| Titel: | Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle. | 
| Autor: | Siegm. Edelstein | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 669 | 
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                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen
                           								Webstuhle.
                        Von Prof. Siegm. Edelstein.
                        (Fortsetzung von S. 623 d. Bd.)
                        Die Kettenschaltgetriebe am mechanischen Webstuhle.
                        
                     
                        
                           
                              
                              2. Technologische Wirkungsweise des kraftschlüssigen
                                 										Warenbaumregulators.
                              
                           Die technologische Bewertung dieser Regulatortype kann aus der blossen Feststellung
                              									seines technischen Aufbaues nicht erschlossen werden, da sie noch von ausserhalb
                              									desselben liegenden Umständen abhängig ist.
                           Offenbar wird sich seine Wirkungsweise verschieden äussern, je nachdem ob das ihm
                              									zugeordnete Kettenablassgetriebe ein aktives oder ein passives ist und ebenso wird
                              									für dieselbe von wesentlicher Bedeutung das Verhältnis sein, in welchem der der
                              									Kettenabwicklung sich darbietende Widerstand zu dem Zuge steht, welcher von dem
                              									Regulator auf das Gewebe ausgeübt wird.
                           Es werden sich in Anbetracht dieser Abhängigkeit drei Fälle seiner Betätigung
                              									unterscheiden lassen und zwar zunächst eine Alternative bezüglich seiner Zuordnung
                              									entweder zu einem aktiven oder zu einem passiven Kettenablassgetriebe und bei
                              									Anwendung des letztern wieder eine wesentliche Unterscheidung nach dem Verhältnisse
                              									der beiden oben angeführten Kräfte. Es ergibt sich sonach für die Behandlung
                              									nachstehende Gruppierung:
                           
                              
                                 a) Wirkungsweise des Regulators bei aktivem
                                    											Kettenablasse.
                                 
                              Wenn die Kettenabwickelung durch einen positiven Kettenbaumregulator stattfindet,
                                 										so wird in gleichen Zeiten bezw. für gleiche Phasen des Webstuhlganges stets ein
                                 										gleicher Betrag an Kettenlänge freigegeben und es ist natürlich, dass der an dem
                                 										Warenbaumregulator wirkende Belastungszug diesen frei werdenden Betrag an
                                 										Gewebelänge zur Aufwickelung bringt. Dem kraftschlüssigen Warenbaumregulator ist
                                 										somit in diesem Falle jeder Einfluss auf die Schussanlage entzogen. Diese, sowie
                                 										die Schussdichte werden vom Kettenablassgetriebe bestimmt; während der erstere
                                 										als einfacher vom Schaltwerke des Kettenbaumregulators in seiner Tätigkeit
                                 										abhängiger Wickelapparat funktioniert. Dagegen erlangt er die Einflussnahme auf
                                 										die Grösse der Kettenspannung, deren Ausmaass durch den auf den
                                 										Warenbaumdurchmesser reduzierten Zug des Belastungsgewichtes gegeben
                                 										erscheint.
                              Eine umfassende technologische Bewertung dieser Gesamtanordnung wird
                                 
                                 
                                 										anlässlich der systematischen Besprechung der Schaltwerkkombinationen gegeben
                                 										werden; für die Kennzeichnung des Warenbaumregulators allein ist die
                                 										Feststellung von Bedeutung, dass – veranlasst durch die gleichen Schaltbeträge –
                                 										eine gleichstufige Schussanlage erzielt wird, ferner die Tatsache, dass die
                                 										konstruktive Durchführung des Getriebes, die Grösse der Teilung am Schaltrade
                                 										und die angewendete Uebersetzung technologisch von keinem Einflüsse sind; sie
                                 										müssen nur in ihrem geometrischen Zusammenhange derart angeordnet sein, dass der
                                 										Warenbaumregulator jederzeit in der Lage ist, die ihm für ein Bewegungsspiel des
                                 										Webstuhles gelieferte Länge an Gewebe vollständig aufzunehmen.
                              Da der die Belastung tragende Schwinghebel nur einen gewissen höchsten Ausschlag
                                 										erreichen kann, der von der Aufhelfevorrichtung abhängig ist und durch einen
                                 										eventuellen Leergang der Klinke noch beschränkt wird, so muss dieser bei direkt
                                 										wirkenden Warenbaumregulatoren gross genug gewählt werden, dass er bei leerem
                                 										Warenbaume und der praktisch vorkommenden kleinsten Schussdichte noch hinreiche;
                                 										in dem Maasse, in welchem sich der Baum bewickelt, verringert er sich
                                 										selbsttätig durch das Anwachsen des Leerlaufes der Aufhelfevorrichtung.
                              Desgleichen erscheint es, da die Kettenspannung von dem auf den Warenbaum
                                 										reduzierten Zuge der Regulatorbelastung abhängt, behufs Konstanterhaltung
                                 										derselben bei direkt wirkendem Regulator, zweckmässig, durch den oben erwähnten
                                 										Fühlkopfapparat die automatische Verschiebung des Belastungsgewichtes bei
                                 										wachsendem Warenbaumdurchmesser anzuordnen, um stets den gleichen Warenanzug
                                 										hervorzurufen.
                              
                                 
                                    β) Wirkungsweise des Regulators bei passivem
                                       												Kettenablasse.
                                    
                                 Wird der Kettenbaum durch eine der üblichen Kettenbaumbremsen zurückgehalten
                                    											oder von einem negativen Kettenbaumregulator
                                    											betätigt, so ergibt bei ersterer der Bremswiderstand, bei letzterem die
                                    											Streichbaumbelastung die Notwendigkeit, auf die Kette einen gewissen Zug
                                    											auszuüben, wenn eine Abwickelung von Kette bezw. eine Aufwickelung von
                                    											Ware stattfinden soll. Bezeichnen wir diesen etwa mit K, und wäre der vom kraftschlüssigen
                                    											Warenbaumregulator durch seine Belastung ausgeübte, auf den gleichen Radius
                                    											reduzierte Warenanzug etwa Z (Gleichung 51), so
                                    											können zwei Fälle eintreten, entweder ist dieser Warenanzug grösser oder er
                                    											ist kleiner als der zur Ueberwindung der Kettenspannung benötigte Betrag K.
                                 Im ersten Falle ist ersichtlicherweise der Regulator allein imstande, die Kettenspannung zu überwinden, im zweiten
                                    											Falle muss ihm hiezu noch eine ausserhalb
                                       												derselben stehende Einwirkung zu Hilfe kommen. Dieses
                                    											verschiedenartige Verhalten äussert sich technologisch in wesentlich
                                    											hervortretender Weise, es sollen daher beide Fälle gesondert erörtert
                                    											werden.
                                 
                              
                                 
                                    β
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                                    ) Der Warenanzug ist grösser als der Bremswiderstand
                                       												oder die Streichbaumbelastung.
                                    
                                 Wird Z > K ausgeführt, so wird das Triebwerk des
                                    											Warenbaumregulators allein ohne äussere Beihilfe in der Lage sein, die
                                    											Warenaufwickelung vorzunehmen und es wird daher der Belastungshebel
                                    											insolange immer wieder die Schaltung herbeiführen, als er durch die
                                    											wiederholte Neueinstellung hierzu Gelegenheit findet. Ist dies – wie üblich
                                    											– regelmässig der Fall, dann arbeitet das
                                    											Getriebe ganz in der gleichen Art wie etwa ein zwangläufiger Regulator, von
                                    											dem es sich technologisch gar nicht und in technischer Beziehung nur dadurch
                                    											unterscheidet, dass bei letzterem die Verkupplung zwischen Schalthebel und
                                    											Ladenstelze durch eine zwangläufige mechanische Verbindung (Finger im
                                    											Hebelschlitze angreifend) bei ersterem durch eine kraftschlüssige Verbindung
                                    											(Schalthebel an Ladenstelzenfinger angepresst), stattfindet.
                                 Die technologische Bewertung wird daher vollständig mit jener des
                                    											zwangläufigen Warenbaumregulators übereinstimmen, er wird gleicherweise wie
                                    											letzterer eine gleichstufige Schussanlage ergeben und je nach Ausmaass
                                    											seiner Schaltgrösse die Schussdichte bestimmen. Bezüglich dieser
                                    											Festsetzungen sei auf das bei den zwangläufigen Regulatoren Gesagte
                                    											verwiesen, nur betreffs des direkt einwirkenden Regulators wäre noch
                                    											hervorzuheben, dass auch hier, wie beim direkten zwangläufigen
                                    											Warenbaumregulator, behufs Konstanterhaltung seines Schaltbetrages in das
                                    											Getriebe eine veränderliche und durch einen Fühlkopfapparat beeinflusste
                                    											Hebelübersetzung eingeschaltet werden muss, welche in dem Maasse den
                                    											Schaltwinkel des Warenbaumes verkleinert, in welchem der Durchmesser
                                    											desselben zunimmt.
                                 Eine Einwirkung auf das Belastungsgewicht ist, sofern man dieses überhaupt
                                    											gross genug wählt, nicht notwendig. Es muss dieses zumindest so gross
                                    											angenommen werden, dass es bei vollbewickeltem Warenbaume noch sicher die
                                    											Kettenspannung überwindet; dies ist umso eher zu erreichen, als eine
                                    											Ueberschreitung dieses Mindestwertes nach oben von keinem störenden
                                    											Einflüsse ist und nur in der Festigkeit der Getriebeteile allenfalls eine
                                    											Grenze findet, ein zu geringes Belastungsgewicht hingegen den Regulator
                                    											sofort technologisch wesentlich verändert.
                                 Durch Anwendung eines Fühlkopfapparates zum selbsttätigen Herausschieben des
                                    											Belastungsgewichtes bei wachsendem Warenbaumdurchmesser wird zwar
                                    											technologisch keine Einflussnahme hervorgebracht, man kann aber in diesem
                                    											Falle das Mindestgewicht nach dem kleinsten Warenbaumdurchmesser bemessen
                                    											und so etwas an Gewicht sparen.
                                 
                              
                                 
                                    β
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                                    ) Der Warenanzug ist kleiner als der Bremswiderstand
                                       												oder die Streichbaumbelastung.
                                    
                                 Wenn der von der Regulatorbelastung auf das Gewebe ausgeübte Zug Z nicht hinreicht, die KettenspannungK zu überwinden, so ist der kraftschlüssige
                                    											Warenbaumregulator nicht in der Lage, selbständig eine Schaltung vorzunehmen
                                    											und seine Tätigkeit muss sich darauf beschränken, jenen Teil der Gewebelänge
                                    											periodisch aufzuwickeln, welcher ihm durch die Vorwärtsbewegung der Lade,
                                    											infolge der Vordrängung des letzt eingetragenen Schussfadens an den
                                    											Warenrand, überwiesen wird.
                                 Es fällt somit hier der Lade die Aufgabe zu, die
                                    											zur Ueberwindung der Kettenspannung noch benötigte Kraftdifferenz
                                 δ = K – Z . . . . . 52)
                                 beizustellen, und dieser Wert δ ist es, der als
                                    											Kammandruck auf den letzteingetragenen Schussfaden zur Wirkung kommt.
                                 Diese letztere äussert sich nach zweierlei Richtungen; sie ergibt einerseits
                                    											die tatsächliche Vorschaltung des Gewebes und andererseits bestimmt sie die
                                    											besondere Form der Schussanlage. Es ist natürlich, dass die effektive
                                    											Vorwärtsbewegung des Gewebes nur dann stattfindet, wenn der Kamm Gelegenheit
                                    											hat, auf den Warenrand einzuwirken, die Uebertragung seines Andruckes
                                    											erfolgt aber nur mittelbar durch den neu eingetragenen Schussfaden, sofern
                                    
                                    											sich dieser nicht etwa über oder unter den vorangehenden einlegen kann und
                                    											das Ausmaass der Fortrückung des Warenrandes ergibt sich nach dem jeweiligen
                                    
                                    											effektiven Raumbedarfe des letzteingelegten Schussfadens, wofür die Dicke
                                    											desselben und seine körperliche Beschaffenheit bestimmend sind. Durch die
                                    											solcherart sich ergebende Notwendigkeit, den Kammandruck auf das Gewebe
                                    
                                    											fortzuleiten, erfährt der Schussfaden eine entsprechende Anpressung und die
                                    											einzelnen Fäden werden daher dicht aneinandergelegt und da die Schaltung
                                    											selbsttätig nur dem jeweiligen Raumbedarfe angemessen wird, ergibt das
                                    
                                    											Triebwerk eine anschliessende Schussanlage.
                                 Die Grösse der sich ergebenden Schussdichte lässt sich wohl nicht rechnerisch
                                    											feststellen, da sie von einer Reihe von Umständen abhängt, die sich nicht
                                    											leicht zahlenmässig fassen lassen, immerhin können aber einzelne derselben
                                    											bezüglich ihres Einflusses klargelegt werden.
                                 Vor allem erscheint es einleuchtend, dass die Annäherung der einzelnen
                                    											Schussfäden aneinander desto inniger erreicht wird, je grösser der
                                    											resultierende Kammandruck δ hervorkommt. Da nun
                                    											dieser als Differenz zwischen dem Bremswiderstande oder der
                                    											Streichbaumbelastung und der Regulatorbelastung bezw. der Kettenspannung und
                                    											dem Warenanzuge erscheint (Gleichung 52), so folgt daraus, dass ein
                                    											Anwachsen der Kettenspannung und ein Abnehmen des Warenanzuges die
                                    											Schussdichte vergrössern werden. Man wird daher in der Lage sein, durch
                                    											Veränderung der Kettenspannung oder der Regulatorbelastung auf die Grösse
                                    											der Schussdichte direkt Einfluss nehmen zu können; allerdings ist diese
                                    											Abhängigkeit keine proportionale und auch keineswegs innerhalb beliebiger
                                    											Grenzen sich einstellende, da eben auch andere Umstände eine wesentliche
                                    											Rolle hiebei spielen. Insbesondere wird die körperliche Beschaffenheit der
                                    											Schussfäden für die erzielbare Schussdichte einen Maximalwert ergeben, über
                                    											den hinaus die weitere Erhöhung der Kettenspannung keinen praktischen Erfolg
                                    											mehr aufweisen wird.
                                 Wohl ist bei dem hier vorauszusetzenden ungleichen Schussmateriale die
                                    											Einhaltung einer zahlenmässig gegebenen Schussdichte ausgeschlossen,
                                    											immerhin wird man auf eine möglichste Gleichmässigkeit der Annäherung, auf
                                    											Einhaltung eines Mittelwertes Bedacht nehmen müssen und daher die
                                    											Kettenspannung und Regulatorbelastung möglicht konstant zu halten
                                    											suchen.
                                 Für die Herbeiführung einer möglichst gleichen Kettenspannung hat die Kettenablassvorrichtung Sorge zu tragen, ergibt
                                    											die hier verwendete Anordnung Schwankungen derselben, so werden sich
                                    											dieselben in der Schussdichte wiederspiegeln. Gleicherweise muss die
                                    											Regulatorbelastung derart zur Anwendung gelangen, dass die Getriebeanordnung
                                    											des Regulators einen gleichbleibenden Zug auf das Gewebe ausübt. Diese
                                    											Aufgabe verlangt die Berücksichtigung einiger in diesem Sinne störender
                                    											Umstände.
                                 Ein an einem Hebel direkt wirkendes Gewicht erzeugt je nach Stellung des
                                    											Hebelarmes gegen die Horizontale eine veränderliche Zugspannung, so zwar,
                                    											dass dieselbe bei horizontaler Einstellung des Belastungsarmes am grössten
                                    											und in jeder anderen Stellung entsprechend der Verringerung des wirksamen
                                    											Hebelarmes kleiner ausfällt. Ebenso wird auch die Federwirkung je nach der
                                    											momentanen Dehnung der Feder einerseits und ihrem wirksamen Hebelarme
                                    											andererseits eine andere sein. Zu diesen Umständen gesellt sich noch ein
                                    											dritter, der dann eintritt, wenn die Gewebespannung am Hebelarme des
                                    											Warenbaumes angreift. Ist der Regulator indirekt wirkend, so wird der durch die Gewichtsbelastung
                                    											hervorgerufene Zug auf das Gewebe insolange konstant bleiben, als die
                                    											Belastung oder deren Hebelarm nicht verändert werden. Wirkt dagegen das
                                    											Schaltwerk direkt auf den Warenbaum, so erhöht sich mit der Zunahme des
                                    											Warenbaumdurchmessers der Kraftarm der Gewebespannung und es muss daher in
                                    											gleichem Verhältnisse auch der Kraftarm des Belastungszuges vergrössert
                                    											werden, wenn nicht durch das sonst erfolgende Anwachsen des
                                    											Warenbaumdurchmessers der von der Regulatorbelastung herrührende Zug
                                    
                                    											verringert und infolgedessen die Differenzgrösse δ vergrössert werden soll. Da diese Veränderung aber nach dem oben
                                    											Ausgeführten eine dichtere Schussanlage herbeiführen würde, so erscheint es
                                    											nötig, den bereits erwähnten Verschub des Belastungsgewichtes entweder von
                                    											Hand aus oder automatisch durch den Fühlwalzenapparat vorzunehmen.
                                 Die Uebertragung des Verschubes durch das Gestänge ist bei der üblichen
                                    											praktischen Ausführung keine vollkommene, da hier eine Reihe von
                                    											Fehlerquellen zu tage treten; allerdings ist der Einfluss dieser
                                    											Ungenauigkeit auf die erzielte Schussdichte auch kein wesentlicher. Bei
                                    											Anwendung einer Federbelastung wird die automatische Verstellung meist
                                    											weggelassen, wodurch natürlicherweise der angedeutete Uebelstand mehr oder
                                    											weniger empfindlich zu tage tritt.
                                 Es ist schon bemerkt worden, dass die eigentümliche Wirkungsweise des
                                    											Regulators auch noch andere Momente auf die Schussdichte zur Wirkung kommen
                                    											lässt, gleichartig wie bei den ebenfalls die anschliessende Schussanlage
                                    											hervorrufenden Kompensationsregulatoren. Es sind dies die materiellen Eigenschaften des Schussfadens und
                                    											die Art der Bindung.
                                 Was die ersteren betrifft, so ist einleuchtend, dass die Fortschaltung des
                                    
                                    											Gewebes um einen desto grösseren Betrag stattfindet, je dicker und
                                    											widerstandsfähiger der Schussfaden ist, daher dicke, hart gedrehte und
                                    											trocken eingelegte Schussfäden eine grössere Schaltung herbeiführen, als
                                    											dünne und offene Schussgarne oder solche, die gefeuchtet zur Verwendung
                                    											kommen. Aus dem gleichen Grunde ist ersichtlich, dass auch hier die
                                    											Schaltung überhaupt unterbleibt, wenn kein Schussfaden zur Eintragung kommt
                                    											oder wenn ein Schussfaden, der eingetragen wird, sich derart anlegen kann,
                                    											dass er über oder unter seinen Vorgänger gelangt. Diese letztere Erscheinung
                                    											hängt bekannterweise von der Art der Abbindung der Schussfäden ab und sie
                                    											gestattet in einfacher Weise eine sichere Uebereinanderordnung mehrfacher
                                    											Schusslagen, wie sie bei Geweben mit Unterschuss oder Füllschuss vorkommen.
                                    											Die Tatsache, dass der Regulator nicht schaltet, wenn der Schussfaden
                                    											ausbleibt, macht es auch hier wie beim Kompensationsregulator unnötig
                                    											besondere Vorkehrungen für die Ausschaltung desselben bei Schussfadenbruch
                                    											zutreffen, Ebenso ist es nach einem etwaigen Zurücknehmen von Kette
                                    											nicht von Bedeutung, ob der Warenbaum beim neuerlichen Arbeitsbeginne etwas
                                    											mehr oder weniger zurücksteht, da die genaue Einstellung nach wenigen
                                    
                                    											Ladenanschlägen selbsttätig eintritt.
                                 Im Vorstehenden sind jene Umstände angeführt, welche auf die Dichte der
                                    											Schussanlage bezw. auf die Grösse der Schaltung Einfluss nehmen, und es mag
                                    											besonders hervorgehoben werden, dass nach dieser Richtung hin weder die Vorgelegeübersetzung noch der Klinkenhub oder die Teilung des Sperrades irgendwie einzuwirken in der Lage sind.
                                    											Diese letztgenannten Umstände bedingen wohl den technischen Aufbau des
                                    											Zugwerkes und äussern sich technologisch höchstens in dem Ausmaasse jener
                                    											Kettenschwankungen, die durch den relativen Leergang der Gegenklinke
                                    											veranlasst werden.
                                 Ist die Kettenbaumbremse durch ihr Spielvermögen geeignet, Kette selbsttätig
                                    											etwas zurückzunehmen, oder ist ein schwebender Streichbaum angeordnet, so
                                    											wird beim Rückgange der Lade der Warenbaum unter Ueberwindung der
                                    											Regulatorbelastung so weit wieder zurückgehen, als die Sperrklinke
                                    											gestattet. Das Ausmaass dieses Rücklaufes bezw. der im Arbeitsgange des
                                    											Webstuhles stattfindenden Hin- und Herschwingungen der Kette kann daher
                                    											höchstens den auf den Warenbaumdurchmesser reduzierten Betrag einer Teilung
                                    											des Sperrades ausmachen und wenn eine Reduktion dieser durch Anwendung
                                    											mehrfacher Klinken stattfindet, den entsprechenden Teil derselhen. Auch die
                                    											elastische Zusammenziehung der Kette kann solche Schwingungen hervorrufen,
                                    											weshalb für die untere Grenze ihres Ausmaasses kein rechnerisch einfach zu
                                    											bestimmender Wert aufgestellt werden kann. Um sie auf ein praktisch
                                    											zulässiges Maass zu beschränken, wird die bereits erwähnte Anordnung
                                    											mehrfacher Klinken und zwar der Gegenklinken vorgesehen, während für die
                                    											Anwendung einer mehrfachen Kupplungsklinke der Umstand spricht dass dann die
                                    											den Belastungszug oder dessen Hebelarm verändernde Auslenkung des
                                    											Belastungshebels auf einen geringeren Betrag reduziert wird.
                                 Aus dem Dargelegten lässt sich die technologische Bewertung dieser
                                    											Regulatortype dahin aussprechen, dass sie gleicherweise wie der
                                    											Kompensationsregulator eine anschliessende Schussanlage ergibt, deren Dichte
                                    											aber von der Differenz der Kettenspannung und der Regulatorbelastung und von
                                    											den körperlichen Eigenschaften des Schussfadens sowie der Art der
                                    											Gewebebindung abhängt, doch nur unter der Voraussetzung, dass der
                                    											Kettenablass ein passiver und die Kettenspannung grösser als der Warenanzug
                                    											ist, Entspricht er dieser Voraussetzung nicht, so verändert er seinen
                                    											technologischen Charakter.
                                 Wird der Belastungshebel zwangläufig mit der
                                    											Aufhelfevorrichtung verbunden, so wandelt sich der Regulator in einen
                                    											zwangläufigen um, dessen technologische Eigenschaften er auch erreicht, wenn
                                    											das Belastungsgewicht genügend gross genommen wird, um eine stets
                                    											stattfindende sichere Anlage des Belastungshebels an den Aufhelfefinger
                                    											herbeizuführen.
                                 
                              
                           
                        
                           
                              3. Praktische Ausführung des kraftschlüssigen
                                 										Warenbaumregulators.
                              
                           Die eben ermittelten Feststellungen haben dargetan, dass der kraftschlüssige
                              									Warenbaumregulator an sich kein technologisch bestimmtes Verhalten aufweist, da
                              									seine Arbeitsführung je nach Maassgabe äusserer von ihm unabhängiger Verhältnisse
                              									veränderlich ist. Es hat sich gezeigt, dass er nach drei Richtungen hin ausgewertet
                              									werden kann, entweder als blosser auf die Art und Weise der Schussanlage und Grösse
                              									der Schussdichte ohne Einfluss bleibender Aufwickelapparat oder als Getriebe zur Herbeiführung einer gleichstufigen Schussanlage mit allen technologischen
                              										Eigenschaften
                              									des zwangläufigen Warenbaumregulators und endlich als anschliessend schaltender daher auch kompensierender Regulator. Auf jedem
                              									dieser Anwendungsgebiete wird von ihm in der Praxis auch tatsächlich Gebrauch
                              									gemacht, wenn auch die drittangeführte Art seiner technologischen Wirkungsweise die
                              									vorherrschende ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 672
                              Fig. 95.
                              
                           Da sich diese Verschiedenheit des technologischen Charakters aus der Veränderlichkeit
                              									der äusseren nicht in ihm selbst liegenden Verhältnisse ergibt, so erscheint es
                              									einleuchtend, dass sein technischer Aufbau ein einheitlicher sein kann, und es nicht
                              									möglich ist, aus demselben seine technologische Bewertung vorzunehmen.
                           Aus dem gleichen Grunde ist es daher unrichtig, wenn die technologische
                              									Charakteristik einer seiner Anwendungsarten auf ihn in
                              									dem Sinne allgemein übertragen wird, dass die Kennzeichnung des ganzen Systems davon
                              									abgeleitet wird. Tatsächlich wird aber dieser Fehlgriff häufig angetroffen, Man
                              									bezeichnet den kraftschlüssigen Regulator als „negativen“ Warenbaumregulator und definiert ihn dahin, dass er
                              									nach Maassgabe der Schussfadenstärke schalte, also eine anschliessende Schussanlage
                              									ergebe, im Gegensatze zum „positiven“ Regulator,
                              									der für jeden Schuss gleich viel Schaltung ergebe und direkt angetrieben werde.
                           Besser ist hier schon die Bezeichnung „schwebender“ Regulator, die zumindest
                              									das für sich hat, dass sie die Beurteilung seiner Wirkungsweise nicht irre
                              									führt.
                           Was die praktische Ausführung dieser Regulatortype anbelangt, so sind heute die
                              									Anordnungen meist ähnlich jener in Fig. 92 und 93 S. 621 behandelten, nur bei einigen
                              									Seidenstuhlsystemen findet man den Belastungshebel durch Federn betätigt und mit
                              									einer Klemmkupplung auf das Antriebsrad wirkend.
                           Auch der Federschlagstuhl zeigt besondere Typen.
                           Fig. 95 stellt einen solchen von der Sächsischen Webstuhlfabrik gebauten Regulator dar,
                              									dessen eigentümliche Aufhelfevorrichtung unter Fig.
                                 										94 bereits erwähnt wurde. Der Regulator arbeitet mit einem Sandbaume, ist
                              									also indirekt wirkend, und wird durch eine Gewichtsbelastung betätigt.
                           Eine einfachere Ausführung eines ähnlich gebauten und mit Federbelastung
                              									ausgestatteten Apparates gleicher Herkunft zeigt die Fig.
                                 										96. Die Schlitzstange t wird durch den
                              									schwingenden Arm a hin- und hergeführt und umfasst den
                              									Bolzen p des Belastungshebels H. wodurch sie denselben wieder in die Arbeitsstellung zurückbringt, wenn
                              									er im Sinne des Warenabzuges genügend weit durch die Spannung der Feder F ausgelenkt wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 672
                              Fig. 96.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 672
                              Fig. 97.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 672
                              Fig. 98.
                              
                           Eine moderne Type, gebaut von der Sächsischen:
                                 										Maschinenfabrik Hartmann, ist in der Fig.
                                 										97 dargestellt Der Regulator ist indirekt wirkend, wie die beiden
                              									vorbeschriebenen, bedarf also gleicherweise keiner automatischen Verstellung des
                              									Angriffspunktes seiner Belastung. Die Kupplungsklinke ist hier als Zugklinke
                              									ausgeführt, die Aufhelfung findet durch die Ladenstelze unmittelbar statt.
                           In der Fig. 98 ist die Ausführungsform eines direkt
                              									wirkenden, daher mit Fühlkopf und Verschubvorrichtung ausgestatteten Regulators von
                              									der Webstuhlfabrik Guelcher & Schwabe skizziert, bei welcher der Belastungszug nicht
                              									nur durch das verschiebbare Gewicht, sondern auch noch durch die angeordnete
                              									Schraubenfeder F hervorgebracht wird. Diese
                              									Kombination, welche übrigens auch bei anderen Ausführungen gleicher Type angetroffen
                              									wird, erscheint mit Rücksicht auf das bezüglich der Konstanthaltung des Warenabzuges
                              									Gesagte nicht zweckmässig, weil nicht nur das Belastungsgewicht allein, sondern auch
                              									der Angriffspunkt der Feder, die dem Anwachsen des Warenbaumdurchmessers
                              									entsprechende Verschiebung erfahren müssten, wenn nicht trotz des Fühlkopfgetriebes
                              									eine Wertveränderung des Regulatoranzuges entstehen sol.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)