| Titel: | Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in Wien 1904. | 
| Autor: | Arthur Wiesler | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 569 | 
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                        Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen
                           								Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in Wien
                           								1904.
                        Von Dr. Arthur Wiesler.
                        Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen Ausstellung für
                           								Spiritusverwertung usw.
                        
                     
                        
                           Die Verwendung des Spiritus für Leucht- und Heizzwecke hat auf Grund der
                              									Fortschritte der Beleuchtungstechnik bereits einen hohen Grad der Vollkommenheit
                              									erreichtund kann mit seinen älteren Rivalen, dem Petroleum, Gas und
                              									Elektrizität in erfolgreichen Wettbewerb treten. Während der Spiritus früher wegen
                              									seiner schwach leuchtenden Flamme in der Beleuchtungstechnik keine Verbreitung
                              									finden konnte, ist seit der Erfindung des Auerschen
                              									Gasglühlichts, durch welche es möglich wurde eine nicht leuchtende Flamme unter
                              
                              									Mitwirkung von Glühkörpern leuchtend zu machen, auch der Spiritus zur Erzeugung
                              									eines wirksamen, lichtstarken Glühlichts herangezogen worden. Darin liegt der
                              									grundlegende Unterschied zwischen dem Spiritusglühlicht und anderen
                              
                              									Beleuchtungsarten, welche flüssige Brennstoffe verwenden, dass diese eine
                              									selbstleuchtende Flamme erzeugen, während beim Spiritusglühlicht durch Luftzufuhr
                              									eine entleuchtete Flamme und eine schnellere und vollständige Verbrennung der
                              									Heizgase bewirkt wird. Dadurch werden natürlich der Hitzegrad und die Leuchtkraft
                              									der Flamme erheblich höher als bei der unvollständigen Verbrennung, wie sie beim
                              									Petroleum stattfindet. In derselben Weise, wie bei dem Gasglühlicht das
                              									hervorragende Lichtausstrahlungsvermögen der sogenannten edlen Erden (Cerium,
                              									Thorium, Erbium, Ittrium, Zirkon) dazu benutzt wurde, um eine erheblich höhere
                              									Lichtwirkung zu erzielen, hat man mit Erfolg versucht, die schwach leuchtende Flamme
                              									des Spiritusgases durch Vermittlung eines Glühkörpers, welcher als feinmaschiger
                              									Mantel die Flamme umschliesst, leuchtend zu machen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 570
                              Fig. 1. Spiritus-Vergaser von Eckel & Glinicke.
                              
                           Bei den meisten Systemen der Spirituslampen wird der Spiritus, ehe er in den Brenner
                              									zur vollständigen Verbrennung gelangt, im sogenannten Vergaser in den gasförmigen
                              									Zustand übergeführt. In der Bauart dieser Vergaserlampen kann man drei Hauptgruppen
                              									unterscheiden. Bei der ersten wird der Spiritus aus dem unten befindlichen
                              									Lampenbehälter durch Dochte, welche sich in Hülsen befinden, auf gesaugt, vermittels
                              									einer ständig brennenden Hilfsflamme erhitzt und in Spiritusgas übergeführt. Dieses
                              									strömt dann durch ein Zwischenstück, welches als Gasometer dient, in den
                              									eigentlichen Brenner aus, der den beim Gasglühlicht an gewendeten Brennern
                              									nachgebildet ist. Von der Art waren die ersten Spirituslampen, welche in den Handel
                              									gebracht wurden. Die erste Spirituslampe wurde im Jahre 1895 auf der
                              									Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten durch den Erfinder Albert Ricks vorgeführt und erregte allgemeines
                              									Aufsehen. In demselben Jahre führte die neue
                                 										Gasglühlicht-Aktiengesellschaft in Berlin eine Spiritusglühlichtlampe vor.
                              									deren Bauart im wesentlichen der später so verbreiteten Auerlampe entsprach. Diese Vergaserbrenner, zu denen die Lampe von Julius Pintsch, Berlin und der mit dieser Firma
                              									verbundenen österreichischen Gasglühlicht-Gesellschaft,
                              									sowie die Anker-Brenner der Firma Ecket & Glinicke, Berlin gehören, sind bei aufmerksamer
                              									Behandlung recht befriedigend, haben jedoch den Nachteil, dass die Heizflamme
                              									fortwährendnachgeschraubt werden muss und einen unangenehmen Geruch
                              									unverbrannter Spiritusdämpfe verbreitet, so dass diese Art der Spiritusbeleuchtung
                              									geringe Verbreitung gefunden hat.
                           Der „Spiritus-Vergaser“ (Fig. 1), den die
                              									Firma Ecket & Glinicke G. m. b. H. in Berlin
                              
                              									ausgestellt hat, besteht aus einem unteren Teil, dem eigentlichen Vergaser und dem
                              									oberen Teil, der aus einem durchbrochenen mit Zylindergalerie und Brennerkopf
                              									versehenen Schutzmantel besteht, auf den der Glühkörper und Zylinder eingesetzt
                              									werden. Der untere Teil enthält vier Dochte, welche sich in Messinghülsen befinden
                              
                              
                              									und den Spiritus aus dem unten befindlichen Behälter aufsaugen. Im Mittelpunkt der
                              									vier Dochte befindet sich eine Heizdochtröhre, deren Docht durch eine
                              									Regulierschraube hoch und niedrig gestellt werden kann. Ueber den Dochten befindet
                              									sich die Vergasungskammer mit einer Düse, aus welcher die Spiritusgase ausströmen.
                              									Die Inbetriebsetzung des Vergasers geschieht in der Weise dass man zunächst die
                              									Dochte genügend Spiritus aufsaugen lässt und dann den in der Mitte befindlichen
                              									Kordeldocht, welcher als ständig brennende Anheizflamme dient, anzündet, hierauf
                              									setzt man den mit Glühkörper und Zylinder versehenen oberen Teil auf. Die
                              									Anheizflamme strahlt ihre Wärme auf die sie umgebenden vier Dochte, sowie auf die
                              									über den letzteren angeordnete Vergasungskammer. In dieser sammelt sich der durch
                              									die Anheizflamme verdampfende Spiritus an und sobald genügend Spiritusgas vorhanden
                              									ist, tritt es durch eine Düse in den Brennerkörper, wird dann entzündet und bringt
                              									den Glühkörper zum Glühen. Das Auslöschen der Lampe geschieht in der Weise, dass der
                              									Heizdocht der Anheizschale mittels der Schraube soweit zurückgedreht wird, dass die
                              									Anheizflamme erlischt, wodurch auch der Glühkörper allmählich von selbst zu leuchten
                              									aufhört. Dieser „Spiritus-Vergaser“ hat eine Leuchtkraft von 60 Normalkerzen
                              									und verbraucht in der Stunde ⅛ Liter Spiritus, was einem Preise von 4 Pfennigen
                              									entspricht.
                           Bei der zweiten Bauart wird die Vergasung von der durch Verbrennung des
                              									Vorwärmspiritus erzeugten Wärmemenge bewirkt. Dies geschieht, indem man durch
                              									Metallteile einen Teil der Flammenwärme zu dem Saugdocht zurückleitet und hierdurch
                              									den von den Dochten aufgesaugten Spiritus zur Vergasung bringt. Nach diesem System
                              
                              									ist der von der Spiritus-Glühlicht-Gesellschaft
                                 											„Phoebus“ G. m. b. H. in Dresden ausgestellte
                              									Spiritus-Glühlicht-Brenner „Phoebus“ konstruiert (Fig. 2 und 3). Seine Handhabung gestaltet
                              									sich folgendermassen: das Spiritusbassin wird nach Herausnahme des Stöpsels C durch das Füllrohr K mit
                              									denaturiertem Spiritus von 90 v. H. gespeist und zwar am besten vermittels eines dem
                              									Brenner beigegebenen Einfüllers, der in der Form genau passend und voll in das Rohr
                              										K hineingesteckt, ein Ueberfüllen vermeidet. Die
                              									Dochte P, welche aus feiner Baumwolle gesponnen sind,
                              									stehen durch eine Anzahl von Dochtröhren p mit der
                              									Retorte L in Verbindung und führen dieser durch
                              									Hochsaugen den Spiritus forwährend zu. Man schliesst vor dem Anzünden des Brenners
                              									das Ventil B ganz fest, steckt den abnehmbaren
                              									Gummiball fest über das Röhrchen U und drückt ihn 5–6
                              									mal kräftig zusammen. Der dadurch erzeugte Luftdruck treibt den Spiritus, welcher
                              									durch die kleine Oeffnung H in das Spiritusbassin G fortwährend einfliesst, durch das Steigrohr q nach dem Behälter F und
                              									füllt dasselbe, jedoch nur mit der zur Anzündung erforderlichen bestimmten Menge, da
                              									der überflüssige Spiritus durch die Oeffnung R in den
                              									Behälter zurückfliesst. Aus dem Behälter F wird der
                              									Spiritus durch die unverbrennbare Dochtgaze, welche in der auswechselbaren Hülse f steckt und in zwei Enden ausläuft, hochgesaugt und
                              									mittels Streichholzes durch den Korbausschnitt A
                              									entzündet. Die sich bei A bildenden zwei Stichflammen erhitzen
                              									die Retorte L und bringen den darin befindlichen
                              									Spiritus zum Vergasen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 571
                              Fig. 2. Phoebus-Brenner.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 571
                              Fig. 3. Phoebus-Brenner.
                              
                           Die entstandenen Gase treten dann durch die zu beiden Seiten
                              									der Retorte L befindlichen Kanäle W in die Gasdüse S,
                              									pressen sich in feinen Strahlen durch deren Bohrungen nach dem Brennerkopfe, mischen
                              									sich in demselben mit der durch die Luftdüse N
                              									angesaugten Luft und entzünden sich bei ihrem Austritt durch die Bohrungen der
                              									Brandplatte r an der Stichflamme des Röhrchens E, in welchem ebenfalls Spiritus aus dem Behälter F durch die Flamme A
                              									vergast wird. Hat sich die Hauptflamme infolge der steigenden Wärmeerzeugung voll
                              									entwickelt, so verlöscht die Anheizflamme bei A von
                              									selbst, weil die in dem Behälter F befindliche
                              									bestimmte Menge Spiritus inzwischen verbraucht ist. Die Fortsetzung der
                              									Spiritusvergasung findet lediglich durch Wärmerückleitung vom Brennerkopfe aus
                              									statt. Bedingung für ein volles beständiges Licht ist es jedoch, dass der
                              									Glühkörper, welcher in der bekannten Weise in die Strumpfgabel c eingehängt wird, den Brennerkopf rund herum eng
                              									umschliesst, da sonst, wenn der Glühkörper zu weit ist, das feine Gewebe von den
                              
                              									ausströmenden Gasen, die eine ganz bestimmte Form Q
                              									bilden, nicht durchglüht wird und deshalb auch nicht voll leuchten kann. Das
                              									Auslöschen der Flamme geschieht in der Weise, dass die Schraube B nach links gedreht wird; der Konus z, der während des Brennens das Röhrchen O an dessen Ventilsitze M
                              									fest verschlossen halten muss, wird dadurch von diesem gelöst und die Gase treten
                              									aus der Retorte L durch das Rohr O in den Spiritusbehälter zurück, wo sie verdichtet
                              									werden. Hierbei dient das Blech T dazu, die Gase
                              									unmittelbar in den Behälter zu leiten. Zur Regulierung der Luftzuführung dient die
                              									Luftdüse N; diese besteht aus einem äusseren oben
                              									offenen Metallzylinder, dessen Gitterausschnitte durch einen inneren, oben
                              									geschlossenen Metallzylinder mit Hilfe des Hebels D so
                              									verändert werden können, dass wenig Luft nach der Gasdüse S einströmt, wenn der Hebel D nach oben
                              									gestellt wird, und dass umsomehr Luft einströmt, je weiter der Hebel D nach unten gerückt wird. Der Hebel soll bei Spiritus
                              									über 90 v. H. untenund bei Spiritus von geringerem Gehalt weiter nach oben
                              									stehen.
                           Der Phoebus-Brenner wird mit 14''' Gewinde in zwei Ausführungen geliefert und zwar
                              									mit grossem oder Normal-Glühkörper und mit kleinem oder Liliput-Glühkörper. Der
                              									Normalbrenner hat laut Messung der städtischen Gasanstalt in Dresden eine
                              									Lichtstärke von 50 Normalkerzen und verbraucht in der Stunde 1/10–1/11 Liter
                              									Spiritus von 90 v. H. Der Liliput-Brenner hat eine Lichtstärke von 35 Normalkerzen
                              									und verbraucht in der Stunde 1/17 Liter denaturierten Spiritus von 90 v. H., so
                              									dass der Brennstoffverbrauch des Liliput-Brenners bei dem normalen Preise von 30
                              									Pfennigen für ein Liter Spiritus 1,8 Pfennnige für eine Brennstunde beträgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 571
                              Fig. 4. Amorbrenner.
                              
                           Ferner seien von diesem System besonders erwähnt der Amorbrenner der Actiengesellschaft für Spiritus-Beleuchtung und Heizung
                              									in Leipzig (Fig. 4). Die Erwärmung geschieht hier,
                              									indem aus einem kleinen, dem Brenner beigefügten Kännchen etwas Spiritus in die
                              									unterhalb der Kanne liegende Schale gegossen und angezündet wird. Die Flammenwärme
                              									wird durch einen zentralen Wärmeleitungsstift, der gleichzeitig als
                              									Glühstrumpfträger dient, auf einen seitlichen starken Kupferbügel und durch diesen
                              									nach der Dochtkammer übertragen. In diese führen die leicht auswechselbaren Dochte
                              									den Spiritus aus dem Behälter empor. In der neuesten Ausführung besitzt der
                              									Amorbrenner eine durch einen Regulierhebel bewegte Pendelklappe zum Verschliessen
                              									der Einfüllöffnung an der Vorwärmschale. Sobald nach dem Rechtsschieben des
                              									Regulierhebels die Einfüllöffnung zum Eingiessen des Vorwärmespiritus frei gegeben
                              									wird, so wird auch die Düse geöffnet, durch welche die erwärmten Spiritusgase nach
                              									oben strömen, während es früher seitens des Publikums häufig unterlassen wurde, beim
                              									Anzünden den Regulierhebel nach rechts zu schieben, wodurch die Düse geschlossen
                              									blieb, der Brenner selbstverständlich nicht zünden konnte und der Saugdocht durch
                              									die Hitze der Vorwärmflamme erheblich litt.
                           Nach den Versuchen im Institut für Gärungsgewerbe in
                              									Berlin und im brennereitechnischen Institut für Bayern
                              									in Weihenstephan entwickelt der Amorbrenner eine Lichtstärke von 40 Hefnerkerzen bei
                              									einem Spiritusverbrauch von 80–90 ccm für eine Brennstunde, sodass die Brennkosten
                              									der Lampe ungefähr 2,4 Pfennige pro Stunde bei einem Spirituspreis von 30 Pfennige
                              									für 1 Liter 90 prozentigen Spiritus betragen. Die Lichtstärke hatte bei einem
                              									Dauerbrennversuch innerhalb 300 Stunden keine irgendwie erhebliche Verminderung
                              									erfahren, auch als Strassenlaterne hat sie sich gut bewährt.
                           Bei dem Spiritusglühlichtbrenner „Final“ der Firma Agotz, Zehnpfund & Co.,
                                 										Beleuchtungs-Industrie- Gesellschaft m. b. H. in Berlin ist die Dochtkammer
                              									wagerecht durch einen durchlochten Zwischenboden abgeteilt mit darüber gelagertem
                              									Dampf- Sammel- und Ueberhitzungsraum (Fig. 5).
                              									Dadurch wird eine scharfe Ueberhitzung und Trocknung des Dampfes erreicht und die
                              									Heizwirkung der Flamme vergrössert. Der Docht ist derart in der Vergaserkammer befestigt,
                              
                              									dass nur die Oberfläche des Dochtes gegen die durchlochte beheizte Kupferplatte der
                              									Vergaserkammer anstösst, während die Hauptmasse des Dochtes von einer Hülse
                              									umschlossen wird, welche aus einem schlecht leitenden Metalle hergestellt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 572
                              Fig. 5. Final-Brenner.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 572
                              Fig. 6. Stobwasser-Spiritus-Glühlicht-Brenner.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 572
                              Fig. 7. „Rusticus-Brenner.“
                              
                           Im Gegensatz zu anderen Rückleitungsbrennnern, bei denen ein
                              									festes Einpressen der Saugedochte in die Vergaserkammer Bedingung ist, wird durch
                              									diese Anordnung ein Festbrennen der Dochte im Finalbrenner ausgeschlossen. Das
                              									Anzünden der Lampe geschieht derart, dass man den Knebel 2 ganz langsam nach links dreht, wodurch erst das Dampfventil für den
                              									Spiritusdampf geöffnet und gleichzeitig die kleine Pumpe betätigt wird, welche die
                              									zum Vorheizen des Brenners erforderliche Menge Spiritus auf die Vor-wärmschale
                              									aufpumpt. In dieser Lage muss der Knebel während der ganzen Brenndauer der Lampe
                              									unberührtstehen bleiben. Hierauf wird in einem der rechteckigen Querschnitte
                              										3 ein Zündholz eingeführt und der in der
                              									Vorwärmschale befindliche Spiritus entzündet. Sobald der Spiritus in der
                              									Anheizschale aufflammt, ist die Lampe in Betrieb und es bedarf keines weiteren
                              
                              									Zutuns, um sie in dauernd gleichmässigem Licht zu erhalten, welches sich etwa nach
                              									einer Minute voll entwickelt. Für die Regulierung der Lichtstärke ist ein kleiner
                              									Schieber 4 angebracht, welcher durch Regulierung der
                              									Zylinderluft ohne Drosselung der Dampfentwicklung auf verschiedene Lichtstärken
                              									einstellt. Die Befüllung des Lampenbehälters kann durch die Oeffnung 1 im Brenner selbst geschehen, welche mittels Schiebers
                              									verschliessbar ist. Der Lampenbehälter darf nie ganz voll gefüllt werden, sondern
                              									muss einen freien Raum behalten, weil Spiritus bei eintretender Erwärmung seinen
                              									Rauminhalt vergrössert, also steigt. Es könnte daher leicht geschehen, dass ein mit
                              									kaltem Spiritus voll gefüllter Lampenbehälter bei eintretender Erwärmung überlaufen
                              									würde. Der Finalbrenner hat eine Lichtstärke von 80 Hefnerkerzen und verbraucht
                              									stündlich 120 ccm Spiritus von 90 v. H. bei voller Leistung, bei abgestellter Luft
                              									hat er eine Lichtstärke von 60 Hefnerkerzen und verbraucht 1/10 Liter
                              									Spiritus von 90 v. H.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 572
                              Fig. 8. Front-Brenner.
                              
                           Eine bezüglich der Art und Weise des Anzündens ähnliche Bauart hat der
                              									Stobwasser-Spiritus-Glühlichtbrenner (System Liedke-Rabenhorst) der Actien-Gesellschaft vorm. C. H.
                                 										Stobwasser & Co. in Berlin (Fig. 6). Durch langsame Links- oder Rechtsdrehung des
                              									Schlüssels bis zum Anschlag wird das Anzünden bezw. Auslöschen der Lampe bewirkt.
                              									Bei angestrengtem Gebrauch wird nach 4 bis 5 Minuten die Leuchtkraft des Brenners
                              									nachlassen, und ist alsdann ein neuer Docht einzuziehen. Der
                              									Stobwasser-Spiritusglühlicht-Brenner wird in zwei Grössen angefertigt. Der Brenner
                              									No. 50 hat eine Leuchtkraft von 50 Kerzen und einen Spiritusverbrauch von Vis Liter
                              									in der Stunde, der Brenner Nr. 90 hat eine Leuchtkraft von 90 Kerzen und einen
                              									Spiritusverbrauch von 1/15 Liter in der Stunde.
                           Die Firma Ehrich & Grätz in Berlin hat ihren Spiritus-Glühlicht-Brenner „Rusticus“
                              										(Fig. 7) ausgestellt, bei welchem ein
                              									zweimaliges Drücken auf den Knopf g genügt, um mittels
                              									der Pumpe b den zum Anzünden erforderlichen Spiritus in
                              									die im Brennerkorb befindliche Anheizschale gelangen zu lassen. Durch eine Oeffnung
                              									entzündet man den Spiritus, nachdem man den Schlüssel i
                              									nach links gedreht hat. Es entwickelt sich Spiritusgas, und der Glühstrumpf wird
                              									nach ungefähr einer halben Minute zum Leuchten gebracht. Das Auslöschen der Flamme
                              									erfolgt durch Rechtsdrehen des Schlüssels i. Der
                              									Spiritusglühlichtbrenner „Rusticus“ wird in zwei Grössen geliefert. Der
                              									grössere verbraucht ungefähr 80 g Spiritus in der Stunde bei 65 Kerzen Lichtstärke,
                              									der kleinere verbraucht 50–55 g Spiritus in der Stunde bei 40 Kerzen
                              									Lichtstärke.
                           Sehr ähnlich in seiner Bauart ist der Frontbrenner (Fig.
                                 										8) der Firma Eckel & Glinicke G. m. b. M. in Berlin. Zum Befördern des
                              									Spiritus in die Anheizschale dient der Messingschlüssel B, welcher soweit als möglich nach links gedreht wird und hierauf,
                              									sobald der Spiritus in die Anheizschale gepumpt ist, nach rechts gestellt wird. Die
                              									Schraube A muss aber zuvor 2–3 mal links gedreht
                              									werden, damit die sich entwickelnden Spiritusgase durch die Düse entweichen können
                              									und sich mit Luft gemischt an dem Spiritus in der Anheizschale entzünden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 573
                              Fig. 9. Walther-Brenner.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 573
                              Fig. 10. Walther-Brenner.
                              
                           Um dieFlamme zu löschen, dreht man die Schraube A nach rechts ganz zu. Der Frontbrenner hat eine
                              
                              									Leuchtkraft von 50 Normalkerzen und verbraucht in der Stunde 1/10 Liter
                              									Spiritus von 90 v. H.
                           Die mechanische Kratzenfabrik in Mittweida hat ihren
                              									Spiritusglühlichtbrenner System „Walther“ (Fig.
                                 										9 und 10) ausgestellt, welcher sich
                              									besonders in der Art der Wärmerückleitung von den übrigen Brennern unterscheidet.
                              									Dies geschieht durch eine in der Mitte gelegene Zündröhre A (Fig. 10), welche die darunter liegenden
                              									zwei Kammern durchzieht und dadurch die Hitze nach dem Saugdocht leitet. In der
                              									unteren Kammer findet die Vergasung statt, in der oberen die Trocknung der Gase. In
                              									die Zündschale C wird der Vorwärmspiritus durch die
                              									Einfüllöffnung F gegossen und durch die Oeffnung H (Fig. 9) entzündet.
                              									Vermittels der Zündröhre A und der Drahtgaze B, die den Boden der Zündschale unbedingt berühren
                              									müssen, worauf besonders zu achten ist, wird die Verbrennungswärme abgeleitet und
                              									dem Saugdocht mitgeteilt. Ueber dem Saugdocht befindet sich ein mit Spiritus
                              									durchtränkter Dochtpfropfen, welcher 1–2 mm über dem Dochtrohr heraussteht und nach
                              									einiger Zeit ersetzt werden muss, indem der obere Teil der Kammer abgeschraubt wird.
                              									Die Saugdochte, die den unteren Teil des Dochtrohres bis zu ⅔ ausfüllen, halten sich
                              									länger als bei anderen Dochtlampen, da sie nicht in unmittelbarer Nähe der
                              									Anheizflamme stehen und nicht mit dem Verdampfer in Berührung kommen. Das Anzünden
                              									des Brenners erfolgt in der Weise, dass man durch Drehen die Einfüllvorrichtung F öffnet und mittels der Einfüllkanne, deren Boden nur
                              									einmal so weit wie möglich hineinzudrücken ist, die Zündschale C füllt. Darnach schliesst man die Einfüllvorrichtung
                              
                              										F wieder ab und öffnet das Ventil G vor dem Anzünden durch Drehen nach links und
                              									entzündet bei H den mit Spiritus durchtränkten
                              									Gazedocht B. Nach ungefähr einer Minute erfolgt die
                              									Zündung und nachdem die Zündflamme erloschen ist, das volle Glühen des Glühkörpers.
                              									Durch Drehen des Ventils G nach rechts verlöscht der
                              									Brenner. Der „Walther-Brenner“ wird in drei Grössen angefertigt. Die grosse
                              									Type I hat eine Lichtstärke von 70-80 Hefnerkerzen bei einem Spiritusverbrauch von ⅛
                              									bis 1/9 Liter
                              									Spiritus von 90 v. H. in der Stunde, die kleinere Type II verbraucht bei einer
                              									Lichtstärke von 50 bis 55 Hefnerkerzen 1/11 bis 1/12 Liter Spiritus in der Stunde und die Liliput-Type
                              									III bei einer Lichtstärke von 35 bis 40 Kerzen 1/15 bis 1/16 Liter Spiritus in der Stunde.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)