinen Elementen mit einer
                              									Wärmeabsorption dar, die seiner Zersetzungswärme entspricht. Da diese Wärme nahezu
                              									gleich derjenigen ist, die bei der Verbrennung eines gleichen Volumens Wasserstoff
                              									frei wird, so folgt hieraus, dass Acetylen in sich selbst explosiv ist. Berthelot resümiert nun seine bekannten Versuche, indem
                              									er die Fortpflanzung einer an einem Punkte des Acetylens durch einen Funken o. dgl.
                              									verursachte Explosion verneinte. Tritt jedoch Kondensation des Gases ein, so pflanzt
                              									sich die Reaktion auch schon bei einem Druck von 2 at fort und verursacht eine
                              									furchtbare Explosion. Durch den einfachen Stoss wird selbst bei höheren Drucken als
                              									10 at eine Explosion nicht herbeigeführt, jedoch tritt eine Explosion ein, wenn die
                              									Kompression des Acetylens zu plötzlich erfolgt, wobei eine innere Erwärmung
                              									desselben stattfindet. Man sucht diese Gefahren dadurch zu vermindern, dass man das
                              									Acetylen in Aceton löst. Letzteres nimmt für jedes Kilo absoluten Gewichtes 20 bis
                              									25 l Acetylen auf, was beispielsweise bei 13 at Druck 40% seines Eigengewichtes
                              									ausmacht. Bei einem Druck von weniger als 10 at tritt bei gewöhnlicher Temperatur
                              									weder durch Entzündung, noch durch irgend eine andere Einwirkung im Inneren der
                              									Lösung eine Explosion ein. Im Verlauf der Untersuchungen über Acetylen-Leuchtgas-
                              									und Acetylen-Wasserstoffgemische kamen Berthelot und
                              										Vieille zu dem Ergebnis, dass bei einem
                              									Anfangsdruck von 4 kg und einer Mischung von gleichen Volumen Acetylen und
                              									Wasserstoff die Gefahr einer Fortpflanzung der Explosion gleich Null ist. Dasselbe
                              									ist bei einer Mischung von 1 Volumen Acetylen und 3 Volumen Wasserstoff bei 10 kg,
                              									bei gleichen Volumina Acetylen und Leuchtgas 7 kg und bei 0,75 Volumen Acetylen und
                              									0,25 Volumen Leuchtgas bei 40 kg Anfangsdruck der Fall.
                           Es folgte nun der Vortrag: „Ueber den Einfluss des
                                    											Acetylens auf Metalle“ von Alb.
                                 										Grittner-Budapest. Nachdem der Vortragende auf den Widerspruch hingewiesen
                              									hatte, der aus den veröffentlichten Arbeiten Pictet's
                              									und Gerdes' von der Firma Pintsch über die Einwirkung von Acetylen auf Metalle hervorgeht, ging er
                              									auf die Versuchsarbeiten von Gerdes näher ein und
                              									suchte nachzuweisen, dass sich die Resultate der Versuche desselben widersprechen,
                              									also einen zuverlässigen Schluss nicht zulassen. Die Ergebnisse der Arbeiten des
                              									Vortragenden in gleicher Richtung waren die folgenden: 1. Eine
                              									Acetylenkupferverbindung bildet sich stets, wenn man unreines Acetylen durch
                              									neutrale oder ammoniakale Kupferlösung leitet. In angesäuerter Kupferlösung bildet
                              									sich ein gelbroter Niederschlag, in dem jedoch Acetylenkupfer nicht enthalten ist.
                              									2. Das ammoniakfreie, aber sonst unreine Acetylen greift das Kupfer oder dessen
                              									Legierungen ebenso an, wie das feuchte und unreine Gas und bildet mit diesem
                              									explosives Acetylenkupfer. 3. Ganz reines und trockenes Gas greift das Kupfer
                              									und dessen Legierungen nicht an, obschon die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist,
                              									dass nach längerer Einwirkung die Bildung von Acetylenkupfer auch unter diesen
                              									Umständen erfolgt.
                           Hierauf folgte ein Vortrag von Dr. A.
                                 									Ludwig-Charlottenburg über Verbesserungen an
                                 										Acetylengeneratoren, worin allgemein Bekanntes zusammengefasst mitgeteilt
                              									wurde. Der Vortrag sollte als Einleitung zu einer Diskussion dienen, in die man
                              									jedoch nicht eintrat.
                           Viktor Daix-Paris hielt nun einen Vortrag, die in den Acetylenentwicklern auftretende Temperaturbildung
                                 										und die Nachentwickelung betreffend. Der Vortragende trat, wie später (s.
                              									weiter unten) sein Landsmann Lacroix, der tief
                              									eingewurzelten Meinung entgegen, dass die Tropf- und Tauchapparate infolge der
                              									angeblich unvermeidlich hohen Temperaturbildung und der lästigen Nachgasung zu
                              									verwerfen sind. Die Komplikation der Frage der Temperaturbildung und der
                              									Nachentwickelung macht eine Lösung derselben äusserst schwierig, weshalb es an
                              									überzeugenden Motiven für die Abwägung der Vorteile und Nachteile der bisher
                              									praktisch erprobten Apparat Systeme fehlt. Infolge des allgemeinen Interesses, das
                              									der Vortrag bot, werden wir auf denselben besonders zurückkommen. Vivian Lewes-London knüpfte hieran eine Bemerkung, in
                              									der er gleichfalls auf die komplizierte Frage der Temperaturbildung in den
                              									Acetylenentwicklern hinwies und hervorhob, dass die einzige verlässliche Indikation
                              									hierfür in den im Gas bemerkbaren Polymerisations- und Zersetzungsprodukten zu
                              									finden sei. Eine Gefahrenquelle bilden nach Lewes'
                              									Meinung im Entwickler auftretende Ueberhitzungen – ausser bei ganz schlechten
                              									Entwicklern – nicht; sie können höchstens einen Gasverlust, Stockungen und das Russen der Brenner verursachen. (Eine Betriebsstockung
                              									des automatisch wirkenden Entwicklers kann doch wohl sehr ernste Konsequenzen nach
                              									sich ziehen. D. Ref.) – J. Pfeiffer-Budapest teilte
                              									alsdann seine in den Acetylen anlagen der ungarischen Staatsbahn gesammelten
                              									Erfahrungen namentlich hinsichtlich der Reinigung mit. Er erwähnte u.a., dass die
                              									Chlorkalkreinigung kleine Explosionen verursachte.
                           Den Vortrag über Reinigung des Acetylens von Prof. Dr.
                              										F. Ahrens-Breslau verlas in Verhinderung des
                              									Referenten Dr. Scheel-Wilmersdorf. Von einer
                              									vollkommenen Reinigungsmasse ist zu verlangen, dass sie: 1. den Phosphorwasserstoff,
                              									die Schwefelverbindungen, eventuell Ammoniak und Amine quantitativ zerstört, bezw.
                              									aus dem Gase entfernt; 2. Acetylen nicht angreift, so dass nennenswerte Verluste
                              									durch die Reinigung nicht eintreten können;
                           3. dass durch dieselbe in chemischer Reaktion mit Acetylen keine flüchtigen Produkte
                              									gebildet werden, die zu einer neuen Verunreinigung des Gases Veranlassung geben;
                           4. dass ihre Anwendung im Betriebe keine Gefahr heraufbeschwören kann; 5. dass sie
                              									billig und leicht zu handhaben ist. Zur Betriebskontrolle der Reinigung empfiehlt
                              										Ahrens Bleipapier zum Nachweis des
                              									Schwefelwasserstoffes, Bergé's Reagenz für
                              									Phosphorwasserstoff. Von den drei vorhandenen, brauchbaren Reinigungsmassen steht
                              									die von Wolff verbesserte Chlorkalkreinigung, die Lunge und Cedercreutz
                              									zuerst vorschlugen, in der Vollkommenheit ihrer Wirkung obenan. Leider genügt sie
                              									aber den anderen oben aufgestellten Forderungen nur in geringem Masse. Das Acetylen
                              									wird durch diese Masse zwar vom Phosphorwasserstoff und von allen organischen
                              									Schwefel- und Phosphorverbindungen völlig befreit, aber es wird Kohlenoxyd aus
                              									organischen Chlorverbindungen gebildet, die zum Teil das Gas dann als Verunreinigung
                              									begleiten. Die Frank'sche Reinigung (salzsaure
                              									Kupferchlorürlösung) entfernt hingegen in einer noch nicht aufgeklärten Weise alle
                              									schädlichen Verunreinigungen aus dem Acetylen, bis auf geringe Mengen von
                              									Schwefelverbindungen. Von einer Oxydation kann bei Anwendung der Fränkischen Masse keine Rede sein, aber auch nicht von
                              									einer Bildung von Phosphorkupfer. Die Ullmann'sche
                              									Reinigung mittels angesäuerter Chromsäurelösung beruht auf Oxydationsvorgängen; die
                              									gelbe Chromsäure geht allmählich in grünes Chromoxydsalz über. Diese Reinigungsmasse
                              									entfernt, ohne das Acetylen anzugreifen, alle Verunreinigungen desselben, bis auf
                              									kleine Mengen organischer Schwefelvorbindungen. Ahrens
                              									fasst schliesslich die Resultate seiner Untersuchungen dahin zusammen, dass die
                              									Reinigungsfrage vollkommen gelöst ist. Chlorkalk entfernt wohl sämtliche Begleiter
                              									des Acetylens aus Calciumkarbid., führt aber dem Gase neue, nicht ganz unbedeutende
                              									Verunreinigungen zu; die Frank'sche und Ullmann'sche Masse zerstören zwar nicht sämtliche, aber
                              									die schädlichsten Verunreinigungen.
                           L. M. Bullier-Paris liess nun durch V. Daix-Paris eine Mitteilung über die Resultate der
                              									neueren von ihm angestellten Untersuchungen über den Einfluss der Temperatur auf die Verbrennung des Acetylens verlesen, worin
                              									er namentlich die lästigen Ausscheidungen während der Verbrennung an den
                              									Brennermündungen eingehend behandelte und Vorschläge machte, die Herabminderung der
                              									Verbrennungstemperatur durch geeignete Beimischungen anderer Gase zum Acetylen zu
                              									erreichen. Wir werden gelegentlich auf diesen Vortrag ausführlich zurückkommen. Der
                              									nun folgende Vortrag von Alb. Guilbert-Paris wird in
                              									dieser Zeitschrift vollständig veröffentlicht werden, weshalb derselbe hier
                              									übergangen werden kann. Dasselbe trifft auch für den nächsten interessanten Vortrag
                              									von Dr. N. Caro-Berlin über die Verunreinigungen des Acetylens zu, der auf S. 24 d. Bd. wiedergegeben
                              									wurde. Der hieran anschliessende Vortrag von G.
                                 									Gin-Paris betraf die Fabrikation von
                                 										Calciumkarbid. In eingehender Weise erörterte der Vortragende die Theorie
                              									und Praxis der Karbidgewinnung, namentlich aber das Verfahren Gin und Leleux. Gin
                              									berechnete den Kraftbedarf zur Erzeugung von 1000 kg Karbid auf 4260
                              									Kilo-Watt-Stunden, wobei er sich auf die einschlägigen Arbeiten Moissan's stützte. Pro 24 Kilo-Watt-Stunden würden
                              									demnach 5,63 kg Karbid erzeugt werden können. (Dieses Resultat wird in der Praxis in
                              									gut konstruierten Oefen leicht erreicht, ja neuerdings sogar wesentlich übertroffen. D. Ref.) Der Vortragende betonte die ökonomische
                              									Bedeutung der Wasserkraft für die Karbidfabrikation, pflichtete jedoch der von Liebetanz aufgestellten Behauptung bei, dass unter
                              									gewissen Umständen auch Dampfkarbidwerke nicht unrentabel sein können. Des weiteren
                              									ging Gin auf die Konstruktion der elektrischen Oefen
                              									ein und erörterte die Vorbedingungen für eine zufriedenstellende Karbidfabrikation.
                              									– Dr. A. Ludwig-Berlin verlas nun seinen Vortrag über
                              										Russgewinnung aus Acetylen unter besonderer
                              									Berücksichtigung des von der Firma Berger und Wirth
                              									angewendeten Verfahrens, das durch die Patentschrift allbekannt ist.
                           V. Daix verlas hierauf eine kurze Mitteilung von Gaud-Autibes über Acetylen als
                                 										Wärmequelle, worauf der Kongress eine Kommission wählte, die sich, mit
                              									der Feststellung von Normen für die Qualität des
                                 										Karbids befassen soll. Die Kommission besteht aus Lundström-Stockholm, Gin und Lacroix-Paris, Pfeiffer-Budapest, Liebetanz-Düsseldorf.
                           Am letzten Kongresstage hielt Paul Lacroix-Paris einen
                              									beachtenswerten Vortrag über die Temperaturbildung in Tropf-
                                 										und Tauchapparaten. Der Vortragende suchte mit Geschick eine Ehrenrettung
                              									dieser Apparate, was ihm allerdings nicht recht gelang. Dennoch brachte er so
                              									manches Neue vor und führte die oft übertriebene Gefährlichkeit dieser Apparate auf
                              									mangelhafte Konstruktion zurück. Auch ein Einwurfapparat kann bei unsachgemässer
                              									Bauart grosse Gefahren in sich bergen. Da jedoch diese Apparate wegen ihrer
                              									vermeintlichen Einfachheit des Betriebes auch am ehesten den Gedanken absoluter
                              									Sicherheit aufkommen lassen, so werden sie gegenwärtig vorwiegend kultiviert.
                              									Zweifelhaft ist es, ob dieses Verhältnis bestehen bleiben wird. Bereits lange Zeit
                              									im ununterbrochenen Betriebe befindliche Tropf- und Tauchapparate, die unter
                              									sorgfältiger Berücksichtigung aller zur Vermeidung hoher Temperaturbildungen
                              									erforderlichen Umstände konstruiert wurden, beweisen praktisch das Unzutreffende der
                              									weitverbreiteten Ansicht über die ausserordentliche Gefährlichkeit solcher Apparate.
                              									Dieser Anschauung pflichteten Daix und Pfeiffer bei.
                           Es folgte nun Liebetanz-Düsseldorf mit einem Vortrag
                              									über die Verwendung von Calciumkarbid und Acetylen zu
                                 										anderen als Beleuchtungszwecken. Er erwähnte die neueren Versuche der
                              									Alkoholgewinnung aus Calciumkarbid, die Verwendung des Acetylens zu Heiz- und
                              									Schmelzzwecken (Acetylengebläseöfen), zur Russ- und Graphitdarstellung und einer
                              									Anzahl anderer chemischer Produkte (u.a. Farbstoffe). Ferner ging er auf die
                              									Anwendbarkeit des Acetylens für den Motorenbetrieb und für Sprengzwecke ein,
                              									erwähnte die Gewinnung von Cyankali aus Calciumkarbid (die erste Versuchsfabrik ist
                              									im Bau) und besprach sodann die Herstellung von Bogenlampenkohlen, der Fäden für
                              									elektrische Glühlampen aus Calciumkarbid und einer Anzahl weiterer für die
                              									industrielle Fabrikation mehr oder weniger aussichtsvoller Verwendungsarten dieser
                              									beiden Stoffe. Die Herren Dr. Gerdes, Neudeck und Pfeiffer knüpften hieran einige ergänzende
                              									Bemerkungen.
                           Die Kongressverhandlungen waren hiermit beendet und nach den üblichen Schluss- und
                              									Dankesworten verschiedener Redner gingen die Teilnehmer auseinander.