| Titel: | Neuerungen an landwirtschaftlichen Maschinen. | 
| Autor: | Fischer | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 65 | 
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                        Neuerungen an landwirtschaftlichen
                           								Maschinen.
                        Von Professor Dr. Fischer,
                           								Landwirtschaftliche Hochschule,
                              								Berlin.
                        Neuerungen an landwirtschaftlichen Maschinen.
                        
                     
                        
                           Seit 17 Jahren wird alljährlich durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft
                              									eine landwirtschaftliche Wanderausstellung veranstaltet, welche, alle
                              									Veranstaltungen ähnlicher Art auf diesem Gebiet an Bedeutung weit überragend, zu
                              									einem Gradmesser für die Fortschritte in allen Zweigen der Landwirtschaft geworden
                              									ist. Der Ort dieser Ausstellungen wechselt in der Art, dass alle Gaue Deutschlands
                              									in bestimmter Reihenfolge besucht werden, und wenn darum auch je nach der
                              									landwirtschaftlichen Bedeutung des einzelnen Gaues der Gesamtumfang der Ausstellung
                              									und das Verhältnis der einzelnen Abteilungen zueinander Schwankungen unterworfen
                              									sind, so liefert doch jede Ausstellung ein getreues Bild des augenblicklichen
                              									Standes der Landwirtschaft und ihrer Hilfsmittel, und namentlich Neuerungen werden
                              									gern hier zuerst einem grossen Kreise vorgeführt. So ist es auch für den Ingenieur,
                              									der die neuesten Erscheinungen der landwirtschaftlichen Maschinentechnik kennen
                              									lernen will, am zweckmässigsten, seine Studien auf den Ausstellungen der D. L.-G. zu
                              									machen. Ganz leicht ist das allerdings nicht, denn der Katalog der diesjährigen
                              									Ausstellung in Hannover wies 7548 Nummern an Geräten und Maschinen auf, eine Ziffer,
                              									welche freilich alle bisherigen Ausstellungen übertraf. Die wichtigeren Neuerungen,
                              									welche diese Ausstellung brachte, sollen im folgenden beschrieben werden, dabei aber
                              									auch, wo es nötig erscheint, andere Maschinen herangezogen werden.
                           Die Geräte und Maschinen zur Bodenbearbeitung, und unter
                              									ihnen wieder die Pflüge, nehmen naturgemäss auf den Ausstellungen stets einen sehr
                              									grossen Raum ein. Im allgemeinen sind für die Pflüge jetzt erprobte Typen gewonnen,
                              									die für durchgreifende Neuerungen nichtviel Raum zu lassen scheinen.
                              									Neukonstruktionen betreffen im wesentlichen die Stellvorrichtungen der
                              									Mehrscharpflüge. Die Aufgabe, zwei Räder (das Land- und das Furchenrad) mittels
                              									eines einzigen Hebels so zu bewegen, dass bei dem Einsetzen des Pfluges beide
                              									gleichmässig bewegt werden, dann aber (für die Regelung der Furchentiefe) das
                              									Furchenrad annähernd in derselben Höhe bleibt, während das Landrad gehoben wird, ist
                              									kinematisch auf sehr viel verschiedene Arten lösbar, und wird von jeder
                              									einigermassen bedeutenden Pflugfabrik in ihrer besonderen Art gelöst. Ein Eingehen
                              									auf diese Konstruktionen würde hier aber zu weit führen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 65
                              Fig. 1. Mittlere Stellung des Säerades.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 65
                              Fig. 2. Stellung des Säerades für grössere Mengen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 65
                              Fig. 3. Stellung für kleine Mengen.
                              
                           Unter den Saatgeräten beanspruchen die Drillmaschinen
                              									das meiste Interesse. Ihr wichtigster Teil, der Säemechanismus, zeigt neuerdings
                              									eine grössere Einheitlichkeit als früher, da das Schubrad entschieden seinen
                              									früheren Rivalen, der Löffelscheibe und dem Schöpfrad, den Rang abgelaufen hat. Das
                              									ist wesentlich dadurch erreicht worden, dass zur Veränderung der Saatmenge nicht
                              									mehr das frühere umständliche Aufsetzen anderer Wechselräder nötig ist, seitdem man
                              									das Mittel anwendet, nicht die Umdrehungszahl, sondern die Arbeitsbreite der
                              									Säeräder zu verändern. Als Beispiel mag die neueste Konstruktion, die Drillmaschine
                              										„Miranda“ der Akt.-Ges. H. F. Eckert,
                              									Berlin-Friedrichsberg, dargestellt werden. Durch die Verschiebung der Saatwelle in
                              									der Richtung ihrer Achse wird, wie gleich beschrieben werden soll, die Arbeitsbreite
                              									der Schubräder und dadurch naturgemäss bei gleichbleibender Umdrehungszahl die
                              									Saatmenge verändert. In Fig. 1 ist in der Ansicht
                              									(rechts) die mittlere Stellung der Schubräder dargestellt. Der seitliche Abschluss
                              										des Saatkanals
                              									wird auf der linken Seite durch die Blechwand des Gehäuses gebildet. Durch sie tritt
                              									das Schubrad hindurch, und um dessen Lücken zu verschliessen, ist eine Scheibe
                              									aufgeschoben, welche an der Drehung des Schubrades teilnimmt, an der seitlichen
                              									Verschiebung aber durch die flachen Köpfe von drei in der Gehäusewand sitzenden
                              									Bolzen verhindert wird. Rechts wird der Abschluss durch eine neben dem Schubrad
                              									angeordnete Schlussmuffe erzielt. Damit diese bei der Verschiebung der Welle stets
                              
                              									dicht am Schubrad bleibt, wird sie durch einen Vorstecksplint gesichert. An der
                              									Drehung der Welle nimmt sie dagegen nicht teil, sondern wird durch eine Nase, die in
                              									einen Schlitz der rechten Gehäusewand passt, gehalten. Soll nun eine grössere
                              									Saatmenge gestreut werden, so wird durch einen Handhebel die Welle nach rechts
                              									verschoben; Fig. 2 zeigt, wie dadurch die
                              									Arbeitsbreite der Schubräder vergrössert wird.
                           Dieses Verfahren, die Saatmenge durch Aenderung der Schubradbreite zu regeln, ist
                              									unter den Landwirten rasch beliebt geworden, weil es gegenüber dem umständlichen
                              									Auswechseln von Zahnrädern sehr erheblich an Zeit für das Einstellen der Maschine
                              									spart. Immerhin ist dieser Vorteil nur durch den komplizierten Bau des Säeapparates
                              									gewonnen worden, und an der Scheibe und der Schlussmuffe neben dem Schubrad sind
                              									Reibungsflächen vorhanden, die an den älteren Maschinen fehlten. Der Instandhaltung
                              									dieser Maschinen ist daher besondere Sorgfalt zuzuwenden.
                           Eine wichtige und anscheinend recht zweckmässige Eigenart an der „Miranda“
                              									besteht darin, dass der unter dem Schubrad liegende Boden des Säegehäuses derart
                              									beweglich gemacht, ist, dass man den Abstand zwischen ihm und dem Schubrad verändern
                              									kann. Das ist deswegen notwendig, weil bei gleichbleibendem Abstand wohl für eine
                              									bestimmte Samenart, etwa Getreide, die gewünschte Saatmenge erreicht wird, für
                              									besonders kleine oder grosse Samen aber nicht. Um feine Sämereien mit Sicherheit
                              									auch in geringen Mengen heraus zu befördern, musste deshalb ein fein geripptes
                              									Schubrad aufgesteckt werden, während grobe Samen, wie Pferdebohnen, ein grob
                              									gezahntes Rad erforderten, wenn sie nicht beschädigt werden sollten. Die
                              									Querschnitte in den Fig. 1 bis 3 geben die Stellung des Bodens für Getreide, für
                              									grobe und für feine Sämereien. Der Boden wird durch eine Feder gegen das Schubrad
                              									gedrückt, zur Feststellung in der gewünschten Lage dient ein Bolzen, der (Fig. 1) in das obere oder (Fig. 2) in das untere Loch des Einlauftrichters gesteckt oder (Fig. 3) ganz herausgezogen wird. Zur raschen
                              									Entleerung des Saatkastens können die Böden ganz heruntergedrückt werden.
                           Bei der Drillmaschine „Hallensis“ von F.
                                 										Zimmermann & Co. in Halle, welche nach dem
                              									sog. Schubringsystem gebaut wird, bestanden bisher Schwierigkeiten, wenn einzelne
                              									Reihen nicht säen sollten. Wie Fig. 4 und 5 erkennen
                              									lassen, ist das Säeorgan ein Ring mit inneren Vorsprüngen, also etwa ein Schubrad
                              									mit Innenverzahnung. Dieser Schubring liegt in einem am Saatkasten befestigten
                              									Gehäuse a (Fig. 4) und wird von
                              									der Säewelle f aus durch eine Scheibe d, deren Aussparungen auf die Vorsprünge des
                              									Schubringes passen, gedreht. Es ist ersichtlich, dass eine seitliche Verschiebung
                              									der Säewelle durch Verschieben der Scheibe d in dem
                              									Schubring dessen Arbeitsbreite und somit die Saatmenge verändert. Um nun bei groben
                              									oder sperrigen Sämereien, wie Bohnen, Hafer, ein Festsetzen zu vermeiden, wurden
                              									Rührstifte im Saatkasten angebracht, welche bei ihrer Bewegung tief in den
                              
                              									Zulaufkanal zum Säeapparat eindrangen. Diese Stifte verboten die sonst übliche
                              									Anordnung eines Abschlusschiebers an der Saatkastenwand, und Zimmermann verwendete deshalb die in Fig. 5 sichtbare,
                              									patentierte Klappe, welche den Schubring aussen schloss. Das hatte aber den
                              									Nachteil, dass die abgestellten Schubringe sich bei der Arbeit vollständig mit Samen
                              									füllten, so dass nach Beendigung der Arbeit eine besondere Entleerung nötig war.
                              									Eine neue, ebenfalls patentierte Bauart nach Fig. 4 zeigt nun einen
                              									Schieber, der mit seinem unteren, winkelförmigen Teil die Oeffnung ganz oder
                              									teilweise verschliessen kann, welche aus dem Gehäuse zum Schubring führt. Dadurch
                              									wird vermieden, dass bei geschlossenem Schieber Samen in den Schubring gerät, und
                              									ferner kann für feine Sämereien die Oeffnung halb geschlossen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 66
                              Säeorgan der Schubringmaschine.
                              
                           Der erwähnte Uebelstand, dass das Aussäen von sehr kleinen und sehr grossen Sämereien
                              									bei der Anwendung von Schubrädern Schwierigkeiten verursacht, hat zwei andere
                              									Firmen, nämlich Johann Pracner in Raudnitz a. E. und
                              										A. J. Tröster in Butzbach veranlasst, die
                              									Drehungsrichtung der Säeradwelle umkehrbar zu machen. Mittlere Sämereien, Getreide
                              									u. dgl., schieben die Schubräder unter sich nach der
                              									Saatleitung zu, während sie bei dem Aussäen kleiner Mengen von feinen oder grosser
                              									Mengen von groben Sämereien in entgegengesetzter Richtung umlaufen, also eigentlich
                              									als Schöpfräder arbeiten, die die Saat über sich
                              									herausführen.
                           Ein anderes, recht einfaches Mittel ist bei der Drillmaschine der Superior Drill-Co., Springfield (Ohio) angewendet. Das
                              									Säerad (Fig.
                                 										6) trägt rechts und links Vorsprünge zum Herausschieben der Samen, und
                              									zwar auf der einen Seite für gröbere, auf der anderen für feinere Sämereien. Von den
                              									Zulaufkanälen, die zu den beiden Seiten des Säerades führen, wird jeweils der eine
                              									durch eine umlegbare Klappe geschlossen, vergl. Fig. 7; die Aussaatmenge wird hier
                              									durch Veränderung der Umdrehungsgeschwindigkeit geregelt, hierzu dienen aber nicht
                              									Wechselräder, sondern ein Planrad mit 13 Reihen von Zähnen, auf welchem sich ein
                              									Eingriffsrad verschieben lässt. Diese Einrichtung, die ja bei billigen
                              									Häckselmaschinen zur Veränderung des Vorschubs angewendet wird, ist wegen des hohen
                              									Kraftverbrauchs und der raschen Abnutzung jedenfalls nicht nachahmenswert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 67
                              „Superior“-Drillmaschine.
                              
                           Dieselbe Maschine wies noch eine Reihe weiterer Eigentümlichkeiten auf, so namentlich
                              									das Automobilsteuer, bei welchem die Vorderräder mit kurzen Achsstummeln um
                              									senkrechte, an den Enden des Vorderwagens sitzende Bolzen gedreht werden. Dadurch,
                              									dass nur die Räder durch einen Handhebel und Zugstangen gemeinsam gedreht werden,
                              									ohne dass das Vordergestell mit herumgenommen zu werden braucht, wird die Steuerung
                              									wesentlich erleichtert. Es ist deshalb zu erwarten, dass das Automobilsteuer für
                              									grosse Maschinen,bei welchen es auf die Leichtigkeit und Sicherheit des
                              									Steuerns ankommt, noch mehr in Aufnahme kommen wird. Bei der vorliegenden Maschine
                              									kann durch eine am Handhebel sitzende Rolle, welche federnd in eine Vertiefung am
                              									Vordergestell der Maschine einspringen kann, eine Feststellung des Handhebels und
                              									der Räder gegen das Vordergestell erfolgen. Dann lässt sich die Maschine genau so
                              									steuern wie jede andere mit drehbarem Vorderwagen. Das ist wichtig, um bei dem
                              									Umwenden der Maschine kurz herumzukommen.
                           Die Aufgabe, eine Maschine zum Legen der Kartoffeln zu
                              									erfinden, hat seit längerer Zeit schon eine ganze Anzahl von Fachmännern und Laien
                              									beschäftigt. Das Problem bietet mancherlei Schwierigkeiten, deren zwei
                              									hauptsächlichste darin bestehen, dass die Kartoffeln an Form und Grösse starke
                              									Verschiedenheiten zeigen, und dass ferner der genaue Abstand zwischen den Kartoffeln
                              									derselben Saatreihe nicht leicht innezuhalten ist. Eine Lösung, welche alle
                              									billigerweise zu stellenden Forderungen vollständig erfüllte, ist bisher noch nicht
                              									gefunden, jedoch sind neuerdings zwei verschiedene Maschinen gebaut und geprüft
                              									worden, welche nach Abstellung einiger Mängel wohl brauchbar sein werden. Bei der
                              									einen, von Franz Kohser & Co. in Greifenhagen i. P.
                              									gebauten, erfolgt die Entnahme der Kartoffeln aus dem Vorratskasten dadurch, dass
                              									sich zwei wagerechte Scheiben mit Ausschnitten an ihrem äusseren Umfang über dem
                              									Boden des Kastens drehen. Dabei nimmt jeder Ausschnitt eine Kartoffel auf und die
                              									Scheibe befördert sie zu dem Trichter, durch welchen sie in die Saatfurche gelangt.
                              									Ueber jedem Trichter ist ein sternförmiges Druckrad angebracht, das sich um eine
                              									wagerechte Achse dreht und mit seinen stempelartigen Randvorsprüngen von oben her in
                              									die Aussparungen der wagerechten Säescheiben eingreift; dadurch werden auch solche
                              									Kartoffeln, welche wegen ihrer Grösse sich etwas in den Löchern klemmen, gezwungen,
                              									in die Löcher zu fallen. Das lässt für die Form und Grösse der Kartoffeln einen
                              									gewissen Spielraum zu, immerhin erfordert ihre Sortierung einige Sorgfalt, deren
                              									höhere Kosten die Wirtschaftlichkeit der Maschine herabmindern werden. Bei nicht
                              									genügend sortierten Kartoffeln können leicht zwei kleinere in einen Ausschnitt der
                              									Säescheibe gelangen, so dass eine Doppelbelegung erfolgt, oder es kann eine grössere
                              									durch den Stempel des Druckrades gewaltsam durch den Ausschnitt gepresst und dabei
                              									beschädigt werden. Wenn dabei die Augen der Kartoffel beschädigt werden, treibt sie
                              									nicht, und es entsteht eine Fehlstelle. Nach vorliegenden Zeugnissen soll die
                              									Maschine gut gearbeitet haben, allerdings wird wohl das Saatgut dabei ziemlich
                              									sorgfältig sortiert gewesen sein.
                           Bei der Maschine von M. Steinberg in Charlottenburg
                              									dienen zur Entnahme der Kartoffeln aus dem Vorrat dreizinkige Gabeln, welche an
                              									Rädern mit wagerechten Achsen sitzen. Die Mittelzinke jeder Gabel ist tiefer
                              									durchgebogen als die beiden Seitenzinken, so dass die Kartoffel wie in einem Korbe
                              									liegt und nicht so leicht herausfallen kann. Das ist deshalb wichtig, weil die
                              									Gabeln zwischen der Entnahme- und der Abwurfstelle an federnden Knaggen vorbeigehen,
                              									durch welche bei zufälliger Entnahme zweier Kartoffeln die eine wieder abgeworfen
                              									wird. Diese Einrichtung wirkt gut, bei einer Prüfung der Maschine hat sich nicht
                              									gezeigt, dass in solchem Falle etwa beide Kartoffeln abfielen. In die Saatleitung
                              									hinein wird die Kartoffel durch einen kräftig federnden Abwerfer geschleudert. Um
                              									innerhalb der Saatreihen genaue Abstände der Kartoffeln zu erzielen, ist jede
                              									Saatleitung unten durch eine federnde Klappe geschlossen, die die herabfallende
                              									Kartoffel so lange aufhält, bis die Mittelzinke der Gabel einen Anschlaghebel niederdrückt und
                              									durch ein Gestänge die Klappe öffnet. Bei der geprüften Maschine waren diese Klappen
                              									ziemlich hoch über der Furchensohle angebracht. War nun die Furche glatt und die
                              									Kartoffel rund, so rollte diese infolge der durch die Vorwärtsbewegung der Maschine
                              									erhaltenen Geschwindigkeit etwas weiter, so dass die Abstände ungleich wurden. Dies
                              									tritt namentlich dann ein, wenn die Kartoffeln tief gelegt werden, weil dann die
                              									Schare tief gestellt werden müssen, während die Saatröhren in ihrer Höhe
                              									unveränderlich sind. Es muss daher noch die Veränderung getroffen werden, dass die
                              									Klappen möglichst dicht über der Furchensohle liegen und mit den Scharen gemeinsam
                              									gehoben und gesenkt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 68
                              Fig. 8. Kartoffel-Pflanzloch-Maschine.
                              
                           Diese Maschine wird für 2 Reihen gebaut, die oben beschriebene von Kohser für 2 oder 4 Reihen. Beide Maschinen tragen
                              									natürlich Schare, welche die gelegten Kartoffeln sofort mit Erde bedecken.
                           Viele Landwirte ziehen heute noch die Kartoffelpflanzlochmaschinen vor, welche nur im
                              									Acker in bestimmten Abständen durch Schaufelsterne Vertiefungen ausheben, in welche
                              									dann je eine Kartoffel von Hand gelegt wird. Um diese Vertiefungen auch in
                              									schwereren Böden mit Sicherheit tief genug zu erhalten, sind bei der Unterilpschen Maschine (F.
                                 										Lehmann, Berlin) neuerdings einstellbare Druckfedern angeordnet worden,
                              									vergl. Fig. 8, und es ist dadurch ermöglicht worden,
                              									die sonst üblichen Furchenzieher vor den Löffelsternen fortzulassen. Dieselben
                              									Druckfedern bewähren sich auch an der Kartoffelzudeckmaschine, welche die Aufgabe
                              									hat, die hinter der Pflanzlochmaschine von Hand gelegten Kartoffeln mit Erde zu
                              									bedecken, vergl. Fig. 9.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 68
                              Fig. 9. Kartoffel-Zudeck-Maschine.
                              
                           Unter den Geräten und Maschinen zur Pflege der aufgegangenen Saat bilden die Hederichspritzen (Fig.
                                 										10) diewichtigste Neuerung. Ihre Anwendung beruht auf der Tatsache,
                              									dass eine 15 bis 20prozentige Lösung von Eisenvitriol in Wasser, welche in möglichst
                              									feiner Verteilung auf die jungen Pflanzen gespritzt wird, den Blattpflanzen
                              									schädlich ist, während Halmpflanzen durch eine schützende, wachsartige Schicht vor
                              									der zerstörenden Wirkung gesichert sind. Bespritzt man also ein Getreidefeld, in
                              									welchem sich Hederich oder Ackersenf findet, mit der Lösung, so wird das Unkraut
                              									vernichtet, oder wenigstens in der Entwicklung so weit gehemmt, dass das Getreide
                              									Zeit findet, sich zu kräftigen und dem Feinde über den Kopf zu wachsen. Unter den
                              									sechs Firmen, die zurzeit Hederichspritzen bauen, fand in diesem Jahr infolge eines
                              									Preisausschreibens der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft ein Wettbewerb statt,
                              									der fast allgemein recht befriedigende Ergebnisse zutage förderte und damit endete,
                              
                              									dass der erste Preis an Heinr. Kaehler in Güstrow, der
                              									zweite an Gebrüder Holder in Metzingen fiel. Das
                              									allgemein angewendete Prinzip der Maschinen besteht darin, dass die Lösung aus einem
                              									Vorratsgefäss durch eine Pumpe entnommen und unter Druck gesetzt wird, dann durch
                              									ein Verteilungsrohr einer Anzahl von Düsen zugeführt wird, aus denen sie kegelförmig
                              									in feiner Verteilung auf die Pflanzen sprüht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 68
                              Fig. 10. Hederichspritze von Kaehler.
                              
                           Um eine sichere und gleichmässige Wirkung zu erzielen, ist es erforderlich, die
                              									Lösung, welche in der Regel in Mengen von 400 bis 600 l auf 1 ha – angewendet wird,
                              									recht gleichmässig zu verteilen. Wenn also Mayfarth &
                                 										Co. in Frankfurt a. M. vor Beginn der Arbeit durch eine Handpumpe Druck in
                              									dem verschlossenen Gefäss erzeugen lassen, so liegt hier ein Verstoss gegen jene
                              									Forderung vor, weil bei dem Ausströmen der Flüssigkeit der Druck allmählich abnimmt
                              									und die zu Anfang befahrene Ackerfläche demgemäss mehr Lösung erhält als die
                              									späterhin befahrene.
                           Da die Lösung kegelförmig ausströmt, so ist eine annähernd gleichmässige Besprengung
                              									nur dann möglich, wenn die Kegel benachbarter Düsen sich etwa zur Hälfte überdecken.
                              									Sehr vorteilhaft hat sich dabei die Einrichtung von Kaehler erwiesen, die Düsen an dem Verteilungsrohr in zwei Reihen so
                              									anzuordnen, dass die erste, dritte usw. senkrecht nach unten, die zweite, vierte
                              									usw. etwas schräg nach hinten spritzen. Dabei durchdringen sich die Kegel nicht, und
                              									die kleinen Tröpfchen können nicht durch Aneinanderprallen aus ihrer Bahn abgelenkt
                              									werden. Die Kaehlersche Maschine wies die
                              									gleichmässigste Verteilung auf.
                           Die Pumpen werden bei den Maschinen von Holder; Drescher, Halle, Fricke,
                              									Bielefeld, Carl Platz, Ludwigshafen und Kaehler von den Fahrrädern aus angetrieben. Zur
                              									Uebertragung der Bewegung verwenden Kaehler und Fricke Zahnräder, Kurbelscheibe und Pleuelstange, Holder und Platz
                              									Daumenscheiben, Drescher eine Schubstange, die unten an
                              									einem Zapfen am Laufrad, oben an einem Hebel angreift, der die Kolbenstangen der
                              									beiden Pumpen betätigt. Kaehler, Drescher, Fricke
                              									verwenden gewöhnliche Taucherkolben, während Holder und
                              										Platz eine Gummimembran vorziehen, welche am Rand
                              									eingespannt ist und durch die in der Mitte an einer Platte angreifende Schubstange
                              									abwechselnd durchgebogen wird. Bei guter Ausführung wird die letztere Bauart einen
                              									etwas geringeren Kraftverbrauch haben als die Kolbenpumpen, die aber dafür den
                              									Vorzug längerer Haltbarkeit besitzen.
                           Aus der Pumpe gelangt die Lösung in einen Windkessel, aus welchem sie unter einem
                              									Druck, welcher bei den verschiedenen Ausführungen zwischen 2 und 6 Atm. schwankt,
                              									den Düsen zuströmt. Je stärker der Druck ist, um so breiter wird der Streukegel, und
                              									daher muss der Druck um so höher sein, je weniger Düsen man anwenden will. So
                              									arbeitet Holder bei einem Abstand der Düsen voneinander
                              									von 330 mm mit 2 bis 2,5 Atm., dagegen Kaehler bei
                              									einem Düsenabstand von 500 mm mit etwa 5 Atm. Die Gesamtarbeitsbreite schwankt
                              									zwischen 3 und 6 m, und beträgt meistens 4 bis 5 m, ein Pferd genügt zum Betrieb bei
                              									diesen Breiten. Die Düsen sind den Körtingschen
                              									Streudüsen ähnlich, die Wirbelung der Flüssigkeit wird entweder durch spiralförmige
                              									Schlitze oder durch tangentialen Eintritt des Zuflussrohres in das Düsenmundstück
                              									hervorgerufen.
                           Die Regulierung der ausgespritzten Menge kann durch einfaches Verändern der
                              									Pumpenleistung, etwa durch Verstellen der Hublänge, erfolgen. Dann wird es
                              									notwendig, die Fahrgeschwindigkeit so zu verändern, dass der Normaldruck erhalten
                              									bleibt. Denn die in einer Sekunde ausfliessende Menge q
                              									ist unter dieser Voraussetzung konstant, da die beiden sie bestimmenden Grössen, der
                              									Druck und der Ausflussquerschnitt, konstant sind. Nun ist q aber abhängig von der Leistung derPumpe, deren Kolbenfläche = f, Hubhöhe = s und Hubzahl
                              									= n sein mag:
                           
                              q=\frac{1}{60}\,\cdot\,n\,\cdot\,s\,\cdot\,f,
                              
                           wenn man vom Lieferungsgrad absieht. Da f unveränderlich ist, q
                              
                              									ebenfalls unveränderlich bleiben soll, folgt
                           n . s =
                              									konst.,
                           d.h. die Hubzahl n und somit die
                              									Fahrgeschwindigkeit muss dem Kolbenhub umgekehrt proportional sein. Da nun die
                              									bespritzte Fläche der Fahrgeschwindigkeit direkt proportional ist, so steht die
                              									Flüssigkeitsmenge, welche auf die Flächeneinheit fällt, im direkten Verhältnis zu
                              									der Hublänge und im umgekehrten zur Fahrgeschwindigkeit.
                           Um die Veränderung der ausgespritzten Menge in weiten Grenzen zu ermöglichen, ohne
                              									die dann recht unbequeme Aenderung der Fahrgeschwindigkeit nötig zu haben, wenden
                              									einige Fabrikanten für verschiedene Ausflussmengen ausser der Hubänderung auch Düsen
                              									mit verschiedenen Durchmessern an. So haben die Düsenöffnungen der Holderschen Maschine für 700 l 2,1 mm Durchmesser, für
                              									400 l 1,4 mm Durchmesser. Im allgemeinen wird in einer und derselben Landwirtschaft
                              									die einmal als zweckmässig erkannte Streumenge kaum verändert werden, so dass die
                              									Verwendung immer gleicher Düsen sehr wohl zulässig ist.
                           Wenn die Anwendung des Eisenvitriols, welche nur in einem frühen Entwicklungsstadium
                              									des Hederichs wirksam ist, wegen nasser Witterung oder aus anderen Gründen nicht
                              									möglich ist, so sucht man dem Unkraut durch Jätemaschinen beizukommen. Diese tragen
                              									eine Trommel mit stählernen Kämmen, welche von den Laufrädern aus in Umdrehung
                              									gesetzt wird. Zwischen den Zinken der Kämme gleiten die glatten Getreidehalme
                              									hindurch, während die verästelten Unkrautstauden gefasst und herausgerissen werden.
                              									Die Wirksamkeit dieser Maschinen konnte bei der diesjährigen Prüfung nicht sicher
                              									genug festgestellt werden, es soll daher auch die Beschreibung der Jäter hier
                              									vorläufig zurückgestellt werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)