| Titel: | Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung. | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 166 | 
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                        Der Arbeitswert der Heizgase und seine
                           								Ausnutzung.
                        (Fortsetzung von S. 155 d. Bd.)
                        Der Arbeitswert der Heizgase und seine Ausnutzung.
                        
                     
                        
                           Um den Arbeitswert der Heizgase auch mit Hilfe von Gleichung 1 zu berechnen,
                              									welche, wie oben nachgewiesen, das Maximum an Arbeit darstellt, welches aus einer
                              									gegebenen Wärmeenergiemenge zwischen gegebenen Temperaturen gewonnen werden kann,
                              									denken wir uns die Fläche [A B b a] (Fig. 10) durch eine sehr grosse Zahl von Parallelen
                              									zur T-Achse in lauter schmale Streifen zerlegt, so schmal, dass wir ohne einen
                              									merklichen Fehler zu begehen, den zu einem solchen Streifen gehörigen Teil der Kurve
                              									\overline{A\,B} als parallel zur τ-achse ansehen dürfen. Die
                              									Kurve wird auf diese Weise gleichsam ersetzt durch eine Treppe, deren Stufen
                              									parallel den beiden Achsen sind; je grösser wir die Zahl der Stufen, d.h. der
                              									Flächenstreifen nehmen, um so mehr wird sich die Treppe der Kurve anschmiegen, so
                              									dass wir schliesslich beide als identisch ansehen dürfen.
                           Ein Wärmeträger, dessen Zustand sich längs der Begrenzung eines solchen schmalen
                              									Streifens zwischen \overline{A\,B} und \overline{A\,b'} ändert, vollführt einen Carnotschen Kreisprozess, in welchem der zwischen
                              									\overline{A\,B} und \overline{A\,b'} gelegene Teil in Arbeit verwandelt wird, während der
                              									zwischen \overline{A\,b'} und \overline{a\,b} gelegene Teil als unverwandelbare Wärmeenergie
                              									abgegeben werden muss. Addieren wir sämtliche derartige Carnotsche Kreisprozesse, deren obereTemperaturen alle verschieden
                              									sind, so erhalten wir als Summe der Arbeit wieder die Fläche [A B b'] während die Fläche [A
                                 										b' b a] die Summe der nicht verwandelbaren Wärmeenergie darstellt. Da nun
                              									jeder Carnotsche Prozess das Maximum an Arbeit liefert,
                              									so gibt uns auch die Summe derselben das Maximum, welches aus den Heizgasen gewonnen
                              									werden kann, d.h. [A B b'] ist der Arbeitswert der
                              									Heizgase.
                           Wie man den Arbeitswert der Heizgase mit Hilfe einer Dampfmaschine mit idealer
                              									Flüssigkeit vollständig gewinnen kann, habe ich in meiner Theorie der
                              									Mehrstoffdampfmaschinen gezeigt.Schreber: Theorie der Mehrstoffdampfmaschinen.
                                    											Leipzig 1903, S. 26 ff.
                           Aus dem Diagramm lässt sich ohne Schwierigkeit eine zur zahlenmässigen Berechnung des
                              									Arbeitswertes brauchbare Gleichung ablesen. Es ist unter Benutzung von Gleichung
                              									10
                           
                              [A\,B\,b\,a]=H=G\,(T_r-T_0)\,\left(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]\right)
                              
                           Bezeichnen wir die der Kesselhaustemperatur T0 entsprechende Entropie der Heizgase mit τ0, ebenso die Tr entsprechende mit
                              										τr so ist unter
                              									Benutzung von Gleichung 12
                           
                           
                              
                              \overline{a\,b}=\tau_t-\tau_0=G\,\left[a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,(T_r-T_0)\right]
                              
                           Da nach Konstruktion \overline{A\,a}=T_0 ist, so erhalten
                           VI.
                           
                              
                                 
                                 
                                    φ
                                    
                                 (μφ – 1) n o
                                 
                                    G
                                    
                                 
                                    a
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                                    t
                                    r
                                    
                                 
                                    a
                                    r
                                    
                                 
                                    L
                                    g
                                    
                                 
                              
                                 1.2.3.4.
                                 1
                                 0,304340,290410,289820,16899
                                 0,398580,384430,379920,24285
                                 7,0697,0877,0697,222
                                 0,001699170616991757
                                 2176217121701912
                                 0,7300,7300,7290,706
                                 5898569355733049
                                 
                              
                                 1.2.3.4.
                                 1,3
                                 0,419950,404840,399910,23322
                                 0,514190,498860,490010,30708
                                 6,9486,9586,9497,078
                                 0,001586159015871641
                                 1800179017901608
                                 0,6930,6930,6920,691
                                 5599540352932898
                                 
                              
                                 1.2.3.4.
                                 1,6
                                 0,535480,516210,509920,29739
                                 0,629720,610230,600020,37125
                                 6,8706,8816,8726,984
                                 0,001516151915161565
                                 1536152915281388
                                 0,6610,6610,6600,640
                                       5341Dieses Beispiel ist in Fig. 10
                                          													graphisch dargestellt, für den Fall, dass G
                                             														= 1; will man den aus 1 kg Steinkohle zu erhaltenden
                                          													Arbeitswert haben, so muss man die eingetragenen Entropiewerte mit
                                          														G = 0,62972
                                          												multiplizieren.515450462763
                                 
                              
                                 1.2.3.4.
                                 2,0
                                 0,689590,664780,656690,38299
                                 0,783830,758800,746790,45685
                                 6,8046,8136,8056,898
                                 0,001453145614541496
                                 1285128012781173
                                 0,6240,6240,6230,605
                                 5042486647642613
                                 
                              
                                 1.2.3.4.
                                 2,5
                                 0,882210,850480,840140,48996
                                 0,976450,944500,930240,56382
                                 6,7496,7566,7506,828
                                 0,001403140614041440
                                 106910651061984
                                 0,5840,5840,5830,567
                                 4718455444572449
                                 
                              
                                 1.2.3.4.
                                 3,0
                                 1,074831,036181,023550,59695
                                 1,169071,130201,113650,67081
                                 6,7136,7196,7146,781
                                 0,001370137213701402
                                 915912909837
                                 0,5490,5490,5480,537
                                 4435428141902308
                                 
                              
                           wir [A\,b'\,b\,a]=\overline{A\,a}\,\cdot\,\overline{a\,b}=T_0\,G\,\left(a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,[T_r-T_o]\right)
                           Wir bekommen somit für den Arbeitswert Lg der Heizgase
                           
                              \begin{array}{rcl}L_g&=&H-T_0\,G\,\left(a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,[T_r-T_0]\right)\\ &=&G\,(T_r-T_0)\,\left(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]\right)-G\,T_0\,\left(a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,[T_r-T_0]\right)
                                 \end{array}
                              
                           Ich nenne das Verhältnis
                           \alpha_r=\frac{L_g}{H} . . . . 14)
                           welches angibt, welcher Bruchteil des Heizwertes der auf den
                              									Rost aufgelegten Brennstoffe aus den auf dem Rost entstehenden Heizgasen im Maximum
                              									als Arbeit gewonnen werden kann, in welchem Verhältnis der Heizwert durch den
                              									Vorgang auf dem Rost zur Arbeitsgewinnung ausgenutzt wird, das Ausnutzungsverhältnis durch den Rost. Setzen wir die
                              									für Lg und H gefundenen Ausdrücke in Gleichung 14 ein, so erhalten
                              									wir
                           
                              \alpha_r=1-\frac{G\,T_0}{H}\,\left(a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,[T_r-T_0]\right)\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+\frac{b}{a}\,[T_r-T_0]
                              
                           
                              =1-\frac{T_0}{T_r-T_0}\,\cdot\,\frac{lg,\frac{T_r}{T_0}+\frac{b}{a}\,[T_r-T_0]}{1+\frac{b}{2\,a}\,[T_r+T_0]}
                              
                           In der nachfolgenden Tabelle VI sind die Ausnutzungsverhältnisse durch den Rost
                              									für die vier oben angegebenen Brennstoffe bei verschiedenen Luftmengen ausgerechnet.
                              									Die Ueberschriften der Kolumnen entsprechen den bisher benutzten Bezeichnungen.
                           Aus dieser Tabelle, aus welcher die wichtigsten Resultate in Fig. 11 als Kurven eingetragen sind, erkennt man
                              									zunächst, dass die drei Steinkohlen sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden,
                              									dass dagegen das Ausnutzungsverhältnis der Braunkohle rund 3 v. H. geringer ist als
                              									das der ersteren. Wir werden aber gleich sehen, dass auch dieser Unterschied noch
                              									nahezu vollständig verschwindet.
                           Ferner zeigt die Tabelle, dass das Ausnutzungsverhältnis von 73 v. H. bei der
                              									chemisch gerade verlangten Luftmenge bis auf 55 v. H. bei der dreifachen Luftmenge
                              									sinkt; es enthalten also die Heizgase höchstens ¾ des Heizwertes der Kohlen so in
                              									Form von Wärmeenergie, dass diese in Arbeit verwandelt werden kann. Bei der
                              									dreifachen Luftmenge kann nur ungefähr die Hälfte des Heizwertes in Arbeit
                              									verwandelt werden. Es findet somit ein ganz bedeutender Verlust von verwandelbarer
                              									Energie schon auf dem Roste statt.
                           Die Tabelle VI ist berechnet worden unter der Annahme, dass die Wärme der Heizgase
                              									diesen nur durch Leitung entzogen würde; nun findet aber bei Unter- und weit mehr
                              									bei Innenfeuerung, die man ja meist anwendet, wenn nicht besondere Gründe dagegen
                              									sprechen, Einstrahlung statt, d.h. ein Teil der auf dem Rost entwickelten
                              									Wärmeenergie wird der im Kessel enthaltenen Flüssigkeit nicht durch Leitung
                              									vermittels der Heizgase zugeführt, sondern wird direkt, ohne dass die Heizgase durch sie erwärmt
                              									würden, der Kesselwand durch Bestrahlung von den glühenden Kohlen her
                              									übermittelt.
                           Nennen wir das Strahlungsverhältnis σ, d.h. wird der
                              									Bruchteil σ H des Heizwertes direkt eingestrahlt,
                              									während nur der Rest (1 – σ) H zur Erwärmung der Heizgase dient, so erhalten wir natürlich bei gleicher
                              									Luftmenge nicht dieselbe Rosttemperatur wie oben, sondern dieselbe wird kleiner.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 168
                              Fig. 11.
                              
                           Man muss an Stelle von Gl. 10 schreiben
                           H=G\,(T_r-T_0)\,\left(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]\right)+\sigma\,H=\frac{G\,(T_r-T_0)}{1-\sigma}\,\left(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]\right) . . 16)
                           und erhält daraus
                           T_r=\frac{(1-\sigma)\,H}{G\,\left(a+\frac{b}{2}\,[T_r+T_0]\right)}. . 17)
                           Um den Arbeitswert der Heizgase zu erhalten, denken wir uns dieselben ausgenutzt mit
                              									Hilfe einer Dampfmaschine, die mit einer idealen Flüssigkeit betrieben wird, deren
                              									Molekelwärme zu der der Heizgase in einer solchen Beziehung steht, dass in einem
                              									nach dem Gegenstromprinzip eingerichteten Vorwärmer auf beiden Seiten eines
                              									Flächenelementes innen und aussen dieselbe Temperatur herrscht. Es wird auf diese
                              									Weise die Flüssigkeit gerade bis auf Rosttemperatur erwärmt, während sich die
                              									Heizgase bis auf atmosphärische Temperatur abkühlen. Die Verdampfungswärme der
                              									Flüssigkeit bei der Rosttemperatur muss so gross sein, dass die durch den Vorwärmer
                              									während einer bestimmten Zeit in den Kessel gelangte Flüssigkeit gerade imstande
                              									ist, die in derselben Zeit dem Kessel zugestrahlte Wärmeenergie aufzunehmen. Lässt
                              									man die so entstandenen Dämpfe bis auf atmosphärische Temperatur adiabatisch
                              									expandieren und kondensiert sie dann bei dieser Temperatur, so erhält man den
                              									Arbeitswert der Heizgase.
                           Das T-τ-Diagramm eines
                              									solchen Dampfmaschinenprozesses zeigt Fig. 12,
                              									welche das zweite Beispiel dernächsten Tabelle, φ
                              									= 1,3, gibt. Die Gesamtänderung der Entropie der idealen Flüssigkeit in der
                              									Dampfmaschine erhält man aus Gl. 12, wenn man gleichzeitig beachtet, dass nach der
                              									Definition des Diagrammes die Fläche [B C c b] = σ . H und \overline{B\,b}=\overline{C\,c}=T_r ist,
                              									zu
                           
                              \overline{a\,c}=\Delta\,\tau=G\,\left[a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,(T_r-T_0)\right]+\frac{\sigma\,\cdot\,H}{T_r}
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 168
                              Fig. 12.
                              
                           Den aus 1 kg Brennstoff zu erhaltenden Arbeitswert findet man aus dem Diagramm wie
                              									oben S. 155 indem man von der Fläche [A B C c a] = H die der Wärmesenke abzugebende Wärmeenergie [A\,c'\,c\,a]=\overline{A\,a}\,\cdot\,\overline{a\,c} abzieht; also
                           
                              L_g=H-T_0\,\left\{G\,\left(a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,[T_r-T_0]\right)+\frac{\sigma\,H}{T_r}\right\}
                              
                           und damit erhält man das Ausnutzungsverhältnis
                           \alpha_r=\frac{L_g}{H}=1-\frac{G\,T_0}{H}\,\left(a\,lg\,\frac{T_r}{T_0}+b\,[T_r-T_0]\right)-\sigma\,\frac{T_0}{T_r}. . . . 18)
                           Da man für Braunkohlen wegen der von diesen verlangten grossen Rostfläche nur selten
                              									Innenfeuerung haben wird und aus der Tabelle VI sich ergeben hat, dass die
                              									Unterschiede der Steinkohlen nur sehr gering sind, so habe ich das
                              									Ausnutzungsverhältnis durch den Rost unter Berücksichtigung der Einstrahlung nur für
                              									die erste Steinkohlensorte berechnet. Auf die Zusammensetzung der Heizgase hat die
                              
                              									Einstrahlung natürlich keinen Einfluss.
                           Für die Berechnung ist σ = 0,2 angenommen:
                           VII.
                           
                              
                                 
                                    φ
                                    
                                 
                                    t
                                    r
                                    
                                 
                                    a
                                    r
                                    
                                 
                              
                                 1
                                 1745
                                 0,730
                                 
                              
                                   1,3
                                 1444
                                 0,697
                                 
                              
                                   1,6
                                 1233
                                 0,662
                                 
                              
                                   2,0
                                 1022
                                 0,625
                                 
                              
                           Diese Tabelle zeigt, dass durch die Einstrahlung, gleicher Luftüberschuss
                              									vorausgesetzt, das Ausnutzungsverhältnis durch den Rost nicht merklich geändert wird; wie man aus der graphischen Darstellung erkennt,
                              									müsste es ein wenig kleiner sein.
                           Der Vorteil der Einstrahlung ist anderwärts zu suchen: Herr Dr. Langen konstatierte in allen seinen Versuchen, in denen
                              									sich unter den Verbrennungsprodukten Kohlensäure befand, Unregelmässigkeiten, sobald
                              									die Temperatur mehr oder weniger über 1700° stieg. Diese Unregelmässigkeiten sind am
                              									einfachsten zu erklären durch die Annahme dass bei 1700° und höheren Temperaturen
                              									die Dissoziation der Kohlensäure zu Kohlenoxyd und Sauerstoff einen merklichen
                              									Betrag erreicht hat. Da nun die Dissoziation der
                              									Kohlensäure unter Volumenvermehrung stattfindet, so muss sie durch vermehrten Druck
                              									zurückgehen. Die Versuche Langens fanden alle bei
                              									konstantem Volumen, d.h. unter hohem Druck statt; es wird also bei diesen die
                              									Dissoziation erst bei höherer Temperatur einen merklichen Einfluss ausüben, als bei
                              									atmosphärischem Druck. Wir müssen somit aus den Versuchen Langens schliessen, dass in den auf offener Rostfeuerung entstehenden
                              									Heizgasen die Dissoziation schon merklich wird bei Temperaturen von vielleicht 1500°
                              									bis 1600°. Nun verbrennt Kohlenoxyd, wie die Beobachtungen an Gichtgasmotoren
                              									beweisen, sehr schwer, und andererseits kühlen sich die Heizgase durchaus nicht
                              									gleichmässig ab, sondern die der Kesselwand benachbarten Molen weiter als die mehr
                              									im Inneren des Heizgasstromes befindlichen. Trotzdem das einleuchtend und auch schon
                              									vielfach bekannt ist, werde ich sogleich noch einen interessanten Beweis dafür
                              
                              									erbringen. Dadurch kommt es, dass eine Kohlenoxydmole, sobald sie nur einmal in die
                              									Nähe der Kesselwand gekommen ist, nicht wieder zu Kohlensäure verbrennen kann, weil
                              									sie sich bis unter ihren Entflammungspunkt abgekühlt hat. Man kann also nur dann
                              									vollkommene Verbrennung erzielen, wenn man Temperaturen, bei denen die Dissoziation
                              									der Kohlensäure merklich wird, vermeidet, damit überhaupt kein Kohlenoxyd entstehen
                              									kann. Man darf folglich mit den Rosttemperaturen nicht über 1500° bis höchstens
                              									1600° gehen.
                           Diese Temperaturen erreicht man nun bei der Steinkohle, wie aus der Kurventafel 11 zu
                              									entnehmen ist, ohne Einstrahlung sobald die Luftmenge unter 1,6 sinkt, bei
                              									Einstrahlung, mit σ = 0,2 kann dagegen die Luftmenge
                              									bis auf 1,2 abnehmen.
                           Diese Folgerung aus den Beobachtungen Langens stimmt
                              									vollständig mit der Erfahrung überein. So gibt von
                                 										Bornes anLokomot. d.
                                    											Gegenwart. 1903. S. 112.:
                           
                              „Die Wärme der Verbrennungsgase (v. B. meint die
                                 										Temperatur derselben) beträgt bei starkem Luftzug, westfälischer Förderkohle und
                                 										hoher Feuerschicht 1500° bis 1600°, bei niedriger Feuerschicht und grösserem
                                 										Luft- überschuss 1200° bis 1400°.“
                              
                           Da leider die Zusammensetzung der Heizgase nicht angegeben ist, so kann man nicht
                              									entscheiden, ob im letzteren Falle infolge der niedrigen Feuerschicht die
                              									Einstrahlung einen relativ grösseren Einfluss gehabt hat und deshalb neben
                              									vermehrtem Luftüberschuss zur Erniedrigung der Temperatur beigetragen hat.
                              									Jedenfalls finden aber die Resultate Langens durch
                              									diese Uebereinstimmung mit der Praxis eine sehr wichtige Unterstützung.
                           Berücksichtigt man diese Beschränkung der Rosttemperatur, so ist der beste
                              									Arbeitswert von Steinkohle, den man mit Einstrahlung erreicht, ungefähr 0,70 des
                              									Heizwertes, ohne Einstrahlung dagegen nur ⅔. Braunkohle, welche schon mit 1,3facher
                              									Luftmenge ohneEinstrahlung vollständig verbrennt, gibt in diesem Falle
                              									ebenfalls ⅔.
                           Mehr Arbeit kann man also auf keinen Fall aus der Kohle erhalten, wenn sie auf einem
                              									Rost verbrannt wird.
                           An die Tabelle VI können wir noch eine Bemerkung über die Zusammensetzung der
                              									Heizgase knüpfen.
                           Teilen wir die Molenzahl der einzelnen Bestandteile der Heizgase durch die
                              									Gesamtzahl, so erhalten wir die relative Zusammensetzung der Heizgase.
                           Ich habe diese Rechnung für die ersten drei Luftmengen durchgeführt und in der
                              									Tabelle VIII zusammengestellt, in welcher unter L =
                              
                              										(μ φ – 1) n0 die ganze nicht zur Verbrennung nötige Luft, also
                              
                              									der Stickstoff und der überschüssige Sauerstoff zusammengefasst ist.
                           VIII.
                           
                              
                                 
                                    φ
                                    
                                 
                                    CO
                                    2
                                    
                                 
                                    SO
                                    2
                                    
                                 
                                    H
                                    2
                                    O
                                    
                                 
                                    L
                                    
                                 
                                    t
                                    s
                                    
                                 
                              
                                 1
                                 17,817,717,815,6
                                 0,10,10,10,5
                                   5,7  6,7  5,814,4
                                 76,475,576,369,5
                                   36°393653
                                 
                              
                                 1,3
                                 13,813,613,812,3
                                 0,10,00,10,4
                                   4,5  5,2  4,511,4
                                 81,681,281,675,9
                                 31333149
                                 
                              
                                 1,6
                                 11,111,111,210,2
                                 0,10,00,10,3
                                   3,6  4,2  3,7  9,4
                                 85,284,785,080,1
                                 28302846
                                 
                              
                           Nach dem Daltonschen Gesetze ist der Partialdruck irgend
                              									eines Bestandteiles eines Gasgemisches seiner relativen Molenzahl proportional. Die
                              									vorstehende Tabelle gibt also auch den Partialdruck der Bestandteile in Hundertstel
                              									einer Atmosphäre. Aus den Dampftabellen kann man nun mit Leichtigkeit nachschlagen,
                              									bei welcher Temperatur die Luft gerade mit der vorhandenenen Wasserdampfmenge
                              									gesättigt ist. Ich habe diese Temperatur unter ts in der Tabelle aufgeführt. Bei dieser
                              									Temperatur, oder genauer, weil die dem Rost zugeführte Luft schon etwas Feuchtigkeit
                              									enthält, bei einer um ein Weniges, vielleicht 1°, höheren Temperatur dürften somit
                              									die Heizgase erst anfangen, Wasser niederzuschlagen. Nun zeigt aber die Erfahrung,
                              									dass man an Vorwärmerröhren schon bei bedeutend höheren mittleren Temperaturen der
                              									Heizgase Wasserniederschläge erhält. Das ist ein unmittelbarer Beweis, dass sich die
                              									Heizgase nicht gleichmässig abkühlen, sondern an den kalten Wandungen schneller als
                              									im Inneren des Heizgasstromes. Aus demselben Grund wird, wie schon oben gesagt, eine
                              									Kohlenoxydmole, welche einmal mit der kalten Kesselwandung in Berührung war, nie zu
                              										CO2 verbrennen, weil sie sofort bis unter den
                              									Entflammungspunkt abgekühlt wird, d.h. wenn nicht schon auf dem Rost vollkommene
                              									Verbrennung erzielt ist, erhält man sie überhaupt nicht mehr, denn hinter der
                              									Feuerbrücke kann man ein Verbrennen von Kohlenoxyd nicht mehr erwarten.
                           Wird die Analyse der Heizgase, wie es gewöhnlich geschieht, vorgenommen, indem eine
                              									bestimmte Menge derselben durch Wasser abgefangen wird, so bestehen dieselben
                              									scheinbar nur aus Kohlensäure und dem nicht zur Verbrennung gebrauchten Rest der
                              									Luft und man bestimmt somit nicht den Kohlensäuregehalt in bezug auf die Gesamtzahl
                              										G der Heizgasmolen, sondern nur in bezug auf L = (μφ –) n0. Rechnet man die
                              									Zusammensetzung in dieser Richtung um, so erhält man die Tabelle IX.
                           
                           XI.
                           
                              
                                 φ =
                                 1
                                 1,3
                                 1,6
                                 2,0
                                 2,5
                                 3,0
                                 
                              
                                 1.2.3.4.
                                 18,918,918,918,3
                                 14,314,314,414,0
                                 11,711,611,711,3
                                 9,39,39,39,0
                                 7,47,47,47,2
                                 6,26,26,26,1
                                 
                              
                                 Mittel
                                 18,8
                                 14,3
                                 11,6
                                 9,2
                                 7,4
                                 6,2
                                 
                              
                           Wir finden hier die auch schon von anderen bestätigte Tatsache wieder, dass die
                              									Zusammensetzung der nach Absorption der in Wasser löslichen Bestandteile übrig
                              									bleibenden Heizgase nahezu unabhängig von der Kohlensorte ist und nur durch den
                              									Luftüberschuss bedingt wird. Man kann deshalb aus der in die Kurventafel (Fig. 11) eingetragenen Kurve CO2, welche das Mittel der Tabelle IX
                              									darstellt, sofort die Luftmenge entnehmen, welche für die Verbrennung massgebend
                              									gewesen ist, vorausgesetzt, dass auf dem Wege vom Rost bis zu der Stelle, wo die
                              
                              									Heizgase zur Analyse entnommen werden keine Beiluft eingedrugen ist.
                           Vergleichen wir diese Kurve mit den für die Rosttemperaturen gegebenen, so
                              									erkennen wir, dass wir noch gerade vollständige Verbrennung erzielen, wenn bei
                              									Braunkohle der Kohlensäuregehalt 13 v. H. bei Steinkohle ohne Einstrahlung 11,5 v.
                              									H., mit Einstrahlung dagegen bis 15 v. H. beträgt.
                           Dosch gibt als den praktisch vorteilhaftesten Kohlen:
                              									Säuregehalt 14 v. H.; in bester Uebereinstimmung mit diesen Zahlen, denn die Grenze
                              									der Merkbarkeit der Dissoziation ist von der Feinheit der Messmethode abhängig da ja
                              									bei sämtlichen Temperaturen, auch den niedrigsten, schon Dissoziation stattfindet.
                              									Gleichzeitig findet durch diese Beziehung zur Rosttemperatur und zar Dissoziation
                              									die von Dosch gegebene praktische Grenze für den
                              									Kohlensäuregehalt ihre theoretische Erklärung.
                           Kessel mit Feuerungseinrichtungen, welche eine noch grössere Einstrahlung
                              									ermöglichen, gestatten natürlich bei vollkommener Verbrennung noch höheren CO2 gehalt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)