| Titel: | Das Bauwesen und die Feuerungsanlagen auf der Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 38 | 
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                        Das Bauwesen und die Feuerungsanlagen auf der
                           								Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden.
                        Von Dr. Gustav Rauter.
                        Das Bauwesen und die Feuerungsanlagen auf der Deutschen
                           								Städte-Ausstellung zu Dresden.
                        
                     
                        
                           Die Deutsche Städte-Ausstellung zu Dresden gehört entschieden zu denjenigen
                              									Unternehmungen ihrer Art, die mit Geschick und Erfolg unternommen und durchgeführt
                              									worden sind, und reiht sich in dieser Beziehung der im Jahre 1902 stattgefundenen
                              									Rheinisch - westfälischen Ausstellung zu Düsseldorf ebenbürtig an. Freilich sind die
                              									Gebiete beider Ausstellungen durchaus verschieden, so dass auch trotz der glänzenden
                              									Schaustellung der deutschen Industrie im Jahre 1902 dennoch in Dresden sehr viel
                              									Neues und Belehrendes geboten werden konnte. Der Zweck der Ausstellung war der, den
                              									Stand des deutschen Städtewesens im gegenwärtigen Zeitpunkte vorzuführen,
                              									insbesondere die Entwicklung der grösseren Gemeinden Deutschlands und die
                              									Fortschritte auf den verschiedenen Gebieten der Gemeindeverwaltung anschaulich zu
                              									machen, die in den letzten Jahrzehnten erzielt worden sind. Ferner sollten auch die
                              									Erzeugnisse deutscher Gewerbetreibenden insoweit vorgeführt werden, als sie für den
                              									Bedarf der Gemeindeverwaltungen und des Städtebaues von Interesse waren.
                           Für die Leser von Dinglers polytechn. Journal werden wir aus dem reichen in Dresden
                              									vertretenen Stoff immerhin zum Zwecke der Berichterstattung eine gewisse Auswahl
                              									treffenmüssen, so interessant es auch wäre, nicht nur das rein technischen
                              									Gebiet, sondern auch alle die anderen Verwaltungszweige zu besprechen, die auf der
                              									Ausstellung in Zeichnungen, Tabellen, Schriftwerken und Modellen vorgeführt wurden.
                              									Es sei nur kurz erwähnt, dass die Ausstellung folgende Gebiete umfasste: Verkehr,
                              									Beleuchtung, Strassenbau und Entwässerung, Brücken und Häfen, einschliesslich des
                              									gesamten Tiefbau- und Vermessungswesens, der Strassenbahnen usw.,
                              
                              									Stadterweiterungen, Baupolizei und Wohnungswesen, öffentliche Kunst (Architektur,
                              									Malerei, Bildnerei usw.), allgemeine Gesundheit und Wohlfahrt, Polizeiwesen,
                              									Schulwesen, Volksbildung, Armenwesen, Krankenpflege, Wohltätigkeitsanstalten und
                              									Stiftungen, Kassen-, Finanz- und Steuerverwaltung, städtische Gewerbebetriebe,
                              									Grundbesitz, Sparkassen- und Leihwesen, Registratur- und Bureau-Einrichtungen,
                              									Beamtenschaft, Statistik und Literatur. Ausserdem umfasst der gewerbliche Teil der
                              									Ausstellung noch: Maschinenwesen und Technik, Bauwesen, allgemeine Industrie, sowie
                              									eine Ausstellung von Rauch und Russ verhütenden Feuerungsanlagen.
                           Was zunächst den Strassenbau anbetrifft, so fiel dem Besucher der Ausstellung
                              									namentlich die Vorführung zweier hoch gelegener, je 18 m langer Strassenstrecken auf, an denen
                              									zahlreiche Oberflächenbefestigungsarten städtischer Strassen vorgeführt wurden. An
                              									diese Strassenflächen schlössen sich dann Strassenquerschnitte an, in denen die
                              									mannigfaltigsten hier in Betracht kommenden Konstruktionen, namentlich von
                              									Entwässerungskanälen in natürlicher Grösse angebracht waren. Die Stadt Dresden zeigte die bei ihr übliche Normalquerteilung
                              									einer 20 m breiten Strasse in Form einer 12 m breiten Fahrbahn und zweier je 4 m
                              									breiter Gangbahnen. Die Befestigung der Fahrbahn besteht teils aus Asphaltbelag,
                              									teils aus Holzpflaster, teils aus Pflasterungen mittels Grünstein oder anderer
                              									natürlicher Steine. Die Gangbahnen sind entsprechend den Dresdener Verhältnissen in
                              
                              									der Mitte aus Granitplatten hergestellt, während sich entlang den Bordschwellen ein
                              									Streifen Kleinpflaster befindet. Letzteres besteht entweder ebenfalls aus
                              
                              									Granitstein, oder aber aus kleinen Tonklinkern, die eigens zu diesem Zwecke gebrannt
                              									worden sind und vielfach Anwendung finden.
                           Die in Dresden übliche Ueberhöhung des Fahrbahnbelages beträgt bei der Befestigung
                              									mit Schotter 1/60,
                              									bei derjenigen mit Stein-, Schlacken- oder Klinkerpflaster Vso, bei Asphalt- oder
                              									Holzpflaster 1/120
                              									der Strassenbreite.
                           Im Innern der Städte sucht man immer mehr die hier so notwendige Geräuschlosigkeit
                              									durch die Verwendung von Holz- oder Asphaltpflaster zu erzielen. Man hat in
                              									Deutschland bei der Wahl zwischen diesen beiden Materialien weit überwiegend dem
                              									Asphaltpflaster den Vorzug gegeben, während im Auslande sich das Holzpflaster
                              									grösserer Beliebtheit erfreuen soll. Beide Pflasterarten sind von verschiedenen
                              									Ausstellern in zahlreichen Ausführungsformen vorgeführt worden.
                           Ein eigentümliches Pflastermaterial stellte die Mansfelder
                                 										Kupferschiefer bauende Gewerkschaft zu Eisleben aus, nämlich
                              									Schlackenpflastersteine, hergestellt auf der Hütte durch Temperguss aus flüssiger
                              									Hochofenkupferschlacke. Es werden daraus Würfel mit gebrochenen Kanten oder ohne
                              									solche, sowie Bordsteine und gerippte Platten hergestellt, welch letztere für den
                              									Belag der Gangbahnen bestimmt sind.
                           Die Stadt Frankfurt a. Main hatte eine interessante
                              									Schrift über das städtische Strassenbauwesen dortselbst ausgelegt, in der zunächst
                              									der Zustand des Strassenbauwesens in früheren Jahrhunderten kurz geschildert wird.
                              									Es folgte dann eine Reihe von Skizzen nebst Beschreibungen, in denen die gegenwärtig
                              									für die Anlage und Unterhaltung von Frankfurter Strassen geltenden Grundsätze
                              									dargelegt werden.
                           Die Ueberhöhung der Fahrstrassen beträgt dortselbst bei Chaussierung 1/40 der Breite +
                              									3 cm (in der Rinne), bei gewöhnlichem rauhen Pflaster ohne Fugenguss 1/50 + 3 cm, bei
                              									Pflaster erster Klasse mit Fugenausguss 1/60 + 2 cm, bei Holzpflaster 1/80 + 2 cm, bei
                              									Asphalt 1/100 + 2
                              									cm. Uebrigens wird das Chaussieren der städtischen Strassen jetzt in Frankfurt
                              									grundsätzlich verlassen und durch Pflaster dritter Klasse oder Kleinpflaster
                              									ersetzt, welche neuen Pflasterarten sich sehr gut bewährt haben. Hat sich eine im
                              									Wohngebiet befindliche chaussierte Strasse abgenutzt, so wird an Stelle von
                              									Neubeschotterung auf ihr Kleinpflaster von 8 bis 9 cm Stärke aus Hartbasalt auf
                              									einer 3 bis 5 cm starken Sandschicht aufgebracht, nachdem zuvor der Untergrund in
                              									die regelmässige vorgeschriebene Gestalt und in ordnungsmässigen Zustand versetzt
                              									worden ist. Ausserdem wird bei der erstmaligen Herstellung neuer Strassen mit
                              									vorläufiger Deckung die Chaussierung, wenn irgend möglich, vermieden, und durch
                              									rauhes Pflaster dritter Klasse aus Säulenbasalt ersetzt. Wo aber dennoch
                              									Chaussierung gemacht werden soll, und deren spätere Deckung durch Kleinpflaster in
                              									Aussicht genommen werden kann, wirddie Chaussierung gleich um 5 bis 6 cm tiefer
                              									gesetzt, um später beim Aufbringen des Kleinpflasters weniger Arbeit zu haben.
                           Das Kleinpflaster hat sich nach den dortigen Erfahrungen für Strassen mit schwachem
                              									und mittlerem Verkehr sehr gut bewährt; es ist leicht und billig zu unterhalten und
                              									zu reinigen, erfordert nicht die sorgfältige Bedienung wie das Asphalt- und
                              									Holzpflaster und ist, wenn es auf genügendem Sandpolster aufgebracht wird,
                              									wesentlich geräuschloser als das Reihenpflaster.
                           Das bei Ausführung neuer Strassen an Stelle der Chaussierung tretende Pflaster
                              									dritter Sorte wird aus harten, auf Pflasterdicke abgelängten, sonst nicht
                              									bearbeiteten Stücken Säulenbasalt hergestellt, die polygonal aneinander gereiht
                              									werden. Es stellt sich in der Ausführung, unter Berücksichtigung des Wertes des beim
                              									Umlegen gewonnenen und mehrmals zu verwendenden Materials, billiger als die
                              									Chaussierung und erfordert ausserdem bedeutend weniger Unterhaltungskosten.
                           Bei den endgültigen Pflasterungen schwankt neuerdings das Verhältnis in der
                              									Ausdehnung der einzelnen Arten; bislang überwog das gewöhnliche einhäuptige
                              									Pflaster, sog. Pflaster zweiter Sorte, gegenüber allen anderen Arten. Es ist das
                              									gewöhnlich unter dem Namen „Reihenpflaster“ bekannte Pflaster mit sauber
                              									gearbeitetem etwas unterhauenen Steinen auf Sandbettung.
                           Das vierhäuptige Pflaster (hier Pflaster erster Sorte genannt) kommt jetzt nur noch
                              									ganz ausnahmsweise zur Ausführung, indem es sich in der Anlage als sehr kostspielig
                              									erwiesen hat und die von der Würfelform der Steine erhofften Vorteile der mehrfachen
                              									Ausnutzung durch Umdrehen sich nicht in dem erwarteten Masse erfüllt haben.
                           Hinsichtlich des hier zur Verwendung kommenden Steinmaterials hat sich ergeben, dass
                              									die früher hauptsächlich gebräuchlichen Materialien, Anamesit und Pfälzer Melaphyr,
                              									für den gesteigerten Verkehr der Hauptstrassen zu weich waren und sich sehr
                              									ungleichmässig abnutzten. Man ging daher schon in der Mitte der achtziger Jahre mehr
                              									zu Hartbasalt und Granit über.
                           Der Hartbasalt zeigt neben seiner anerkannt grossen Festigkeit allerdings vielfach
                              									den Uebelstand, dass er spröde ist, leicht abspringt und unter dem Verkehr glatt
                              									wird. Eine besondere Abart, der Plattenbasalt, hat sich in der Fahrbahn insofern
                              									nicht bewährt, als ein grosser Teil der Pflastersteine nach mehrjährigem Liegen sich
                              									spaltet und dadurch bald Schlaglöcher sowie häufigere Ausbesserungen veranlasst. Man
                              									ist daher in letzter Zeit von der Verwendung des Plattenbasalts für die Fahrbahn
                              									ganz abgekommen und verwendet hierfür – hauptsächlich der Billigkeit wegen – den
                              									Säulenbasalt, der in einigen Brüchen Oberhessens, des Westerwaldes und des
                              									Siebengebirges in vorzüglicher Güte vorkommt und verhältnismässig leicht zu
                              									bearbeiten ist.
                           In einzelnen Strassen mit lebhafterem Verkehr kam ausserdem Granit aus Bayern und dem
                              									Odenwald zur Verwendung, der sich fast durchweg gut bewährt hat. Eine Musterstrecke
                              									solchen Granitpflasters (Vilshofener Material) auf Gestückunterlage wurde im Jahre
                              									1881 hergestellt, bedurfte inzwischen fast gar keiner Ausbesserung und befindet sich
                              									heute, nach fast 22 jähriger Dauer, noch in tadellosem Zustande.
                           Ein interessanter Versuch mit verschiedenen Materialien wurde im Jahre 1882 auf der
                              									Untermainbrücke gemacht, und zwar mit Granitsteinen aus Vilshofen und Blauberg in
                              									Bayern, Anamesit von Klein-Steinheim, Diorit und Melaphyr aus der Pfalz. Dieses
                              									Versuchspflaster musste schon im Jahre 1892 wieder abgetragen werden, weil die dabei
                              									zur Verwendung gelangten Melaphyr-, Diorit- und Anamesit-Pflastersteine sehr stark
                              									und ungleichmässig abgenutzt waren. Dagegen hat der aus Blauberg bezogene Granit sich wesentlich
                              									besser, und der aus Vilshofen stammende Granit am allerbesten bewährt. Während die
                              									erstgenannten beiden Steinsorten und der Anamesit, bei einer ursprünglichen Höhe von
                              									12 cm, nach 10 Jahren eine stärkste Abnutzung von je 4 bis 5 und 7 cm zeigten, war
                              									das Blauberger Material nur um etwa 2,2 cm und das Vilshofener sogar nur um 1 cm
                              									abgenutzt.
                           In bezug auf die viel umstrittene Frage der zweckmässigsten Fugenrichtung des
                              									Pflasters, d.h. ob die Fugen senkrecht oder unter einem Winkel von 45° zur
                              									Fahrrichtung angelegt werden sollen, verfolgt man in Frankfurt den Grundsatz, in
                              									Strassen mit Strassenbahn- geleisen und in engen, einspurigen und stark ansteigenden
                              									Strassen senkrechte, in allen übrigen Strassenzügen aber schräge Fugen zu wählen. Es
                              									hat diese Anordnung den Vorzug, dass man in engen Strassen, bei Bahngeleisen usw.,
                              									die das Pflaster nicht unwesentlich verteuernden Formsteine, sog. Bischofsmützen,
                              									spart, während man in den übrigen breiten und ziemlich ebenen Strassen bei schräger
                              									Fugenrichtung deren Vorzüge ausnützt.
                           Asphaltpflaster hat sich sehr gut bewährt, so dass in den letzten 3 Jahren etwa ⅓ der
                              									jährlich ausgeführten gesamten Pflasterflächen in Asphalt hergestellt wurde. Dagegen
                              									war man mit Holzpflaster bedeutend weniger zufrieden. Man wendet es nur noch in
                              									solchen Strassen an, die stärkere Steigung als 1 : 60 haben, sieht von der
                              									Verwendung des Buchenholzes und des deutschen Kiefernholzes ganz ab und bedient sich
                              
                              									ausschliesslich schwedischen Kiefernholzes oder amerikanischen Hartholzes.
                           Die Ausstellung der Stadt Breslau zeigte als
                              									Gang-bahnbefestigungsmittel ausser Granitplatten noch Mosaikpflaster aus natürlichen
                              									Steinen, sowie zwei Sorten künstlicher Belagplatten, die sich als Zementfabrikate
                              									darstellen. Auch die dicht daneben vorgeführten Erzeugnisse des Diabas-Kunststeinwerkes Koschenberg bei Senftenberg in
                              									der Niederlausitz sind als Zementkunststein zu bezeichnen und bestehen aus einer Art
                              									Beton, der als Steinschlag Diabas enthält. Die Firma stellt auch
                              									Diabas-Zement-Makadam her und erzielt damit eine, dem Asphaltpflaster sehr ähnliche
                              									fugenlose und glatte Strassenfläche. Uebrigens hat nach dem bereits erwähnten
                              									Berichte der Stadt Frankfurt auch dort der Zement-Makadam Anwendung gefunden, wenn
                              									auch bis jetzt erst versuchsweise bei der Herstellung einiger Probestrecken. Er
                              									erfordert nach den hier gemachten Angaben eine überaus sorgfältige Herstellung und
                              									namentlich einen durchaus unnachgiebigen Untergrund. Erfahrungen über seine
                              									Abnutzung und Instandhaltung liegen noch nicht vor; jedoch befürchtet man, dass
                              									Ausbesserungen nicht leicht zu bewerkstelligen sein werden.
                           Einen besonders wichtigen Punkt im Strassenbauwesen bildet die Frage des Anschlusses
                              									der Strassenbahnschienen an das Pflaster, die sich namentlich bei der Verwendung von
                              									Asphaltpflaster oft recht unangenehm bemerkbar macht. Wie der Frankfurter Bericht
                              									hierüber sagt, hat man es hier nicht an Versuchen mannigfaltiger Art fehlen lassen.
                              									Zuerst legte man Bordsteine entlang den Schienen, erreichte hiermit aber eher einen
                              									Schutz der Schienen als des Pflasteranschlusses. Die am letzteren entstehenden
                              									Vertiefungen verschoben sich nur etwas seitwärts. Hierauf verwandte man
                              									Granitschwellen mit wenig besserem Erfolge; endlich auch Asphaltplatten in der
                              									Meinung, es werde hiermit der schroffe Uebergang beseitigt und eine Verbindung des
                              									Stampfasphalts mit den Asphaltplatten durch die überfahrenden Fuhrwerke
                              									herbeigeführt. Auch dieser Versuch misslang, wozu allerdings die mangelhafte
                              									Beschaffenheit der Asphaltplatten wesentlich beigetragen haben mag. Hierauf legte
                              									man die Schienen in Asphaltumhüllung, führte den Stampfasphaltbis an die
                              									Schienen durch und goss die Stossfugen mit Gussasphalt aus. Eine Zeit lang schien
                              									sich dieser Anschluss zu halten; allein die fortwährenden starken Stösse, das
                              									Eindringen von Wasser und die Einwirkung des Frostes, hauptsächlich aber das im
                              									Winter zur Freihaltung der Gleise von Schnee und Eis gestreute Salz zerstörten
                              									innerhalb kurzer Zeit selbst den best hergestellten Anschluss. Die letzt erwähnte
                              									Anschlussart hat unter anderem auch noch den Nachteil, dass man sie im Winter gar
                              									nicht oder nur schlecht ausbessern kann. Am besten von allen Versuchen hat sich bis
                              									jetzt noch die Einfassung mit einigen Reihen von Holzklötzen bewährt; hierzu eignet
                              									sich namentlich das australische Hartholz. Bei sorgsamer und sachgemässer Ausführung
                              									scheint zunächst dieses Mittel das zweckmässigste von allen zu sein.
                           Neuerdings belegt man an den stark befahrenen Weichen und Kreuzungen die ganzen
                              
                              									Flächen zwischen den Schienen mit Hartholz, nachdem sich bislang auch an diesen
                              									Stellen Asphalt nicht als haltbar erwiesen hatte.
                           Derartige Einfassungen von Strassenbahngleisen in Holzpflaster werden dann auch von
                              									anderer Seite empfohlen und waren in verschiedenen Ausführungsformen in natürlicher
                              									Grösse ausgestellt.
                           Interessant ist auch das von der Bismarckhütte in
                              									Oberschlesien vorgeführte ∪-förmige Fuhrwerksgeleise zum
                              									Einbau in Landwege, Chausseen oder gepflastete Strassen.
                           Eine Strassenaufreiss-Maschine von Gebrüder Bobe in
                              									Dresden-Plauen besitzt den Vorzug, dass sie selbsttätig wirkt, indem die
                              									Aufreisstähle durch eine selbsttätig arbeitende Vorrichtung ein- und ausgerückt
                              									werden. Abreissen dieser Reisstähle ist ausgeschlossen, da sie bis auf die Spitze
                              									von starken Trägern unterstützt werden.
                           Für Strassenbaumaterial, wie auch für viele andere Verwendungszwecke wird auch der
                              									Tirpersdorfer und Theumaer Fruchtschiefer empfohlen, der seitens zweier Steinbrüche
                              									ausgestellt war, nämlich von Max Härtel in Tirpersdorf
                              									und von den Theumaer Plattenbrüchen A.-G. zu Theuma und
                              									der in der Nähe der Bahnstation Lottengrün im sächsischen Voigtlande gewonnen wird.
                              									Es ist ein Andalusitschiefer von besonderer Härte und Widerstandsfähigkeit, der bis
                              									1860 kg/qcm
                              									Druckfestigkeit besitzt und ausser für Strassen besonders auch für Zaunsäulen,
                              									Grenzsteine, Wandplatten usw. empfohlen wird, da sich sehr grosse Stücke daraus
                              									herstellen lassen. Auch wird ihm nachgerühmt, dass er säurebeständig sei und dass er
                              									sich demgemäss vorzüglich zur Anwendung in chemischen Fabriken eigne.
                           Mit dem Strassenbauwesen eng zusammen hängt die Entwässerung und alles, was sich
                              									dieser anschliesst, wie denn auch in der bereits erwähnten Schrift der Stadt
                              									Frankfurt auch auf die Lage der Entwässerungskanäle, Gas- und Wasserleitungen,
                              									Lichtkabel, Post- und Feuertelegraphenleitungen usw. eingehend Rücksicht genommen
                              									ist. Auch die Stadt Köln war mit einer Schrift vertreten, die deren
                              									Kanalisationswesen behandelt. Aus dieser Schrift sind namentlich die Stellen
                              									interessant, die über die Schwierigkeiten der Kanalisation gerade in Köln handeln,
                              									wo die Strassen im allgemeinen sehr schmal sind und wo ferner der Boden der Altstadt
                              									äusserst ungleichmässig und gänzlich mit Schutt und Mauerwerk durchsetzt ist. Im
                              									Innern der Stadt wird überhaupt nur noch in wenigen Strassenzügen und auch hier erst
                              									in grösserer Tiefe der natürliche Boden angetroffen. Dies ist um so unangenehmer,
                              									als die Fundamente der alten Häuser meistens wenig tief sind und somit oft die
                              									Absteifung ganzer Strassenzüge notwendig wurde, wenn nicht die Häuser durch die
                              									Arbeiten zur Herstellung der Kanäle zum Einstürze gebracht werden sollten.
                           
                           Von allgemeinerem Interesse waren die Strassenquerschnitte, die in Verbindung
                              									mit den bereits erwähnten Strassenbaustrecken in den natürlichen Verhältnissen in
                              									der Aussellung vorgeführt wurden. Ein solcher, von der Firma Windschild & Langelott in Cossebaude bei Dresden hergestellt, zeigt in
                              									der Hauptsache die getrennte Ableitung der Regen- und Wirtschaftswässer, und zwar
                              									unter Verwendung von Doppel-Betonröhren, die in einem Stück von äusserlich
                              									eiförmigem Querschnitt oben ein kreisförmiges Profil für Regenwasser, unten ein
                              									verkehrthaubenförmiges für Schmutzwasser enthalten (Fig.
                                 										1). Derartige Profile sind in Bromberg und Insterburg ausschliesslich zur
                              									Anwendung gelangt und haben sich hier, wie auch anderwärts gut bewährt. Namentlich
                              									wird hervorgehoben, dass Nachteile im Betriebe gegenüber getrennten Kanälen für
                              									Schmutz- und Regenwasser sich nicht ergeben, während die Kosten infolge der
                              									Möglichkeit, nur ein einziges Kanalprofil zu verlegen, sich bedeutend geringer
                              									stellen. Es ist an jedem beliebigen Punkt der Leitung möglich, die
                              									Schmutzwasserleitung von der Regenleitung in jeder gewünschten Richtung sich
                              									abzweigen zu lassen, wenn z.B. das Schmutzwasser einer Kläranlage zugeführt werden
                              									soll, während das Regenwasser ohne weiteres in einen Flusslauf einfliessen kann. Der
                              									Einsteigeschacht unterscheidet sich bis zur Sohle der Regenleitung in nichts von
                              									einem gewöhnlichen Einsteigeschacht. Um das Schmutzwasserprofil zugänglich zu
                              									machen, ist in die Schachtsohle ein eiserner Rahmen eingesetzt, dessen Lichtöffnung
                              									mittels Bajonettverschluss durch einen eisernen Deckel gewöhnlich verschlossen
                              									gehalten wird. Der Deckel wird in seiner Führung gut in Fett gehalten und lässt sich
                              									nach den vorliegenden mehrjährigen Erfahrungen stets leicht und bequem lösen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 40
                              Fig. 1. Strassenquerschnitt hergestellt von Windschild & Langelott.
                              
                           Ferner ist auf diesem Strassenquerschnitt ein Sinkkasten nach System Mairich mit dargestellt, der einen herausziehbaren
                              									Eimer besitzt (Fig. 2). Grobe Beimengungender
                              									Kanalwässer (Geschiebe, Sinkstoffe, Fett) sollen den Strassen- und Hauskanälen
                              									möglichst fern gehalten werden, da durch die ersteren ein mechanisches Abschleifen
                              									der Kanalsohle stattfindet, während das Fett verhärtet und mit den Geschieben und
                              									groben Schlammteilen Ansätze bildet, die zu erheblichen Verengungen des
                              									Kanalquerschnitts führen, die Leistungsfähigkeit der Kanäle herabmindern, die
                              									Reinigung erschweren und grosse Räumungskosten verursachen. Man hat deshalb seit
                              									Jahren sowohl auf den Strassen wie innerhalb der Grundstücke Schlammfänger
                              									(Sinkkasten, Gullies) angeordnet. Die meisten der bisher zur Anwendung kommenden
                              									Schlammfänger leiden an dem grossen Uebelstande, dass sie entweder keinen zur
                              									Aufnahme des Schlammes dienenden Eimer besitzen, oder dass der günstigstenfalls
                              									vorgesehene Eimer den unteren Raum des Sinkkastens nicht ausfüllt oder nicht
                              									genügend abschliesst. Die Ablagerung von Schlamm neben dem Eimer ist sonach
                              									unvermeidlich, so dass eine Herausnahme bei Reinigungsarbeiten sehr erschwert,
                              									häufig unmöglich gemacht und immer noch eine nachträgliche Ausbaggerung des
                              									Schlammfängers nötig wird.
                           Um diese Uebelstande zu vermeiden, wird der Eimer bei dem System Mairich im unteren Teile des Schlammfängers durch
                              									Führungsrippen in gleichmässigem Abstande von der Wand gehalten. Der Abschluss
                              									geschieht durch den schräg abstehenden, biegsamen Rand, so dass alle von oben
                              									einfallenden oder seitlich zugeführten Sinkstoffe unbedingt in ihn gelangen. Der
                              									biegsame Rand besteht aus Gummi, das gegen fettige Wässer widerstandsfähig und
                              									dessen Abnützung oder Beschädigung bei normalem Betriebe ausgeschlossen ist. Diese
                              									Schlammfänger haben sich bereits in vielen Städten gut bewährt.
                           Ferner war in diesem Strassenquerschnitt eine selbstätige Spülanlage nach Mairich zu sehen, die ihre Inbetriebsetzung noch sicher
                              									mit einer Wassermenge von nur 1 Liter in der Minute gestattet, und zwar unabhängig
                              										davon, ob die
                              									zugehörigen Wasserbehälter einen kleineren oder grösseren Fassungsraum besitzen.
                              									Selbst in Zeiten von Wasserarmut ist man deshalb imstande – ohne die Spülanlage
                              									täglich bedienen zu müssen – mit geringen Wassermengen für die Entwässerungsanlage
                              									eine selbsttätig eintretende, energisch wirkende Spülung zu erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 41
                              Fig. 2. Sinkkasten, System Mairich, von Windschild & Langelott.
                              
                           Die Anlage (Fig. 3) besteht aus einem Schacht, an den
                              									sich ein beliebig langer, aus Röhren gebildeter, wagerecht verlegter Behälter
                              									anschliesst. In dem Schachtsteht ein Glockenheber, dessen inneres Heberrohr mit
                              									seiner Ueberlaufkante etwas über den Scheitel des wagerechten Behälters hinausragt.
                              									Das untere Ende des Heberrohres führt durch den Boden des Schachtes nach einem
                              									darunter angebrachten Behälter und taucht in das in letzterem stehende Wasser etwas
                              									ein, so dass ein Wasserverschluss gebildet wird. Der unter dem Schacht befindliche
                              									Behälter kann mit der Spülanlage durch einen in der Regel verschlossenen Spund (Fig. 3 Querschnitt) behufs Entleerung in Verbindung
                              									gebracht werden. Die als Wasserverschluss wirkende zylindrische Glocke über dem Heberrohr ist nach
                              									allen Seiten drehbar, so dass der Anschluss an die Entwässerungsanlage nach jeder
                              									gerade gewünschten Richtung erfolgen kann.
                           Ueber dem Wasserspiegel des gefüllten Behälters ist ein kleiner Wasserbehälter
                              									angebracht, der ebenfalls einen kleinen Glockenheber besitzt, dessen Heberrohr bei
                              									unten offener Ausmündung so lang ist, dass der Wasserspiegel nach Füllung des
                              									grossen Behälters die Oeffnung des Heberrohres als Wasserverschluss gerade
                              									verschliesst. Die Speisung erfolgt gewöhnlich durch Anschluss an die Wasserleitung,
                              									an einen Wasserlauf oder an einen Laufbrunnenüberlauf, nötigenfalls auch durch einen
                              									Pumpenbrunnen. Es ist nur erforderlich, am Steigrohr, unterhalb des Auslaufes eine
                              									Abzweigung anzulegen, durch die bei jedesmaliger Benutzung des Brunnens der Anlage
                              									Wasser zugeführt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 42
                              Fig. 3. Selbsttätige Spülanlage nach Mairich von Windschild &
                                 										Langelott.
                              
                           Die Wirkungsweise der Spülanlage ist folgende: Die mittels eines Regulierhahnes in
                              									schwachem Strahl zufliessende Wassermenge wird in den kleinen Behälter geleitet und
                              									fliesst nach dessen Füllung bis zur Ueberlaufkante des inneren Heberrohres ständig
                              									nach dem grossen Behälter ab. Sobald letzterer gefüllt ist, wird das untere Ende des
                              
                              									Heberrohres im kleinen Behälter durch den Wasserspiegel verschlossen. Jedoch fliesst
                              									das zugeleitete Wasser noch eine Zeit lang nach dem unteren Behälter ab. Hierbei
                              									wird die Luft in dem kleinen Heberrohr und innerhalb der Glocke nach und nach etwas
                              									gepresst, bis der erzeugte Druck den Flüssigkeitsspiegel zwischen Glocke und
                              									Heberrohr herunterdrückt und kein Ueberlaufen in letzteres mehr stattfindet. Nun
                              									steigt vermögedes verengten Querschnittes des Heberbehälters (s. Fig. 3 Querschnitt) in letzterem der Wasserspiegel
                              									schnell über die Ueberlaufkante des kleinen Heberrohres an bis zu einer Höhe, in der
                              									der hierdurch erzeugte Wasserdruck das Uebergewicht über die in dem Heberrohr und
                              									Glockenheber von unten her erzeugte Luftpressung erlangt. Hierauf ergiesst sich das
                              									in dem verengten Teile des Heberbehälters über die Ueberlaufkante des Heberrohres
                              									angesammelte Wasser plötzlich in das kleine Heberrohr und es bildet sich in diesem
                              									infolge der verengten Einströmöffnung ein geschlossener Wasserstrahl, der in der
                              									Mitte frei herabfällt und binnen kurzer Zeit eine solche Luftverdünnung in der
                              									Glocke erzeugt, dass er den Heber in volle Tätigkeit versetzt.
                           Nunmehr entleert sich der kleine Behälter rasch in den darunter befindlichen. Sobald
                              									der wagerecht abgezweigte Behälter gefüllt ist, hebt sich der Wasserspiegel infolge
                              									des sich nur auf den Schacht beschränkenden Querschnittes und infolge der aus dem
                              									kleinen Spülbehälter sehr stark zufliessenden Wassermenge (über 1 l in der Sekunde)
                              									ebenfalls schnell und bringt hierdurch den grossen Glockenheber in Tätigkeit und den
                              									ganzen Inhalt des Spülbehälters zum Erguss. Sobald der Wasserspiegel unter den
                              									Scheitel des wagerechten Behälters gesunken ist, und nachdem sich der kleine
                              									Behälter vollständig entleert hat, tritt Luft in das obere Heberrohr von unten ein,
                              									die Wassersäule fällt herab und die in dem Glockenheber entstandene Luftleere wird
                              									zerstört. Der kleine Behälter füllt sich wieder und das Wasser läuft aus ihm wieder
                              									beständig durch das Heberrohr ab.
                           Damit nun der grosse Glockenheber bei einem bestimmten niedrigsten Wasserstande im
                              									Schacht ebenfalls ausser Tätigkeit kommt, ist ein besonderes kleines Rohr (s. Fig. 3 Querschnitt) neben der Glocke und oben in
                              									diese einmündend angebracht. Sein unteres Ende ist erweitert und ausserdem ist die
                              									Unterkante der Erweiterung noch mit Einbuchtungen versehen, damit sich nicht etwa
                              									eine Blase bilden und das Rohr verschlossen halten kann. Sobald nun etwas Luft durch
                              									das Nebenrohr unter den Glockenheber gelangt ist, fällt die darin befindliche
                              									Wassersäule herab und das Spiel der Füllung und Entleerung der Spülbehälter beginnt
                              									von neuem. Die Häufigkeit der Spülung ist durch Regelung des Zulaufes zu bestimmen.
                              									Jährlich einmal ist der Boden der Anlage vom Schlamm zu reinigen. Im übrigen
                              									erfordert sie keinerlei Bedienung.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)