| Titel: | Elektrische Zugbeleuchtung. | 
| Autor: | Hans A. Martens | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 5 | 
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                        Elektrische Zugbeleuchtung.
                        Von Regierungsbaumeister Hans A.
                                 								Martens.
                        Elektrische Zugbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           Die Gesundheitslehre verlangt von einer guten künstlichen Beleuchtung folgende
                              									Bedingungen: Das Licht
                           
                              1. muss reichlich sein,
                              2. darf nicht zucken und flackern,
                              3. soll möglichst wenig in der Farbe vom Tageslicht abweichen,
                                 										vor allem nicht blenden,
                              4. darf nicht durch strahlende Wärme die Wärme des Raumes
                                 										erhöhen oder durch den Verbrennungsvorgang die Luft verunreinigen,
                              5. soll möglichst wenig gefährlich für Leben und Gesundheit
                                 										sein.
                              
                           Einige dieser Forderungen kommen bei der Eisenbahnwagenbeleuchtung ganz besonders zur
                              									Geltung wegen der auf jeden Fahrgast entfallenden geringen Luftmenge, mit der
                              									manchmal viele Stunden hauszuhalten ist.
                           Vom betriebstechnischen Standpunkte treten noch nachstehende Eigenschaften einer
                              									brauchbaren Zugbeleuchtung hinzu:
                           
                              1. grosse Wirtschaftlichkeit in Herstellung und Verbrauch der
                                 										Lichtenergie;
                              2. Betriebssicherheit, zuverlässige Wirkungsweise,
                                 										Ungefährlichkeit gegen das Leben und die Gesundheit der Reisenden, namentlich
                                 										bei Eisenbahnunfällen;
                              3. möglichste Unabhängigkeit jedes beleuchteten Wagens.
                              
                           Der Erfüllung dieser Bedingungen ist die Beleuchtungstechnik in steigender
                              									Vervollkommnung von der ersten kümmerlichen Beleuchtung der bevorzugten Wagenklasse
                              									durch das hineinscheinende Licht der ausserhalb des Wagens angebrachten
                              									Signallaternen bis zu den heutigen modernen Einrichtungen ziemlich nahe gekommen.
                              									Und es ist lehrreich zu sehen, so widersprechend es klingen mag, wie das Prinzip der
                              									Wachskerze, welche Lichterzeugungsanstalt, Leitung und Beleuchtungskörper in sich
                              									vereinigt, durch die neueren Zugbeleuchtungssysteme erstrebt wird. Die Bestrebungen
                              									der modernen Zugbeleuchtung gehen dahin, den zu beleuchtenden Wagen möglichst
                              									unabhängig zu machen. Hat schon die Fettgasbeleuchtung diese Hauptbedingung
                              									annähernd erfüllt, so scheint doch erst die elektrische Lichtenergie berufen, das
                              									Ziel vollständig zu erreichen.
                           Man glaubte, gestützt auf das bahnbrechende Vorgehen der deutschen Reichspost, in dem
                              									reinen Sammler-(Batterie) -Betrieb die Lösung gefunden zu haben. Jedoch zeigte sich
                              									bald, dass seine Betriebsschwierigkeiten und seine Unwirtschaftlichkeit die
                              									Einführung in grösserem Umfange für ein ganzes Bahnnetz verboten, so dass dies
                              									System aus dem Wettbewerb zunächst ausscheiden musste. Seit einer Reihe von Jahren
                              									ist die Aufgabe der Einzelwagenbeleuchtung durch Ausrüstung des Wagens mit Dynamo
                              									als Lichtquelle, mit Leitung und Lampen, mit Erfolg gelöst worden, so dass dieses
                              									System z. Z. erhöhte
                              									Aufmerksamkeit in den Fachkreisen beansprucht.
                           Es ist hier nicht der Ort, alle die EntwicklungszuständeWir verweisen auf die Aufsätze D. p. J. 1900,
                                    												315, 1901 316 u.
                                    											1902, 317. D. Verf. der elektrischen
                              									Zugbeleuchtung durchzusprechen, wie sie sich aus den ersten Versuchen auf der
                              									Strecke London–Victoria–Brighton 1881, wo ein unter Benutzung von Sammlern
                              									elektrisch beleuchteter Pullmannwagen in Schnellzügen lief, und aus den 1883–1884
                              									auf der Linie Frankfurt–Bebra angestellten Versuchen bisher entwickelt haben. Aus
                              									den allerseits gewonnenen Erfahrungen wird das Ergebnis festgestellt: Wegen der
                              									Richtungswagen, die grosse Wegstrecken in ununterbrochener Fahrt durchlaufen und
                              									dabei nicht nur in verschiedene Züge des eigenen Bahnnetzes, sondern auch im
                              									internationalen Durchgangsverkehr in solche fremder Nachbarverwaltungen eingestellt
                              									werden, ist nur das elektrische Zugbeleuchtungssystem von praktischer Brauchbarkeit,
                              									welches jeden Wagen mit einer vollständigen, unabhängigen Beleuchtung ausrüstet, mit
                              									einem Wort, das System der Einzelwagenbeleuchtung. Deswegen werden nachstehend
                              									solche Systeme beschrieben, um einen Vergleich zu gestatten. Teils sind die Systeme
                              									aus der schüchternen Versuchszeit längst in die erprobte Brauchbarkeit eingetreten,
                              									teils versprechen sie trotz ihrer Jugend sich zu solcher auszuwachsen.
                           Bei allen diesen Systemen steht der Abänderung dahin nichts im Wege, für geschlossene
                              									Zugparks von Vorort-und Stadtzügen eine einzige Dynamo zur Erzeugung der gesamten,
                              									für den Zug benötigten Lichtenergie zu verwenden, welche dann durch eine
                              									Hauptleitung an die einzelnen Wagen verteilt wird.
                           Die Systeme weichen in der Einzelausführung voneinander ab; es lassen sich jedoch bei
                              									allen die gemeinsamen Grundlagen für Bauart und Betrieb erkennen.
                           Die Unterschiede der Systeme liegen in der Art und Weise begründet, wie die Spannung
                              									konstant gehalten wird. Aber alle vereinigen sich in dem Streben, möglichst wenig
                              									Bedienung und fast gar keine Fachkenntnisse voraussetzende Wartung zu fordern. Ein
                              									grosser Vorzug liegt in dem Umstand, dass der Lokomotivführer in keiner Weise an der
                              									Aufsicht der Beleuchtungseinrichtung beteiligt ist; es wäre eine Mehrbelastung, die
                              									bei seiner Inanspruchnahme im schweren Schnellzugsdienst auf jeden Fall vermieden
                              
                              									werden muss.
                           Die Betriebssicherheit gegen Brände kann bei der elektrischen Beleuchtung sicher
                              									höher eingeschätzt werden als bei der Gasbeleuchtung. Die Gasbehälter enthalten etwa
                              									80000 Wärmeeinheiten, während die von den Sammlerzellen für kurze Entladungszeit mit
                              									starker Stromstärke bei etwaigen Kurzschlüssen abgegebene Energie zu 2500
                              									Wärmeeinheiten anzusetzen ist, was noch nicht der dreissigste Teil der in den
                              									Gasbehältern aufgespeicherten potentiellen Energie ist. Bei nennenswerten
                              									Zerstörungen des Wagens wird auch die elektrische Kraftquelle unbrauchbar werden,
                              									zum mindesten werden die Leitungen zerrissen werden, so dass die Träger der
                              									elektrischen Energie dann vernichtet sind. Beim Zertrümmern der Gasbehälter
                              									entzündet sich das ausströmende Gas an den etwa nur noch wenige Augenblicke
                              									brennenden Flammen und setzt dann meist den Wagen schnell und sicher in Brand.
                           Ein Kostenanschlag lässt sich für die Betriebskosten der elektrischen Beleuchtung im
                              									Vergleich zur Gasbeleuchtung schwer mit Sicherheit, Genauigkeit und allgemeiner
                              									Gültigkeit aufstellen; es wirken dabei zu viele Umstände mit, die sich genauer
                              									Beurteilung ihres Eingusses entziehen. Aber so viel lässt sich wohl
                              									behaupten,dass die elektrische Beleuchtung in grösserem Umfange nicht
                              									erheblichere Kosten verursacht als die Gasbeleuchtung, so dass ihre allgemeine
                              									Einführung nur noch eine Frage der Zeit ist. Hindernd im Wege stehen die
                              									kostspieligen umfangreichen Einrichtungen der mustergüiltigen Gasbeleuchtung, die
                              									durch die elektrische Beleuchtung dann alle wertlos werden.
                           Auch kann der Uebergang zur elektrischen Beleuchtung für eine grosse Verwaltung erst
                              									dann in Frage kommen, wenn die elektrische Beleuchtung als durchaus erprobt und
                              									unter den ungünstigsten Betriebsbedingungen als vollkommen sicher wirkend sich
                              									erwiesen hat. Dies festzustellen, sind die Versuche auf den Eisenbahnen und die
                              									Bemühungen der Konstrukteure in vollem Gange.
                           Sehr bemerkenswert sind die Versuche über den Mehrarbeitsbedarf der elektrischen
                              									Zugbeleuchtung, der natürlich von der Zuglokomotive aufzubringen ist. Dass ein
                              									Mehrbedarf notwendig eintreten muss, ist selbstverständlich, dass er aber nicht
                              									einflussreich genug ist, um praktisch merkbar in die Erscheinung zu treten, haben
                              									die auf zahlreichen Bahnen angestellten Versuche ergeben. Eine überschlägige
                              									Rechnung wird dies Ergebnis auch zahlenmässig bestätigen. Die Leistung der
                              									Lokomotive von etwa 800 PS erhöht sich bei elektrischer Beleuchtung des Zuges um
                              									rund 30 PS, wenn für jeden Wagen 2 PS Arbeitsbedarf für die Lichtmaschine gerechnet
                              									wird. Diese Erhöhung bedeutet 4 v. H. der Maschinenleistung. Wird der
                              									Kohlenverbrauch für eine angestrengte Fahrt in einer Dienstschicht von 5 Stunden
                              									Fahrt zu 50 Zentnern gerechnet und der Kohlenverbrauch überschlägig zu der Leistung
                              									ins Verhältnis gesetzt, so ergibt dies einen Mehraufwand an Kohle von 2 Zentnern.
                              									Der Heizer hat also stündlich \frac{100}{5}=20\mbox{ kg} Kohle mehr zu verfeuern, eine
                              									Arbeitsleistung, die als Mehrleistung nicht zu bezeichnen ist, um so weniger, wenn
                              									man bedenkt, dass starker Gegenwind. Beschaffenheit des Oberbaues,
                              									Steigungsverhältnisse der Strecke weit grössere Schwankungen in der Arbeitsleistung
                              									hervorrufen. Aus diesem Grunde führen auch viele Kostenanschläge der elektrischen
                              									Zugbeleuchtung die Kosten für Kohlenverbrauch gar nicht an.
                           Das System, welches sich bisher der grössten Verbreitung zu erfreuen hat, ist das von
                              									dem Ingenieur A. B. Gill erfundene, aber nach der
                              									ausführenden Fabrik von J. Stone & Co. in England
                              									benannte Stonesche System.
                           Die vollständige Wagenausrüstung besteht aus der pendelnd am Wagenuntergestell
                              									aufgehängten Dynamo, auf deren Achse ein Schwungkugelapparat in Verbindung mit einem
                              									dreiarmigen Stromschlussarm sitzt. An der Dynamo ist ein Schaltbrett angebracht, von
                              									dem aus die notwendigen Schaltungen selbsttätig bewirkt werden. Zwei Sammlerketten
                              									mit den Leitungen und Lampen vervollständigen die Ausrüstung.
                           Das Bemerkenswerteste an dem System ist die Konstanthaltung der Dynamospannung. Die
                              									Dynamo ist etwa 1,5 m von einer Wagenachse entfernt pendelnd aufgehängt und kann aus
                              									dieser Mittellage mit Hilfe einer Schraube um ein geringes Mass verstellt werden.
                              									Die durch Riemen von einer Wagenachse angetriebene Dynamo behält trotz der mit der
                              									Fahrgeschwindigkeit veränderlichen Umdrehungszahl der treibenden Wagenachse eine
                              									bestimmte, kaum schwankende Umdrehungszahl bei, was in sinnreicher Weise
                              									folgendermassen erreicht wird. Der Antriebsriemen ist so abgelängt, dass er die
                              									Dynamo etwas aus ihrer Gleichgewichtslage nach der Wagenachse hinzieht, wodurch ein
                              									selbsttätiges Spannen des Riemens eintritt. Beim Ingangsetzen des Wagens herrschen
                              									die gewöhnlichen Verhältnisse des Riementriebes bis zu einer bestimmten, festlegbaren
                              									Geschwindigkeit, bei der passender Beleuchtungsstrom von vorgeschriebener Spannung
                              									geliefert wird. Wird diese Betriebsgeschwindigkeit der Dynamo überschritten, so wird
                              									die Riemenspannung grösser als der infolge der schrägen Aufhängung der Dynamo
                              									ausgeübte Zug auf den Riemen, so dass der Riemen die Dynamo etwas mehr nach der
                              									Wagenachse hinzieht. Dadurch muss notwendig Gleiten des Riemens eintreten, so dass
                              									die Riemenspannung nachlässt und die Dynamo in die Anfangslage zurückfällt. Dieses
                              									Wechselspiel tritt bei ziemlich hoher Umdrehungszahl der Dynamo (etwa 900 i. d.
                              									Min.) ein, so dass infolge der Trägheit der sich drehenden Masse des Ankers von
                              									einer Aenderung in der Umdrehungszahl der Dynamo praktisch nichts zu spüren ist.
                              									Ohne eine ausreichend wissenschaftliche Begründung für dieses einfache Mittel des
                              									Konstanthaltens der Umdrehungszahl zunächst geben zu können, zeigte doch der Versuch
                              									bald seine praktische Brauchbarkeit.
                           Besondere Aufmerksamkeit verdient der Riemen. Er ist aus 6,5 cm breiten Streifen, die
                              									aus Baumwollgewebe bestehen, mittels einer Gummimasse zusammengeklebt und etwa 1/10 so stark wie
                              									breit. Der Riemen ist zweimal in der Längsrichtung übernäht. Die Verbindung der
                              									Riemenenden geschieht durch eine Schnalle, so dass die Enden nach aussen vorstehen,
                              									wodurch möglichstes Ruhiglaufen gewährleistet wird. Die Riemen bleiben bei
                              									Dauerbetrieb im Durchschnitt 12 bis 18 Monate brauchbar.
                           Durch Einstellen mittels der vorher genannten Stellschraube lässt sich die
                              									Umdrehungszahl der Dynamo in sehr engen Grenzen festlegen; eine Nacheinstellung im
                              									Regelbetriebe findet nur etwa zweimal im Jahre statt.
                           Die Nebenschlussdynamo wird in drei Grössen hergestellt. Die Schmierung der Lager der
                              									Ankerwelle, der Schaltbuchse und des Schwungkugelreglers erfolgt durch Röhren von
                              									einem Oelbehälter aus, der seitlich an einem Elektromagnet der Dynamo, unterhalb
                              									ihrer Aufhängevorrichtung angebracht ist. Läuft die Dynamo und sind mithin die
                              									Magnetschenkel erregt, so werden die Ausflussöffnungen des Oelbehälters selbsttätig
                              									durch Ventile geöffnet, so dass die Schmierung stattfindet. Bei Stillstand der
                              									Dynamo hört auch die Schmierung auf. Die Maschine ist nebst Schaltvorrichtung
                              									staubdicht abgeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 6
                              Fig. 1.
                              
                           Das Schaltbrett aus Hartholz ist an der Kollektorseite der Dynamo an den
                              									Magnetschenkeln befestigt und besitzt vier Reihen von ∪-förmigen Stromschlussklemmen 1, 2, 3, 4, 5; 1', 2',
                                 										3', 4', 5' den Umschalter U und den
                              									Ausschalter A (Fig. 1).
                              									Die Backen der Klemmen3 und 3' sind 5 mm kürzer als die Backen der übrigen Klemmen,
                              									während je eine äussere Backe der Klemmen 2, 5 und 2', 5' bedeutend verlängert ist, In die
                              									Stromschlussklemmen werden die kammähnlichen Stromschlussfedern CC, die voneinander isoliert an den Armen I und II der
                              									Buchse L angebracht sind, hineingepresst. Der dritte
                              									Arm III betätigt den Umschalter U; der Rand H der Buchse greift in das gabelförmig gestaltete
                              									Hebelende des Ausschalters A ein. Die Drehung der
                              									Buchse L, die von der Ankerwelle mittels Reibung
                              									mitgenommen wird, wird durch die verlängerten Backen der Kontakte 2, 5 und 2', 5' begrenzt,
                              									gegen welche sich die Stromschlussfedern CC legen. Nach
                              									dem Schwungkugelregler hin ist die Buchse L durch den
                              									losen, konischen Kopf K mit zwei Nuten abgeschlossen,
                              									die den beiden gebogenen Hebeln R des Reglers zur
                              									Führung dienen. Die Schwungmassen SS1 werden durch die Federn N gegengewogen. Die kräftige Feder F presst
                              									die Buchse L gegen die Hebel des Schwungkugelreglers.
                              									Bei Stillstand der Maschine wird die Buchse nach dem Regler durch die Feder F hingedrückt, wobei die Stromschlussfedern C ausser Eingriff mit den Kontaktbacken des
                              									Schaltbrettes kommen, während der Rand H der Buchse den
                              									Hebel des Schalters A mitnimmt und hierdurch die
                              									Einschaltung bewirkt. Bei Drehung der Ankerwelle überwindet die Fliehkraft des
                              									Reglers die Federkraft, so dass die Stromschlussfedern in die im Sinne der
                              									jeweiligen Drehung vorwärts liegenden Klemmen hineingepresst werden. Gleichzeitig
                              									wird durch den vom Rand H der Buchse mitgenommenen
                              									Hebel der Ausschalter A geöffnet, während der Arm III
                              									den Umschalter U betätigt hätte, falls der Drehungssinn
                              									des Ankers, der Fahrt entsprechend, sich gegen die zuletzt stattgehabte
                              									Fahrtrichtung geändert hätte.
                           Vor völligem Eingriff der Stromschlussfedern mit den zugehörigen Backen legen sich
                              									diese gegen die etwas längeren Backen 1, 2, 4, 5 und
                              										1', 2', 4', 5' des
                              									Schaltbrettes, wodurch die Erregung des Feldes durch den Sammlerstrom bewirkt wird.
                              									Umgekehrt wird beim Vermindern der Fahrgeschwindigkeit zuerst der Ankerstromkreis
                              									und dann der Erregerstromkreis geöffnet.
                           Die Einschaltung der Dynamo auf Stromabgabe wird gewöhnlich für eine
                              									Fahrgeschwindigkeit von 30–40km/Std. vorgesehen.
                           Von den einzelnen Schaltungszuständen, wie sie sich aus der Fahrtrichtung des Zuges,
                              									der Benutzung der Sammler und dem Gebrauch der Lampen ergeben, seien nur zwei an
                              									Hand von Linienzeichnungen besprochen, aus denen sich dann die übrigen Schaltungen
                              									leicht ableiten lassen. Zur Erklärung der beiden Schaltungsschemata (Fig. 2 u. 3) diene
                              									folgendes: Die nicht vom Strom durchflossenen Leitungen sind als gestrichelte Linien
                              									dargestellt. Jedem Schema ist ein Stromlauf beigefügt. Der Schwungkugelregler ist
                              									fortgelassen und der Arm III nebst Rand H der Buchse
                              									ist durch den Sektor III H dargestellt, der durch seine
                              									Drehung und Verschiebung in Richtung der Ankerwelle die beiden Schalter A und U betätigt. Der
                              									Umschalter U ist mit dem Lampenumschalter LU verbunden, durch den jeder der beiden
                              									Lampenstromkreise L für sich oder zusammen
                              									eingeschaltet und die beiden Sammlerketten B1 und B., parallel
                              									geschaltet werden können. Der Schalter A steht mit den
                              									verschieden grossen Teilwiderständen W1, W2 des Metallwiderstandes W in Verbindung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 7
                              Fig. 2.
                              
                           Schaltung I (Fig. 2). Zug fährt in der durch den
                              									Pfeil gekennzeichneten Richtung; beide Sammlerketten werden geladen; die Lampen
                              									brennen nicht.
                           Beide Sammlerketten sind durch den Umschalter LU
                              									nebeneinander geschaltet. Widerstand W ist
                              									kurzgeschlossen, daher ohne Einfluss.
                           Der Doppelarm I, II ist im Sinne der Drehung mitgenommen und liegt daher an den
                              									Stromschlussklemmen 2 und 5 an, berührt jedoch zuerst, durch den Schwungkugelregler bei Erreichen
                              									einer bestimmten Umdrehungszahl vorgeschoben, die Stromschlussklemmen 1, 2, 4, 5, wodurch der Erregerstromkreis geschlossen
                              									wird. Dann wird Stromschlussklemme 3 erreicht, wodurch
                              									der Anker zu den Sammlerketten parallel geschaltet wird. Durch den Sektor III H ist Schalter A geöffnet
                              									und Umschalter U steht auf Stromschliesser 2.
                           Die Verhältnisse bei der umgekehrten Fahrtrichtung können hiernach leicht gebildet
                              									werden.
                           Schaltung II (Fig. 3). Zug fährt in derselben
                              									Richtung wie unter I. Parallelbetrieb der Dynamo mit den Sammlerketten; die Lampen
                              									brennen.
                           Durch den Umschalter LU ist das Netz mit dem
                              									Umschalter U verbunden. Der Doppelarm I, II berührt die
                              									Stromschlussklemmen 1, 2, 3, 4, 5. Schalter A ist geöffnet, Umschalter U hat dieselbe Stellung wie bei I. Das Beleuchtungsnetz, die beiden
                              									Sammlerketten B1 und
                              										B2 und die Dynamo
                              										D sind parallel geschaltet; Widerstand W ist zwischen die negativen Pole der beiden
                              									Sammlerketten geschaltet, um die zur Ladung der Sammlerkette B2 erforderliche höhere Dynamospannung auf
                              									die Netzspannung herabzudrosseln, Während Sammlerkette B2 geladen wird, arbeiten Kette B1 und die Dynamo
                              									gemeinsam auf das Netz.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 7
                              Fig. 3.
                              
                           Bei umgekehrter Fahrtrichtung wird Sammlerkette B1 geladen, während B2 und die Dynamo gemeinsam Strom an das Netz
                              									liefern. Umschalter U steht auf 1.
                           Bleibt der Zug stehen, so wird der Schalter A
                              									geschlossen, wogegen Schalter U die Stellung beibehält,
                              									die er während der Fahrt gehabt hat. Die Dynamo wird ausgeschaltet, die beiden
                              									Sammlerketten geben in Parallelschaltung Strom an das Netz, doch ist zwischen die
                              									negativen Pole der beiden Sammlerketten ein Teilwiderstand W1 oder W2 geschaltet, je nachdem vorher während der Fahrt
                              										B2 oder B1 aufgeladen worden
                              									ist. Durch diese Teilwiderstände wird die höhere Spannung der geladenen Kette
                              									vernichtet, um sie der in der Entladung begriffen gewesenen gleichzumachen.
                           Wird der Wagen auf längere Zeit ausser Betrieb gesetzt – auf Endstationen –, so
                              									gleichen sich die Spannungen der beiden Sammlerketten allmählich aus, so dass die
                              									stärker entladene Kette etwas aufgeladen wird und nicht in einem schädlichen
                              									Entladungszustande bleiben kann.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)