| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. | 
| Autor: | Alois Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 313, Jahrgang 1899, S. 193 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und
                           								Kühlmaschinen.
                        Von Professor Alois
                                 									Schwarz in Mährisch-Ostrau.
                        (Schluss des Berichtes S. 177 d. Bd.)
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen.
                        
                     
                        
                           Von Detailkonstruktionen für Kühlmaschinen und deren Nebenapparaten sind noch
                              									nachstehende Neuerungen bekannt geworden:
                           Oelabscheider für Kältemaschinen. Die Trennung der
                              									flüchtigen Flüssigkeit vom Schmierstoff bei Kälteerzeugungsmaschinen wird von Johann Leonhard Seyboth in München mit der folgenden
                              									ihm unter D. R. P. Nr. 93633 patentierten Vorrichtung vorgenommen. In den oberen
                              									Teil des in Fig. 44 mit A bezeichneten Oelabscheidungsgefässes ist das Entgasungsgefäss B eingebaut. Durch den Stutzen a, der mit der Druckseite des Verdichters in Verbindung steht, gelangt das
                              									verdichtete Gas, welches immer das im Cylinder – befindliche Oel mitführt, in das
                              									Abscheidegefäss A. Hier durchstreicht es die
                              									durchlochten Bleche s und setzt unter dem Filtereinsatz
                              										p das Oel ab, um dann durch Stutzen k in den Kondensator zu gelangen. Durch den in A herrschenden Druck gelangt das abgeschiedene Oel
                              									durch ein Verbindungsrohr von A nach B. Durch die in A
                              									vorhandene Verdichtungswärme wird das Oel in B erwärmt
                              									und daher entgast. Das ausgeschiedene Gas wird aus dem oberen Teile von B in die Saugseite des Verdichters geleitet, während
                              									das entgaste, gereinigte Oel aus dem unteren Teile von B zur Schmierung der Stopfbüchse verwendet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 193
                              Fig. 44.Oelabscheider für Kältemaschinen von Seyboth.
                              
                           Vorrichtung zur Kühlung der Verdichter an
                                 										Kompressionskälte-Maschinen. Um die zu grosse Erhitzung des Kompressors
                              									nebst Kolben und Stopf büchse während der Kompression zu vermeiden, wird ein Teil
                              									des Kältemittels im flüssigen Zustande angesaugt, welcher beim Verdampfen die
                              									Wandungen des Kompressors abkühlt. Um den hierfür erforderlichen grösseren
                              									Arbeitsaufwand zu vermeiden, wendet nun Jos. Zellner in
                              									München ein ihm unter Nr. 95428 für das Deutsche Reich patentiertes Verfahren an,
                              									bei welchem der durch ein Rohr vom Verdampfer kommende kalte Dampf, ehe er in den
                              									Verdichter gelangt, erst den von einem Mantel umgebenen Verdichter, sowie Deckel und
                              									Stopfbüchse umspült und kühlt. Zu diesem Zwecke kann entweder der ganze Arbeitsdampf
                              									oder ein Teil desselben benutzt werden. Dabei wird der etwa noch feuchte Dampf
                              									getrocknet und gelangt, ohne mit Flüssigkeit behaftet zu sein, in den Verdichter.
                              									Der Verdichter braucht dann nur die für den Arbeitsdampf nötige Grösse zu haben,
                              									Wodurch an Anlage- und Betriebskosten gespart wird.
                           Von der Firma Balduin Weisser in Basel sind eine Reihe
                              									von Hilfsapparaten für Kühlmaschinen in Verkehr gebracht worden, welche
                              									hauptsächlich den Zweck haben, die äussere und innere Verunreinigung der
                              									Verdampferspiralen, durch welche der Nutzeffekt der Kühlmaschinen oft in
                              									empfindlicher Weise beeinträchtigt ist, zu verhindern oder wenigstens zu verringern.
                              									Die äusseren Verunreinigungen der Spiralen rühren hauptsächlich durch Abscheidungen
                              									aus den zur Kälteübertragung verwendeten Salzlösungen, die inneren von Absätzen aus
                              									dem zum Schmieren des Kompressors verwendeten Oele. Zum Zwecke der Verhinderung von
                              									Abscheidungen aus der Salzlösung auf die Aussenseite der Spiralen wird von der
                              									genannten Firma ein automatischer, durch Patent geschützter Salzauflöser
                              										„Satisfacteur“ empfohlen, durch welchen die Salzlösung noch vor Eintritt
                              									in den Verdampfer von allen mechanischen Verunreinigungen befreit wird, und welcher
                              									überdies bewirkt, dass die durch kontinuierliche Wasseraufnahme verdünnte Salzlösung
                              									automatisch auf dem gleichmässigen Sättigungsgrade von 22 bis 23° B. erhalten
                              									bleibt.
                           Der Apparat (Fig. 45 bis
                              										47) besteht aus
                              									einem Blechkasten A, welcher durch eine Blechwand B in zwei ungleiche Teile geschieden wird, und dessen
                              									grössere Abteilung den Salzloser, die kleinere den Filter bildet.
                           In der grösseren Abteilung befindet sich ein aus Gitterblechen b hergestellter, mit einem Blechboden d versehener Behälter zur Aufnahme des Salzes. Die
                              									Gitterbleche b sind durch Winkeleisen verbunden. Der
                              									Blechboden d liegt auf einem Winkeleisenrahmen, welcher
                              									in einiger Entfernung über dem Boden des Blechkastens A
                              									mit dem Gitterbleche verschraubt ist, so dass unter demselben freier Durchfluss der
                              									Soole stattfinden kann.
                           Zum gleichen Zwecke hat die Blechwand B in einigem
                              									Abstand vom Boden einen Durchgang e, durch welchen die
                              									Salzlösung zum Filter und durch denselben in das Ablaufrohr h und zum Generator fliessen kann.
                           Auf der Blech wand B und dem Kasten A ist ein Winkeleisenrahmen genietet, welcher zur
                              									Auflage einer Gitterblechplatte f dient, worauf der
                              									Filterstoff zu liegen kommt.
                           Um ein Auftreiben desselben zu vermeiden, wird er mit einer leicht abnehmbaren
                              									Gitterblechplatte g beschwert und mit dem
                              									Winkeleisenrahmen verschraubt.
                           Die Betriebsweise ist eine kontinuierliche, so dass von der Druckleitung der
                              									Soolepumpe ein Abzweig, mit zwei Regulierhähnchen versehen, nach dem Apparat führt,
                              									um entweder bei dem Einlauf a die Soole direkt auf das
                              									Salz zu leiten, wo dasselbe sowohl an seiner Oberfläche, als auch an den
                              									Seitenwänden bei c durch die Gitterbleche hindurch von
                              									der Soole bespült wird; oder aber man lässt, wie aus der Aufstellungszeichnung des
                              									Salzlösers hervorgeht, die Soole durch einen Trichter, welcher zwischen Salzbehälter
                              									und Reservoirwand eingeführt ist, fliessen.
                           Die Zuleitung der Soole zum Apparat wird in der Weise angeordnet, dass sich dieselbe
                              									über dem Salzloser in zwei Abzweige verteilt, so dass der eine auf die Mitte des
                              									Salzbehälters, der andere über dem eingesetzten Trichter seinen Auslauf hat.
                           In unmittelbarer Nähe des jeweiligen Abzweiges sind die bereits erwähnten
                              									Regulierhähnchen einzusetzen, welche je nach der Betriebsweise geöffnet oder
                              									geschlossen werden.
                           
                           Bei der Bespülung des Salzes durch die Soole wird, je nachdem die letztere eine
                              									grosse oder kleine Fläche des ersteren berührt, auch eine grössere oder geringere
                              									Sättigung erreicht, welche in einer gewissen Grenze mit den beiden Hähnchen und dem
                              									am Apparate angebrachten Ueberlauf (s. Aufstellungszeichnung) reguliert werden
                              									kann.
                           Die auf diese Weise gesättigte Lösung fliesst nun durch den Filter, von welchem alle
                              									unreinen Beimengungen des Salzes zurückgehalten werden und sich am Boden des
                              									Apparates absetzen. Unmittelbar über dem Filter befindet sich ein Anstich in der
                              									Reservoirwand, durch den der Abfluss zum Generator stattfindet.
                           Ein zweiter Anstich, etwa 150 mm unter der Oberkante des Reservoirs, ist angebracht,
                              									um die von der Soole bespülte Lösungsfläche zu vergrössern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 194
                              Salzauflöser „Satisfacteur“ von Weisser.
                              
                           Durch Regulieren des am unteren Ausfluss angebrachten Wasserschiebers kann ein
                              									beliebiger Soolestand zwischen den beiden Ueberlaufanstichen erreicht werden, so
                              									dass die Lösung je nach Bedürfnis stärker oder schwächer zu machen ist.
                           Der obere Anstich hat ausserdem den Zweck, ein Ueberlauf en des Apparates bei zu
                              									starkem Zufluss aus der Salzwasserhauptleitung, oder Verstopfung des Filters zu
                              									vermeiden. Tritt dieser Fall ein, so ist bei zu starkem Zufluss das Hähnchen so weit
                              									zuzumachen, dass ein Ueberlaufen an der Zwischenwand B,
                              									welche um etwa 150 mm niedriger als das Reservoir sein muss, nicht mehr stattfinden
                              									kann. Ist dagegen der Filter verstopft, so muss eine sofortige Reinigung des
                              									Apparates vorgenommen werden, um die schmutzigen Rückstände des Salzes zu
                              									entfernen.
                           Man stellt die Zuflusshähnchen ab und lässt die Soole bis auf das niedrigste Niveau,
                              									welches durch den Anstich direkt über dem Filter bedingt ist, in den Generator
                              									abfliessen. Hierauf öffnet man den bei i
                              									angebrachten Entleerungshahn, um den Rest der Soole in ein bereitgehaltenes Fass
                              									ablaufen zu lassen. (Nach Reinigung des Apparates kann dieser Rest wieder auf das
                              									frisch nachgefüllte Salz gegossen werden.) Ist der Apparat entleert, so wird der
                              									Salzbehälter, sowie der Filter herausgenommen und durch Ausspritzen mit Wasser gut
                              									gereinigt, worauf er wieder zusammengestellt und in Betrieb genommen wird.
                           Diese Reinigung wird jährlich ein- oder höchstens zweimal nötig sein.
                           Bei Wiedereinsetzung des Filters muss besonders darauf acht gegeben werden, dass der
                              									Filterstoff namentlich in den Ecken und an den Blechwänden recht fest eingestampft
                              									wird, um dort ein Durchfliessen der ungefilterten Soole zu verhüten.
                           Behufs Probeentnahme ist am unteren Ende des Ueberlaufrohres ein Hähnchen
                              									angebracht.
                           Die an dieser Stelle entnommene Soole erweist sich in einem reinen Glase hell und
                              									klar. Die Aufstellung des Apparates muss in der Weise erfolgen, dass derselbe leicht
                              									zugänglich ist und somit eine Kontrolle jederzeit ermöglicht wird.
                           Der Apparat ist mit einer Holzverschalung luftdicht zu umgeben, damit Kälteverluste
                              									und das so lästige Abtropfen vermieden werden. Der Holzdeckel wird als Rahmen
                              									ausgebildet, so dass ein Deckel über dem Salzkasten zum Nachfüllen des Salzes und
                              									ein solcher zum Nachsehen und Herausnehmen des Filters vorhanden ist.
                           Die innere Verunreinigung der Verdampferspiralen entsteht fast ausschliesslich durch
                              									das zum Schmieren des Kompressors zu verwendende Oel. Eine reichliche Schmierung des
                              									Kompressors ist jedoch für die Kältemaschine von grösstem Nutzen, weil infolge der
                              									Ausfüllung der schädlichen Räume und der besseren Dichtung der geschmierten inneren
                              									Kompressororgane einerseits eine nicht unbeträchtliche Erhöhung der Kälteleistung
                              									naturgemäss und erwiesen ist, andererseits aber die Reibungsarbeit und Abnutzung
                              									aller bewegten Teile möglichst verringert wird.
                           Bei der Schmierung, welche automatisch und regulierbar durch die Stopfbüchse erfolgen
                              									soll, gelangt mit der Kolbenstange, je nach dem Zustande der Verpackung, mehr oder
                              									weniger Oel in den Cylinder und von hier mit den komprimierten Gasen durch die
                              									Ventile in die Oelabscheidungsapparate, aus welchen es täglich abgelassen werden
                              									muss. Eine gewisse Oelmenge wird jedoch auch in die Rohrschlangen des Kondensators
                              									und Verdampfers mitgerissen und nimmt an dem Kreislauf des Kältemediums teil.
                           Eine Ueberfüllung der Apparate mit Oel kann nur dann stattfinden, wenn weniger Oel
                              									dem Oelabscheider (Oeltopf) entnommen wird, als eingefüllt wurde, was bei zu
                              									reichlicher Schmierung, Verstopfung der Oelleitungen oder Nachlässigkeit des
                              									Personals vorkommen kann.
                           Dieser Gefahr muss durch eine einfache und sichere Kontrolle des Oelverbrauchs und
                              									Oelverbleibs begegnet werden, welche für einen geordneten Kältemaschinenbetrieb
                              									unerlässlich ist.
                           Eine Verharzung der inneren Rohrflächen tritt dann ein, wenn das Oel bei den im
                              									Verdampfer herrschenden tiefen Temperaturen dickflüssig wird und sich hierbei
                              									Bestandteile, wie Harz, Talg, Paraffin u.s.w. ausscheiden, an den Spiralenwänden
                              									festsetzen und auf diese Weise isolierend wirken, wodurch naturgemäss die
                              									Kühlwirkung des Verdampfers nicht unerheblich reduziert wird.
                           
                           Eine rationelle Reinigung des Kompressoröles lässt sich jedoch nur dann
                              									erreichen, wenn die Ausscheidung der vorgenannten schädlich wirkenden Stoffe bereits
                              									vor Eintritt in die Maschine stattfindet.
                           Auch hierfür hat die Firma Balduin Weisser in Basel
                              									einen Apparat konstruiert und verschiedentlich patentieren lassen, welcher nicht nur
                              									die obengenannten Bedingungen erfüllt, sondern auch noch die Eigenschaften der
                              									bereits beschriebenen Oelapparate in sich vereinigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 195
                              Fig. 48.Refrigerationsfilteranlage von Weisser.
                              
                           Dieser unter der Bezeichnung „Refrigerationsfilter“ eingeführte Apparat
                              									ermöglicht die Prüfung und Reinigung des Kompressoröles und verbindet gleichzeitig
                              									damit die Einrichtung zur Aufbewahrung des Inhaltes eines Oelfasses von etwa 200 l,
                              									Filtrierung und Sammlung des gebrauchten Oeles, Messung des Oelverbrauches, Mischung
                              									von frischem und gebrauchtem Oel, Kontrolle des Oelverbleibs und Aufbewahrung der
                              									erforderlichen Oelkannen mit Zubehör.
                           Die komplette Refrigerationsfilteranlage (Fig. 48)
                              									besteht aus einem vertikalen Winkeleisengestelle, auf welches die einzelnen Apparate
                              									zu stehen kommen.
                           Oben auf dem Gestelle steht der Oelbehälter A, welcher
                              									etwa 200 l Oel fassen kann. Unter diesem steht der mit einer Messvorrichtung
                              									kombinierte Filter B für gebrauchtes Oel mit etwa 35 l
                              									Inhalt. Unmittelbar dahinter befindet sich der Refrigerationsfilter C, dessen Verdampf er Spirale einerseits mit der
                              									Flüssigkeitszuleitung, andererseits mit der Saugleitung vom Oeltopf in Verbindung
                              									gebracht wird. In weiterer Folge kommt das Mess- und Mischgefäss D, dessen Inhalt etwa 50 l beträgt, und endlich zu
                              									unterst das Tropf blech E, worauf die Oelkannen zu
                              									stehen kommen. Die Betriebsweise des Apparates gestaltet sich wie folgt:
                           Das zu entleerende Oelfass wird in unmittelbarer Nähe desselben aufgestellt und
                              									dessen Inhalt mittels einer kleinen Handpumpe in den Oelbehälter A gepumpt.
                           Bei Beginn der Kühlung werden die Absperrhähnchen in der Flüssigkeitsleitung und in
                              									der Saugleitung geöffnet und gleichzeitig durch a und
                              										d das frische Oel aus dem Behälter A in den Refrigerationsfilter C laufen gelassen, bis der letztere gefüllt ist, was man am
                              									Einlauftrichter d sehen kann. Hierauf wird das Hähnchen
                              									bei a am Oelbehälter abgestellt und die Kühlung so
                              									lange fortgesetzt, bis das Oel auf die im Verdampfer herrschende tiefste Temperatur
                              									gebracht wurde.
                           Diese Manipulation wird vorgenommen, ohne dass am normalen Betriebe der Kältemaschine
                              									irgend eine Aenderung stattfindet.
                           Zeigt das Thermometer die tiefste erreichbare Temperatur an, so kann man das
                              									Regulierventil noch etwas mehr schliessen, wodurch nochmals einige Kältegrade
                              									gewonnen werden. Hat das Oel nun auch diese niedrigste Temperatur erreicht, so kann
                              									mit dem Ablassen desselben begonnen werden.
                           Man öffnet nun den unten in der Mitte befindlichen Hahn am Refrigerationsfilter C, durch welchen das gekühlte und gefilterte Oel in das
                              									darunter stehende Mess- und Mischgefäss fliessen kann. Das frische, auf diese Weise
                              									gekühlte und gefilterte Oel darf jedoch nur bei der niedersten erreichbaren
                              									Temperatur abgelassen werden, weil sich bei höheren Temperaturen die ausgeschiedenen
                              									Bestandteile wieder auflösen und mit demselben abermals vermischen. Nachdem etwa 25
                              									l Oel aus dem Refrigerationsfilter C in das Mess- und
                              									Mischgefäss D abgelassen sind, wird der Zulauf
                              									abgestellt und man lässt nun auch aus dem Filtergefäss B das gleiche Quantum gebrauchtes und gefiltertes Oel dazu fliessen. Die
                              									Oelstände an den Gefässen B und D werden jetzt notiert und das Oel im Mess- und Mischgefäss D kann nun zum Schmieren des Kompressors verwendet
                              									werden.
                           Sobald der Zufluss des gekühlten und gefilterten Oeles aus dem Refrigerationsfilter
                              									abgestellt ist, kann derselbe wieder ausser Betrieb gesetzt werden, indem die beiden
                              									Pflockhähnchen an der Flüssigkeitsleitung und der Ammoniaksaugleitung zu schliessen
                              									sind. Bei Verwendung von Oel, welches in diesem Apparate gereinigt ist, fällt das
                              									bisher von Zeit zu Zeit notwendig werdende Ausblasen der Kondensator- und
                              									Verdampferspiralen mit Dampf fort, da die zur Verunreinigung Anlass gebenden Stoffe
                              									des Kompressoröles bereits vor Eintritt in die Maschine ausgeschieden sind.
                           Der eigentliche Refrigerationsfilter C (Fig. 49) besteht aus einem Blechgefäss a mit leicht abnehmbarem Deckel b und Einlaufrohr e. In der Mitte des
                              									Gefässes a befindet sich ein am Boden aufgelöteter
                              									Blechcylinder c zur Aufnahme des Filters d: derselbe wird, der Beschaffenheit der Oele
                              									entsprechend, aus Filz, Flanell, Watte, Wolle oder Papier hergestellt. Auf dem
                              									Blechcylinder c ist ein Versteifungsring mit
                              									eingedrehtem Konus, in welchem die Filtersäcke d mit
                              									dem Gegenring eingesetzt werden. Um ein Durchsickern des ungefilterten Oeles zu
                              									vermeiden, werden diese Ringe ineinander geschliffen. Der Hahn f dient zum Ablassen des gekühlten und gereinigten
                              									Oeles.
                           Zur Entleerung des ganzen Apparates wird Hahn g, zur
                              									Entlüftung Hahn l benutzt.
                           m ist ein Thermometer zum Messen der Temperatur des
                              									Oeles während der Kühlperiode.
                           Zwischen der Gefässwand a und dem Blechcylinder c befinden sich die schmiedeeisernen gewundenen
                              									Verdampferspiralen h, welche durch ein Bogenrohr i verbunden sind und sich bei k mit der Flüssigkeits-, bei n mit der
                              									Ammoniaksaugleitung vereinigen. Um Kälteverluste zu vermeiden, wird der ganze Apparat mit
                              									einem luftdicht abzuschliessenden Holzmantel umgeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 196
                              Fig. 49.Refrigerationsfilter.
                              
                           Die grösste Sensation auf dem Gebiete der künstlichen Kühlung durch Kompression hat
                              									die im Laufe der letzten Jahre durch Prof. Linde in
                              									München im grossen Massstabe durchgeführte Verflüssigung atmosphärischer Luft
                              									hervorgerufen, da hierdurch ein billiges, allgemein zugängliches, vollkommen
                              									geruchloses Kältemedium erzielt wurde, welches überdies noch die
                              									verschiedenartigsten technischen Verwendungen zulässt. Bei der Verflüssigung der
                              									Luft gilt es als erste Bedingung, die kritische Temperatur der Luft, welche – 140°
                              									beträgt, zu erreichen. Nach Prof. Linde's Methode wird
                              									dies auf sogen. regenerativem Wege erzeugt, d.h. die Kälte, welche durch Kompression
                              									eines Teiles der Luft hervorgebracht ist, wird auf den nächst behandelten Teil der
                              									Luft einwirken gelassen, welche sich immer vergrössernde Abkühlung bis zur
                              									Verflüssigung der Luft fortgesetzt wird.
                           Die beigegebene Zeichnung (Fig. 50) stellt den Linde'schen Luftverflüssigungsapparat schematisch dar.
                              									In einem Kompressor wird atmosphärische Luft angesaugt und auf etwa 175 at
                              									verdichtet. Hierbei erwärmt sich die Luft. Die warme, hochgespannte Luft wird dann
                              									unter Beibehaltung ihres Druckes durch einen Kühler geleitet und hierbei auf die
                              									normale Temperatur des Kühlwassers abgekühlt. Diese hochgespannte, abgekühlte Luft
                              									tritt dann durch das Mittelrohr des Gegenstromapparates zum Regulierventil. Nach dem
                              									Passieren dieses Ventils dehnt sich die komprimierte Luft aus und erfährt hierdurch
                              									eine beträchtliche Abkühlung nach dem bekannten Gesetze, dass bei der Expansion von
                              									Gasen zur Leistung innerer Arbeit Wärme verbraucht wird, woraus folgt, dass die
                              									Temperatur der sich ausdehnenden Luft sinkt. Die kalte, ausgedehnte Luft von
                              									niederem Druck und niederer Temperatur wird dann wieder im äusseren Rohre des
                              									Gegenstromapparates aufwärts geführt, neuerdings vom Kompressor angesogen und dann
                              									kontinuierlich dem eben beschriebenen Kreisprozess unterworfen. Das Mittelrohr
                              									des Gegenstromapparates besitzt eine wärmeleitende Metallwandung. Der in diesem
                              									Mittelrohr herabsinkende Luftstrom von hoher Spannung wird also dauernd der tieferen
                              									Temperatur des im äusseren Rohre aufsteigenden, kälteren Luftstromes ausgesetzt, so
                              									dass schliesslich die kritische Temperatur von – 140° C. erreicht wird. Mit Eintritt
                              									dieses Zustandes beginnt dann die Verflüssigung der Luft, die in einem Sammelgefäss
                              									aufgefangen und von hier aus mittels eines Hahnes abgezapft werden kann.
                           Nach Angabe von Prof. Linde dient ein dreistufiger
                              									Kompressor von Brotherhood in London zur Verdichtung
                              									von etwa stündlich 20 cbm Luft auf 175 at. Der Gegenstromapparat besteht aus zwei je
                              									40 m langen, ineinander gewundenen Kupferspiralen von 7 bezw. 25 m lichtem
                              									Durchmesser, deren Gänge mittels roher Schafwolle sorgfältig isoliert sind. Als
                              									Sammelgefäss dienen sogen. Dewar'sche doppelwandige
                              									Glasgefässe, bei denen der Raum zwischen den beiden Wandungen luftleer ist. Dieses
                              									Vakuum bildet einen vorzüglichen Schutz gegen die von aussen eindringende Wärme. In
                              									diesen Gefässen kann die flüssige Luft, welche beim Atmosphärendruck eine Temperatur
                              									von – 190° aufweist, stundenlang ohne einen besonderen Verschluss aufbewahrt
                              									werden.
                           Die flüssige Luft ist eine schwach bläuliche Flüssigkeit von milchigem Aussehen. Die
                              									Trübung rührt von der in der flüssigen Luft enthaltenen festen Kohlensäure her.
                              									Filtriert man flüssige Luft, so tropft eine klare, zartblaue Flüssigkeit ab, während
                              									die feste Kohlensäure als Schnee im Filter zurückbleibt. Quecksilber, mit flüssiger
                              									Luft übergössen, erstarrt zu Klumpen.
                           In noch grösserem Massstabe als durch Prof. Linde in
                              									München wurden Versuche zur Verflüssigung atmosphärischer Luft und über deren
                              									Anwendung durch den amerikanischen Professor Tripler
                              									durchgeführt; über diese Versuche enthält der English
                                 										Mechanic Berichte, in welchen die amerikanische Reporterphantasie wohl
                              									etwas überschwenglich zur Geltung gelangt, die jedoch, abgesehen von all fälligen
                              									Uebertreibungen, ein Bild jener vielfachen Anwendungen geben, welcher auch nach den
                              									Versuchen Prof. Linde's der verflüssigten Luft auf
                              									allen Gebieten der modernen Technik in Aussicht stehen, und zwar sowohl zur
                              									Erzeugung der tiefsten Kältegrade, die bis fast zum absoluten Nullpunkt
                              									herabreichen, ferner bezüglich Verwendung der hochgradigen chemischen Aktionskraft
                              									des verflüssigten Sauerstoffs in allen Zweigen der chemischen Industrie und der
                              									Sprengtechnik, und endlich der Anwendung der motorischen Kraft, die in dem
                              									gewaltigen Ausdehnungsbestreben der verflüssigten Luft liegt, und welche zweifellos
                              									später zum Betrieb von Fahrzeugen, Werkzeugen und Geschossen ihre Benutzung finden
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 313, S. 196
                              Fig. 50.Luftverflüssigunsapparat von Linde.
                              
                           Unter solchen Umständen kann es nicht Wunder nehmen, dass in den Berichten über Prof.
                              										Tripler's Versuche das neue Jahrhundert als das
                              										„Jahrhundert der flüssigen Luft“ apostrophiert wird.