| Titel: | Das Bauwesen und die Feuerungsanlagen auf der Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden. | 
| Autor: | Gustav Rauter | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 56 | 
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                        Das Bauwesen und die Feuerungsanlagen auf der
                           								Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden.
                        Von Dr. Gustav Rauter.
                        (Fortsetzung von S. 42 d. Bd.)
                        Das Bauwesen und die Feuerungsanlagen auf der Deutschen
                           								Städte-Ausstellung zu Dresden.
                        
                     
                        
                           Eine grössere Ausstellung ihrer zur Strassenentwässerung dienenden
                              									Konstruktionen führte die Firma Dyckerhoff &
                                 										Widmann, Biebrich und Dresden, vor. Hier sahen wir das grosse Profil eines
                              									Flutkanals der Stadt Dresden in natürlicher Grösse (Fig.
                                 										4) mit einem hineinführenden Zugang, der durch einen in eine Plakatsäule
                              									mündenden Treppenschacht bequem zugänglich gemacht war. Während in diesen Kanal
                              									seitlich verschiedene Leitungen eintraten, befand sich unter der Gangbahn ein
                              									besonderer Regenwasserkanal, der dazu bestimmt ist, dasvon den Hausdächern
                              									herunterstürzende Regenwasser, sowie das Wasser aus den Strassenrinnen aufzunehmen,
                              									so dass also Schmutzwasserkanäle und Regenabwässerung getrennt sind und in
                              									verschiedenen Kanälen abgeführt werden.
                           Auch den von Schienenrinnen der Strassenbahn mitgeführten Wassermengen ist bei diesem
                              									Kanalprofil besondere Aufmerksamkeit geschenkt worden. Sie sind auch um so weniger
                              									zu vernachlässigen, als sie namentlich dann recht gross sein können, wenn die
                              									Strasse sich im
                              									Gefälle befindet und das in ihnen sich ansammelnde Wasser nicht seitlich nach der
                              									Strassenrinne, sondern den Schienen entlang läuft. Um dieses abzuführen, sind in
                              									jeder Geleismitte von Zeit zu Zeit Sinkkästen angeordnet, die einen Zugang von den
                              									Schienenrinnen her haben. Je zwei benachbarte Sinkkästen sind durch Ueberlaufrohre
                              									untereinander verbunden und aus einem davon geht dann ein Ablaufrohr in den
                              									Flutkanal.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 56
                              Fig. 4. Flutkanal der Stadt Dresden von Dyckerhoff & Widmann.
                              
                           Die Geigersche Fabrik für Strassen- und
                                 										Hausentwässerungs-Artikel zu Karlsruhe in Baden war mit ihren Erzeugnissen
                              									teilweise bei der Ausstellung der vorgeführten Strassenquerschnitte beteiligt,
                              									teilweise gab sie auch in einem eigenen hübschen Aufbau verschiedene
                              									Ausführungsformen von Zubehörteilen aller Art zu Kanalisations- und
                              									Entwässerungsanlagen. Die von der Firma ausgestellten Schieber zeichnen sich durch
                              									grosse Mannigfaltigkeit der Konstruktion aus, je nach Kanalprofil, Verwendungszweck
                              									usw. Hier sind namentlich die Handschieber zu erwähnen, bei denen das Herausziehen
                              									und Herablassen der Schieber nicht mittels einer Kette, sondern mittels einer Stange
                              									erfolgt, so dass der Schieber auch beim Herabgehen zwangsläufig geführt ist und
                              									nicht leicht durch sich ihm entgegenstellende Reibungswiderstände offen stehen
                              									bleiben kann.
                           Ein Kanalspüler, System Geiger (Fig. 5), beruht auf der Verbindung eines Spülers mit
                              									offener Schieberschale mit einem Glockenheber. Hierbei wird der Spüler durch einen
                              									über das Ablaufrohr gestülpten Gusszylinder gebildet, der unten auf vier, an das
                              									Ablaufrohr angegossenen Rippen steht und dessen zu einer Haube erweiterter oberer
                              									Teil die auf dem Ablaufrohr sitzende und in einer Messingstopfbüchse geführte,
                              									bewegliche Schwimmerschale umschliesst.
                           Das im Sammelbehälter sich anstauende Wasser tritt zwischen den Rippenansätzen des
                              									Ablaufrohres in den ringförmigen Raum zwischen diesem und dem Zylindermantel, steigt
                              									darin empor und hebt, wenn es dieSchwimmerschale erreicht hat, letztere so
                              									hoch, bis sie mit dem an der Bodenöffnung angebrachten Ventilsitz an die darüber
                              									angeordnete Gummischeibe stösst, wodurch die Schwimmerschale in der Aufwärtsbewegung
                              									aufgehalten und ihre Bodenöffnung geschlossen wird.
                           Da der Wasserzufluss fortdauert, steigt nun das Wasser über den oberen Rand der
                              
                              									Schwimmerschale, läuft in diese über und füllt sie, wodurch der Auftrieb aufhört,
                              									den das Wasser bisher darauf ausgeübt hatte. In diesem Augenblicke kommt das
                              									Eigengewicht der Schwimmerschale zur Geltung; sie versinkt plötzlich und das Wasser
                              									strömt mit grosser Kraft durch die jetzt freigegebene Bodenöffnung der Schale in das
                              									Ablaufrohr.
                           Dadurch wird die in letzterem befindliche Luft abgesaugt; es entsteht im Innern des
                              									Spülers ein luftverdünnter Raum und der äussere atmosphärische Druck presst nunmehr
                              									den ganzen Inhalt des Sammelbehälters in die Rohrleitung.
                           Zur Verhütung einer Zusammenpressung der Luft beim Aufsteigen des Wassers in der
                              									Heberglocke ist der Ventilzapfen hohl und lässt die innere Luft bei geschlossenem
                              									Schwimmerventil aus der Glocke in das Ablaufrohr entweichen. Der hohle Ventilzapfen
                              									wirkt auch als Ueberlauf im Falle eines Versagens des Kanalspülers, so dass
                              									Ueberschwemmungen ausgeschlossen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 56
                              Fig. 5. Kanalspüler, System Geiger.
                              
                           Ganz abweichend in der Konstruktion ist der Kippspüler nach System Buhle. Dieser besteht (Fig. 6 u. 7) aus einem
                              									schmiedeeisernen Kippgefäss von etwa 1 cbm Inhalt, das fest auf einer drehbaren
                              									Achse aufsitzt (Fig. 7). Dieses Kippgefäss hat nicht die bekannte Form der gewöhnlichen
                              									Kippspüler, sondern es ist oben geschlossen, so dass in keiner Stellung seitlich
                              									Wasser austreten kann und dass von dem Augenblicke an, in welchem das Kippgefäss bis
                              									zu dem wagerechten Teil seines Deckels gefüllt ist, alles hinzutretende Wasser
                              									ausschliesslich ein Drehmoment in der Kipprichtung hervorruft. Der Drehpunkt des
                              									Kippgefässes liegt ungefähr in der Schwerachse des bis an den wagerechten Deckelteil
                              									reichenden Wasserkörpers, und das Kippgefäss ist durch ein am Boden angebrachtes
                              									Gegengewicht ausgeglichen, so dass es sich in leerem Zustande von selbst aufrecht
                              									stellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 57
                              Kippspühler, System Buhle.
                              
                           Die Auslassöffnung des Kippgefässes wird durch eine zum Drehpunkt konzentrisch
                              									angeordnete Wand des zur Aufstellung des Apparates dienenden Schachtes begrenzt;
                              									diese Wand erstreckt sich über den grösseren Teil des von der Auslassöffnung beim
                              									Kippen zurückgelegten Weges, so dass die Oeffnung erst dann frei wird, wenn das
                              									Gefäss fast ganz umgekippt ist. Infolgedessen vergrössert sich das Kippmoment
                              									zunächst stetig, wodurch das Kippen sicher erfolgt. Sowie die Oeffnung frei wird,
                              									fliesst dann der ganze Inhalt des Kippgefässes plötzlich in vollem Strahle und mit
                              									kräftigster Spülwirkung aus. Damit hierbei die eckige Querschnittsform des
                              									Kippgefässes dem Wasser kein Hindernis bietet, rasch auszufliessen, ist auf dem
                              									wagerechten Deckelteil ein Luftrohraufgesetzt, das bis zur Höhe der
                              									Ueberlaufkante der Ausflussöffnung reicht. Zur Milderung der beim Umkippen und
                              									Wiederaufrichten des Kippgefässes auftretenden Stösse sind Wasserpolster und
                              									Gummipuffer angebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 57
                              Kippspüler, System Buhle und Geiger.
                              
                           Aehnlich ist auch der Kippspüler nach System Buhle und
                              										Geiger (Fig. 8 u. 9). Hierbei
                              									dient das Kippgefäss nur zur Einleitung der Entleerung eines besonderen grösseren
                              									Sammelbehälters und ist in einem gusseisernen Gehäuse angeordnet, das gleichzeitig
                              									zur Lagerung des Kippgefässes und als Abschluss des Sammelbehälters gegen den Kanal
                              									dient. Die Verbindung zwischen dem Innern des Kippgefässes und dem Sammelbehälter
                              									wird durch zwei an dem Gehäuse befestigte, bis auf den Boden des Sammelbehälters
                              									hinabreichende Knierohre hergestellt, um deren wagerechte Schenkel die zu
                              
                              									Stopfbüchsen ausgebildeten Lagerzapfen des Kippgefässes drehbar sind.
                           Wenn das Wasser in Sammelbehälter und Kippgefäss den Stand erreicht hat, bei dem letzteres zum Kippen
                              									gebracht werden soll, dann entleert sich der Sammelbehälter bis zur Unterkante der
                              									Einlauföffnungen des Kippgefässes unter Druck. Dadurch, dass während dieser
                              									Entleerung die Ausflussöffnung des Kippgefässes tiefer als die Unterkante der
                              									genannten Einlauföffnungen, d.h. der Knierohre liegt, bildet der Apparat einen
                              									Heber, der das alsdann noch unter genannter Kante im Sammelbehälter stehende Wasser
                              									bis auf die Sohle absaugt und dadurch die völlige Leerung des Behälters bewirkt.
                           Diese Ausführungsform bietet gegenüber der vorbeschriebenen Anordnung den Vorteil,
                              									dass bei verhältnismässig geringer Grösse des Kippgefässes eine grössere Wassermenge
                              									angestaut werden kann. Zur Milderung des beim Kippen auftretenden Stosses, sowie zum
                              									leichteren Aufrichten dient hier ein an der Unterseite des Kippgefässes angebrachter
                              									Schwimmer.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 58
                              Fig. 10. Kanalspüler mit versinkender Schwimmerschale, System Geiger.
                              
                           Auch ein Kanalspüler mit versinkender Schwimmerschale ist hier zu erwähnen. Dieser
                              									besteht (Fig. 10) aus einem im Ablaufrohr eines
                              									Sammelbehälters angeordneten, ausziehbaren und in einer Metallstopfbüchse geführten
                              									Messingrohr, auf das ein grosser flacher, oben offener Schwimmer aufgesetzt ist. Die
                              									bei leerem Sammelbehälter in ihrer tiefsten Stellung sich befindende Schwimmerschale
                              									wird durch das sich im Behälter ansammelnde Wasser langsam gehoben und steigt so
                              									hoch, bis sie mit dem am Schalenboden angebrachten Ventilsitz an die darüber
                              									angeordnete Metallstange und Gummischeibe stösst, wodurch die Schwimmerschale in der
                              									Aufwärtsbewegung aufgehalten und die Bodenöffnung geschlossen wird.
                           Da der Wasserzufluss nun noch fortdauert, so übersteigt das Wasser den oberen
                              
                              									Rand der Schwimmerschale, läuft in diese über und füllt sie. In diesem Augenblicke
                              									kommt ihr Eigengewicht zur Geltung; sie versinkt plötzlich unter Freigabe der
                              									Bodenöffnung in der Schale bis auf den Grund des Sammelbehälters, worauf sich dieser
                              									alsbald durch das Ablaufrohr in den Kanal entleert. Nachdem sich der Spülbehälter
                              									bis auf die Höhe des oberen Randes der Schwimmerschale geleert hat, läuft auch diese
                              									aus, hebt sich durch den wieder zur Wirkung kommenden Auftrieb über den
                              									Wasserspiegel empor, und die Füllung des Sammelbehälters beginnt von neuem.
                           Die mit dem Wasser in den Sammelbehälter gelangenden Schlammteile können sich in dem
                              									durch die Vertiefung im Boden gebildeten Sumpfe ablagern. Dieser wird dann von Zeit
                              									zu Zeit durch Oeffnen des mit einer Putzschraube verschlossenen und in das Standrohr
                              									einmündenden Leerlaufes gereinigt und ausgespült.
                           Diese Spülapparate können unter der Erde und bei zu seicht gelegenen Kanälen auch
                              									über der Erde aufgestellt werden; sie lassen sich jedoch wegen ihrer grossen
                              									Konstruktionshöhe von 2,30 m nur bei genügend tief liegenden Rohrkanälen verwenden
                              									und eignen sich besser zur Aufstellung über der Erde.
                           Ferner führt die Firma Geiger noch ihre patentierten
                              									Dichtungsapparate vor, die zur Herstellung von Muffenrohrverbindungen nach Beinhauer dienen. Nach diesem Verfahren wird beim
                              									Dichten von Muffenrohren folgendermassen gearbeitet:
                           In das zu verlegende Rohr wird ein aus einem Gummizylinder bestehender, durch
                              									Metallscheiben luftdicht abgeschlossener Hohlkörper so weit eingeführt, dass er zur
                              									Hälfte aus dem glatten Rohrende vorsteht. Dieser Schwellkörper steht durch ein
                              									steifes oder elastisches Rohr mit einer Druckluftpumpe in Verbindung, durch die er
                              									so stark aufgetrieben wird, dass er fest in dem Rohre haftet. Sein aus dem Rohre
                              									vorstehender Teil bildet so einen zylindrischen Zapfen, der dem Rohre beim Verlegen
                              									als Führung dient, so dass es durch Einschieben in die Muffe des bereits verlegten
                              									Rohres ohne weiteres in die gleiche achsiale Richtung mit letzterem gebracht und so
                              									ein genaues Aufeinanderpassen der Innenflächen beider Rohre erreicht wird.
                           Dann wird durch stärkeres Aufpumpen des Dichtungsapparates dessen elastischer
                              									Schwellkörper so fest an die Innenwandung der beiden Rohrenden angepresst, dass die
                              									Stossfuge vollständig dicht nach innen abgeschlossen wird. Nachdem die Muffe
                              									inzwischen auch nach aussen auf geeignete Weise – entweder mittels eines besonders
                              									dazu eingerichteten Gummidichtungsringes oder mittels Tonwulstes – abgedichtet
                              									worden ist, erfolgt sofort deren Ausgiessen mit dem flüssig gemachten Kitt, der
                              									dabei die ganze Muffe bis in die Stossfuge ausfüllt und so eine zuverlässige
                              									Abdichtung bewirkt. Sobald der Kitt einige Festigkeit bekommen hat, lässt man die
                              									Luft aus dem Dichtungsapparat austreten, worauf er leicht herausgenommen werden
                              									kann.
                           Von besonderer Wichtigkeit erscheint dies Verfahren für die gute Herstellung von
                              									Steinzeugrohrleitungen, da mit dem bisherigen Dichtungsverfahren unter Verwendung
                              									von Teerstricken die Ausführung wirklich solider, dauernd dichter und innen glatter
                              									Leitungen nicht leicht möglich war. Es ist bekannt, wie rasch bei den grossen
                              									offenen Stossfugen der Steinzeugrohrleitungen die Teerstricke zerstört werden, wie
                              									schnell sich an den Unebenheiten und Vorsprüngen der Stossfugen Ablagerungen und
                              									fettige Verfilzungen bilden, die in kurzer Zeit den ganzen Rohrquerschnitt zusetzen
                              									und Verstopfungen herbeiführen können, und wie die Kanalgase bei starker
                              									Inanspruchnahme einer Hausrohrleitung durch die mangelhaft abgedichteten
                              									Muffenrohrverbindungen in die Räume eines Hauses gedrückt werden können, Auch sei
                              									noch darauf hingewiesen, dass sich die Dichtungsapparate nach Patent Beinhauer auch sehr gut zum Prüfen von verlegten
                              									Rohrleitungen auf ihre Dichtigkeit, sowie zum Spülen von Kanalleitungen eignen, da
                              									man mit ihnen die Hauptleitung wie die Seitenabzweige auf einfache Weise dicht
                              									abschliessen kann.
                           Zur Herstellung von Muffendichtungen an Bogenrohren bedient man sich, wie ausserdem
                              									noch bemerkt sein mag, für das Luftzuführungsrohr biegsamer Metallrohre.
                           Die Stadt Malle an der Saale stellte Profile der neu
                              									erbauten Kanalisationsanlage am Moritzzwinger aus, und zwar das eine dieser Profile
                              									in einem Modell in natürlicher Grösse. Bei der Ausführung des Kanals sollte
                              									hauptsächlich der aus Zementbeton (Konkretmauerwerk) bestehende eigentliche
                              									Kanalkörper gegen die äusseren Einflüsse säurehaltigen Grundwassers geschützt
                              									werden. Dies ist seitlich durch Bohlwände, nach unten durch Grundplatten und
                              									Sohlstücke und nach oben durch einen Anstrich mit Siderosthen erreicht; Bohlwände,
                              									Grundplatten, Sohlstücke und die innere Kanalleitung sind ebenfalls mit Siderosthen
                              									gestrichen. Das sich seitlich und unten sammelnde Grundwasser wird durch
                              									Drainageleitungen den Sohlstücken zugeführt.
                           Durch die dreiteiligen Sohlstücke, die der Firma Lieboldt
                                 										& Co. in Langebrück durch Musterschutz geschützt sind, werden in den
                              									beiden Seitenkanälen etwaige Schlammablagerungen aufgenommen, während der mittlere
                              									Kanal nur das geklärte Wasser abführt; einer Verschlammung der Sohlstücke wird daher
                              									in ausgiebigster Weise begegnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 59
                              Fig. 11. Profil 1. Von der Glauchaer- bis zur Zenkerstrasse.
                              
                           Von den vorgeführten Profilen ist namentlich das erste bemerkenswert (Fig. 11), weil es einen halbeiförmigen Querschnitt
                              									mit flacher Decke bildet, die im Innern eine Einlage aus Zerrblech (Streckmetall)
                              									besitzt. Im übrigen sind die Kanäle im wesentlichen gleich ausgeführt (Fig. 12–14). Sämtlich
                              									sind sie im Innern an der Sohle mit einer Auskleidung von Klinkern versehen. Näheres
                              									ergibt sich aus beistehenden Abbildungen.
                           Schliesslich sei bezüglich der Kosten noch bemerkt, dass sie sich einschliesslich
                              									Erdarbeit und aller Materialien
                           für Profil I von der Glauchaer- bis zur Zenkerstrasse auf 127,50 Mark bei 160/160 cm
                              									lichter Weite,
                           für Profil II von der Zenker- bis zur Rannischen Strasse auf 117,30 Mark bei 170, 136
                              									cm lichte Weite,
                           für Profil III von der Rannischen Strasse bis zur Volksschule auf 118,00 Mark
                              									bei 180/120 cm lichter Weite,
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 59
                              Fig. 12. Profil 2. Von der Zenker- bis zur Rannischen Strasse.
                              
                           für Profil IV von der Volksschule bis zur Leipzigerstrasse auf 80,00 Mark bei 120/80
                              									cm lichter Weite auf das laufende Meter gestellt haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 59
                              Fig. 13. Profil 3. Von der Rannischen Strasse bis zur Volksschule.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 59
                              Fig. 14. Profil 4. Von der Volksschule bis zur Leipzigerstrasse.
                              
                           Steinzeugrohre und verwandte Artikel waren von sehr vielen Seiten ausgestellt, und
                              									zwar von einer Reihe der grössten Firmen auf diesem Gebiete. Hier sind zunächst zu
                              									nennen die Rheinischen Steinzeugwerke G. m. b. H. in
                              									Köln, die einen Doppelrostsinkkasten für Trennkanalisation, einen Kölner Sinkkasten
                              									mit Reinigungsklappe, 4 bis 5-eckige Kabelröhren mit Verteilungskasten und manches
                              									andere mehr in einem schönen Aufbau vorführten. Bei dem Doppelrostsinkkasten (Fig. 15) befindet sich unter dem oberen Gitterroste
                              									noch ein zweiter runder Siebrost mit Handgriff, der wenigstens die gröbsten
                              									Schmutzteile zurückhält und von Zeit zu Zeit zu deren Entfernung herausgenommen werden kann. Während
                              									bei dieser Konstruktion Versetzen der Roste durch Schlamm zu befürchten ist, so ist
                              
                              									dieser Nachteil bei den Kölner Sinkkästen völlig ausgeschlossen, die ähnlich wie die
                              									bereits erwähnten Schlammfänger nach System Mairich
                              									unter dem Einfallgitter einen herausnehmbaren Eimer enthalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 60
                              Draufsicht des unteren Rostes.
                              
                           Die Firma Fr. Chr. Fikentscher in Zwickau zeigte Tröge
                              									für Schlacht- und Viehhöfe, sowie Pflasterplatten, Trottoir- und
                              									Schornsteinaufsätze.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 60
                              Fig. 15. Doppelrost-Sinkkasten der Rheinischen Steinzeugwerke.
                              
                           Die Deutsche Tonröhren- und Chamottefabrik zu
                              									Münsterberg in Schlesien und die Deutsche
                                 										Steinzeugwarenfabrik für Kanalisation und chemiche Industrie zu
                              									Friedrichsfeld in Baden führten ihre Erzeugnisse in geschlossenen Räumen vor, die so
                              									ziemlich alles umfassten, was in das Gebiet der Kanalisation fällt, soweit es in
                              									braunem, salzglasiertem Steinzeug ausgeführt werden kann.
                           Von der Ausstellung der letzteren Firma sind namentlich die Steinzeugsohlschalen und
                              										Knauffschen Platten zu erwähnen, die zur
                              									Auskleidung grösserer Kanalprofile aus Beton von 900/600 mm an aufwärts dienen (Fig. 17). Die Sohlschalen, auf der Aussenseite mit
                              									aufgerauhten Längsrillen versehene Teilstücke kreisrunder muffenloser
                              									Steinzeugröhren, werden in den Radien der Röhren selbst, von 25 bis 500 mm
                              									Halbmesser und mit beliebiger Sehnenlänge angefertigt. Letztere wird in der Regel
                              									derart bemessen, dass ein Rohr drei oder vier Sohlschalen ergibt. Die Knauffschen Platten a
                              									dienen zur Auskleidung der Kanalwandungen unmittelbar oberhalb der erwähnten
                              									Sohlstücke. Sie sind gleichfalls auf der Rückseite d
                              									mit aufgerauhten Längsrillen versehen, um ein sicheres Haften des Mörtels oder
                              
                              									Asphaltkittes zu erreichen. Ausserdem besitzen sie abgeschrägte Kanten, so dass bei
                              									ihrer Anwendung die Herstellung einer möglichst genauen Längsfuge erleichtert wird.
                              									Bei besonders genau verlangter Arbeit werden die Kanten der Platten mitunter noch
                              									besonders abgeschliffen.
                           Die Firma gibt dem nachträglichen Einlegen der Platten in die Innenwandungen der
                              									Kanäle durchaus den Vorzug vor dem Verfahren, die Platten sofort bei Herstellung der
                              									Kanalwandungen in diese einzusetzen. Der Grund dafür liege darin, dass man beim
                              									nachträglichenEinlegen der losen Platten und Schalen leicht etwaige
                              									Unebenheiten ausgleichen könne, während man beim gleichzeitigen Verlegen der Platten
                              									und Schalen mit der Herstellung des Kanals selber stets grosse Schwierigkeiten zu
                              									überwinden habe, indem dabei ein grosser Verlust durch Bruch nicht zu vermeiden
                              									sei.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 60
                              Fig. 16. Kölner Sinkkasten der Rheinischen Steinzeugwerke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 60
                              Fig. 17. Betonrohre mit Steinzeugsohlschalen und Knauffschen Platten der
                                 										deutschen Steinzeugwarenfabrik für Kanalisation und chemische Industrie.
                              
                           Auch die Hoffmannschen Rohrverbindungsstücke der
                              									gleichen Firma sind hier zu erwähnen. Diese dienen zur nachträglichen Einführung von
                              									Nebenleitungen in bereits bestehende Hauptleitungen. Um mit Hilfe dieser
                              									Verbindungsstücke eine Nebenleitung abzuzweigen, wird ein Rohr an der betreffenden
                              									Stelle herausgenommen. Die dadurch entstehende Lücke wird geschlossen (Fig. 18), indem an dasjenige offene Ende der Leitung,
                              									das mit der Muffe versehen ist, ein glattes Rohrstück ohne Muffe angeschlossen wird,
                              									so dass nunmehr zwei Enden ohne Muffe vorhanden sind. Diese werden alsdann mittels
                              									eines zweiteiligen Verbindungsstückes (Fig. 19) miteinander
                              									vereinigt, das an jedem Ende Muffen besitzt und wovon ein Teil von unten, der andere
                              									Teil von oben an die Leitung angeschlossen wird. Das obere Stück hat dann an
                              									geeigneter Stelle eine seitlich angesetzte dritte Muffe.
                           
                           Die Meissener Tonwaren- and Kunststeinfabriken A.-G.
                                 										vorm. Fr. Kollrepp in Meissen hatten ebenfalls glasierte Steinzeugwaren für
                              									Bauwesen und Landwirtschaft, ferner auch hartgesinterte Belagplatten von grosser
                              									Dauerhaftigkeit ausgestellt, sowie Eisenpflasterklinker, Rinnsteine u. dergl. Auch
                              									die Fabrikate von Otto Kauffmann in Niedersedlitz bei
                              									Dresden schliessen sich hier an, der schöne Nachträgliches Mosaikplatten für den
                              									Belag von Anbringen Gangbahnen, Fluren usw., sowie seine Niedersedlitzer
                              									Klinkersteine vorführte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 61
                              Fig. 18. Nachträgliches Anbringen einer Rohrabzweigung nach Hoffmann.
                              
                           Die grossen Firmen, die weisses Steinzeug liefern, hatten sich Fig. 18. leider an der Dresdener Ausstellung nicht
                              									beteiligt, obschon auch hier gewiss manches Interessante zu bieten gewesen wäre. Wir
                              									unterlassen nicht, dies ausdrücklich festzustellen, weil anderenfalls die
                              									Nichterwähnung der auf diesem Gebiete bekannten Firmen zu unrichtigen Schlüssen
                              									würde führen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 61
                              Zweiteiliges Verbindungsstück nach Hoffmann.
                              
                           Eine bereits gelegentlich des Internationalen Kongresses für angewandte Chemie
                              									erwähnte Neuerung, die allerdings nicht die Abwasserleitungen, sondern
                              									Frischwasserleitungen betrifft, konnte der Berichterstatter gelegentlich der
                              									Ausstellung – allerdings nicht auf dieser, sondern auf der Fabrik – ebenfalls
                              									besichtigen, nämlich die von der Königlichen
                                 										Porzellan-Manufaktur zu Meissen hergestellten Porzellanrohre für
                              									Wasserleitungen. Diese Porzellanrohre haben einen sehr dünnen Scherben, sodass
                              									bei ihnen an Porzellanmaterial gespart ist, andererseits aber auch diese Rohre nicht
                              									gut freiliegend verwendet werden können. Sie sind deshalb in eiserne Rohre
                              									eingesetzt und der Zwischenraum zwischen beiden ist mit Zement vergossen. Die
                              									Porzellanrohre sollen bei mittleren Querschnitten für etwa 3000 Mark das km
                              									geliefert werden können und verbürgen durch ihre vollständige Widerstandsfähigkeit
                              									gegen chemische Einflüsse gänzliche Reinhaltung des durch sie hindurchgeleiteten
                              									Trinkwassers. Hierdurch ist nicht nur die Aufnahme von Eisen aus den Leitungsrohren,
                              									sondern auch die allmähliche Zerstörung und Verstopfung der Röhren unmöglich
                              									gemacht, wie sie bei eisernen Leitungsröhren mit der Zeit eintritt und bei deren
                              									längeren Gebrauch sich noch öfter als bisher bemerkbar machen wird.
                           Unter den Ausstellungen von eisernen Zubehörteilen für Kanalisationsanlagen u. dergl.
                              									sind hier namentlich diejenigen der Königin-Marienhütte
                                 										A.-G. zu Cainsdorf in Sachsen, sowie der Firma Roessemann & Kühnemann zu Reinickendorf bei Berlin zu nennen. Erstere
                              									Firma hatte namentlich Hydranten, Wasserleitungsrohre u. dergl. ausgestellt,
                              									insbesondere auch die vollständige Ausrüstung einer Hochbehälter-Schieberkammer, in
                              									Verbindung mit einem Hochbehälter in Eisen-Betonkonstruktion. Interessant und auch
                              									für andere Zwecke zu empfehlen ist hier namentlich die Anordnung an Schiebern,
                              									wonach die Weite der freien Schieberöffnung an einer in die Augen fallenden Stelle
                              									durch das mehr oder weniger vollständig stattfindende sich Ueberdecken zweier
                              									farbiger Platten derart angezeigt wird, dass der Stand des Schiebers dadurch auch
                              									von weitem schon erkennbar ist.
                           Roessemann & Kühnemann führten namentlich die von
                              									ihnen als Spezialität hergestellten Bedürfnisanstalten vor.
                           Auch die Wassermesser der A.-G. vorm. H. Meinecke,
                              									Carlowitz bei Breslau, sind hier zu erwähnen. Dieses grosse Werk hat sich
                              									ausschliesslich dem Bau von Wassermessern gewidmet und baut diese für die
                              									verschiedensten Anwendungsformen und in den mannigfaltigsten Ausführungen, die stets
                              									dem besonderen Gebrauchszwecke angepasst sind.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)