| Titel: | Kühlung von Fahrradmotoren. | 
| Autor: | Ludw. v. Löw | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 270 | 
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                        Kühlung von Fahrradmotoren.
                        Von Ludw. v. Löw, Dipl.-Ing.
                        Kühlung von Fahrradmotoren.
                        
                     
                        
                           Die Kühlung der Fahrradmotoren ist heute fast ausschliesslich als äussere Luftkühlung ausgebildet und erfolgt durch
                              									ringförmige um den Zylinder gelegte Rippen. Wie schon aus meiner vorstehenden
                              									Abhandlung über verschiedene Uebersetzungen für Motorräder ausgeführt ist, so wird
                              									eine solche Kühlung vermutlich versagen, wenn das Fahrzeug mit der
                              									Bergsteigeübersetzung arbeitet.
                           Das einfachste, um die Kühlung des Motors bei langsamer Fahrt wirksamer zu gestalten,
                              									ist, den Zylindernicht mit wagerechten, sondern mit senkrechten Rippen zu
                              									versehen, an denen entlang die Luft aufsteigen und wie in einem Kaminkühler zur
                              									Wirkung kommen kann. Bei der heutigen Anordnung stehender Zylinder mit tief
                              									eingeschnittenen Ringrippen bleibt die Luft, solange das Fahrzeug nicht in rascher
                              									Bewegung ist, zwischen den engen Rippen haften und bildet so eher einen
                              									Wärme-Isolator als Ableiter. Hat nun aber ein Motor nur Längsrippen, so ist seine
                              									Kühlung bei hoher Fahrgeschwindigkeit geringer als bei Anwendung von wagerechten Ringrippen, wir
                              									müssen daher den Motor mit Längs- und Ringrippen, d.h. mit Stacheln versehen. Diese Stacheln stellt man am besten aus zahlreichen
                              									Nägeln her, mit denen man den Formsand spickt und deren Köpfe vom eingegossenen
                              									Material umflossen werden. Ein solcher Zylinder ist bei der gleichen Festigkeit auch
                              									leichter als einer mit Ringrippen, denn Ringrippen dürfen wegen der Gusspannungen,
                              									die sie beim Erkalten empfangen, keineswegs zur Erhöhung der Festigkeit
                              									berücksichtigt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 271
                              Fig. 1. Sechstaktmotor, gesteuert durch einen mit einem Abschlussventil
                                 										verbundenen Kolbenschieber. Fig. 2. Stellung der Steuerung während des
                                 										Saugehubes. Fig. 3. Stellung der Steuerung während des Verdichtungs- und
                                 										Dehnungshubes. Fig. 4. Stellung der Steuerung während der Spühlhube.
                              
                           Wir können die äussere Luftkühlung noch dadurch verstärken, dass wir den Zylinder
                              									durch ein Windrad anhauchen lassen, aber wir müssen
                              									dann einen Teil der Arbeit des Motors zum Betrieb für dieses oder ein ähnliches
                              									Organ (Ventilator) opfern. Vorteilhafter ist es daher,
                              									den Kurbelraum des Motors, der infolge des auf- und abschwingenden Kolbenkörpers
                              									sein Volumen fortwährend ändert als Luftpumpe auszubilden, deren Strom dann nicht
                              									nur den Zylinder von aussen anbläst, sondern auch beim Durchgang durch Kurbelkammer
                              									eine Kühlung der Zylinderwände von innen mit sich bringt.
                           Die vollkommenste innere Luftkühlung besitzt der
                              									Sechstaktmotor. Bei ihm folgen auf die vier gewöhnlichen Hube der meisten
                              									Gaskraftmaschinen noch zwei Kühlhube, derart dass während des fünften Hubes frische
                              									Luft in den Zylinder hineingesaugt wird, die dann beim sechsten Hub die absorbierte
                              									Wärme mit hinausnimmt. Soll diese Kühlwirkung eine bedeutende sein, so muss eine
                              									solche Maschine ausser den beiden Ventilen der gewöhnlichen Automobilmotoren noch
                              									ein drittes Ventil haben. Ein Motor dagegen, der diese Komplikationen nicht besitzt,
                              									ist in Fig.
                                 										1 dargestellt, Derselbe vereinigt in sich die Vorteile 1. des
                              									Zweitaktmotors, nämlich Einfachheit infolge der von Kolben überschliffenen
                              									Auspuffschlitze a, 2. des Viertaktmotors, bestehend
                              									darin, dass zum Hinausschieben (durch s) einesteils der
                              									verbrannten Gase, sowie zum Einsaugen des zu verbrennenden Gemisches je ein ganzer
                              									Hub zur Verfügung steht, daher die Zylinderladung völliger ist als bei
                              									Zweitaktmotoren, und 3. des Sechstaktmotors, nämlich die gute innere Luftkühlung.
                              									Als weitere Lichtseiten dieser Maschine müssen erwähnt werden, dass das
                              									Zylinderinnere nur durchein Ventil abgeschlossen
                              									wird, daher Undichtigkeitsverluste geringer sind als bei den gewöhnlichen Motoren,
                              									ferner dass dieses Ventil durch die Einströmung sehr gut gekühlt wird und
                              
                              									schliesslich, dass sämtliche Perioden zwangläufig gesteuert werden, was besonders
                              									für die raschlaufenden Automobilmotoren von Wichtigkeit ist. Die Stellung des mit
                              									dem Abschlussventil fest verbundenen Kolbenschiebers, der den Einströmkanal e für zu verbrennendes Gas sowie den Spülkanal s steuert, sind aus Fig. 2–4 zu erkennen. – Bei
                              									ortsfesten Viertaktmotoren haben sich solche Steuerungskonstruktionen häufig
                              									unbeliebt gemacht infolge Steckenbleibens des Kolbenschiebers, da aber hier der
                              									Kanal s nur Luftöffnung ist (der Schalldämpfer befindet
                              									sich vor den Auspuffschlitzen a) so kann der
                              									Kolbenschieber absichtlich etwas undicht gemacht werden, denn dies hat nur die
                              									Wirkung, dass während der Saugperiode etwas Luft hindurchtritt, was eine einigere
                              									Mischung des zu verbrennenden Gasgemenges bewirkt; eine Rückströmung während des
                              									vierten und sechsten Hubes (Fig. 4) ist besonders
                              									dann nicht zu befürchten, wenn man den Spülkanal s
                              									genügend weit macht. – Ob die Vorzüge der Sechstaktbauart durch ihren Hauptnachteil,
                              									die um ⅓ gegenüber der Viertaktmaschine verminderte Pferdestärkeleistung in den
                              									Schatten gestellt werden, darüber kann nicht ein einzelner Versuch sondern nur ein
                              									andauernder Betrieb verschiedener Probemaschinen entscheiden.
                           Es ist auch schon wiederholt bei Fahrradmotoren die Wasser- oder sagen wir lieber
                              									Flüssigkeitskühlung in Anwendung gekommen, denn es liegt absolut kein
                              									schwerwiegender Grund dagegen vor, statt Wasser eine Flüssigkeit von etwas höher
                              									liegender Siedetemperatur zu verwenden. Die Flüssigkeitskühlung bringt jedoch eine
                              									sehr lästige Gewichtsvermehrung mit sich 1. durch die Kühlflüssigkeit selbst, 2.
                              									durch die Zirkulationspumpe und 3. durch den Rückkühler, in dem die Flüssigkeit, die
                              									vom Zylinder weggepumpte Wärme zunächst wieder an Metall und dieses sie dann an die
                              									Atmosphäre abgibt.
                           Wie in meiner Abhandlung über veränderliche Uebersetzungen von Motorrädern gezeigt,
                              									so ist jedoch die Vervollkommnung der Kühlung von der grössten Bedeutung für die
                              									Weiterentwicklung des Motorrades.