| Titel: | Die Drahtseilbahnen. | 
| Autor: | Stephan | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 533 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Die Drahtseilbahnen.
                        Von Regierungsbaumeister Stephan.
                        (Fortsetzung von S. 506 d. Bd.)
                        Die Drahtseilbahnen.
                        
                     
                        
                           Die Befestigung der Fördergefässe am Seil erfolgt entweder durch Aufpressen
                              									zweier Muffen, zwischen denen das Wagengehänge an einem Auge frei beweglich hängt,
                              									oder besser indem um das Seil ein Stahlband gelegt wird, das mit dem Wagengehänge
                              									verbunden ist.
                           Da selbsttätige Beladungsvorrichtungen sehr umständlich ausfallen, so verringert man
                              									die Seilgeschwindigkeit auf etwa 0,8 bis 1,1 m/sek, wobei dann die Be- und Entladung von Hand sehr
                              									bequem erfolgen kann. Naturgemäss muss die Grösse der einzelnen Ladung so bemessen
                              									sein, dass sie von einem Arbeiter noch ohne Schwierigkeiten bewegt werden kann. Zur
                              									Entladung können auch Anschläge an beliebiger Stelle der Bahn angebracht werden, die
                              									das Auskippen der Förderkübel bewirken. Fig. 20 gibt
                              									eine gute Veranschaulichung des einfachen Betriebes und der ganzen Anordnung. Die
                              									hier dargestellte Entladestation einer von Bullivant
                              									& Co. für Ceylon ausgeführten Bahn von 4,8 km Länge
                              									zeigt auch die Art der Anspannung des Seiles durch eine Winde vermittels eines
                              									Flaschenzuges. Die Beladestation darf natürlich ebenfalls nur eine halbumspannte
                              									Antriebscheibe haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 533
                              Fig. 20. Entladestation einer Seilbahn mit festen Fördergefässen.
                              
                           Hierdurch ist die Leistungsfähigkeit der Anlage begrenzt, da z.B. nach Gleichung 20)
                              									auf ein Seil von 1,5 cm Durchmesser, das 15000 kg/qcm Zugfestigkeit hat, bei 1 m/sek
                              									Fördergeschwindigkeit nur 7,5 PS von einer mit Leder gefütterten Scheibe mit
                              									Sicherheit übertragen werden können. Der Transport grösserer Mengen bergauf
                              									verbietet sich dadurch von selbst. Dagegen kann diese Anordnung für die
                              									Abwärtsförderung, die ja in der Mehrzahl der Fälle verlangt wird, sehr gute Dienste
                              									tun, solange die Fördermenge nicht zu gross wird. Man geht damit höchstens bis zu 6
                              									Tonnen in der Stunde.
                           Als grösster Nachteil des Systems gilt der Umstand, dass die Leistung der Anlage
                              									nicht beliebig zu Zeiten grösserer Beanspruchung durch einfaches Aufgeben weiterer
                              									Wagen erhöht werden kann. Da das Seil an der Stelle, wo ein Wagen befestigt ist,
                              									nicht untersucht und vor Rost geschützt werden kann, so ist es nötig, die
                              									Fördergefässe von Zeit zu Zeit zu versetzen.
                           Zur Förderung grosser Mengen und schwerer Einzellastenist unter allen Umständen
                              									das deutsche System anwendbar, bei dem die durch das Zugseil mitgenommenen Wagen auf
                              									besonderen Laufseilen rollen. Als Zugseile werden dieselben 6 litzigen
                              									Stahldrahtseile im Albertschlag benutzt, wie bei den
                              									Bahnen englischen Systems. Für die Laufseile wurden früher, wo man mit den
                              									Einzellasten noch nicht so hoch ging, allein Spiralseile nach Fig. 21 mit 5500 bis 6000 kg/qcm
                              									Zugfestigkeit genommen. Jetzt wählt man gewöhnlich Seile aus Patentgusstahldraht von
                              									12000 oder 14500 kg/qcm Bruchfestigkeit die so stark gespannt werden, dass sie an der meist
                              									beanspruchten Stelle noch 6 fache Sicherheit bieten; doch geht man bisweilen, wo es
                              									darauf ankommt, den freien Durchhang so weit als möglich zu verringern bis auf nur
                              									4,5 fache Sicherheit. Für die kleineren Durchmesser werden 19-drähtige Seile
                              									verlegt, da man die Drahtstärke bei den ruhig liegenden Laufseilen nicht gern unter
                              									4 mm annimmt, für die stärkeren Seile wird eine 37 drähtige Konstruktion vorgezogen,
                              									damit die Drahtstärken auch nicht zu gross ausfallen; noch dickere Seile werden aus
                              									61 Drähten geschlagen. Die nachfolgenden beiden Tabellen enthalten die Einzelheiten
                              									über die Konstruktion der gewöhnlich vorkommenden Seile nach den Angaben von Felten & Guilleaume.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 533
                              Fig. 21. Spiralseil.
                              
                           
                              19 drähtige Spiralseile.
                              
                           
                              
                                 Durch-messer d
                                 Draht-stärke δ
                                 Quer-schnitt F
                                 Gewichtq
                                 grössteLänge
                                 
                              
                                       22 mm
                                       4,4 mm
                                        2,89 qcm
                                       2,42 kg/m
                                     390 m
                                 
                              
                                 23
                                 4,6
                                 3,16
                                 2,65
                                 350
                                 
                              
                                 24
                                 4,8
                                 3,44
                                 2,90
                                 320
                                 
                              
                                 25
                                 5,0
                                 3,73
                                 3,13
                                 300
                                 
                              
                                 26
                                 5,2
                                 4,04
                                 3,40
                                 280
                                 
                              
                                 27
                                 5,4
                                 4,35
                                 3,65
                                 260
                                 
                              
                                 28
                                 5,6
                                 4,68
                                 4,00.
                                 235
                                 
                              
                                 29
                                 5,8
                                 5,02
                                 4,25
                                 220
                                 
                              
                                 30
                                 6,0
                                 5,37
                                 4,55
                                 205
                                 
                              
                           37 drähtige Spiralseile.
                           
                              
                                 Durch-messer d
                                 Draht-stärke δ
                                 Quer-schnitt F
                                 Gewichtq
                                 grössteLänge
                                 
                              
                                        27 mm
                                         3,85 mm
                                          4,31 qcm
                                         3,65 kg/m
                                     490 m
                                 
                              
                                 28
                                 4,0
                                   4,65
                                 3,9
                                 450
                                 
                              
                                 29
                                   4,14
                                   4,98
                                 4,2
                                 420
                                 
                              
                                 30
                                   4,28
                                   5,32
                                 4,5
                                 390
                                 
                              
                                 31
                                   4,42
                                   5,68
                                 4,8
                                 370
                                 
                              
                                 32
                                   4,57
                                   6,07
                                 5,2
                                 340
                                 
                              
                                 33
                                   4,71
                                   6,45
                                   5,45
                                 320
                                 
                              
                                 34.
                                   4,85
                                   6,84
                                   5,75
                                 310
                                 
                              
                                 35
                                 5,0
                                   7,26
                                 6,1
                                 290
                                 
                              
                                 36
                                   5,14
                                   7,38
                                   6,45
                                 270
                                 
                              
                                 37
                                   5,28
                                   8,10
                                   6,85
                                 260
                                 
                              
                                 38
                                   5,42
                                   8,56
                                 7,2
                                 250
                                 
                              
                                 39
                                   5,57
                                   9,02
                                 7,6
                                 230
                                 
                              
                                 40
                                   5,71
                                   9,47
                                 8,0
                                 220
                                 
                              
                                 41
                                   5,85
                                   9,94
                                 8,4
                                 210
                                 
                              
                                 42
                                 6,0
                                 10,46
                                 8,8
                                 200
                                 
                              
                           
                           Zu bemerken ist noch, dass Drähte über 5,2 mm Stärke in
                              									der ganz harten Qualität von 14500 kg/qcm Festigkeit nicht hergestellt werden. Die Länge
                              									der in einem Stück zu liefernden Seile ist durch die Bedingung begrenzt, dass
                              									Lötstellen in dem Seil nicht vorkommen dürfen. Felten
                              									& Guilleaume machen die 19 drähtigen Seile aus
                              									Drähten von 49–50 kg Einzelgewicht, die 37-drähtigen aus solchen von 47 bis 48 kg
                              
                              									Einzelgewicht; damit ergeben sich die in der letzten Spalte der Tabellen
                              									aufgeführten Zahlen. Von anderen Firmen werden meist nur Drähte von 40 kg Gewicht
                              									zur Verseilung genommen, die grösstmögliche Seillänge wird dann aus den obigen
                              									Zahlen durch Herabsetzung um 20 bezw. 16 v. H. erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 534
                              Fig. 22. Verschlossenes Seil.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 534
                              Fig. 23. Simplexseil.
                              
                           In neuerer Zeit wird vielfach für Seile, die durch schnell aufeinanderfolgende,
                              									grössere Einzellasten beansprucht werden, die verschlossene Konstruktion (Fig. 22)s. D.
                                    											p. J. 1904. 319, 185. angewendet, die
                              									zuerst von Felten & Guilleaume eingeführt wurde. Sie bietet den Vorzug einer vollkommen
                              									glatten Oberfläche und infolgedessen einer gleichmässigeren Verteilung des
                              									Raddruckes auf die Lauffläche. Ferner ist der Material-Querschnitt wesentlich
                              									grösser als bei gleich starken Spiralseilen, im Mittel nur 12,5 v. H., kleiner als
                              									der volle Querschnitt \frac{\pi}{4}\,d^2, so dass ein Seil von 12000 kg/qcm
                              									Bruchfestigkeit annähernd dieselbe Zugkraft verträgt wie ein gleich starkes
                              									Spiralseil von 14500 kg/qcm Festigkeit. Eine Tabelle dieser grobdrähtigen Laufseile ist in der
                              										„Hütte“ I, Seite 658 abgedruckt. Bei der eigenartigen Konstruktion ist
                              									eine Vermeidung von Lötstellen wie bei den Spiralseilen nicht erforderlich, die zu
                              									liefernde Länge hängt lediglich von Transportrücksichten ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 534
                              Fig. 24. Seilkupplung.
                              
                           Besonders vorteilhaft erweisen sich diese Seile noch bei scharfen Uebergängen der
                              									Bahntrace über Bergkuppen, wo der nach abwärts gerichtete Zug des Zugseiles noch den
                              									Raddruck der Wagen ganz erheblich erhöht. Vor Einführung der verschlossenen Seile
                              									half man sich bisweilen in besonders extremen Fällen dadurch, dass die Spiralseile
                              									mit gusseisernen Schutzschienen belegt wurden, die von Zeit zu Zeit erneuert werden
                              									mussten. Es war dies selbstverständlich nur ein Notbehelf, um den schnellen
                              									Verschleiss der Seile an jenen Stellen zu verhindern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 534
                              Fig. 25. Seilkupplung aus Ringseilen.
                              
                           Ein Nachteil haftet den verschlossenen Seilen an, der nämlich, dass ein im Innern
                              									etwa auftretender Drahtbruch auch bei sorgfältiger Untersuchung nicht bemerkbar ist.
                              									Vermieden wird dieser Uebelstand bei dem von Ellingerkonstruierten Simplexseil (Fig.
                                 
                                 										23), das nur aus einer einzigen Lage von Drähten besteht. Es bietet alle
                              									Vorzüge eines verschlossenen Seiles und ist ausserdem dadurch ausgezeichnet, dass
                              										alle Drähte sich in derselben Lage befinden,
                              									während bei den anderen Konstruktionen die äusseren Drähte durch die darüber
                              									hinwegrollenden Wagen allmählich gestreckt werden, so dass mit der Zeit nur noch die
                              									Kerndrähte den Zug der Spannvorrichtung übertragen und infolgedessen leicht reissen.
                              									Eine Zusammenstellung der Simplexseile enthält die folgende Tabelle nach? den
                              									Angaben von Felten & Guilleaume.
                           
                              Simplexseile.
                              
                           
                              
                                 Seildurch-messer dmm
                                 Durchmesser desHohlraumes d'mm
                                 Drähte-
                                 Quer-schnitt Fqcm
                                 Gewicht qkg/m
                                 
                              
                                 22
                                   9
                                 12
                                 2,82
                                 2,4
                                 
                              
                                 23
                                 10
                                 12
                                 3,02
                                 2,5
                                 
                              
                                 24
                                 10
                                 12
                                 3,54
                                   2,87
                                 
                              
                                 25
                                 10
                                 12
                                 3,90
                                   3,10
                                 
                              
                                 26
                                 10
                                 12
                                 4,08
                                   3,43
                                 
                              
                                 27
                                 10
                                 12
                                 4,44
                                   3,74
                                 
                              
                                 28
                                 10
                                 12
                                 4,88
                                   4,05
                                 
                              
                                 29
                                 10
                                 12
                                 5,28
                                   4,46
                                 
                              
                                 30
                                 10
                                 12
                                 5,94
                                   4,87
                                 
                              
                                 31
                                 10
                                 12
                                 6,36
                                   5,21
                                 
                              
                                 32
                                 10
                                 12
                                 6,60
                                   5,45
                                 
                              
                                 33
                                 10
                                 12
                                 6,96
                                   5,77
                                 
                              
                                 34
                                 12
                                 14
                                 7,25
                                   6,06
                                 
                              
                                 35
                                 12
                                 14
                                 7,52
                                   6,21
                                 
                              
                                 36
                                 12
                                 15
                                 8,12
                                   6,77
                                 
                              
                                 37
                                 19
                                 18
                                 7,28
                                   6,15
                                 
                              
                                 38
                                 18
                                 20
                                 8,09
                                 6,8
                                 
                              
                                 39
                                 19
                                 20
                                 8,38
                                 7,1
                                 
                              
                                 40
                                 20
                                 20
                                 8,65
                                 7,3
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 534
                              Fig. 26. Kupplung für Simplexseile.
                              
                           Die Seile werden in zwei Qualitäten angefertigt aus weichem Stahl von 60 kg/qcm
                              									Bruchfestigkeit und aus Patentgusstahl von 95 kg/qcm Bruchfestigkeit. Lötstellen sind
                              									hier ebenfalls ohne nachteilige Bedeutung, so dass bei der herzustellenden Länge nur
                              									auf die Transportfähigkeit Rücksicht zunehmen ist.
                           Zur Verbindung der einzelnen Seilstücke dienen Muffenkupplungen aus Gussstahl. Die
                              									meist benutzte Konstruktion ist in Fig. 24 in
                              									geschlossenem Zustande dargestellt. Die einzelnen Drähte des Spiralseiles werden,
                              									nachdem die Muffenhälfte auf das Seil geschoben ist, auseinandergezogen und ohne
                              									Anwendung von Säure gereinigt, worauf die vorher erwärmte Muffe mit einer harten
                              									Metallkomposition ausgegossen wird. Die beiden zusammengehörigen Muffenhälften
                              									werden dann durch einen Gewindebolzen mit Links- und Rechtsgewinde
                              									zusammengeschraubt der um ein selbsttätiges Aufdrehen zu verhindern, noch durch
                              									Stifte gesichert wird. In ähnlicher Weise werden die verschlossenen Seile
                              									miteinander verbunden. Die Firma A. Bleichert & Co. vermeidet das Eingiessen der Komposition, indem sie
                              									die einzelnen, in einem Kreis liegenden Drähte der Seile durch ringförmige
                              									Stahlkeile gegen die Muffenwand drückt (Fig.
                                 									25).
                           Bei den Simplexseilen erfolgt die Verbindung durch Einschrauben eines
                              									konischen Gewindedornes in das Seilende, so dass sich die Drähte gegen die
                              									Muffenwand legen (Fig. 26).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 535
                              Fig. 27. Tragschuh.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 535
                              Fig. 28. Pendelnder Auflagerschuh.
                              
                           Die durch das Einschrauben des Dornes entstandenen Lücken zwischen den einzelnen
                              
                              									Drähten werden wieder nach Erwärmung der Muffe mit Komposition ausgegossen, die sich
                              									noch in eine Rille des Dornes legt, sodass sie festen Halt und Zusammenhang hat.
                              									DerDorn muss je nach der Lage der Façondrähte Rechts- oder Linksgewinde haben;
                              									beispielsweise müsste für Fig. 23 ein Dorn mit
                              									Linksgewinde zur Verwendung gelangen, da sich anderenfalls die Drähte auf die Seite
                              									legen würden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 535
                              Fig. 29. Pendelnder Auflagerschuh mit Tragrollen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 535
                              Fig. 30. Holzstütze mit drei Streben.
                              
                           Die Stärke der Seile wird mit Rücksicht auf die Grösse der darauf verkehrenden Lasten
                              									und ihre Häufigkeit gewählt. Das von den leeren Wagen befahrene Seiltrum wird meist
                              									in Spiralkonstruktion ausgeführt. Unter normalen Betriebsverhältnissen kann es bei
                              									Belastung mit etwa 150 kg 22–23 mm stark genommen werden, bei Belastungen von
                              									200–250 kg 24–25 mm stark; bei noch grösseren Wagengewichten geht man bis 28 mm
                              									Seilstärke, dem eine Belastung einschliesslich des Zugseilgewichtes von etwa 350 kg
                              									entsprechen würde. Verkehren auf dem Seiltrum häufig Wagen, die Güter nach der
                              									Ausgangsstation zurückbringen, so sind die Seile dementsprechend auf 30 und 32 mm
                              									Durchmesser zu verstärken, letzteres, wenn regelmässig grössere Lasten
                              									zurückgebracht werden. Das Trum für die beladenen Wagen wird bei Nutzlasten von etwa
                              									200 kg meist 30 mm stark gewählt, bei 250–350 kg gewöhnlich 33 mm, bei Lasten von
                              									350–450 kg 35 mm und bei 500–600 kg etwa 38 mm stark. Dabei ist die Ausführung als
                              									Spiralseil gedacht, verschlossene Seile können 2 mm schwächer gehalten werden,
                              									ausser wenn die Trace über Bergkuppen oder dergl. führt, wo infolge der starken
                              									Richtungsänderung eine erhebliche Zugseilreaktion auftritt. Wird in solchen Fällen
                              									ausnahmsweise nicht die verschlossene oder Simplexkonstruktion genommen, so ist das
                              									Seil etwa 2 bis 3 mm zu verstärken. Bei vorübergehenden Anlagen können die obigen
                              									Zahlen, die Mittelwerte aus zahlreichen Ausführungen bilden, um 1–2 mm
                              									unterschritten werden, dagegen ist eine Erhöhung nötig, wenn die Wagen sehr dicht
                              									hintereinander folgen. Ueber eine Nutzlast von 750 kg in einem Wagen geht man
                              									ungern, einerseits, um die Seile nicht zu sehr anzugreifen, und andererseits, weil
                              									der Durchhang auf der freien Strecke dann zu gross ausfällt.
                           Die Tragseile ruhen auf den Unterstützungen durch Vermittlung von gusseisernen
                              									Tragschuhen (Fig. 27), die nach einem möglichst
                              									grossen Halbmesser gekrümmt sind und je nach dem auf die Stützen zu übertragenden
                              									Druck und der zu erwartenden grössten Durchbiegung des Seiles 0,6 bis 0,9 m Länge
                              									haben. Damit das Seil, wenn der Wagen dicht vor der Stütze steht, sich nicht doch zu
                              									scharf gegen die Spitze des Schuhe legt und dadurch im Lauf der Zeit dort beschädigt
                              									wird, soll im ungünstigsten Falle die Richtungsänderung des Seiles an der Stütze
                              									nicht mehr als 1 : 5 betragen, worauf besonders beim Uebergang der Bahn über
                              									Bergrücken usw. zu achten ist, so dass dort häufig die Stützen in Entfernungen von
                              									30 m bis zu 18 m herunter dicht beieinander stehen müssen. Bei grösseren Spannweiten
                              									dürfen, damit die obige Bedingung erfüllt wird, beim unbelasteten Seil die beiden
                              									Seilrichtungen um nicht mehr als 1 : 10 auseinandergehen. Bisweilen, bei ganz
                              									steilen, plötzlich abfallenden Abhängen, ist eine solche Anordnung unmöglich; man
                              									legt dann das Seil entweder in längere, entsprechend gebogene Schienen, die sehr
                              									sorgfältig bearbeitet und geschmiert werden müssen, damit überhaupt noch eine
                              									Bewegung des Seiles zur Ausgleichung der Spannungen stattfindet, oder man bringt
                              									vorteilhafter zwei besonders lange, gegeneinander geneigte Auflagerschuhe auf
                              									derselben Stütze an.
                           Zur Vermeidung schneller Abnutzung des Seiles über der Spitze des Schuhes haben Th. Otto & Comp. in Schkeuditz einen pendelnden
                              									Auflagerschuh konstruiert, der im Prinzip der Roeschen
                              									Unterstützung entspricht (Fig. 28). Da in vielen
                              									Fällen, wo die Verwendung des Pendelschuhes in Frage kommt, die Rückwirkung des
                              									Zugseiles eine sehr grosse ist, so werden zweckmässig bei oben geführtem Zugseil die
                              									Tragrollen hierfür gleich an dem Schuh befestigt (Fig.
                                 										29).
                           Erwähnt sei noch, dass man an den Unterstützungsstellen die Wagen meist auf den
                              									entsprechend überhöhten Tragschuhen laufen lässt. Man erreicht damit, dass
                              									seitliches Herabfallen des Seiles ausgeschlossen ist, und beansprucht es ausserdem
                              									wie auf der freien Strecke nur auf einer Seite.
                           Die Entfernung der Stützen von einander schwankt je nach der Anzahl und dem Gewicht
                              									der einzelnen Wagen auf der glatten Strecke zwischen 60 bis 100 m,
                              									beimUebergang über Taleinschnitte kommen grössere Spannweiten – in den
                              									äussersten Fällen über 1000 m – vor. Die Stützen sind so hoch zu wählen, dass das
                              									leere Zugseil im allgemeinen immer noch etwa 5 m vom Erdboden entfernt bleibt, so
                              									lange das Terrain unter der Bahn für andere – meist landwirtschaftliche – Zwecke
                              
                              									benutzbar bleiben soll. Bei den normalen Stützenabständen entspricht dem eine
                              									Stützenhöhe von 7 bis 8 m.
                           Gewöhnlich werden die Stützen, ausser wenn es sich um grosse Höhen oder besonders
                              									schwere Lasten handelt oder wo auf ein gefälliges Aussehen Wert gelegt wird, aus
                              									Holz hergestellt, häufig in der Weise, dass die Hauptpfähle etwa 1,5 m in das
                              									Erdreich eingegraben und dann festgestampft werden. Zweckmässiger ist es, auch die
                              									Holzstützen auf gemauerte Fundamente zu setzen, da hierdurch die Lebensdauer
                              									ungefähr verdoppelt wird. Eine Zeichnung einer derartigen Stütze von etwa 7 m Höhe
                              									gibt Fig. 30 nach einer Bleichertschen Ausführung. Der Holzbedarf hierfür stellt sich auf rund 2
                              									cbm Rundholz und 1 cbm Kantholz. Bisweilen wird auch der Materialersparnis halber
                              									die mittlere Strebe fortgelassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 536
                              Fig. 31. Holzstütze mit Spannseilen.
                              
                           Eine andere Anordnung hat J. Pohlig oft zur Verminderung
                              									der Beschaffungskosten ausgeführt (Fig. 31). Die
                              									Unterstützung hat statt vier nur zwei Tragpfosten und wird durch besonders
                              									verankerte Spannseile in ihrer Stellung gesichert.
                           In ähnlicher Weise werden auch Eisenstützen montiert, dabei tut man zur Vereinfachung
                              									der Aufstellung und Konstruktion gut, die Befestigung auf dem Fundamentblock nicht
                              									durch Anker zu bewirken, sondern einfach die entsprechend verlängerten Tragsäulen in
                              									das aus Stampfbeton herzustellende Fundament einzugiessen. Stützen über 20 m Höhe
                              									werden in Deutschland selten noch aus Holz aufgeführt, man wählt dann meist
                              									Eisenunterstützungen von quadratischem Querschnitt (vgl. Fig. 48 der Fortsetzung). Beansprucht werden die Stützen durch das
                              									Gewicht der Seile und der Wagen, ferner durch den von der Anspannung der Seile
                              									herrührenden senkrechten Druck nach Gleichung 7), der in Knickpunkten einen
                              									erheblichen Betrag erreichen kann und schliesslich in wagerechter Richtung durch die
                              									Reibungswiderstände der Tragseile in den Auflagerschuhen und den Winddruck. Das
                              									Gewicht eiserner Stützen stellt sich für Höhen zwischen 6 und 15 m zu 160 kg/m bei normaler
                              									Konstruktion; muss die Stütze aus besonderen Gründen kräftiger ausgeführt werden, so
                              									vergrössert sich das Gewicht je nach der Höhe um etwa 150 bis 350 kg. Eine Stütze von 4 m Höhe
                              
                              									wiegt bei normaler Ausführung750 kg, eine solche von 25 m Höhe etwa 6000
                              									kg.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)