| Titel: | Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in Wien 1904. | 
| Autor: | Arthur Wiesler | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 598 | 
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                        Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen
                           								Ausstellung für Spiritusverwertung und Gärungsgewerbe in Wien 1904.
                        Von Dr. Arthur Wiesler.
                        (Schluss von S. 585 d. Bd.)
                        Die Spiritusbeleuchtung auf der internationalen Ausstellung für
                           								Spiritusverwertung usw.
                        
                     
                        
                           Die Spiritusglühticht-Gesellschaft „Phoebus“ G.
                                 										m. b. H. in Dresden hat eine dochtlose Spiritusglühlichtlampe ausgestellt
                              										(Fig. 15 u. 16),
                              									bei welcher durch den Hebel E der Zufluss des Spiritus
                              									aus dem Bassin G in die Vorwärmschale Q und gleichzeitig der Eintritt der im Vergaserrohr
                              									gebildeten Spiritusgase durch die Leitung IHN in den
                              									Brenner geregelt wird. Hierzu ist in der Mitte des Hebels E eine Spindel befestigt, welche das Zuführungsrohr (Fig. 16) der Spiritusgase aus dem Vergaser in den
                              									Brenner bei M luftdicht abschliesst und durch Drehung
                              									nach auswärts eine solche Stellung einnimmt, dass die Spiritusgase das Rohr
                              									passieren können und in den Brenner gelangen. Wird das Zuführungsrohr zum Zweck des
                              									Auslöschens der Lampe geschlossen, so werden die Gase nur in den Vergaser und den
                              									Spiritusbehälter gedrückt, wo sie sich infolge der niedrigeren Temperatur
                              									verdichten. Dadurch sind die sonst unangenehmenNachvergasungen ausgeschlossen.
                              									Der links von der Füllöffnung B an dem Spiritusbehälter
                              										G befindliche Verschlussautomat macht ein
                              									Nachfüllen von Spiritus während des Brennens der Lampe unmöglich und bedingt eine
                              									gewisse Feuer- und Explosionssicherheit. Der Deckel, welcher die Einfüllschraube B verschliesst, kann nämlich nur dadurch gelüftet
                              									werden, dass die Spindel nach einwärts gedreht wird und infolgedessen die
                              									Entwicklung der Spiritusgase aufhört. Die dochtlose Spiritus-Glühlicht-Lampe
                              										„Phoebus“ hat in der für Aussenbeleuchtung bestimmten Form eine
                              									Leuchtkraft von 120 Hefnerkerzen bei einem stündlichen Verbrauch von ⅙ Liter
                              									Spiritus von 90 v. H., was bei einem Spirituspreise von 30 Pfg. für ein Liter 5 Pfg.
                              									für die Brennstunde und 120 Hefnerkerzen Licht beträgt. Dieselbe Lampe wird auch für
                              									Innenbeleuchtung In einer kleineren Form ausgeführt, hat eine Lichtstärke von 60
                              									Hefnerkerzen und verbraucht in der Stunde 1/12 Liter Spiritus, was einem Preise von 2½ Pfg. für
                              									die Brennstunde und 60 Hefnerkerzen Licht entspricht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 599
                              Fig. 15. Phoebuslampe.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 599
                              Fig. 16. Phoebuslampe für Aussenbeleuchtung.
                              
                           In der Gruppe der dochtlosen Vergaserlampen ist noch besonders hervorzuheben das
                              										„Elektrusionlicht“ des Ingenieurs Emanuel
                                 										Cerwenka, welches seinen Namen wegen der dem elektrischen
                              									Beleuchtungskörper ähnlichen Form führt. Die Erfindung des Elektrusionlichtes ist
                              									erst durch die Erfindung des hängenden Gasglühlichts (Invertlampe) möglich geworden,
                              									das ebenfalls von Cerwenka stammt. Bei der Invertlampe
                              									befindet sich die Zufuhr des Leuchtgases oberhalb des Brenners, so dass die
                              									Verbrennungswärme das zuströmende Gas vorwärmt. Die Bauart der Elektrusionlampe ist
                              									ähnlich. Oberhalb einer Gasinvertlampe wird im Bereiche der Verbrennungswärme ein
                              									ausserordentlich einfacher, bloss aus einem gewundenen Röhrchen bestehender Vergaser
                              									angebracht. Diesem Vergaser wird der Spiritus in flüssigem Zustand durch ein dünnes
                              									Rohr von einem irgendwo anders gelegenen Spiritusbehälter zugeführt. Der
                              									Spiritusbehälter befindet sich ungefähr 200–1000 Millimeter oberhalb der Gasdüse
                              									beliebig irgendwo zur Seite an der Wand, in welchem Falle die Zuleitung des Spiritus
                              									durch Schläuche oder Rohre stattfinden kann. Die Inbetriebsetzung geschieht dadurch,
                              									dass der dem Vergaser zuströmende Spiritus angezündet wird; von nun an bleibt die
                              									Verbrennung des Spiritus selbständig im Gang. Der Spiritusdampf strömt der Düse
                              									unter einem erheblichen Druck zu, da der Spiritusbehälter höher liegt. Die Trennung
                              									von Spiritusbehälterund -Brenner lässt sich auch beliebig erweitern, so dass
                              									schliesslich der Spiritusbehälter und der Beleuchtungskörper in ganz getrennten
                              									Räumen untergebracht werden. Auf diese Weise können mehrflammige Luster durch einen
                              									einzigen, in der Mitte angebrachten Spiritusbehälter gespeist werden. Die ungemein
                              									sinnreiche Verwendung des physikalischen Prinzips der Mariotteschen Flasche
                              									gestattet auch, den Spiritusbehälter während der Brenndauer des Beleuchtungskörpers
                              									in einem andern Raum zu füllen. Die Spiritusbehälter können aus dem Luster
                              									herausgenommen werden, ohne dass dieser seine Tätigkeit einstellt. Eine
                              									Sicherheitsvorrichtung in der Rohrleitung verhindert im Falle des Abreissens oder,
                              									falls die Lampe umgeworfen wird, ein Ausfliessen des Spiritus vollkommen. Die in der
                              									Wiener Ausstellung befindlichen Elektrusionlampen brannten mit einem Liter Spiritus
                              									durch 20 Stunden, was bei dem Preise von 30 Pfennigen für ein Liter Brennspiritus
                              									einem Verbrauche von 1,5 Pfennig für Lampe und Stunde entspricht, Die Zuleitung des
                              									Spiritus aus dem Behälter in die Brenner geschieht durch ein dünnes Bleirohr,
                              									welches mit Seide übersponnen einer elektrischen Leitung täuschend ähnlich sieht und
                              									ausreicht, um 20 Lampen gleichzeitig zu speisen. Dadurch, dass sich bei dem
                              									Elektrusionlicht zum Unterschiede von den übrigen Vergaserbrennern die Flamme und
                              									der Spiritusbehälter nicht mehr in unmittelbarer Nähe befinden, ist eine beliebige
                              									Freiheit der Behandlung möglich. Die Elektrusionslampe war auf der
                              									Spiritusausstellung in Wien zum ersten Male ausgestellt und ist bereits in
                              									Deutschland und anderen Staaten zum Patent angemeldet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 599
                              Fig. 17. Spiritusglühlampe von Barthel.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 599
                              Fig. 18. Jumala-Brenner (Henninges).
                              
                           Die Firma G. Barthel in Dresden-A. hat eine
                              									Spiritusglühlichtlampe ausgestellt, bei welcher das Spiritusgas unter höherem Druck
                              									zur Verbrennung gelangt und infolgedessen eine heisse, stark leuchtende Flamme
                              									erzeugt. Die Lampe enthält einen Spiritusbehälter von 0,85 l Inhalt, welcher vor
                              									Gebrauch nach Abschrauben der Verschlusschraube 2 (siehe Fig. 17) mit ½ l Brennspiritus von 90 v. H. gefüllt wird, dann wird die
                              									Verschlussschraube fest geschlossen und mit der Pumpe 3 ein Druck
                              									von 1¼ Atmosphären erzeugt. Die Anwärmeschale 7 wird mit Spiritus halb voll gefüllt
                              									und sobald die Anheizflamme erlöscht, wird die Regulierschraube 5 langsam aufgedreht und die unter dem Druck von 1¼
                              									Atmosphären brennenden Gase werden am Glühstrumpf entzündet. Das Auslöschen der
                              									Flamme geschieht dadurch, dass die Regulierschraube zugedreht, und wenn der Apparat
                              									längere Zeit ausser Betrieb sein soll, die Schraube 1
                              									geöffnet wird, um den Druck zu vermindern. Nach 150 bis 200 Brennstunden soll der im
                              									Vergasungsrohr sitzende Asbestwickel erneuert werden, da er durch die bei der
                              									Verdampfung zurückbleibenden Stoffe des Spiritus sich zu verstopfen beginnt und sich
                              									dann festsetzt, wodurch er schwer herausziehbar wird. Zu diesem Zwecke wird die
                              									Schraube 6 gelöst, und der alte Wickel herausgezogen
                              									und erneuert. Ebenso kann bei dieser Gelegenheit die Düse 4 herausgeschraubt und der darin befindliche verschmutzte Drahtwickel
                              									erneuert werden.
                           Die Lampe hat eine Lichtstärke von 250–300 Normalkerzen, und beträgt die Brenndauer
                              									einer Füllung (0,5 l) bei 1¼ Atm. Druck 2½–3 Stunden, sodass sie in einer Stunde 0.2
                              									l Spiritus verbraucht, was einem Preise von 6 Pfennigen entspricht. Sie ist bestimmt
                              									zur Verwendung in Projektionsapparaten und für photographische Zwecke. Um die Hitze
                              									der brennenden Flamme möglichst unschädlich für die Kondensorlinse zu machen, setzt
                              									man einen mindestens 30 cm hohen Schornstein auf die Oeffnung des
                              									Projektionsapparates. Die beschriebene Lampe führt den Namen „Kryolitspir“
                              									und steht unter Gebrauchs-Musterschutz.
                           Auf demselben Grundsatz, nämlich der Verbrennung des Spiritus unter Druck, beruht der
                              									Spiritus-Pressgasbrenner der Firma Schwarzhaupt, Spiecker u.
                                 										Co., G. m. b. M. in St. Goar a. Rh. Die ausgestellten Brenner hatten eine
                              									Lichtstärke von 250 und 1000 Normalkerzen; die dadurch erzielt wird, dass man in
                              									einen Spiritusbehälter Pressluft einpumpt, welche dann den Brennstoff unter höherem
                              									Druck dem Brenner zuführt. Die Zuführung des Spiritusgases vom Spiritusbehälter nach
                              									dem Brenner geschieht durch metallene Leitungsröhren. Auf diese Weise erhält man ein
                              									Licht, welches an Stärke dem Bogenlicht nahekommt.
                           Bezüglich der Wirtschaftlichkeit dieser drei Systeme von Vergaserlampen wurden vom k.
                              									k. Gewerbe-Förderungsdienst des Handelsministeriums in Wien eingehende Dauerversuche
                              									mit Lampen verschiedener Bauart angestellt. Das Ergebnis war bei Verwendung von
                              									Spiritus, der 90 v. H. enthielt, folgendes:
                           
                              
                                 Lampensystem
                                 Lichtstärkein HK
                                 Dauer derVorwärmungin Minuten
                                 Verbrauch inMinutenin 10 HK
                                 KosteninHellern
                                 
                              
                                 Spiritusglühlichtlampe mitständiger
                                    											Hilfsflamme
                                 42,5
                                 1,5
                                 24 g
                                 1,16
                                 
                              
                                 Spintusglühlichtlampe
                                    											mitWärmerückleitung
                                 34,0
                                 2,0
                                 29 g
                                 0,96
                                 
                              
                                 Spiritusaussenlampe
                                 70,0
                                 2,5
                                 12 g
                                 0,57
                                 
                              
                                 Petroleum-Rundbrenner 16'''
                                   9,5
                                 –
                                 43 g
                                 1,55
                                 
                              
                           Während die bisher geschilderten Spiritusglühlichtlampen nicht sofort Licht geben,
                              									sondern erst nach einem Zeitraum von 1½–2½ Minuten, bis der Vergaser soweit erwärmt
                              									ist, um den im Behälter befindlichen Spiritus verdampfen zu können, hat man
                              									versucht, den Spiritus vor der Entzündung nicht zu vergasen, sondern unmittelbar im
                              									Dochte brennen zu lassen. Bei diesen Spirituslampen, welche sofort Licht geben und
                              									in ihrer Handhabung ähnlich wie die Petroleumlampen sind, muss durch geeignete
                              									Luftzuführung sowohl von aussen als auch voninnen zu dem am Dochtrande
                              									brennenden Spiritus dafür gesorgt werden, dass die schwach leuchtende Flamme des
                              									Spiritus entsprechend entfleuchtet wird, um die für eine kräftige Lichtausstrahlung
                              									notwendige Temperatur zu erhalten, Diese Lampen haben den Nachteil, dass sie sich in
                              									ihrem Brennstoffverbrauch im allgemeinen höher stellen als die Vergaserlampen. Ein
                              									derartiger Brenner ist zuerst von der Aschner-Glühlicht- G.
                                 										m. b. M.s. D. p. J. 1903,
                                    												318, 15. in Berlin auf den Markt
                              									gebracht worden. Eine ähnliche Bauart hat der ausgestellte „Jumala-Brenner“
                              									der Firma Erich Henninges in Berlin (Fig. 18). Der Brenner enthält einen gewöhnlichen
                              									Lampendocht, dessen oberer Teil innen freiliegt, weil das innere Dochtrohr bis auf
                              									einige Verbindungsstege weggenommen ist. Das innere und äussere Dochtrohr trägt die
                              									grosse, dreieckige Oeffnung wie bei Petroleumlampen, um den Luftzutritt von innen
                              									nach der ringförmigen Flamme zu ermöglichen, und zündet man bei abgehobenem Oberteil
                              									den Docht an, so brennt die ganze Innenfläche des oberen Dochtteiles. Dadurch wird
                              									aber der obere Dochtrand erhitzt, so dass der Spiritus in ihm verdampft und man nach
                              									etwa 20 Sekunden den Oberteil mit Zylinder und Strumpf aufsetzen und die
                              									entwickelten Spiritusdämpfe von oben entzünden kann. Die Vergasung des Spiritus im
                              									obersten Teile des Dochtes durch die Flamme der inneren Dochtfläche geht während des
                              									Brennens weiter, bis man zum Zwecke des Auslöschens einen kleinen Hebel herumschiebt
                              									und damit die durch die erwähnte dreieckige Oeffnung nach dem Innern zu dringende
                              									Luft absperrt. Nach einigen Sekunden erlöscht dann die ganze Flamme. Der Docht des
                              									Brenners wird nicht höher oder niedriger geschraubt, sondern steht fest und braucht
                              									nur alle sechs Wochen etwas gekürzt und nachgezogen zu werden, falls man ihn nicht
                              									etwa durch völliges Ausbrennen des Bassins abkohlen lässt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 600
                              Fig. 19. Exquisit-Brenner von Fuchs.
                              
                           Das Nachziehen des Dochtes geschieht wie bei jedem
                              									gewöhnlichen Petroleumbrenner. Der Docht zieht 12 cm tiefe Bassins ohne Nachlassen
                              									der Leuchtkraft aus. Der Brenner verbreitet auch beim Auslöschen keinen Geruch, da
                              									die bis zum Erkalten nachentwickelten Gase verbrennen. Der Jumala-Brenner hat eine
                              									Lichtstärke von 45 bis 50 Hefnerkerzen und verbraucht in der Stunde 1/9 bis 1/10 Liter
                              									Brennspiritus von 90 v. H. Für denselben kann jeder Normal-Gaszylinder und 30 mm
                              									Normal-Gasstrumpf verwendet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 601
                              Fig. 20. Delamotte-Brenner.
                              
                           Bei dem Spiritusbrenner „Exquisit“ der Firma Gustav
                                 
                                 										Fuchs in Wien, stellt die Dochthülse einen Doppelzylinder dar, in dessen
                              									Zwischenraum der Docht eingeschoben wird. Die Dochthülse a (Fig. 19) durchdringt das Bassin b und mündet an dessen Unterseite. Hierbei verbleibt
                              									zwischen der Dochthülse und der Wand des Hohlraumes im Behälter ein ringförmiger
                              
                              									Luftkanal c, welcher nach aufwärts gegen den Rand d der Zylinderkrone führt. Oberhalb der Zylinderkrone
                              									wird in irgend einer bekannten Art der Glühstrumpf aufgehängt, welcher durch eine
                              									verhältnismässig schwache Flamme d.h. bei geringem Verbrauch an Brennstoff in das
                              									stärkste Glühen versetzt wird. Im übrigen ist die Ausstattung des Exquisitbrenners
                              									die übliche. Die Brennerkrone enthält Zuglöcher. Das Bassin ist wie gebräuchlich mit
                              									hermetisch verschliessbaren Füllöffnungen versehen und zur Einstellung des Dochtes
                              									ist ein Wirbel angebracht. Zur Zuleitung des Spiritus zur Dochthülse dienen die
                              									Verbindungsröhrchen e, welche die Dochthülse mit dem
                              
                              									Bassin verbinden. Am oberen Ende der Dochthülse a ist
                              									eine wärmeisolierende Hülse f eingeschoben, welche die
                              									Glühscheibe trägt, die entweder aus einer ganzen oder durchlochten Platte
                              									hergestellt ist. Der Luftweg im Brenner ist im wesentlichen der beschriebene, und
                              									wird durch das Zusammentreffen der durch die Dochthülse und den Ringraum c bezw. durch die seitlichen Zuglöcher g einströmenden und sich kreuzenden Luftströmungen eine
                              									heisse Bunsenflamme erzielt. Infolge der Wärmeisolierung der Dochthülse von der
                              									Glühscheibe wird erstere relativ sehr gering erwärmt, so dass beim Ablöschen der
                              									Lampe nur äusserst geringe Nachvergasungen stattfinden und daher der beim Ablöschen
                              									der Lampe sich sonst entwickelnde üble Geruch vermieden wird. Der Spiritusbrenner
                              										„Exquisit“ hat eine Leuchtkraft von ungefähr 360 Hefnerkerzen und
                              									verbraucht nach einer Mitteilung des k. k. technologischen Gewerbemuseums in Wien
                              									ein viertel Liter Spiritus i. d. Stunde, was einem Verbrauch von 10 ccm Spiritus für
                              									10 Hefnerkerzen i. d. Stunde entspricht. Die10 Hefnerkerzenstunde kostet 0,4
                              									Heller. Eine gewöhnliche Petroleumlampe von 24 Kerzen Leuchtkraft verbraucht nach
                              										(Hayduk) i. d. Stunde 100 ccm Petroleum, was einem
                              
                              									Verbrauch von 40 ccm Petroleum für 10 Hefnerkerzen i. d. Stunde entspricht und einer
                              									Ausgabe von 174 Hellern gleichkommt. Die Vorzüge der Exquisit-Lampe bestehen darin,
                              									dass sie selbst bei rotierender Bewegung weder raucht noch russt, ausserdem gibt sie
                              
                              									keinen Geruch ab und ist jede Explosion ausgeschlossen. Da die Lampe eine so grosse
                              									Leuchtkraft und Wärmeausstrahlungsvermögen besitzt, so wird sie in einer etwas
                              									veränderten Bauart auch als Heizofen benutzt.
                           Die Firma Jean Delamotte in Paris hat einen Brenner
                              									derselben Bauart ausgestellt, Fig. 20, bei welchem
                              									der Spiritusbehälter von den übrigen Teilen des Brenners vollständig getrennt ist,
                              
                              									was dazu beiträgt, die Temperatur des Behälters verhältnismässig niedrig zu halten.
                              									Der flüssige Spiritus, der durch den Docht aufgesaugt wird, entzündet sich, nachdem
                              									ein mit Spiritus getränkter und glühender Zündpinsel in ein Loch der Gallerie
                              									eingeschoben worden ist und brennt mit einem Gemisch von Luft, welches genügt, eine
                              									vollständige Verbrennung herbeizuführen. Der Glühkörper des Brenners ruht auf einem
                              									beweglichen Gestellstengel.
                           Die grössere Form des Delamotte-Brenners hat eine
                              									Leuchtkraft von 70 Kerzen und einen Spiritusverbrauch von 1/12 Liter i. d.
                              									Stunde, die kleinere Form hat eine Leuchtkraft von 30 Kerzen und einen
                              									Spiritusverbrauch von 1/20 Liter i. d. Stunde.
                           Inbezug auf die Wirtschaftlichkeit steht das Spiritus-Glühlicht nur dem Gasglühlicht
                              
                              									und dem Petroleum-Glühlicht nach, vor dem Gasglühlicht hat es den für viele
                              									Verhältnisse bedeutenden Vorzug, dass es unabhängig von besonderen Gasleitungen ist,
                              									welche stets einen besonderen Aufwand erfordern, und dass es an jeder beliebigen
                              									Stelle sofort benutzt werden kann. Das Petroleum-Glühlicht hat sich trotz seines
                              									billigen Preises wegen seines unangenehmen Geruches nicht einbürgern können. Ein
                              									Vergleich des Spiritusglühlichts mit anderen Beleuchtungsarten ergibt sich aus
                              									folgender Tabelle:
                           
                              
                                 
                                 Einheitspreis
                                 Lichtstärkeder BrennerHK
                                 Verbrauchfür Kerzeund Stundein
                                    											Liter
                                 Kosten einerFlamme fürdie Brenn-stunde
                                    											in Pfg.
                                 Kostenf. d. Licht-einheit inPfg.
                                 
                              
                                 Petroleumglühlicht
                                 für l 20 Pfg.
                                   40
                                 0,00125
                                 1,00
                                   0,0253
                                 
                              
                                 Gasglühlicht
                                 für m3 16 Pfg.
                                 30–60
                                 2,00
                                 0,96–1,92
                                 0,032
                                 
                              
                                 Spiritusglühlicht
                                 für l 30 Pfg.
                                   40
                                 0,0019
                                 2,28
                                 0,057
                                 
                              
                                 Petroleum
                                 für l 20 Pfg.
                                   20
                                 0,0036
                                 1,44
                                 0,072
                                 
                              
                                 Leuchtgas
                                 für m3 16
                                    											Pfg.
                                   25
                                 10,00
                                 4,0
                                 0,160
                                 
                              
                                 Elektr. Glühlicht
                                 für die Kilo-  wattstunde
                                   16
                                   3,5 Watt
                                 3,08
                                 0,188
                                 
                              
                                 Bogenlicht
                                 55 Pfg.
                                 120
                                   1,0    „
                                 66,0
                                 0,055
                                 
                              
                           Diese Tabelle gibt nur einen ganz ungefähren Ueberblick über die Brennkosten und kann
                              									keinen Anspruch auf Genauigkeit erheben.
                           Ein wesentlicher Vorzug der Spiritusbeleuchtung ist der, dass man erheblich stärkere
                              									Lichtquellen erzeugen kann, ohne den Verbrauch an Spiritus für die Lichteinheit zu
                              									steigern. Bei den Spiritus-Glühlichtlampen, welche in den gangbarsten Grössen mit
                              									Lichtstärken von 50 bis 70 Hefnerkerzen hergestellt werden, beträgt für die Leistung
                              									von 10 Hefnerkerzen der Spiritusverbrauch 15 bis 25 ccm Spiritus von 90 v. H. Es
                              									kostet also die zehn Hefnerkerzenstunde bei dem normalen Preise von 30 Pfg. für ein
                              									Liter Spiritus 0,45 bis 0,75 Pfg. Bei den Starklichtbrennern, wie sie für die Zwecke
                              									der Aussenbeleuchtung Verwendung finden, beträgt der Spiritusverbrauch für die 10
                              									Hefnerkerzenstunde nur 11 ccm, was einem Preise von nur 0,33 entspricht.
                              									Bei den Petroleumdochtlampen, welche über solche Lichtstärken verfügen, ist der
                              									Materialverbrauch ein viel grösserer. Während die Flamme einer guten Petroleumlampe
                              									eine Lichtstärke von 24 Hefnerkerzen zeigt und dazu etwa 100 ccm Petroleum
                              									verbrennt, verbraucht eine Spiritusglühlichtlampe von derselben Lichtstärke nur 50
                              									ccm Spiritus, so dass sich der Materialverbrauch bei Spiritus und Petroleum wie 1: 2
                              									verhält. Da der Preis für ein Liter Petroleum durchschnittlich 20 Pfg., der für ein
                              									Liter Spiritus 30 Pfg. beträgt, so ergibt sich, dass die Erzeugung einer Lichtstärke
                              									von 25 Kerzen bei der Petroleumbeleuchtung 2 Pfg., bei der Spiritusbeleuchtung 1,5
                              									Pfg. kostet, es ist also die Spiritusbeleuchtung um ein Viertel billiger als die
                              									Petroleumbeleuchtung.
                           Ferner hat die Spiritusbeleuchtung gegenüber der Petroleumbeleuchtung noch den
                              									Vorteil einer erheblich geringeren Wärmeentwicklung und Luftverschlechterung.
                              									Während 1 kg Spiritus von 90 v. H. beim Verbrennen etwa 5500 Wärmeeinheiten
                              									entwickelt, erzeugt 1 kg Petroleum bei der Verbrennung 10000 Wärmeeinheiten. Es ist
                              									also die beim Verbrennen von Spiritus entstehende Wärmemenge nur halb so gross als
                              									die, welche beim Verbrennen einer gleich grossen Menge Petroleum entwickelt wird.
                              									Eine Spiritus-Glühlichtlampe von 25 Kerzen strahlt bei mittlerem Spiritusverbrauch
                              									220 Wärmeeinheiten in die Umgebung aus, während eine Petroleumlampe von derselben
                              									Lichtstärke 750 Wärmeeinheiten abgibt. Es wird also der umgebende Raum durch eine
                              									Petroleumlampe dreimal so stark erwärmt als durch eine Spiritusglühlichtlampe von
                              									derselben Leuchtkraft, eine Erscheinung, die der Petroleumlampe zum grossen Nachteil
                              									gereicht und in geschlossenen Räumen, in welchen mehrere Petroleumlampen
                              									gleichzeitig brennen, sehr unangenehm empfunden wird.
                           Ein grosser Vorzug der Spiritusbeleuchtung gegenüber anderen Beleuchtungsarten ist
                              									die geringere Luftverschlechterung. Beim Verbrennen des Spiritusgases an der Luft
                              									entstehen Kohlensäure und Wasserdampf, welche in die Umgebung entweichen und sich in
                              									gesundheitlicher Beziehung sehr nachteilig fühlbar machen; daher ist man bestrebt,
                              									durch geeignete Lüftung die Luft in geschlossenen Räumen möglichst kohlensäurearm zu
                              									machen. Der absoluteAlkohol enthält 52,2 v. H. Kohlenstoff, der gewöhnliche
                              									Brennspiritus von 90 v. H. nur 44,6 v. H. Kohlenstoff, während das Petroleum im
                              									Mittel 85 v. H. Kohlenstoff enthält. Beim Verbrennen von 100 g Spiritus von 90 v. H.
                              									entstehen nur 163 g Kohlensäure, hingegen beim Verbrennen der gleichen Menge
                              									Petroleum 312 g Kohlensäure. Mit Rücksicht darauf, dass man von Spiritus bedeutend
                              									weniger braucht, als vom Petroleum, um die gleiche Lichtstärke zu erzielen,
                              									verschiebt sich dieses Verhältnis bedeutend zu ungunsten des Petroleums. Eine
                              									Spiritusglühlichtlampe von 25 Kerzen gibt in der Stunde 55 g Kohlensäure an die
                              									Umgebung ab, während eine Petroleumlampe von derselben Lichtstärke 234 g
                              									Kohlensäure, also beinahe viermal so viel Kohlensäure an die umgebende Luft abgibt.
                              									Es ist also die bei der Spiritusbeleuchtung eintretende Luftverschlechterung durch
                              									die entstehende Kohlensäure nur ein Viertel der bei Anwendung von
                              									Petroleumbeleuchtung. Zu diesen Vorteilen der Spiritusbeleuchtung kommt noch die
                              									einfache Art der Behandlung, da das Putzen der Dochte und Zylinder wegfällt, der
                              									Mangel des Russens und Blakens und des unangenehmen Geruchs, welcher bei den
                              
                              									Petroleumlampen gewöhnlich auftritt.
                           Wenn auch das Gas und die elektrische Beleuchtung gegenüber dem Spirituslicht
                              									bedeutende Vorteile besitzen, namentlich dort, wo es sich um die Lichtversorgung
                              									grosser Städte und industrieller Grossbetriebe handelt, so eröffnet sich dem
                              									Spirituslicht im sogenannten Kleinbetrieb, bei der Beleuchtung kleinerer
                              									Ortschaften, die nicht in der Lage sind, eine elektrische Beleuchtungsanlage oder
                              									Gasanstalt zu errichten, ferner bei der Beleuchtung von vereinzelt gelegenen
                              									Gebäuden, Gehöften, Landstrassen und ganz besonders im Haushalt ein dankbares
                              									Arbeitsfeld. Im Gebiete der Eisenbahnverwaltungen, in Dörfern und namentlich in
                              									landwirtschaftlichen Betrieben sind alle Arten von Spirituslampen bereits in
                              									Gebrauch und haben sich in den meisten Fällen mit wenigen Ausnahmen sehr gut
                              									bewährt. Während vor 9 Jahren die erste Spirituslampe auf dem Markt erschien, ist
                              									gegenwärtig die Zahl der Spirituslampen bereits Legion und wird stets durch neue
                              
                              									Lampen mit verbesserter Bauart ergänzt.