| Titel: | Neuerungen an Fahrrädern. | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 139 | 
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                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 121 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen an Fahrrädern.
                        
                     
                        
                           b) Kette und
                                 									Kettenrad.
                           Die Kettenradbefestigung (D. R. P. Nr. 101449) der G. L.
                                 										Thompson Mfg. Company in Chicago ist so eingerichtet, dass, wenn eine
                              									Lockerung des Kettenrades auf der Achse eintritt, dasselbe mittels der
                              									aufschraubbaren Tretkurbel festgezogen werden kann, ohne dass die Stellung dieser
                              									Kurbel zur Gegenkurbel eine unrichtige würde.
                           Erreicht wird dies dadurch, dass, wie Fig. 90 zeigt, die
                              									aufschraubbare Tretkurbel a2 nicht unmittelbar auf dem Gewindezapfen der Tretkurbelachse a aufgeschraubt ist, sondern auf einer besonderen
                              									einstellbaren Hülse sitzt, während die Tretkurbel a1 mit der Achse a aus
                              									einem Stück besteht.
                           Das Kettenrad o wird auf die Achse a aufgeschoben und zwar umschliesst ein viereckiges
                              									Loch b1 der Radnabe
                              									einen entsprechend profilierten Teil a5 der Achse, der ausserdem nach aussen sich
                              									keilförmig verjüngt. Dieser Teil a5 setzt sich in einen Gewindezapfen a6 fort, der
                              									beträchtlich dünner ist und zur Aufnahme der Regelungshülse c0 dient, die annähernd gleiche Länge wie
                              									der Zapfen a6, und auf
                              									dem grössten Teil ihrer Länge auch aussen Gewinde zur Aufnahme der aufschraubbaren
                              									Tretkurbel a2 hat.
                           Das der Gegenkurbel a1
                              									zugekehrte Ende c der Regelungshülse c0 ist mit einem
                              									eckigen Flansch c1
                              									versehen (Fig.
                                 									91), welcher in das Loch b1 des Kettenrades b
                              									hineinpasst.
                           Letzteres tritt über den viereckig profilierten Teil a5 der Achse genügend weit hervor, um den
                              									Flansch c1 der
                              									Regelungshülse noch aufzunehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 139
                              Kettenradbefestigung der Thompson Mfg. Co.
                              
                           Wie schon erwähnt, soll im Falle einer Lockerung des Kettenrades dasselbe mittels der
                              									Tretkurbel a2
                              									festgezogen werden. Da sich aber nun die beiden Tretkurbeln in einer bestimmten
                              									Stellung zu einander befinden müssen, kann das Kettenrad nicht direkt mit der Kurbel
                              										a2 festgezogen
                              									werden, sondern letztere wird abgeschraubt und das Kettenrad abgenommen. Die
                              									Regelungshülse wird jetzt nach Bedarf gedreht, und erfährt dadurch eine Verlegung
                              									auf dem Gewindezapfen a6, die ⅛, 1/4 oder ½ der Steigung des Gewindes zur Verbindung von Hülse
                              									und Achse, je nach Bedarf, betragen kann. Auf diese Weise kann man also die
                              									Winkelstellung der Kurbel a2, bei welcher das Kettenrad in die Pestlage gelangt, im voraus bemessen,
                              									d.h. man kann in demselben Augenblick das Festziehen des Kettenrades auf seinen Sitz
                              									herbeiführen, in welchem der Gewindeeinschnitt der Kurbel mit der Oeffnung b2 des Kettenrades zur
                              									Deckung gelangt. Die Regelungshülse ist dadurch in ihrer eingestellten Lage
                              									gesichert, dass ihr eckiger Mansch in das viereckige Loch b1 des Kettenrades eintritt, so dass die
                              									Teile beliebig oft auseinander genommen werden können, ohne dass die genaue
                              									Einstellung zu einander verloren geht.
                           Eine leicht zu behandelnde Exzenterkettenspannung (D. R. G. M. Nr. 115443) ist
                              									diejenige der Express-Fahrradwerke, A.-G., vorm. Gebr.
                                 										Goldschmidt in Neumarkt bei Nürnberg. Bei derselben sind an jedem
                              									Hinterradgabelende zwei kreisrunde Scheiben angebracht, in denen die Hinterradachse
                              									exzentrisch gelagert ist. Von den erwähnten Scheiben werden je zwei gegeneinander
                              									gepresst, und zwar sowohl durch eine Klemmschraube als auch durch die
                              									Hinterradachsmuttern. Wie die Versuche ergaben, ist diese Befestigung durchaus
                              									zuverlässig; ein Nachgeben infolge des Zuges der Kette und dadurch bewirktes Lockern
                              									derselben ist ausgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 140
                              Fig. 92.Kettenspannung von Gebr. Thomas.
                              
                           Um die Kette nachzuspannen, hat man weiter nichts nötig, als auf jeder Seite sowohl
                              									die kleinen Klemmschrauben als auch die Achsmutter bezw. den Aufsteiger etwas zu
                              									lockern. Alsdann steckt man einen Schraubenschlüssel zwischen die Köpfe der beiden
                              									Schrauben und dreht, indem man den Schlüssel als Hebel benutzt, das Exzenter vor-
                              									oder rückwärts, je nachdem es erforderlich ist, wodurch die Kette entweder gespannt
                              									oder gelockert wird. Nachdem man die Exzenterscheiben auf beiden Seiten des Rades in
                              									dieselbe Stellung gebracht hat, wird das Rad in den Hintergabeln oben und unten
                              									genau in der Mitte stehen. Alsdann hat man nur nötig, die gelockerten Schrauben
                              									wieder anzuziehen.
                           Die Kettenspannung „Blitz“ (D. R. G. M. Nr. 59470) der Blitz-Fahrradwerke von Gebr. Thomas in
                              									Bautzen-Seidau hat sich bereits mehrere Jahre hindurch als praktisch erwiesen.
                           Mittels derselben vermag man binnen weniger Augenblicke auf einfache, mühelose Weise
                              									der zu schlaff gewordenen Kette wieder die erforderliche Spannung zu geben, ohne
                              									dabei Gefahr zu laufen, durch Verschiebung der Konusse störend auf die Kugellager
                              									einzuwirken und so deren Funktionstüchtigkeit und Dauerhaftigkeit zu
                              									beeinträchtigen.
                           Während bei vielen anderen Fabrikaten die Festlegung der Konusse b und c (Fig. 92) durch Anziehen derselben mittels der Muttern
                              										i direkt gegen die Gabelenden g, also in unlösbarer Gemeinschaft mit der Festlegung
                              									der Hinterradachse a erfolgt, ist bei den Thomas'schen Fahrrädern die Festlegung dieser beiden
                              									Radteile eine vollständig isolierte.
                           Der Konus b wird durch die Lagerscheibe f, der Konus c aber durch
                              									die Mutter e und die Isolierscheibe d festgehalten. Die Festlegung der Hinterradachse a, welche nicht direkt in den Gabelenden, sondern in
                              									den beiden Lagerscheiben f ruht, erfolgt durch Anziehen
                              									der letzteren mittels der Muttern i gegen die
                              									Gabelenden q. Die beiden Lagerscheiben f sind je mit zwei parallel laufenden, zur Aufnahme der
                              									Gabelenden g bestimmten Querfalzen versehen,
                              									welche zugleich ein Selbstdrehen und Lockerwerden dieser Scheiben
                              									ausschliessen. Ausserdem findet sich zwischen der Mutter e und der linksseitigen Lagerscheibe f ein
                              									kleiner Spielraum zur Regulierung der Kugellager vorgesehen. Diese Konstruktion
                              									ermöglicht sonach, einerseits das Regulieren der Kugellager ohne gleichzeitiges
                              									Lösen der Hinterradachse und andererseits das Lösen der Hinterradachse zum Zwecke
                              									des Nachspannens der Kette u.s.w. ohne gleichzeitiges, unter Umständen die
                              									Kugellager gefährdendes Freilegen der Konusse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 140
                              Fig. 93.Kettenverbinder von Mayweg.
                              
                           Das Nachspannen der Kette geschieht in folgender Weise:
                           Man lockert zunächst die Muttern i und verschiebt sodann
                              									mittels der Schrauben h und deren Muttern k die Achse a mit ihren
                              									Lagerscheiben f in den Gabelenden g soweit nach rückwärts, bis die Kette die
                              									erforderliche Spannung erlangt hat. Nachdem man sich alsdann noch davon überzeugt
                              									hat, dass das Hinterrad mit dem Vorderrade genau spurt, zieht man zunächst die
                              									Muttern i, und damit die Muttern k nicht verloren gehen, auch diese wieder fest an,
                              									wonach sich das Rad in fahrbarem Zustande befindet.
                           Eine praktische Neuheit bringt L. Mayweg in Altena i.
                              									Westf. in den Handel.
                           Wie Fig. 93 zeigt, bezweckt diese Vorrichtung eine
                              									zerrissene Fahrradkette möglichst rasch wieder gebrauchsfähig zu machen, zu welchem
                              									Zweck zwischen die zerrissene Kette b ein Zwischenstück
                              										a eingeschaltet, und mittels Schrauben und Muttern
                              									mit den beiden Kettenenden verbunden wird.
                           
                        
                           c) Naben und Kugellager.
                           Seit Jahren ist das Bestreben der Fahrradtechniker darauf gerichtet, die Breite des
                              									Tretkurbellagers soweit zu verringern, als die Konstruktionsverhältnisse es irgend
                              									gestatten. Der Grund hierfür liegt darin, dass das enge Tretkurbellager oder der
                              										„enge Tritt“ eine grössere Kraftentfaltung und eine bessere Ausnutzung
                              									der angewendeten Kraft gestattet; er macht ferner den Tritt senkrecht und damit
                              									angenehm, hat einen günstigen Einfluss auf den ruhigen Gang und die Steuerung der
                              									Maschine, schont die Lager, insbesondere diejenigen im Tretkurbelgehäuse, und
                              									gestattet, dass die Kette mehr nach der Mittellinie der ganzen Maschine verlegt
                              									wird, wodurch das lästige Federn und Verziehen des Rahmens nach der Kettenseite
                              									vermieden werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 140
                              Fig. 94.
                              
                           Von den Mitteln, welche man anwendet, um den Tritt enger zu gestalten, erwähnen wir
                              									z.B. das heute bei allen besseren Fabrikaten angewandte übergreifende grosse
                              									Kettenrad, sowie die Befestigung der Pedalachsen in den Kurbeln durch blosses
                              									Einschrauben unter Fortlassung der Gegenmuttern.
                           Wie Fig. 94 zeigt, hat sich auch die Nabenlänge von
                              									Jahr zu Jahr vermindert. Mit der 99er Form glaubte man schon am äussersten
                              									angekommen zu sein, da man schon damit an die Steifigkeit des Rades die höchsten
                              									Anforderungen stellte.
                           Durch diese Mittel ist man nun dazu gelangt, die Entfernung der Mittellinie der Kette
                              									von der Mittellinie des ganzen Fahrrades auf 35 bis 40 mm zu verringern.
                           Die Erfindung von H. Schmidt, Direktor der Express-Fahrradwerke A.-G., in Neumarkt bei Nürnberg,
                              									greift nun die
                              									Sache an einem anderen Punkte an, wodurch es gelungen ist, dieses Mass, welches
                              									gewöhnlich kurzweg mit „Kettenlinie“ bezeichnet wird, bei Tourenmaschinen bis
                              									auf 29 mm zu reduzieren, wobei trotzdem ein reichlicher Zwischenraum zwischen Kurbel
                              									und Kette bleibt, so dass die Gefahr vermieden wird, dass sich die Kette auf der
                              									Kurbel fängt und dadurch ein Unglücksfall hervorgerufen wird. Ermöglicht wird diese
                              									Konstruktion durch eine neue Radspannung (Fig. 96 und 97), bei welcher die
                              									Entfernung zwischen den Flanschen jeder Nabe nur 38 mm beträgt, ohne dass die
                              									Steifigkeit des Rades beeinträchtigt wird. Wollte man ein Rad mit so schmaler Nabe
                              									in der bisherigen Weise mittels Tangentspeichen spannen, so würde es keine genügende
                              									Steifigkeit erhalten und bei der geringsten Belastung umkippen.
                           Um die Speichen nun doch tangential spannen zu können, so dass sie eben bei dieser
                              									geringen Flanschenentfernung der Nabe dem Rade dieselbe Steifigkeit geben wie bei
                              									einer Nabe mit 55 und 65 mm Flanschenentfernung, wird ein Spannring aus zwei durch
                              									Querstäbe verbundenen Parallelringen von 5 mm Durchmesser und 0,8 mm Wandstärke
                              									zwischen die Speichen eingelegt, wodurch diese an dem Auflager des Ringes ihre
                              									ursprüngliche Richtung verändern und von dort senkrecht zur Nabe gehen (Fig. 96). Es ist nun
                              									angenommen worden, dass ein nach der vorliegenden Methode gespanntes Rad dieselbe
                              									(ideelle) Radbasis besitzt und darum dieselbe Sicherheit bieten kann, wie ein
                              									gewöhnliches Rad mit breiterer Nabe.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 141
                              Fig. 95.Vorderradnabe der Express-Fahrradwerke (nat. Grösse).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 141
                              Speichenspannung der Express-Fahrradwerke.
                              
                           Infolge der schmalen Nabe haben die Gabeln eine fast parallele Form angenommen, die
                              									ihnen ebenfalls eine grössere Steifigkeit verleiht.
                           Zu erwähnen ist noch, dass zwischen der Kette und Pneumatik immer noch ein Abstand
                              									von 5 mm bleibt.
                           Durch diese neue Methode der Speichenspannung ist es nun ermöglicht, die
                              									Hinterradnabe ganz schmal zu gestalten. Fig. 95 zeigt
                              									diese Vorderradnabe in natürlicher Grösse. Die Hinterradnabe hat genau dieselbe
                              									Flanschenentfernung. Selbstverständlich hat die Verringerung der Nabenbreite auch
                              									eine Verringerung der Tretkurbellagerbreite zur Folge. Die Kugeln laufen genau in
                              									der Kettenlinie, was durch die aufgekeilte, dreiarmige Kurbel ermöglicht ist (Fig. 96); aller
                              									seitlicher Druck ist ausgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 141
                              Fig. 98.Tretkurbellager von Liepe und Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 141
                              Fig. 99.Tretkurbellager von Liepe und Co.
                              
                           Das Tretkurbellager (Fig. 98) der Halleschen Fahrradfabrik E. Liepe und Co. in Halle a.
                              									S. ist vollständig aus geschmiedeten Teilen hergestellt. Der Zwischenraum der
                              									Kugellager beträgt 78 mm; dieselben sind mit ⅜zölligen Kugeln versehen, welche bei
                              									geringer Reibung grosse Belastung gestatten. Beim Auseinandernehmen des Lagers, was
                              									durch die geteilte Achse am leichtesten erfolgt, werden die Kugeln durch gepresste
                              									Deckel in den Lagerschalen zurückgehalten. Fig. 99
                              									zeigt das auseinander genommene Tretkurbellager. Um dieses zu bewerkstelligen, wird
                              									ein kleiner Stift a in ein am Gehäuse angebrachtes Loch
                              									eingeführt, worauf derselbe, nachdem er in eine auf dem Flansch der Achsmuffe
                              									angebrachte Nute eingetreten ist, dieselbe festhält. Uebt man jetzt einen starken
                              									Druck nach vorn auf die Kurbeln aus, so schrauben sich diese, da sie Rechts- und
                              									Linksgewinde haben, los. Beim Zusammensetzen wird mit dem Feststellen der Achsmuffe begonnen,
                              									sodann die rechte Kurbel, an welcher das Kettenrad liegt, eingeführt und bis zum
                              									Ende eingeschraubt, alsdann wieder um fünf Umdrehungen zurück.
                           Hierauf wird die linke Kurbel eingeschoben und so lange gedreht, bis ihr Zapfen den
                              									der rechten Kurbel berührt.
                           Nun werden beide Kurbeln zusammen nach rechts gedreht, wodurch ihre Zapfen ineinander
                              									greifen. Jetzt ist nur noch nötig, um eine feste Verbindung herzustellen, die eine
                              									oder andere Kurbel so lange zu drehen, bis man nicht mehr weiter kann.
                           Ob die Kurbellage eine richtige und die Kettenlinie eine normale ist, zeigt ein an
                              									der linken Kurbel befindliches Merkzeichen, welches in diesem Falle mit der
                              									Muffenkante in gleicher Fläche liegen muss.
                           Eine wichtige Neuerung ist das ausziehbare Tretkurbellager der Bergischen Fahrradwerke
                              									„Elite“ von Stuhl und
                                 										Hillebrandt in Lennep.
                           Fig. 100 zeigt die Konstruktion des neuen Lagers,
                              									dessen Hauptvorzug darin liegt, dass dasselbe in wenigen Augenblicken einfach und
                              									leicht geöffnet, die Achse mit Kurbel b entfernt, und
                              									im nächsten Augenblick wieder zusammengesetzt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 142
                              Fig. 100.Tretkurbellager von Stuhl und Hillebrandt.
                              
                           Zur Anwendung kommen keine Kurbelkeile, Muttern und Gegenmuttern, sondern der ganze
                              									Kurbelbetrieb besteht aus drei festen Teilen.
                           Sobald die konische Mutter gelöst ist, lässt sich die linke Kurbel b samt der Achse herausziehen, während man dabei die
                              									rechte Kurbel mit Kettenrad frei in der Hand hat.
                           Durch diese Konstruktion fällt das lästige Oeffnen der Kette, welches beim
                              									Herausnehmen des Hinterrades bisher unumgänglich nötig war, fort.
                           Die früher einzelnen Lagerkonusse sind natürlich jetzt zu einer Hülse a vereinigt und bleibt das Lager beim Herausnehmen der
                              									Kurbeln und Achse genau in derselben Stellung.
                           Hierin liegt nun der bedeutende Vorzug des neuen Lagers, dass dasselbe nicht in
                              									Unordnung gebracht werden kann.
                           Die Anwendung von ⅜zölligen Kugeln hat sich in der Saison 1898 so bewährt, dass auch
                              									für Modell 1899 die gleiche Grösse beibehalten wurde. Die Entfernung der Kugelreihen
                              									ist jedoch gegen das Vorjahr noch vergrössert, wodurch der leichte Gang erhöht
                              									worden ist.
                           Das Kettenrad ist auch hier so angeordnet, dass es sich zwischen den beiden
                              									Kugelreihen befindet, wodurch sich der Kettenzug nicht direkt auf die rechte
                              									Kugelreihe äussert, sondern sich möglichst gleichmässig auf beide Lager
                              									verteilt.
                           Dieses dem Staub und Schmutz am meisten ausgesetzte Lager ist auf jeder Seite durch
                              									einen 4 mm starken Filzring abgeschlossen und hat keine äussere Oelzuführung,
                              									sondern um dasselbe zu ölen werden die Kurbeln herausgenommen und das Oel direkt
                              									zwischen die Kugeln gespritzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 142
                              Tretkurbellager von Jerome.
                              
                           Auf ein Tretkurbellager, dessen Konstruktion darin besteht, dass die beiden, mit je
                              									einer Tretkurbel, aus einem Stück bestehenden Achshälften mittels eines Rührstückes
                              									und Schlüssels zur Befestigung gegeneinander gezogen, und zur Lösung ebenso schnell
                              									auseinander getrieben werden können, hat A. Jerome in
                              									Chicago U. S. P. Nr. 623373 erhalten.
                           Wie Fig. 101 und 102 zeigen, ist die
                              									Achshälfte a, welche den festen Konus c und das Kettenrad trägt, an ihrem Ende konisch
                              									gestaltet, während diejenige b, welche den
                              									regulierbaren Konus e, der durch Mutter f gesichert werden kann, trägt, cylindrisch ist. Diese
                              									cylindrische Bohrung ist an ihrem äusseren Ende bei g
                              									erweitert, und an ihrem anderen Ende mit einer viereckigen konischen Erweiterung
                              									versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 142
                              Fig. 105.Tretkurbellager der Cito-Fahrradwerke.
                              
                           Beim Montieren werden nun die beiden Achshälften a und
                              										b, von denen a einen
                              									Schraubenbolzen h trägt, ineinander geschoben, die
                              									Verbindungshülse i (Fig. 103), welche ein
                              									Muttergewinde k trägt, eingesteckt und mittels
                              									Schlüssels l (Fig. 104) bis zu dem
                              									Anschlag m eingeschraubt, so dass jetzt die beiden
                              									Achshälften fest gegeneinander gezogen werden können.
                           Um die Verbindung zu lösen, wird zunächst die Verbindungshülse i herausgeschraubt (Fig. 103) und der
                              									Schlüssel l mittels seines Gewindes n in dasjenige o, welches
                              									sich in der Bohrung der Achshälfte b befindet, so weit
                              									eingeschraubt, bis derselbe durch seinen Druck auf den Schraubenbolzen h die Achshälften auseinander treibt.
                           Bei dem Tretkurbellager (D. R. G. M. Nr. 84896) der Cito-Fahrradwerke in Köln-Klettenberg sind, ohne einer geteilten Achse zu
                              									bedürfen, die beiden Kugelreihen auf das äusserste der Möglichkeit voneinander
                              									entfernt, und haben bei der gesamten Breite des Lagers von 118 mm ein Kugellager von
                              									100 mm Breite (Fig. 105). An der Kettenradseite fällt
                              									Druck- und Unterstützungspunkt des Antrittes zusammen, wodurch die Reibung auf ein
                              									Minimum reduziert wird.
                           Der Erfolg dieser Neuheit besteht darin, dass der Kraftverbrauch des Fahrers auch bei
                              									Steigungen, schlechten Wegen und Gegenwind gering, und daher das Fahren angenehm und
                              									leicht ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 143
                              Tretkurbellager der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G.
                              
                           Bisher wurde in der Hauptsache das Tretkurbellager mit eingeschraubten Schalen
                              									gefertigt. Diese Konstruktion hat allerdings einige sehr fühlbare Uebelstände
                              									gezeitigt. So wurde das Gewinde im Tretkurbellagergehäuse, das ein sehr feines sein
                              									muss, häufig beim Löten verdorben oder nach dem Löten beim Nachschneiden. Noch
                              									häufiger kam es vor, dass das Gewinde durch das Einschrauben der Schalen verletzt
                              									wurde. Alle diese Missstände sind bei dem neuen Tretkurbellager (Fig. 106 und 107) der Neckarsulmer Fahrradwerke A.-G. gänzlich beseitigt.
                           Bei demselben werden die Lagerschalen nicht direkt in das Gehäuse, an welchem die
                              									Rohrstutzen sitzen, eingepresst oder eingeschraubt, sondern dieselben werden in eine
                              									Hülse a eingepresst, welche im eigentlichen
                              									Tretkurbellagergehäuse b durch zwei Klemmschrauben
                              									festgehalten wird. Dadurch wird vermieden, dass die Auflagestellen der Lagerschalen
                              									beim Löten des Rahmens in Mitleidenschaft gezogen werden, und erreicht, dass die
                              									Lagerschalen, also auch die Laufflächen genau parallel zu einander stehen; für den
                              									leichten Lauf des Getriebes eine unerlässliche Forderung.
                           Um das Getriebe in das Tretkurbellagergehäuse einzusetzen, braucht ersteres nicht
                              									demontiert zu werden, sondern es ist nur die linke Kurbel abzunehmen, um es ohne
                              									weiteres einsetzen zu können.
                           Auch die in Fig. 108 dargestellte neue Konstruktion
                              									des Tretkurbelgehäuses der Blitz-Fahrradwerke von Gebr. Thomas in Bautzen-Seidau hat sich als vorteilhaft
                              									erwiesen. Im Inneren der genannten Radteile findet sich ein Cylinder
                              									angeordnet, welcher die Tretkurbelachse ziemlich eng umgibt und den an die
                              									Kugellager anschliessenden weiten Hohlraum zum grössten Teile absperrt. Auf diese
                              									Weise wird das den Kugellagern zugedachte Oel jenen auch wirklich zugeführt, also
                              									dasselbe fliesst nicht in den erwähnten weiten Hohlraum und entgeht so den
                              									Kugellagern vollständig. Die Lagerschalen sind einschraubbar, was genauestes
                              									Justieren der Lager ermöglicht; letztere sind mit 5/16zölligen Kugeln versehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 143
                              Fig. 108.Tretkurbellager von Gebr. Thomas.
                              
                           Die Amerikanische Fahrradfabrik „Cleveland“
                              									verwendet zu ihren 1899er Modellen ein Kugellager (System Burwell), das die Reibung möglichst reduzieren soll.
                           Wie Fig. 109 zeigt, sind zu diesem Zweck zwischen den
                              									einzelnen Kugeln Rollen eingeschaltet, welche die Reibung der Kugeln untereinander
                              									verhüten.
                           Nach Angaben der Zeitschrift La Vie Scientifique haben
                              									Versuche ergeben, dass dieses neue Lager 25000 Umdrehungen per Minute macht, und
                              									soll dasselbe nach einiger Zeit 35000 Umdrehungen ohne jeglichen Nachteil der
                              									Lagerteile gemacht haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 143
                              Fig. 109.Tretkurbellager System Burwell.
                              
                           Um das Tretkurbellager in einfachster Weise staubsicher zu machen, pressen die Freya-Fahrradwerke A.-G. in München in die Ausspannung
                              									der Lagertasse einen gestanzten Metalldeckel a, welcher
                              									als Einlage einen Filzring b hat (Fig. 110). Direkt
                              									hinter den Kugeln ist ein durchbrochener, federnder Blechring c festgeklemmt, der in eine Vertiefung der Lagertasse
                              										d hinter den Kugeln einspringt, und in Verbindung
                              									mit dem vorspringenden Rande des Deckels a ein
                              									Herausfallen der Kugeln bei herausgenommener Achse verhindert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 143
                              Tretkurbellager und Kurbel der Freya-Fahrradwerke A.-G.
                              
                           Die gleitende Reibung wird dadurch vermieden, dass bei den Lagertassen die
                              									Anlageflächen der Kugeln unter 60° gegeneinander, und die Lauffläche der Konusse
                              									unter 30° gegen die Längsachse geneigt sind. Die Kugeln sind also, wie Fig. III
                              									zeigt, an drei Punkten, die die Ecken eines gleichschenkligen Dreiecks bilden, gestützt.
                              									Bei der Bewegung des Rades haben die Kugelteilflächen a
                              									bis b und c bis d, gebildet durch die Lagertassenstützpunkte, gleiche
                              									Durchmesser und jede gleitende Reibung ist vermieden, so dass das Lager etwa 38%
                              									leichtere Rotation hat.
                           Ausserdem liegt durch Verwendung von Kurbeln mit übergreifenden Armen (Fig. 112) die
                              									Kettenlinie genau in der Kugelmitte, wodurch jeder seitliche Zug wegfällt und die
                              									Maschine leicht dem stärksten wie dem leichtesten Pedaldrucke nachgibt. Durch diese
                              									Anordnung wird auch ein breites Kurbellager bei schmälster Trittbreite, 120 mm
                              									Trittbreite bei 84 mm Kugellagerbreite, geschaffen. Ein Klemmen der Kugeln wie bei
                              									einem schmalen Kurbellager der alten Konstruktion und dementsprechende schnelle
                              									Abnutzung der reibenden Teile fällt somit fort.
                           Bei den aus naturhartem Stahl geschmiedeten, nicht extra gehärteten Dreiarmkurbeln
                              									liegt der Keil nicht wie gewöhnlich an der Seite. Auf diese Weise ist bei der
                              									Dreiarmkurbel ein schmaler Kopf erreicht worden. Diese Anordnung ermöglicht, dass
                              									der Kopf der rechten Kurbel nicht breiter zu werden braucht als der der linken (bei
                              									einer Scheibenkurbel beträgt die Mehrbreite immer 3 bis 7 mm). Ein Hemmen der
                              									Kurbelumdrehung durch Staub und Schmutz kann hier nicht eintreten, da die Kurbel
                              									nicht büchsenartig übergreift, sondern nur die Arme derselben über das Lager
                              									greifen. Ein weiterer Vorteil bei diesem Aufkeilverfahren, das eine leichte Montage
                              									und Demontage gestattet, besteht in der grösseren Ausnutzung der Trittbreite. Ein
                              									Uebelstand ist bei diesen Kurbeln noch beseitigt, der immer bei den
                              									Rotationsbewegungen derselben als lästig empfunden wurde. Die innere Fersenfläche
                              									des Schuhes zerscheuert sich meist an dem Kurbelkopfe, da man auch auf dem Rade
                              									bestrebt ist, eine Auswärtsstellung der Füsse einzunehmen. Um dieses Scheuern zu
                              									vermeiden, sind die Kurbeln am Pedalloch durchkröpft.
                           Die Sirius-Fahrradwerke in Doos bei Nürnberg bringen
                              									an ihrem Tretkurbellager (Fig. 113)
                              									Ringschmierung und Oelkammer an, was neben absoluter Staubdichtung noch den Vorteil
                              									hat, dass der Oelcylinder B nur etwa 2- bis 3mal im
                              									Jahr gefüllt zu werden braucht. Derselbe ist so eingerichtet, dass selbst beim
                              									Umlegen des Fahrrades kein Oel ausfliessen kann. Die in dem Lager befindlichen
                              									Kugelringe, welche zugleich auch als Oelhalter dienen, gestatten ein Zerlegen des
                              									Lagers, ohne dass ein Herausfallen der Kugeln möglich wäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 144
                              Fig. 113.Tretkurbellager der Sirius-Fahrradwerke.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)