| Titel: | Ueber die künstliche Erhaltung der Eisenbahnschwellen mittels Zinkchlorid in Amerika. | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 134 | 
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                        Ueber die künstliche Erhaltung der
                           								Eisenbahnschwellen mittels Zinkchlorid in Amerika.
                        Ueber die künstliche Erhaltung der Eisenbahnschwellen mittels
                           								Zinkchlorid in Amerika.
                        
                     
                        
                           Schon vor Jahren hatte die Gesellschaft der amerikanischen Zivilingenieure der
                              									Frage des Holzverbrauches und jener Hilfsmittel, durch welche derselbe
                              									herabgemindert werden könne, ihre Aufmerksamkeit zugewendet, inzwischen ist aber
                              									darüber seit einem eingehenden weitläufigen Berichte, der seitens einer gewählten
                              									Kommission im Jahre 1885 der Gesellschaft erstattet wurde (vgl. Transactions, American Society of Civil Engineers, Bd.
                                 									14 S. 247) eigentlich nur wenig veröffentlicht worden und dies Wenige lediglich in
                              									kurzen Zeitschriftenartikeln, obwohl während der letzten 12 Jahre ungefähr 10
                              									Millionen Eisenbahnschwellen mit künstlichen Erhaltungsmitteln behandelt worden sind
                              									und die Zahl der im Verlaufe des Jahres 1899 der gleichen Behandlung zuzuführenden
                              									Schwellen sich allein mit mindestens 1½ Millionen beziffern wird.
                           Am 27. Mai 1899 wurde nunmehr der Gesellschaft durch das hervorragende Mitglied Walter W. Curtis ein neuerlicher Bericht in obiger
                              									Angelegenheit vorgelegt, den wir nachstehend auszüglich wiedergeben, weil derselbe
                              									eine Fülle von Daten und interessanter Umstände enthält, die nicht nur sachlich sehr
                              									unterrichtend sind, sondern auch mancherlei Anschauungen berichtigen, die in Europa
                              									über die amerikanischen Verhältnisse vorherrschen.
                           An vorderster Stelle ist es die Regierung der Vereinigten
                                 										Staaten, welche durch die Abteilung für Forstwesen sehr wertvolle
                              									Unterlagen hinsichtlich des Holzvorrates und des Verbrauches, sowie über Wert und
                              									Verwendbarkeit der verschiedenen Nutzhölzer Amerikas nachweist. Namentlich, was
                              									den Schwellenbedarf anbelangt, sammelte die Regierung schon in den Jahren 1882 und
                              									1883 mit Hilfe von Rundschreiben die Angaben von 283 Eisenbahngesellschaften, die
                              									mehr als 70000 Meilen (112630 km) Strecken umfassten. Diese Angaben bezogen sich auf
                              									die Grösse und Zahl der pro Meile verwendeten Schwellen, auf die benutzten
                              									Holzgattungen, ihre Dauerhaftigkeit und ihren Preis mit allgemeinen Auskünften über
                              									die Bezugsquellen. Im Jahre 1886 wurde dieselbe Nachfrage von 35
                              									Eisenbahngesellschaften beantwortet, die zusammen 46000 Meilen (74074 km) Strecken
                              									in Betrieb hatten. Die erstere dieser Erhebungen lieferte für das Durchschnittsalter
                              									der Schwellen folgenden Anhalt: Weisse und knorrige Eiche 7 Jahre, Cypresse 9 Jahre,
                              									Rottanne und Ceder 11 Jahre; andere Holzarten im allgemeinen 5 Jahre. In der
                              									Zusammenfassung der Erhebungen vom Jahre 1886 hiess es jedoch, dass über die
                              									Dauerhaftigkeit von Hölzern, welche unmittelbar unter den Fahrgeleisen gebettet
                              									sind, oder die bei Brücken und Gerüsten benutzt werden, eine allgemeine Regel
                              									eigentlich nicht aufgestellt werden könne, weil dieselben einer ausserordentlich
                              									ungleichen Inanspruchnahme und in den verschiedenen Landesteilen ebenso ungleichen
                              									Bedingungen des Klimas und Bodens unterworfen sind. Trotzdem dürfen als niedrigste
                              									Grenze im Mittel 7 Jahre für die sichere Brauchbarkeit von Schwellen aus den besten
                              									harten Holzsorten angenommen werden und ebenso 4 Jahre für die weichen Hölzer. Die
                              									46000 Meilen Geleislänge, auf die sich der Bericht bezieht, verbrauchten das Jahr
                              									vorher (1885) zur
                              									Unterhaltung der Geleise zusammen 16,7 Millionen Schwellen mit einem
                              									durchschnittlichen Preise von 35,6 Cent (etwa 1,5 M.) pro Stück, so dass sich also
                              									für die Meile ein jährliches Erfordernis von 365 Schwellen (225 pro Kilometer)
                              									herausstellte. Werden die von der Regierung bekannt gegebenen statistischen Daten
                              									auf den derzeitigen Stand der Eisenbahnen angewendet, so geht hervor, dass bei einem
                              									normalen Aufwand von 2500 Schwellen für die Meile Geleise (1563 pro Kilometer) auf
                              									den 230000 Meilen Strecke der amerikanischen Bahnen (die zweiten, dritten und
                              									vierten Geleise, sowie alle Bahnhofsund Nebengeleise mit einbezogen) 575 Millionen
                              									Schwellen unter Schienenwegen ausgelegt sind, deren regelrechte Unterhaltung
                              									jährlich weitere 75 Millionen Schwellen erfordert. Da man ferner das Erfordernis für
                              									neu zu erbauende Linien durchschnittlich mit 13 Millionen Schwellen ansetzen darf,
                              									so stellt sich der ganze jährliche Verbrauch auf rund 90 Millionen Schwellen oder
                              									450 Millionen Kubikfuss (12,735 Millionen Kubikmeter) Holzmaterial. Ausserdem
                              									benötigen die Eisenbahnen alljährlich noch beiläufig 60 Millionen Kubikfuss (1,7
                              									Millionen Kubikmeter) Holz für Brücken, Gerüste und Hochbauten, was sonach mit den
                              									Schwellen zusammen einen Verbrauch von reichlich 500 Millionen Kubikfuss (14,15
                              									Millionen Kubikmeter) darstellt. Für diese Holzmasse berechnet sich die Ausdehnung
                              									der zur jährlichen Gewinnung erforderlichen Schläge höher als mit 1 Million Acre
                              									(40467 Ar), was – einen 50jährigen Umtrieb vorausgesetzt – dem Holzzuwachs von 15
                              									Millionen Acre Wald gleichkommt, d.h. mehr als 10% des ganzen derzeit bestehenden
                              									Forstareals der Vereinigten Staaten ausmacht, welche lediglich den Eisenbahnzwecken
                              									vorbehalten bleiben müssen.
                           Fast ebenso bemerkenswert erscheint die Thatsache, auf welche von Benjamin Reece aufmerksam gemacht wird (vgl. Transactions, American Society of Civil Engineers, Bd.
                              									27 S. 640), nämlich, dass die relativen Kosten der Schwellen gegenüber den Kosten
                              									der Eisenbahnschienen in Amerika vom Jahre 1880 bis zum Jahre 1890 um nahezu 300%
                              									gestiegen sind. Allerdings ist dieses aussergewöhnliche Anwachsen der
                              									Schwellenkosten vorwiegend nur eine ziffermässige, insofern dasselbe zum grössten
                              									Teile durch die auf vielen Bahnen im Wege der Vermehrung der Schwellen durchgeführte
                              									Verstärkung des Oberbaues und durch den grossen Rückgang der Schienenpreise erklärt
                              									werden kann; nichtsdestoweniger ergibt sich zum anderen Teile doch auch eine
                              									nennenswerte Steigerung der Holzpreise und der Verarbeitungskosten. Aber abgesehen
                              									von den Gründen, durch welche sie herbeigeführt wird, lässt sich die wesentlich
                              									gesteigerte Bedeutung der Schwellenerneuerungskosten für die Eisenbahnen in keiner
                              									Weise mehr verleugnen und daher auch die Notwendigkeit nimmer verkennen, in dieser
                              									Richtung auf eine wirksame Abhilfe bedacht zu sein. Leider bietet es grosse
                              									Schwierigkeiten zu diesem Behufe von den amerikanischen Bahnen Unterlagen zu
                              									erwerben, welche über das Verhalten der unter den Geleisen verwendeten Hölzer
                              									entsprechend eingehende Auskünfte geben würden, weil es den Verwaltungen an und für
                              									sich viele Umstände macht, das Curriculum vitae der einzelnen Schwellen
                              									festzustellen, in Vormerk zu behalten und schliesslich mit anderen in Vergleich zu
                              									ziehen. In der Regel wissen die Verwaltungen nur anzugeben, wie viel Schwellen im
                              									Jahre für Erneuerung überhaupt in Verwendung gekommen sind; eine geringe Zahl Bahnen
                              									ist allenfalls noch im stände, nachzuweisen, wie viele Schwellen auf jedem
                              									Streckenteile in jedem Jahre erneuert worden sind. Wenn jedoch hier oder dort der
                              									Versuch gemacht wird, das Durchschnittsalter einer bestimmten oder aller auf der
                              									Hauptstrecke vertretenen Schwellensorten genau festzustellen, so wird dies in der
                              									Regel zu keinem Erfolge führen. Ausnahmsweise mag es einzelne Bahnstrecken geben, wo
                              									der Bahnmeister aus besonderen Gründen sorglicher anmerkt, wie viel Schwellen
                              									beseitigt worden sind. Dies geschieht zumeist nur dort, wo sich die Schwellen
                              									entweder auffällig dauerhaft oder aussergewöhnlich kurzlebig erweisen. Dass diese
                              									Aufschreibungen zur Auffindung und Feststellung allgemein richtiger Mittelwerte
                              									nicht geeignet sind, liegt auf der Hand. Es ist ein wirklich bedauerlicher Umstand,
                              									dass bei den amerikanischen Eisenbahnen niemals irgend eine Methode zur näheren
                              									Beschreibung von Schwellen für statistische Zwecke vereinbart, noch irgend ein
                              									Grundsatz über die Qualitätsbedingungen festgesetzt wurde. Bis jetzt wird im
                              									allgemeinen einfach unter den erreichbaren Holzsorten diejenige gewählt, welche man
                              									für die beste halten zu müssen glaubt, und die Nachschaffung nach Massgabe des
                              									Verschleisses vorgenommen, ohne jegliche Prüfung seiner Ursachen. Um über die Frage
                              									des Schwellenbedarfes und über die Umstände, von denen er bei den amerikanischen
                              									Bahnen abhängt, einen sicheren Einblick zu gewinnen, würde es geboten sein, dass die
                              									Verwaltungen darüber genauen Vormerk führen, wie viel pro Längeneinheit des Geleises
                              									Schwellen verwendet und wie viel für die Unterhaltung jährlich erforderlich sind.
                              									Doch müssten diese Aufschreibungen dauernd fortgesetzt oder mindestens eine längere
                              									Periode hindurch, etwa wenigstens 5 Jahre hindurch vorgenommen werden, weil es
                              									wichtig ist, eine möglichst richtige Durchschnittszahl zu gewinnen. Auch wäre es
                              									notwendig, die Schwellen der stark befahrenen Strecken von jenen der Seitengeleise
                              									und Nebenlinien zu trennen, und müssten bei den vorgeschlagenen Aufnahmen, wenn sie
                              									ihren Zweck ganz erfüllen sollen, überhaupt alle massgebenden äusseren Umstände,
                              									namentlich auch die Bodenbeschaffenheit, das Bettungsmaterial und die örtlichen
                              									klimatischen Verhältnisse Berücksichtigung finden. Wie sehr die letzteren massgebend
                              									werden können, beweist beispielsweise der Umstand, dass auf der Illinois Central
                              									Railroad laut Berichtes des Vizepräsidenten dieser Bahn, J.
                                 										F. Wallace, Weisseichenschwellen, je nach der Höhenlage der Gegend, wo das
                              									Holz gewachsen war, und der Jahreszeit, in der es geschlagen wurde, südlich des Ohio
                              									nur 4 bis 6 Jahre, nördlich vom Ohio aber 7 bis 9 Jahre und in Nord-Illinois-Iowa
                              									sogar 9 bis 12 Jahre mittlere Dauer erreichen.
                           Aus einer Reihe von Bekanntgaben, welche über Ansuchen der Gesellschaft der
                              									Zivilingenieure von einigen Eisenbahnen freundlicherweise ausdrücklich für die
                              									Zwecke des vorliegenden Berichtes zur Verfügung gestellt worden sind, geht fürs
                              									erste hervor, dass sich der Jahresbedarf an Schwellen pro Meile (1,609 km) im
                              									Verlaufe der Jahre zumeist ganz wesentlich erhöht hat. So ist dieser Verbrauch
                              									binnen etwa 15 Jahren bei der
                           
                              
                                 Pennsylvania Railroad
                                 von
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                                 auf
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                                 Lake Shore and Michigan Southern R.
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                                 Chicago, Milwaukee and St. Paul R.
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                                 Illinois Central R.
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                                 Louisville and Nashville R.
                                 „
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                           gestiegen, welcher Umstand vorwiegend auf die Zunahme des
                              									Verkehrs, also einerseits auf die durch erhöhte Inanspruchnahme verursachte raschere
                              									Abnutzung der Schwellen, andererseits auf die Verstärkung des Oberbaues
                              									zurückgeführt werden darfDiese, sowie alle
                                    											ähnlichen späteren Angaben der amerikanischen Bahnen sind auch deshalb von
                                    											unklarem Werte, weil die Bedarfs- oder Verbrauchsausweise daselbst fast
                                    											ausnahmslos nicht in Bau- und Unterhaltungskonti geschieden, sondern nur
                                    											summarisch beziffert werden., welch letztere zumeist nicht durch
                              									Verstärkung des Schienenprofils, sondern durch Vermehrung der Unterlagen angestrebt
                              									wurde. Keine der erwähnten Bahnen hat es versucht, gebrauchte Schwellen in weniger
                              									befahrenen Strecken wieder zu verwenden, oder, falls dies doch geschehen sein
                              									sollte, so wurden wenigstens keine Aufschreibungen darüber geführt. Auch sind die
                              									ausgewiesenen Ziffern, den Fall 2 ausgenommen, nicht bloss von den Hauptstrecken,
                              									sondern überhaupt von allen Strecken und Geleisen gewonnen. Die mittleren jährlichen Erneuerungen, die den klimatischen
                              									Einfluss sehr klar erkennen lassen, betrugen während der letzten 15 Jahre pro Meile
                              									bei der
                           
                              
                                 Pennsylvania Railroad, West of Pittsburg
                                 245
                                 Stück
                                 Schwellen
                                 
                              
                                 Lake Shore and Michigan Southern R.
                                 280
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Chicago and North Western R.
                                 280
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Chicago, Milwaukee and St. Paul R.
                                 243
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Illinois Central R.
                                 300
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Louisville and Nashville R.
                                 360
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Bekanntlich wird die Unbrauchbarkeit der Schwellen nicht allein durch die infolge der
                              									Inanspruchnahme des Geleises eintretende mechanische Zerstörung herbeigeführt, sondern auch durch
                              									organische und chemische Veränderungen der Holzfaser infolge Pilzbildungen oder
                              									Fäulnis. Die Abwehr muss also gleichfalls nach zwei Richtungen erfolgen, erstens
                              									durch Vergrösserung der Auflagen mittels erbreiterter Schienenfüsse, mittels
                              									Schienenstühlen oder Unterlagsplatten und durch Verbesserungen an den
                              									Befestigungsvorrichtungen, andererseits durch gut entwässerte, aus vorzüglichem
                              									Material hergestellte Bettungen und durch künstliche Erhöhung der
                              									Widerstandsfähigkeit der Holzfaser gegen Fäulnis und Parasiten. In letzterer
                              									Beziehung haben freilich die bis jetzt vorzugsweise verwendeten Hölzer, nämlich die
                              									Weisseiche, Steineiche, Kastanie und Ceder ein verhältnismässig geringes Bedürfnis
                              									aufgewiesen, weil sie vermöge ihrer Textur an sich eine grosse Widerstandsfähigkeit
                              									besitzen. Leider wird aber, abgesehen von den ansteigenden Preisen, die Beschaffung
                              									dieser harten Hölzer auch in Amerika fortwährend schwieriger und in absehbarer Zeit
                              									unabwendbar ganz aufhören. Die Versorgung der Eisenbahnen mit Schwellen wird und
                              									muss also zweifellos schon in allernächster Zeit vorwiegend und späterhin – wie dies
                              									bereits von einigen Bahnen des Südens geschieht – ausschliesslich von den Wäldern
                              									aus geschehen, die bis jetzt als solche zweiter Ordnung angesehen wurden, und
                              									endlich selbst unter Heranziehung der Urwälder. Eine wirklich wirtschaftliche
                              									Verwertung der in diesen Wäldern zu gewinnenden weichen Hölzer lässt sich jedoch nur
                              									erzielen, wenn sie vor der Vewendung einer chemischen Behandlung unterzogen werden,
                              									in welchem Falle sie eine Dienstdauer von 10 bis 12 Jahren verbürgen und im
                              									Anschaffungspreise noch immer wesentlich billiger zu stehen kommen, als die früher
                              									angeführten harten Hölzer. Diese Sachlage wurde bereits gelegentlich eingangs
                              									erwähnter Enquete der Gesellschaft der amerikanischen Zivilingenieure im Jahre 1885
                              									wohl erkannt und gewürdigt, und offenbart sich seither eben nur, was die
                              									Verminderung der Vorräte und die Steigerung der Preise der harten Hölzer anbelangt,
                              									immer greller und drängender.
                           Zu der Zeit, als zur vorgedachten Enquete der Bericht an die Gesellschaft erstattet
                              									wurde, bestanden in den Vereinigten Staaten nur drei grössere Anstalten, welche
                              									Hölzer für Eisenbahnen mit Zinkchlorid behandelten, und zwar arbeitete jede davon
                              									nach einem anderen patentierten Verfahren. Das älteste davon, das sogen. Thilmany-Verfahren, bestand in der Einführung von Zink-
                              									oder Kupfersulfat mit darauffolgendem Zusätze von Chlorbaryum, wobei angenommen
                              									wurde, dass in den Holzzellen eine chemische Umwandelung des Chlorbaryums in
                              									unlösliches Baryumsulfat vor sich gehen und das Chlor Zink- bezw. Kupferchlorid
                              									bilden müsse. Das unlösliche Salz hatte die Aufgabe, das Auswaschen des löslichen zu
                              									verhindern. Auch einige Eisenbahnen hatten nach dieser Methode imprägnierte
                              									Schwellen versucht, allein die betreffenden Ergebnisse waren laut Mitteilung der
                              									Chicago and Alton Railroad gleichwie der Erie-Bahn und der Wabash-Bahn nicht
                              									günstig. Das zweite Verfahren bestand in der Behandlung der Hölzer mittels einer
                              									Lösung von Zinkchlorid und Gips unter der Voraussetzung, dass sich der Gips in den
                              									Holzzellen krystallisieren und auf diese Weise das Auswaschen des Zinkchlorid
                              									hintanhalten werde. Da das Unternehmen keinen finanziellen Erfolg hatte, wurde es
                              									bald aufgelassen und späterhin war über den Wert oder Unwert der Methode nicht das
                              									Geringste mehr in Erfahrung zu bringen. Als Drittes reiht sich diesen beiden
                              									Verfahren das sogen. Wellhouse'sche an. Dieses bestand
                              									in der Tränkung mittels einer Zinkchloridlösung, der eine ganz geringe Menge von
                              									Leim zugesetzt war, und spätere Nachtränkung mittels einer Tanninlösung. Letztere
                              									sollte mit dem Leim eine unlösliche Verbindung bilden, welche die Poren des Holzes
                              									verstopft und das Auswaschen des Zinkchlorids verhindert. Bezüglich einer grossen
                              									Anzahl nach dieser Methode imprägnierter Schwellen berichtet die Atchison Topeka and Santa-Fé Railroad ganz gute
                              									Ergebnisse, indem die betreffenden Hölzer, nämlich Baumwollbaum, Gummibaum und
                              									Colorado -fichte in erdigem oder sumpfigem Terrain 8 bis 9 Jahre, in felsigem
                              									Terrain aber 14 bis 15 Jahre (Coloradofichte bloss 10 bis 11 Jahre) verwendbar
                              									bleiben, also 2mal, bezw. 3½mal so lange, als wenn sie im natürlichen Zustande zur
                              									Verwendung gekommen wären.
                           Diese nennenswerten Erfolge veranlassten die Atchison Topeka and Santa-Fé
                              									Railroad, sich im Jahre 1885 selbst eine Imprägnieranstalt einzurichten, womit sie –
                              									abgesehen von ein paar verunglückten Versuchen – allen übrigen amerikanischen
                              									Eisenbahnen als erste voranging. Dieselbe hatte zu dem Ende zu Las Vegas
                              									(Nord-Mexiko) zwei liegende cylindrische Kessel eingerichtet von je 6 Fuss (1,828 m)
                              									Länge und je 106 Fuss (32,30 m) Länge. Die Zahl der daselbst behandelten Schwellen
                              									betrug gleich im ersten Betriebsjahre 111503 Stück und beim Abschlusse des Jahres
                              									1897 bereits rund 3 Millionen. Bis zum Jahre 1893 hatte man nach dem Wellhouse'schen Verfahren imprägniert, seitdem ist
                              									jedoch das gewöhnliche Burnett'sche Verfahren
                              									eingeführt. Die Schwellen werden nämlich 2 bis 6 Stunden – je nachdem das Holz
                              									trocken oder noch grün ist – mittels heisser Wasserdämpfe von 3 bis 4 at Druck
                              									ausgelaugt, sodann ½ bis 1 Stunde unter Vakuum gesetzt und schliesslich 2½ bis 3
                              									Stunden hindurch unter einem Ueberdrück von 6 bis 8 at mit einer gewöhnlichen
                              									Zinkchloridlösung getränkt. Letztere wird für jeden Kubikfuss (0,0283 cbm) Holz mit
                              									0,28 bis 0,47 engl. Pfund (124 bis 212 g) Zinkchlorid bemessen, dessen Reinheit
                              									zwischen 95 und 97% schwankt. Nach den bisherigen Beobachtungen stellt sich die
                              									Lebensdauer der in Las Vegas imprägnierten Coloradofichten-Schwellen, die sonst nur
                              									3 bis 4 Jahre aushalten, auf mindestens 10 bis 11 Jahre und hofft man durch die
                              									Verwertung der bisherigen Erfahrungen auch noch eine 12- und mehrjährige Dauer zu
                              									erzielen. Steineiche und weisses Baumwollholz brachten es zu einer Dauer von 14,8
                              									Jahren und die Versuchsschwellen der ersteren Holzsorte liegen heute noch unversehrt
                              									im Geleise.
                           Höchst leistungsfähig ist die seit 1886 unter der Firma The
                                 										Chicago Tie Preserving Company in Chicago errichtete Anstalt, welche
                              									ursprünglich zwei Kessel besass, zu welchen aber 1891 ein dritter und 1898 noch ein
                              									vierter hinzukam. Hier sind bis zu Ende des Jahres 1898 im ganzen 4007 946 Stück
                              									Eisenbahnschwellen imprägniert worden, und zwar bis zum Jahre 1896 nach dem
                              									gewöhnlichen Wellhouse'schen Verfahren. Späterhin
                              									führte man eine Abänderung ein, welche darin besteht, dass der Leim nicht gleich der
                              									Zinkchloridlösung beigemengt, sondern in besonderer Lösung als zweite Tränkung ins
                              									Holz gebracht, worauf eine dritte Tränkung mit Tannin erfolgt. Zu diesem Verfahren
                              									gab die Erfahrung Anlass, dass die direkte Zumischung des Leims die
                              									Leichtflüssigkeit der Chloridlösung und sonach das Eindringen der letzteren in die
                              									Gefässe des Holzes beeinträchtigt. Inwieweit aber diese jüngere, etwas
                              									umständlichere und daher auch kostspieligere Methode der ursprünglichen Wellhouse'schen überlegen ist, darüber gibt es bislang
                              									noch keine zureichenden Beobachtungen, ausser jenen an den Querschnitten des Holzes,
                              									welche im Inneren einen grösseren Zinkchloridgehalt nachweisen als bei den nach
                              									älterem Verfahren behandelten Schwellen. Hinsichtlich der älteren Erzeugnisse ergibt
                              									sich aus den Feststellungen der Chicago-Rok Island and Pacific Railroad die Dauer
                              									von Schwellen aus Tannen-, Fichten- und Lärchenhölzern auf 11 bis 12 Jahre. Diese
                              									Erfolge rechnet man noch zu erhöhen, indem seit 1895 im Tränkwerke alle zur
                              									Behandlung kommenden Hölzer erst durch einen eigenen sachverständigen Beamten
                              									geprüft werden, ob sie völlig gesund und genügend trocken sind; es kommt also nur
                              									wirklich geeignetes, ausgesuchtes Material zur Verarbeitung, was in den früheren
                              									Jahren nicht der Fall war.
                           Vorzügliche Ergebnisse verzeichnet die Duluth and Iron Range
                                 										Railroad, auf der sich im Jahre 1890 eingelegte, in Chicago imprägnierte
                              									Schwellen aus Weissfichten, Lärchen und importierten norwegischen Fichten derzeit
                              									noch in vollkommen gutem Zustande sind, so dass ihre Dauer noch auf Jahre gewärtigt
                              									werden darf. Aehnliches gilt hinsichtlich der Pittsburg-Fort
                                 										Wayne and Chicago Railroad, welche zufolge trefflich gelungener Vorversuche
                              									seit 1896 ungefähr 50000 Tannen-, 13000 Buchen- und 11000 Eisenschwellen aus dem
                              									Chicagoer Tränkwerke in ihren Linien zur Verwendung gebracht hat.
                           Unter so bewandten Umständen mehrten sich auch diejenigen Bahnverwaltungen, welche
                              									für ihren eigenen Bedarf Imprägnieranstalten errichteten, worunter beispielsweise
                              										die Tränkwerke
                              									der Texas and New Orleans Railroad zu Houston und
                              									namentlich das am gleichen Orte befindliche Werk der Südlichen Pacificbahn eine hervorragende Stelle einnehmen. Hinsichtlich
                              									des Betriebes im letztgenannten Werke liegt ein ebenso eingehender als
                              									übersichtlicher Bericht vor, aus welchem zuförderst hervorgeht, dass daselbst
                              									ausschliesslich das Holz der kurznadeligen, gelben Fichte aus Ost-Texas und
                              									West-Louisiana, d. i. das billigste und zunächst erreichbarste Material, zur
                              									Verwendung kommt. Es ist dies durchaus Saftholz, das, nicht imprägniert, vom Wipfel
                              									nur ein Dienstalter von 1½ bis 3 Jahren erreicht, als Kernholz hingegen 6 bis 9
                              									Jahre aus dauern kann. Es wird zu allen Jahreszeiten gefällt und man macht gar
                              									keinen Versuch, dasselbe einer regelrechten Trocknung zu unterziehen, weder vor dem
                              									Zerschneiden in Schwellen, noch nach der Anlieferung am Werke vor der Tränkung, weil
                              									in Anbetracht der grossen Schwellenmenge, die fortlaufend verarbeitet werden muss,
                              									ohnehin stets ein nennenswerter Vorrat von Holz vorhanden ist, der erst nach einer
                              									längeren Frist an die Reihe gelangt und inzwischen immerhin Zeit hat, bis zu einem
                              									gewissen Grad auszutrocknen. Natürlich wird beim Beschicken der Kessel dafür Sorge
                              									getragen, dass sie thunlichst nur mit Schwellen gleichen Alters gefüllt werden,
                              									damit das Auslaugen und Imprägnieren des Holzes möglichst gleichmässig erfolgt.
                              									Ursprünglich wurde in Houston eine Zinkchloridlösung von 2½° Baumé verwendet,
                              									während man späterhin eine etwas schwächere Lösung vorziehen zu müssen glaubte,
                              									obwohl das Werk in Chicago beispielsweise mit einer Lösung von 3,8° Baume
                              									vorzügliche Ergebnisse erzielt und auch alle deutschen Werke mindestens 3°ige
                              									Lösungen mit Erfolg anwenden und die erfahrensten europäischen Fachmänner der
                              									Ueberzeugung sind, dass Zinkchloridlösungen von 2½ bis 2⅓° Baume entschieden zu
                              									schwach und daher nicht geeignet seien, die angestrebte Haltbarkeit der Hölzer zu
                              									verbürgen. Mit wenigen Ausnahmen sind die im Tränkwerke der Südlichen Pacificbahn
                              									imprägnierten Schwellen ausschliesslich auf der Hauptlinie zwischen Houston und El
                              									Paso auf einer Entfernung von ungefähr 836 Meilen verwendet worden. Um über das
                              									Verhalten derselben möglichst genaue Aufschlüsse zu erhalten, lässt die
                              									Bahngesellschaft die Enden der Schwellen unmittelbar nach der Tränkung mittels eines
                              									Messingstempels, der den Monat und das Jahr der Imprägnierung angibt, kennzeichnen.
                              									Zugleich sind die Streckenvorarbeiter gehalten, alle Schwellen mit dem gestempelten
                              									Ende nach derselben Seite des Geleises, nämlich rechts in der Richtung von New
                              									Orleans gegen El Paso einzulegen. Ferner erhalten die Streckenvorarbeiter eigens
                              									angeordnete Formulare, auf denen sie am Ende jeden Monats die Zahl der imprägnierten
                              									Schwellen gleichen Datums vormerken müssen, welche ausgewechselt wurden, und warum
                              									dieselben unbrauchbar geworden sind, d.h. ob sie verfault, gespalten oder
                              									durchgescheuert waren. Diese Aufzeichnungen werden dann dem Bureau für die
                              									Streckenunterhaltung zugestellt, wo sie des weiteren zusammengefasst werden.
                              									Anfänglich zeigte sich die Imprägnierung nicht im gewünschten Masse erfolgreich,
                              									denn es liess sich namentlich ein hoher Prozentsatz von zersplitterten oder
                              									gespaltenen Schwellen beobachten, was man dem Umstände zuschrieb, dass während der
                              									ersteren Jahre das Holz beim Auslaugen zu sehr überhitzt worden sei, indem die
                              									Temperatur in den Kesseln zeitweilig bis zu 300° Fahrenheit anstieg. Einen grossen
                              									Teil der Schuld an dem besagten Sprödewerden des Holzes Wollte man auch in dem hohen
                              									Gehalt der Zinkchloridlösung finden, was aber mit Rücksicht auf die bereits
                              									obenerwähnten Erfahrungen der Tränkwerke in Chicago und in Deutschland wohl nur auf
                              									Irrtum beruhen dürfte. Das mittlere Alter der im Jahre 1887 in Houston imprägnierten
                              									Fichtenschwellen beträgt 8 Jahre. Hinsichtlich der späteren Jahrgänge kann die
                              									mittlere Dienstdauer bis jetzt noch nicht ziffermässig festgestellt werden, denn von
                              									den 1888er Schwellen lagen nach 9 Jahren immer noch 60%, von den aus dem Jahre 1889
                              									stammenden nach 8jähriger Dienstzeit 93% und von den 1890er Schwellen nach 7jähriger
                              									Verwendung 96% gut erhalten in der Strecke. Ein mehr oder minder berechtigter
                              									Vorwurf, welcher gegen das bei der Texas- und New Orleans-Bahn eingeführte Burnett'sche Verfahren vorwiegend erhoben wird, lautet
                              									dahin, dass die natürlichen feuchten Niederschläge, denen die im Geleis verlegten
                              									Schwellen ausgesetzt sind, an den Stirnflächen und an der Aussenseite der letzteren
                              									das Zinkchlorid lösen und auswaschen, wodurch das Holz an diesen Stellen noch
                              									minderwertiger wird als im natürlichen Zustande. Das Mass des Auswaschens hängt von
                              									dem jährlichen Regenfall ab, dann von der Bettung des Oberbaues und von der Güte der
                              									Entwässerungsanlagen. Da bisher über den Einfluss der natürlichen Niederschläge
                              									keine ziffermässigen Anhalte vorliegen, hat die vorgenannte Eisenbahngesellschaft
                              									seit 1896 die Veranlassung getroffen, über die Schwellendauer in bestimmten
                              									Bahngebieten, welche so ziemlich dieselben ombrometrischen Verhältnisse und
                              									denselben Oberbau haben, getrennte Aufschreibungen vorzunehmen. Der erste dieser
                              									Bahnmeisterbezirke, „Glidden“, erstreckt sich
                              									auf 86 Meilen durchweg durch flaches, ödes Land, die aus grobkörnigem Kies
                              									bestehende Bettung erreicht in der Mitte 3 Zoll über die Schwellen und ist so
                              									abgeböscht, dass die Köpfe der letzteren freiliegen. Unter den Schwellen hat die
                              									Bettung eine Tiefe von 8 Zoll. Die Schienen sind 61½pfundig und besitzen 41/4 Zoll
                              									Fussbreite. Ein zweiter Bezirk, „San Antonio“,
                              									umfasst 121 Meilen Strecke, Kiesbett und Schienen sind dieselben wie im ersten
                              									Bezirk. Im dritten Bezirk, „Del Rio“, der sich
                              									170 Meilen ausdehnt, befinden sich schwächere Schienen, die nur 50 Pfund pro
                              									laufenden Fuss wiegen und 3⅞ Zoll am Fusse breit sind; das Terrain ist wie im ersten
                              									und zweiten Bezirk, nur mit einigen Steigungen bis zu 1%. Der Bezirk „Sanderson“ enthält 138 Meilen durch waldiges
                              									Terrain laufende Bahn, je zur Hälfte mit Schienen der ersten und zweiten
                              									obengenannten Gattung. Ein fünfter Bezirk, „Valentine“, hat 154 Meilen gleichfalls in waldiger Gegend
                              									liegende Strecken und 70pfündige Schienen. Ein sechster Bezirk, „El Paso“, endlich geht 106 Meilen lang wieder
                              									durch Wald und 50 Meilen durch ödes dürres Land; der erstere dieser Teile hat
                              									61½pfundige Schienen in gewöhnlicher Kiesbettung, der zweite 55pfündige Schienen ohne Kiesbett. Die Beobachtungen über die Niederschläge
                              									und Schwellendauer in diesen sechs Bezirken sind nachstehende:
                           Glidden hat 49,00 Zoll mittleren jährlichen Regenfall, die
                              									mittlere Dauer der imprägnierten Schwellen beträgt 6¾ Jahre,
                           San Antonio hat 29,75 Zoll mittleren jährlichen Regenfall, die
                              									mittlere Dauer der imprägnierten Schwellen beträgt 8⅙ Jahre,
                           Del Rio hat 25,00 Zoll mittleren jährlichen Regenfall, die
                              									mittlere Dauer der imprägnierten Schwellen beträgt 8⅚ Jahre,
                           Sanderson hat 15,00 Zoll mittleren jährlichen Regenfall, die
                              									mittlere Dauer der imprägnierten Schwellen beträgt 6⅔ Jahre,
                           Valentine hat 10,51 Zoll mittleren jährlichen Regenfall, die
                              									mittlere Dauer der imprägnierten Schwellen beträgt 7 Jahre,
                           El Paso hat 8,75 Zoll mittleren jährlichen Regenfall, die
                              									mittlere Dauer der imprägnierten Schwellen beträgt 7½ Jahre.
                           Aus dieser Tabelle scheint vorläufig kaum mehr hervorzugehen, als dass allerdings die
                              									natürlichen Niederschläge nicht ohne Einfluss auf die gute Erhaltung des Holzes
                              									sind, aber doch kaum von so grossen als wie die Krümmungs- und Steigungsverhältnisse
                              									der Bahn, die Schwere der Schienen und die Anordnung des Kiesbettes, was namentlich
                              									die Ergebnisse im vierten und sechsten Bezirke erkennen lassen. Uebrigens werden
                              									sich in dieser Richtung bestimmte Daten erst gewinnen lassen, bis hinsichtlich des
                              									Oberbaues eine grössere Einheitlichkeit hergestellt sein wird, wie es derzeit
                              									angestrebt wird. Soviel steht aber derzeit bereits ausser Frage, dass die
                              									Bahnunterhaltungskosten dieser Strecken, wenige Jahre seitdem sie mit imprägnierten
                              									Schwellen versehen werden, stetig zurückgehen, und dass diese erfreuliche Thatsache
                              									zum grössten Teile eben nur der Verwendung dieser Schwellen zugeschrieben werden
                              									muss.
                           Diese, sowie anderweitige ähnliche Erfolge innerhalb des atlantischen Eisenbahnnetzes
                              									hatten die Southern Pacific Company bestimmt, im Jahre
                              									1894 ein zweites Tränkwerk für Schwellen zu errichten, doch wurde dasselbe mit
                              									Rücksicht auf die wechselnden und oft weit auseinander liegenden
                              									Holzanlieferungsorte in der Form einer transportablen Anlage ausgeführt. Zu dem Ende
                              									sind die sämtlichen Einrichtungen auf Eisenbahnräder in Druckgestelle gebracht und,
                              									wenn der Aufstellungsort gewechselt werden soll, dann bildet die ganze
                              									Tränkanstalt einen Zug, den eine vorgespannte Lokomotive weiterbefördert und der
                              									anstandslos die in der Hauptbahn vorkommenden Kurven und Steigungen zu passieren
                              									vermag. Die betreffende 'Werkseinrichtung besteht aus zwei Kessel von je 6 Fuss
                              									(1,81 m) Durchmesser und 114 Fuss (34,73 m) Länge und besitzt eine
                              									Leistungsfähigkeit von 2500 bis 3000 Stück Schwellen in 24 Stunden. Eine ähnliche
                              									ambulante Anlage ist unlängst auch für die Firma O.
                                 										Chanute erbaut worden, welche die Schwellen für die Chicago and Eastern Illinois Railroad zu imprägnieren übernommen hat.
                           Wenn man nun die Betriebsverhältnisse der amerikanischen Tränkwerke nochmals
                              									zusammenfasst, so ergibt sich, dass in grossen Mengen nur Bergfichte, Föhre,
                              									Pechtanne und Weisstanne, sowie das Saftholz der gelben Fichte der künstlichen
                              									Konservierung unterworfen werden, während Eiche, Buche, Lärche, sowie norwegische
                              									Fichte nur versuchsweise angewendet worden sind. Die Ansicht der deutschen
                              									Fachmänner, dass zur erfolgreichen Behandlung durch Tränkung nur trockenes Holz geeignet sei, wird in Amerika im
                              									allgemeinen geteilt, allein, wie bereits weiter oben erwähnt worden ist, fehlt es
                              									hier auch nicht an solchen Fachmännern, die genau das Gegenteil behaupten. W. G. Curtis erklärt beispielsweise gemäss den
                              									Erfahrungen der Südlichen Pacificbahnen ganz entschieden, frisch geschnittene
                              									Schwellen nehmen die Behandlung bereitwilliger an als teilweise getrocknete, und
                              									dieses Verhältnis liesse sich etwa wie 6 : 5 ausdrücken. Demgemäss stünde denn auch
                              									das Zeiterfordernis zur Tränkung im umgekehrten Verhältnisse und eine
                              									Oregon-Föhrenschwelle, die z.B. zwei Jahre an der Luft getrocknet wurde, würde etwa
                              									die doppelte Zeit erfordern, um ebenso ausgiebig getränkt zu werden, als eine frisch
                              									gefällte. – Mögen nun diese Angaben rücksichtlich der in Betracht kommenden
                              									Holzsorten wirklich richtig sein, so stehen sie doch mit den Erfahrungen fast aller
                              									anderen Tränkwerke und namentlich auch jener Europas vollständig im Widerspruche. So
                              									hält man es in dem grossen Tränkwerke zu Chicago für ganz unmöglich, mit frisch
                              									geschnittenem Holze befriedigende Resultate zu erzielen, sei dies nun von Tannen,
                              									Buchen oder Lärchen. ( Im Jahre 1898 stellte die
                              									Anstalt sogar ihren Betrieb auf 2 Monate lediglich zu dem Zwecke ein, 70000 frische
                              									Schwellen für die Verarbeitung genügend austrocknen zu lassen. Offenbar ist es
                              									lediglich die Eigenart der verschiedenen Holzsorten und deren Abstammung, die diese
                              									ungleiche Erscheinung erklären lässt, und jedes Tränkwerk, das sichere Erfolge
                              									erzielen will, wird also ihr Rohmaterial erst sorgsamst ausprüfen müssen, ehe es
                              									sich für diese oder jene Behandlungsweise grundsätzlich entscheidet.
                           Ganz widerspruchslos gilt hingegen der Umstand, dass sich diejenigen Hölzer am
                              									dauerhaftesten erweisen, welche zur Zeit des geringsten Saftstandes gefällt wurden.
                              									Im Sommer geschnittene Tannenschwellen, die wiederholt von der Chicago Tie Preserving Company geprüft worden sind,
                              									nahmen ungefähr nur halb so viel des antiseptischen Stoffes auf, als die im Winter
                              									geschlagenen. Ebenso festgestellt ist es, dass einige Arten von Gummibaum- und
                              									Fichtenschwellen, die in Virginia, North Carolina und in Georgia im September
                              									gefällt waren, 2- bis 8mal so viel Imprägnierflüssigkeit aufnahmen, als Schwellen
                              									derselben Holzgattungen, die im April geschnitten waren. Als sehr zweckmässig wird
                              									es gleichfalls allgemein anerkannt, den Schwellen nach der Tränkung Zeit zu lassen
                              									zum Trocknen, worauf in Europa besonderes Gewicht gelegt wird.
                           Bekannt sind die Beobachtungen, dass die Behandlung von Tanne und Buche sich viel
                              									schwieriger anlässt als jene von Fichten, namentlich im Frühjahr gefällte, ferner,
                              									dass Steineiche und Ceder nicht imprägniert werden sollen, während sich die Stiel-
                              									und die Wassereiche vorzüglich dazu eignen und die Coloradofichte weit übertreffen.
                              									Als eigentümlich ungleichartig erweist sich das Holz der Lärche und Balsamtanne,
                              									derart, dass selbst Schwellen, die in demselben Walde und zur gleichen Zeit
                              									geschlagen wurden, bei der Tränkung hinsichtlich ihres Aufsaugungsvermögens
                              									auffällig schwanken, was auf den wechselnden Harzgehalt der einzelnen Stämme
                              									zurückgeführt wird, der seinerseits wieder von dem Untergründe abzuhängen scheint,
                              									auf dem der Baum gestanden ist. Man hat deshalb an allen amerikanischen Werken
                              									das Bearbeiten der letztgenannten beiden Holzsorten gänzlich aufgegeben. Uebrigens
                              									finden sich auch bei anderen Holzsorten mitunter nennenswerte Unterschiede bei
                              									einzelnen Schwellen, die aus demselben Walde stammen, und ist dies ein Uebelstand,
                              									gegen den sich schwer Abhilfe schaffen lässt. Wenn auch die Arbeiten in den Werken
                              									durch ein peinlich durchgeführtes System von Messungen und Berechnungen kontrolliert
                              									werden, und auf diesem Wege genau festgestellt werden kann, wie viel Imprägnierstoff
                              									bei jeder Kesselfüllung für die ganze Beschickung, also für etwa 400 Schwellen
                              									verbraucht worden ist, so bleibt doch unbekannt, wie viel jede einzelne Schwelle
                              									aufgenommen hat, wenn diese nicht wieder besonders untersucht werden, was doch bei
                              									einem grossen Betriebe ganz ausserhalb des Bereiches der Möglichkeit liegt. Man
                              									strebt es freilich an, in dieser Richtung Abhilfe zu schaffen, und hierbei, gleich
                              									wie bei den sonstigen Einzelheiten des Tränkwerkbetriebes, thun wir am besten, uns
                              									die Erfahrungen der Europäer zu Nutzen zu machen, die schon seit 50 Jahren
                              									Eisenbahnschwellen imprägnieren, und die ihre Verfahren längst praktisch ausgeprobt
                              									haben.
                           Der Erfolg, der mitunter mit einzelnen imprägnierten Schwellen erzielt wird, darf nie
                              									allein massgebend sein, sondern nur der Totalerfolg. So war z.B. auf der Ausstellung
                              									von 1889 in Paris eine Schwelle ausgestellt, welche 46 Jahre lang in der Strecke
                              									einer französischen Bahn gelegen hatte. Dieselbe war mit Kupfervitriol nach der
                              									ältesten Methode von Boucherie imprägniert,
                              									nichtsdestoweniger ist dieser Prozess zu Gunsten anderer allgemein verlassen worden.
                              									Die Angabe der äussersten Dienstdauer von einzelnen Schwellen hat für sich keinen
                              									belehrenden Wert; das einzig Benutzbare ist lediglich die mittlere Dauer.
                           Der Verfasser dieses Berichtes hat die Ueberzeugung, dass die für die
                              									Eisenbahnschwellen bisher unbenutzt gebliebenen oder doch nur spärlich benutzten
                              									billigen Hölzer durch die Behandlung mittels Zinkchlorid vollkommen ebenso dauerhaft
                              									oder vielleicht gar noch dauerhafter gemacht werden als Stein- oder Stieleiche oder
                              									Ceder, und dass diese Thatsache genügt, um die Annahme dieses Tränkungsverfahrens
                              									mindestens für viele, um nicht geradezu zu sagen – für sämtliche amerikanische
                              									Bahnen als höchst empfehlenswert erscheinen zu lassen.
                           Eine Frage, welche die bisherigen Erhebungen und Nachforschungen noch nicht zu lösen
                              									vermochten, ist die nach den relativen Vorzügen des Zink-Tanninverfahrens, des
                              									sogen. Wellhouse'schen Prozesses, gegenüber der alten
                              									einfachen Burnett'schen Methode. Es handelt sich dabei
                              									in erster Linie darum, ob es denn überhaupt so wichtig ist, Massnahmen gegen das
                              									Auswaschen des Zinkchlorids zu treffen, und in zweiter Reihe, ob denn auch durch die
                              									Fällung des Leims mittels Tannin ein unlösliches ProduktDer Berichterstatter nennt es mit einiger
                                    											Berechtigung „Leather“
                                    										(Leder). in genügendem Masse erzeugt wird, um die Poren gegen den
                              									Zutritt äusserer Feuchtigkeit wirksam abzuschliessen. Was das erstere anbelangt, so
                              									liegt allerdings, wie schon an anderer Stelle bemerkt worden ist, die
                              									Wahrscheinlichkeit vor, dass ein Teil des Chlorids während der Verwendung im Freien
                              									wieder ausgewaschen wird. Dies geschieht aber keineswegs sehr leicht oder sehr
                              									rasch, wie aus einem im Jahre 1896 erstatteten Berichte J.
                                 										D. Isaac's, Oberingenieur der Südlichen
                                 										Pacificbahn-Gesellschaft hervorgeht. Der Genannte hat sich bei einer Reihe
                              									von Versuchen Mühe gegeben, das Chlorid aus dem Holze mittels fliessendem Wasser
                              									auszuwaschen, doch konnte er nur einen unbedeutenden Prozentsatz entfernen, selbst
                              									wenn das Holz zu Spänen verkleinert war. Alles Chlorid konnte aus Spänen weder im
                              									kalten Wege, noch durch wiederholtes Kochen in verschiedenen Wasserbädern entfernt
                              									werden. Wenn also während der Verwendung der Schwellen wirklich eine Auslaugung
                              									stattfindet, so ist dieselbe sicherlich nur geringfügig. Leider wurden die Isaac'schen Proben nur mit Hölzern vorgenommen, die
                              									nach der Burnett'schen Methode imprägniert waren, und
                              									nicht auch mit solchen nach Wellhouse'scher Methode.
                              									Nichtsdestoweniger liegen unanfechtbare Beweise vor, dass auch die nach dem
                              									letztgedachten Tränkungsverfahren behandelten Hölzer im Laufe der Zeit an Chloridgehalt
                              									verlieren. So haben u.a. die Analysen einer grossen Zahl nach dem Wellhouse'schen Verfahren behandelter, ausgewechselter
                              									Pacificbahnschwellen ungefähr nur 1/4 von dem Zinkchloridgehalt aufgewiesen, der
                              									gemäss der ursprünglichen Tränkung vorhanden sein sollte. Diese und die Isaac'sche Erfahrung zusammengezogen, lassen also
                              									logischerweise den Schluss ziehen, dass es hinsichtlich der im Verlaufe der Zeit
                              									erfolgenden Auslaugung des Zinkchlorids keineswegs einen nennenswerten Unterschied
                              									macht, ob Leim und Tannin angewendet wird oder nicht. Uebrigens wird die Topeka and Santa-Fé Railroad, die, wie wir früher
                              									gesehen haben, jahrelang das eine Verfahren benutzte, um dann zum anderen
                              									überzugehen, in wenigen Jahren am besten in der Lage sein, ganz genaue Erfahrungen
                              									über die Vor- und Nachteile der beiden Methoden festzustellen. Was aber die Preise
                              									bei den beiden Tränkungsarten anbelangt, so hat die soeben genannte Bahngesellschaft
                              									für die Zink – Tanninbehandlung einer Schwelle zur Zeit, als die Werke frisch dem
                              									Betriebe übergeben wurden, ungefähr 15 Cents (0,66 M.) Kosten berechnet, die sich im
                              									Jahre 1892 nach Einführen des einfachen Burnett'schen
                              									Verfahrens auf 13 Cents (0,58 M.) und schliesslich im Jahre 1897 auf 11,6 Cents
                              									(0,51 M.) herabminderten, in welchen Preisen allerdings keine Verzinsung des
                              									Anschaffungskapitals oder eine Amortisation einbezogen ist. Höher stellen sich die
                              									Preise für die Wellhouse'sche Methode natürlich bei der
                              										Chicago Tie Preserving Company, welche pro Schwelle
                              									16 bis 20 Cents (0,70 bis 0,88 M.) berechnet, weil hier Verzinsung, Amortisation und
                              									auch der Verdienst mit einbezogen ist.
                           Bei jeder Art des Verfahrens wird es ohne Frage geboten sein, dass nebst entsprechend
                              									geeigneten Hölzern nur wirklich gutes Tränkmaterial verwendet werde, nämlich reines
                              									Zinkchlorid in einer Lösung, die keinerlei Ueberschüsse an freier Säure aufweist.
                              									Die in den Kesseln angewendete Hitze soll 250° Fahrenheit (122,2° C.) nicht
                              									überschreiten. Abgestocktes oder auch nur im geringsten Masse morsches Holz zu
                              									verwenden, ist nichts anderes als blosse Verschwendung der Chemikalien, der Arbeit
                              									und Zeit, denn das Zinkchlorid besitzt, wie man längst genau weiss, nicht die Kraft,
                              									das bereits begonnene Verderben des Holzes aufzuhalten. Sehr wichtig ist es
                              									schliesslich, die Verrichtungen in den Tränkwerken hinsichtlich der erforderlichen
                              									strengen Gewissenhaftigkeit unausgesetzt zu überwachen und die Begebung der
                              									Materiallieferung ebenso wie die Entlohnung der Arbeiter so zu organisieren, dass
                              									erst gar keine Versuchungen zu Ungehörigkeiten eintreten können, denn
                              									Verstösse, Unredlichkeiten und Nachlässigkeiten lassen sich schwer sofort erkennen,
                              									aber sie werden in einigen Jahren um so folgenschwerer an den Tag kommen. Endlich
                              									sei noch erwähnt, dass nach allgemeiner Anschauung kein Hilfsmittel zum Vermerk für
                              									das Alter der Schwellen sich besser bewährt, als die Verwendung sogen. Datumnägel
                              									mit breiten Köpfen, in welche das laufende Jahr eingestempelt ist; diese werden beim
                              									Verlegen der Schwellen in der Mitte der oberen Schwellenfläche eingeschlagen. Der
                              									Preis solcher Nägel ist verhältnismässig sehr gering und sie sind zugängiger und
                              									sicherer als jede andere Kennzeichnung.
                           Was nun schliesslich die ausseramerikanischen Erfahrungen anbelangt, so ist von
                              									Frankreich und England insofern wenig zu berichten, als dort an Stelle des
                              									Zinkchlorids vorwiegend, ja fast ausschliesslich Kreosot zur Verwendung gelangt,
                              									dessen grössere Kosten durch günstigere Erfolge hinsichtlich der Holzdauer für
                              									aufgewogen erachtet wird. Häufig steht hingegen das Zinkchlorid im Bereiche des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen im Gebrauche,
                              									und zwar sowohl als unvermischte Lösung als in Vermengung mit Kreosot. Allerdings
                              									ist das ursprüngliche Burnett'sche Verfahren gegen
                              									früher stark zurückgegangen und dagegen die Tränkung mit dem vorbenannten Gemisch
                              									vorherrschend in Aufschwung gekommen, die beispielsweise seit dem Jahre 1895 auf
                              									allen preussischen Staatsbahnen ausschliesslich benutzt wird. Diesen Bahnen
                              									lieferten im Jahre 1885 Ruetger's Tränkwerke 171000 mit
                              									einem Gemenge von Zinkchlorid und Kreosot imprägnierte Fichtenschwellen, von denen
                              									am Ende des 9. Gebrauchsjahres nur 29 Stück unbrauchbar geworden waren und kein
                              									einziges Stück verfault vorgefunden wurde. Chanute
                              									steht im Begriff, nach Deutschland zu reisen, um dieses Tränkungsverfahren, das sich
                              									in den Kosten nur um beiläufig 4% höher stellen soll als das alte Burnett'sche, an Ort und Stelle zu studieren.
                              									Voraussichtlich wird sich die Ruetger'sche Methode kaum
                              									teurer, wenn nicht noch billiger erweisen als die Wellhouse'sche, welche – nebenbei bemerkt – niemals ausserhalb der Vereinigten Staaten zur Anwendung gelangt sein dürfte.
                              									Die sehr belehrende Statistik des Vereines deutscher
                                 										Eisenbahnenverwaltungen weist nach, dass im Jahre 1896 gegen 60% aller
                              									Holzschwellen der zugehörigen Bahnverwaltungen in irgend einer Weise imprägniert
                              									waren, und dass der ganze Zuwachs an Schwellen von 1894 an lediglich aus
                              									imprägnierten Hölzern bestand; dabei gab es auch schon 14732 Meilen (23704 km)
                              									eisernen Oberbau.