| Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. | 
| Autor: | Siegm. Edelstein | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 295 | 
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                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
                           								Webstuhle.
                        Von Prof. Siegm. Edelstein.
                        (Fortsetzung von S. 281 d. Bd.)
                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
                        
                     
                        
                           Um ein übersichtliches Bild über die Veränderung der Kettenspannung durch den
                              									Einfluss einer Veränderung des Reibungskoeffizienten zu erhalten, beachten wir
                              									zunächst, dass der Wert des Ausdruckes efa als Radius einer logarithmischen
                              									Spirale aufgefasst werden kann, deren Polargleichung
                           
                              ρ = e
                              fa
                              
                           anzuschreiben wäre. Da bei arithmetisch anwachsendem
                              
                              									Radienwinkel f (α konstant
                              									vorausgesetzt) der Radius ρ nach einer geometrischen
                              									Progression anwächst, so ergibt sich augenscheinlich eine bedeutende Wertveränderung
                              									von efa bei
                              									einer Veränderung von f. Allein diese an sich
                              									bedeutende Verschiebung des Wertes von efa äussert sich trotzdem nur ganz
                              									unbedeutend in ihrem Einflüsse auf K, denn aus der
                              									Gleichung
                           
                              K=Q\,\frac{D}{d}\,\left(\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}\right)
                              
                           erkennt man sofort, dass ihre Wirkung nur darin zum Ausdrucke
                              									gelangt, dass sie den Bruchwert
                           
                              \frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}
                              
                           mehr oder weniger der Einheit nähert.
                           Da wir hier, wenigstens vorläufig, wie nochmals hervorgehoben werden soll, nur die
                              									übliche, praktisch in Anwendung stehende Ausführungsform der Seilbremse im Auge
                              									haben, so können wir auch einen numerischen Mittelwert von efa bestimmen, etwa für eine
                              									2½fache Umwicklung eines Hanfseiles um die glatte Holzwalze des Kettenbaumes, Wäre
                              									hier der Mittelwert des Reibungskoeffizienten etwa 0,4, so resultiert, da α = 5 π, ungefähr
                           ρm= efa ∾
                              									535
                           Denken wir uns nun, dass der Reibungskoeffizient um 25 v. H. hinauf oder
                              									hinunter schwanke, also etwa auf
                           f1 =
                              									0,3 und f2 = 0,5
                           so entspricht diesen Werten
                           ρ1= ef1a ∾ 111, ρ2
                              									= ef2a ∾ 2577
                           Bestimmt man jetzt den Koeffizienten
                           
                              \frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}
                              
                           so ergibt sich dieser für
                           
                              f=0,3\mbox{ mit }\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}=0,9910
                              
                           
                              f=0,4\mbox{ mit }\frac{e\,f^a-1}{e^{f\,a}}=0,9981
                              
                           
                              f=0,5\mbox{ mit }\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a}=0,9996
                              
                           Diese drei Werte verhalten sich wie
                           9910 : 9981 : 9996
                           oder in v. H. ausgedrückt wie
                           99,28 : 100 : 100,15
                           Also um 0,72 v. H. bis 0,15 v. H. schwankt der Wert der Kettenspannung, wenn sich der
                              									Wert des Reibungskoeffizienten um 25 v. H. verändert!
                           Dass man bei einer derartigen Abhängigkeit der Kettenspannung vom Reibungswerte nicht
                              									berechtigt ist, die Bremse als Reibungsbremse zu definieren, ist gewiss als
                              									selbstverständlich zu betrachten.
                           Noch schärfer tritt diese charakteristische Eigenschaft der Bremse zutage, wenn man
                              									die gewonnene Beziehung graphisch zum Ausdrucke bringt. Schreibt man die Gleichung für die
                              									Kettenspannung in der Form
                           
                              K=Q\,\frac{D}{d}-Q\,\frac{D}{d}\,\cdot\,\frac{1}{e\,f^a}
                              
                           und berücksichtigt, dass Q\,\frac{D}{d} einen konstant bleibenden
                              									Wert (die Verminderung von d wie oben ausser Betracht
                              									gelassen) und efa die variable Grösse vorstellen, so erhält man für K eine Differenz zweier Werte, von denen der eine
                              									unveränderlich, der andere dagegen nach einem hyperbolischen Gesetze veränderlich
                              									ist.
                           Für
                           
                              \frac{Q\,D}{d}=c
                              
                           gesetzt, ist
                           
                              K=c-\frac{c}{e\,f^a}
                              
                           und setzt man
                           
                              K = y
                              
                           
                              e
                              fa
                              = x
                              
                           so ist
                           
                              y=c-\frac{c}{x}
                              
                           die in vereinfachter Form angeschriebene Gleichung, die
                              									umgeformt
                           (y – c) x = –
                                 										c
                           oder
                           (c – y) x =
                                 										c . . . . . . 18)
                           ergibt. – Gleichung 18 stellt eine gleichseitige Hyperbel dar,
                              									die in Fig. 17 in folgender Weise erhalten wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 295
                              Fig. 17.
                              
                           Auf der Ordinatenachse des Systems OXY, trägt man die
                              									Strecke O\,m=c=\frac{Q\,D}{d} in einem beliebigen Maassstabe auf, legt hierauf durch m die zur Abszissenachse \overline{O\,X} parallele Gerade
                              									\overline{m\,n} und zeichnet eine gleichseitige Hyperbel H
                              									derart ein, dass \overline{m\,O} und \overline{m\,n} die beiden Asymptoten derselben werden.
                              									Da für y = o . . x = 1 wird, so hat man in
                              									dem Punkt P der Abszissenachse dessen Entfernung
                              									\overline{O\,P}=l bemessen wird, schon einen Punkt dieser Kurve, und zwar jenen, den sie
                              									mit der Abszissenachse gemeinsam hat, und es ist dann ohne weiteres möglich – in
                              									bekannter Weise – beliebig viele Punkte derselben zu erhalten.
                           Trägt man nun auf der X-Achse beliebige Wertevon
                              										efa ab,
                              									so geben die zugehörigen Ordinatenabschnitte zwischen der Achse und Kurve die
                              									entsprechenden Grössen der Kettenspannung.
                           Hierbei ist es nun ganz gleichgültig, ob die Wertveränderung der Grösse efa durch
                              									Veränderung von a oder f
                              									eingetreten ist, da beide Grössen in bezug auf diese Wirkung ganz gleichartig
                              									auftreten, so dass man aus dem gezeichneten Diagramme sowohl die geringe
                              									Einflussnahme eines veränderlichen Reibungskoeffizienten bei genügender
                              									Umwicklungszahl, als auch die geringe Zunahme der Kettenspannung bei wachsender
                              									Bewicklungszahl nach Erreichen einer gewissen Stufe der letzteren feststellen
                              									kann.
                           Je höher der Ausgangswert von efa ist, desto weiter rückt der Punkt A auf der Abszissenachse nach rechts und desto flacher
                              
                              									verläuft die Hyperbellinie innerhalb der die Veränderungen umfassenden Zone.
                           Lässt man von einem praktisch zulässigen Werte an, etwa von B aus, den Wert von efa durch Vergrössern einer oder beider
                              									Grössen a und f zunehmen,
                              									so ist die Einflussnahme dieser Veränderung eine so geringfügige, dass man sie
                              									gänzlich vernachlässigen kann. Die Bremse erscheint dann durch den Näherungswert für
                              									die Kettenspannung, den man entsprechend der Vernachlässigung der Veränderlichkeit
                              									von efa
                              									mit
                           K\,\sim\,=Q\,\frac{D}{d}\,\left(1-\frac{1}{a}\right) . . . 19)
                           schreiben kann, wenn
                           a = efa = konst.
                           angeführt wird, gekennzeichnet als eine Gegengewichtsbremse,
                              									deren Belastungsgewicht q=\frac{Q}{a} gewählt wird. Dies ergibt sich, wie ersichtlich,
                              									aus Gleichung 19, die sich in die Form bringen lässt
                           
                              K\,\sim\,=\frac{D}{d}\,\left(Q-\frac{Q}{a}\right)
                              
                           in welcher Form sie mit der oben entwickelten
                              
                              									Gleichgewichtsbedingung für die Gegengewichtsbremsen übereinstimmt.
                           Es hat sich im Vorhergehenden gezeigt, dass ganz die gleichen Feststellungen, wie sie
                              									bezüglich des Reibungskoeffizienten erhalten wurden, auch bezüglich des Einflusses
                              									der Bewicklungszahl gelten. Ist das Seil bei der normalen Ausführung der Bremse 1½
                              									bis 2½ mal um die Scheibe gelegt, so ist der Einfluss einer Veränderung des
                              									umspannten Bogens für die Grösse der Kettenspannung ganz belanglos. Dagegen ist die
                              									Betriebsfähigkeit der Bremse ein Moment, für welches die anzuwendende Anzahl der
                              									Umwicklungen von wesentlichem Einflüsse ist.
                           Diese von der Literatur wenig beachtete, in der Praxis aber sehr wesentlich zutage
                              									tretende Einflussnahme wird sofort klar, wenn man auf die zur Ermittlung der
                              									Kettenspannung dienenden Voraussetzungen etwas näher eingeht. Es ist dort
                              									stillschweigend vorausgesetzt worden, dass die im linken Seilende herrschende
                              									Spannung q jenen Wert besitzt, der sich entsprechend
                              									der Seilreibung dort einstellen muss, wenn die Scheibe unter dem belasteten Seile
                              									gleiten soll; mit anderen Worten, es ist angenommen worden, dass die zwischen Q und q herrschende
                              									Beziehung nur dem Wertverhältnisse
                           
                              q=\frac{Q}{e\,f^a}
                              
                           entspricht. Wäre es möglich, das Seil gewichtslos auszuführen,
                              									so könnte allerdings die Seilspannung q jederzeit
                              									diesem Verhältnisse entsprechend auftreten; mit Rücksicht auf das Eigengewicht des Seiles
                              									bezw. auf das absolute Gewicht jenes Seilstückes, welches von der Ablaufstelle von 1
                              									bis m
                              									Fig. 15 herunterhängt, erscheint aber für q ein nicht unterschreitbarer Grenzwert geschaffen, den
                              									wir mit p bezeichnen wollen.
                           Wenn nun das aus der Beziehung
                           
                              q\,\leq\,\frac{Q}{e\,f^a}
                              
                           resultierende q unter diesen Grenzwert p sinken würde, so würde ein Gleiten der Scheib unter
                              									dem belasteten Bande überhaupt nicht mehr eintreten können. Der auf das linke
                              									Seilende wirkende Zug pq würde es bei Voraussetzung
                              									einer feststehenden Scheibe dem Gewichte Q nicht
                              									gestatten, das Band herabzuziehen, und ebensowenig wird daher die in Drehung
                              									begriffene Scheibe unter dem belasteten Bande hinweggehen können, es wird vielmehr
                              									das Gewicht Q hochgezogen und das Seil auf die Scheibe
                              									gewickelt werden. Da sich dadurch die Bremse rasch ausser Betriebsfähigkeit setzen
                              									würde, so liefert diese Erkenntnis eine Bedingungsgleichung für die konstruktive
                              									Durchführung der Bremse bezw. einen Höchstwert für die Grösse des umspannten Bogens.
                              									Es muss, da q nicht unter den Wert p sinken darf
                           
                              q > p
                              
                           
                              \frac{Q}{e\,f^a}\,>\,p
                              
                           und
                           
                              e\,f^a\,<\,\frac{Q}{p}
                              
                           werden, woraus sich die Länge des umspannten Bogens a
                              									bezw. die Anzahl der Seilumgänge bestimmen lässt, die nicht überschritten werden
                              									dürfen, ohne ein Festsetzen der Bremse zu veranlassen.
                           Man ersieht aus dieser Betrachtung, dass eine Erhöhung der Anzahl der Seilumgänge,
                              									von einer praktisch zulässigen Grenze angefangen, nicht nur für die Grösse der
                              									Kettenspannung belanglos ist, sondern mit Rücksicht auf die Betriebsfähigkeit der
                              									Bremse überhaupt nicht stattfinden darf. Dass der nicht überschreitbare Grenzwert
                              									ziemlich klein ist, erkennt man sofort, wenn man sich das rasche Anwachsen der Werte
                              										efa vor
                              									Augen hält.
                           Man könnte vielleicht einwenden, dass durch die Linksdrehung des Bremsbandes infolge
                              									Abhebens der ersten Seilwindung von der Bremsscheibe eine Verringerung des
                              									umspannten Bogens stattfindet. Gesetzt den Fall, dass diese Linksdrehung trotz der
                              									damit zusammenhängenden Anhebung des Bremsgewichtes so weit möglich wäre, so ist
                              									ohne weiteres klar, dass die Grösse des umspannten Bogens von dem Augenblicke an
                              									eine konstante bleibt, in welchem der Ablaufpunkt des Seiles wieder nach 1 (Fig. 15) gekommen ist.
                           Schon die stillschweigend gemachte Voraussetzung, dass die Steifigkeit des Seiles
                              									genügend gross sei, um ein geringes Anheben der ersten Windung und dadurch ein
                              									Verschieben des Ablaufpunktes um einen vollen Umgang zu bewirken, wird nur selten,
                              									höchstens bei starken Seilen, zutreffen. Es wird in den meisten Fällen das
                              									ursprünglich ablaufende Trum diesen Ablaufpunkt fixieren, weshalb für die praktische
                              									Verwertung die An- und Ablaufstellen als konstant betrachtet werden können und das
                              									Gewicht des ursprünglich herabhängenden Seilendes, bezw. aus praktischen Gründen ein
                              									Vielfaches davon, der Rechnung zugrunde zu legen sein wird.
                           Es ist bis jetzt vorausgesetzt worden, dass die Abwicklung der Kette stetig erfolge,
                              									der Kettenbaum also in gleichmässiger Drehung begriffen sei. Dies trifft
                              									aberfür den Betriebszustand des Webstuhles nicht zu, da einerseits die
                              									Warenaufwicklung und damit die Ablieferung der Kette in den weitaus meisten Fällen
                              									intermittierend erfolgt und andererseits durch den Fachbildevorgang ein
                              									abwechselndes Anspannen und Entlasten der Kette eintritt. Dieser letztere Umstand
                              									beeinflusst nun in hohem Grade das Kräftespiel und die Wirkungsweise der Bremse, und
                              									soll nun etwas näher betrachtet werden.
                           Wir wollen als Ausgangspunkt unserer Betrachtung einen Augenblick wählen, in welchem
                              									die Kette aus dem geöffneten Fache in den Fachschluss zurückkehrt. Da auch der
                              									besteingerichtete bewegliche Streichbaum nicht in der Lage ist, die durch die
                              									Fachbildung in den einzelnen Kettenfäden auftretenden Spannungsänderungen
                              									vollständig auszugleichenVergl. des
                                    											Verfassers Abhandlung: „Der bewegliche Streichbaum und sein Einfluss auf
                                       												die Kettenspannung“, Zeitschrift für die gesamte Textilindustrie
                                    											1898., so ist die Folge dieses Umstandes eine in dem betrachteten
                              									Augenblick beginnende, mehr oder weniger intensive Entspannung der Kette. Dadurch
                              									aber, dass die Kettenspannung jetzt unter dem Wert K
                              									sinkt, erleidet der Wert q in Gleichung 15 eine
                              									Veränderung, und zwar eine Steigerung insolange und in dem Maasse, dass stets die
                              									Summe der linksdrehenden Momente Kd und qD gleich bleibt dem rechtsdrehenden Momente QD. Dieser Zusammenhang zwischen der Kettenspannung und
                              									der im befestigten Seiltrum auftretenden Seilspannung bewirkt es demnach, dass die
                              									letztere einen selbständigen, von dem oben des näheren entwickelten Ausdrucke
                              									abweichenden Wert erhält. In dem eben betrachteten Falle wird diese Spanunng etwa
                              									auf q1 anwachsen und
                              									dadurch die oben verlangte Beziehung
                           
                              q\,\leq\,\frac{Q}{e\,f^a}
                              
                           gestört sein, da sich
                           
                              \begin{array}{rcl}q_1 & > & q\\ &> & \frac{Q}{e\,f^a} \end{array}
                              
                           ergibt.
                           Der Einfluss dieser Steigerung der linken Seilspannung ist unschwer zu erkennen. Der
                              									zum Zwecke einer Ermöglichung des Gleitens der Scheibe unter dem belasteten Bande
                              									geforderte Zusammenhang zwischen den Spannungen im linken und rechten Seilende
                              									besteht nicht mehr und es wird eine Drehbewegung des Kettenbaumes im Sinne der
                              									Kettenabwicklung jetzt ein Aufwickeln des belasteten Seiles, also ein Anheben des
                              									Gewichtes, insolange zur Folge haben, bis die durch die Linksdrehung des
                              									Seilgehänges eintretende Entspannung des linken Seiltrums so weit gediehen ist, dass
                              									dort wieder der Wert q erreicht wird. Oeffnet sich also
                              									von neuem das Fach, so wird die den Mehrbedarf der Kette deckende, geringe
                              									Abwickelbewegung des Kettenbaumes zunächst eine geringe Anhebung des
                              									Belastungsgewichtes hervorrufen, und erst wenn q
                              									genügend abgenommen hat, tritt ein Rutschen des Bremsseiles ein. Schliesst sich das
                              									Fach, so wird das Belastungsgewicht etwas zurückgehen, wobei es den Kettenbaum
                              									mitnimmt, da ein Gleiten des Seiles durch das Anwachsen der linken Seilspannung
                              									unmöglich wird. Das Resultat dieser Erscheinung äussert sich daher darin, dass die
                              									während der Fachbildung auftretenden Schwankungen im Kettenbedarf, wenn auch nicht
                              									vollständig so doch zum Teile, durch ein geringes Spielen der Bremse beantwortet
                              									werden.
                           Die Länge der Kette, welche auf diese Art vom Kettenbaume beim Fachschliessen wieder
                              									zurückgenommen werden kann, ist ersichtlicherweise von dem Ausmaasse der Dehnung abhängig, die
                              									das linke Seiltrum unter der Spannungszunahme erreicht. Je elastischer daher das
                              									Seil selbst oder dessen Aufhängevorrichtung gemacht wird, desto grösser wird dieses
                              									Spielvermögen sein und es wird sich in dieser Hinsicht die Einschaltung einer
                              									federnden Befestigung des Seiles förderlich erweisen. Bezüglich dieser ist aber
                              									eines zu bemerken. Würde die Kettenspannung durch irgendwelche Umstände praktischer
                              									Natur bis auf den Wert 0 sinken (wie dies etwa beim Lockern der Kette zwecks
                              									Lostrennung von fehlerhaftem Schusse u.a. vorkommt), so steigert sich
                              									selbstverständlich der Wert q1 bis zur Grösse des Belastungszuges rechts, ein Umstand, der insofern von
                              									Belang ist, als er es nötig macht, die anzuwendende Feder für die volle Belastung Q zu berechnen, wenn sie auch im
                              									Betriebszustande bedeutend weniger in Anspruch genommen ist.
                           Fassen wir nunmehr die Eigenschaften dieser Seilbremse zusammen, so ergeben sich
                              									folgende Feststellungen:
                           Die behandelte Bremse ist, wenn sich auch streng genommen ein geringer Einfluss der
                              									Seilreibungsgrösse auf die Kettenspannung dartun lässt, doch im grossen ganzen als
                              									eine Gewichtsbremse aufzufassen, deren selbsttätige
                              									Neueinstellung durch die Art der Seilaufbringung gesichert ist und welche sich in
                              									ihrem Verhalten der reinen Gewichtsbremse in jedem gewünschten Grade nähern lässt.
                              									Die Kettenspannung ist, bis auf ein beliebig klein zu erhaltendes Fehlerglied,
                              									direkt dem auf den Kettenbaumdurchmesser reduzierten Gewichtszuge gleich, sie ist an
                              									eine durch die Rechnung und direkte Bestimmung festlegbare Maximalgrösse gebunden,
                              
                              									die dann erreicht wird, wenn das Belastungsgewicht angehoben wird, und die für die
                              									normale Ausführungsform dieser Type bis auf ein beliebig kleines Fehlerglied als
                              									wirksame Betriebsspannung betrachtet werden kann.
                           Obzwar ein Einfluss der Reibungsgrösse auf diesen Wert nicht zu verkennen ist, so ist
                              									diese Abhängigkeit doch keine derartige, dass mit dem Steigen und Fallen des
                              									Reibungskoeffizienten auch ein Anwachsen und Abnehmen der Kettenspannung in
                              									proportionalem Verhältnisse eintreten würde, diese Veränderungen der Spannung sind
                              									im Gegenteile derart geringfügig, dass man berechtigt ist zu sagen, dass sie von gar
                              									keinem zutage tretenden Einflüsse bleiben, mit andern Worten, die Bremsspannung
                              									bleibt von den die Reibungsgrösse beeinflussenden äussern Verhältnissen,
                              									Feuchtigkeit, Temperatur, Staub usw. nahezu unberührt, immer natürlich
                              									vorausgesetzt, dass das Seil zwei- bis dreimal die Bremsscheibe umgreift, also die
                              									Bewickelungszahl ihren vollen noch zulässigen Wert erhält; dieser selbst ist an eine
                              									nicht überschreitbare Grenze gebunden, sofern die Bremse nicht in eine eineinfache
                              									Gewichtsbremse ohne selbsttätige Neueinstellung und mit nur sehr geringer
                              									Wirkungsdauer übergehen soll.
                           Insbesondere für die Praxis wichtig, ist die Erkenntnis, dass weder das aus andern
                              									Gründen (Erhaltung der Materialien) zweckmässige Schmieren der Bremse noch das Zu-
                              									oder Abnehmen eines Bewicklungsringes noch endlich die Luftfeuchtigkeit, Staub und
                              									ähnliches auf die Grösse der Kettenspannung von merklichem Einflüsse sind, dass
                              
                              									vielmehr bloss die Aenderung des Belastungsgewichtes eine Steigerung oder
                              									Verringerung der Grösse derselben hervorzurufen vermag. Wohl wird durch zu geringe
                              									Bewickelung, die die Bremse ihres Charakters entkleidet die Kettenspannung
                              									reduziert, allein, es ist ersichtlich, dass in diesem Falle eine unrationelle,
                              									unökonomische Einrichtung aus dem Grunde hervorkommt, weil jetzt künstlich ein Teil
                              									des Belastungszuges unwirksam also unausgenutzt bleibt, während andererseits eine
                              									Erhöhung der Bewicklungszahl über das gestattete Maximum die Bremse überhaupt
                              									unverwendbar macht.Aus dieser Erkenntnis folgt dann als natürliche Forderung,
                              									dass man die Anzahl der Bewicklungen so hoch als tunlich (eben zwei- bis viermal)
                              									und den Zustand der Reibflächen gleichförmig und für die Erhaltung der Materialien
                              									günstig mache, jede Aenderung der Kettenspannung aber nur durch Aenderung des
                              									Belastungszuges erwarten könne; man wird dann nicht erst unnütze Versuche machen –
                              									wie es mitunter geschieht – die Bremsspannung durch weitere Umlegung des Seiles zu
                              									erhöhen.
                           Aus dem oben Entwickelten folgt aber auch, dass die Bremse ein, wenn auch
                              									beschränktes Spielvermögen aufweist, dessen Grenzen sich allerdings durch ein
                              									einfaches Hilfsmittel ziemlich weit stecken lassen, so dass auch diese wertvolle
                              									Eigenschaft der Gewichtsbremsen dort kräftig hervorgekehrt werden kann, wo es
                              									wünschenswert erscheint, dieselbe heranzuziehen.
                           Bezüglich ihres Verhaltens beim Ladenanschlage gelten dieselben Beziehungen, wie sie
                              									bei der Anordnung der Gewichtsbremsen erschlossen wurden, nur dass das hier etwas
                              									eingeschränkte Spielvermögen auch das Ausmaass der Kettenrücknahme entsprechend
                              									verringert.
                           In der praktischen Anwendung wird diese Bremse zumeist mit indirekter Belastung (Fig. 16) durch Hinzufügung einer Hebelübersetzung
                              									ausgeführt, wodurch sich der Wert der Kettenspannung mit
                           K=\frac{Q\,L+G\,s}{l}\,\frac{e\,f^a-1}{e\,f^a} . . . 20)
                           rechnet, wenn L und l die entsprechenden Armlängen des Hebels, G das Eigengewicht des Belastungshebels und s den Kraftarm des Hebelgewichtes vorstellen, und für
                              									alle Beziehungen oben statt des Wertes Q jener
                           
                              \frac{Q\,L+G\,s}{l}
                              
                           eintritt.
                           Durch diesen Umstand erreicht man eine vorteilhaftere Ausnutzung der
                              									Belastungsmaterialien, man kann mit verhältnismässig kleinen Gewichtsgrössen Q ansehnliche Kettenspannungen erzielen, und die Bremse
                              									dadurch für kräftige Spannungen in Anwendung bringen. Doch ist der Steigerung des
                              									Belastungszuges eine Grenze in dem Seilmateriale selbst gesetzt, indem die in dem
                              									belasteten Teile auftretenden Dehnungen unangenehme Begleitumstände werden, weshalb
                              									man für stärkere Spannungen statt der Hanfseile wohl auch Eisenketten anwendet, die
                              									aber wieder den Nachteil einer raschen Abnützung der Bremsscheiben durch die nur in
                              									einzelnen Punkten erfolgende Auflage der Kettenglieder besitzen und durch die aus
                              									gleichem Grunde eintretende ungleichartige, mehr ruckweise Baumbewegung ungünstig
                              									wirken. Man wendet deshalb für starke Spannungen lieber die weiter unten behandelte
                              									Bandbremse mit Stahlband an.
                           Bis jetzt wurde stets vorausgesetzt, dass die Kettenabwicklung im Sinne der voll
                              									gezeichneten Kettenrichtung K,
                              									Fig. 15, erfolge, wir wollen nunmehr die
                              									Wirkungsweise der Anordnung untersuchen, wenn die Kettenbaumdrehung verkehrt
                              									stattfindet, im Sinne der punktiert gezeichneten Kette K', die Kettenspannung also ein mit dem Belastungszuge gleichgerichtetes
                              
                              									Drehmoment besitzt. Für einen dauernden Betriebszustand muss die Bremsscheibe unter
                              									dem belasteten Bande gleiten, daher wird zwischen den Seilspannungen Q und q wieder jene
                              
                              									Beziehung herrschen, welche bei ruhender Scheibe die entsprechende relative Bewegung
                              									zwischen Seil und Scheibe gerade herbeiführen würde, und da diese Bewegung ein
                              									Senken des Seiltrums links und ein Ueberwinden des Belastungszuges Q herbeiführen muss, so wird die linke Seilspannung
                              									jetzt mindestens Q efa bei gleichlautenden Bezeichnungen werden müssen. Das
                              									Gleiten der Scheibe tritt daher ein, wenn die Bedingungsgleichungen erfüllt sind
                           
                              \mbox{und}\left{{q=Q\,e\,f^a}\atop{K'\,d=q\,D-Q\,D}}\right\}
                              
                           Die Kettenspannung rechnet sich daher mit:
                           K'=Q\,\frac{D}{d}\,(e\,f^a-1) . 21)
                           Zunächst ist es klar, dass man ohne erheblichen Fehler in dem Klammerausdrucke die
                              									Grösse –1 entfallen lassen kann, da sie gegen den Wert
                              										efa
                              									verschwindend klein ist. Dann reduziert sich Gleichung 21 auf die Form
                           K'=Q\,\frac{D}{d}\,e\,f^a. . . . 22)
                           Die Betrachtung dieser Gleichung ergibt sofort den ganz abweichenden Charakter dieser
                              									Anordnung. Die Kettenspannung ist sowohl von dem Belastungszuge als auch von dem
                              									Reibungskoeffizienten und der Anzahl Seilumgänge abhängig, während sie aber mit dem
                              									Belastungszuge in proportionalem einfachen Verhältnisse wächst und abnimmt, wächst
                              									und fällt sie in geometrischer Progression, wenn der Reibungskoeffizient oder der
                              									umspannte Bogen in arithmetischer Progression steigen oder fallen. Jede kleinste
                              									Aenderung des Reibungskoeffizienten wird daher eine intensive Aenderung der
                              									Kettenspannung zur Folge haben, auf ein zuverlässiges Konstanterhalten dieser
                              									letztern im praktischen Betriebe wird daher nicht zu rechnen sein.
                           Bei der frühere Anordnung war man ohneweiteres in der Lage, durch Aenderung des
                              									Gewichtes oder Verstellung desselben auf seinem Hebel die nicht überschreitbare
                              									Höchstspannung der Kette vollkommen verlässlich und mit grösster Genauigkeit
                              									fixieren zu können, da die Kette keine grössere Spannung erfahren konnte als zum
                              									Anheben des Gewichtszuges benötigt war; im vorliegenden Falle ist man nicht in der
                              									Lage derart einfach eine beliebig einstellbare und jederzeit zu ändernde
                              									Höchstgrenze herzustellen. Jeder neue Umgang des Bremsseiles erhöht wesentlich die
                              									Bremsspannung, desgleichen jede Vergrösserung des Reibungskoeffizienten und
                              									sofernnicht die Kette selbst früher reisst, kann man bis zu jener
                              									Kettenspannung gelangen, die der Höhe der Bruchfestigkeit des Bremsseiles oder
                              									seiner Verbindung am Gestelle entspricht. Das ist nicht nur eine sehr hohe, sondern
                              									auch schwer von vornherein genau festzustellende Grösse, wodurch natürlich die
                              									Gefahr einer zu hohen Kettenspannung und eines Reissens der Kette in ungünstigen
                              									momentanen Verhältnissen sehr nahe gerückt wird.
                           Wird die Kette nachgelassen – beim Fachschliessen oder Schusstrennen – so vermindert
                              									sich der Wert q, bis er, wenn die Kettenspannung bis
                              										O zurückgeht, den Wert Q erreicht, indem dann wieder wie vorher das Kräftespiel an der
                              
                              									Bremsscheibe jenem an einer einfachen Rolle entspricht, und von dem Augenblicke an,
                              									in welchem q < Q efa resultiert, wird, der
                              									Kettenbaum unter Anhebung des Belastungsgewichtes zurückgedreht bis zu jenem
                              									Momente, in welchem q = Q wird. Das Maass der Kettenaufnahme ist daher durch die auf
                              									den Kettenbaumdurchmesser reduzierte elastische Dehnung bestimmt, die das Seiltrum
                              									links bei einer Spannungszunahme von Q auf Q efa erfährt. Diese Länge, die natürlich
                              									kleiner als die Gesamtdehnung bei dem Spannungszuwachse ist, da die Spannungen ja
                              									zum Teil ausserhalb der Elastizitätsgrenze liegen und bleibende Dehnungen im Gefolge
                              									haben, bestimmt das Ausmaass des Spielvermögens dieser Anordnung, dass daher aus
                              									angeführtem Grunde auch nur unbeträchtlich bleibt, und hierdurch in weiterer Folge,
                              									im Verein mit der energischen Bremsung des Kettenbaumes, einen ziemlich harten
                              
                              									Ladenanschlag verursacht.
                           Die vorliegende Anordnung erweist sich sonach als eine harte, gegen die äussern
                              									Umstände ungemein empfindliche Kettenbaumbremse, die eine grosse, rechnerisch nicht
                              									präzise bestimmbare und in ihrem Höchstwert nicht einfach und genau zu begrenzende
                              									äusserst variierende Spannung ergibt, so dass ihre Anwendung für die Praxis gar
                              									nicht oder nur als Notbehelf in Ausnahmsfällen empfohlen werden kann, wenn es sich
                              									etwa darum handelt, bei einer vorhandenen Stuhleinrichtung mit dem gegebenen
                              									Hilfsmitteln eine besonders grosse Kettenspannung und harten Ladenanschlag zu
                              									erzielen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)