| Titel: | Neuerungen an Fahrrädern. | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 105 | 
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                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 87 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        
                     
                        
                           c) Fahrräder mit
                                 										Kraftbetrieb.
                           Die Zeit, in welcher das Automobil die gleiche Bedeutung, wie heute das Fahrrad, für
                              									den Verkehr gewinnt, liegt nicht mehr fern. Die dem Fahrrad durch die Kraft des
                              									Fahrers in der Belastung und Geschwindigkeit gesetzten Grenzen existieren für das
                              									Motorrad nicht, da nach der gewünschten Kraftbeanspruchung ein Motor von
                              									entsprechender Arbeitsleistung gewählt werden kann. Hierdurch scheint auch das
                              									Automobil berufen zu sein, dieselbe Stelle im Geschäftsleben, wie heute das Fahrrad,
                              									jedoch in höherem Masse, auszufüllen.
                           Als man darauf ausging, die bereits im Gebrauch befindlichen Wagen durch leichtere,
                              									kleinere und billigere Fahrzeuge zu ersetzen, griff man nach dem Dreirad. Man
                              									acceptierte dessen Form und brachte damit einen kleineren Motor in Verbindung. Nach
                              									verschiedenen Versuchen ist es endlich der heute fast allgemein acceptierten Form
                              									vorbehalten gewesen, praktischen Wert zu erlangen und allgemein eingeführt zu
                              									werden. Der verwendete Motor leistet jedoch mehr als die Arbeit eines gewöhnlichen
                              									Dreiradfahrers, und wenn das Motordreirad nur von einer Person allein zu deren
                              									Beförderung benutzt wird, bleibt ein Teil der durch den Motor geleisteten Arbeit
                              									unbenutzt. Diese zu verwerten, erfand man den Anhängewagen und später den
                              									eleganteren Vorspann wagen, der in Verbindung mit einem Dreirad ein elegantes
                              									Fahrzeug gibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 105
                              Fig. 28.Motorzweisitzer (Tandem) von Cudell und Co.
                              
                           Wir lassen nun einige der neuesten Typen folgen:
                           In unserer letzten Abhandlung (D. p. J. 1899 311 141) haben wir ein Motorzweiradtandem der Firma Cudell und Co. in Aachen ausführlich beschrieben.
                           Da nun dasselbe durch die in letzter Zeit stattgefundenen Rennen in Berlin-Friedenau,
                              									sowie durch das internationale Motorrennen zu Leipzig viel von sich reden macht,
                              									führen wir dasselbe nachträglich hier im Bilde (Fig.
                                 										28) vor, wobei wir auf die schon erwähnte Beschreibung verweisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 105
                              Fig. 29.Motordreirad der Fahrzeugfabrik Eisenach.
                              
                           Die Fahrzeugfabrik Eisenach, deren Motor sowie
                              									Motorzweirad D. p. J. 1899 311 138 Fig. 55 und 56 zeigen, hat nunmehr auch mit dem Bau von
                              									Motordreirädern begonnen. Wie Fig. 29 zeigt, ist hier
                              									der Akkumulator fortgefallen und auch sonst sind die Teile, welche den massigen
                              									Eindruck des Fahrzeuges hervorrufen: Motor, Benzinbehälter, Vergaser u.s.w. so
                              									angeordnet, dass schon der äussere Eindruck ein vorteilhafter ist. Die elektrische
                              									Zündung ist hier vermieden, und an ihre Stelle ist die Glühzündung getreten.
                           Der 1,5- bis 2pferdige Benzinmotor, dessen Cylinder mit Kühlrippen versehen, ist
                              									auf einem geschlossenen Aluminiumgehäuse aufgeschraubt, in welchem die beweglichen
                              									Teile arbeiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 105
                              Fig. 30.Durch Motordreirad und Vorsteckwagen kombiniertes Fahrzeug von
                                 										Cudell und Co.
                              
                           Der Benzinbehälter, mit dem der Karburator verbunden ist, besteht aus einem am
                              									Fahrradrahmen befestigten Metallbehälter, dessen Inhalt für eine Wegstrecke von etwa
                              									90 km genügt. Die verbrannten Gase gelangen durch einen Schalldämpfer ins Freie.
                           Die Mischung der Luft und des Gases geschieht durch zwei am oberen Rahmenrohr drehbar
                              									gelagerte Hebel, durch deren Regulierung jede Geschwindigkeit von der eines
                              									Fussgängers bis zu 40 km in der Stunde erreicht werden kann; ebenso erfolgt das
                              									Anhalten des Motors durch Schliessen des Gashahnes und Anziehen der Hinterradbremse.
                              									Die Ingangsetzung erfolgt wie beim Hille'schen oder Cudell'schen Motordreirad (D.
                                 										p. J. 1899 311 140 bis 141 Fig. 62 bis 66).
                           Das Gewicht dieses Motordreirades beträgt etwa 70 kg, die Dimensionen sind 1700 mm
                              									Länge, 1000 mm Breite und 1000 mm Höhe. Die Räder haben 650 mm Durchmesser. Dieses
                              									Motorrad kann ebenfalls mit Vorspannwagen versehen werden; ebenso lässt es sich
                              									durch Anbringung eines Kastens auf dem Hintergestell in ein Motorgepäckdreirad
                              									umwandeln.
                           Das Motorrad „Phébus“ von Noé Boyer und Co. in
                              									Paris ist in seiner äusseren Form, sowie in der Anordnung des Motors und seiner Mechanismen, des
                              									Benzinreservoirs und der elektrischen Batterie, ebenfalls demjenigen von Hille, Cudell u.s.w. ähnlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 106
                              Motordreirad der Express-Fahrradwerke A.-G.
                              
                           Zur Verwendung kommt hier ein mit elektrischer Zündung versehener 21/4pferdiger
                              									Benzinmotor „Aster“, mittels welchen dieses Fahrzeug eine
                              									Maximalgeschwindigkeit von 60 km in der Stunde, bei Ueberwindung von
                              									Terrainsteigungen bis zu 10%, erreicht. Die Kühlung des Motors geschieht hier nicht
                              									durch eiserne Rippen, welche dem Cylinderkörper angegossen sind, sondern durch eine
                              									Hülse von Bronzerippchen, welche den Cylinder umgeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 106
                              Fig. 33.Motordreirad der Express-Fahrradwerke A.-G.
                              
                           Dieses Fahrzeug ist mit 28zölligen Rädern montiert, und ausser dem Benzinreservoir,
                              									mit welchem auch hier der Karburator verbunden ist, noch mit einem weiteren
                              									Vorratsbehälter für Benzin und Schmieröl versehen. In Verbindung mit letzterem sorgt
                              									eine Pumpe für selbstthätige Schmierung.
                           Das Quadricycle „Berceuse“ derselben Firma ist ähnlich demjenigen Fig. 30 von Cudell in
                              									Aachen. Dasselbe ist ein durch Vorsteckwagen und Dreirad kombiniertes Fahrzeug, mit
                              									welchem bei der Probefahrt eine Tour durch Frankreich, 3200 km, in 15 Tagen ohne
                              									einen unliebsamen Zwischenfall zurückgelegt wurde. Diese Motorräder werden hier
                              									ebenfalls mittels der Pedale so lange angetrieben, bis der Motor zündet.
                           Nach längeren Versuchen treten nun auch die Express-Fahrradwerke A.-G., vorm. Gebr. Goldschmidt in Neumarkt bei
                              									Nürnberg mit einem Motordreirad (Fig. 31 bis 33) in die Oeffentlichkeit.
                           Zur Verwendung kommt der eben erwähnte 21/4pferdige Benzinmotor (System Aster) mit elektrischer Zündung, und ist derselbe wie
                              									üblich, zwischen den Hinterrädern montiert und mit der schon bekannten
                              									Bronze-Rippenkühlung versehen.
                           Der Karburator ist, wie bei anderen Motordreirädern, auch hier mit dem Benzinkessel
                              									verbunden; nur ist letzterer hier zwischen der Hinterradgabel rund und aufrecht
                              									stehend, also nicht wie gewöhnlich ∆-förmig, angeordnet. Der Schalldämpfer ist wie
                              									gewöhnlich an der Brücke der Hinterräder aufgehängt.
                           Die Bethätigung des Motors und seiner Mechanismen geschieht wie allgemein üblich
                              									durch kleine Hebel, welche am oberen Rahmenrohr drehbar befestigt sind, jedoch fällt
                              									hier das Aufsuchen der richtigen explosiblen Mischung fort, da durch eine einfache
                              									Hebelbewegung die richtige Mischung automatisch durch die Konstruktion des
                              									Benzinbehälters hervorgerufen wird.
                           Die Achse der Hinterräder ruht in Kugellagern, und die antreibenden Zahnräder
                              									innerhalb eines staubdichten Abschlusses mit konsistentem Fett.
                           Die Ausschaltung des Kurbellagers ist so konstruiert, dass nicht nur die Tretkurbeln,
                              									sondern auch die Kette, während der Motor arbeitet, vollständig stillsteht.
                           Mit diesem Fahrzeug können bis zu 50 km pro Stunde zurückgelegt werden.
                           Die Achse der Hinterräder und die Brücke besteht bei diesem Motordreirad, sowie bei
                              									demjenigen der Falke-Fahrradwerke A. Falke und Co. in
                              									M.-Gladbach, nicht wie bei den bisher bekannten Motordreirädern aus zwei
                              									verschiedenen Stücken, welche auf vier unabhängigen Lagern laufen, sondern die
                              									Brücke besteht aus einem einfachen Rohre, durch welches die mit Differentialgetriebe
                              									versehene Achse der Antriebräder läuft. Die Lager sind so verteilt, dass sie leicht
                              									von aussen reguliert werden können, und weder einer Verdrehung noch einer Verbiegung
                              									ausgesetzt sind; dadurch ist erreicht, dass die Lager stets miteinander gleichmässig
                              									laufen.
                           Eine solche mit Differentialgetriebe versehene Achse, welche die Firma Ellis Menke in Frankfurt a. M. auf den Markt bringt,
                              									zeigt Fig. 34 und bedarf dieselbe wohl keiner näheren
                              									Beschreibung.
                           Wie schon in D. p. J. 1899 311 140 erwähnt, werden die Motordreiräder mittels Pedale so lange
                              									angetrieben, bis der Motor zündet, alsdann werden dieselben ausgeschaltet und als
                              									Fussstütze benutzt.
                           Wie Fig. 35 zeigt, ist bei diesem Tretwerk das
                              									Kettenrad auf einer Büchse angebracht, durch deren Mittelpunkt die Tretkurbelachse
                              									hindurchgeht. Auf der linken Seite sitzt ein Exzenter, welches innerhalb des
                              									Tretkurbellagergehäuses liegt und dazu dient, die Kette nach Bedarf zu spannen oder
                              									zu lockern.
                           Fig. 36 zeigt die innere Einrichtung dieses Getriebes
                              									nach Abnahme der rechten Kurbel, sowie des Verschlussdeckels. Die Tretkurbelachse
                              									ist hier nicht, wie sonst üblich, fest mit dem Kettenrad verbunden, sondern dasselbe
                              									dreht sich samt der mit ihr fest verbundenen Büchse um diese Achse. An der inneren
                              									Seite der Büchse ist ein Zahnkranz mit krummen Zähnen angebracht, deren eine Seite
                              									schief abgeflacht und länger ist, während die andere, kürzere Seite eine relativ
                              									senkrechte Stellung zur Peripherie inne hat und annäherungsweise einen rechten
                              									Winkel mit der längeren, abgeflachten Seite bildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 107
                              Fig. 34.Differentialgetriebe von Menke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 107
                              Fig. 35.Tretwerk für Motordreiräder.
                              
                           Nun befinden sich auf der Tretkurbelachse drei Schaltkegel 1
                                 										2 3, welche in die korrespondierenden Kerben 1 2
                                 										3, die so geschnitten sind, dass sie etwas Spielraum lassen, eingreifen,
                              									und gleichzeitig durch die Wirkung der Spannfedern an den Zahnkranz angedrückt
                              									werden.
                           Werden jetzt die Tretkurbeln in Bewegung gesetzt, so drückt sich jeder der drei
                              									Sperrkegel auf die senkrechte Zahnseite und nimmt den Zahn, und mit ihm den
                              									Zahnkranz mit, wodurch notwendigerweise auch die Drehung des damit fest verbundenen
                              									Kettenrades erfolgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 107
                              Fig. 36.Tretwerk für Motordreiräder.
                              
                           Das von der Kette bewegte rückwärtige Getriebe setzt den Motor in Schwung, die vier
                              									Takte desselben werden erzeugt und mit ihnen die selbstthätige Arbeitsleistung.
                              									Beinahe sofort äussert die Bewegung des Motors ihre Wirkung auf das rückwärtige
                              									Getriebe und die Kette, Welche mit dem letzteren in Verbindung steht, und wird nun
                              									ein schnelleres Tempo, als dieses durch die Füsse geschieht, entwickelt. Der
                              									Zahnkranz treibt jetzt nicht mehr, Sondern wird durch die Kette, und zwar so rasch
                              									in Umgehung gesetzt, dass die durch die Füsse des Fahrers in langsamerer
                              									Bewegung gehaltenen drei Schaltkegel sich nicht mehr an den senkrechten Zahnseiten
                              									spiessen können, sondern im Gegenteil die Zähne mit ihrer abgeflachten Seite an
                              									ihnen vorbeigleiten und sie leicht niederdrücken. Die Schaltkegel werden jedoch
                              									durch die Spiralfedern sofort wieder in die normale Lage gebracht, um vom nächsten
                              									Zahne gleich wieder niedergedrückt zu werden u.s.w. Die Füsse des Fahrers haben
                              									keine Stütze mehr an den Zähnen, und können von jetzt ab beliebig vor- oder
                              									rückwärts treten. Gewöhnlich begnügt man sich, die Füsse im Gleichgewicht auf den
                              									Pedalen ruhen zu lassen, da jetzt das Treten zwecklos wäre.
                           Wenn sich der Gang des Motorrades nun so verlangsamt, dass die Füsse des Fahrers im
                              									stände sind, die Sperrkegel wieder an die vertikalen Zahnseiten anzupressen, so ist
                              									auch der Augenblick gekommen, wo man wieder mit den Pedalen auf den Gang des
                              									Fahrzeuges bezw. Motors einwirken kann, was bei grossen Steigungen des Weges von
                              									Bedeutung ist.
                           Der Uebelstand, dass beim Auslösen der Tretkurbeln die Füsse nach vorn und hinten
                              									pendeln, macht sich jedoch beim Fahren stark fühlbar, und um ihn zu beseitigen, ist
                              									von den Aurora-Fahrradwerken J. Dressler und Co. in
                              									Breslau eine drehbare Gabel (Fig. 37) derart
                              									angeordnet worden, dass dieselbe nach dem Auslösen der Kurbeln eine Viertelwendung
                              									erfährt und mit den Klauen unter und über eine derselben greift. Hierdurch werden
                              									die Kurbeln festgehalten, und die Füsse finden auf den Pedalen einen festen
                              									Stützpunkt.
                           Eine weitere Verbesserung hat die erwähnte Firma an ihren Motordreirädern insofern
                              									angebracht, als dieselbe zum Anschluss des Kabels an die Zündvorrichtung eigens
                              									konstruierte Kabelfassungen (Fig. 38) verwendet, die
                              									den praktischen Vorteil bieten, einmal durch ihre Federung das Reissen des Kabels an
                              									und für sich zu vermeiden, andererseits, falls ein Kabelriss dennoch vorgekommen
                              									ist, den Anschluss desselben durch Freilegung des Kontaktdrahtes in kürzester Zeit
                              									wieder herzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 107
                              Fig. 37.Vorrichtung zum Feststellen der Tretkurbeln bei Motorfahrrädern
                                 										von Dressler und Co.
                              
                           Bei dem „Simplex“-Motordreirad von Monier, May und
                                 										Co. in Paris hat man zum erstenmal dem Motor einen anderen Platz
                              									angewiesen, und zwar befindet sich derselbe nicht über oder hinter der Brücke oder
                              									Hinterradachse, sondern zwischen dieser und dem Sattelstützrohr. Durch diese Anordnung ist
                              									die Hinterseite vollständig frei, wodurch nicht nur die Stabilität gewinnt, sondern
                              									das Rad erhält auch ein leichteres und gefälligeres Aussehen. Durch verschiedene
                              									andere Vereinfachungen in der Konstruktion ist das Gewicht des ganzen Rades auf ca.
                              									65 kg reduziert worden. Diese Gewichtsdifferenz beeinflusst jedoch keineswegs die
                              									Dauerhaftigkeit der Maschine, da weder Rahmen noch Räder leichter konstruiert sind,
                              									nur der Motor selbst ist leichter gebaut. Auch durch möglichst praktische
                              									Arrangierung der „Zubehörteile“ hat man eine gefälligere Form erzielt. Der
                              									Benzinbehälter, welcher hier den ganzen Rahmen zwischen Sattelstütz- und Steuerrohr
                              									ausfüllt, fasst nämlich nicht nur den Vergaser, sondern er enthält ausserdem die
                              									Elemente, die Spule etc. Auch sind hier anstatt der vier Hebel am Rahmen nur zwei
                              									Hebel angebracht, die Handhabung des Motors ist ebenfalls vereinfacht worden. Der
                              									Antrieb erfolgt nicht durch Pedale (diese fehlen ganz), sondern durch eine seitlich
                              									angebrachte Kurbel. Der Motor funktioniert sofort von der Stelle ohne Stösse oder
                              									Erschütterung, und kann auch sofort angehalten werden. Rechts befindet sich eine
                              									Fussbremse, die auf das Hinterrad, und links in gleicher Höhe ebenfalls ein durch
                              									den Fuss zu bethätigender Hebel, welcher direkt auf die Achse wirkt. Die erzielte
                              									Geschwindigkeit beträgt 35 km pro Stunde. Es sei erwähnt, dass rechts in bequemer
                              									Höhe zu dem Motorfahrer sich eine Vorrichtung befindet, die jede gewünschte
                              									Geschwindigkeit während der Fahrt einzustellen gestattet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 108
                              Fig. 38.Kabelfassung für Motorfahrzeuge von Dressler und Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 108
                              Benzinmotor der Société des automobiles Réhda.
                              
                           Es ist dies eine kleine Schraube mit Gradeinteilung, auf welcher sich ein
                              									halbmondförmiger Zeiger bewegt. Rechnet man dazu, dass die beiden Hebel am Rahmen
                              									nur zur Einschaltung der Zündung und zur Erzielung der richtigen Gasmischung dienen,
                              									so ergibt sich ein Motor, der einfach zu handhaben ist, keine ermüdende Anstrengung
                              									durch Pedalantrieb etc. bewirkt oder eine Unterstützung bei Steigungen
                              									erfordert.
                           Der Benzinmotor (Englisches Patent Nr. 11071/1898) der Société des automobiles Réhda in Paris ist ebenfalls für Dreiräder
                              									bestimmt. Derselbe arbeitet im Viertakt und treibt mittels der Kolbenstange b die Wellen c und o an. Letztere bethätigt das Getriebe pq der Ventile und der Zündung (Fig. 39), während
                              									erstere auf den Antrieb de des Fahrzeuges wirkt (Fig. 40 und 41). Die
                              									Verteilungswelle o0,
                              									auf welcher das Rad q sitzt, und wie schon erwähnt,
                              									durch Rad p angetrieben wird, trägt zwei
                              									Daumenscheiben, deren einer Daumen r vermittelst des an
                              									dem in i0 drehbar
                              									gelagerten Hebels zl sitzenden Ansatzes j, die Stangen ss1 bewegt, welch letztere das Auspuffventil
                              									bethätigen, während das Einlassventil automatisch wirkt. Der Vorgang ist folgender:
                              									Sobald sich der Hebel z durch den Daumen r hebt, werden die Arme mn
                              									durch dessen umgebogenes Ende l auf der Welle o0 so gedreht, dass
                              									derjenige n unter den Vorsprung k des Hebels z kommt und das Auspuffventil
                              									öffnet. In diesem Augenblick senkt sich der Hebel z
                              									wieder und der Arm n wird mittels der Spiralfeder p0 durch denjenigen m zurückgezogen.
                           Der zweite Daumen t bethätigt und regelt die elektrische
                              									Zündung mittels der auf der Platte u befestigten Feder
                              										g0 (Fig. 44), welche durch
                              									die Kurbel x mit der Kontaktplatte y in und ausser Berührung gebracht werden kann.
                           Die Motorachse c trägt das Schwungrad k mit Friktionskuppelung m0, welche mittels Federn e0 ein- und ausgerückt
                              									wird. Diese Federn stützen sich auf das Kreuzstück n0 und werden durch Hebel b0 bethätigt (Fig. 40).
                           Der Antrieb des Fahrzeuges geschieht nun durch das von der Motorwelle c bethätigte Getriebe de
                              										(Fig. 41)
                              									vermittelst der auf der Achse des Zahnrades e in einer
                              									Nut gleitenden Zahnräder fg. Diese letzteren können
                              									durch einen Hebel auf ihrer Achse so verschoben und festgestellt werden, dass
                              									entweder fh oder gi
                              									miteinander in Eingriff kommen, und so das in der Trommel A auf der geteilten Achse c1 sitzende, aus vier Zahnräder 1, 2, 3, 4 bestehende Differentialgetriebe mit zwei
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten antreiben (Fig. 41 bis 43). Natürlich werden
                              									auch hier der Motor und seine Mechanismen vom Sitz aus bethätigt.
                           Einen im Viertakt arbeitenden Zwillingsmotor mit zwei parallelen Cylindern der Société Anonyme D'automobilisme et de Cyclisme in Paris
                              									zeigen Fig. 45 und 46. Die Neuerung besteht
                              									nach D. R. P. Nr. 102990 hauptsächlich in der Anordnung zweier paralleler Wellen c2c3 mit sich
                              									gegenüberstehenden Kurbeln cc1 und entgegengesetzter Drehung, wobei die Wellen, zum Zweck der
                              									Abschwächung der auftretenden Stösse, durch Zahnräder gg1 verbunden sind.
                           Diese Zahnräder sind aus den Kurbelscheiben gebildet, und die Kurbelwellen c2c3 tragen
                              									Ausgleichsgewichte dd1.
                              									Ausserdem trägt die Kurbelwelle c3 an einem Ende das Schwungrad h, während das andere Ende die Zündvorrichtung i1 für den Cylinder a1 trägt. Auf der
                              									Kurbelwelle c2 sitzt
                              									die Zündvorrichtung i für den Cylinder a.
                           Die beiden Cylinder aa1
                              									sind mit Steckbolzen kk1, wodurch die Stärke der Wandungen bedeutend
                              									vermindert werden kann, versteift, und unabhängig voneinander auf dem Gehäuse b befestigt, in welchem die Kurbeln cc1 gelagert sind.
                           
                           Die Wirkungsweise ist nun folgende: Die Zahnräder gg1 bewegen sich infolge ihres
                              									Zusammengreifens in entgegengesetztem Sinne. In jedem der beiden Cylinder geschehen
                              									nacheinander Ansaugen, Verdichten, Explosion und Auspuffen, und zwar so, dass auf
                              									jeden Umlauf des Schwungrades eine Explosion kommt. Wirkt jetzt eine Explosion auf
                              									den Kolben f1, so saugt
                              									der zweite Kolben f neue Ladung in den Cylinder a. Auf diese Weise werden die durch die Explosion oder
                              									Verdichtung hervorgerufenen Stösse durch diejenigen der anderen Maschine, welche in
                              									umgekehrter Richtung wirken, aufgehoben. Hierzu kommt noch die ausgleichende Wirkung
                              									der Gewichte dd1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 109
                              Zwillingsmotor der Société Anonyme D'automobilisme et de Cyclisme.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 109
                              Fig. 47.Motorfahrrad von Reneaux.
                              
                           Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Motorfahrrädern liegt bei dem Motordreirad
                              									System Reneaux (Fig. 47)
                              									der Motor horizontal zwischen den Pedalen und der Antriebsvorrichtung für die
                              									Hinterräder. Diese horizontale Anordnung des Motors bietet nach Angaben nach Uhland's Maschinenkonstrukteur, Verkehrszeitung, vor
                              									der üblichen vertikalen Anordnung den Vorteil, dass die Stösse und Erschütterungen
                              									für den Fahrer weniger empfindlich werden. Charakteristisch ist ferner für den
                              									Motor die Ausbildung des einen Endes der Kolbenstange zur Aufnahme eines kleinen
                              									Kegelrades, dessen Bestimmung aus dem nachfolgenden klar wird. Zwei Schwungräder a (Fig. 48), die an ihrem
                              									Umfange durch Eindrehen zur Aufnahme eines Bremsbandes vorbereitet sind, sind direkt
                              									mit je einem Kegelrad c zusammengegossen und werden
                              									durch je eine der Wellen b getragen; links und rechts
                              									sind auf den Wellen b zwei kleine Zahnräder aufgekeilt,
                              									von denen jedes in ein innenverzahntes eingreift, das auf der Hinterradachse des
                              									Fahrrades sitzt.
                           Ein zweites auf b aufgekeiltes Zahnrad greift in ein mit
                              									doppelten Zähnen versehenes Zahnrad, durch welches die Zuströmventile für das Gas
                              									bethätigt werden und die elektrische Zündung erfolgt. Rechts auf der Welle sitzt
                              									statt dieses Zahnrades m ein Kettenrad a1, von dem eine Kette
                              									nach den Hinterrädern führt, damit das Fahrrad beim Anfahren von den Pedalen aus
                              									bewegt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 109
                              Antriebs- und Bremsvorrichtung des Motorfahrrades von Reneaux.
                              
                           Sobald sich in einer Kurve eines der Räder schneller dreht als das andere, müssen
                              									sich naturgemäss auch die Kegelräder c mit
                              									verschiedener Geschwindigkeit drehen. Hierdurch wird das Hilfskegelrad in Umdrehung
                              									versetzt, das, wenn die Geschwindigkeit der beiden Kegelräder die gleiche ist, also
                              									auf geradem Wege, nur als Mitnehmer dient. Zur Vergrösserung der
                              									Geschwindigkeitsunterschiede benutzt der Fahrer noch die Bremsen, indem er die eine
                              									oder andere der Bandbremsen (Fig. 48 und 49) anzieht, was mittels der Stange g
                              									geschieht.
                           Die Zündung und die Steuerung der Ventile erfolgt durch das Zahnrad m1, welches in
                              									dasjenige m (Fig. 51) eingreift. Auf
                              									der Achse des Zahnrades sitzen zwei Daumenscheiben; die vordere n1 steuert das Ventil
                              									unter Einschaltung einer Stange n, die andere hebt und
                              									senkt die Kontaktfeder und schliesst bezw. öffnet den Strom. Die Anzahl der
                              									Zündungen kann ausserdem noch von der Hand des Fahrers mittels der Stange t geregelt werden. Der elektrische Funken wird mittels
                              									eines kleinen Induktionsapparates h erzeugt, der in dem
                              									Oelreservoir Fig. 50
                              									mit eingebaut ist, und von der am oberen Rahmenrohr (Fig.
                                 										47) gelagerten Batterie seinen Strom erhält. In dem unter dem Cylinder
                              									gelagerten Reservoir (Fig.
                                 										50) befindet sich ausser dem Induktionsapparat h das Karburierungsmittel im Raum i und das
                              									Benzin im Raum k. Die Karburierung und Zerstäubung der
                              									Flüssigkeit erfolgt in einem Gefäss, in welchem eine Zerstäubungsvorrichtung
                              									angebracht ist, die im Wesentlichen aus einem mittels der Triebkette angetriebenen
                              									Schaufelrade besteht, auf welches das Benzin tropft. Der Zufluss des Benzins wird
                              									durch einen Hahn geregelt, welcher nach „La Locomot.
                                    											Aut“ mittels der vor dem Sattel angebrachten Stange auf- oder
                              									zugedreht werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 109
                              Benzinkessel, Karburator und elektrische Zündung des Motorfahrrades von
                                 										Reneaux.
                              
                           Der kleine Motor entwickelt 3 ; das Rad ist infolge der doppelten
                              									Steuereinrichtung durch das Vorderrad und durch die Hinterräder leicht lenkbar.
                           Die vielfachen Versuche, die bis jetzt gemacht wurden, um ein Motorzweirad
                              									herzustellen, das bei leichter und gefälliger Konstruktion zugleich gute Resultate
                              									erzielt, haben zur Genüge gezeigt, dass die Lösung dieser Aufgabe wohl die
                              									schwierigste auf dem Gebiete des Motorwagenbaues ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 110
                              Fig. 52.Motorzweirad von Bütikofer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 110
                              Fig. 53.Anordnung des Cylinders und der Ventile des Motorzweirades von
                                 										Bütikofer.
                              a Cylinder; b Kolben; c
                                 										Kolbenstange; d Kurbelzapfen; f Schwungräder; g Grosses Zahnrad; h Kleines
                                 										Zahnrad; i Einlassventil; k Auspuffventil; m Exzenter für den Auspuff; n
                                 										Kühlrippen; q Radnabe; s Kettenrad.
                              
                           Die Ursache liegt weniger im Motor, als vielmehr in dem
                              									beschränkten Platz für dessen Plazierung und seiner Kraftübertragung. Wird z.B. der
                              									Motor vorn an der Lenkstange angebracht, so wird das Vorderrad zu stark belastet und
                              									der Schwerpunkt der Maschine befindet sich zu hoch, abgesehen davon, dass der Fahrer
                              									von der Hitze und den Ausdünstungen des Motors belästigt wird. Wird dagegen der
                              									Motor im Rahmengestell in der Nähe der Tretkurbel angebracht, so entsteht entweder
                              									eine zu schmale Lagerung der Motorkurbelwelle oder die Tretkurbeln stehen zu weit
                              									auseinander. Zudem ist es auch kein angenehmes Gefühl, den heissen Motorcylinder
                              									zwischen den Beinen zu haben und keine angenehme Aussicht, sich im Falle eines
                              									Sturzes daran zu verbrennen.
                           Die Bütikofer'sche Idee, welche in D. p. J. 1899 311 139 Fig.
                              									60 ausführlich besprochen ist, nämlich den Cylinder quer in das Hinterrad zu
                              									plazieren, liess anfänglich befürchten, dass die Explosionen starke Seitenstösse
                              									verursachen und selbst das Rad. zu Falle bringen könnten. Hiervon ist aber nichts
                              									eingetreten, man verspürt gar keine seitlichen Schwankungen. Ebenso traf die
                              									Befürchtung, dass die Kugeln und Kugellager durch die Hitze des Cylinders Schaden
                              									leiden könnten, durchaus nicht ein.
                           Dagegen wurde durch die beschriebene Anordnung des Motorcylinders ein gefälliges
                              									Aussehen und namentlich eine kurze, solide Kraftübertragung erzielt. Alle
                              									Hauptorgane, wie Kolben, Kurbelwelle, Kugellager und namentlich das Zahnradgetriebe
                              									für die Kraftübertragung, sind in der Radnabe des Treibrades untergebracht, wo sie,
                              									geschützt vor Staub und Nässe, in einem Oelbade laufen. Als fernerer Vorteil sei
                              									erwähnt, dass die Kraftübertragung zwischen den beiden
                              									Kugellagern stattfindet, wodurch einseitiger Druck und Kraft Verlust vermieden
                              									werden. Schliesslich machen wir noch auf den tiefliegenden Schwerpunkt, sowie darauf
                              									aufmerksam, dass, wie die Ausführungsform (Fig. 52)
                              									zeigt, dieses Motorrad nicht grösser als ein gewöhnliches Zweirad ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 110
                              Fig. 54.Gesellschafts-Motorfahrrad (System Dorigny).
                              
                           Fig. 53 zeigt nach der Ausführungsform einen Schnitt
                              									durch den Cylinder und die Ventile, deren Anordnung hier horizontal zur Radachse
                              									ist, während dieselbe nach der Patentzeichnung (vgl. D. p.
                                 										J. 1899 311 139 Fig. 60) vertikal ist. Wie
                              									Versuche ergeben haben, legt dieses Motorrad 50 km per Stunde zurück.
                           Das Gesellschafts-Motorrad (System Dorigny) ist als
                              									dreisitziges Dreirad gebaut, dessen Sitze nebeneinander angeordnet sind (Fig. 54). Ebenso sind wie bei dem Zwillingsfahrrad
                              									(vgl. D. p. J. 1899 311 110
                              									Fig. 18) zwei Lenkstangen vorhanden, welche mittels Schienen so miteinander verbunden sind,
                              									dass ihre Bewegungen gemeinschaftlich auf den Gabelkopf übertragen werden.
                              									Desgleichen befindet sich über jedem Hinterrad ein Sattel, und ist zwischen diesen
                              									beiden auf dem Verbindungsrohr ein abnehmbarer Sitz angeordnet, so dass das Fahrzeug
                              									entweder mit zwei oder drei Sitzen gefahren werden kann. Der mittlere Sitz ist so
                              									eingerichtet, dass derselbe sowohl für eine erwachsene Person oder für zwei Kinder,
                              									als auch zur Mitnahme von Reisegepäck dienen kann. Die Bethätigung des Motors (Dion und Bouton) geschieht durch den rechts sitzenden
                              									Fahrer mittels der am oberen Rahmenrohr angebrachten Hebel (vgl. D. p. J. 1899 311 140 bis
                              									141 Fig. 62, 63 und 66).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 111
                              Fig. 55.Motorzweirad von Schauer.
                              
                           Die Ingangsetzung geschieht hier ebenfalls mittels der Pedale, durch welche für den
                              									Fall, dass der Motor versagt, das Fahrzeug bis zur nächsten Station gefahren werden
                              									kann.
                           Zur Bremsung des Fahrzeuges, welches pro Stunde etwa 30 km zurücklegt, dienen zwei
                              									auf die Hinterräder wirkende Bandbremsen.
                           Bei den bisher bekannt gewordenen Motorfahrrädern ist der Motor so in den
                              									Fahrradrahmen eingebaut, dass dieser zugleich einen Teil des Motorgestelles bildet
                              									und die vom Motor ausgehenden starken Kraftwirkungen und Erschütterungen
                              									ungeschwächt aufzunehmen hat. Der Fahrradrahmen hat also bei derartigen
                              									Konstruktionen eine Doppelaufgabe zu erfüllen, und muss deshalb verhältnismässig
                              									schwer ausfallen, was das Fortbewegen des Fahrzeuges durch Pedaltreten sehr
                              									erschwert. Andererseits muss bei derartigen Motoranordnungen für jedes Motorsystem
                              									auch ein angepasstes Rahmensystem geschaffen Werden.
                           P. Schauer beseitigt diese Bedingungen durch seine
                              									Erfindung (D. R. P. Nr. 101728), indem er die Anordnung des Motors so trifft, dass
                              									derselbe an jedes schon bestehende Zwei- oder Dreirad angebracht werden kann.
                           Um dieses zu erreichen, ist, wie Fig. 55 zeigt, der
                              									Motor auf einem selbständigen Traggestell über dem Hinterrad angebracht. Dasselbe
                              									besteht aus zwei zu beiden Seiten des Hinterrades verlaufenden Strebendreiecken abc, deren obenliegende gemeinsame Basis a durch den Motorcylinder selbst gebildet werden kann,
                              									Während die Streben auf der Hinterradachse d
                              									sitzen.
                           In der Praxis hat sich herausgestellt, dass Motorfahrzeuge zweckdienlich ein schnell
                              									laufendes Schwungrad besitzen müssen, da ein normal laufendes infolge seines grossen
                              									Gewichtes das Fahrzeug übermässig heiastet und ausserdem besonders in vertikaler
                              									Richtung zu viel Raum einnimmt. Man hat deshalb dem Motor eine Hohe Tourenzahl
                              									gegeben, was jedoch für die Dauer sehr schädlich für denselben ist. Diesem
                              									Uebelstande hilft nun R. Hagen in Köln nach seinem
                              									Schweizer Patent Nr. 16236 dadurch ab, dass er die Kurbel nicht unmittelbar auf die
                              									Schwungradwelle, sondern auf eine zweite Welle b setzt,
                              									welche die Rotation mittels der Zahnräder c und
                              										d mit Uebersetzung auf die Schwungradwelle
                              									überträgt.
                           Auf diese Weise kann das Schwungrad a die erforderliche
                              									hohe Tourenzahl erreichen, ohne dass diejenige des Motors erhöht wird. Es kann somit
                              									also leichter und kleiner konstruiert werden, so dass es trotz der Anwendung eines
                              									normal laufenden Motors das Fahrzeug nicht übermässig belastet und wenig Raum
                              									einnimmt (Fig. 56 und
                              										57).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 111
                              Schwungradanordnung von Hagen.
                              
                           Ein von K. H. Offen in Lemsahl (Holstein) konstruiertes
                              									Acetylenmotorfahrrad beschreibt die Zeitschrift Acetylen in
                                 										Wissenschaft und Industrie.
                           Wie Fig. 58 zeigt, besteht dasselbe aus einem
                              									gewöhnlichen Zweiradrahmen, in welchem der ganze Antriebsmechanismus sowie der
                              									zugleich als Entwickelungsraum dienende Karbidbehälter a angebracht ist. Auf diesem sitzt der Wasserbehälter b, welcher mit einem Tropfventil c versehen ist, dessen Einstellung von aussen mittels
                              									des Griffes d geschieht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 111
                              Fig. 58.Acetylenmotorfahrrad von Offen.
                              
                           Das im Behälter a entwickelte Gas tritt durch die
                              									Rohrleitung e in den Cylinder f, in welchem es einen Kolben bewegt, dessen Stange mit dem Kolben der
                              									Luftpumpe g gekuppelt ist. Das Gas wird jetzt aus f mittels der Rohrleitung i in das starkwandige Gefäss h übergeführt,
                              									welches ausserdem durch Rohrleitung k mit der Luftpumpe
                              										g in Verbindung steht, so dass hier das Gas mit
                              									Luft gemischt wird.
                           Oberhalb dieses Mischgefässes h ist die Zündvorrichtung
                              										l angebracht, da die Explosion nicht wie bei
                              									Benzinmotoren im Cylinder, sondern im Mischgefäss erfolgt.
                           
                           Von hier gelangen die bei der Entzündung gebildeten Verbrennungsprodukte behufs
                              									Arbeitsleistung in den Cylinder des Motors m, dessen
                              									Kolbenstange auf den Hebel n wirkt. Letzterer ist mit
                              									einem Ende in einen am Fahrradrahmen befindlichen festen Punkt drehbar gelagert,
                              									während sein anderes Ende durch Stange o mit der Kurbel
                              										p verbunden ist, wodurch die Kraft mittels
                              									Kettenrad q und Kette r
                              									auf das Hinterrad übertragen wird.
                           Durch den Hebel u, mit welchem auch derjenige der
                              									Zündvorrichtung verbunden ist, wird der Mechanismus sowie die Zündung in oder ausser
                              									Thätigkeit gesetzt. Die Steuerung des Motors m bewirkt
                              									eine Schieberstange t.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 112
                              Fig. 59.Dampfmotorfahrrad von Rober.
                              
                           Das mittels Dampf betriebene Motorzweirad von S. H.
                                 										Rober in Roxbury, Mass. (Fig. 59 und 60), besteht aus einem gewöhnlichen Zweirad, mit
                              									welchem, nach Fortnahme der Tretkurbeln und Kette, die Maschine verbunden ist.
                           Nach American Machinist vom 18. Mai 1899 besitzt die
                              									Maschine einen einfachen Cylinder von 1¾ Zoll engl. Durchmesser und 4 Zoll Länge.
                              									Gelagert ist dieselbe in dem Kasten E, durch dessen
                              									oberen Teil das ⅜zöllige Dampfzuführungs-, sowie das ebenso starke Abdampfrohr geht.
                              									Ersteres führt in den Kopf des Kessels und ist mit Drosselklappe versehen, während
                              									letzteres in den Rauchdom D hineinragt.
                           Der Kessel ist rechtwinklig 8 Zoll engl. tief, 20¾ Zoll hoch, 15½ Zoll lang, und
                              									enthält 84 Stahlröhrchen von je 10½ Zoll Länge und einem Durchmesser von 9/16 Zoll. Um die
                              									Feuerbüchse herum ist für den Wassermantel ½ Zoll gelassen, während der Raum vom
                              									Rost bis zu dem Kaminrohre 10 Zoll beträgt. Um Wärmeverluste zu vermeiden, ist der
                              									Kessel mit Asbest und Mahagoniholz verkleidet. Der Speisewasserkessel A befindet sich direkt unter dem Fahrer und absorbiert
                              									die vom Kessel kommende Hitze, bevor diese durch den am Rauchdom D befestigten Rauchkamin E
                              									steigt. Letzterer kann, um den Zug zu erhöhen, in D
                              									nach aufwärts gedreht werden.
                           Ein Teil der Verbrennungsprodukte geht nun um den Kessel herum dem Kamin zu,
                              									durch welches auch der Abdampf fast unsichtbar und geräuschlos entweicht.
                           Die Füllung des Behälters A mit Speisewasser geschieht
                              									bei M, von wo aus dasselbe, bevor es durch die 1 Zoll
                              									engl. lange Pumpe, deren Kolbendurchmesser 1/4 Zoll beträgt, in den Kessel gepumpt
                              									wird, durch einen im Rauchkamin angebrachten Schlangenrohrerhitzer geht.
                           Für gewöhnliche Verhältnisse wird die Wasserzufuhr des Kessels mittels eines
                              									Saugventils T, dessen Rohr V mit der Pumpe in fester Verbindung steht, reguliert. Diese Pumpe wird
                              									vom Hinterrad aus bethätigt, und wird der Kessel durch diese mittels des Rohres H, das durch den Rauchdom geht, gespeist.
                           Die Handpumpe G dagegen dient dazu, nach Belieben einen
                              									grösseren Wasservorrat zu beschaffen. Um den Wasserstand im Dampf-, sowie im
                              									Speisewasserkessel stets kontrollieren zu können, sind daselbst eingebogene
                              									Wasserstandsgläser angebracht, während sich am oberen Rahmenrohr das Manometer K, das bei L mit dem
                              									Kessel verschraubt ist, befindet.
                           Der Rauchschieber wird durch die Stange H, und die
                              									Drosselklappe mittels der Stange I von der Lenkstange
                              									aus bethätigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 112
                              Fig. 60.Dampfmotorfahrrad von Rober.
                              
                           NN sind Probierhähne im Wasserbehälter, RRR solche im Kessel, und W ist ein Ablasshahn, während C die
                              									Feuerthüre ist.
                           Die Fussruhen sind auf jeder Seite am vorderen Ende der Feuerbüchse angebracht.
                           Bei den in England stattgefundenen Probefahrten hat sich ergeben, dass der Kessel auf
                              									ebenem Wege einen Druck von etwa 160 Pfund engl. beansprucht, während bei Hügeln der
                              									Druck auf 225 Pfund erhöht werden musste. Der Kessel ist auf 450 Pfund geprüft
                              									worden, und beträgt das Gesamtgewicht des Fahrzeuges fertig zum Abfahren 165 Pfund
                              									engl.