| Titel: | Neuere Schmelzsicherungen. | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 812 | 
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                        Neuere Schmelzsicherungen.
                        (Schluss von S. 781 d. Bd.)
                        Neuere Schmelzsicherungen.
                        
                     
                        
                           Eine in vierfachem Sinne unverwechselbare Sicherung Ist Gegenstand des D. R. P.
                              									134404 der Aktiengesellschaft Mix & Genest in Berlin.
                           Diese Sicherung kann für jede Spannung nur für eine bestimmte Stromstärke und für
                              									jede Stromstärke nur für eine bestimmte Spannung verwendet werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 812
                              Fig. 23.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 812
                              Fig. 24.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 812
                              Fig. 25.
                              
                           Fig. 23 zeigt eine einfache Ausführungsform der
                              									Sicherung in Verbindung mit einem Edison-Sicherungssockel h. Letzterer ist im
                              									Schnitt, der dazu gehörige Schmelzeinsatz i in Ansicht
                              									dargestellt. Zur Erzielung vollkommener Unverwechselbarkeit ist in den
                              
                              									Sicherungssockel der Gewindering a eingeschraubt,
                              									dessen Boden einen Ausschnitt e (Fig. 24) besitzt, der durch drei Kreisbogen b c d von verschiedenen Halbmessern begrenzt ist. An
                              									dem Schmelzeinsatz i ist die Platte f angebracht von solcher Form, dass sie leicht in den
                              									zugehörigen Bodenausschnitt e des Gewinderinges a hineinpasst. Die Halbmesser bleiben für eine grosse
                              									Anzahl verschiedener Stromstärken und Spannungen bei allen drei Kreisbogen
                              									dieselben, während die Länge der Kreisbogen je nach der Stromstärke anders gewählt
                              									werden (Fig. 24). Nur wenn die Form der Platte f am Schmelzeinsatz zur Form des Ausschnittes im Boden
                              									des Gewinderinges passt, d.h. nur wenn der Schmelzeinsatz richtig ausgewählt ist,
                              									kann er soweit in den Gewindering eingeschraubt werden, dass die Platte f auf die Kontaktplatte am Sockel h zur Anlage kommt und so Stromschluss hergestellt
                              									ist.
                           Die Zahl der verschiedenartigen Schmelzeinsätze kann auf einfachste Art verdoppelt
                              									werden, indem der Ausschnitt in dem Gewindering von der entgegengesetzten Seite in
                              									derselben Grösse ausgestanzt wird (Fig. 25), wobei
                              									dann die zu dem betreffenden Gewindering passende Platte umgekehrt an einem
                              									entsprechenden Schmelzeinsatz befestigt werden muss.
                           Eine tunlichst feine Abstufung der Unverwechselbarkeit gewährleistet auch die
                              									Stöpselsicherung von Siemens & Halske, D. R. P. 141459.
                           Die für die Unverwechselbarkeit bestimmten Elemente sind hier statt aus
                              									Isoliermaterial aus Metall hergestellt und können somit leicht mit beliebiger
                              									Genauigkeit angefertigt werden.
                           Gleichzeitig ist die Möglichkeit berücksichtigt, ein und denselben Sockel durch
                              									Einsetzen besonderer Teile erst nachträglich für eine bestimmte Patrone
                              									unverwechselbar einzurichten. Je nach der Verwendung der Sicherung kann auch das
                              									Einsatzstück im Sockel so befestigt werden, dass es entweder leicht oder
                              									schwieriger, und nur mit besonderen Instrumenten entfernt werden kann.
                           In Fig. 26
                              									ist ein Sicherungsstöpsel e gebräuchlicherForm mit
                              									Gewindeteil g und Kontaktzapfen z dargestellt, die in dem Sockel s an den
                              									Kontaktstücken c1 und
                              										c2 Anschluss
                              									finden, welche ihrerseits mit den Leitungen in Verbindung stehen.
                           Fig. 27
                              									stellt einen Schnitt durch den Sockel dar. Der untere Teil h der Höhlung im Sockel ist weit genug, um den grössten der zur Verwendung
                              									kommenden Zapfendurchmesser der einzusetzenden Stöpsel Platz zu geben. Für einen
                              									bestimmten Zapfen nun wird die Höhlung durch ein ringförmiges Einsatzstück r verengt. Von der Höhlung im Sockel führen rechteckige
                              									Löcher l nach der Rückseite des Sockels. Der Ring r hat der Lage dieser Löcher entsprechend die Ansätze
                              
                              										a, die nach unten gebogen in die Löcher
                              									hineinragen, während der Ring selbst sich auf den Absatz der Höhlung auflegt. Eine
                              									achsiale Bohrung im Ringe r entspricht dem Durchmesser
                              									eines bestimmten Kontaktzapfens. Dabei können die Ansätze a entweder so gebogen sein, dass sie nach Einsetzen des Ringes in die
                              									Sockelhöhlung von oben her federnd hinter die Kanten der Löcher l treten, so dass eine leichte Entfernung des Ringes
                              									ebenfalls von oben her möglich bleibt (Fig. 27) oder aber es
                              									können die Ansätze a des eingesetzten Ringes r nach dem Einsetzen hinter die Kanten der Löcher l gebogen werden (Fig. 26), wodurch die
                              									Entfernung des Ringes so erschwert ist, dass sie besondere Instrumente und Abnahme
                              									des Sockels erfordert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 812
                              
                           Bei Schmelzsicherungen für Hochspannung ist man genötigt Vorkehrungen zu treffen,
                              									dass der Lichtbogen, welcher beim Durchschmelzen sich bildet, unter allen Umständen
                              									rasch und sicher zum Verlöschen gebracht wird.
                           Dies, wird einerseits dadurch erreicht, dass man die erwärmte Luft dazu benutzt, um
                              
                              									innerhalb eines engen Rohres einen starken Zug zu erzeugen, der den Lichtbogen
                              									auslöscht, andererseits dadurch, dass man den Abschmelzdraht mit einem feuerfesten
                              									isolierenden Pulver oder mit Flüssigkeit umgibt, welche den Lichtbogen erstickt.
                           Bei Sicherungen ersterer Art wird durch den starken Luftzug das verbrannte und
                              									abgeschmolzene Metall des Abschmelzstreifens aus dem Rohre herausgerissen und
                              									umhergeschleudert. Ferner ist man an eine gewisse Neigung der Sicherung gegen die
                              									Horizontale beim Gebrauch gebunden. Bei der zweiten Art tritt sehr leicht bei
                              									Abbrennen des Streifens eine so heftige Ausdehnung der vorhandenen Luftmenge auf,
                              									dass die umgebende Röhre den Druck nicht aufnehmen kann, sondern zersprengt
                              									wird.
                           Unter Vermeidung dieser Nachteile erreicht die Abschmelzsicherung von Dr. P. Meyer Aktiengesellschaft in Berlin, D. R. P. 135163,
                              									ein durchaus sicheres Abreissen des Lichtbogens, ohne die Umgebung der Sicherung im
                              									geringsten zu gefährden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 813
                              Fig. 28.
                              
                           In dem Rohr b (Fig. 28)
                              									aus gut isolierender, feuerfester Masse, welches in seiner Mitte rechtwinklig den
                              									schornsteinartigen Ansatz g von ungefähr gleichem
                              									Querschnitt wie b besitzt, befindet sich der
                              									Abschmelzdraht a unter dem Zug der Federn e und e1, welche bei k und
                              										k1 an den Hebeln
                              										d und d1 wirken; in letzteren ist der Abschmelzdraht
                              									eingeklemmt. Die Stromzuleitungen werden mittels der Blätter f und f1 in
                              									bekannter Weise in Anschlussfedern eingesetzt. Hinter Asbestringen, durch welche der
                              									Draht a hindurchtritt, befindet sich eine Füllung aus
                              									feuerfestem, isolierendem, pulverförmigem Stoffe c und
                              										c1.
                           Tritt Ueberlastung des Drahtes a ein, so dehnt er sich
                              									zunächst unter dem Einfluss der erzeugten Wärme, wobei er durch den Zug der Federn
                              										k und k1 am Durchhängen verhindert wird. Das Abschmelzen
                              									erfolgt bei vorliegender Anordnung unbedingt unter Luftzutritt. Der sich bildende
                              									Ueberdruck wird durch die saugende Wirkung des schornsteinartigen Ansatzes kräftig
                              									durch das Rohr g nach aussen getrieben, so dass ein
                              									schädlicher Ueberdruck innerhalb des Rohres vermieden ist. Die Schmelzenden werden
                              									durch den Zug der Federn k und k1 auseinander gezogen, so dass
                              									Stehenbleiben des Lichtbogens selbst bei sehr hohen Spannungen ausgeschlossen
                              									ist.
                           Bei den Patronen mit Auspufföffnungen kommt es vor, dass die Gase und Dämpfe durch
                              									die Sicherheitsöffnungen mit so hoher Temperatur austreten, dass sie die von ihnen
                              									getroffenen Metallteile zum Schmelzen bringen. Unter Umständen können auch durch die
                              									entstehenden Metalldämpfe noch an anderen Stellen Kurzschlüsse eingeleitet werden,
                              									z.B. über die Mantelfläche der Patrone hinweg zwischen den Anschlussteilen.
                           Bei der Sicherungspatrone nach D. R. P. 140730 von Siemens & Halske Aktiengesellschaft in
                              									Berlin (Fig. -9) sind alle Teile derart ausgeführt, dass sie sowohl flicht gegen den
                              									Austritt der Explosionsgase sind als auch beim Gebrauch der Patrone genügend fest an
                              									ihrer Stelle gehalten werden.
                           Zwischen den beiden Anschlussteilen a an den Stirnseiten
                              									der starkwandigen Patrone p ist durch den
                              									verhältnismässig kleinen Hohlraum der Schmelzfaden gedeckt und mit ersteren
                              									verlötet. Die Anschlussteile sind als Scheiben mit hohem zylindrischen Rande
                              									ausgeführt, der in eine entsprechende Nute an der Stirnseite der Patrone eingreift.
                              									Durch Verkittung der Anschlussteile mit dem Patronenkörper entsteht eine sehr dichte
                              									Verbindungbeider Teile, so dass auftretende Gase den langen Weg unter der
                              									Scheibe und zweimal an dem Rande entlang machen müssten. Bei der an sich schon
                              									festen Verbindung wird die Patrone noch in dem geeignet gestalteten Sicherungskörper
                              									so eingespannt gehalten, dass die Anschlussteile a noch
                              									fester gegen den Patronenkörper gedrückt werden. Der in dieser Weise zu erzielende
                              									dichte Abschluss des Schmelzraumes verhindert auch sicher den Zutritt heisser Gase
                              									zu den Lötstellen des Schmelzfadens, ohne dass diese weiter als etwa durch den lose
                              									passenden kleinen zylindrischen Block b oder durch die
                              									obere Einschnürung des Schmelzraumes geschützt sind.
                           Die derselben Firma durch D. R. P. 143695 geschützte, geschlossene Sicherung (Fig. 30) bezweckt das Auftreten von Kurzschlüssen und
                              									Stehfeuer innerhalb der Fassung zu vermeiden und insbesondere die metallischen
                              									Anschlussstücke vor dem Verbrennen zu schützen.
                           Die Patrone besteht aus dem Hohlzylinder b aus Porzellan
                              									oder dergl., der an seinen beiden Enden durch je einen Pfropfen p aus Speckstein, Porzellan oder dergl. verschlossen
                              									ist. Die Pfropfen sind mit feinen Durchlasslöchern für den Schmelzfaden s versehen, der mit den Kontaktkappen c in gebräuchlicher Art verbunden ist.
                           Das Wesentliche der vorliegenden Erfindung besteht nun darin, dass die Patrone in
                              									eine Einspannvorrichtung (beispielsweise nach Fig.
                                 										30) derartig eingesetzt wird, dass die Kontaktkappen cc gegen den Patronenkörper fest angedrückt werden, so
                              									dass die Dichtungspfropfen p bei auftretendem
                              									Explosionsdruck nur bei Sprengung der ganzen Einspannvorrichtung herausgeschleudert
                              									werden können.
                           Das D. R. P. 143555 der Elektrizitäts-Aktien-Gesellschaft
                                 										vorm. W. Lahmeyer & Co. in Frankfurt a. M. geht von der Erwägung aus,
                              									dass die Explosion verhindert werden kann, wenn man durch geeignete Mittel den Druck
                              									so weit verringert, dass das Gefäss, welches die Masse und den Schmelzdraht enthält,
                              									nicht zertrümmert werden kann. Zu diesem Zwecke sind in der Masse ein oder mehrere
                              									Hohlräume gebildet, welche bei der Explosion des Drahtes zusammengedrückt werden und
                              									auf diese Weise den Explosionsstoss der Gase vermindern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 813
                              Fig. 29.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 813
                              Fig. 30.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 813
                              Fig. 31.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 813
                              Fig. 32.
                              
                           Fig. 31 und 32 zeigen
                              									eine Anordnung, bei welcher die Hülse H aus Gummi
                              									oder ähnlichem Material in der Mitte einer Röhre aus Glimmer, Pappe oder dergl.
                              									angeordnet ist; konzentrisch um diese Hülse sind die Schmelzdrähte s angebracht und mit den beiden Kontaktstücken C verlötet. Explodieren diese Drähte, so presst der
                              									auftretende Druck die Hülse H zusammen und verliert
                              									dadurch soviel von seiner Kraft, dass Zerreissen der Röhre R und des eingeschlossenen Stoffes nicht mehr stattfindet. Die durch die
                              									Wärmeentwicklung schmelzende Masse wird daher den Lichtbogen mit Sicherheit
                              									ersticken.
                           Bei der Sicherung von B. Gernoth & M. Steinweg in
                              									Dortmund, D. R. P. 143 554, ist der Schmelzeinsatz selbst mit einem Hohlraum
                              									versehen und zweckmässig als Röhre ausgebildet. Die in kaltem Zustande unter
                              									beliebigem Drucke hereingebrachte Luft nimmt in der geschlossenen Röhre mit der
                              									Erwärmung des Metalls einen höheren Druck an. Ist die Schmelzröhre infolge der
                              									Stromwärme bis fast auf die Schmelztemperatur erhitzt, dann ist die mechanische
                              									Festigkeit des Metalls gering, die komprimierten Gase werden deshalb die Röhre an
                              									der heissesten Stelle ausbauchen und früher und sicherer die Trennung bewirken, als
                              									dies sonst bei massiven Streifen geschehen würde. Im Augenblick des Durchschmelzens
                              									werden die hochgespannten Gase frei und bringen durch Expansion den Lichtbogen rasch
                              									zum Erlöschen.
                           Um das Auslöschen des Lichtbogens namentlich bei Hochspannungen zu beschleunigen,
                              									kann in die Röhre noch eine Flüssigkeit, z.B. Wasser, hineingebracht werden.
                           Gemäss dem D. R. P. 133836 von G. W. Partrigde in London
                              									wird der elektrische Lichtbogen entweder mittels eines Flüssigkeitsstrahles, z.B.
                              									Kohlensäure, der plötzlich aus einem Vorratsbehälter durch die Hitze des Lichtbogens
                              									freigegeben wird, oder mittels eines explosiven Stoffes, z.B. Schiesspulver, welches
                              									durch die Hitze des Lichtbogens entzündet werden kann, ausgeblasen oder
                              									ausgelöscht.
                           Bei der in Fig. 33 dargestellten Schmelzsicherung ist
                              									für jeden der beiden Halter c, zwischen welchen eine
                              									Anzahl Schmelzdrähte h konzentrisch angeordnet
                              									sind,eine Ausblasvorrichtung d vorgesehen, so
                              									dass, wenn die Drähte h geschmolzen sind, und ein
                              									Lichtbogen von solcher Länge entstanden ist, dass er eine oder beide
                              									Ausblasvorrichtungen erreicht, die Verschlüsse derselben schmelzen und ein oder
                              									mehrere Strahlen der Flüssigkeit plötzlich freigegeben werden und den Bogen
                              									ausblasen. Die Halter c mit den Ausblasvorrichtungen
                              										d und den Schmelzdrähten h sind in eine Büchse k aus Isolierstoff
                              									eingeschlossen und werden von metallenen Trägern l
                              									getragen, welche an den Enden der Büchse k befestigt
                              									sind und von den festen Kontakten m gehalten
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 319, S. 814
                              Fig. 33.
                              
                           Als Ausblasvorrichtungen können zweckmässig die im Handel bekannten Feuerlöschdosen
                              									benutzt werden, die aus einer kleinen, mit komprimiertem Kohlendioxyd gefüllten
                              									Metallflasche bezw. Kapsel bestehen.
                           Ein besonderes Merkmal der Dosen besteht darin, dass ihre Wirkung sich mit dem Grade
                              									der elektrischen Energie, welche den Lichtbogen erzeugt, ändert. Wenn der Lichtbogen
                              									durch eine kleine elektrische Energie erzeugt wird, so schmilzt nur das äusserste
                              									Ende des Behälters, der die Flüssigkeit oder den Explosivstoff enthält, und es
                              									entsteht nur eine kleine Oeffnung, durch welche ein feiner Gasstrahl austritt. Wird
                              									der Bogen dagegen durch starke elektrische Energie erzeugt, so wird eine grössere
                              									Oeffnung gebildet und das Gas strömt in einem starken Strom aus. Die Vorrichtung
                              									passt sich also selbsttätig der besonderen Art des Bogens an.