| Titel: | Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung. | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 133 | 
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                        Der Arbeitswert der Heizgase und seine
                           								Ausnutzung.
                        (Fortsetzung von S. 115 d. Bd.)
                        Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung.
                        
                     
                        
                           Wir wollen uns jetzt einen Wärmeträger denken, welcher bei der konstanten
                              									Temperatur Tq
                              									der Wärmequelle die Wärmeenergiemenge dQq aufnimmt. Die Zustandsänderung des
                              									Wärmeträgers ist in unserem Koordinatensystem durch die zur Temperaturachse
                              									senkrechte Strecke \overline{A\,B} gegeben (Fig. 4); man
                              									nennt sie eine Isotherme. In B trennen wir den
                              									Wärmeträger von der Wärmequelle und lassen ihn eine Zustandsänderung durchmachen,
                              									bei welcher er weder Wärme aufnimmt noch abgibt. Es soll also während dieser
                              									Zustandsänderung stets dQ = Tdτ = 0 sein. Das ist, so lange T von Null verschieden bleibt, nur möglich, wenn stets
                              										dτ = 0, d.h. die
                              									Zustandsänderung muss durch eine Linie dargestellt werden, welche stets senkrecht
                              									zur τ-Achse ist. Man nennt derartige
                              									Zustandsänderungen, weil auf ihnen der Wärmeträger in eine Hülle eingeschlossen sein
                              									muss, durch welche gar keine Wärme hindurchgeht, adiabatische, und die sie
                              									darstellenden Linien Adiabaten. Die Richtung, in der wir den Körper auf der durch
                              										B gehenden Adiabaten sich bewegen lassen, soll die
                              									nach den kleineren Temperaturen sein. Ist die Temperatur des Wärmeträgers bis auf
                              									den durch \overline{C\,b} dargestellten Wert Ts gesunken, so wird er mit einer Wärmesenke
                              									von der Temperatur Ts in Berührung gebracht, und ihm bei dieser Temperatur so viel Wärme d Qs entzogen,
                              									bis seine Entropie wieder ihren anfänglichen Wert erreicht hat. Der Zustand des
                              									Wärmeträgers muss dann durch den Punkt D dargestellt
                              									sein, wenn D der Schnittpunkt der durch C gehenden Isothermen und der durch A gehenden Adiabaten ist. Nun wird ohne Aenderung der
                              									Entropie seine Temperatur erhöht. Aus dieser Bedingung folgt mit Hilfe der
                              									Definition der Entropie, Gleichung 2, dass während dieser Zustandsänderung auch dQ = 0 sein muss, d.h. der Körper ändert sich wieder
                              									längs einer Adiabaten. Hat der Wärmeträger auf diese Weise wiederum die Temperatur
                              										Tq
                              									erreicht, so ist er auch wieder in A angekommen, d.h.
                              									sein Zustand ist wieder genau seinem Anfangszustande gleich, der Wärmeträger hat
                              									somit einen Kreisprozess durchgemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 133
                              Fig. 4.
                              
                           Aus dem Diagramm ergibt sich, dass dQq = [ABba] grösser ist als dQs
                              									= [D C b a]; es ist also während des Kreisprozesses
                              									Wärmeenergie verschwunden. Haben nun mit Ausnahme der Wärmeenergie und der
                              									mechanischen Arbeit alle im Prozess etwa vorhanden gewesenen Energieformen ihre
                              									Werte ungeändert behalten; ist z.B. eine etwaige elektrische Ladung des Wärmeträgers
                              									sowohl wie ihr Potential ungeändert geblieben, so muss nach dem Energieprinzip die
                              									verschwundene Wärmeenergie in mechanische Arbeit verwandelt worden sein, und wir
                              									erhalten somit
                           
                              dL = dQq – dQs
                              
                           Aus der Definition der Entropie, sowie dem dieser
                              									Definitionentsprechend entworfenen Diagramm entnehmen wir
                           dQq = Tq . dτ und dQs = Ts
                              									dτ.
                           Vereinigt man beide Gleichungen mit einander und mit der
                              									darüber stehenden, so erhält man
                           \frac{d\,Q_q}{d\,Q_s}=\frac{T_q}{T_s} und d\,L=d\,Q_q\,\cdot\,\frac{T_q-T_s}{T_q}.
                           Es sind somit die beiden Gleichungen von Clausius mit
                              									Hilfe der graphischen Darstellung leicht gewonnen worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 133
                              Fig. 5.
                              
                           Ein Kreisprozess dieser Art, in welchem der Wärmeträger zwei Isothermen und zwei
                              									Adiabaten durchläuft, wird, weil er zuerst von Carnot
                              									ersonnen ist, ein Carnot scher Kreisprozess genannt.
                              									Derselbe ist deshalb von grösster Bedeutung, weil er von allen erdenkbaren
                              									Kreisprozessen derjenige ist, welcher aus einer gegebenen Wärmeenergiemenge dQq zwischen den beiden äussersten Temperaturen Tq und Ts die meiste
                              									Arbeit zu liefern imstande ist. Der Beweis hierfür lässt sich sofort aus dem
                              									T-τ-Diagramm ablesen. Es seien (Fig. 5) \overline{A\,a}=\overline{B\,b}=T_q
                              									und \overline{D\,a}=\overline{C\,b}=T_s die beiden äussersten im Prozess überhaupt zulässigen Temperaturen.
                              									Es werde nun das eine Mal die Wärmeenergiemenge dQq bei
                              									der konstanten Temperatur Tq, also längs \overline{A\,B} vom Wärmeträger
                              									aufgenommen; das andere mal bei steigender Temperatur längs der Kurve \overline{E\,B}, so
                              									dass \overline{B\,b}=\overline{A\,a}=T_q auch wieder die grösste Temperatur ist, welche in diesem Prozess
                              									vorkommt. Damit dQq = [A B b
                                 										a] = [E B b e] wird, damit also in beiden
                              									Prozessen dieselbe Wärmeenergie dQq aufgenommen wird,
                              									muss, wie man ohne weiteres einsieht \overline{e\,b}\,>\,\overline{a\,b} sein.
                           Verlaufen nun sämtliche sonstigen Zustandsänderungen in beiden Prozessen wie in einem
                              										Carnotschen, findet also nicht nur die Wärmeabgabe
                              									an die Wärmesenke in beiden bei der konstanten Temperatur Ts statt, sondern sind auch die
                              									Temperaturänderungen zwischen Ts einerseits und Anfangs- und Endtemperatur
                              									bei der Wärmeaufnahme andererseits adiabatische, also im Diagramm alles bis auf
                              									\overline{E\,B} gerade Linien, so gibt die Zeichnung, dass im zweiten Prozess die der
                              									Fläche [F D a e] entsprechende Wärmeenergie mehr an die
                              									Wärmesenke abgegeben wird als im ersten. Da aber in beiden Prozessen dieselbe
                              									Wärmeenergie aufgenommen wurde, so kann der erste um [F D a
                                 										e] mehr Arbeit leisten als der zweite.
                           Ersetzt man auf dieselbe Weise eine oder mehrere der geraden Linien des Carnotschen Prozesses durch gekrümmte, so erhält man
                              									stets ein entsprechendes Bild; stets wird die an die Wärmesenke abgegebene
                              									Wärmeenergiemenge grösser als beim Carnotschen Prozess
                              									und somit die gewonnene Arbeitsmenge kleiner, d.h. der Carnotsche Prozess liefert zwischen gegebenen äussersten Temperaturgrenzen
                              									aus einer bestimmten Wärmeenergiemenge das Maximum an Arbeit.
                           
                           Eine weitere, sehr wichtige Eigenschaft des Carnotschen Prozesses ist die, dass er von den besonderen Eigenschaften des
                              									Wärmeträgers vollständig unabhängig ist. Das ergibt sich bei seiner Ableitung aus
                              									dem T-τ-Diagramm ganz von selbst; denn es wird ja
                              									nirgends etwas von diesen Eigenschaften erwähnt; es sind also nirgends besondere
                              									Eigenschaften vorausgesetzt worden.
                           Neben diesen guten Eigenschaften des Carnotschen
                              									Prozesses muss aber auch die sehr unangenehme erwähnt werden, dass er in der Praxis
                              									nicht ausgeführt werden kann. Er dient nur als Masstab, als Muster für die Güte der
                              									wirklich ausgeführten Prozesse; gerade so, wie man ja vielfach vollkommene Starrheit
                              									der Baumaterialien voraussetzt, während sie doch alle mehr oder weniger biegsam
                              									sind.
                           Es war oben gesagt worden, dass die Entropie eine zahlenmässig angebbare Eigenschaft
                              									eines jeden Körpers sei, gerade so wie sein Volumen usw. Um das noch deutlicher zu
                              									erkennen, wollen wir jetzt die beiden Körper, zwischen denen der Wärmeübergang
                              									stattfindet, also z.B. Wärmequelle und Wärmeträger gesondert betrachten und zunächst
                              									den allerdings nur denkbaren, aber auch um so fruchtbareren Fall annehmen, der
                              									Wärmeübergang fände ohne irgend welche Temperaturdifferenz zwischen beiden Körpern
                              									statt. Als Beispiel wollen wir uns einen Vorwärmer denken, an welchem die Heizgase
                              									nach dem Gegenstromprinzip, der Bewegungsrichtung des Wassers entgegengesetzt
                              									gerichtet, entlang strömen. Es wird dann das Wasser, von seiner niedrigsten
                              									Temperatur anfangend, allmählich wärmer werden, während die ausserhalb des
                              									Vorwärmerrohres strömenden Heizgase in demselben Masse ihre Temperatur verlieren.
                              									Haben wir künstlichen Zug, so kann die Temperatur der Heizgase bis auf die
                              									Anfangstemperatur des Wassers fallen. Es wird dann zu beiden Seiten eines bestimmten
                              									Flächenstückchens des Vorwärmerrohres, d.h. innen im Wasser und aussen in den
                              									Heizgasen dieselbe Temperatur herrschen, die natürlich für ein demjenigen Ende des
                              									Vorwärmers, an welchem das Wasser eintritt, näher gelegenes Flächenstück niedriger
                              									ist, als für ein dem anderen Ende näher gelegenes; jedenfalls haben aber Wasser und
                              									Heizgase, welche ein bestimmtes Flächenstück gerade berühren, dieselbe
                              									Temperatur.
                           Geht nun durch irgend ein Flächenstück des Vorwärmers während einer beliebigen Zeit
                              									die Wärmeenergiemenge dQ hindurch, so ändert sich die
                              									Entropie der Heizgase um d\,\tau_h=-\frac{d\,Q}{T}, während die des Wassers um d\,\tau_w=\frac{d\,Q}{T} zunimmt.
                              									Da nach den getroffenen Voraussetzungen in beiden Gleichungen dQ und T dieselben Werte
                              									haben, so erhalten wir also
                           dτh= – dτw . . . .
                              									. 3)
                           Da der Wärmeübergang in diesem Falle, wo Wasser und Heizgase dieselbe Temperatur
                              									haben, nach dem Satz von Clausius auch in umgekehrter
                              									Richtung erfolgen kann, nämlich vom Wasser zu den Heizgasen, wenngleich das in der
                              									Praxis niemals erwünscht sein würde, so nennt man solche Vorgänge umkehrbare, und
                              									wir können das eben gefundene Resultat in die Worte fassen: Bei umkehrbaren
                              									Wärmeübergängen sind die Entropieänderungen der beiden Körper, zwischen denen der
                              									Wärmeübergang stattfindet, einander entgegengesetzt gleich.
                           Vielfach schreibt man Gleichung 3 auch so dτh + dτw =
                              
                              										0 und sagt dann: die Entropieänderung bei
                              									umkehrbaren Vorgängen sei Null. Dieser Satz ist zwar aus Gleichung 3 mathematisch
                              
                              									richtig abgeleitet, hat aber physikalisch ebensowenig Sinn, wie wenn man die
                              									Tatsache, dass in einem doppeltwirkenden Dampfzylinderdas Hubvolumen der
                              									Vorderdampfseite um ebenso viel abnimmt, wie das der Hinterdampfseite zunimmt, zum
                              									Ausdruck bringen wollte, indem man sagt: die Aenderung des Cylindervolumens sei
                              									Null. Das ist mathematisch ebenfalls ganz richtig, sagt uns aber über die Vorgänge
                              									im Zylinder gar nichts. Vielmehr muss zum Ausdruck gebracht werden, dass sich jeder
                              									der beiden Teile die Volumens durch die Bewegung des Kolbens um eine gewisse Grösse
                              									ändert, zwischen denen eine ganz bestimmte Beziehung besteht, nämlich dass die
                              									Aenderungen einander entgegengesetzt gleich sind. Ebenso ist es mit der
                              									Entropie.
                           In der Praxis hat man niemals solche umkehrbare Vorgänge; es ist deshalb zu
                              									untersuchen, was aus Gleichung 3 wird, wenn der Vorgang ein nichtumkehrbarer ist.
                              									Nach dem Satz von Clausius über die Bewegungsrichtung
                              									der Wärme muss stets die Temperatur der Wärmequelle Th, der Heizgase, um in dem eben
                              									benutzten Beispiel des Vorwärmers zu bleiben, grösser sein als die der Wärmesenke
                              										Tw, des
                              									Wassers. Wir erhalten auch hier wieder aus der Definition der Entropie
                           d\,\tau_h=-\frac{d\,Q}{T_h} und d\,\tau_w=\frac{d\,Q}{T_w}
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 134
                              Fig. 6.
                              
                           Jetzt hat zwar dQ auch wieder in
                              									beiden Gleichungen denselben Wert, aber weil Th > Tw, ist dτh < dτw Der Unterschied beider lässt
                              									sich leicht aus dem Temperatur-Entropie-Diagramm herleiten (Fig. 6). Wir zerlegen die von den Heizgasen
                              									abgegebene Wärmeenergiemenge dQ = [A B b a] durch die der Temperatur Tw
                              									entsprechende Isotherme C D, und ebenso die vom Wasser aufgenommene d Q = [A' B' b'
                              									a'] durch die der Entropieänderung \overline{a'\,c'}=\overline{b\,a} entsprechende Adiabate \overline{C'\,c'} in
                              									je zwei Teile. Dann ist
                           
                              
                                 nach Voraussetzung
                                 [A B b a] = [A' B' b'
                                       												a']
                                 
                              
                                 nach Konstruktion
                                 [C D a b] = [A' C c'
                                       												a']
                                 
                              
                                 folglich durch Subtraktion
                                 [A B C D] = [C'
                                    
                                    												B' b' c']
                                 
                              
                           Damit erhält man nun:
                           
                              d\,\tau_w=\overline{a'\,b'}=\overline{a'\,c'}+\overline{c'\,b'}=\overline{b\,a}+\frac{[C'\,B'\,b'\,c']}{\overline{B'\,b'}}
                              
                           
                              =-d\,\tau_h+\frac{[A\,B\,C\,D]}{T_w}.
                              
                           Durch Vergleich mit Fig. 4 erkennt man, dass [A B C D] ein in
                              									entgegengesetzter Richtung durchlaufener Carnotscher
                              									Prozess ist, d.h. es ist [B A D C] das Maximum an
                              									Arbeit, welches bei umkehrbarem Wärmeübergang von den Heizgasen an das Wasser
                              									gewonnen werden könnte. Bezeichnen wir dieses mit d
                                 										Lm, so erhalten wir
                           d\,\tau_w=-d\,\tau_h-\frac{d\,L_m}{T_w}=-\left(d\,\tau_h+\frac{d\,L_m}{T_w}\right) . 4)
                           Es ist also bei nicht umkehrbarem Wärmeübergange die Entropieänderung der Wärmesenke,
                              									wenn wir vom Vorzeichen absehen, gleich der Entropieänderung der Wärmequelle
                              									vermehrt um die durch die Temperatur der Wärmesenke dividierte Arbeit, welche im
                              									Maximum aus der übergehenden Wärmemenge bei umkehrbarem Uebergang zwischen den
                              									Temperaturen der Wärmequelle und Wärmesenke gewonnen werden kann. Die
                              									Verschiedenheit des Vorzeichens gibt nur an, dass die Wärmequelle Wärme verliert,
                              									während die Wärmesenke sie aufnimmt, dass die Entropie des einen Körpers zunimmt, während die des
                              									anderen abnimmt.
                           Setzt man in Gleichung 4 den Wert von dLm aus Gleichung 1 ein und beachtet die
                              									Definition der Entropie, Gleichung 2, so erhält man eine IdentitätFliegner: Züricher
                                    											Vierteljahrschrift 46, 1901, S. 94..
                           Um Gleichung 4 im folgenden anwenden zu können, müssen wir sie noch etwas
                              									verallgemeinern, denn die Heizgase haben nur an einer bestimmten Stelle des
                              									Vorwärmers, allgemein der Heizfläche, eine konstante Temperatur; betrachtet man aber
                              									die Heizgase als Ganzes, so ändert sich ihre Temperatur von Stelle zu Stelle der
                              									Heizfläche.
                           Wir wollen voraussetzen, eine Dampfmaschine würde betrieben mit einer Flüssigkeit,
                              									deren Molekelwärme O sei. Dieselbe vollführt dann einen
                              										Carnotschen KreisprozessSchreber: Theorie
                                    											der Mehrstoffdampfmaschinen. S. 25., d.h. die Wärmeaufnahme durch
                              									die Flüssigkeit findet bei konstanter Temperatur statt, während die Heizgase sich an
                              									der Kesselwand von der Rosttemperatur bis auf die Temperatur der Kessels abkühlen,
                              									wenn wir zunächst noch eine hierzu hinreichend grosse Heizfläche voraussetzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 135
                              Fig. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 135
                              Fig. 8.
                              
                           Es sei [A B b a] (Fig.
                                 									7) der Wärmegehalt der Heizgase; die Kurve A B
                              									gebe die Beziehung zwischen der Temperatur und der Entropie derselben. Diese
                              									Beziehung ist natürlich von der Zusammensetzung der Heizgase abhängig; sie wird
                              
                              									weiter unten im Anschluss an bestimmte Kohlensorten berechnet werden. \overline{B\,b} ist
                              									die Rosttemperatur; \overline{A\,a} die atmosphärische, 273 + 20°. Am Kessel können sich
                              									die Heizgase bis zur Temperatur Cc = Tf abkühlen, so dass also die Wärmeenergie
                              										[A C c a] zum Schornstein hinausgeht, während [C
                              										B b c] an die Flüssigkeit abgegeben wird.
                           Um die Arbeit zu berechnen, welche mehr gewonnenwerden könnte, wenn dieser
                              									Uebergang umkehrbar wäre, bedenken wir, dass in diesem Falle nach Gleichung 3 die
                              									Entropieänderungen der Heizgase und des Kesselinhaltes einander gleich wären; auf
                              									das Vorzeichen wollen wir vorläufig keine Rücksicht nehmen. Die im Maximum zu
                              									gewinnende Arbeit ist somit auf Grund der Bedeutung des
                              									Temperatur-Entropie-Diagrammes und mit Berücksichtigung des Energieprinzipes gleich
                              									der Differenz der Flächen [C B b c] und [C E b c], also gleich dem dreieckartigen Stück [C B E].
                           Die Fläche [C B b c] ist die Wärme, welche die Heizgase
                              									abgeben, wenn sie sich von \overline{B\,b}=T_r bis auf \overline{C\,c}=T_f abkühlen. Sind die Heizgase
                              										G Molen und ist die Molekelwärme derselben a + b T, so istSchreber: D. p.
                                    											J., 1903, 318, 433, ff.
                           [CBbc] =
                                 										G (Tr
                              									– Tf)
                           (a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_f]). Die Entropieänderung der Heizgase während dieser Temperaturänderung ist
                              									\overline{c\,b}=\Delta\,\tau_h, folglich ist [C\,E\,b\,c]=\overline{C\,c}\,\cdot\,\overline{c\,b}=T_f\,\cdot\,\Delta\,\tau_h. Somit erhält
                              									man
                           [CBE] = G
                              										(Tr
                              									– Tf)
                                     (a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_f])-\Delta\,\tau_h\,\cdot\,T_f.
                           Da nun infolge der Abkühlung der Heizgase die, Fläche [CBE] der bei der Besprechung des Carnotschen
                              									Prozesses als positiv festgelegten Richtung entgegengesetzt umlaufen wird, so müssen
                              									wir sie hier auch als negativ einführen und erhalten somit Δτf = – Δτh
                           
                              -\frac{G\,(T_f-T_r)\,(a+b/2\,[T_r+T_i])-\Delta\,\tau^h\,\cdot\,T}{T_f}
                              
                           oder
                           \Delta\,\tau_f=+G\,\frac{T_r-T_f}{T_f}\,(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_f]). . 5)
                           Diese Entropieänderung Δτf ist natürlich von c zu zählen.
                           Multiplizieren wir Gleichung 5 rechts und links mit Tf und berücksichtigen Gleichung 2, so erhalten wir
                              									wieder die Identität, dass die von der Flüssigkeit aufgenommene gleich der von den
                              									Heizgasen abgegebenen Wärmeenergie ist. Haben wir in Gleichung 5 den Fall
                              									berücksichtigt, dass die Temperatur der Wärmequelle veränderlich ist, so müssen wir
                              									jetzt noch einen Schritt weiter gehen und den Fall untersuchen, dass auch die
                              									Wärmesenke eine veränderliche Temperatur hat. Wir beschränken uns hierbei gleich auf den für
                              									die Praxis wichtigen Fall, dass das Wasser erst von der atmosphärischen Temperatur
                              									bis auf die Kesseltemperatur erwärmt wird und dann verdampft. Wir haben also nur
                              									während der Erwärmung des Wassers veränderliche, nachher konstante Temperatur. Aus
                              									Gleichung 4 erhält man:
                           Tw .
                              										dτw= – (Tw
                              									dτh
                              									+ dLm).
                           Nach der Definition des Temperatur-Entropie-Diagramms stehen zu beiden Seiten des
                              									Gleichheitszeichens Flächen und da aus denselben Gründen wie soeben die im Maximum
                              									bei umkehrbarem Wärmeübergang von den Heizgasen an das Wasser zu gewinnende Arbeit
                              										dLm durch
                              
                              									die Fläche [ABECA] dargestellt wird, so gibt diese
                              									Gleichung nach dem Diagramm (Fig. 8), unter
                              									Vernachlässigung des Vorzeichens [ACca] + [CDdc] = [ACca] + [CEbc] + [ABECA] = [A B b a]. Bezeichnen wir nun die Flüssigkeitswärme des
                              									Wassers mit q, die vom Schmelzpunkt des Eises gezählte
                              									Entropie desselben, wie sie in den Dampftabellen steht, mit τ und unterscheiden die der atmosphärischen Temperatur entsprechenden
                              									Werte dieser Grössen durch den Index 0 von den zur Kesseltemperatur gehörigen
                              									Werten, welche den Index 1 bekommen sollen, so erhalten wir:
                           
                              (q_1-q_0)+\overline{C\,c}\,\cdot\,\overline{c\,d}=G\,\cdot\,(T_r-T_0)\,(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0])
                              
                           C c ist die Kesseltemperatur Tk. Ferner ergibt die
                              									Zeichnung \overline{c\,d}=\overline{a\,d}-\overline{a\,c}=\overline{a\,d}-(\overline{o\,c}-\overline{o\,a}). =\Delta\,\tau_w-(\tau_1-\tau_0). Daraus ergibt sich schliesslich durch einfaches
                              									Umstellen
                           \Delta\,\tau_w=\frac{G\,(T_r-T_0)\,(a+b/2\,[T_r+T_0])-(q_1-q_0)}{T_k}+(\tau_1-\tau_0) . . . . . . 6)
                           Da die in dieser Gleichung vorkommende Kesseltemperatur Tk vollständig unabhängig von den
                              									Temperaturen der Heizgase ist, so lässt sich der letzte noch nötige Schritt, um der
                              									Praxis vollständig gerecht zu werden, ohne weiteres vornehmen. In der Praxis werden
                              									bekanntlichniemals, auch nicht bei Anwendung künstlichen Zuges die Heizgase bis
                              									auf die atmosphärische Temperatur herunter abgekühlt, sondern verlassen die
                              									Heizfläche mit einer bedeutend höheren Temperatur Cc =
                              										T'k (Fig. 9). Für diesen Fall müssen wir schreiben
                           \Delta\,\tau_w=\frac{G\,(T_r-T'_k)\,(a+b/2\,[T_r+T'_k])-(q_1-q_0)}{T_k}+(\tau_1-\tau_0). . . . . . . 7)
                           Kommt das Wasser nicht mit atmosphärischer Temperatur in den
                              									Kessel, sondern schon bis auf T'0 = D'c vorgewärmt, so
                              									treten an Stelle von q0
                              									und τ0 die T'0 entsprechenden
                              									Werte q'0 und τ'o.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 136
                              Fig. 9.
                              
                           Damit haben wir den in Dampfmaschinen vorkommenden Fall erreicht. Der Wärmeübergang
                              									von den Heizgasen an den Kessel findet nach der in Fig.
                                 										9 gegebenen Weise statt.
                           An Hand der Fig. 5 hatten wir nachgewiesen, dass,
                              									wenn der Wärmeträger die Wärme längs \overline{A\,B} aufnimmt, er mehr Arbeit zu leisten
                              									imstande ist, als wenn die Wärmeaufnahme längs E B
                              									stattfindet, trotzdem die höchste vorkommende Temperatur in beiden Fällen dieselbe
                              									ist. Nehmen wir nun an, die Wärmequelle sei in beiden Fällen imstande, die
                              									Wärmeenergie bei konstanter Temperatur abzugeben, so haben wir im ersten Falle
                              									umkehrbare, im zweiten dagegen nichtumkehrbare Wärme aufnähme und wir erhalten den
                              									Satz, dass bei umkehrbarer Wärmeaufnahme mehr Arbeit aus einer bestimmten Menge
                              									Wärmeenergie gewonnen werden kann als bei nicht umkehrbarer.
                           Nehmen wir in Fig. 9 an, die Abgabe der nicht
                              									verwandelten Wärmeenergie an die Wärmesenke fände längs einer Isothermen \overline{D\,H}
                              									statt, so sieht man, dass vom Wasser mehr Wärmeenergie abgegeben werden muss, als
                              									von den Heizgasen abgegeben würde, wenn sie direkt ausgenutzt werden könnten; es ist
                              										[DHfc] > [DGbc]. Da
                              									auch hier ein nichtumkehrbarer Wärmeübergang, von den Heizgasen an das Wasser,
                              									vorkam, so finden wir wieder denselben Satz, dass nichtumkehrbare Wärmeübergänge zu
                              									geringerer Ausbeute an Arbeit, zu Arbeitsverlusten Anlass geben. Dieser Satz hat,
                              									wie man sich durch Zeichnung weiterer Fälle leicht überzeugen kann, allgemeine
                              									Gültigkeit und wir bekommen somit die für die Praxis ungemein wichtige Regel:
                              									nichtumkehrbare Wärmeübergänge, d.h. solche zwischen Körpern von verschiedener
                              									Temperatur sind möglichst zu vermeiden und, wo sie sich nicht vermeiden lassen, ist
                              									der nicht zur Arbeitsleistung ausgenutzte Temperaturunterschied möglichst klein zu
                              									machen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)