| Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. | 
| Autor: | Siegm. Edelstein | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 619 | 
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                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
                           								Webstuhle.
                        Von Prof. Siegm. Edelstein.
                        (Fortsetzung von S. 607 d. Bd.)
                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
                        
                     
                        
                           2) Wirkungsweise als
                                 										intermittierend schaltender Regulator.
                           Wenn der Regulator seiner Aufgabe, die Ungleichheiten der Schussfadenstärke zu
                              									kompensieren, gerecht werden soll, so muss seine Schaltung eine intermittierende
                              									sein, und dieses setzt voraus, dass die Schaltbewegungder Kette überhaupt nur
                              									eine nach Maassgabe seiner Tätigkeit bestimmte, nur von ihm abhängige, ist. Diese
                              									Bedingung schliesst die Einschränkung in sich, dass das dem Kompensationsregulator
                              									zugeordnete Kettenablassgetriebe ein passives sei, da
                              									eine aktiv wirkende Kettablassvorrichtung den für die dichte Heranbringung der Schussfäden
                              									notwendigen Stillstand der Kette beeinträchtigen
                              									würde.
                           Wird dieser Bedingung Genüge geleistet und die Kette durch eine Bremse
                              									zurückgehalten, so ergibt das eigentümliche Spiel des Regulators eine anschliessende Schussanlage, indem jeder neu eingelegte
                              									Schussfaden erst dann einen Rückdruck auf den Kamm, behufs dessen Auslenkung
                              									bewirken kann, bis er selbst an den vorangehenden herangekommen ist.
                           Das Maass dieser Herandrängung – die erzielte Schussdichte – ist von einigen
                              									Umständen abhängig.
                           Ersichtlicherweise ist zunächst die Grösse der Kammfederspannung von Einfluss, da die Grösse derselben direkt als
                              									Reaktion von dem sich bildenden Gewebestreifen aufgenommen werden muss. Da die sich
                              									immer mehr, nach Maassgabe der Auslenkung des Blattes, dehnende Feder einen immer
                              									grösser werdenden Widerstand der Auslenkung entgegensetzt, so erscheint es
                              									zweckmässig, die letztere nicht zu gross werden zu lassen, um eine möglichst
                              									gleichmässige Einwirkung auf die Schussfäden zu erzielen.
                           Aber auch die Spannung der Kette äussert einen Einfluss
                              									auf die Schussdichte. Es ist begreiflich, dass eine stark gespannte Kette die durch
                              									die Abbindung hervortretenden Ablenkungen der beiden Fadensysteme mehr auf das
                              									Schussmaterial überwälzt und da die Kraftrichtung des Blattandruckes den Schussfaden
                              									senkrecht auf seine Achse trifft, wird er sich längs der straff gespannten Kettfäden
                              									leichter vorwärts schieben lassen, als wenn bei lockerer Spannung der Kettfäden
                              									diese letzteren beträchtliche Abkrümmungen an der Bindestelle aufweisen. Das
                              									andrückende Blatt wird im letzteren Falle den Schussfaden nur unter gleichzeitiger
                              									Mitnahme einer entsprechenden Kettfadenlänge vorwärts drängen können, da die Abkrümmungen der Kettfaden einem Gleiten des
                              
                              									Schussfadens unter demselben einen umso grösseren Widerstand entgegensetzen, je
                              									wesentlicher sie hervortreten und je näher der Schussfaden an den vorhergehenden
                              									herankommt.
                           Das Resultat dieser Erscheinung wird also darin bebestehen, dass die Ware mehr als
                              									gewünscht vorarbeitet, die Schussdichte sonach eine geringere wird, eine Tatsache,
                              
                              									die übrigens auch beim einfachen zwangläufigen Regulator insofern in Betracht
                              									gezogen werden muss, als auch dort die Kettenspannung einen entsprechenden Betrag
                              									erhalten muss, um ein Vorarbeiten der Ware zu verhindern.
                           Neben diesen durch die getroffene Einstellung der Stuhlvorrichtung gegebenen
                              									Umständen haben auf die erzielte Schussdichte und Schussanlage noch die besondere Beschaffenheit des Schussfadens und die zu erstellende Bindung des
                                 										Gewebes Einfluss, insofern, als sich ein schwach gedrehter, weicher
                              									Schussfaden schlüssiger an seinen Vorgänger anlegt, als ein härter gedrehter und
                              									eine enge Abbindung die Schussfäden weniger nahe bringen lässt, als eine stärker
                              									flottierende.
                           Die Tatsache, dass das Gewebe eine Zeitlang stille steht und die Heranbringung des
                              									Schussfadens kraftschlüssig erfolgt, bringt es ferner mit sich, dass ein
                              									herangeführter Schussfaden beim Warenrande nach oben oder nach unten ausweicht, wenn
                              									es die Art der Abbindung gestattet. Es wird auf diese Weise eine Ueber- oder
                              									Untereinanderlage bestimmter Schussfäden erzielt werden können, was für die
                              									Herstellung von Geweben mit mehreren Schussfadensystemen von Wichtigkeit ist.
                           Was die Grösse der anzuwendenden Baumschaltung
                              
                              									anbelangt, so ist einleuchtend, dass das Ausmaass derselben auf die erzielte
                              									Schussdichte nicht von Belang ist. Immerhin ist die
                              									Grösse derselben keine ganz beliebige, sie ist an zwei
                                 										Grenzwerte gebunden.
                           Begreiflicherweise darf die Schaltung nicht unter jenenBetrag sinken, der der
                              									Schussfadenstärke bezw. dem reziproken Werte der mittleren Schussdichte entspricht,
                              									da sonst der Regulator entweder das entstehende Gewebe nicht aufnehmen oder im
                              									günstigsten Falle ohne Kompensation, wie ein stetig wirkender Warenbaumregulator
                              									arbeiten würde. Aber auch nach oben hin findet die Schaltgrösse eine Begrenzung. Sie
                              									darf jenen Betrag der Gewebelänge nicht übersteigen, der zwischen der Normalstellung
                              									des Blattes beim Ladenanschlage und jener Auslenkung desselben liegt, bei welcher
                              									die Einkupplung des Schaltwerkes erfolgt, da sonst soviel Gewebe eingezogen würde,
                              									dass der neu eingetragene Schussfaden nicht mehr den früheren Warenrand erreicht und
                              									sich infolgedessen Schusstreifen ergeben würden. Die Schaltung wird daher einen
                              									mittleren Wert einhalten müssen, von dessen Höhe dann die Häufigkeit ihrer
                              									Einleitung abhängt.
                           Diese Bedingung ist aber weiter Ursache, dass der wegen der notwendigen Schonung der
                              									Seidenkette nicht mit Riffelbaum arbeitende, sondern direkt wirkende Regulator
                              									ebenfalls den Fühlwalzen -Kulisse-Apparat in Anspruch
                              									nehmen muss, um der durch Anwachsen des Warenbaumdurchmessers stattfindenden
                              									Vergrösserung des Gewebeeinzuges durch entsprechende Abnahme des Schaltwinkels
                              									desselben entgegenzutreten.
                           Da dieser Regulator eine Warenaufwicklung nicht vornimmt, wenn kein Schuss
                              									eingetragen wird, so können hier jene bei den zwangläufigen stetig wirkenden
                              									Getrieben verwendeten Sicherungsvorkehrungen – Abstellvorrichtung bei
                              									Schussfadenbruch oder Ablaufen der Schussspule, Expansionsklinke – entfallen,
                              									desgleichen ist eine genaue Einstellung des Warenrandes nach etwa erfolgtem
                              									Zurücknehmen bei Schussuchen nicht in jenem Maasse erforderlich wie bei stetig
                              									arbeitenden Systemen, da sich das Ausmaass der ersten Auslenkungen des Kammes der
                              									Gewebelage entsprechend einstellt.
                           Wie man erkennt ahmt dieser Regulator ziemlich genau die Warenschaltung bei
                              									Handwebstühlen nach, indem bei Stillstand der Kette eine Zeitlang gewebt,
                              									gleichmässig Schuss an Schuss dicht angeschlagen und dann nach Fertigstellung eines
                              									entsprechenden Gewebestreifens dieser einfach aufgewickelt wird. Handwebstühle für
                              									Seidengewebe mit Gegengewichtsbremse erhalten diesen Arbeitsvorgang um schlüssige
                              									Ware zu bekommen, ihre Ausgestaltung für mechanischen Betrieb hat diese
                              									Regulatorkonstruktion hervorgerufen, deren praktische Ausführungsform bei gleicher
                              									prinzipieller Einrichtung natürlich auch wieder verschiedenen Aufbau zeigen
                              									kann.
                           
                        
                           
                              b) Kraftschlüssige Warenbaumregulatoren.
                              
                           
                              1. Allgemeine Anordnung des Regulators.
                              
                           Diese Type von Warenbaumregulatoren kennzeichnet sich, wie an der Hand der
                              									schematischen Fig. 63 (S. 541) bereits dargelegt wurde, dadurch, dass die zur
                              									Aufwickelung des Gewebes benötigte Vorwärtsbewegung des Waren- oder Sandbaumes nicht
                              									durch das Triebwerk des Webstuhles, zwangläufig, sondern durch den Zug eines
                              									Gewichtes oder einer Feder hervorgebracht wird. Selbstverständlich wird auch hier
                              									die Einwirkung der die Aufwickelbewegung einleitenden Kraft nicht unmittelbar an dem
                              									Warenbaume selbst stattfinden, wie dies der Einfachheit halber bei Fig. 63 angenommen
                              									erscheint, sondern es wird zweckmässig sein, dem Warenbaumrade ein Vorgelege
                              									anzuordnen, an welchem eine entsprechende Zugkraft angreifen kann. Durch diese
                              									Einfügung einer geeigneten Uebersetzung zwischen dem wirksamen Gewichts- oder
                              									Federzuge wird nicht nur eine Reduktion desselben, sondern auch ein weiterer Vorteil
                              									in der Hinsicht erzielt, dass die Schaltwege des Warenbaumes im gleichen
                              									Verhältnisse als Teilbeträge des von dem direkt betätigten Angriffspunkte am Belastungshebel
                              									zurückgelegten Kraftweges auftreten und die Schaltung sonach in kleinerem Ausmaasse
                              									und stetiger erfolgt.
                           Nach dem Gesagten ist der prinzipielle Aufbau eines derartigen Regulators leicht
                              									verständlich, behufs Erlangung einer entsprechenden Uebersicht möge der
                              									systematischen Besprechung seiner Teilgetriebe die Beschreibung einer typischen
                              									Ausführungsform desselben vorangehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 621
                              Fig. 92.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 621
                              Fig. 93.
                              
                           Die beistehenden Figuren 92 und 93 stellen einen kraftschlüssigen Warenbaumregulator
                              									in der Ausführung der Sächsischen Webstuhlfabrik
                                 										(Schönherr) dar.
                           Auf der Achse des Warenbaumes Wb ist ein Stirnrad z1 aufgesetzt, in welches das Vorgelegerad z2 eingreift. Dieses
                              									empfängt seine Bewegung von dem mit ihm auf derselben Welle aufgekeilten ausserhalb
                              									der Stuhlwand angeordneten Sperrade S, an welches die
                              									Druckklinke k angelegt ist. Der Schwingbolzen dieser
                              									letzteren ist an dem abwärts reichenden Arme des Winkelhebels w befestigt, während der horizontale Arm dieses Hebels
                              									das Belastungsgewicht Q trägt, durch dessen Einwirkung
                              									der Winkelhebel stets das Bestreben hat, die Druckklinke nach rechts (Fig. 93) zu verschieben und das Sperrad im Sinne der
                              									Warenaufwickelung zu drehen. An der Ladenstelze ist ein Finger m angebracht, gegen welchen sich der lotrechte Arm des
                              									Winkelhebels w anlegt, wenn eine entsprechende
                              									Fortrückung des Sperrades und damit eine solche Senkung des Belastungsgewichtes Q stattgefunden hat, dass ein Wiedereinstellen des
                              									letzteren erforderlich wird. Geht die Lade beim nächsten Hube nach links, so nimmt
                              									dieser Finger an der Ladenstelze den Hebel mit nach rückwärts, wobei Q wieder angehoben wird und die Druckklinke k um ein entsprechendes Stück zurückwandert. Damit
                              									während dieser Neueinstellung der Belastung das Sperrad nicht mit der Klinke k zurückgehe, ist noch eine zweite an der Stuhlwand
                              									befestigte Gegenklinke g angeordnet.
                           Das Belastungsgewicht ist auf dem Winkelhebelarme nicht fest aufgesetzt, sondern
                              									verschiebbar und seine jeweilige Stellung wird von dem Bewickelungsdurchmesser des
                              									Warenbaumes dadurch abhängig gemacht, dass sich gegen den letzteren eine Fühlwalze
                              									oder ein Fühlkopf F anlegt, der mittels des Gestänges
                              										t1
                              									t2 das Gewicht in dem
                              									Maasse hinausschiebt, als der Durchmesser des Warenbaumes zunimmt.
                           Die Wirkungsweise dieses Triebwerkes ist leicht zu übersehen; treffen die zur
                              									Ermöglichung seiner Betätigung notwendigen Voraussetzungen bezüglich des
                              									Kräftespieles zu, d.h. ist der Zug der Hebelbelastung genügend gross, um den
                              									Widerstand der Kettabwickelung zu überwinden,dann wird das Belastungsgewicht
                              									die zur Aufwindung der Ware benötigte Arbeit abgeben, indem es sich entsprechend
                              									senkt und durch die Druckklinke und das Rädervorgelege den Warenbaum vorschaltet.
                              									Hat dann diese Senkung jenen Betrag erreicht, bei welchem der Winkelhebel in den
                              									Schwingungsbereich des an der Ladenstelze befestigten Mitnehmers (Finger m) gelangt, so fin det die Wiederanhebung des Gewichtes
                              									und seine Bereithaltung zum neuerlichen Schalten statt.
                           Der technische Arbeitsvorgang ergibt sich sonach als die Aufeinanderfolge zweier
                              									prinzipiell verschiedener Tätigkeiten, der Vorwärtsschaltung des Warenbaumes und der
                              									periodischen Neueinstellung desselben, es werden sich mithin auch zwei wesentliche
                              									Teilgetriebe des Regulators entsprechend diesen beiden Aufgaben unterscheiden
                              									lassen, eines, welches den zur Warenaufwickelung erforderlichen Impuls auf den
                              									Warenbaum evtl. Sandbaum ausübt, indem es den Zug des Belastungsgewichtes auf diesen
                              									vermittelt – das Zugwerk – und ein davon unabhängiges,
                              									dessen Aufgabe in der Aufhelfung des Gewichtes oder Neuspannung der etwa statt des
                              									letztern angewendeten Feder besteht – die
                                 										Aufhelfevorrichtung. Diese beiden Teilgetriebe können natürlicherweise
                              									verschiedene technische Anordnungen aufweisen, welche dann bestimmend für die Bauart
                              									der verschiedenen Regulatortypen werden;, die für ihre besondere Einrichtung
                              									wesentlichsten Momente mögen nachstehend zusammengefasst werden.
                           
                              Das Zugwerk.
                              
                           Um die automatische Neueinstellung möglichst einfach vornehmen zu können, erscheint
                              									es zweckdienlich, den Belastungshebel mit dem Warenbaume durch eine lösbare
                              									Klinkenkupplung zu verbinden. Auf die Achse des Warenbaumes bezw. des Sandbaumes
                              									wird zu diesem Zwecke ein Zahnrad aufgesetzt, in welches aus oben erwähntem Grunde
                              									ein Vorgelege eingreifen gelassen wird, dessen Antriebsrad dann mit dem lose
                              									sitzenden Belastungshebel durch die erwähnte Klinkenkupplung verbunden ist. Das Antriebsrad wird zu diesem Zwecke als
                              									Sperrad ausgeführt, in welches eine Klinke, die an dem Belastungshebel angeordnet
                              									ist, eingreift und eine feste Gegenklinke sichert die Lage des Rades, wenn die
                              									bewegliche bei der Neueinstellung zurückgeführt wird.
                           Wie man erkennt, unterscheidet sich das hier angewendete Transportgetriebe äusserlich
                              									gar nicht von jenem bei zwangläufigen Warenbaumregulatoren angewendeten, trotz des
                              									wesentlich verschiedenen Arbeitsvorganges; auch hier kann der Antrieb des
                              									Triebwerkes direkt auf den Warenbaum oder auf einen besondern Sandbaum erfolgen,
                              									desgleichen kann die Uebertragung des Schaltimpulses durch ein Stirnrädergetriebe
                              									oder mit Wurmradgetriebe stattfinden. Man wird dementsprechend auch hier direkt und
                              									indirekt wirkende, ferner Stirnrad- und Schneckenradregulatoren unterscheiden können
                              									und es werden sich auch hier bezüglich der einzelnen Arten einige speziell zu
                              									berücksichtigende Umstände ergeben.
                           Es ist bereits angedeutet worden, dass die Schalttätigkeit des kraftschlüssigen
                              									Regulators von dem Einhalten eines gewissen Kräftespieles zwischen dem
                              									Belastungszuge und dem der Kettenabwickelung sich entgegenstellenden Widerstände
                              									abhängt; bei der Untersuchung der technologischen Eigenschaften des Regulators wird
                              									diese Erscheinung des nähern beleuchtet werden, allein es ist sofort einleuchtend,
                              									dass zur Erzielung eines gleichbleibenden Arbeitseffektes die einzelnen Einfluss
                              									nehmenden Grössen auch möglichst unverändert einwirken sollen und in dieser
                              									Beziehung zeigen die beiden Anordnungen, der direkt wirkende und der indirekte
                              									Regulator, ein verschiedenes Verhalten. Während bei dem letztern, infolge der
                              									Anwendung des Sandbaumes, der vom Regulatorgetriebe auf das Gewebe zur Wirkung
                              									kommende Zug stets konstant bleibt, weil sich der Hebelarm desselben nicht
                              									verändert, würde die Zugkraft des direkt wirkenden Warenbaumregulators in dem Maasse
                              									an Intensität verlieren, in welchem ihr Hebelarm – hier der Halbmesser des
                              									Warenbaumes – an Länge zunimmt, und aus diesem Grunde erscheint es notwendig, in
                              									gleichem Maasse, in welchem das Anwachsen des Warenbaumhalbmessers stattfindet, auch
                              									eine Vergrösserung des Belastungsmomentes vorzukehren. Diese Absicht wird durch
                              									Einschaltung des Fühlkopfapparates erreicht.
                           Ist Q das Belastungsgewicht und q dessen momentaner Hebelarm auf dem Winkelhebel w, Z der durch die Uebersetzung resultierende Warenzug am momentanen
                              									Warenbaumdurchmesser d, so erscheint, wenn die
                              									Uebersetzung des Triebwerkes etwa mit i bezeichnet
                              									wird:
                           Z=i\,Q\,\frac{q}{d} . . . . . . 51)
                           Da Z konstant ausfallen soll und d einen veränderlichen Wert besitzt, so muss eine der Grössen des Zählers
                              									gleichmässig mitgeändert werden. Gewöhnlich macht man q
                              									variabel und es muss dann
                           
                              \frac{q}{d}=\mbox{ konstant}
                              
                           erhalten werden.
                           Sind wieder, analog wie bei den frühern Differentialgetrieben der Bremsen und
                              									Regulatoren, q0 und d0 die Anfangswerte und
                              									ihr Verhältnis etwa m, so ist
                           
                              \frac{q_0}{d_0}=m=\frac{q}{d}
                              
                           und aus
                           
                              \frac{q}{q_0}=\frac{d}{d_0}
                              
                           folgt annlog
                           
                              \frac{q-q_0}{q_0}=\frac{d-d_0}{d_0}
                              
                           
                              \frac{q-q_0}{d-d_0}=\frac{q_0}{d_0}=m
                              
                           Da nun d – d0 den doppelten Betrag des Anwachsens des
                              									Baumhalbmessers vorstellt, und q – q0 den zugehörigen Verschub des Belastungsgewichtes,
                              									so muss das Gestänge t1
                              									t2 (Fig. 92 und 93) eine
                              									Uebersetzung n zwischen dem Wege des Fühlkopfes und dem
                              									Verschube des Belastungsgewichtes ergeben, derart, dass
                           
                              i^1=\frac{d-d_0}{2\,(q-q_0)}=\frac{1}{2\,m}
                              
                           erhalten wird. Wird etwa q_0=\frac{d_0}{2} ausgeführt, so ergibt sich
                              									wieder
                           
                              i^1=\frac{1}{2\,m}=\frac{d_0}{2\,q_0}=\frac{2}{2}=1
                              
                           und nach Maassgabe dieses Verhältnisses müssen dann die das
                              									Gestänge t1
                              									t2 bildenden
                              									entsprechenden Hebelarme gewählt werden.
                           Aus gleichen Gründen, wie sie anlässlich der Selbstregulierung der
                              									Differentialbremsen besprochen wurden, treten auch hier durch die Aenderung der Lage
                              									des Hebelwerkes Fehler in dem Verhältnisse der Uebertragung auf.
                           Was den Einfluss der Klinkenschaltung auf die Wirkungsweise des Regulators anbelangt,
                              									so hängt diese derart mit dem technologischen Arbeitsvorgange des Gesamtgetriebes
                              									zusammen, dass er zweckmässiger bei der Besprechung dieses letztern behandelt werden
                              									soll.
                           
                              
                              Die Aufhelfevorrichtung.
                              
                           Mit der fortschreitenden Eintragung von Schussfäden rückt das Gewebe immer weiter
                              									vor, wobei sich das Belastungsgewicht immer tiefer senkt bezw. die Spannfeder immer
                              									mehr entspannt, bis endlich ein Moment eintreten würde, in welchem diese und mit
                              									ihnen der Regulator ihre Wirkungsfähigkeit einbüssen würden. Es erscheint daher
                              									notwendig, eine selbsttätige Rückführung des Belastungshebels anzuordnen, die man
                              									als Aufhelfevorrichtung bezeichnen kann.
                           In der praktischen Durchführung werden zwei Systeme derselben angetroffen, von denen
                              									das eine allerdings veraltet ist und nurmehr theoretisches Interesse besitzt. Die
                              									typische Anordnung der heute angewendeten Aufhelfevorrichtung besteht darin, dass
                              									innerhalb des Ablenkungswinkels des Belastungshebels oder eines mit ihm fest
                              									verbundenen Armes ein durch das Getriebe des Webstuhles konstant angetriebener
                              									Bolzen schwingt, oder eine unrunde Scheibe rotiert, deren Bewegung so bemessen ist,
                              									dass sie den Belastungshebel immer wieder zurückführen, wenn er durch seinen
                              									Arbeitsgang in den Bereich derselben gelangt. Meist ist es ein Bolzen an der
                              									Ladenstelze, dem diese Aufgabe überwiesen wird, doch kann die Ausführung natürlich
                              									die mannigfachste Einrichtung erhalten, sie hat stets die prinzipielle
                              									Eigentümlichkeit, dass eine so angeordnete Aufhelfevorrichtung unmittelbar den
                              									Belastungshebel zurückführt im Gegensatze zu der oben erwähnten älteren Anordnung,
                              									welche bei einer speziellen Bauart des Regulators und zwar bei jener Type in
                              									Anwendung gebracht wurde, die bei älteren sog. Schönherrschen Federschlagstühlen zur
                              
                              									Warenaufwickelung dient.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 622
                              Fig. 94.
                              
                           Die prinzipielle Einrichtung des Getriebes zeigt in schematischer Skizze Fig. 94. An das Sperrad ist der durch eine Feder F gespannte Belastungshebel H durch Vermittelung eines Klinkensystems k1
                              									k2 angelegt, wovon k1 ein ein- oder
                              									mehrfache Druckklinke, k2 eine ein- oder mehrfache Zugklinke vorstellen. Diese Klinken sind auf
                              									Bolzen a und b eines
                              									dreiarmigen Hebels a o b c aufgesteckt, dessen
                              									Drehpunkt o an H
                              									angebracht ist und dessen mittlerer Arm o c eine Rolle
                              									trägt, die in der mit dem Sperrade konzentrischen Tasche T gleitet, wenn der Belastungshebel H seine
                              									Lage verändert. Diese Tasche erhält nun durch ein Gestänge vom Webstuhlgetriebe aus
                              									eine schwingende Bewegung, wodurch der Bolzen c je nach
                              									seiner relativen Lage grössere oder kleinere Ausschwingungen vollführt. Durch diese
                              									Schwingungen wird das Klinkenwerk in der Art bewegt, dass es die relative Lage des Hebels H
                              									gegen das Sperrad ändert, bezw. bei Festhaltung des letzteren den Hebel unter
                              									Anspannung der Feder F im Sinne des Pfeiles I fortrückt und bei einer etwaigen Festhaltung des
                              									Hebels H das Sperrad in der Aufwickelrichtung Pfeil II vorschalten würde. Ob die eine oder die andere
                              									dieser absoluten Bewegungen tatsächlich eintritt, hängt einfach davon ab, welcher
                              									derselben sich ein geringerer Widerstand entgegensetzt und da bei der meist zur
                              									Herbeiführung einer anschliessenden Schussanlage üblichen Anwendung des Regulators
                              									die Federspannung, wie später gezeigt werden wird, kleiner als die Warenspannung
                              									gehalten werden muss, so ergibt sich, dass der Hebel die absolute Bewegung und zwar
                              									im Sinne des Pfeiles I vornehmen muss, wenn das
                              									Klinkengetriebe betätigt wird.
                           Das hierbei sich einstellende Spiel der beiden Klinkensysteme ist leicht zu
                              									übersehen.
                           Bewegt sich c nach abwärts, so wird der Winkelhebel die
                              									Klinke k2 gegen den vor
                              									ihr stehenden Zahn drängen, während k1 zurückgeht. Von dem Augenblicke an, wo k2 zum Arbeitseingriffe
                              									gelangt, verursacht eine weitere Abwärtsbewegung des Bolzens c eine Verschiebung des ganzen Winkelhebels bezw. des Belastungshebels H nach links, relativ gegen das Sperrad, sodass k1 um einen oder
                              									mehrere Zähne zurückgleitet. Geht c nun wieder
                              									aufwärts, so wechseln die Klinken ihr Verhalten,k1 spreizt sich, während k2 weiter ausholt und
                              									der Hebel H wieder nach links zu gehen gezwungen wird.
                              									Hierbei überwindet der letztgenannte Hebel den Zug der Feder F, diese neu anspannend. In dem Maasse, in welchem M durch die Arbeitstätigkeit des Regulators im Sinne der Warenaufwickelung
                              									durch die Feder F nach rechts wandert, bewegt sich auch
                              									die Rolle c in der Tasche T weiter auswärts und der zur Wiederaufhelfung des Hebels H stattfindende Hub derselben wird grösser: wird
                              									infolge der Aufhelfebewegung H zurückgenommen, so
                              									verringert sich der Klinkenhub, bis er unter den Betrag einer Teilung bezw. der
                              									reduzierten Teilung sinkt, wodurch die weiteren Schwingungen der Rolle c unwirksam werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)