| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. | 
| Autor: | Alois Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 162 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und
                           								Kühlmaschinen.
                        Von Professor Alois
                                 									Schwarz in Mährisch-Ostrau.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 150 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen.
                        
                     
                        
                           Eine in der Margarinefabrik von Otto Monsted in
                              									Southall (England) von Tuxen und Hammerich ausgeführte
                              									Kühlanlage, welche in The Engineer, April 1896,
                              									beschrieben erscheint, zeigt eine Neuerung in den nach System Shou gebauten Kompressoren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 161
                              Kühlanlage von Tuxen und Hammerich.
                              
                           Diese Kompressoren, in Fig.
                                 										18 bis 20
                              									dargestellt, sind horizontale, doppelt wirkende Maschinen mit Cylindern von 270 cm
                              									Durchmesser, 540 mm Kolbenhub und 65 Touren Pro Minute. Jeder Cylinder hat an jedem
                              									seiner Enden ein Saug- und ein Druckventil, deren Detailkonstruktion aus Fig. 21 (Saugventil) und
                              									22 (Druckventil) zu ersehen ist. Die Ventile bilden die wichtigsten Teile der
                              									Kompressoren, da von ihnen die Leistung des Kompressors abbhängt. Die hier benutzten
                              										Shou'schen Ventile haben Luftpuffer, mittels denen
                              									die Aufsetzgeschwindigkeit durch Bethätigen eines Abschlusshahns geregelt werden
                              									kann. Die Spindeln der Abschlusshähne sind von aussen von Hand zu bethätigen
                              									und reichen deshalb durch die Ventilgehäuse hindurch. Das Gas wird bei diesen
                              									Kompressoren nie über seinen Sättigungspunkt erwärmt, weshalb auch kein Kühlmantel
                              									notwendig ist. An jedem Cylinderende ist ein Spielraum von 3/64 Zoll engl.
                              									zwischen Kolben und Cylinderdeckel belassen. Jede Veränderung des Spieles ist an der
                              									Kolbenstange ohne weiteres bemerkbar. Das geringe Spiel ermöglicht es, ohne Oel zu
                              									arbeiten, was sehr wesentlich ist, da die Anwendung von Oel zum Ausfüllen des
                              									Spielraumes bekanntlich den Nachteil hat, dass das Oel einen Teil der Ammoniakdämpfe
                              									während des Kompressionshubes absorbiert und während des Saughubes wieder frei gibt,
                              									wodurch die Leistung des Kompressors um so viel vermindert wird, wie das Oel beim
                              									Saughube absorbierte Dämpfe wieder abgibt. Um Ammoniakverluste in den Stopfbüchsen
                              									zu verhindern, sind besondere Packbüchsen vorgesehen, welche sich dicht an die
                              									Ventilspindeln anlegen. Der Raum zwischen diesen und den Hauptbüchsen wird von einem
                              									Filter aus mit Oel gefüllt, welches dann als eine Art Kissen gegen Ammoniakverluste
                              									dient.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 161
                              Kühlanlage von Tuxen und Hammerich.
                              
                           Trotzdem entweicht aber bei jedem Rückgange des Kolbens ein gewisser Teil
                              									des Oels aus der Packung in den Cylinder, gelangt aber dann in einen Oelseparator,
                              									wo Oel und Ammoniak wieder voneinander geschieden werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 162
                              Kompressionsmaschinenanlage der Maschinenfabrik Schüchtermann und
                                 										Kremer.
                              A Auftaugefäss; B Ueberlaufbassin
                                 										für das gekühlte Süsswasser; C Kompressoren; D Umlaufpumpen für das Salzwasser;
                                 										E Druckleitung; F Füllvorrichtung für die Eiszellen; G Abdampfrohr; H
                                 										Eisgenerator; I Verdampfer; K Kühlwasserleitung; L Nach den Kellern; M
                                 										Rieselkondensatoren; N Saugleitung; O Vom Bierkühler; P Vom Niederdrucke; Q
                                 										Oberflächenkondensator; R Sammelbassin vom Rücklauf der Bierkühler; S
                                 										Sicherheitsventil mit Rücklauf; T Luftpumpe; U Sicherheitsventil; V
                                 										Süsswasserkühler; W Salzwasserleitung
                              
                           Der Oelseparator besteht in einer Art Kammer, durch welche das komprimierte Ammoniak
                              									auf seinem Wege zum Kondensator hindurchgeschickt wird. Das Ammoniak passiert diese
                              									Kammer mit verhältnismässig geringer Geschwindigkeit, so dass das Oel Zeit findet,
                              									sich am tiefsten Teile der Kammer niederzuschlagen, von wo es in ein Oelfilter
                              									zurückgeleitet wird; ein gewisser Teil des Gases wird hierbei mit in das Oelfilter
                              									gezogen, seine Beseitigung erfolgt durch ein mit dem Kompressorcylinder verbundenes
                              									Röhrchen. Das filtrierte Oel wiederholt seinen Kreislauf durch die Maschinen immer
                              									von neuem, wodurch der totale Oelverbrauch pro Kompressor auf rund 2,25 kg pro Woche
                              									herabgedrückt wird. Die Behandlung des Separators beschränkt sich auf das Oeffnen
                              									und Schliessen zweier Hähne. Jede Maschine hat zwei Filter, von denen gewöhnlich das
                              									eine im Betrieb ist, während das zweite gereinigt wird. Die Situation der Filter ist
                              									auf Fig. 19 und 20 erkennbar, jedes
                              									derselben steht neben einem Kompressorcylinder auf einem Postament.
                           Der Registratur jedes Kompressors besteht aus einem cylindrischen Blechbassin,
                              									enthaltend ein System geschweisster Röhren von 11/4 Zoll lichtem Durchmesser und
                              									1003 m Länge, was einer Kühloberfläche von 120 qm entspricht. Jedes Röhrensystem
                              									zerfällt in sechs Spiralen von gleicher Länge, deren jede aus einem einzigen Rohr
                              									ohne Verbindungen oder Flanschen gebildet wird. Die sechs Spiralen sitzen ineinander
                              									und sind an den Enden durch entsprechende Kuppelungen so miteinander verbunden,
                              									dass man jede derselben durch Lösen der Kuppelung, ohne die anderen lüften zu
                              									müssen, ausheben kann. Da die Rohrspirale in Höhe des Wasserstandes aussergewöhnlich
                              									schnell korrodiert werden, sind sie an dieser Stelle auf etwa 300 mm Länge mit Blei
                              									umkleidet. Um das Wasser in den Gefässen in Bewegung zu erhalten, bewegt sich in der
                              									Mittelachse derselben eine Rührwelle, welche ihren Antrieb durch eine horizontale
                              									Welle und Vorgelege erhält. In Verbindung mit den Refrigeratoren steht ein grosses
                              									unterirdisches Reservoir.
                           Eine neue Ausführung von Kompressionsmaschinen unter Anwendung von Schwefeldioxyd als
                              									Kälte erzeugendes Medium ist durch die Maschinenfabrik
                                 										Schüchtermann und Kremer in Dortmund für die Berliner Bockbrauerei zur Ausführung gelangt, deren Disposition in den
                              										Fig. 23 und 24 dargestellt
                              									erscheint.
                           Die beiden doppelt wirkenden Kompressoren sind mit den verlängerten Kolbenstangen
                              									einer Verbunddampfmaschine gekuppelt und jeder derselben ist durch besondere
                              									Rohrleitung mit je einem Kondensator und einem Verdampfer in Verbindung, so dass sie
                              									eigentlich zwei getrennte Kältemaschinen darstellen.
                           Diese Anordnung hat den grossen Vorteil, dass man bei schwächerem Kältebedarf, wie
                              									beispielsweise im Winter, mit nur einer Hälfte arbeiten kann, während die andere als
                              									Reserve steht. Bei Vollbetrieb hat man insofern genügende Sicherheit, als die
                              									Verdampfer- und Kondensatorsysteme beliebig auf den einen oder anderen Kondensator
                              									geschraubt werden können.
                           Die von den Kompressoren auf einem Druck von etwa 3 at komprimierten
                              									Schwefligsäuredämpfe gelangen durch Rohre von 140 mm l. W. nach den
                              									Berieselungskondensatoren, welche unterstützt durch eine Eisenkonstruktion auf dem
                              									Dache des alten Maschinenhauses aufgestellt sind.
                           Jeder dieser beiden Kondensatoren wird von zwölf Kupferspiralen gebildet, die aus
                              									gezogenen Rohren bestehen und auf ihrer ganzen, in gestrecktem Zustande etwa 80 m
                              									betragenden Länge 25 Windungen besitzen. Das aus Bohrbrunnen geförderte Kühlwasser
                              									wird durch eine mit Riemen angetriebene und in einem Brunnenschachte aufgestellte
                              									Tauchkolbenpumpe hochgedrückt und fliesst mit einer mittleren Temperatur von etwa 9
                              									bis 11° C. dem Kühlsystem zu. Das Kühlwasser erwärmt sich an den Kondensatoren der
                              									Eismaschine nur um wenig Grade, so dass es zweckmässig erschien, dasselbe noch
                              									weiter zu verwenden. Aus diesem Grunde, sowie auch der Raumersparnis halber, wurde
                              									der Oberflächenkondensator der Dampfmaschine ebenfalls auf dem Dache und unterhalb
                              									der Schwefligsäurekondensatoren aufgestellt.
                           Die Konstruktion des Verdampfers ist aus Fig. 25
                              									ersichtlich. Vier gerade horizontale Rohre von 200 mm l. W. bewirken die Verteilung
                              									der Säure nach den eigentlichen Verdampferröhren, die, ebenfalls aus Kupfer
                              									bestehend, eine
                              									vertikale Anordnung erhielten. Das ganze System ist in einem Bad mit
                              									Chlornatriumlösung eingebaut, das durch Rührwerke in beständiger Bewegung erhalten
                              									wird und gleichzeitig in den Kühlrohren der Gär- und Lagerkeller zirkuliert. Der
                              									Umlauf in letzteren wird durch zwei stehende, doppelt wirkende Kolbenpumpen von Klein, Schanzlin und Becker bewerkstelligt, die mit
                              									Metallkolben ausgerüstet sind. Die Tourenzahl der Pumpe beträgt etwa 60 in der
                              									Minute. Ein Sicherheitsventil mit Rücklaufleitung zur Verdampferkufe schliesst jede
                              									Gefahr zu hoher Pressung bei Unachtsamkeit aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 163
                              Fig. 25.Verdampfer.
                              
                           Der Eisgenerator hat eine Ausdehnung von 9 m auf 3,6 m und 1,8 m Tiefe. Es können bei
                              									27 Reihen im ganzen 513 Zellen von je 12,5 kg Inhalt eingesetzt werden. Der zum
                              									Ausheben der Eisblöcke dienende Transmissionskran kann mit Hilfe einer Spann
                              									Vorrichtung des Antriebriemens in einfachster Weise ein- und ausgerückt werden. Die
                              									Füllung geschieht für je 19 Zellen gleichzeitig.
                           Die Kompressoren, von welchen Fig. 26 ein Detail
                              									zeigt, haben einen lichten Durchmesser von 380 mm; an den Cylinderdeckeln sind je
                              									drei Druck- und drei Saugventile angebracht, von welch letzteren je eines mit einer
                              									Regulierspindel versehen ist, um gegebenenfalls das Saugventil in geöffnetem Zustand
                              									festzustellen und den Kompressor somit ausser Betrieb zu setzen, ohne genötigt zu
                              									sein, die Maschine anzuhalten und den Kolben abzukuppeln. Sowohl Mantel als auch
                              									Kolbenstange sind mit steter Wasserkühlung versehen und die Anordnung ist so
                              									getroffen, dass jederzeit das richtige funktionieren derselben an einem
                              									Ausgusstrichter des Auslaufrohres beobachtet werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 163
                              Fig. 26.Cylinderdeckel zum Kompressor.
                              
                           Eine besondere Schmierung der Kompressorcylinder erweist sich infolge der bekannten
                              									Eigenschaft der schwefligen Säure als überflüssig. Dies kommt in hohem Masse
                              									dem Verdampfer zu statten, da dessen innere Kühlfläche vor dem den rationellen
                              									Betrieb nachteilig beeinflussenden isolierenden Oelansatz vollständig geschützt
                              									ist.
                           Die früher wegen der Dichtheit so grosse Schwierigkeiten bietende Konstruktion der
                              									Stopfbüchsen ist hier mit grosser Sorgfalt in zweckentsprechender Weise
                              									durchgebildet. Zwei getrennte, hintereinander liegende Baumwollpackungen ergeben
                              									vollkommenes Abdichten, so dass im Maschinenraum kein Geruch nach Schwefeldioxyd
                              									wahrnehmbar ist. Auch die so oft eingewendete Gefahr des Ansaugens von Luft und der
                              									dadurch gegebenen Bildung von Schwefelsäure ist ausgeschlossen. Freilich wird die
                              									gute Dichtung erleichtert durch den geringen Arbeitsdruck von nur 3 at; aber gerade
                              									hierin liegt der Vorteil des Pictet-Verfahrens; denn einerseits ist die Möglichkeit
                              									einer leichteren Bauart aller Maschinenteile, andererseits erhöhte
                              									Betriebssicherheit gegeben. Diese letztere namentlich auch infolge des Umstandes,
                              									dass man von jeder Schmierung der Kompressorcylinder unabhängig ist.
                           Die Ventile sind aus Stahl hergestellt, ihre Sitze bestehen aus Rotguss. Infolge
                              									starker Federbelastung ergeben sie exakten, rechtzeitigen Abschluss.
                           Die Kuppelung zwischen den Kolbenstangen der Dampf- und Kompressorcylinder geschieht
                              									in einfacher Weise durch Aufsetzen von zweiteiligen Büchsen und Verschrauben
                              									derselben mit den hinteren Kreuzköpfen.
                           Kühlmaschinen unter Verwendung von Chlormethyl als
                              									Verdampfungsflüssigkeit, welche bereits bei – 23° siedet und bereits 1878 nach
                              									erfolgter fabrikmässiger Darstellung aus Rübenschlempe durch Prof. Vincent für diesen Zweck in Vorschlag gebracht wurde,
                              									sind neuerlich durch Ingenieur Zigliani in Algier
                              									verbessert worden. Die ersten von Crespin und Marteau
                              									in Paris konstruierten Chlormethylkühlmaschinen hatten Kompressoren mit liegenden
                              									Cylindern, von welchen der eine das Chlormethyl vom Verdampfer ansaugte, der zweite
                              									dasselbe in den Kondensator drückte, wo es abgekühlt und wieder flüssig gemacht
                              									wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 163
                              Chlormethylkühlmaschine von Crespin und Marteau.
                              
                           Hierbei wurden die Gase bei Atmosphärendruck dem Verdampfer entnommen. Durch die
                              									Verdichtung im Cylinder steigt der Druck auf 8 bis 10 kg/qm, fällt aber im Kondensator nach
                              									Abkühlung auf 5 bis 6 kg bei einer Temperatur von + 20 bis + 25° des
                              									Kühlwassers.
                           
                           Die beifolgenden Figuren lassen die Einrichtung in ihren Hauptbestandteilen an
                              									einer der ersten Maschinen, welche 1884 in Tunis zur Eiserzeugung aufgestellt war,
                              									erkennen; der Antrieb erfolgte durch eine Dampfmaschine.
                           Wie aus Fig. 27 und 28 hervorgeht, gelangte
                              									das flüssige Chlormethyl durch das Regulierventil in die erste Trommel des
                              									Verdampferröhrensystems, der Dampf wurde dann aus der zweiten Trommel angesaugt.
                              									Diese Konstruktion bildete die erste Verbesserung, welche an Stelle eines früher
                              									vorhandenen einfachen Röhrenkessels nach Lokomotivsystem getreten war; das
                              									Chlormethyl verdampfte da so rasch, dass es nur im oberen Teile von einem Stutzen
                              									zum anderen zog, wozu noch der Uebelstand kam, dass die Salzlösung (hier
                              									Chlorcalcium) oft in den Röhren erstarrte und so den Durchgang verstopfte – weil bei
                              									zu heftigem Absaugen das Chlormethyl stellenweise bei unrichtig verteilten
                              									Durchgangsquerschnitten in Verengungen mehr verdünnt wird und dadurch eine viel
                              									tiefere Temperatur auftrat, welche gelegentlich bis unter – 40° sinken konnte, so
                              									dass auch die Salzlösung zu Flocken erstarrt.
                           Neuerdings sind die von der Firma Crespin und Co. in
                              									Paris zuerst konstruierten Eismaschinen von deren Nachfolgern – Douane, Lobin und Co. –, welche die Patente übernommen
                              									haben, verbessert worden. So ist der horizontale Kompressor durch einen vertikalen
                              									ersetzt worden, jedoch in der ganzen Konstruktion wenig geändert, wie aus Fig. 29 ersichtlich erscheint.
                           Alles ist nach denselben Formen angeordnet, nur ist der unter der Sperrflüssigkeit
                              									der Stopfbüchsen befindliche Gefrierraum hier weggelassen und als Sperrflüssigkeit
                              									haben Douane und Co. Glycerin zur Anwendung
                              									gebracht.
                           Leider entspricht aber das Glycerin keineswegs den Forderungen, welche in einer
                              									Eismaschine an die Sperrflüssigkeit der Stopfbüchsen gestellt werden; sowohl die
                              									gewöhnliche Handelsware, als auch das dreifach rektifizierte Glycerin ist in allen
                              									Fällen hygroskopisch, nimmt aus der Luft begierig Feuchtigkeit auf und mischt sich
                              									mit Wasser, wie mit dem flüssigen Chlormethyl in allen Verhältnissen; in letzterem
                              									Falle scheint es sogar von dem Chlormethyl zu chemischer Zersetzung veranlasst zu
                              									werden.
                           Frisch in die Maschine gefüllt, ist es dickflüssig – aber nach wenig Tagen Arbeit
                              									sinkt seine Dichte von 33° auf 30 bis 28° B., es ist dünnflüssig geworden und
                              									enthält gelöstes Chlormethyl.
                           Altes Glycerin aus der Eismaschine gezogen und offen stehen gelassen, enthielt nach 8
                              									Tagen noch absorbiertes Chlormethyl, welches unter der Luftpumpe mit Brausen
                              									abgesaugt werden konnte.
                           Das Glycerin schleicht während des Spiels der Kolbenstangen durch die einfachen
                              									Stopfbüchsen und sinkt bis an den Kreuzkopf der Pleuelstange herab, wo es mit Oel
                              									verunreinigt, zum Wiedergebrauch verloren ist; Zigliani
                              									begann zuerst im Jahre 1890 dieses abfliessende Glycerin in Schalen aufzufangen,
                              									welche am unteren Ende der Kolbenstangen angebracht wurden: das Glycerin wurde von
                              									beiden Schalen durch Abflussröhren in einem Becher gesammelt und von da in einen
                              									Kasten durch Röhren geleitet.
                           In erster Zeit musste man im Kompressor ein Vakuum bilden und dieses dazu benutzen,
                              									das aufgesammelte Glycerin wieder unter die Kolben einsaugen zu lassen, um die
                              									fehlende Sperrflüssigkeit zu ersetzen; das war zeitraubend und konnte auch nur von
                              									einem geschickten und abgerichteten Arbeiter ausgeführt werden; Zigliani liess somit bald nachher (1891) eine kleine
                              									Druckpumpe anbringen, mittels welcher nun das abgeflossene Glycerin, ohne
                              									Unterbrechung des Ganges des Kompressors, wieder in den Raum über die Stopfbüchsen
                              									hinaufgepresst werden konnte.
                           Zuerst wurde das Glycerin nach wenigen Tagen dünnflüssig und zeigte
                              									Wassergehalt, welchen es dadurch erlangte, dass es – beim Abfliessen von den
                              									Kolbenstangen bis in die Druckpumpe – Feuchtigkeit absorbierte, diese Operation
                              									oftmals wiederholt, hatte am Schlusse die Dichte des Glycerins von 33 bis 30° und
                              									28° heruntergebracht.
                           Oefteres Aufkochen dieses dünnflüssigen Glycerins verbesserte die Qualität und die
                              									abweichenden Dämpfe erwiesen sich als Wasser.
                           Gleichzeitig wurde jedoch dieses verdünnte Glycerin durch das Spiel der Kolben über
                              									diese in den Druckraum gehoben, von wo es mit dem Chlormethyl in die Sammelflasche
                              										A kam und sich in dem flüssigen Chlormethyl
                              									auflöste.
                           So lange das Glycerin nun frisch war, konnte es, ohne Umstände zu verursachen, durch
                              									die Regulierhähne C und D
                              									ins Schlangenrohr E des Eisgenerators gelangen und von
                              									da auf demselben Weg das zerstäubte Chlormethyl begleiten.
                           Anders gestalten sich die Dinge, wenn das Glycerin nun dünnflüssig geworden war –; im
                              									Kompressor verschmierte es die Druckventile und zersetzte sich selbst und Teile des
                              									Chlormethyls ebenfalls, ein Vorgang, der durch die momentan frei werdende Wärme des
                              									komprimierten Chlormethyls (+ 160 bis 200° C.) in dem sehr gedrängten Raum der
                              									Druckventilkammern sehr erleichtert wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 164
                              Fig. 29.Eismaschine von Crespin und Co.
                              
                           Die ersten Folgen waren, dass die Ventile durch die Zersetzungsprodukte (fein
                              									verteilter Kohlenstaub und frei werdendes Chlor, welches alle Kupferteile mit grünem
                              									Kupferchlorür überzog) schliesslich verstopften und versagten. Man musste anhalten
                              									und die Ventile putzen, wodurch immer Verluste an Chlormethyl entstanden.
                           Wurde nun bei fortgesetztem Arbeiten solches dünnflüssiges Glycerin bis in die
                              									Sammelflasche A gebracht, so kam es nach und nach mit
                              									dem flüssigen Chlormethyl an den Regulierhahn D, wo es
                              									durch die plötzlich erzeugte Kälte an die innere Rohrwand anfror und so nach und
                              									nach den Durchgang des flüssigen Chlormethyls verstopfte.
                           Durch Erhitzen der betreffenden Stellen konnte dem abgeholfen werden, nicht aber,
                              									wenn sich nach und nach mehrere dieser Eiskörner in dem unteren Schlangenrohr zu
                              									einem grösseren Klumpen vereinigt hatten; die dadurch entstehende Verstopfung war
                              									nur dadurch zu überwinden, dass man den ganzen Eisgenerator entleerte, das
                              									Schlangenrohr erwärmte und unter Druck ausblies. Alle diese Arbeiten erforderten
                              									Umsicht und gute Maschinisten; daher kam es auch, dass die Chlormethylmaschinen im
                              									Anfange ungünstig beurteilt wurden.
                           
                           Dem Uebelstand der Verstopfung der Schlangenröhren wurde von Zigliani dadurch wirksam begegnet, dass er an jede der
                              									beiden Schlangenröhren einen eigenen Regulierhahn anbrachte (1893), alsdann konnte
                              									man sofort erkennen, welche von beiden Schlangenröhren verstopft war; man schloss
                              									das andere, so dass das Chlormethyl nur in das verstopfte Bohr treten konnte. Dort
                              									sammelte sich so flüssiges Chlormethyl vor dem Eisstopfen, welcher durch das
                              									flüssige Chlormethyl bei dem nun herrschenden Druck von 5 bis 6° bald durchgefressen
                              									war und mit Gewalt ausgeblasen wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 165
                              Fig. 30.Doppelt wirkender Kompressor.
                              
                           Damit nun dieser Eisstopfen nicht bis in die Saugventile gelangt, ist von der Firma
                              										Douane in Paris die im Generator liegende
                              									Stahlblechflasche F in die Saugleitung eingeschaltet
                              									worden, wo alle festen und schmierigen Teile, welche vom Chlormethyl mitgeführt
                              									werden, sich niederschlagen und festfrieren.
                           Man hatte nur darauf zu achten, dass in dieser Sammelflasche nicht zu viel
                              									Niederschläge zusammen kamen und vielleicht die Flasche voll füllten; das Auswaschen
                              									dieser Flasche ist durch das mitverbundene Demontieren der Leitung ebenfalls mit
                              									Verlusten an Chlormethyl verbunden.
                           Die bemerkenswerteste Verbesserung wurde am Kompressor dadurch ermöglicht, dass man
                              									anstatt einer einfachen, langen Stopfbüchse, deren zwei übereinander anbrachte und
                              									den Zwischenraum mit Glycerin als Sperrflüssigkeit teilweise füllt, um die über dem
                              									Glycerin sich ansammelnden Chlormethylgase stets absaugen zu können.
                           Die neuesten Verbesserungen dieser Eismaschinen betreffen den Kompressor und
                              									Eisgenerator. In ersterem hat man durch Konstruktion doppelt wirkender Pumpen das
                              									Gewicht des Kompressors um etwa 40% vermindert bezw. bei gleichbleibendem Volumen
                              									dessen Leistungsfähigkeit verdoppelt.
                           Die grössere Schwierigkeit lag in der Konstruktion einer guten und sicheren
                              									Stopfbüchse für die Kolbenstange. Dies ist durch das Tandem-System vollkommen
                              									erreicht worden. Die beifolgende Skizze (Fig. 30)
                              									zeigt diese verbesserte Konstruktion, ebenso die des doppelt wirkenden
                              									Kompressors.
                           Sehr gut haben sich die dabei angewendeten Ventile bewährt, von denen Zeichnung im
                              									Detail Fig. 31 ersichtlich ist. Das bewegliche Ventil
                              									ist aus gutem Schmiedestahl und die übrigen Teile aus Phosphorbronze, die
                              									Spannfedern aus Maillechort.
                           Um den Gegendruck des sich komprimierenden Chlormethyls zu vermindern und auch einen
                              									sicheren Gang des Kompressors zu garantieren, ist es zweckmässig, stets mehrere
                              									Ventile in jeder Ventilbüchse zu gruppieren, so dass deren Ganghöhe dabei vermindert
                              									werden kann, wodurch auch deren Schlag auf den Ventilsitz, dessen Abnutzung und auch
                              									das lästige Geräusch bedeutend vermindert wird, was in bewohnten Häusern besonders
                              									zu erwägen ist.
                           Solche Ventile hat Zigliani nun seit 5 Jahren in
                              									Verwendung und die Abnutzung ist noch ganz unbedeutend; als Hauptsache ist zu
                              									erwähnen, dass die Ventilsitze durch das fortwährende Aufschlagen der Stahlventile
                              									sich nicht deformieren, sondern ganz eben erhalten: dieses wurde nach längeren
                              									Versuchen dadurch erreicht, dass das Ventil beim Arbeiten sich drehen kann, wodurch
                              									gleichmässige Abnutzung entsteht, ferner muss man die Ventile durch die Federn,
                              									besonders beim Ansaugen, gut ausbalanzieren, damit der Rückschlag nicht so stark
                              									sei; um den Schlag des Ventils auf den Sitz zu vermindern, wird dieser etwas breiter
                              									gemacht, um mehr Oberfläche zu haben und diese mit kanalformigen Rinnen eingefräst,
                              									jedoch nicht konzentrisch. Die erst ausgeführten hatten die Form A, und der dadurch erreichte Vorteil war nicht nur, dass
                              									die Form des Ventils genau plan erhalten wurde, sondern nach wenigen Tagen Arbeit
                              									war das sonst so lästige Klappern der Ventile fast ganz abgedämpft.
                           Der Gang der Wärmeverteilung in den verschiedenen Apparaten war folgender: Bei
                              									stündlichem Ausheben von 200 kg Eis mit Temperatur – 14° C. der Calciumlösung wurde
                              									das Chlormethyl mit einem Dampfdruck von + 0,75 kg pro Quadratcentimeter abgesaugt;
                              									im Druckrohr steigt die Wärme des komprimierten Chlormethyls auf etwa + 70°C., im
                              									Druckventilkasten auf + 90° C., bei einem Manometerdruck ebenda von 10,5 kg/qcm. Da alle
                              									diese Teile unter fliessendem Kühlwasser von + 28° C. liegen, so sinken Druck und
                              									Temperatur im Druckrohr sofort auf + 70° C. und 8 kg Druck pro Quadratcentimeter. Im
                              									Sammelkessel, nachdem das Chlormethyl die Kühlschlange passiert hat, ist die
                              									Temperatur nur mehr + 26 bis + 28° C. bei 6 kg Druck. Das Kühlwasser hat beim
                              									Eintritt gewöhnlich + 22, + 24° C., im Hochsommer bis zu + 28° C., beim Austritt
                              									stellen sich die korrespondierenden Temperaturen auf + 26°, + 28°, + 33° C.
                           Bei Ueberlastung des Kompressors mit Chlormethyl steigen diese Werte noch höher,
                              									indessen ohne Steigerung des Effektes, im Gegenteil scheint bei Temperaturen über +
                              									100° C. und Gegenwart von atmosphärischer Luft (was nahezu unvermeidlich ist), sowie
                              									von Feuchtigkeit und Glycerin, welches fast stets in feinster Verteilung mitgeführt
                              									wird, das Chlormethyl sich leicht zu zersetzen, was durch die beim periodischen
                              									Ausputzen aller Maschinenteile vorgefundenen Oxyde auf Bronzekörpern und roten
                              									Kupferröhren bestätigt scheint; denn bei der genauesten Aufsicht und Ueberwachung
                              									aller möglichen Dichtigkeitsfehler der Leitungen ist immer periodisch ein Nachfüllen
                              									von Chlormethyl nötig; ebenso findet sich in der Stahlflasche F (Fig. 29) im Eisbad
                              									stets eine gewisse Menge Wasser vor, welches während des Ganges der Maschinen in der
                              									Zeit von 3 bis 4 Monaten (wenn Tag und Nacht ohne Anhalten gearbeitet wurde – noch
                              									früher) bis zu 15 l betrug.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 165
                              Fig. 31.Ventile zum doppelt wirkenden Kompressor.
                              
                           Anstatt Glycerin wird auch dünnflüssiges Valvolin verwendet. Dieses von Amerika
                              									importierte Produkt ist in sehr verschiedenen Qualitäten im Handel und wird mit
                              									grossem Vorteil zum Schmieren der Cylinderkolben in Dampfmaschinen angewendet, dort
                              									ist dickflüssiges Valvolin am besten; denn es hält sich sehr gut bei sehr hohen
                              									Temperaturen ohne zu sieden, bei Kälte verdickt es sich jedoch leicht und bei + 10°
                              									ist es so dickflüssig, dass es kaum mehr fliesst; hierbei ist die dünnflüssige
                              									Qualität vorteilhafter. Diese hat Zigliani bei – 40° noch
                              									genügend flüssig gefunden – wie beiläufig gutes Leinöl für Malerzwecke oder
                              									Firnisse.
                           Solches dünnflüssiges Valvolin mischt sich nicht mit Wasser und da in den
                              									Stopfbüchsen die Temperatur gewöhnlich bei + 25° C. ist, so erscheint das
                              									Valvolin als Sperrflüssigkeit in den doppelten Stopfbüchsen sehr geeignet. Ferner
                              									wird es vom Chlormethyl nicht im geringsten angegriffen, nur scheint es etwas davon
                              									zu absorbieren.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)