| Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. | 
| Autor: | Siegm. Edelstein | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 602 | 
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                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
                           								Webstuhle.
                        Von Prof. Siegm. Edelstein.
                        (Fortsetzung von S. 587 d. Bd.)
                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
                        
                     
                        
                           Was die zweite Type der positiven Warenbaumregulatoren anbelangt, so ist die
                              									Anordnung einer solchen bereits durch Fig. 66 (S.
                              									565) veranschaulicht.
                           Eine andere Konstruktion herrührend von der sächs.
                                 										Maschinenfabrik (Hartmann) zeigen die Fig. 79 und 80. Der
                              
                              									Warenbaum Wb empfängt
                              									das vom Sandbaume Sb abgezogene und über die Hilfswalze Hw geleitete Gewebe, wobei er durch irgend eine
                              									entsprechende Vorrichtung, die zum Aufwickeln desselben benötigte Drehbewegung
                              									erhält. Die Schaltbewegung wird durch Schneckenrad S,
                              									Schnecke s, Schaltrad R
                              									und Schaltklinke k vermittelst einer von der Lade aus
                              									betätigten Transportkette t erreicht, welche die die
                              									Schaltklinke tragende, lose sitzende Schaltscheibe in einem Sinne betätigt, während dieselbe nach der anderen Richtung durch die
                              									Schraubenfeder f zurückgeführt wird. Auf der
                              									Schneckenwelle ist ein Handrad H zur Einstellung des
                              									Regulators von Hand aus und eine kleine Bandbremse b
                              									zum Schütze gegen Vorlaufen des Schaltrades angeordnet.
                           Einen ähnlichen Typus zeigt der in Fig. 81
                              									dargestellte, mit doppeltem Klinkenwerke zum Vor- und Rückschaltenversehene
                              									Schneckenradregulator der sächs. Webstuhlfabrik
                                 										(Schönherr).
                           Interessant ist die Anordnung des Warenbaumregulators von Platt, der in den Fig. 82 und 83 skizziert ist. Er kennzeichnet sich streng
                              									genommen als Wechselradregulator, doch ist in das Triebwerk auch ein Wurmradgetriebe
                              									eingeschaltet.
                           Auf der Achse des Sandbaumes Sb sitzt das Schneckenrad S, in welches die
                              									Schnecke s eingreift und auf deren Achse ist ein
                              									Stirnrad z1 aufgekeilt.
                              									Ein stellbar gelagertes Zwischenrad z2 greift einerseits in das Stirnrad z1 ein, andererseits in
                              									das Stirnrad z3, auf
                              									dessen Achse ein Schraubenrad z4 angebracht ist, welches von dem Gegenrade z5 die Schaltung
                              									empfängt, indem das letztere auf der Achse des eigentlichen Schaltrades R aufsitzt. Von der Ladenstelze L bezw. der an der Ladenachse angeordneten Kulisse C wird durch Stange t der Schaltwinkelhebel
                              										H in Schwingungen versetzt und dadurch die
                              									Schaltklinke k, die an dem schräg nach links
                              									aufsteigenden Arme des Schalthebels H (Fig. 82) angebolzt, ist zu ihrer entsprechenden
                              									Bewegung veranlasst. Die Gegenklinke g zeigt gleichzeitig die
                              									Verbindung mit dem Gestänge mn, durch welches beim
                              									Abstellen des Webstuhles durch den Schussfühler die Aushebung derselben zwecks
                              									Unterbrechung der Schaltung bewerkstelligt wird. Wie man erkennt, kann bei diesem
                              									Regulator durch die Kulisse C der Klinkenhub und durch
                              									Auswechseln des Wechselrades z3 die Triebwerkübersetzung geändert bezw.
                              									eingestellt werden. Der Warenbaum Wb erhält bei dieser Anordnung den bei Fig. 78 (S. 587) erörterten Antrieb.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 603
                              
                           
                        
                           
                              β) Intermittierend wirkende zwangläufige
                                 										Warenbaumregulatoren.
                              
                           In der Anordnung des eigentlichen Triebwerkes gegenüber dem gewöhnlichen
                              									zwangläufigen Warenbaumregulator nur durch die Einschaltung einer lösbaren Kupplung
                              									verschieden, erhalten diese Betriebe durch den Umstand, dass die Ein- und
                              									Auskupplung der letzteren von der Stellung des federnd in der Lade gehaltenen Kammes
                              									abhängig gemacht wird, die Fähigkeit, bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen
                              									bezüglich der Kettenablassvorrichtung eine anschliessende Schussanlage zu
                              									ergeben,Da nun diese Art der Aneinanderreihung der Schussfäden geeignet ist,
                              									etwaige Ungleichheiten in der Stärke derselben in dem Sinne auszugleichen, dass die
                              									dickern Fäden mehr, die dünnern weniger Raum in der Gewebelänge zugewiesen erhalten,
                              									mithin die Ware gleichmässig dicht erscheint, so werden diese Regulatoren wegen
                              									dieser kompensierenden Tätigkeit als Kompensationsregulatoren bezeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 603
                              Fig. 81.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 603
                              Fig. 82.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 603
                              Fig. 83.
                              
                           Es ist selbstverständlich, dass prinzipiell jede vorkommende Type der zwangläufigen
                              									Warenbaumregulatoren zur Ausgestaltung in einen Kompensationsregulator geeignet ist,
                              									ebenso wie der Kompensationsregulator wieder durch Ausserbetriebsetzung seiner
                              									Verbindung mit dem Ladenkamme zu einem stetig wirkenden Regulator umgewandelt werden
                              									kann, dennoch hat sich ein gewisser Typus für dieses Triebwerk aus dem Grunde
                              									eingebürgert, weil das ziemlich beschränkte Anwendungsgebiet spezielle Anforderungen
                              									stellt, denen wieder nur eine besondere Anpassung zu entsprechen geeignet ist.
                           Behufs Klarlegung der Anordnung und Wirkungsweise dieser Regulatortype möge zunächst
                              									an Hand der Figuren 84 bis 88 die allgemeine Einrichtung eines von der Webstuhlfabrik Rüti (vorm. C. Honegger)
                              									herrührenden Kompensationsregulators besprochen werden. Auf der Achse des direkt
                              									angetriebenen Warenbaumes Wb (Fig. 84) sitzt ein Schneckenrad S, in welches die Schnecke s eingreift. Letztere ist auf einer Welle w
                              									aufgekeilt, welche lotrecht angeordnet ist und an ihrem obern Ende ein Handrad H und unterhalb der Schnecke ein Kegelrad k1 trägt, das, mittelst
                              									eines Keiles ohne Anzug (Feder) gehalten, auf der Welle verschoben werden kann und
                              									dadurch mit dem Gegenkegelrade k2 in oder ausser Eingriff gebracht wird; letzteres
                              									zu dem Zwecke, um entweder nach Lösen des Zahneingriffes die Welle w mittelst des Handrades H
                              
                              									von Hand aus betätigen und den Warenbaum gegebenen Falls entsprechend einstellen zu
                              									können, oder auch, wenn der Regulator als stetig wirkender arbeitet, durch
                              									automatische Aushebung des Kegelrades k2 bei Schussfadenbruch oder Ablaufen des
                              									Schussfadens, die selbsttätige Abstellung der Weiterschaltung zu bewirken.
                           Es sei zunächst nur die erstgenannte Aufgabe ins Auge gefasst. In der Fig. 85, die eine Vorderansicht dieses Getriebes
                              									darstellt, ist die zu diesem Behufe angeordnete Handkurbel h ersichtlich gemacht, diese trägt einen horizontal auslegenden Arm, der
                              									das Kegelrad, bei Linksdrehung von h ausser Eingriff
                              									mit k2 hebt, eine
                              
                              									Stellknagge h' sichert die Haltung der Handkurbel h. Zwecks Einwirkung des Schussfühlers auf diese
                              									Kupplung – bei stetig arbeitendem Triebwerke – dient
                              									die Stange α, welche, wenn der Schussgabelwächter den
                              									Stuhl abstellt, gleichzeitig nach rechts verschoben wird und mittelst des
                              									zweiarmigen Hebels β die am untern Arme des letztern
                              									befestigte Knagge h' nach links verschiebt, wodurch
                              									wieder eine Mitnahme der Handkurbel h und eine
                              									Auskupplung des Zahneingriffes bei k1, k2 stattfindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 604
                              Fig. 84.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 604
                              Fig. 85.
                              
                           Im normalen Arbeitsgange des Regulators kämmen diese beiden Kegelräder miteinander
                              									und k2 übermittelt an
                              									die Schneckenwelle w die Schaltbewegung, die es selbst
                              									durch seine Welle w1
                              									empfängt. Auf dieser sitzt ein Zahnrad z1, das mit dem auf der vorgelegten Welle w2 aufgekeilten
                              									Zahnrade z2 im
                              									Eingriffe steht und hierdurch die dieser Welle durch das aufgesteckte Schaltgetriebe
                              									erteilte Bewegung an w1
                              									weiterleitet.
                           Dieses letztere besteht aus der auf w2 aufgekeilten und an ihrem Umfange mit einer
                              									grossen Anzahl regelmässig ausgeteilten Schaltklinken versehenen Schaltscheibe R und einem auf der gleichen Welle aber lose sitzenden
                              									Schaltrade R', in dessen Zähne die genannten
                              									Schaltklinken eingreifen. Die beistehende Fig. 86
                              									zeigt dieses Detail im vergrösserten Maassstabe.
                           Mit dem Schaltrade R' ist eine Kulisse C verbunden, welche durch die Stange t1 hin- und herbewegt
                              									wird und deren den Hub abnehmender Stein je nach Lage der Fühlwalze f höher oder tiefer zur Einstellung gelangt. Eine
                              									Bremse b sichert das Schaltwerk vor dem Vorlaufen. Die
                              									dem Kulissensteine erteilte Hubbewegung empfängt die Stange t1 von der Ladenstelze L, indem durch eine an der letztern angebolzte
                              									Uebertragungsstange t2
                              									derzweiarmige Hebel l1 und die an dessen obern Arme angelegte Schubstange t3 zur Hin- und
                              									Herbewegung gebracht wird und diese letztere durch die mit ihr verbundene Fallklinke
                              										p die Nase n der ihr
                              									vorgelegten Schubstange t4 zu einer Ausschwingung nach links veranlasse während ein Federzug die
                              									Rückbewegung hervorbringt. Die Stange t4 ist mittelst des Hebels l2, Stein M
                              									und Hebel l3 mit t1 verbunden, so dass
                              									der stets gleichbleibende Hub der Klinke p an die
                              									Kulisse C in verschiedener je nach Stellung des Steines
                              										M bedingter Uebersetzung abgegeben wird, Die Feder
                              										F1, die an dem
                              									Drehbolzen des Hebels l1 befestigt ist, und den untern Hebelarm von l3 nach links zieht, besorgt die
                              									Rückführung der Gestänge bezw. der Nase n, wenn diese
                              									durch die Fallklinke p nach links gebracht und beim
                              									Rückgange von p frei gegeben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 604
                              Fig. 86.
                              
                           Würde diese Fallklinke stets in der gezeichneten Stellung gegenüber der Nase
                              									verharren, dann würde sich ein kontinuierliches Hin- und Herschwingen des Gestänge
                              										l2, l3, t1 und eine stetig
                              									fortschreitende Regulatorschaltung ergeben, allein diese Kupplung der Stangen t3 und t4 durch Klinke p und Nase n ist es, die
                              									der Einwirkung des Ladenkammes untersteht, welcher je nach seiner Stellung beim
                              									Ladenanschlage eine Uebertragung der Bewegung von p auf
                              										n gestattet oder verhindert.
                           Zu diesem Zwecke ist an der Stuhlwand ein Winkelhebel x,
                                 										y angeordnet, der mit seinem horizontalen Arme y den auf der Klinke p seitlich angebrachten
                              									Bolzen p'
                              									untergreift (Fig. 87), und es ist begreiflich, dass je nach
                              									Stellung dieses als Auflauffläche (entsprechend m in
                              									der schematischen Fig. 62) dienenden
                              									Armes der Bolzen p' und mit ihm die Fallklinke p höher oder tiefer eingestellt sein kann und daher die
                              									Möglichkeit bei n einzufallen, der Klinke dann benommen
                              									sein wird, wenn in dem entsprechenden Momente der Hebel y nicht tief genug steht. Der mit letzterem verbundene lotrechte Arm x trägt einen Stellstift, welcher einem im Ladenklotze
                              									federnd gehaltenen und durch den untern Kammstab stets nach Maassgabe der
                              									Kammstellung vorgedrängten Finger q gegenüber steht (s.
                              										Fig. 88). Liegt beim Ladenanschlage der Kamm in
                              									seiner Normalstellung oder wird er durch den Warenrand nicht weit genug
                              									zurückgedrängt, so wird bei dieser Ladenstellung der genannte Finger den Hebelarm
                              										x vorstossen und die Falle p wird über die Kante der Nase n gehoben
                              									sein, der Regulator daher, ausgekuppelt, keine Schaltung bewirken. Bei jedem
                              									Ladenschlage weicht der Kamm aber entsprechend dem vorarbeitenden Warenrande mehr
                              									zurück und es wird bei Erreichen einer gewissen Auslenkung desselben dem Finger
                              									nicht mehr möglich werden, auf x y einzuwirken, die
                              									Fallklinke p kann ungehindert bei n einfallen und die Schaltung wird vor sich gehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 605
                              Fig. 87.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 605
                              Fig. 88.
                              
                           Behufs Ermöglichung dieser Betätigung ist der Kamm in der Lade schwingend und nur
                              									durch Federandruck in der Normalstellung gehalten, angebracht. Fig. 88 zeigt im Detail diese Anordnung. Der Kamm
                              
                              									liegt in einem Rahmen, dessen Seitenwände i drehbar um
                              									die Achse o angeordnet sind. Die Federn F2, die an horizontal
                              
                              									beiderseits auslegenden mit dem Rahmen verbundenen Armen angreifen und an den
                              									Ladenstelzen gehalten sind, werden entweder in der gezeichneten Art oder behufs
                              									stärkerer Wirkung bei Bolzen d2 angehängt und suchen den Kamm stets in seiner
                              									Normalstellung zu halten, ihre Zugkraft kann durch die Flügelmuttern reguliert
                              									werden. Arbeitet die Ware bei stillstehender Kette vor, so wird beijedem
                              									Ladenanschlage die Nachgiebigkeit der Kammlagerung ein Zurückweichen des Blattes
                              									nach Maassgabe des fertiggestellten Gewebestreifens ermöglichen.
                           Während des Schützendurchganges ist es zweckmässig, den Kamm möglichst sicher in
                              									seinem an der Ladenbahn dichten Anschlusse zu erhalten und aus diesem Grunde
                              									unterstützt man die Wirkung der Schraubenfedern F2 durch die Blattfedern F3, welche beim Auslegen der Lade den
                              									ebenerwähnten horizontalen Arm des Kammrahmens unterstützen, indem sie die an diesen
                              									angebrachten Rollen d1
                              									nach aufwärts pressen.
                           Endlich wird der Regulator noch mit einer Einrichtung ausgestattet, welche es
                              									ermöglicht, die Ein- und Ausrückung der Schaltwerkskupplung p, n durch den Kartenlauf der Schaft- oder Jacquardmaschine, also in
                              									vorher genau bestimmter Weise zu betätigen. Denkt man sich den Winkelhebel je, y ausser Betrieb gesetzt und den den Klinkenbolzen p' ebenfalls untergreifenden Hebel g (Fig. 87) durch eine
                              									Platine angehoben, so ist das Schaltwerk ausgekuppelt, wenn dann die Platine g senken lässt, greift p
                              									wieder in n ein und der Regulator schaltet.
                           Man macht von dieser Einrichtung Gebrauch, um in regelmässiger Folge Schaltungen mit
                              									Schaltungsunterbrechungen abwechseln zu lassen, wie dies bei Eintragung von
                              									Lanzierschussfäden zweckmässig ist.
                           In der gegebenen Beschreibung ist der Regulator in seiner allgemeinen Einrichtung
                              									dargestellt, aus welcher durch entsprechende Einbeziehung bezw. Ausschaltung
                              									einzelner Teilvorrichtungen seine spezielle Anordnung behufs stetig verlaufender
                              									oder intermittierender Schaltung erhalten wird. Er kann nach Maassgabe des
                              									herzustellenden Gewebes für die eine oder die andere Betätigung vorgerichtet werden
                              									und da die Wirkungsweise als stetig; wirkender Regulator auf bereits erledigte
                              									Feststellungen zurückgeführt werden kann, so möge zunächst diese kurz skizziert
                              									werden.
                           
                        
                           1) Wirkungsweise als stetig wirkender
                                 										Regulator.
                           Wird die lösbare Kupplung p, n der Stangen t3 und t4 aus dem Triebwerke
                              									ausgeschaltet, bezw. durch eine feste Verbindung dieser beiden Stangen, etwa durch
                              									eine Verstiftung mittels eines durchgesteckten Schraubenbolzens ersetzt, der
                              									Hebelarm x der Einwirkung des Kammfingers entzogen und
                              									der Kamm selbst durch Verlegen des Angriffspunktes der Federn F2 auf den weiter
                              									herausstehenden Hebelarmbolzen d2 kräftiger an die Ladenbahn angedrückt evtl. durch
                              									eine Verschraubung in der Lade festgehalten, so erscheint das Triebwerk als ein
                              									spezieller Fall eines zwangläufigen stetig wirkenden Warenbaumregulators, Die
                              									Schaltung findet ununterbrochen – Schuss um Schuss – von der Ladenstelze L abgenommen statt, indem diese durch das Gestänge t2
                              									l1
                              									t3, t4, l2, l3 und t1 die Kulisse C und über R', R, z2, z1, k2, k1, s das Schneckenrad
                              										S und somit den Warenbaum Wb antreibt.
                           Desgleichen kann man durch Abstellen des Winkelhebels x,
                                 										y und Festlegung des Kammes bei Gebrauchnahme der dann vom Kamm
                              									unbeeinflussten Kupplung p, n eine stetige bezw. nach
                              									Maassgabe der Betätigung des Hebels g regelmässig
                              									unterbrochene Schaltung erzielen.
                           In beiden Fällen wirkt ersichtlicherweise das Getriebe als direkter
                              									Schraubenradregulator, dessen Schaltgrösse durch entsprechende Einstellung des
                              									Steines M bestimmt werden kann und durch die Anordnung
                              									der Fühlwalze f und Kulisse C konstant erhalten wird.
                           Aus Fig. 84 ist ersichtlich, dass die Fühlwalze f ihre beim Anwachsen des Warenbaumdurchmessers stetig
                              									erfolgende Anhebung direkt auf die Stange t1 bezw. den Stein der Kulisse C überträgt, indem t1 von einer lotrecht von dem Zapfenlager der
                              									Walze herabgehenden Zugstange gefasst wird.
                           Da der Fühlwalzenhub ersichtlicherweise entsprechend der angewendeten
                              									Hebelübersetzung verkleinert auf die Kulisse übertragen wird, so muss der
                              									Anfangsradius der Kulisse in gleichem Verhältnisse kleiner sein als der
                              									Anfangsradius des Warenbaumes.
                           Die grosse Anzahl der Schaltklinken, die im Umkreise des Schaltrades verteilt sind,
                              									gestattet eine sehr kleine Schaltabstufung, das Getriebe ist insofern interessant,
                              									als hier das Schaltrad angetrieben und die Klinkenscheibe von ersterem weiter bewegt
                              									wird.
                           Die hier in Anwendung stehende Einrichtung eines aus zwei durch einen Stein
                              									verbundenen Hebeln bestehenden Hebelsystems zwecks Aenderung der Schaltgrösse durch
                              									Verstellung des gemeinsamen Steines wird auch bei Kettenbaumregulatoren (Fig. 49, S. 521) verwendet.
                           Wird der Webstuhl bei Schussfadenbruch oder Auslaufen der Schussspule durch den
                              									Schussfühler abgestellt, so tritt die Ausrückung des Regulatorgetriebes durch die
                              									Stange α, Hebel β und
                              									Knagge h' wie oben bereits beschrieben in Funktion.
                           In der eben erörterten Anordnung charakterisiert sich der Regulator als ein stetig
                              									schaltender zwangläufiger und direkt wirkender Warenbaumregulator, der eine
                              									gleichstufige Schussanlage ergibt und dessen Schaltgrösse durch die Einstellung der
                              									Hubgrösse des Schalthebels gegeben erscheint. Gegen die einfacheren Typen dieses
                              									Systems von Warenaufwickelvorrichtungen, mit denen er die technologischen
                              									Eigenschaften vollkommen teilt, unterscheidet er sich durch die Anwendung des
                              									Kulissen-Fühlwalzenapparates einer Ausgestaltung, die durch seine direkte Betätigung
                              									des Warenbaumes erforderlich wird. Der Entfall des das Getriebe sonst
                              									vereinfachenden Sandbaumes ist durch seine Anwendung für Seidenwebstühle begründet,
                              									die empfindlichen Gewebe würden durch den Sandbaum zu sehr leiden.
                           Desgleichen weicht er von den üblichen Einrichtungen in der Art der Hubverstellung
                              									des Schalthebels ab und aus diesem Grunde möge hier im Anschlusse eine
                              									Gegenüberstellung der verschiedenen Einrichtungen Raum finden, durch welche die
                              									Schaltgrösse bezw. die erzielte Schussdichte geändert wird.
                           Es kommt hier neben der eben besprochenen Anordnung einer gleichzeitigen Aenderung
                              									der Uebersetzung zweier Hebel (l2 und l3 durch Verschieben des Steines M) noch die einfache proportionale Aenderung der
                              									Hubgrösse des Schalthebels bei Schraubenregulatoren der Type Fig. 66 und die Auswechselung eines Wechselrades in
                              									Betracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 606
                              Fig. 89.
                              
                           Der einfache Stirnradregulator hat zwischen der erzielten Schussdichte und der
                              									Zähnezahl des angewendeten Wechselrades die Beziehung ergeben (Gleichung 43)
                           n w = H =
                              									konstant.
                           Graphisch stellt diese Beziehung eine gleichseitige Hyberbel H (Fig. 89) dar, wobei
                              									die Abszissen die jeweiligen Zähnezahlen des Wechselrades w und die Ordinaten die zugehörigen Schussdichten n ergeben.
                           Die Abhängigkeit der Schussdichte von dem Klinkenschalthube bei
                              									Schneckenradregulatoren wurde erhalten mit (Gleichung 45)
                           
                              n = Hs
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 606
                              Fig. 90.
                              
                           wobei s die reduzierte Zähnezahl
                              									des Schaltrades vorstellt. Diese Beziehung ergibt graphisch dargestellt eine unter
                              									dem Richtungswinkel a (Fig.
                                 										90) liegende Gerade G, wenn tg α = H gemacht wird. Diese direkte Proportionalität
                              									zwischen der Schussdichte und der Variabeln s findet
                              									nur in dem Sinne statt, dass letztere die Zähnezahl des auszuwechselnden Schaltrades
                              									vorstellt und die Schaltgrösse der Klinke mit der jeweiligen Zahnteilung in Einklang
                              									gebracht wird. Bezieht man dagegen die Schussdichte auf die veränderliche Länge des
                              									die Schaltung abgebenden Antriebhebelarmes, etwa entsprechend der Anordnung Fig. 66, so wird die Schussdichte von diesem derart
                              									abhängig erscheinen, dass wieder
                           
                              n=\frac{A}{h}
                              
                           hervorkommt, wobei A eine
                              									Konstante und h den veränderlichen Hebelarm
                              									bedeuten.
                           Es folgt dies einfach aus dem Umstände, dass die für ein Bewegungsspiel des Stuhles
                              									abgezogene Gewebelänge dem Hube des Antriebshebels proportional ist; dieser Hub wird
                              									mit einer bestimmten Uebersetzung etwa k an den
                              									Sandbaum übertragen, daher ist, da das Ausmaass des Hubes von dem Hebelarme h direkt abhängt, die Gewebschaltung \frac{1}{n} eine
                              
                              									dem Hebelarme h proportionale Grösse, mithin
                           
                              \frac{1}{n}=k\,\cdot\,h
                              
                           woraus eben
                           
                              n=\frac{1}{k\,\cdot\,h}=\frac{A}{h}
                              
                           resultiert.
                           Es gilt also, bei dieser Voraussetzung, auch ein hyperbolisches Gesetz, n h = konstant, zwischen der Schussdichte und dem
                              									Antriebshebelarm des Schaltwerkes; trifft dagegen die Veränderlichkeit einen
                              									Hebelarm des Triebwerkes derart, dass dessen Einflussnahme die umgekehrte ist, die
                              									Gewebeschaltung daher seiner Länge umgekehrt proportional ausfällt, nach
                           
                              \frac{1}{n}=\frac{k}{h}
                              
                           so wird
                           
                              n=\frac{h}{k}=A\,\cdot\,h
                              
                           
                           erhalten und die Schussdichte ist dem veränderlichen
                              									Schalthebel direkt proportional.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 607
                              Fig. 91.
                              
                           Strenge genommen haben diese Beziehungen in den Diagrammen Fig. 89 und 90 nur einen theoretischen
                              									Ausdruck erhalten, da die Abstufung nur sprungweise und nur bei Anwendung eines
                              									Klemmschaltwerkes stetig erfolgt. Statt der in den Figuren verzeichneten
                              									kontinuierlichen Linienzüge H und G ergeben sich diskontinuierliche, da sowohl die
                              									Abstufung der Wechselräder stets um zumindest einen ganzen Zahn – die Abszisse also
                              									um eine Einheit – erfolgt, wie dies Fig. 89 andeutet
                              									und bei Aenderung des Klinkenhubes die Schaltabstufung von der Teilung abhängig
                              									ist.
                           Das dritte bei dem vorliegenden Regulator zur Anwendung gebrachte Verfahren den
                              									Schalthub zu verändern, kennzeichnet sich dadurch, dass gleichzeitig zwei
                              									aufeinanderfolgende Hebelarme, der die Bewegung abgebende und der die Bewegung
                              									empfangende, geändert werden.
                           In Fig. 91 ist die Anordnung schematisch dargestellt.
                              									Der um o drehbare Hebel o
                                 										a schwingt symmetrisch um eine Mittelstellung o
                                 										o' und nimmt hierbei durch den stellbaren Bolzen m den um o' drehbaren zweiarmigen Hebel b o' c mit, von welchem aus etwa bei c die Bewegung auf das Klinkengetriebe abgeleitet wird.
                              									Durch Verstellung des Bolzens m auf Hebel o a wird der übertragende Hebelarm o m dieses letzteren und gleichzeitig der empfangende
                              										m o' des Hebels o' b
                              
                              
                              
                              									und die Grösse des halben Ausschlages c c', dem der
                              									Schalthub proportional ist, geändert.
                           Sind die Hebelarme verhältnismässig gross genug und der Ausschlagwinkel α klein, so kann c c' = y
                              									angenähert folgenderart bestimmt werden:
                           y : o' c' = m m' : m' o'
                           
                              y=\frac{o'\,c'\,\cdot\,m\,m'}{m'\,o'}
                              
                           Wird o m' als Veränderliche x eingeführt, so ist
                           m m' = x
                              									tg α
                           m' o' = o o' –
                                 										x und
                           y=\frac{o'\,c'\,\cdot\,x\,\mbox{tg}\,\alpha}{o\,o'-x} . . . . 47)
                           o' c' kann mit geringer Vernachlässigung als konstant
                              									betrachtet werden, setzt man dann o' c' . tg α = p und o o' = q so übergeht Gleichung 47) in die Form
                           y=\frac{p\,x}{q-x} . . . . . 48)
                           d. i. die Gleichung einer Hyperbel, die in die Form
                              									gebracht werden kann:
                           (y + p) (q – x) = pq . . . . 49)
                           Die Hyperbel H in Fig.
                                 										91 zeigt graphisch den Verlauf dieser Funktion. Man erhält diese Kurve,
                              									wenn man im Abstande p die Abszissenachse A B parallel zu o o'
                              									errichtet und die Ordinatenachse durch o' legt. Jene
                              									mit diesen beiden Achsen als Asymptoten errichtete Hyperbel H, die durch den Punkt o geht, ist die
                              									verlangte Kurve, denn sie genügt dem Gesetze (Gleichung 49)
                           
                              (y
                              0
                              + p) (q – x
                              0
                              )=p q.
                              
                           Da nun die Schaltgrösse direkt proportional dem Werte y
                              									ist, so erkennt man, dass angenähert gleichfalls ein hyperbolisches Gesetz zwischen der Schussdichte und der eingestellten
                              									Hebelarmlänge besteht, mit welchem man die einzelnen Schussdichtenzahlen ermitteln
                              									kann.
                           Die Hubverstellung y erhält man nach Gleichung 48)
                              									mit
                           y=\frac{p\,x}{q-x},
                           ist wieder n die Schussdichte, so
                              									ergibt sich die Abhängigkeit zwischen dieser und dem Schalthube in der Form
                           
                              n=\frac{A}{y}
                              
                           wenn A eine Konstante bedeutet.
                              									Daher folgt weiter
                           
                              n=\frac{A}{p\,x}\,(q-x)
                              
                           
                              n=\frac{A\,q}{p\,x}-\frac{A}{p}
                              
                           Setzt man
                           
                              \frac{A}{p}=k
                              
                           einer Konstanten, so ist
                           
                              n=\frac{k\,q}{x}-k
                              
                           und
                           (n + k) x = k q . . . . . 50)
                           einem hyperbolischen Gesetze der Abhängigkeit zwischen n und x entsprechend.
                           Man könnte wohl den Hebel derart mit einer Skala versehen, dass die entsprechenden
                              									Teilstriche mit den jeweilig sich ergebenden Schussdichten beziffert wären, doch
                              									begnügt man sich meistens mit einer gleichmässig fortschreitenden und fortlaufend
                              									bezifferten Einteilung und gibt dem Getriebe eine Tabelle mit, aus welcher für jeden
                              									Stand des Steines die jeweilig entfallende Schussdichte zu entnehmen ist.
                           Wird die feste Verkupplung zwischen dem Regulatorgestänge durch eine fallweise
                              									eintretende ersetzt, welche zwischen der Klinke p und
                              										n stattfindet, wird ferner der Blattrahmen nur
                              									federnd eingelegt und das Hebelsystem xy in seiner
                              									Stellung von demselben abhängig gemacht, so kann der Regulator unter bestimmten
                              									Voraussetzungen bezüglich des ihm zugeordneten Kettenablassgetriebes eine
                              									intermittierende Schaltung und die Kompensation ungleich starker Schussfäden bei
                              									anschliessender Schussanlage erzielen. Die technologische Wirkungsweise dieser
                              									Auswertung des Regulators möge nachstehend behandelt werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)