| Titel: | Die Vorträge vor der sechsten Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft. | 
| Autor: | E. J. | 
| Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 819 | 
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                        Die Vorträge vor der sechsten Hauptversammlung
                           								der Schiffbautechnischen Gesellschaft.
                        Die Vorträge vor der sechsten Hauptversammlung der
                           								Schiffbautechnischen Gesellschaft.
                        
                     
                        
                           Die diesjährige Hauptversammlung der „Schiffbautechnischen Gesellschaft“
                              									wurde am 17. und 18. November in der Aula der Technischen Hochschule zu
                                 									Charlottenburg abgehalten.
                           In dem ersten Vortrage: „Die Wirbelbildung im Wider
                                    											Standsmechanismus des Wassers“ schilderte Hr. Professor Dr. Ahlborn aus Hamburg weitere hydrodynamische
                              									Untersuchungen, die in ähnlicher, jedoch vollkommenerer Weise angestellt worden
                              									sind, wie die im Vorjahre an derselben Stätte beschriebenen.s. D. p. J. 1904, 319, S. 95. Die neueren Untersuchungen behandeln
                              									besonders die im Schiffbau in Frage kommenden Verhältnisse. Durch Schleppversuche
                              									mit Körpern, die einzelnen Schiffsteilen ähneln, wie Vor- und Rudersteven, wurde
                              									gezeigt, wie zweckmässig und nutzbringend es ist, die Vorderkante der Steven
                              									zuzuschärfen. Bei Versuchen mit Körpern von kreisförmigem, elliptischem und
                              									schliesslich schiffsähnlichem Querschnitt im Wasser entstehende Wirbel sind durch
                              									stereoskopische Blitzlichtaufnahmen festgehalten worden und wurden von dem
                              									Vortragenden in wohlgelungenen kinematographischen Vorführungen gezeigt. Aus diesen
                              									ist zu erkennen, dass die auftretenden Wirbelbildungen und damit der Widerstand, den
                              									die einzelnen Körper bei ihrem Fortbewegen durch das Wasser zu überwinden haben,
                              									immer geringer werden, je mehr sich die Gestalt der Körper der Schiffsform nähert.
                              									Einen noch geringeren Widerstand als diese findet offensichtlich eine beiderseits
                              
                              									spitz auslaufende Planke.
                           Sehr anschaulich sind ferner die Projektionsbilder, die den Einfluss einer mehr oder
                              									minder rauhen, benetzten Oberfläche erklären sollen. Es zeigt sich deutlich, dass
                              									rauhe Aussenflächen ungleich weitergehende seitliche Wirbelungen erzeugen als
                              									glatte, und dass jeder aus der glatten Aussenfläche hinausragende Körper (wie
                              									Nietköpfe, vorspringende Plattenkanten usw.) stauende oder saugende Wirbel in dem
                              									vorbeistreifenden Wasser hervorruft, die einen unnützen Kraftverbrauch bedingen.
                           Auch für manche bekannte Erscheinung ist aus den Untersuchungen eine Erklärung zu
                              									finden. So für das hinter einem fahrenden Schiff erscheinende glatte Kielwasser. Hr.
                              									Professor Ahlborn glaubt dieses auf zurückbleibende
                              									Wasserwirbel mit senkrechten Achsen zurückführen zu können. Nach dem physikalischen
                              									Prinzip des Kreisels können diese Wirbel durch die seitlichen, um wagerechte Achsen
                              									rotierende Wirbel der Wasserwellen erst verdrängt werden, wenn der abflauende
                              									Widerstand der Kielwasserwirbel von einer stärkeren Wellenbewegung gebrochen werden
                              									kann.
                           In seinem zweiten Vortrage: „Die Wirkung der
                                    											Schiffsschrauben auf das Wasser“ bespricht Hr. Professor Ahlborn an Hand photographischer Aufnahmen die
                              									Strömungen, die an einer feststehenden, rotierenden
                              									Schiffsschraube im Wasser entstehen. Die Aufnahmen sind von drei verschiedenen
                              									Standpunkten aus gemacht; sie zeigen die Strömungserscheinungen in der Längsansicht
                              									der Schraube, an ihrer Sogseite und an ihrer Druckseite, und zwar nach 1/32, 1/16, ⅛, ½, ¾, 1,
                              									2, 3 und mehr Schraubenumdrehungen. Die Projektionsbilder aller dieser Aufnahmen
                              									geben ein anschauliches Bild von dem Entstehen und Fortschreiten der durch die
                              									rotierende Schraube hervorgerufenen Stromliniengebilde.
                           Auch aus diesen Wirbelbildungen wird eine bekannte Erfahrung verständlicher; die an
                              									den Flügelrändern auftretenden und während der Rotation verbleibenden, turbulenten
                              									Wirbelungen scheinen die Ursache der bekannten Korrosionen des Flügelrandes zu
                              									sein.
                           Im ganzen gaben die Vorträge klare Bilder von den Strömungsgebilden, die an den
                              									geschleppten Körpern und der rotierenden Schraube entstehen. Ob und inwieweit aber
                              									die an sehr kleinen Modellen und bei nur geringen Geschwindigkeiten angestellten
                              									Beobachtungen auf die wirklichen Verhältnisse übertragen werden dürfen, können erst
                              									Versuche in grösserem Masstabe lehren. Zur Ausführung dieser und mancher anderen
                              									nötigen Untersuchung schlägt der Vortragende die Schaffung einer hydrodynamischen
                              									Versuchsanstalt in Hamburg vor.
                           In dem anschliessenden lebhaften Meinungsaustausch wurden mancherlei Bedenken gegen
                              									die vom Vortragenden aus seinen Versuchen gezogenen Folgerungen laut. So wurde es
                              									für fraglich gehalten, ob auf dem bei den geschilderten Versuchen eingeschlagenen
                              									Wege für die Praxis wirklich wertvolle Ergebnisse erzielt werden könnten.
                           Besonders gegen den letzten Einwand verwahrte sich Hr. Professor Ahlborn in seinem Schlusswort. Er vertrat darin die
                              									Ansicht, dass bei wissenschaftlichen Forschungen der eingeschlagene Weg so lange
                              									weiter verfolgt werden müsse, als er noch irgend eine Aussicht auf Vorwärtskommen
                              									biete.
                           Den nächsten Vortrag hielt sodann der durch seine Entdeckungen wohlbekannte Professor
                              									Dr. Braun aus Strassburg über: „Neuere Methoden und Ziele der drahtlosen
                                    
                                    											Telegraphie.“ Der Redner gab zunächst einen Ueberblick über die
                              									Entwicklung der Sender, die bisher bei der Funkentelegraphie verwendet worden sind,
                              									und erklärte an Hand anschaulicher Versuche die elektrischen Vorgänge in ihnen. Dann
                              									schilderte er ausführlicher die neue Form der gekoppelten Sender – die von dem Redner
                              									herrühren – und die eigenartige Schaltungsweise, Energieschaltung genannt,
                              									Errungenschaften, die den Sender derart vervollkommnet haben, dass die elektrische
                              									Energie, sei sie mit relativ kleiner oder grosser Spannung gegeben, ungleich
                              									wirtschaftlicher als bisher in elektrische Schwingungen umgesetzt werden kann. Im
                              									weiteren wandte Hr. Professor Braun sich den Zielen der
                              									drahtlosen Telegraphie zu. Als eines der wichtigsten bezeichnete er das, die
                              									ausgesandte elektrische Energie auf einzelne Raumrichtungen zu konzentrieren. Er
                              									erörterte ferner die Wege, auf denen man das Problem der gerichteten
                              									Funkentelegraphie zu lösen bestrebt ist, wobei er besonders die Verwendung
                              									phasenverschobener, elektrischer Schwingungen erwähnte.
                           Schliesslich ging der Redner dann auf die Frage über, ob man Licht auch als
                              									elektrische Schwingungen betrachten dürfte. Er erinnerte daran, dass Hr. Professor
                              										Rubens zuerst aus der Strahlung glühender Körper
                              									Wellen ausgesondert hätte, die als elektrische anzusehen und den Lichtstrahlen schon
                              									so nahe sind, dass diese etwa die fünfte höhere Oktave bilden. Auch berichtete er,
                              									dass es vor kurzer Zeit festzustellen gelungen wäre, dass das sichtbare Licht als
                              									elektrische Welle aufzufassen sei, dass ferner die Mittel, mit deren Hilfe dieser
                              
                              									Beweis geführt worden wäre, eine überraschende Methode geliefert hätten, um in
                              									pflanzlichen und tierischen Geweben noch Strukturen nachzuweisen, die mit den
                              									heutigen besten Mikroskopen nicht mehr zu finden seien.s. D. p. J. 1904, 319, S. 267. Es schiene hiernach, als ob das weitere
                              									Studium der elektrischen Wellen noch grosse Fortschritte unserer Erkenntnis zeitigen
                              									könnte.
                           Auch diesem Vortrage folgte eine lebhafte Erörterung. Unter anderem stellte Hr.
                              									Professor Rubens die Frage, wie das Ueberschreiten der
                              									elektrischen Schwingungen bei der drahtlosen Telegraphie über den Ozean zu erklären
                              									wäre, da an ein Fortwallen der Wellen an der Erdoberfläche bei der gewaltigen
                              									Entfernung wegen der Kugelform der Erde nicht gut zu denken sei. Hr. Professor Braun meinte, dass Marconi
                              									so starke Energie bei der Ozeantelegraphie verwenden dürfte, dass die Erde als
                              									Resonanzboden wirkt, der die Empfänger am anderen Ende des Ozeans in Schwingungen
                              									geraten lässt.
                           Den folgenden Vortrag hielt Hr. Diplom-Ingenieur Föttinger von der Stettiner Maschinenbau-Aktiengesellschaft
                              
                              										„Vulkan“. Er schilderte: „Die neuesten
                                    											Konstruktionen und Versuchsergebnisse von Torsionsindikatoren“. Der
                              									Vortragende hatte bereits vor zwei Jahren vor der „Schiffbautechnischen
                                 										Gesellschaft“ über diese seine Idee gesprochen, den Wirkungsgrad einer
                              
                              									Maschine nach der in der Welle auftretenden Verdrehung zu bestimmen.
                           In dem jetzigen Vortrage beschrieb er seinen neuesten Torsionsindikator, in dem die
                              									Tatsache nutzbar verwendet ist, dass jede Welle aus irgend einer Sorte geschmiedeten
                              
                              									Eisens sich unter dem Einfluss einer an ihr wirkenden Drehkraft verwindet und zwar
                              									nach dem Hookschen Elastizitätsgesetz der Drehkraft
                              									proportional.
                           Der Torsionsindikator besteht aus einem möglichst langen Rohr, dessen eines Ende auf
                              									der Welle festgeklemmt ist und dessen anderes eine Armscheibe trägt. Dieser
                              									gegenüber steht eine auf der Welle direkt festgeklemmte zweite Armscheibe. Die
                              									Verdrehung beider Scheiben gegeneinander entspricht der Verdrehung der Stelle
                              									zwischen den beiden Querschnitten, in denen das Rohr und die zweite Scheibe
                              									festgeklemmt sind. Sie wird durch Hebelübertragung verzeichnet. Nach diesem Prinzip
                              									sind eine Reihe von Torsionsindikatoren, beispielsweise für einen Kreuzer von 10000
                              										PSi den Schnelldampfer „KaiserWilhelm
                                 										II.“ und den Turbinen-Kreuzer „Lübeck“, ausgeführt worden, und diese
                              									Konstruktionen wie die damit angestellten Versuche und Beobachtungen werden in dem
                              									Vortrage ausführlich besprochen.
                           Die Ausführungen zeigen, dass der Föttingersche
                              									Torsionsindikator für immer weitere Kreise Bedeutung erlangt. Die in dem Indikator
                              									verkörperte Idee lässt sich auf die meisten Apparate übertragen, die technische
                              									Vorgänge auf rotierenden Wellen beobachten und aufzeichnen sollen, auch gibt dieser
                              									Torsionsindikator endlich ein Mittel an die Hand, die Leistung von
                              									Schiffsdampfturbinen festzustellen, was bisher nur wenig einwandfrei und indirekt
                              									aus Modellschleppversuchen errechnet werden konnte.
                           Erwähnt sein mag noch, dass es Hrn. Ingenieur Föttinger
                              									auch bereits gelungen ist, einen Torsionsindikator mit selbsttätiger
                              									Integriervorrichtung zu konstruieren.
                           Der Vortrag fand den lebhaftesten Beifall der Versammlung, der besonders in sehr
                              									anerkennenden Worten des Hrn. Konsul Schlick, des
                              									Direktors des Germanischen Lloyds in Hamburg, seinen Ausdruck fand. Dieser hob
                              									hervor, dass man nach dem von Hrn. Föttinger
                              									entwickelten Verfahren endlich imstande sei, zu erkennen, wie sich der Wirkungsgrad
                              									der Maschine zu ihrer effektiven Leistung stelle. –
                           Der letzte Vortrag des ersten Tages lautete: „Arbeitsausführung im steigenden Zeitlohn“. Hr. Marine –
                              									Baumeister Strache trat in diesem Vortrage in längerer
                              									Rede für die genannte Lohnform ein, mit der er in dem ihm unterstellten Betriebe,
                              									dem Torpedo – Ressort der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven, befriedigende Ergebnisse
                              
                              									erzielt haben will.
                           Auch dieser Vortrag entfesselte einen regen Meinungsaustausch in der Versammlung, in
                              									dem einmal zutage trat, dass der Stücklohn als der gerechteste möglichst lange
                              									gehalten werden müsste, dass aber andererseits bei gewissen gleichartigen,
                              									wiederkehrenden Arbeiten mit dem Stück- oder Akkordlohn nicht recht auszukommen sei
                              
                              									und für diese Zwecke dann die in dem Vortrage empfohlene Lohnform geboten
                              									erscheine.
                           Den ersten Vortrag am 18. November hielt Hr. Professor Hartmann, Berlin, über: „Ventilsteuerungen und
                                    											deren Verwendbarkeit für Schiffsmaschinen“. Der Redner wies
                              									zunächst darauf hin, dass die Ventilsteuerung seit Jahrzehnten in Ingenieurskreisen
                              									anerkannt und heute bei den grossen, sparsam arbeitenden Landdampfmaschinen
                              									allgemein verwendet werden, während die gleich grossen oder sogar grösseren
                              									Schiffsdampfmaschinen mit den wirtschaftlich weniger guten Schiebersteuerungen
                              									versehen wären. Der Entwicklungsgang der modernen Motoren macht aber die Frage der
                              									Einführung der Ventilsteuerung auch für den Schiffsmaschinenbau zu einer brennenden.
                              									Es kann heute schon mit Sicherheit vorausgesagt werden, dass die Grossgasmaschine
                              									ihrer grossen Vorzüge wegen Verwendung als Schiffsmaschine finden werde. Neben der
                              									thermischen Ueberlegenheit und geringeren Raumbeanspruchung der Gasmaschine
                              									gegenüber der Kolbendampfmaschine und selbst der Dampfturbine bietet die Gasmaschine
                              									infolge ihrer inneren Verbrennung besonders für das Kriegsschiff ganz bedeutsame
                              									Vorteile. Sie hat keine rauchenden Schornsteine, braucht keine Dampfkessel und
                              									sichert daher dem Kriegsschiff geringere Erkennbarkeit, sowie grössere Sicherheit
                              									und Bewegungsfreiheit. Mit der Gasmaschine ist aber die Ventilsteuerung
                              									verbunden.
                           In dem Vortrage wurden dann die einzelnen Systeme der bestehenden Ventilsteuerungen
                              									an Hand von Projektionsbildern und Modellen beschrieben und kritisch beleuchtet.
                              									Fast allen bisherigen Ventilsteuerungen eigentümlich ist der Gebrauch starker Federn
                              									zum Schliessen und Festhalten der Ventile. Diese Federn bieten aber bei den
                              									Vibrationen des Schiffskörpers und seinem Arbeiten im Seegange keine genügende
                              									Sicherheit, und hiermit mag dann auch die Abneigung zusammenhängen, die der
                              
                              									Schiffsmaschinenbau bisher den Ventilsteuerungen entgegengebracht hat.
                           Hr. Professor Hartmann erörtert dann die Forderungen,
                              									die eine einwandfreie Ventilsteuerung erfüllen muss, und zeigt in klaren und
                              									anschaulichen Auseinandersetzungen, wie er auf kinematischem Wege zu seiner
                              										„freigehenden Ventilsteuerung“ gekommen ist. In dieser, die sich im
                              									praktischen Betriebe an einer Grossgasmaschine der Deutzer
                                 										Gasmotoren-Fabrik bereits bestens bewährt hat, glaubt der Vortragende eine
                              									paarschlüssige Ventilsteuerung vorlegen zu können, die auch für Schiffsmaschinen
                              									jede gewünschte Sicherheit zu leisten imstande ist.
                           Bei der Hartmannschen Ventilsteuerung wird nicht nur das
                              									Oeffnen, sondern auch das Schliessen des Ventils unmittelbar und ohne Zuhilfenahme
                              									von Bewegungsfedern durch das Steuerungsgetriebe in stetigem Zusammenhange mit dem
                              									Hauptgetriebe paarschlüssig vollzogen, und die Sicherung der Ruhelage des
                              									geschlossenen Ventils nicht der Wirksamkeit einer Bewegungsfeder überlassen.
                           Diese Steuerung dürfte sich, da sie im Gegensätze zu den bisherigen belasteten
                              
                              									Systemen kraftfrei ist, besser zum Dauerbetriebe eignen.
                           In der auf diesen Vortrag folgenden Erörterung trat Hr. Professor Leist einzelnen von dem Vortragenden an bestehenden
                              									Ventilsteuerungen geübten Kritiken entgegen; auch wurde u.a. auf den in D. p. J.
                              									erschienenen Aufsatz „Reformgedanken für eine rationelle Bauart im
                                 										Schiffsmaschinenbau auf Grund der Fortschritte im Bau ortsfester
                                 										Dampfkesselanlagen“ von Professor Freytags. D. p. J. 1904, 319, S. 81. hingewiesen, der manche beachtens- und
                              									dankenswerte Anregung für den Schiffsmaschinenbau und eine gewisse Bestätigung der
                              									von Hrn. Professor Hartmann gemachten Angaben
                              									enthielte.
                           Den nächsten Vortrag hielt Hr. Ingenieur und Fabrikbesitzer Capitaine aus Frankfurt a. M. Er sprach über: „Die Gasmaschine im Schiffsbetrieb“.
                           In dem Vortrage werden das Wesen und die Wirkungsweise der Generator-Gasmaschine
                              
                              									näher erörtert und einige neuere Generatorkonstruktionen beschrieben, die von dem Redner herrühren und sich besonders für
                              									Schiffszwecke eignen sollen. Eingehend wird alsdann die thermische Ueberlegenheit
                              									der Gasmaschine über die üblichen Schiffsmaschinen klargelegt, dabei aber
                              									hervorgehoben, dass nach Ansicht des Vortragenden die heutige Gasmaschine im
                              									Schiffsbetriebe nur bis zu Kraftleistungen von 1000 PSe mit der Kolbendampfmaschine den Wettbewerb aufzunehmen vermag. Erwähnt
                              									wird, mit welchen Mitteln man die prinzipielle Schwäche der heutigen Gasmaschine im
                              									Schiffsbetriebe, die fehlende Umsteuerung, zu ersetzen bestrebt ist.
                           Zum Schluss bringt der Vortragende an Hand sehr anschaulicher, beweglicher
                              									Modellzeichnungen die genaue Beschreibung einer von ihm entworfenen, gänzlich neuen
                              									Gasmaschinenkonstruktion, die besonders als Schiffsmaschine gedacht ist, während
                              									sich die heutige Gasmaschine nach Ansicht des Vortragenden niemals zu einer
                              									wirklichen Schiffsmaschine entwickeln wird.
                           In der neuen Maschine ist es Hrn. Capitaine gelungen,
                              									eine Hochdruck-Flugkolbenmaschine zu schaffen, bei der zwei gegenläufige Kolben in
                              									einem horizontalen Zylynder gegen einen höheren Atmosphärendruck fliegen, Wobei
                              									diese höhere Atmosphäre auf dem Rückwege der Kolben die Kompression des Gasgemisches
                              									im Zylinder bewirkt.
                           Es ist bisher nicht gelungen, diese eigenartige und interessante
                              									Maschinenkonstruktion in Deutschland zu verwerten, wohl aber in England. Die
                              									bekannte Schiffbaufirma „Thornycroft“ hat nach
                              									gründlicher Prüfung die Vertretung für die neue Maschine übernommen und baut bereits
                              									eine solche eigentliche Schiffsgasmaschine. –
                           Der Vortrag entfesselte einen vielseitigen und regen Meinungsaustausch, in dem
                              									einerseits klargelegt wurde, dass die heutige Gasmaschine als Schiffsmaschine selbst
                              									nur bei kleineren Kraftleistungen und auf Binnenwasserstrassen mit geringer Strömung
                              									rationell zu verwerten sei, dass aber anderseits der Gebrauch der Gasmaschine für
                              									einzelne Zwecke – beispielsweise für den Hafendienst an Bord von Kriegsschiffen –
                              									eingeführt werden könnte und sollte.
                           Einen äusserst klaren und fesselnden Vortrag hielt darauf Hr. Direktor Krell der Siemens-Schuckertwerke in Berlin über „den
                                    											gegenwärtigen Stand der Scheinwerfertechnik“.
                           Der Vortrag bietet zunächst einen geschichtlichen Rückblick auf die Entwicklung der
                              									Scheinwerfer, der bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts
                              									zurückgeht. Die Erfindung der Dynamo-elektrischen und der Gleichstrommaschine
                              									brachten die Scheinwerfer erst zur rechten Bedeutung, für die es nun einen guten
                              									Reflektor zu schaffen gilt. Der Redner schildert die Spiegel von Fresnel, von Mangin und
                              									den im Jahre 1886 von Siegmund Schuckert unter
                              									Mitwirkung von Professor Muncker konstruierten
                              									Glasparabolspiegel und entwickelt an Hand von Zeichnungen die Optik der
                              									verschiedenen Spiegelsysteme. Aus einer kritischen Betrachtung derselben geht
                              									hervor, dass der Glasparabolspiegel der theoretisch und praktisch beste Reflektor
                              									für den Scheinwerfer ist. An sehr interessanten Projektionsbildern wird noch eine
                              									Methode zur Untersuchung der bei verschiedenen ausgeführten Spiegeln erreichten
                              
                              									Genauigkeit gezeigt. In dem Weiteren werden dann eine Reihe von Scheinwerfern an
                              									Hand von Projektionsbildern beschrieben und einzelne Teile der modernen
                              									Scheinwerfer, wie Lampe, Irisblende und Streuer, in den Kreis der Betrachtung
                              									gezogen.
                           Zum Schluss erwähnt Herr Direktor Krell, dass man mit
                              									einem Glasparabolspiegel von 2 m Durchmesser an die heute praktisch verwertbare
                              									Grenze angelangt sei und dass eine höhere Wirkung der Scheinwerfer nur durch
                              									Entdeckung einer Lichtquelle von spezifisch höherer Intensität zu erwarten sei.
                           In der Erörterung im Anschluss an diesen Vortrag wurden die störenden Einflüsse der
                              									Scheinwerfer auf den Kompass zur Sprache gebracht. Leider scheint man diesen
                              									misslichen Verhältnissen noch ziemlich machtlos gegenüberzustehen.
                           Als letzter Redner sprach Hr. Direktor Wiecke-Düsseldorf
                              									über „Die Herstellung von Stahlblöcken für Schiffswellen
                                    											in Hinsicht auf die Vermeidung von Brüchen“. Redner wies in seinen
                              									Ausführungen einleitend darauf hin, dass der deutsche Stahlwerksingenieur infolge
                              									der dankenswerten Vereinbarungen zwischen der Marineverwaltung, den
                              									Klassifikationsgesellschaften und den führenden Hüttenwerken heute durchweg in der
                              									Lage ist, die für die Schmiedestücke der Kriegs- und Handelsmarine vorgeschriebenen
                              									Qualitätsziffern mit grosser Sicherheit sowohl im Siemens-Martin-Ofen als im Tiegel
                              									zu erreichen, und er sich in seinem Vortrage daher mit der Behandlung des Stahles
                              									von dem Augenblicke an beschäftigen wolle, wo er die Giesspfanne verlässt und bis er
                              									vollständig erstarre.
                           Hr. Direktor Wiecke erörtert dann die mechanischen und
                              									chemischen Veränderungen, denen die für Schiffswellen nötigen grossen Stahlblöcke in
                              									ihrem Inneren unterworfen seien, und erläutert, inwiefern jene Veränderungen mit manchen in der
                              									Praxis vorgekommenen Wellenbrüchen in Zusammenhang stehen können.
                           Sodann bringt der Vortrag eine Schilderung der verschiedenen Methoden, den Lunker mit
                              									der begleitenden Saigerung bei dem flüssigen Stahl nach oben zu ziehen oder aber
                              									gänzlich zu vermeiden. Der erste Gedanke ist nach den Ausführungen des Redners wohl
                              									am zweckmässigsten im Patent Riemer verwirklicht, bei
                              									dem nach dem Guss auf die Koquille eine Haube aufgesetzt und mittels einer
                              									Generatorgasstichflamme der oberste Teil des Blocks sehr lange flüssig gehalten
                              									wird, die zweite und beste Idee aber in dem System des französischen Ingenieurs Harmet verkörpert. Dieser sucht durch einen von allen
                              									Seiten auf den flüssigen Stahl einwirkenden Druck jede Wirkung des Schrumpfens in
                              									dem Stahl zu verhindern und erreicht dieses dadurch, dass der flüssige Stahl in eine
                              									Gusskoquille von konischer Form gegossen wird,deren beweglicher Boden
                              
                              									hydraulisch hochgepresst wird. Der erstarrende Stahl wird dadurch wie ein Keil in
                              									den Konus der Koquille hineingetrieben und einem enormen radialen Druck ausgesetzt,
                              									Um ein Ueberquellen des flüssigen Stahles nach oben zu verhüten und die oberen
                              									Schichten des Blocks zu verdichten, wird auch von oben auf den Kopf des Blocks ein
                              									gewisser Druck ausgeübt.
                           Die Oberbilker Stahlwerke haben dieses zuletzt
                              									geschilderte System seit einiger Zeit in ihrem Betriebe angewendet und damit, wie
                              									durch recht interessante und wohlgelungene Projektionsbilder von durchschnittenen
                              									Blöcken bestätigt wurde, ein von oben bis unten völlig gleichartiges Material in den
                              									Gussblöcken erhalten. Auch die mit diesen angestellten Festigkeits- und
                              									Beschaffenheitsuntersuchungen haben durchaus befriedigende Ergebnisse geliefert.
                           
                              
                                 E. J.