| Titel: | Ueber die modernen Einrichtungen zur künstlichen Kühlung von elektrischen Maschinen und Apparaten. | 
| Autor: | Leo Lichtenstein | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 721 | 
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                        Ueber die modernen Einrichtungen zur künstlichen
                           								Kühlung von elektrischen Maschinen und Apparaten.
                        Von Leo Lichtenstein,
                           								Berlin.
                        Ueber die modernen Einrichtungen zur künstlichen Kühlung von
                           								elektrischen Maschinen und Apparaten.
                        
                     
                        
                           In diesem Aufsatz sollen die mannigfachen Verfahren zur künstlichen Kühlung
                              									grosser Generatoren, Transformatoren und Anlasser, die in der neuesten Zeit
                              									besondere Verbreitung gefunden haben, im Zusammenhang dargestellt werden.
                           Die Anwendung der künstlichen Kühlung im Maschinenbau ist nicht neu;D. p. J. 1903, 318,
                                    											S. 270. bei dem Bau von Luftkompressoren hat man frühzeitig
                              									gelernt, den Zylinder und Kolben durch Wasserzirkulation zu kühlen. In der
                              									Elektrotechnik kam man zur Anwendung der künstlichen Kühlung, als man durch die Wahl
                              									von immer grösseren Maschineneinheiten vor die Aufgabe gestellt war, beträchtliche
                              									Wärmemengen ohne unzulässige Erwärmung der in Frage kommenden Maschinenteile
                              									abzuführen. Wie gross diese Wärmemengen sind, lehrt folgende einfache Rechnung:
                              									Drehstromgeneratoren von 3000 KW Leistung sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Der
                              									Wirkungsgrad solcher Maschinen ist sehr hoch, etwa 0,95; der Verlust, d.h. die in
                              									Wärme umgesetzte Leistung beträgt 5 v. H. der gesamten Leistung, d.h. 150 KW oder
                              									etwa 204 PS. Dies entspricht einer abzuführenden Wärmemenge im Betrage von 36
                              									Kilogrammkalorien i. d. Sekunde. Ein anderes Beispiel: Es soll für eine grosse
                              									Förderanlage ein 600 PS-Motor gebaut werden. Der Motor ist mit einem Schwungrad
                              									ausgerüstet, das bei normaler Umdrehungszahl von 400 U/M eine lebendige Kraft =
                              										7,106 mkg hat. Der Motor wird leer, d.h. ohne
                              									Last, in Betrieb gesetzt. Bis er die volle Umdrehungszahl erlangt hat, muss von den
                              									Maschinen eine Arbeit von 7,106 mkg geleistet
                              									werden. Bekanntlich geht beim Ingangsetzen elektrischer Motoren im Anlasser eine
                              									beträchtliche Wärmemenge verloren. Geschieht das Anlassen bei konstantem Strom, d.h.
                              									wird der vorgeschaltete Widerstand so reguliert, dass der Strom dauernd den
                              									Normalwert behält, so geht im Anlasser eine Leistung in Wärme über, die der beim
                              
                              									Anlassen geleisteten Arbeit gerade gleich ist. Im vorliegenden Falle ist diese
                              									Wärmemenge
                           
                              7,10^6\mbox{ mkg }=\frac{7,10^6}{424}\mbox{ Kilogrammkalorien }=16500\mbox{ Kal.}
                              
                           Dauert das Anlassen 12 Minuten lang, so muss entweder die Wärmeabgabefähigkeit des
                              									Anlassers so stark sein, dass 23 Kalorien i. d. Sekunde abgeführt werden können oder
                              									seine Wärmekapazität so gross, dass 16500 Kalorien ohne unzulässige Erwärmung des
                              									Widerstandsmaterials aufgenommen werden können. Solche Wärmemengen durch natürliche
                              									Strahlung der Oberflächen ohneübermässige Erwärmung des aktiven Materials, dort
                              									des Anker- und des Schenkeleisens und der Wicklung, hier des Widerstandsmaterials,
                              									abzuführen, ist nicht möglich. Man könnte wohl durch Herabsetzen der spezifischen
                              									Belastung, d.h. durch Anwendung grosser Kupfer- und Eisenmassen, eine Erhöhung des
                              									Wirkungsgrades bei gleichzeitiger Vergrösserung der abkühlenden Oberfläche erzielen;
                              									dieses Mittel allein würde jedoch noch nicht genügen. Bei Vergrösserung der linearen
                              									Abmessungen einer Maschine wachsen die Oberflächen im quadratischen, die Massen
                              									jedoch im kubischen Verhältnis an; um die Oberflächen zu verdoppeln, müsste man also
                              									die Massen nahezu verdreifachen. Mit der Menge von Eisen und Kupfer steigt aber der
                              									Preis der Maschinen; dieses Mittel ist also aus technischen und wirtschaftlichen
                              									Gründen nicht anwendbar. Die Entwicklung der modernen Elektrotechnik geht ganz im
                              									Gegenteil dahin, durch grösstmögliche Steigerung der spezifischen Beanspruchung
                              									wirksamer Materialien die Abmessungen der Maschinen und damit die Kosten und den
                              									Platzbedarf nach Möglichkeit einzuschränken. Hand in Hand mit der Verminderung der
                              									Abmessungen geht die Vereinfachung der Bedienung und Wartung, was weitere
                              									betriebstechnische und wirtschaftliche Vorteile zur Folge hat. Diese Tendenz deckt
                              									sich mit dem in neuerer Zeit im allgemeinen Maschinenbau deutlich zutage tretenden
                              									Bestreben, durch stärkere Beanspruchung der Materialien und Erhöhung der
                              									Umfangsgeschwindigkeit die Abmessungen der Maschinen auf das Mindestmass zu
                              									bringen.
                           Da die Abführung der ganzen im Betriebe entstehenden Wärme durch einfache Strahlung
                              									in ruhender Luft nicht möglich ist, so muss man zur künstlichen Kühlung Zuflucht
                              									nehmen. Diese kann auf dreierlei Weise erfolgen: 1. durch künstliche Vergrösserung
                              									der abkühlenden Oberfläche bei ruhender Luft, 2. durch Luft-, Wasser- oder
                              									Oelzirkulation, 3. durch verschiedene Kombinationen der unter 1. und 2. erwähnten
                              									Verfahren.
                           Gleich beim Entwurf elektrischer Maschinen muss man darauf bedacht sein, für die
                              									Wärmeabfuhr genügende Oberflächen zu schaffen.
                           Ist O die in Wärme umgesetzte Leistung (also
                              									Leistungsverluste elektrischer Maschinen) in Watt,
                           o die abkühlende Oberfläche in qcm,
                           τ die Uebertemperatur des aktiven Materials, so rechnet
                              
                              									man o aus der Formel
                           o=\frac{O}{\tau}\,\cdot\,k . . . . 1)
                           Hierin ist k ein Erfahrungskoeffizient, der je nach den
                              									Abkühlungsverhältnissen, ob künstliche Luftzirkulation vorgesehen ist oder nicht, in
                              									weiten Grenzen wechselt.
                           Die zulässige Uebertemperatur τ wird verschieden
                              									bestimmt. Bei ortsfesten umlaufenden Maschinen und Transformatoren rechnet man mit
                              									50-60° C als obere Grenze; nur dort, wo der Mangel an Raum höhere Beanspruchung der
                              									Materialien notwendig macht, wie bei Strassenbahnmotoren, geht man bis auf 70–80° C
                              									und darüber hinaus. Diese Uebertemperatur wird mit Thermometer gemessen; sie ist
                              									also nur auf der Oberfläche vorhanden; in der Metallmasse ist die Temperatur höher.
                              									Rechnet man die Uebertemperatur des Anker- oder Schenkelkupfers aus seiner
                              									Widerstandszunahme, so findet man Zahlen, die im Durchschnitt 10–20° C höher sind,
                              									als die aus den Angaben der Thermometer. Diesen Umstand darf man beim Entwerfen von
                              									Maschinen nicht vergessen. Ist die Stärke der wärmeerzeugenden Metallschicht zu
                              									gross, so kann die Uebertemperatur in der Tiefe eine Höhe erreichen, bei der die die
                              									Isolation herstellenden Imprägnierstoffe weich werden, während die Thermometer auf
                              									der Oberfläche die Uebertemperatur von 50° C womöglich noch nicht anzeigen. In
                              									solchen Fällen muss man durch passend angeordnete Kanäle verstärkte Wärmeabgabe
                              									bewirken. Bei der Untersuchung elektrischer Maschinen ist neben der direkten Messung
                              									mit dem Thermometer die Bestimmung der Uebertemperatur aus Widerstandszunahme sehr
                              									zu empfehlen.
                           Bei isolierten Leitern (Anker- und Schenkelkupfer), lameliiertem Eisen (Anker- und
                              									Transformatorenblechen) ist die zulässige Erwärmung im wesentlichen durch die
                              									Rücksicht auf die bei starker Erhitzung leidende Isolation (die bei unterteiltem
                              
                              									Eisen aus dünnem Papier besteht) gegeben. Bei isolierten Luftleitern bleibt man
                              									jedoch mit Rücksicht auf den zulässigen Spannungsabfall weit unter dieser Grenze.
                              									Die andauernde Uebertemperatur blanker oder isolierter Luftleiter übersteigt selten
                              									10–15° C. Nur verschiedene Kontakt- oder Anschlusstellen erwärmen sich in der Regel
                              									stärker, aber meistens nur dann, wenn sie nicht auf die Dauer in gutem Zustande
                              									gehalten werden.
                           Im Gegensatz hierzu geht man bei Anlassern, Belastungswiderständen und dergleichen
                              									mit der Temperatur bedeutend höher hinauf. Man bettet oft Widerstandsbleche in
                              									Glimmer oder Asbest ein und erwärmt sie im Betriebe auf 200–250° C. Um Feuersgefahr
                              									zu vermeiden, werden solche Widerstände stets völlig eingekapselt konstruiert. Die
                              									Uebertemperatur auf den zugänglichen Stellen der äusseren Hülle wird aber auch hier
                              									50° C nicht wesentlich übersteigen. Das gleiche gilt für alle Metall- und
                              									Flüssigkeitsanlasser, Oeltransformatoren und dergleichen. Auf der Oberfläche darf
                              									die Uebertemperatur etwa 50° C nicht übersteigen, während sie im Innern oft viel
                              									mehr betragen kann. In diesem Falle und überhaupt dann, wenn im Innern der Maschine
                              									oder des Apparates die Uebertemperatur an verschiedenen Stellen verschieden ist,
                              									wird in die Formel 1) für τ der Wert eingesetzt,
                              									welcher für die Oberfläche als zulässig angesehen wird. Den Besonderheiten der
                              									betreffenden Maschine wird durch passende Werte von k
                              									Rechnung getragen. Diese Zahlen liefert die Erfahrung; sie sind je nach der Art der
                              									Abkühlung äusserst verschieden. Im folgenden sollen einige Grenzwerte angegeben
                              									werden.
                           Bei eingekapselten Belastungswiderständen wird die Wärme vom aktiven Material durch
                              									Vermittlung der eingeschlossenenen Luft und der Blechhülle nach aussen abgegeben.
                              									Die Wärmeabgabe ist also nicht so günstig, wie bei einem nicht eingekapselten
                              									Widerstand. In diesem Falle kann mit k = 1000–1800, je
                              									nach der eingeschlossenen Luftmenge usw. gerechnet werden, wenn für r die höchste Uebertemperatur der Blechhülle eingesetzt
                              									wird. In ganz analoger Weise geschieht die Wärmeabgabebei Oeltransformatoren,
                              									bei in Oel getauchten Belastungs- und Anlasswiderständen und dergleichen. Die
                              									Transformatoren für hohe Spannung (von 5000 Volt ab, aber auch darunter) werden
                              									meistens in Oel gestellt und luftdicht eingekapselt. Dies geschieht vor allen Dingen
                              									wegen der sehr hohen Isolationsfähigkeit von Oel. Bei 40000 Volt schlägt die
                              									Entladung in Luft in Form eines Knallfunkens oder eines Lichtbogens bei einer
                              									Entfernung der Elektroden gleich 50–100 mm über (je nach der Form der Elektroden),
                              									in Harzöl erst, wenn die Entfernung auf etwa 20 mm verringert wird.
                           Grosse Anlasser, welche nur selten, z.B. ein- oder zweimal täglich in Betrieb gesetzt
                              									werden, werden ebenfalls gern in Oel gestellt. Hier handelt es sich darum, grosse in
                              									kurzer Zeit entwickelte Wärmemengen ohne unzulässige Erwärmung des aktiven Materials
                              									aufzuspeichern, und dazu ist Oel seiner grossen Wärmekapazität und seines
                              									verhältnismässig hohen Verdampfungspunktes wegen gut geeignet.
                           In dem eingangs angeführten Beispiel war die aufzunehmende Wärmemenge gleich 16500
                              									Kal. Nehmen wir die zulässige Uebertemperatur von Oel gleich 70° C an und rechnen
                              									wir wegen der ungleichmässigen Wärmeverteilung mit τ =
                              									50° C, so bekommen wir bei einer spezifischen Wärme von Oel gleich 0,45 die
                              									erforderliche Oelmenge =\frac{16500}{50\,\cdot\,0,45}=730\mbox{ l.}.
                           Diese Oelmenge lässt sich mit Leichtigkeit unterbringen, ohne dass der Platzbedarf zu
                              									hoch wird; zu gleicher Zeit können wegen der vorzüglichen Wärmeabfuhr die
                              									Widerstandselemente sehr stark belastet werden. Man kommt also mit einer
                              									verhältnismässig geringen Metallmenge aus. Die aufgenommene Wärmemenge wird dann im
                              									Laufe des Tages langsam ausstrahlen.
                           Bei eingekapselten Heizkörpern findet die Wärmeabgabe zwischen dem aktiven Material
                              									und äusserer Blechhülle im wesentlichen durch unmittelbare Wärmeübertragung, durch
                              
                              									Strömungen in der Flüssigkeit oder der Luft statt. Oel überträgt seiner viel
                              									grösseren spezifischen Wärme wegen in gleicher Zeit mehr Wärme als Luft.
                              									Dementsprechend rechnet man bei Oeltransformatoren und dergleichen je nach der
                              									Oelmenge und Beschaffenheit der Metallhülle mit k =
                              									1000–1800, wenn für τ wie früher höchste
                              									Uebertemperatur des Mantels gesetzt wird. Die höchste Uebertemperatur des
                              									eingeschlossenen Körpers ist um 10–40°C höher. Enthält das Gefäss nicht Oel, sondern
                              									Luft, so ist das Temperaturgefälle zwischen Gefässinhalt und Gefässwand viel höher
                              									und übersteigt bei grosser Luftmenge leicht 100° C. Es ist also ein grosser Vorzug
                              									der in einer Flüssigkeit eingebetteten Widerstände, dass bei ihnen die
                              									Temperaturverteilung recht gleichmässig ausfällt und die Gefahr des Verbrennens
                              									selbst bei hoher Strombelastung gering ist. In der Praxis kommt natürlich noch ein
                              									Faktor hinzu – nämlich der Preis. Man spart bei Verwendung von Oel an
                              									Widerstandsmaterial, hat aber dafür Oel und Gefäss zu bezahlen. Es ist also von Fall
                              									zu Fall zu erwägen, welcher Konstruktionsgrundsatz bei gleicher Betriebssicherheit
                              									zu den wirtschaftlich besten Ergebnissen führt.
                           Steht der wärmeerzeugende Körper frei, so ist seine Wärmeabgabe selbst bei
                              									natürlichem Luftzug intensiver als bei Zwischenschaltung einer Metallhülle. Bei
                              									Lufttransformatoren, „offenen“ Belastungswiderständen, d.h. Widerständen, die
                              									in Gefässe aus perforiertem Blech eingeschlossen sind, rechnet man mit k = 600–1200.
                           Bei umlaufenden Maschinen, die durch die Drehbewegung stärkeren Luftzug erzeugen,
                              									wird k kleiner.
                           Man rechnet bei natürlicher Kühlung mit k = 400 bis 1000
                              										τ ist hierbei die maximale mit Thermometer
                              									abgelesene Uebertemperatur.
                           
                           Rechnen wir mit τ = 50° C., k = 800 die für die im ersten Beispiel genannte Maschine erforderliche
                              									Abkühlungsfläche, so erhalten wir
                           
                              o=\frac{150000}{50}\,\cdot\,800=240000\mbox{ qcm}=24\mbox{ qcm}
                              
                           Eine Maschine von so grosser Abkühlungsfläche bei halbwegs annehmbaren linearen
                              									Abmessungen zu schaffen, ist nicht möglich. Dazu kommt noch, wie wir bereits
                              									hervorgehoben haben, die Unmöglichkeit, eine auch nur annähernd gleichmässige
                              									Temperaturverteilung im Körper der Maschine herzustellen, wenn die Tiefenabmessungen
                              									derselben ein gewisses Mass überschreiten. Bauen wir die Maschine als eine kompakte
                              									Metallmasse von 24 qm Oberfläche, so bekommen wir auf der Oberfläche eine
                              									Temperaturerhöhung von vielleicht nur 15 bis 20° C, während im Innern Temperaturen
                              									von vielleicht 150° bis 200° herrschen würden. Die Wärmeabgabe erfolgt durch
                              									Wärmeleitung in der Metallmasse und die Ausstrahlung von der Oberfläche. In unserem
                              									Falle würden die Leitungswege zu gross ausfallen. Um sie zu verkleinern, müsste man
                              									auch im Innern der Metallmasse ausstrahlende Oberfläche schaffen und um die daselbst
                              									ausgestrahlte Wärme zu entfernen, künstlichen Luftzug anwenden. (Stagnierende Luft
                              									ist ein vorzüglicher Wärme-Isolator!) Bei grossen Maschinen wird man also von selbst
                              									auf eine weitgehende Unterteilung der Metallmasse, Anordnung von Luftkanälen und
                              									künstliche Ventilation geführt. Künstliche Kühlung hat doppelten Wert. Zunächst wird
                              									die Wärmeabgabefähigkeit der ausstrahlenden Flächen wesentlich gesteigert, was einer
                              									Vergrösserung der Oberfläche bei normaler Wärmeabgabefähigkeit gleichbedeutend ist.
                              									Hierdurch wird zweitens die zur Herstellung der genügenden Abkühlungsfläche nötige
                              									Metallmasse und damit der Leitungsweg vermindert. Die wirtschaftlichen und
                              									betriebstechnischen Vorteile der künstlichen Kühlung haben wir bereits vorher
                              									gebührend hervorgehoben.
                           Einfache Vergrösserung der Abkühlungsfläche bei unveränderter Metallmasse ist das
                              									einfachste Mittel, die Wärmeabgabefähigkeit der Körper zu erhöhen; sie wird auf
                              									mannigfache Weise angestrebt und leistet bei mittelgrossen Maschinen gute Dienste.
                              									Hierher gehört vor allen Dingen die Anwendung von verschiedenen
                              									Rippenkonstruktionen, wie sie bei den Kühlkörpern von Automobilen benutzt werden.
                              									Diese Konstruktionen sind jedoch in der Regel hässlich und kommen deswegen bei
                              									elektrischen Maschinen selten vor. Eine sehr weite Verbreitung hat dagegen bei
                              									elektrischen Maschinen ein anderes Konstruktionsprinzip erlangt – das der
                              									weitgehenden Unterteilung des aktiven Materials zur Schaffung von abkühlenden
                              									Flächen im Innern der Maschine. Diese Unterteilung ist deshalb unvermeidlich, weil
                              									die Wärme in den meisten Fällen in allen Teilchen der Metallmasse, also auch im
                              									Innern der Maschine erzeugt wird. Bei nicht elektrischen Maschinenelementen (z.B.
                              									bei Lagern, Kolben usw.) findet die Wärmeentwicklung in der Regel nur auf der
                              									Oberfläche statt. Bei nicht elektrischen. Maschinen geht die Wärme von der
                              									Oberfläche in das Innere der Metallmasse durch Leitung über, der Metallkern wird
                              									also stets kühler als die Oberfläche bleiben; bei elektrischen Maschinen ist das
                              									Gegenteil der Fall. Zudem vertragen die mechanischen Maschinenteile im allgemeinen
                              
                              									eine viel höhere Temperaturzunahme als die elektrischen. Deshalb findet man im
                              									allgemeinen Maschinenbau nur selten eine künstliche Kühlung vor, so bei
                              									Gasmaschinen, Kompressoren, sehr grossen Lagern u. dergl. Häufig wird sogar eine
                              									Heizung vorgesehen, z.B. bei Dampfmaschinen, während die Herstellung einer
                              									genügenden Abkühlungsfläche die wichtigste Sorge jedes konstruierenden
                              									Elektroingenieurs ist.
                           Die Unterteilung der Metallmassen bildet ein sehr beliebtes und fast durchgängig
                              									angewendetes Mittel, die ausstrahlende Oberfläche zu vergrössern. So wird das
                              									Ankereisen stets zu mehreren Paketen, die durch Metallstege in gleichbleibender
                              									Entfernung von einander gehalten werden, zusammengebaut (Fig. 1). Durch die so gebildeten Luftschlitze l streicht die durch Drehung des Ankers mitgerissene Luft. In gleicher
                              									Weise wird das Eisen von Transformatoren zusammengebaut. Dort werden die
                              									Luftschlitze senkrecht angeordnet, damit die warme Luft (oder warmes Oel) darin
                              									aufsteigen kann. So bildet sich eine regelrechte natürliche Ventilation aus. – Bei
                              									niedervoltigen Maschinen, die hohen Strom zu liefern haben (es gibt Ausführungen bis
                              									4000 Amp. und darüber), wird der Kollektor sich stark erwärmen, erstens infolge der
                              									hohen Strombelastung, zweitens weil zur Abnahme eines so grossen Stromes viel
                              									Bürsten gehören, also grössere Bürstenreibung unvermeidlich ist. Bei solchen
                              									Maschinen wird der Kollektor oft geteilt und mit Längsschlitzen versehen (Fig. 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 723
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 723
                              Fig. 2.
                              
                           Das Gehäuse von Oeltransformatoren wird nicht selten durch ein senkrechtes Rohrsystem
                              									durchsetzt (Fig. 3). Hierdurch wird die wirksame
                              									Abkühlungsfläche nicht unwesentlich vergrössert; ausserdem wirken die Röhren nach
                              									Art von Schornsteinen und bewirken lebhaften Luftzug.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 723
                              Fig. 3.
                              
                           Misst man die Temperatur an verschiedenen Stellen eines im Betrieb befindlichen,
                              
                              									eingekapselten Oeltransformators (solche Messungen bilden den wichtigsten Teil der
                              									in Versuchsräumen elektrotechnischer Fabriken nach der Fertigstellung grosser
                              									Maschinen vorzunehmenden Prüfung), so findet man, dass diese nicht gleichmässig
                              									verteilt ist. Auf dem Boden des Gefässes ist die stationäre Uebertemperatur von Oel
                              									am niedrigsten, unter dem Deckel am höchsten. Der Unterschied kann mehr als 100 v.
                              									H. betragen. Durch Anordnung einer einfachen Zirkulation kann man diesem Uebelstand
                              									abhelfen. Durch eine kleine Zentrifugalpumpe wird das Oel am Boden des
                              									Transformatorgehäuses eingesaugt und nahe am Flüssigkeitsspiegel wieder eingeführt.
                              									Durch fortwährenden Umlauf wird das Oel durcheinander geschüttelt und nimmt in
                              									seiner ganzen Masse dieselbe mittlere Temperatur an. Bei unveränderter maximaler
                              									Uebertemperatur von Oel kann man durch Anordnung einer Zirkulation die abzuführende Wärmemenge nahezu
                              									auf das Doppelte steigern. Handelt es sich um einen Transformator, so entspricht
                              									dies bei unveränderter Spannung einer um 40 v. H. höheren Strombelastung. – Bei
                              									Anlage einer Zirkulation muss natürlich für ausreichende Reserve der
                              									Zirkulationsorgane gesorgt werden. Eine kleine Pumpe, die hierbei in Frage kommt
                              									(Zentrifugalpumpe von vielleicht 150 bis 200 mm Durchmesser), ist ein empfindliches
                              									Maschinenelement und kann versagen. Die Folge davon ist eine übermässige Erwärmung
                              									des Transformators usw. Es wird immer gut sein, die Pumpe usw. doppelt auszuführen.
                              									Einfache Zirkulation wird ausser bei Transformatoren noch häufig bei
                              									Flüssigkeitsanlassern, in Oel gestellten Belastungswiderständen und dergl.
                              									angewendet. Sie hat lediglich den Zweck, die Temperatur in der Flüssigkeitsmasse
                              									gleichmässig zu verteilen, um das natürliche Abkühlungsvermögen der Oberfläche voll
                              									auszunutzen und stellt insofern eine künstliche Kühlung noch nicht dar. Anders wird
                              									die Sache, wenn wir die angesaugte Flüssigkeit durch ein Schlangenrohr mit vielen
                              									Windungen führen. Rechnen wir die Oberfläche eines solchen Schlangenrohrs aus, so
                              									finden wir, dass sie die eigentliche Abkühlungsfläche des betreffenden Apparates
                              									oder der Maschine mehrfach übersteigt. Durch die Anordnung eines Schlangenrohrs
                              									haben wir also eine wesentliche Erhöhung der Abkühlungsfläche erzielt. Die
                              									Zirkulation sorgt dafür, dass die Temperatur in der Flüssigkeitsmasse überall
                              									dieselbe ist. Die Temperaturdifferenz der zufliessenden und der abfliessenden
                              									Flüssigkeit kann hierbei leicht 10 bis 15 v. H. betragen. – Stellen wir das
                              									Schlangenrohr in ein Bassin mit Wasser, das durch stetigen Zufluss langsam erneuert
                              									wird, so machen wir einen Schritt weiter zur Erzielung einer wirksamen künstlichen
                              									Kühlung. Auch kann man das Schlangenrohr in einen schornsteinartigen Blechkasten
                              									einschliessen und durch diesen mit einem Ventilator kräftigen Luftzug treiben.
                              									(Luftgeschwindigkeit = 40 bis 50 m/Sek.) Der Energieverbrauch eines solchen Ventilators
                              									oder einer Pumpe ist sehr gering und beträgt kaum mehr als ⅓ bis ½ PS. Wir haben
                              									hier mit einer Wasser- oder Luftkühlung mit Zirkulation zu tun, die bei grossen
                              									Transformatoren, Flüssigkeitsanlassern, in Oel getauchten Metallanlassern von
                              									häufiger Anwendung ist. Luftkühlung ist wirksamer; doch wird aus konstruktiven
                              									Gründen bei grossen Transformatoren meistens Wasserkühlung vorgezogen. Der
                              									Wasserverbrauch ist nicht gross und beträgt selbst bei sehr grossen Maschinen, 1000
                              									KW-Transformatoren, nicht mehr als 2 bis 3 cbm i. d. Stunde. – Konstruktiv wird
                              									Wasserkühlung oft auch anders ausgeführt. Man legt in das das abzukühlende Oel
                              									enthaltende Gefäss ein Rohrsystem und lässt durch dieses kaltes Wasser langsam
                              									fliessen. Gleichzeitig lässt man durch passende Anordnung der Saug- und Druckstelle
                              									das Oel so zirkulieren, dass den Wasserröhren fortwährend warme Flüssigkeit
                              									zugeführt wird (Fig. 4).
                           Bei den bisher betrachteten Beispielen handelte es sich immer um die Abkühlung einer
                              									Flüssigkeit, die entweder selbst der Sitz des Wärmeentwicklungsprozesses ist
                              									(Flüssigkeitsanlasser, Wasserwiderstände) oder die Wärme von einem Metallkörper
                              									abzuleiten hat (Oeltransformatoren, Anlasser usw.). Im letzteren Falle ist die
                              									Wärmeübertragung folgende: Transformatorkörper – Oel – Rohrwandung – Wasser –
                              									Atmosphäre. Bei umlaufenden Maschinen, Generatoren, rotierenden Umformern, Motoren
                              									und dergl. ist die Flüssigkeitskühlung untunlichund auch nie versucht worden.
                              									Sie würde bei den hohen Tourenzahlen, die in der Elektrotechnik die Regel bilden
                              									(150 bis 3000 U/M, meistens über 750 bis 1000 U/M), entweder unzulässig hohe
                              									Bewegungswiderstände hervorrufen oder aus konstruktiven Schwierigkeiten unanwendbar
                              									sein. Bei umlaufenden Maschinen ist man also lediglich auf unmittelbare Luftkühlung
                              									angewiesen. Diese ist oft durch die Betriebsverhältnisse selbst bereits gegeben. Bei
                              									Strassenbahnen z.B. wird das Gehäuse der stets eingekapselten Motoren durch den beim
                              									Fahren erzeugten kräftigen Luftzug gekühlt. Aehnlich geschah es bei den
                              									Schnellbahnwagen mit den in den Wagen befindlichen Transformatoren.
                              									(Luftgeschwindigkeit beträgt bei 200 km/St. Wagengeschwindigkeit rund 55 m/Sek.) Bei dem
                              									Siemens-Wagen wurde durch geschickte Anordnung des Anlasswiderstandes eine äusserst
                              									wirksame Luftkühlung der Widerstandsbleche erzielt. Diese befinden sich auf der
                              									Aussenfläche des Wagens auf seinem ganzen Umfang jalousieartig verteilt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 724
                              Fig. 4.
                              
                           Bei grossen Generatoren, namentlich Drehstromgeneratoren, wird die Luftkühlung
                              									einfach in der Weise durchgeführt, dass der durch einen Ventilator erzeugte kräftige
                              									Luftstrom durch passend eingerichtete Kanäle durchgeblasen wird. Bei
                              									Drehstromgeneratoren wird der Luftstrom in die Luftschlitze des Stators auf der
                              									Aussenseite eingeführt durchläuft diese in annähernd radialer Richtung und kühlt
                              									noch das im Innern rotierende Magnetkreuz. Die Luftgeschwindigkeit in den Schlitzen
                              									wechselt je nach der Weite der Kanäle und der Grösse des Ventilators in weiten
                              									Grenzen. Die abzuführende Wärmemenge beträgt sicher gerechnet, das drei- oder
                              									vierfache derjenigen, welche ohne künstlichen Luftzug abgeführt werden könnte. Bei
                              									Anordnung künstlicher Luftkühlung ist streng darauf zu achten, dass wirklich alle
                              									Punkte, in denen intensive Wärmeentwicklung stattfindet, von Luft umspült werden.
                              									Jeder Verstoss gegen diese Regel würde sich durch Ueberhitzung der betreffenden
                              									Teile unangenehm bemerkbar machen.
                           Auch Belastungs- und Anlasswiderstände mit Luftkühlung sind vielfach mit gutem
                              									Erfolge ausgeführt worden. Je nach der Aufstellung des Ventilators und der Führung
                              									des Luftstromes, der nicht selten unmittelbar gegen den Widerstandskörper gerichtet
                              									wird, ist die abzuführende Wärmemenge sehr verschieden. In einzelnen Fällen kann man
                              									durch zweckmässig eingerichtete Luftkühlung die Leistung, die in einem Widerstand in
                              
                              									Wärme umgesetzt werden kann, auf das vierfache erhöhen. Mit einem Apparat von kaum 2
                              									cbm Volumeninhalt und 1 qm Grundfläche kann man leicht eine Energie von 100 KW in
                              									Form von Wärme ableiten.