| Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. | 
| Autor: | Siegm. Edelstein | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 262 | 
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                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
                           								Webstuhle.
                        Von Prof. Siegm. Edelstein.
                        (Fortsetzung von S. 231 d. Bd.)
                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
                        
                     
                        
                           Mit Rücksicht auf das Ausgeführte sollen daher die ziemlich kleinen Werte der
                              									Zapfenreibungen am Hebelzapfen und an dem Kettenbaumzapfen nicht in Betracht kommen,
                              									bezw. durch eine kleine Erhöhung des Wertes der errechneten Kettenspannung als
                              									kompensiert gedacht werden.
                           Es folgt zunächst aus der Gleichgewichtsbedingung am BremshebelVergl. Weisbach,
                                    
                                    											Mechanik III, S. 917.:
                           
                              QL + Gs = Na – Nfb
                              
                           dass der Bremsdruck
                           
                              N=\frac{Q\,L+G\,s}{a-b\,f}
                              
                           und der Bremswiderstand
                           W=N\,\cdot\,f=\frac{Q\,L+G\,s}{a-b\,f}\,\cdot\,f wird.
                           Aus
                           
                              WD = Kd
                              
                           folgt endlich
                           k=W\frac{D}{d}=(Q\,L+G\,s)\,\frac{D}{d}\,\frac{f}{a-b\,f} . . . . . 7)
                           Der Ausdruck (Q\,L-G\,s)\,\frac{D}{d} in Gleichung 7 stellt den auf den Kettenbaumdurchmesser reduzierten
                              									Belastungszug dar, welcher durch entsprechende Aenderung von Q oder L eine Kompensation für die
                              									fortschreitende Aenderung von d erhalten muss um eine
                              									gleichbleibende Kettenspannung – nach früherem – zu erzielen.
                           Für einen momentanen Zustand kann dieser Wert als konstant angesehen werden und es
                              									erhellt, dass die Grösse der Kettenspannung nun noch von f und \frac{1}{a-b\,f} abhängig ist.
                           Der Wert des Bruches \frac{f}{a-b\,f} erfährt bei wachsendem f wie erkenntlich eine Erhöhung, die etwas mehr als bei proportionalem
                              									Anwachsen beträgt, es genügt diese Erkenntnis vollständig, um sofort festzustellen,
                              									dass
                           1. Die Kettenspannung eine wesentlich von dem Reibungskoeffizienten abhängige Grösse
                              									ist – die Charakteristik der Reibungsbremse – und in Konsequenz dieser Tatsache,
                              									dass
                           2. Die Kettenspannung einen rechnerisch nicht genau
                                 										feststellbaren und daher auch praktisch nicht genau fixierbaren, d.h. in
                              									solcher Art einstellbaren Wert erhält, dass man gegen eine Ueberschreitung desselben
                              									vollkommen gesichert wäre. Es erhellt dies einfach aus dem Grunde, weil die Grösse
                              									dieses so einflussnehmenden Koeffizienten von einer Reihe äusserer Umstände
                              									(Luftfeuchtigkeit, Oberflächenbeschaffenheit usw.) abhängig ist, während
                              
                              									andererseits eine Ueberschreitung der Kettenspannung durch eintretendes Anwachsen
                              									dieses Koeffizienten nicht in der Anordnung selbst verhindert erscheint.
                           3. Aus dem unter 2 angeführten Grunde ist aber auch die Kettenspannung je nach den
                              									äussern Umständen verschieden gross, d.h. Schwankungen
                              									unterworfen, die ganz beträchtlich werden können, wodurch eine der wesentlichsten
                              									Anforderungen an eine gut arbeitende Kettenbaumbremse nicht erfüllt erscheint.
                           4. Die von der Kettenspannung verrichtete mechanische Arbeit beim Abwickeln der Kette
                              									setzt sich an der Bremse in Reibungsarbeit und in fernerer Folge in Wärme um; da nun
                              									dieser Prozess nicht umkehrbar ist so ist der Einrichtung dadurch die Möglichkeit
                              									benommen, den Kettenbaum etwa in dem Falle wieder etwas zurückzudrehen, wenn die
                              									Kettenfäden nachgelassen werden, wie dies beim Schliessen des Faches nach erfolgter
                              									Fachaushebung der Fall ist. Es wird durch diesen Umstand das beim Fachöffnen
                              									erforderliche Verlängern der Kettenfäden wohl durch Abwickeln vom Kettenbaume
                              									erreicht, allein diese Abwickelmenge wird nicht wieder – beim Fachschliessen –
                              									zurückgenommen. Die Bremse entbehrt des Spielvermögens,
                              									wodurch eine grössere Schwankung in der Kettenspannung während des Webeprozesses
                              									resultiert.
                           5. Einen nicht unwesentlichen Umstand bildet ferner das Moment, dass die Anordnung
                              									der Bremse stets in der gleichen Arbeitsstellung bleibt, wodurch keine immer wiederkehrende Neueinstellung benötigt
                              									wird, eine Eigenschaft dieser Bremse, die sie für mechanischen Betrieb in einfacher
                              									Weise befähigt und die nur deshalb hervorhebenswert erscheint, weil andere
                              									Einrichtungen von Kettenablassapparaten gerade hierin eine Schwierigkeit
                              									ergeben.
                           Nach diesen Feststellungen möge nunmehr der Wert des Faktors
                           
                              \frac{f}{a-b\,f}
                              
                           näher ins Auge gefasst werden.
                           Der Nenner dieses Bruches bleibt solange positiv, als a > b
                                 										f ist, er erreicht bei a = b f den Wert 0 und würde für a < b f selbst negativ werden.
                           Die Grenze a – b f = 0 würde eintreten, wenn
                           
                              a = bf
                              
                           
                              f=\frac{a}{b}
                              
                           
                              tg\,\varrho=\frac{a}{b}
                              
                           wobei ρ den Reibungswinkel
                              									darstellt zwischen dem Bremsklotzmaterial und der Scheibe. Für diesen Fall wäre
                              									aber
                           K=\frac{Q\,L+G\,s}{a-b\,f}\,\frac{D}{d}\,\cdot\,f=\infty d. h.
                              								
                           die Bremse würde die Kette überhaupt nicht abwickeln lassen,
                              									es würde bei der geringsten Belastung auf den Bremsklotz die Scheibe an jeder
                              									Drehung im Sinne des Kettenablasses gehindert, die Scheibe wäre nicht mehr gebremst,
                              									sondern durch eine Klemmungsvorrichtung gesperrt. Da dieser Fall selbstverständlich
                              									unbrauchbar ist, so folgt daraus die Konstruktionsbedingung für die
                              									Hebelanordnung
                           
                              \begin{array}{rcl}\frac{a}{b}& > & \,f\\ & > & tg\,\varrho \end{array}
                              
                           Verbindet man den Angriffspunkt des Bremsdruckes N, den
                              									Punkt A mit dem Hebelzapfenmittel z, so muss der Winkel a,
                              									den die Gerade A z mit N
                              									einschliesst, grösser sein als ρ
                           ≮ α > ≮ ρ
                           Die Notwendigkeit, ≮ α grösser als den Reibungswinkel zu
                              
                              									machen, stellt sonach eine Bedingung für die Lage des Hebelzapfens fest und bleibt
                              									in der angeführten Beziehung so lange aufrecht, als b
                              									selbst positiv bleibt. Wird dagegen b negativ gemacht,
                              									d.h. liegt der Hebelzapfen über dem Angriffspunkte A,
                              									etwa in z', so ist
                           
                              a + bf
                              
                           in jedem Falle positiv und kann daher b welchen Wert immer einnehmen, insolange die Drehrichtung des
                              									Kettenbaumes ungeändert bleibt.
                           Selbstverständlich bleibt eine solche Wert Veränderung von b nicht ohne anderweitigen Einfluss. Man erkennt, dass dieser den Hebelarm
                              									der Reaktion des Bremswiderstandes vorstellende Wert die Kettenspannung vergrössert,
                              									wenn er in seinem algebraischen Werte anwächst, also von – b über 0 in + b übergeht. Seien die Werte der
                              									Kettenspannung entsprechend mit
                           
                           
                              
                                 
                                    k
                                    1
                                    
                                 für
                                 Hebelarm
                                 –
                                 
                                    b
                                    
                                 
                              
                                 
                                    k
                                    0
                                    
                                 „
                                 „
                                 
                                 0
                                 
                              
                                 k2
                                 „
                                 „
                                 
                                    +
                                    
                                 
                                    b
                                    
                                 
                              
                           bezeichnet, so ist
                           
                              k_1=\left[(Q\,L+G\,s)\,\frac{D}{d}\,f\right]\,\cdot\,\frac{1}{a+b\,f}
                              
                           
                              k_1=C\,\frac{1}{a+b\,f}
                              
                           
                              k_0=C
                              
                           
                              k_2=C\,\frac{1}{a-b\,f}
                              
                           wenn (Q\,L+G\,s)\,\frac{D}{d}\,f=C gesetzt wird.
                           Daraus folgt, dass:
                           
                              k_1\,:\,k_2\,:\,k_3=\frac{1}{a+b\,f}\,:\,1\,:\,\frac{1}{a-b\,f}
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 263
                              Fig. 7.
                              
                           Das Gesetz dieser Abhängigkeit ist durch eine einfache graphische Konstruktion leicht
                              									ersichtlich zu machen. Es ist
                           
                              K=\frac{C}{a+b\,f}
                              
                           K (a +
                                 									bf) = C
                           die Gleichung der gleichseitigen Hyperbel Fig. 7. Trägt man auf der Geraden o x zunächst den Wert a
                              									auf und von dem Punkte m0, wenn o m0
                              									= a, die Werte f . b nach rechts oder links, je nachdem ob b positiv oder negativ wird, so geben die Ordinaten die
                              									zugehörigen Kettenspannungen, wenn die Hyperbel H nach
                              									dem Gesetze K (a + b f)
                              										= C konstruiert wurde. k1, k0, k2 stellen dann die oben bezeichneten Werte dar.
                           Aus dem Kräftespiel dieser Anordnung ist einleuchtend, dass die Abwickelrichtung des
                              									Kettenbaumes den algebraischen Wert des Hebelarmes b
                              									umkehrt, dass also für die Kettenspannungsrichtung K'
                              									der positive Hebelarm b negativ und umgekehrt der
                              									negative Hebelarm in einen positiven umgewandelt wird. Diese Zeichenänderung
                              									vollzieht sich eigentlich in dem Drehungssinne des Bremswiderstandsmomentes
                              									gegenüber dem Drehungssinne des Belastungsmomentes, und da es eine natürliche
                              									Bedingung für eine möglichst zweckmässige Ausnutzung der Kettenbaumbremse ist, die
                              									Bremsbelastung möglichst auszuwerten, so resultiert aus diesem Umstände eine weitere
                              									Konstruktionsbedingung, dahingehend, dass der Hebelzapfen stets so angeordnet werde,
                              									dass der Drehungssinn des Bremswiderstandsmomentes N f .
                                 										b im Sinne des Belastungsmomentes Q L gelegen
                              									sei.
                           Dadurch wird b in der Formel
                           
                              \frac{f}{a-b\,f}
                              
                           als negative Grösse auftreten und die Kettenspannung bei
                              									gleicher Bremsbelastung gesteigert sein, in Fig. 7
                              									also k2 statt k1, im entgegesetzten
                              									Falle, erzielt werden.
                           
                           Allerdings muss man hierbei b numerisch genügend
                              									klein wählen, um nicht Gefahr zu laufen, dass bei einem etwaigen stärkeren Anwachsen
                              									von f eine Verklemmung der Bremse, ein Festbremsen des
                              									Kettenbaumes eintrete, was, wie früher gezeigt wurde, der Fall wäre, wenn
                           
                              bf = a
                              
                           wird; man wird daher bei möglichst sicherer Annahme des
                              									Maximalwertes von f den Hebelarm b kleiner als \frac{a}{f} machen müssen.
                           Ebenso einfach wie der Einfluss der Hebellänge b bei
                              									konstant angenommenem Wert von f lässt sich auch die
                              									Wertveränderung der Kettenspannung für einen veränderlichen
                                 										Reibungskoeffizienten graphisch veranschaulichen. Es ist nach Gleichung
                              									7
                           
                              K=(Q\,l+G\,s)\,\frac{D}{d}\,\frac{f}{a-b\,f}
                              
                           und wenn wir
                           
                              (Q\,L+G\,s)\,\frac{D}{d}=C_0
                              
                           als konstant festlegen und den veränderlichen Faktor
                           
                              \frac{f}{a-b\,f}=y
                              
                           setzen, wobei bezüglich d auf das
                              									oben Ausgeführte hingewiesen sei, so können wir schreiben
                           K = Co
                              									. y
                           Es handelt sich nunmehr bloss darum, die Abhängigkeit zwischen y und f festzustellen.
                           Es ist
                           y=\frac{f}{a-b\,f} woraus
                           
                              y a – b f y = f
                              
                           a y – b f y – f = 0
                           Behufs Zerlegung dieses Trinoms fügen wir beiderseits den Summanden \frac{a}{b^2} hinzu.
                              									Es ist dann, wenn wir vorerst beide Seiten der Gleichung durch b dividieren:
                           
                              \frac{a}{b}\,y-f\,y-\frac{f}{b}+\frac{a}{b^2}=\frac{a}{b^2}
                              
                           Nun ist
                           
                              \frac{a}{b}\,y-f\,y-\frac{f}{b}+\frac{a}{b^2}=\left(\frac{a}{b}-f\right)\,\left(\frac{1}{b}+y\right)
                              
                           daher übergeht die Gleichung in die Form
                           \left(\frac{a}{b}-f\right)\,\left(\frac{1}{b}+y\right)=\frac{a}{b^2} . . . . . 8)
                           Das ist wieder die Gleichung einer gleichseitigen Hyperbel, deren Ordinaten
                           
                              \xi=\frac{a}{b}-f
                              
                           
                              \eta=\frac{1}{b}+y
                              
                           und deren rechte Konstante \frac{a}{b^2} lautet.
                           In Fig. 8 ist diese Hyperbel
                           
                              \xi\,\eta=\frac{a}{b^2}
                              
                           verzeichnet, indem auf der Abszissenachse die Strecke
                           
                              
                              O\,D=\frac{a}{b}
                              
                           und auf der Ordinatenachse die Strecke
                           
                              O\,B=\frac{1}{b}
                              
                           aufgetragen wurde, Der Eckpunkt A
                              									des Parallelogramms O B A D ist dann ein Punkt dieser
                              									Kurve, deren andere Punkte in bekannter Weise gefunden werden können. Wenn nun von
                              										A auf der Geraden A B
                              									nach links verschiedene Werte von f maassstäblich
                              									aufgetragen werden, z.B. A m = f1, so ist der Abschnitt m p auf der zugehörigen Ordinate der gesuchte Wert für
                              										y.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 264
                              Fig. 8.
                              
                           Man erkennt sofort das Anwachsen des Faktors
                           
                              y=\frac{f}{a-b\,f}
                              
                           bei steigenden Werten von f.
                           Legt man durch A eine Gerade A
                                 										E, so dass
                           
                              B\,E=\frac{1}{b}
                              
                           und daher
                           tg ∡ E A B = \frac{E\,B}{B\,A}=\frac{1}{a}
                              								
                           wird, so schneidet diese Gerade auf der Ordinate das Stück m po von B A aus gemessen ab, welches jenem Werte von y entspricht, der erhalten wird, wenn der Hebelarm b = 0 wird, denn es ist dann
                           
                              y=\frac{f}{a-0}
                              
                           
                              \frac{y}{f}=\frac{1}{a}=
                               tg ∡
                              \overline{E\,A\,B}
                              
                           Wechselt b das Vorzeichen, gemäss einer Umkehrung des
                              									Drehungssinnes des Kettenbaumes, so erscheinen die Werte y als die Abschnitte n q, die man erhält,
                              									wenn f auf B A über A hinaus aufgetragen wird, nach z.B. n und in diesem Punkte die Ordinate n q auf B n senkrecht nach
                              									abwärts errichtet wird. Es ergibt sich dies aus der Gleichung 8, wenn in derselben
                              									statt b der Wert – b
                              									eingeführt wird, sie lautet dann
                           
                              \left(\frac{a}{-b}-f\right)\,\left(-\frac{1}{b}+y\right)=\frac{a}{b^2}
                              
                           oder umgeschrieben
                           
                           \left(\frac{a}{b}+f\right)\,\left(\frac{1}{b}-y\right)=\frac{a}{b^2} . . . . 9)
                           Man erhält dieselbe Hyperbel wie vorher, nur ist jetzt
                           \xi=\frac{a}{b}+f und \eta=\frac{1}{b}-y
                           zu setzen, woraus sich die obigen Feststellungen für die
                              									Ablesung der Werte y ergeben. Auch hier schneidet, wie
                              									leicht ersichtlich, die Gerade EAE' die Werte von y ab, welche bei b = 0
                              									erhalten würden.
                           Die Gerade EE' berührt die Hyperbel als Tangente im
                              									Punkte A, wie aus der Tangentengleichung der Kurve
                              									hervorgeht. Es ist
                           
                              y=\frac{f}{a-b\,f}
                              
                           
                              \frac{d\,y}{d\,f}=\frac{a-b\,f+b\,f}{(a-b\,f)^2}=\frac{a}{(a-b\,f)^2}
                              
                           für den Punkt A ist die
                              									Richtungstangente
                           
                              \frac{d\,y}{d\,f}=\frac{a}{(a-o)^2}=\frac{1}{a}
                              
                           Aus dem Kurvenverlaufe in Fig. 8 ist aber auch
                              									deutlich der Einfluss kennbar, den die Grösse des Reibungskoeffizienten auf die
                              									Differenz ausübt, um welche ein positives oder negatives b die Werte der Kettenspannung gegenüber jenem bei b = 0 ermässigt oder erhöht; denn nimmt man an, dass die Grösse b eine Veränderung erfahre, so bleibt die Hyperbel Hp trotzdem die gleiche, es wechselt nur der Maasstab,
                              									in dem sie zu verwerten ist. Sowohl die Grösse \frac{a}{b} als auch jene \frac{1}{b}
                              									ändern sich proportional und da sich somit die Hyperbel auch für den neuen Wert von
                              										b gleichartig einstellt, so ändert sich das Bild
                              									nur insofern, als die Länge f, die man von A aus aufträgt, dem neuen Maasstab angepasst werden
                              									muss. Sinkt also beispielsweise der Wert b auf die
                              									Hälfte seines ursprünglichen Wertes, so bedeutet dies, dass die Strecke \frac{a}{b}
                              									sowohl als auch jene \frac{1}{b} doppelt so gross zu bemessen wären als ursprünglich,
                              									bei Zugrundelegung der gleichbleibenden Fig. 8,
                              									daher der Maasstab nur halb so gross aufzufassen sei als vorher. Daraus ergibt sich
                              									aber weiter, dass der innerhalb der gleichen Werte wie früher sich bewegende
                              									Reibungskoeffizient jetzt auch nur innerhalb der nur halb so weit verzeichneten
                              									Grenzen aufzutragen kommt und die ihm entsprechenden Kettenspannungen, dann dem
                              									neuen Maassstab entsprechend gefunden werden. Wäre das Abhängigkeitsgesetz zwischen
                              
                              										f und K nun ein
                              									einfaches Proportionalitätsverhältnis, dann wären auch die neuen Ablesungen
                              									gleichwertig wie früher, da aber die Ablesungen nicht an einer Geraden, entsprechend
                              									dem einfachen Proportionalitätsverhältnis stattfinden, sondern zwischen der Geraden
                              										B A und Hyperbelästen, so ergibt sich sofort die
                              									Tatsache, dass innerhalb näher liegender Grenzen die Differenzen nicht so gross
                              									ausfallen, wie innerhalb weiter gesteckter, und einem doppelt so grossen f entspricht augenscheinlich eine mehr als doppelte
                              									Grösse K
                           Je näher der äusserste Punkt m dem Punkte A rückt, um desto weniger äussert sich die
                              									verhältnismässige Abweichung der Kettenspannung bei vorhandenem, d.h. von 0
                              									verschiedenem Werte des Hebelarmes b gegenüber dem
                              									Werte derselben für b = 0.
                           Aus den eben dargelegten Beziehungen geht hervor, dass die Anordnung je nach dem Drehungssinn des Kettenbaumes eine verschieden grosse Kettenspannungergibt und dass sie in bestimmten Fällen in eine den
                              									Kettenbaum vollkommen festhaltende Klemmvorrichtung
                              									übergehen kann.
                           Behufs möglichster Herabminderung der
                                 										Kettenspannungsschwankungen sucht man den Reibungskoeffizienten tunlichst
                              									konstant zu erhalten, indem man die Bremsflächen schmiert, dadurch wird der
                              									Reibungskoeffizient zwar weniger schwanken aber auch bedeutend sinken, so dass die
                              									erzielte Kettenspannung kleiner ausfällt bezw. zur Erzielung einer bestimmten
                              									Spannung mehr Belastungszug notwendig ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 265
                              Fig. 9.
                              
                           In der Praxis macht man hierbei, um den Reibungsfaktor zu erhöhen, von einer
                              									Anordnung der Bremskörper Gebrauch, die in Fig. 9
                              									zur Anschauung gebracht ist. Der Bremsklotz hat einen keilartigen Querschnitt und
                              									die Bremsscheibe ist mit einer entsprechenden Rille versehen. Die Wertvergrösserung
                              									des Reibungsfaktors ergibt sich folgenderweise.
                           Ist N der auf den Bremsklotz wirkende Belastungsdruck,
                              									so ist, wenn N' den erzielten Normaldruck auf die
                              									Bremsscheibenseitenflächen bedeutet und a den halben
                              									Keilwinkel vorstellt:
                           
                              \frac{N}{2}=N'\,\mbox{sin}\,\alpha+N'\,f\,\cdot\,cos\,\alpha
                              
                           woraus
                           
                              N'=\frac{N}{2\,(\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha)}
                              
                           und
                           2 N' f =
                              										W'
                           der jetzt eintretende Reibungswiderstand
                           
                              W'=\frac{N\,f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}
                              
                           Bei konformer Anwendung der früheren Bezeichnungen ist
                           
                           
                              
                              \begin{array}{rcl}Q\,L+G\,s&=&N\,a-^2N'\,f\,b\\ &=&N\,a-\frac{N\,f,b}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha} \end{array}
                              
                           und N=\frac{Q\,L+G\,s}{a-b\,\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}}
                           woraus W'=\frac{Q\,L+G\,s}{a-b\,\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}}\,\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}
                           und k=\frac{Q\,L+G\,s}{a-b\,\frac{f}{\mbox{sin}\,a+f\,\mbox{cos}\,\alpha}}\,\cdot\,\frac{D}{d}\,\cdot\,\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}
                           resultiert.
                           Analog der Gleichung 7 umgeformt, ergibt sich
                           K=(Q\,L+G\,s)\,\frac{D}{d}\,\frac{\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}}{a-b\,\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}} . . . 10)
                           da Gleichung 10 in die Form der Gleichung 7 übergeht, wenn
                              									für
                           
                              \frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}=f'
                              
                           gesetzt wird.
                           Aus der Beziehung
                           
                              f'=\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}
                              
                           ist zu ersehen, dass, sobald (sin α + f cos α)
                              									einen Bruchwert unter 1 ergibt, die Kettenspannung gegen die frühere Anordnung
                              									erhöht erscheint. Dieser Wert kann aber auch ersichtlicherweise über 1 anwachsen,
                              									dann ist die erzielte Kettenspannung noch kleiner als bei Anwendung von Bremscheiben
                              									ohne Rille.
                           Der Nenner sin α + f cos
                              										α ist im allgemeinen innerhalb der in der Praxis
                              									gebräuchlichen Annahmen von α und bei den auftretenden
                              									Reibungskoeffizienten ein echter Bruch, so dass tatsächlich eine erhöhte
                              									Kettenspannung erreicht wird. So ergibt sich bei f =
                              									0.5 (Holz auf Eisen) und α = 20, 25, 30, 35 und 40°
                              									dieser Wert aus der Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                    α
                                    
                                 cos α
                                 f cos α
                                 sin α
                                 sin α + f cos α
                                 
                                    \frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}
                                    
                                 
                              
                                 20°
                                 0,93969
                                 0,46985
                                 0,34205
                                 0,81190
                                 0,615
                                 
                              
                                 25°
                                 0,90631
                                 0,45315
                                 0,42262
                                 0,87577
                                 0,571
                                 
                              
                                 30°
                                 0,86603
                                 0,43301
                                 0,50000
                                 0,93301
                                 0,536
                                 
                              
                                 35°
                                 0,81915
                                 0,40958
                                 0,57358
                                 0,98316
                                 0,509
                                 
                              
                                 40°
                                 0,76604
                                 0,38302
                                 0,64279
                                 1,02581
                                 0,487
                                 
                              
                           Man erkennt, dass die Steigerung des Reibungswertes nur unbeträchtlich ist und nur
                              									bei dem Winkel 20° bis 25° etwa 20 v. H. beträgt, dagegen sogar eine Minderung
                              									dieses Wertes eintritt, wenn α = 40° genommen wird. Für
                              									kleinere Reibungskoeffizienten f wird dieser Fall erst
                              									später erreicht. Immerhin kann bei entsprechender Wahl der Grössen der Mehrbetrag in
                              									die Wagschale fallen. Ist z.B.
                           α = 10°, f = 0,3, so ist f' = 0,64.
                           Der Maximalwert des Nenners (sin α +f cos α) ist bestimmt aus
                           n = sin α
                              									+ f cos α
                           
                              \frac{d\,n}{d\,\alpha}=\mbox{cos}\,\alpha-f\,\mbox{sin}\,\alpha
                              
                           
                              \frac{d_2\,n}{d\,\alpha^2}=-\mbox{sin}\,\alpha-f\,\mbox{cos}\,\alpha
                              
                           für
                           cos α = f
                              									sin α
                           
                              \frac{\mbox{sin}\,\alpha}{\mbox{cos}\,\alpha}=\frac{1}{f}
                              
                           cotg α = f = tg ρ
                           wenn ρ der Reibungswinkel ist.
                              									Dass dieser Wert ein Höchstwert ist, erhellt aus dem negativen Werte von \frac{d^2\,n}{d\,\alpha^2},
                              									da α und f positive
                              									Grössen sind.
                           Der auftretende Reibungskoeffizient ist für diesen Fall zu berechnen aus
                           
                              \begin{array}{rcl}f'&=&\frac{f}{\mbox{sin}\,\alpha+f\,\mbox{cos}\,\alpha}\\ &=& \frac{\frac{\mbox{cos}\,\alpha}{\mbox{sin}\,\alpha}}{\mbox{sin}\,\alpha+\frac{\mbox{cos}^2\,\alpha}{\mbox{sin}\,\alpha}}\\
                                 &=&\frac{\mbox{cos}\,\alpha}{\mbox{sin}^2\,\alpha+\mbox{cos}^2\,\alpha}=\mbox{cos}\,\alpha \end{array}
                              
                           da nun
                           
                              \mbox{cos}\,\alpha=\frac{\mbox{cotg}\,\alpha}{\sqrt{1+\mbox{cotg}^2\,\alpha}}
                              
                           so ist
                           
                              f'=\frac{f}{\sqrt{1+f^2}}
                              
                           Bis zu diesem Werte kann der in die Rechnung einzuführende Reibungskoeffizient herabsinken, wenn eine Rille angeordnet wird, deren
                              									Keilwinkel die entsprechende Grösse erhält.
                           Ist z.B. f = 0,5 so wird dies erreicht bei
                           
                              α = α'
                              
                           cotg α' = tg ρ
                                 										= 0,5
                           α' = 63°
                           und es beträgt dann
                           
                              f'=\frac{f}{\sqrt{1+f^2}}=\frac{0,5}{\sqrt{1+0,25}}=\,\sim\,0,45
                              
                           Der Reibungswert fällt daher bei α = 63° auf den Wert
                              										f' = 0,45 gegen f =
                              									0,5.
                           Für α = 90°, entsprechend der glatten Scheibe, ist
                           
                              f'=\frac{f}{1+0}=f
                              
                           wie früher.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)