| Titel: | Die Neuanlage des Königlichen Materialprüfungsamtes in Gross-Lichterfelde, West. | 
| Autor: | K. Memmler | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 593 | 
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                        Die Neuanlage des Königlichen
                           								Materialprüfungsamtes in Gross-Lichterfelde, West.
                        Von K. Memmler, ständiger Mitarbeiter des
                           									Kgl. Materialprüfungsamtes.
                        (Schluss von S. 591 d. Bd.)
                        Die Neuanlage des Königlichen Materialprüfungsamtes in
                           								Gross-Lichterfelde, West.
                        
                     
                        
                           Die Abteilung 2 für Baumaterialprüfung hat ihre
                              									Räume (s. Fig. 25) in dem Westflügel des Gebäudes,
                              									der gleichartig dem eben beschriebenen Ostflügel ausgebaut ist, erhalten.
                           Im Gebäude Bl sind die Verwaltungsräume der Abteilung
                              									(Vorsteher- und Mitarbeiterzimmer, Registratur, technisches Bureau) sowie ein
                              									chemisches, physikalisches und mineralogisches Laboratorium untergebracht. Das
                              									chemische Laboratorium ist mit den gebräuchlichen Betriebsmitteln ausgestattet; das
                              									physikalische Laboratorium enthält die Apparate zur Bestimmung der Abbindezeit und
                              									Raumbeständigkeit der Bindemittel. Genannt sei ein nach dem Prinzip der Vicatschen Nadeln von Martens gebauter selbsttätiger Nadelapparat. Der Apparat wird durch ein
                              									Uhrwerk betrieben und lässt in bestimmten Zeiträumen die Nadeln in den Zementbrei,
                              									der in kleinen länglichen Rahmen angemacht wird, eintauchen, wobei die Eindringtiefe
                              									durch Schreibfedern, die am Oberende der Nadeln befestigt sind, aufgeschrieben wird.
                              									Zur Ermittlung der Längenänderung sind Bauschingersche
                              										TasterMitteilungen aus d.
                                    											mechan. techn. Laboratorium d. techn. Hochschule München. Jahrg. 1879, Heft
                                    											8, S. 14. und Martenssche
                              									Zeigerapparate, vorhanden; ferner sind zu nennen Apparate zur Bestimmung des
                              									spezifischen und Raumgewichts, sowie ein Windsichtapparat nach Gary-Lindner, der zur Trennung feinster Pulver nach
                              									Korngrösse und Gewicht mittels Luftstromes benutzt wird.
                           Das mineralogische Laboratorium enthält Einrichtungen für geologische Arbeiten zur
                              									Herstellung von Dünnschliffen, Mikroskope und Trockenschränke.
                           Im Gebäude Bv ist ein grosser Teil der Räume durch die
                              									Probenvorbereitung und Probenbearbeitung in Anspruch genommen.
                           Raum 91 dient für den Probeneingang. Von hier gelangen die Gesteine zur Bearbeitung
                              									in die sog. Nasswerkstatt (93), die Bindemittel entweder zur Zerkleinerung nach der
                              									Staubkammer, oder nach der Formerei (97) zur Anfertigung der Zug- und Druckproben.
                              									Die fertig bearbeiteten Proben gehen entweder unmittelbar in die Prüfungshalle (83)
                              
                              									oder für die Gefrierversuche nach Raum 94 oder aber sie kommen in den
                              									Probenerhärtungsraum 87.
                           Die Zerkleinerungsmaschinen in der Nasswerkstatt 93 sind zwei Horizontalsägegatter
                              									(No. 60 und 61), ein grosses zum Schneiden mit
                              									Diamanten besetzten Sägeblättern, das andere zum Schneiden mit Sand; ferner drei
                              									Kreissägen zum Schneiden mit Diamantstaub (No. 63 und 64). Zur
                              									Probenbearbeitungsind ferner zu verwenden eine alte Horizontalschleifscheibe
                              									(No. 65), eine kleine Hobelmaschine (No. 67), und eine kleine
                              									Endflächenschleifmaschine (No. 66) zum Anschleifen ebener, paralleler Druckflächen
                              									an Probewürfeln aus Hartgesteinsproben.
                           Die Einrichtung im Raum 94 zum wiederholten, meist 25 maligen Gefrieren der Gesteine
                              									besteht aus zwei von A. Borsig-Tegel gelieferten
                              									Schwefligsäure-Kompressoren, von denen jeder eine im Fussboden eingelassene, gut
                              									isolierte Kühlgrube durch ein dreifaches Kühlschlangensystem abkühlt. Jede der
                              									Gruben fasst etwa 100 Ziegelsteine, die in besondere eiserne Rahmen zu je zehn Stück
                              									eingespannt, mit Hilfe eines kleinen Laufkranes in die Grube eingesetzt und bei
                              									achtstündiger Betriebsdauer einmal durchgefroren werden. Zum Wiederauftauen werden
                              									sie in den Rahmen auf Tische und Regale gestellt.
                           Die Staubkammer 95 enthält an Zerkleinerungsmaschinen einen Kollergang (No. 82),
                              									einen grossen gusseisernen Mörser (No. 77), eine Porzellanbüchsenmühle zum
                              									Zerkleinern mit Flintsteinen in Hartporzellanbüchsen, sowie ein kleines Walzwerk
                              									(No. 87) und eine Kugelmühle (No. 81). Zum Sieben der zerkleinerten Materialien
                              									dient die Rüttelmaschine (No. 76). Die Siebe ruhen in einem von Federn getragenen
                              									Rahmen, der durch eine Daumenwelle bewegt wird.
                           Für Abnutzungsversuche sind ferner vorhanden: eine Bauschingersche Schleifscheibe (No. 78) in der bekannten Ausführung und
                              									ein Sandstrahlgebläse (No. 77). Später soll noch ein Rüttler für Schotter- und
                              									Pflastersteinprüfung aufgestellt werden. In der Probenformerei (Raum 97) sind auf
                              									einem gemeinsamen Fundamentsockel, zehn Böhmesche
                              									Hammerapparate (No. 87) mit Martensscher Festhaltung
                              									sowie drei Steinbrück-Schmelzersche Mörtelmischer (No.
                              									86) und für die Betonformerei eine Mischmaschine (No. 85) aufgestellt.
                           Eine grosse, gut fundierte Steinplatte, ferner Tische mit Steinplatten sowie mehrere
                              									Regale mit den erforderlichen Formereigeräten bilden die weitere Ausstattung des
                              									Raumes.
                           Der Raum für die Probenerhärtung (87) enthält eiserne Regale mit Schieferkästen zur
                              									Aufbewahrung der Zement-Zug- und Druckproben unter Wasser, sowie drei grosse Bassins
                              									mit Monierwänden zur Aufnahme der Betonkörper. Im Raum 88 sind grosse Silos für den
                              									Normalsand und Mauersand an den Wänden befestigt. Der grösste Raum des Gebäudes Bv (No. 83) enthält die Prüfungsmaschinen (Fig. 26). Er wird von einem elektrisch betriebenen
                              									Laufkran mit 1,5 t Tragfähigkeit bestrichen.
                           
                           An Maschinen älterer Konstruktion sind hier aufgestellt: eine Amslersche Druckpresse für 33 t (No. 48) und zwei Amslersche Biegepressen (No. 50 und 51) für 5 bezw. 2 t
                              									Kraftleistung, ferner zwei Frühling-Michaelissche
                              									Zugfestigkeitsprüfer (No. 57) und ein von Charlottenburg überführter
                              									Wasserdurchlassprüfer (No. 56) nach Böhme. An neuen
                              									Prüfungseinrichtungen ist zunächst die Deckenprüfmaschine (Bauart Martens) zu nennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 594
                              Fig. 25. Abteilung 2 für Baumaterialienprüfung.
                              Vorsteher; Mitarbeiter;
                                 										Registratur; Technisches Bureau; Chemisches Laboratorium; Vorraum; Formerei:
                                 										Silos; Mörtelmischer; Hammerapparate; Betonmischer; Steintisch; Probenerhärtung:
                                 										Regale und Wasserkästen; Staubkammer: Kollergang; Siebmaschine. a
                                 										Einlaufapparat; Rütteltrommel; Feinmühle; Mörser; Schleifmaschine;
                                 										Sandstrahlgebläse; Kugelmühle; Brechwalze; Kühlkammer: a und b Eismaschinen;
                                 										Kühlgruben; Bl Mitarbeiter; Wägeraum; Mineralog. Laboratorium; Physikalisches;
                                 										Belagproben; Bv Laufkran; Auftaueinrichtungen; Nasswerkstatt: u. Steinsägen;
                                 										Trockenschrank; u. Schleifmaschinen; u. Kreissägen; Diamanthobelmaschine;
                                 										Probenausgang; Versuchshalle: Laufkran; Deckenprüfung; Trockenschrank;
                                 										Röhrenpresse; ton-Presse; Biegepressen; , und Zugprüfer; Wasserdurchlassprüfer;
                                 										Fallwerk.
                              
                           Die Maschine, von Borsig-Tegel geliefert, besteht in
                              									Anlehnung an das bereits früher geübte Belastungsverfahren nach Rudeloff mittels hydraulischer Presse aus zwei parallel
                              									stehenden, von Säulen getragenen Blechträgern mit je zwei verschiebbaren, abwärts
                              									wirkenden Pressen mit hydraulischem Kolbenrückzug. Die Säulen sind zwischenje
                              									zwei in Fundamenten verankerten ⊐-Eisen ebenfalls verschiebbar, sodass mit der
                              									ganzen Einrichtung Deckenfelder bis zu 3 m Breite und 6 m Länge geprüft werden
                              									können. Die Decken werden auf dem Hofraum in schmiedeeiserne Rahmen, die auf einem
                              									Schienenfeld gelagert sind, eingebaut und können nach Erhärtung von den Schienen auf
                              									Transportwagen geschoben und direkt unter die Deckenprüfmaschine gefahren werden.
                              									Die Druckübertragung von den Kolben der Pressen auf die ganze Fläche der Decke
                              									geschieht in der bekannten Weise durch pyramidenförmigen Aufbau von Bohlenstücken
                              									und Kreuzhölzern. Grössere Decken, Betoneisenkonstruktionen, Gewölbe, Brücken- und
                              									Dachträger können ausserdem unabhängig von diesen Einrichtungen in jeder Art und
                              									Grösse entweder durch hydraulische Kraftübertragung oder durch direkte
                              									Gewichtsbelastung geprüft werden. Zur Messung der Formänderungen mit jedem
                              									gewünschten Feinheitsgrade stehen zahlreiche Messapparate zur Verfügung.
                           Für die Prüfung von Zementrohren auf Scheiteldruck ist eine neue, ebenfalls von Borsig-Tegel nach Angaben von Martens gebaute Maschine No. 49 aufgestellt (Fig. 27). Die Maschine besteht aus einer hydraulischen Presse von 20000
                              									kg Kraftleistung mit hydraulischem Kolbenrückzug, die an einem in beliebiger Höhe an
                              									den beiden Stützsäulen zu befestigenden Querbalken angehängt ist. Die Kraftmessung
                              									geschieht durch zwei Messdosen mit Gummimembran die unter der Grundplatte, auf der
                              									das Proberohr gelagert wird, eingebaut sind.
                           Für Ausführung von Druckversuchen mit Kraftleistungen bis zu 150 t ist die Maschine
                              									No. 46 von der Maschinenbaugesellschaft Nürnberg
                              									geliefert. Der Antrieb geschieht durch die im Unterteil liegende hydraulische
                              									Presse, die Kraftmessung durch die Messdose im oberen Querhaupt der Maschine (s.
                              										Fig. 28.)
                           Neben diesen Maschinen ist die bekannte 400 t-Betonprüfungspresse (No. 44) nach Martens aufgestellt.
                           Für Ausführung von Druckversuchen mit Zement- und Mörtelkörpern ist noch eine
                              									hydraulisch betriebene, 40 ton-Presse mit Messdose vorhanden. Die Maschine, die auf
                              									einem Tische Aufstellung gefunden hat, zeigt besonders, welche gedrungenen, wenig
                              									Platz erfordernden Maschinenkonstruktionen sich bei Verwendung der Messdose als
                              									Kraftmesser erzielen lassen. Ebenfalls mit Messdose als Kraftmesser und
                              									hydraulischem Antrieb versehen ist der 600 kg Zugprüfer (Fig. 29). Die drei zuletzt genannten Maschinen sind sämtlich nach Martensschen Entwürfen von der Maschinenbaugesellschaft Nürnberg geliefert. Die Maschinen haben durchweg
                              
                              									Steuerungen nach dem zu Fig. 7 erläuterten Prinzip.
                              									Die Steuerungen sind mit den Messvorrichtungen, Manometern, Schreibmanometern auf
                              									Tischen montiert, die neben den Maschinen Aufstellung gefunden haben.
                           Als neu beschafft ist ferner noch zu nennen ein Zugprüfer für Zement nach Schopper mit mechanischem Antrieb und Kraftmessung
                              									durch Spiralfeder und Zeigerwerk. Ein kleines Fallwerk dient für Prüfung von
                              									Belagfliesen, Drehsteinen, Schiefertafeln sowie ein grosser Dampftrockenschrank zum
                              									Trocknen von Gestein- und Sandproben:
                           Für die Glüh- und Schmelzversuche der Abteilung ist in dem Anbau zum Kesselhaus ein
                              									Feuerlaboratorium eingerichtet, in dem drei Deville-,
                              									ein Seger- und ein Frühlingofen aufgestellt sind. Neben dem Kesselhaus und dem Gebäude Bv und Bl stehen grosse
                              									Felder für die Errichtung von Deckenproben und Aufführung von Häuschen für
                              
                              									Brandproben zur Verfügung.
                           Auch die Abteilung für Baumaterialprüfungen plant Dauerversuche in grösserem Umfange;
                              									besonders sollen die Verwitterungserscheinungen an Gesteinen und Mauerwerken durch
                              									langjährige planmässige Versuche im Freien beobachtet werden. Zu dem Zwecke werden
                              									sowohl auf den
                              									flachen Dächern der Versuchsstätten, als auch auf dem Deckenversuchsfeld
                              									Vorrichtungen wie Regale und dergl. zur Aufnahme von Probekörpern Aufstellung
                              
                              									finden. Die Steine sollen auf trockenem und feuchtem Grunde mit rauhen oder
                              									polierten Flächen der Witterung ausgesetzt werden. –
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 595
                              Fig. 26. Prüfungsraum Bv 83 Innenansicht.
                              ton Presse; ton Biegepresse;
                                 										Zugfestigkeitsprüfer; Wasserdurchlassprüfer; Elektr. Laufkran.
                              
                           Die dritte Abteilung, für Papierprüfung, ist im ersten Stockwerk des Gebäudes Ml untergebracht (s. Fig.
                                 										2). Sie umfasst (Fig. 30) Vorsteherzimmer
                              									(259), Registratur (257), sowie Mitarbeiterzimmer (256), das zugleich eine
                              									mikrophotographische Einrichtung und Dunkelkammer enthält. Der geräumige, mit
                              									besonders grossen Fenstern versehene Raum 248 dient als Mikroskopierraum. Die
                              									Nebenräume No. 244 und 245 sind als chemische Laboratorien entsprechend
                              									eingerichtet. Als neu besonders zu nennen ist eine elektrisch betriebene Vorrichtung
                              									zum Veraschen von Papier.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 595
                              Fig. 27. 20000 kg - Rohrprüfungsmaschine von Martens (Borsig).
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 595
                              Fig. 28. 150000 kg - Presse von Martens.
                              
                           Das sog. Festigkeitszimmer No. 242 enthält die Festigkeitsprobiermaschinen. Dem sehr
                              									erheblichen Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Festigkeit von Papier- und
                              									Faserstoffen ist durch Anbringung von zwei Körtingschen
                              									Luftbefeuchtern Rechnung getragen.
                           Für später ist noch eine Vorrichtung zum Trocknen der Luft geplant, wozu im
                              									Nebenraum (244) eine Eismaschine Aufstellung finden wird, die die Luft aus dem
                              
                              									Festigkeitszimmer so stark abkühlt, dass sich ihr Wasserdampf niederschlägt; in
                              									erwärmtem Zustande wird sie dann wieder nach dem Raum 242 zurückbefördert. Neben den
                              									alten, jetzt nur noch wenig verwendeten Wendlerschen
                              									Festigkeits prüfern sind hauptsächlich Schoppersche
                              									Maschinenaufgestellt, die neuerdings sämtlich mit hydraulischem Antrieb und
                              									Steuerventil nach Martens ausgerüstet sind. Es sind
                              									Maschinen vorhanden für 1 kg Höchstleistung zur Prüfung von Haaren, Fasern und
                              									Federn, für 10 kg für Papier- und Garnprüfung, für 30 kg, für 100 kg zur Prüfung von
                              									Karton, Pappen und Zeugstoffen und für 500 kg zur Prüfung von festeren Stoffen und
                              									Segelleinen. Um die vielfach angefochtene Handknitterung zur Ermittlung der
                              									Knitterfähigkeit von Papieren nach Möglichkeit zu beseitigen sind vier elektrisch
                              									betriebene Falzapparate (Bauart Schoppers aufgestellt
                              										worden.D. p. J. 1903, 318, S. 732.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 595
                              Fig. 29. Zugfestigkeitsprüfer von Martens, Maschinenbau-Gesellschaft
                                 										Nürnberg.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 595
                              Fig. 30. Abteilung für Papierprüfung.
                              Vorsteher; Registratur;
                                 										Mikrophotographie und Mitarbeiter; Volontäre; Festigkeitsprüfung; u. Chemische
                                 										Laboratorien; Mikroskopierzimmer.
                              
                           An weiteren Einrichtungen sind noch zu nennen ein Saugfähigkeitsprüfer nach Klemm-Winkler, der die Saugfähigkeit von Löschpapieren
                              									durch die Höhe bemisst zu der Wasser in bestimmter Zeit von 15 mm breiten, senkrecht
                              									aufgehängten Streifen angesaugt wird; ferner ein Apparat zur Ermittlung der
                              									Filtrierfähigkeit von Fliesspapieren nach Herzberg (Fig. 31), mit dem die durch eine bestimmt bemessene
                              									Fläche des Papieres unter bestimmtem Druck hindurchgehende Wassermenge ermittelt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 596
                              Fig. 31. Filtrierpapierprüfer von Herzberg (Schopper).
                              
                           Der Raum 252 dient ausschliesslich Lehrzwecken und enthält an den Laboratorientischen
                              									die Arbeitsplätze für die Volontäre, jungen Papiertechnikern, die sich die amtlichen
                              									Papierprüfungsverfahren zu eigen machen wollen. Eine kleine Versuchseinrichtung zum
                              									Mahlen und Schöpfen von Papier (Holländer, Knotenfänger) sowie eine hydraulische
                              									Presse zum Auspressen des Wassers aus Papier vervollständigen die Einrichtung des
                              									Raumes.
                           Auch in dieser Abteilung soll dem Gebiet der Dauerversuche mehr Aufmerksamkeit als
                              									bisher gewidmet werden, weswegen für die Lagerung von Papieren und Belichtung unter
                              									verschiedenen Umständen Einrichtungen vorgesehen sind. Die Zugänglichkeit des Daches
                              									des Gebäudes Mv vom Raum 252 aus ermöglicht der
                              									Abteilung auch Versuche im Freien vorzunehmen.
                           Zum grössten Teil neue Einrichtung erhält die Abteilung 4 für Metallographie. Ihre
                              									Räume befinden sich im zweiten Stockwerk des Mittelbaues (s. Fig. 32).
                           Die Proben für die metallographischen Arbeiten werden zunächst im Schleifraum No. 391
                              									vorbereitet, der zu diesem Zwecke mit einigen Werkzeugmaschinen, Prehbank, Kaltsäge
                              									und Shapingmaschine ausgestattet ist. Das Schleifen und Polieren der Proben soll
                              									später auf besonderer kleiner Schleifmaschine mit senkrecht stehender Welle
                              									vorgenommen werden.
                           Der Raum 307 enthält die nötigen Einrichtungen zum Aetzen, Relief- und Aetzpolieren
                              									der Proben, während im Raum 305 der mikrophotographische Apparat,Mitteilungen 1899, S. 73. Bauart
                              										Martens und mehrere andere optische Instrumente
                              									fürMikroskopierzwecke sowie eine Sammlung von über 3600 mikrophotographischen
                              									Lichtbildern und von besonders kennzeichnenden Schliffen untergebracht ist. Weitere
                              									Räume der Abteilung sind No. 385 Spülzimmer mit der Dunkelkammer, 387 chemisches
                              									Laboratorium, 308 Wägezimmer sowie der sog. Glühraum No. 380 und 309 Feinmessraum.
                              									Letztere haben eine besonders wichtige Ausstattung an elektrischen Glüh- und
                              									Messinstrumenten erhalten. An Glühöfen sind die- bekannten Oefen Bauart Heräus (Porzellanrohr mit Platinfolieumwicklung) in
                              									Gebrauch, die mit Regulierwiderständen so ausgerüstet sind, dass die Wärme im Ofen
                              									auf ± 3° C. gleichmässig gehalten werden kann; die Wärmemessungen geschehen durch
                              										Le Chatelièr-Pyrometer. Zur Ermittelung von sog.
                              									Haltepunkten sind Einrichtungen vorhanden, mit denen die Probematerialien zunächst
                              									auf 1100° C. erwärmt werden, worauf der Heizstrom ausgeschaltet wird und bei der
                              									dann erfolgenden langsamen Abkühlung besonders durch ein Zeigergalvanometer nach Deprez-d'Arsonval diejenigen Wärmegrade aufgezeichnet
                              									werden, bei denen in dem Probekörper plötzliche Wärmeentwicklung eintritt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 596
                              Fig. 32. Abt. 4 für Metallographie und 5 für Allgemeine Chemie.
                              Abt. 4; Abt. 5; Spülraum;
                                 										Metallurgisches Laboratorium; Glübraum; Schleifraum; Mikroskopierraum; Aetz- und
                                 										Polierraum; Wägeraum; Feinmessraum; Vorsleber; R Probeneingang;
                                 										Verbrennungsraum; Abort; Kalorimetrie; Gasanalyse; Wägeraum; .
                                 										Probierlaboratorium.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 596
                              Fig. 33. Abt. 5 für Allgemeine Chemie.
                              Chlorraum; und Wägeraum; Wägeraum;
                                 										Präparate; Direktor; Organisches Laboratorium; Spülraum; Registratur; Spülraum;
                                 										Schwefelwasserstoff; Vorsteher; Apparate; Anorganisches Laboratorium;
                                 										Wasseranalyse und Alkali-Bestimmung; und Probeneingang und Vorbereitung;
                                 										Elektrolyse und Titration.
                              
                           Zur Ermittlung und Aufzeichnung von Erstarrungskurven von Legierungen sind ähnlich
                              									arbeitende Einrichtungen vorhanden. Durch eine besondere Drahtleitung vom Raum 389
                              									nach Raum 309 können die in ersterem aufgestellten Apparate mit den
                              									Feinmessinstrumenten in 309 verbunden werden. Ein Lindeck scher Kompensationsapparat in Verbindung mit einem von der
                              									physikalisch-technischen Reichsanstalt geeichten Normalelement gestattet die Eichung
                              									und ständige Kontrolle aller Thermoelemente der Anstalt. Neben den Einrichtungen zur
                              									Ermittlung kleiner Potentialdifferenzen zwischen Metallelektroden in verschiedenen
                              										Zuständen ist
                              									noch eine magnetische Wage nach Dubois zu nennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 597
                              Fig. 34. Abt. 6 für Oelprüfung.
                              Vorsteher; Mitarbeiter- und
                                 
                                 										Wägeraum; Laboratorium; Wägeraum; Durchgang; Flammpunktsraum; Laboratorium;
                                 										Schwefelwasserstoffraum; Dampfdestillierraum; Photometrierraum; Schiessraum;
                                 										Verbrennungsraum; Registratur.
                              
                           Für metallurgische Arbeiten stehen der Abteilung noch der Schmelzraum 142 und
                              									Vorratsraum 141 des Gebäudes F an der Ostwand des
                              									Kesselhauses zur Verfügung. In ihm sind aufgestellt: ein Reformtiegelschmelzofen
                              									nach Hammelrath, ein kleiner Gasschmelzofen (Rössler, Frankfurt a. M.), ein Gasgebläsemuffelofen und
                              									ein Gasgebläsetiegelschmelzofen nach Schober sowie ein
                              									Schmiedefeuer. Für die beiden letzteren Oefen ist ein von besonderem Elektromotor
                              									betriebenes Gebläse vorhanden, während der Ofen unter 1 und das Schmiedefeuer ihren
                              									Unterwind von dem Ventilator der Schmiede erhalten.
                           Das ganze erste Stockwerk des Mittelgebäudes und die Hälfte des zweiten Stockes sind
                              									der Abteilung für allgemeine Chemie eingeräumt. Die ungemeine Vielseitigkeit des
                              									Arbeitsgebietes dieser Abteillung macht einen grossen Raumaufwand erforderlich. Der
                              									beigegebene Grundriss (Fig. 33) zeigt die Anordnung
                              									der einzelnen Räume. Die Ausstattung ist die in modernen chemischen Laboratorien
                              									gebräuchliche; alle Hilfsmittel des Analytikers sind in zweckmässigster Ausführung
                              									vorhanden. Zu elektrolytischen Arbeiten dient ein besonderer Raum. Als Stromquelle
                              									dient eine im Keller aufgestellte Akkumulator-Batterie von 24 Zellen, von denen
                              									immer je12 entladen werden, während die übrigen 12 von der Zentrale aus geladen
                              									werden.
                           Die Batterie hat eine Kapazität von 216 Ampèrestunden und liefert 3 Stunden lang im
                              									Höchstfalle 72 Ampèren.
                           Die sechste Abteilung, für Oelprüfung, endlich ist in dem Gebäude Bl im ersten Stockwerk untergebracht. Fig. 34 veranschaulicht die Anordnung der Räume.
                              									Neben den beiden Laboratorienräumen 232 und 236 sind besonders zu nennen der Raum
                              									226 für physikalische Arbeiten, in dem eine photometrische Einrichtung (ähnlich der
                              									in der physikalisch-technischen Reichsanstalt) Aufstellung finden soll, ferner das
                              									Flammpunktszimmer No. 233, in dem ausschliesslich die Bestimmung der
                              									Entflammungs-Temperaturen vorgenommen wird.
                           Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass in den Erdgeschossräumen des
                              									Hauptgebäudes die Verwaltungsräume, Direktorenzimmer, Bücherei, Material-, Betriebs-
                              									und Hausverwaltung, Kasse, Registratur und Kanzlei, sowie die Sammlungsräume
                              									untergebracht sind. Im obersten Stockwerk ist ein photographisches Atelier mit
                              									elektrischer Lichtpauseinrichtung vorhanden, sowie eine Destillieranlage
                              									aufgestellt, die die chemischen Laboratorien mit destilliertem Wasser versorgt.
                           Im Raum 103 des Maschinengebäudes ist die mechanische Werkstatt für die Herstellung
                              									von Versuchseinrichtungen sowie zur Ausführung kleinerer Reparaturen an
                              									Betriebseinrichtungen untergebracht, die zugleich der Abteilung 1 zur Bearbeitung
                              									ihrer Versuchsstücke dient. Neben mehreren Drehbänken, Fräs-, Hobel- und
                              									Bohrmaschinen, Stosswerken und sonstigen Hilfseinrichtungen sind auch
                              									Arbeitsmaschinen für die Tischlerei vorhanden. Der Antrieb sämtlicher Maschinen
                              									geschieht durch zwei Elektromotoren, die durch Riemenübertragung zwei Wellensträngen
                              									mit den Antriebsscheiben für die Maschinen treiben. Im Kesselgebäude ist ausser dem
                              									Kesselraum und dem schon oben erwähnten Schmelzlaboratorium auch eine Schmiede mit
                              									zwei Schmiedeherden, denen Unterwind durch elektrisch betriebenen Ventilator
                              									zugeführt wird, vorhanden.