| Titel: | Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften der Treibriemen. | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 7 | 
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                        Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften
                           								der Treibriemen.
                        Mitteilungen über Herstellung und Eigenschaften der
                           								Treibriemen.
                        
                     
                        
                           Die Schwierigkeit, geeignete mechanische Uebertragungsmittel als
                              									Verbindungsglieder zwischen den Energieerzeugern und den Arbeitsmaschinen
                              									herzustellen, wächst mit der Grösse der zu übertragenden Kräfte und der
                              									Geschwindigkeiten. Die Neuzeit mit ihren grossen Maschineneinheiten, und den
                              									besonders bei den Dynamos und Elektromotoren üblichen hohen Umdrehungszahlen,
                              									stellt gesteigerte Anforderungen an diese Maschinenelemente, die von grosser
                              									Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit und Sicherheit eines Betriebes sind. Zu den
                              									wichtigsten und verbreitetsten Uebertragungsmitteln der drehenden Bewegung gehören
                              									die Treibriemen, die überall anwendbar sind, wo nur mässige Uebersetzungen bis höchstens 5 :
                              									1 in Frage kommen, und wo der Platz für einen genügenden Wellenabstand zur Verfügung
                              									steht. Die grossen Vorzüge des Riemenbetriebes sind: Einfachheit der Anlage,
                              									verhältnismässig geringe Anschaffungs- und Unterhaltungskosten. geringe
                              									Anforderungen an Pflege und Wartung, leichte und schnelle Reparaturen, elastische
                              									Verbindung der Maschinen, guter Wirkungsgrad und verhältnismässig ruhiger und
                              									geräuschloser Lauf. Der Riemenantrieb bietet bei leichter Anpassungsfähigkeit an
                              									verschiedene Betriebsverhältnisse die Möglichkeit, von einer Haupttransmission aus
                              									in bequemer Weise beliebig viele Arbeitsstellen mit Energie zu versehen, wobei die
                              									Lage der einzelnen Wellen zueinander innerhalb gewisser Grenzen eine ganz beliebige
                              
                              									sein kann. Als Nachteile stehen demgegenüber der grosse Raumbedarf und die
                              									Unmöglichkeit mit einem Vorgelege grosse Uebersetzungen zu erzielen; Uebersetzungen
                              									von mehr als 5 : 1 können nur auf Kosten der Lebensdauer, des Wirkungsgrades und der
                              									Betriebssicherheit ausgeführt werden. Handelt es sich um den Antrieb einer Gruppe
                              									von Maschinen durch eine gemeinsame Energiequelle, so kann man in einfachster Weise
                              									jede Maschine durch Anordnung von Fest- und Losscheibe ausrückbar antreiben. Ebenso
                              									kann durch Anordnung zweier konischer Riemscheiben eine Regulierung der
                              									Antriebsgeschwindigkeit erreicht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 7.
                              
                           Bei richtiger Wahl des Riemenmaterials und der Abmessungen eignen sich Triebriemen
                              									für fast alle Betriebe, von den kleinsten bis zu den grössten Energieübertragungen
                              									und auch für feuchte, heisse und säurehaltige Räume.
                           Die übliche Querschnittsform der Riemen ist das
                              									Rechteck; für besondere Arten des Riemenlaufes werden jedoch auch andere
                              									Querschnitte gewählt, die in der Hauptsache ein besseres Anschmiegen an die Scheibe
                              									und eine günstigere Verteilung der Spannungen über den Querschnitt bezwecken. Auf
                              									balligen Scheiben setzt der stärkere Riemen der Querbiegung, die zur innigen Anlage
                              									an die Scheibe nötig ist, einen beträchtlichen Widerstand entgegen, so dass der
                              									Riemen oft nicht in ganzer Breite anliegt. Um diesen Widerstand zu verringern, ohne
                              									gleichzeitig den Querschnitt zu vermindern, verstärkt man den Riemen nach Fig. 1 durch seitlich aufgenähte Streifen. Die
                              									Querschnittsform nach Fig. 2 ist unmittelbar der
                              									gewölbten Form der Scheibe angepasst und soll eine Querbiegung überhaupt nicht
                              									erforderlich machen; dieser Vorteil wird jedoch hinfällig, sobald die treibende
                              									Scheibe, wie dies fast immer angebracht ist, gerade gedreht ist. Im übrigen ist die
                              									Materialbeanspruchung bei der Abbiegung auf den Scheiben sehr viel ungünstiger und
                              									die Herstellung eines gleichmässigen Riemens von verhältnismässig kompliziertem
                              									Querschnitt zweifellos bedeutend schwieriger als diejenige eines einfachen flachen
                              									Riemens. Zweifelhaft erscheint deshalb auch der angebliche Vorteil derartig seitlich
                              									verstärkter Riemen, einen besonders ruhigen und geraden Lauf zu ergeben. Die
                              									Querschnittsformen nach Fig. 3 und 4 sind für gekreuzte und halbgekreuzte Riemen mit
                              									Rücksicht auf die eigenartige Beanspruchung derselben und die starke Dehnung der
                              									Seitenfasern zweckmässig.
                           Die Grundbedingung eines günstigen Riemenbetriebes ist eine hohe Elastizität des
                              
                              									Riemens, die wertvoller als eine grosse Zugfestigkeit ist. Es sollte nicht das
                              									Bestreben der Riemenfabrikation sein, einen Riemen von geringer Dehnung, einen
                              										„dehnungsfreien“ Riemen, sondern einen solchen von möglichst geringer bleibender, aber grosser elastischer Dehnung herzustellen: der vornehmste Gesichtspunkt der
                              									Riemenfabrikation.
                           Ferner sollte der Riemen einen homogenen Querschnitt von gleicher und möglichst
                              									geringer Dicke haben, wozu als weiteres Haupterfordernis kommt, dass eine genügende
                              									Reibung zwischen Riemen und Scheibe vorhanden ist und auch im Betriebe erhalten
                              									bleibt. Dass der Preis die Wahl der Riemensorte beeinflusst und oft von
                              									ausschlaggebender Bedeutung ist, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
                           Hauptsächlich werden die folgenden Arten von Riemen
                              									verwendet:
                           
                              1. Lederriemen;
                              2. Geweberiemen:a) Baumwoll-, Hanf-, Segeltuchriemen,b) Haarriemen,c) Gummi- und Balatariemen;
                              3. Geweberiemen mit Einlagen oder Umlagen;
                              4. Gelenkriemen;
                              5. Stahldrahtriemen.
                              
                           Die letzteren werden als Elevator- und Transportgurte verwendet. – Es mögen einige
                              									aussergewöhnliche Konstruktionen erwähnt werden, die meistens darauf hinauslaufen,
                              
                              									die Zugfestigkeit der Riemen oder die Reibung auf der Scheibe zu erhöhen, die jedoch
                              									gewöhnlich einen wenig elastischen Riemen ergeben und deshalb wohl zu
                              									Transportgurten, nicht aber zu Treibriemen geeignet sind. Fig. 5 zeigt einen gummiimprägnierten Geweberiemen, dessen Kern durch
                              									eine Stahlbandeinlage gebildet wird. Der in Fig. 7
                              									dargestellte Geweberiemen mit Metalldrahteinlage soll so aufgelegt werden, dass die
                              									Gewebeseite die Scheibe berührt. Andere Arten von Treibriemen bestehen aus einem
                              									Gewebe (englisches Leder oder Segeltuch), auf das von beiden Seiten eine
                              									Papierschicht gepresst ist, oder aus Gewebegurt und Leder, die nach Fig. 6 durch Leim, Gummilösung, Nähen oder auch
                              									Vulkanisieren verbunden sind. Ferner wird ein Riemen in den Handel gebracht, der aus
                              
                              									Tuchlagen mit ledernen Umlagen resp. Zwischenlagen besteht. Dem Gewebe soll hier die
                              									Aufgabe der Kraftübertragung zufallen, während das Leder glatte und gut anliegende
                              									Laufflächen ergeben und dem Gewebe ausserdem Schutz gegen Beschädigungen gewähren
                              
                              									soll. – Für schwere Betriebe und auch für feuchte Räume eignen sich Lederriemen, die
                              									aus hochkantig zusammengesetzten Lederstreifen bestehen, und die sowohl als
                              									Gliederriemen nach Fig. 8 wie auch als massive
                              									Riemen aus fest miteinander verbundenen Lederstreifen zusammengesetzt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 8a.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 8b.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 320, S. 8
                              Fig. 8c.
                              
                           Die Gliederriemen, die der Gallschen Kette nachgebildet
                              									sind, bestehen aus einzelnen Lederstreifen, die mittels durchgehender Bolzen
                              									gelenkig verbunden werden. Fig. 8a zeigt einen
                              									Riemen neuen Systems der Rheinischen Maschinenleder- and
                                 										Riemenfabrik von A. Cahen-Leudesdorf & Co., Müfflheim-Rhein, der sich
                              									von den gewöhnlichen Gliederriemen nach Fig. 8b wesentlich dadurch
                              									unterscheidet, dass zur Verbindung zwei Stifte (Fig.
                                 										8c) verwendet werden, die in sinnreicher Weise durch kleine Lederglieder
                              										a (Fig. 8a)
                              									verbunden sind. Durch diese Teilung des Verbindungsstiftes wird die Beanspruchung
                              									desselben auf Biegung auf balligen Scheiben vermieden. Diese Riemen können auf
                              									beiden Seiten laufen; die Verbindung ist leicht und einfach herzustellen. Die
                              									ledernen Gliederriemen werden von genannter Fabrik normal in drei Grössen von 12, 16
                              									und 19 mm Gliederhöhe angefertigt; als normale Beanspruchung wird 10 kg/qcm angegeben.
                              									Die einzelnen Lederstreifen der massiven Riemen werden durch eine besondere,
                              									verdeckt liegende Schnürung zusammengehalten.
                           
                        
                           
                              Die Herstellung der Treibriemen,
                              
                           Die Güte eines Treibriemens ist abhängig von der Beschaffenheit des Rohmaterials und
                              									von der Art der Verarbeitung desselben zum fertigen Riemen. Das Rohmaterial soll
                              									gleichmässig, dauerhaft, fest, geschmeidig und elastisch sein; Aufgabe der
                              									Verarbeitung ist es, diese Eigenschaften des Materials zu erhöhen, dauernd zu
                              									sichern und für den Zweck des Riemens nutzbar zu machen.
                           Der Hauptgesichtspunkt der Riemenfabrikation muss die Herstellung eines elastischen Riemens sein. Wesentlich sind ferner ein
                              									überall gleicher, homogener Querschnitt sowie gleiche Festigkeit und Dehnbarkeit und
                              									endlich auch die Wahl solcher Riemenverbindungen, die den Riemen möglichst wenig
                              									steif und schwer machen.
                           
                              
                                 1. Leder-Riemen.
                                 
                              Zur Herstellung eines guten Lederriemens ist eine sorgfältige Auswahl des
                                 										Hautmaterials, eine gute Gerbung und die sorgsame Zusammenstellung gleichartiger
                                 										Hautteile zu einem Riemen erforderlich.
                              Die grösste Einfuhr von Häuten findet aus Süd-Amerika statt; jedoch sind diese
                                 										Häute nicht zu Treibriemen zu verarbeiten, da sie mit Brandzeichen behaftet und
                                 										die gebrannten Stellen unbrauchbar sind (so oft das Vieh den Besitzer wechselt,
                                 										wird es gebrannt.) Es gelangt daher fast ausschliesslich europäische Haut zur
                                 										Verwendung, und zwar ist diejenige der Bergviehrasse infolge ihrer festen,
                                 										kernigen Struktur die geeignetste. Je nach der gewünschten Riemendicke können
                                 										Kuh- oder Ochsenhäute verwendet werden, welche letzteren den Kuhhäuten jedoch an
                                 
                                 										Festigkeit und Elastizität bedeutend überlegen sind. Stierhäute sind ganz von
                                 										der Verarbeitung ausgeschlossen, da sie ein ungleich dickes, grobfaseriges,
                                 										mürbes und unelastisches Material ergeben. Aehnlich verhalten sich die indischen
                                 
                                 										und javanischen Büffelhäute, welche infolge ihres billigeren Preises teilweise
                                 										zu Treibriemen verwendet werden, aber zu verwerfen sind.
                              Die Zerreissfestigkeit der Stier- und Büffelhäute ist zwar bei gleicher Gerbung
                                 										grösser als die der Ochsenhaut, ihre Elastizität ist jedoch bedeutend
                                 										geringer.
                              Die Kerntafel der Ochsenhaut, die allein ein wirklich geeignetes Riemenmaterial
                                 										liefert, ist nach Beseitigung aller für Riemen unbrauchbaren Teile (Kopf, Hals
                                 
                                 										und Flanken) bis 1,50 m lang und bis 1,40 m breit. Der Mittelrücken zeigt einen
                                 										etwa 200 mm breiten Streifen von etwa 5 mm Dicke. Nach den Seiten wächst die
                                 										Dicke und erreicht etwa 400 mm von der Mittellinie ihren grössten Wert von 8–9
                                 										mm (Fig. 9). Nur die Mittelrückenbahnen ergeben
                                 										ganz gleichmässig dicke Riemen und besitzen ausserdem eine weit höhere
                                 										Elastizität als die Seitenbahnen. Sie zeichnen sich vor diesen auch dadurch aus,
                                 										dass ihre Elastizität an allen Stellen fast genau gleich ist, während diejenige
                                 										der Seitenbahnen sehr verschieden ist, jenachdem die betreffenden Stücke der
                                 										Mitte, dem Hals- oder dem Schwanzende der Bahn entnommen sind.
                              Einfache Lederriemen für höhere Anforderungen sollten dementsprechend nicht
                                 										dicker als 5 mm, höchstens aber 6,5 mm gewählt werden, doppelte 10–12 mm
                                 										dick.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 9
                                 Fig. 9.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 320, S. 9
                                 Fig. 10.
                                 
                              Durch die Anforderungen der Käufer, die auf einen dicken Riemen Wert legen,
                                 										werden die Riemenfabrikanten häufig gezwungen, möglichst dicke Riemen
                                 										anzufertigen oder gar durch starke künstliche Schwellung sehr dickes Leder
                                 										herzustellen, das jedoch mürbe und schwammig ist. Wie bereits hervorgehoben
                                 										wurde, ist es zur Verminderung der Riemenbiegungsarbeit und zur Erzielung einer
                                 										innigen Anlage an die Scheibe erwünscht, möglichst dünne Riemen zu benutzen, so
                                 										dass die Mittelrücken auch in dieser Beziehung die besten Riemen ergeben. Die
                                 										Ausnutzung des Leders ist für den einfachen' Riemen die günstigste, wie auch die
                                 										später folgenden Tabellen über die Leistungsfähigkeit der Riemen zeigen.
                              Walrossleder, welches ebenfalls, wenn auch verhältnismässig selten zur
                                 										Riemenfabrikation Verwendung findet, zeigt Stärken bis über 20 mm.
                              Die Haut hat roh die grösste Festigkeit, ist in diesem Zustande jedoch wenig
                                 										elastisch, schmiegt sich der Scheibe nicht an, wird mit der Zeit spröde und ist
                                 										dem Verderben ausgesetzt. Sie wird deshalb vor der Verwendung dem Gerbprozess
                                 										unterworfen, welcher ihr die für Riemenbetrieb erforderlichen Eigenschaften der
                                 										Elastizität und Dauerbarkeit verleiht. Durch die Aufnahme der Gerbstoffe werden
                                 										die tierischen Häute biegsam, geschmeidig und vollkommen widerstandsfähig gegen
                                 										Fäulnis.
                              Die Art der Gerbung bildet nächst der Güte der Rohhaut den wichtigsten Faktor für
                                 										die spätere Beschaffenheit der Riemen und beeinflusst im übrigen auch wesentlich
                                 										die Preise derselben. Als Gerbstoffe werden sowohl Pflanzenstoffe wie auch
                                 										Mineralien benutzt, und man unterscheidet nach dem verwendeten Gerbmaterial die
                                 											Lohgerbung, welche mit vegetabilischen
                                 										Gerbstoffen erfolgt, und die Mineralgerbung, die
                                 										anorganische Verbindungen verwendet, und dementsprechend bezeichnet man die
                                 										Riemen der ersten Klasse als lohgare, die der zweiten als mineralgare Riemen.
                                 										Wie bekannt, enthalten die Blätter, das Holz, die Rinde und auch die Früchte
                                 										vieler Pflanzen Gerbstoff oder Gerbsäure – so ist z.B. in der Eichenrinde und in
                                 										den Galläpfeln die wichtige Eichengerbsäure enthalten –, die aus den genannten
                                 										fein gemahlenen Stoffen durch Aether oder Alkohol extrahiert werden kann. Die
                                 										wichtigsten Gerbmaterialien sind die Eichen-, Fichten- und Weidenrinde sowie die
                                 
                                 
                                 										australischen Mimosenrinden. Von mineralischen Gerbstoffen gelangen
                                 										hauptsächlich Alaune, an deren Stelle in unserer Zeit vielfach
                                 										Aluminiumsulfat gebraucht wird, und Chromverbindungen zur Verwendung.
                              Es gibt zwei Arten der Lohgerbung, die als Gerbung alter Art und als
                                 
                                 										Schnellgerbung bezeichnet werden. Die besten Riemen werden durch die
                                 										Eichenlohgerbung nach alter Art erhalten; jedoch wird reine Eichenlohgerbung für
                                 										Riemenleder der hohen Kosten wegen nur in verschwindend kleinem Umfange
                                 										angewendet. Die alte Gerbung gerbt mit schwachen Brühen langsam an, bringt die
                                 										Häute dann in Gruben mit dem Gerbstoff zusammen und lässt sie den Gerbstoff
                                 										langsam aus dem Gerbmaterial aufsaugen. Diese Art der Gerbung erfordert lange
                                 										Zeit, mehrere Jahre, und ist deshalb sehr teuer. Durch die langsame Gerbung
                                 										erhält das Leder jedoch erhöhte Festigkeit, Geschmeidigkeit und Elastizität, da
                                 										die Poren der Haut nicht übermässig mit dem Gerbstoff angefüllt werden. – Die
                                 										Schnellgerbung extrahiert zunächst den Gerbstoff und bringt die Häute in diese
                                 										Extrakte, die Aufnahme des Gerbstoffes noch durch Bewegung und Erwärmung
                                 										beschleunigend. Diese Art der Gerbung ist naturgemäss sehr viel billiger, sie
                                 										ergibt jedoch ein stark dehnendes und brüchiges Leder, das für Treibriemen
                                 										weniger geeignet ist.
                              Die niedrigste Stufe unter den mineralgegerbten Riemen nehmen die Rohhautriemen
                                 										ein, die aus ganz schwach alaungegerbten und dann mässig gefettetem Leder
                                 										hergestellt sind. Sie stehen von allen Ledern der rohen, ungegerbten Haut am
                                 										nächsten und besitzen ihren Vorzug: eine grosse Zerreissfestigkeit, aber auch
                                 										ihre Nachteile: Sprödigkeit, geringe Elastizität und geringe
                                 										Widerstandsfähigkeit gegen Oele, Nässe, Hitze usw. Diese Riemen werden brüchig,
                                 										sobald durch die Einwirkung der Feuchtigkeit oder der Hitze der Alaun und das
                                 										Fett verdrängt sind. Auf sehr viel höherer Stufe steht die Chromgerbung, die in
                                 										neuerer Zeit vielfach Anwendung findet und ein festes, geschmeidiges und dabei
                                 										gegen Wärme, Feuchtigkeit und chemische Einflüsse widerstandsfähiges Leder
                                 
                                 										ergibt. Die Gerbung erfolgt durch Fixiren unlöslicher Chromverbindungen in den
                                 										Poren der Haut. Chromgegerbte Riemen haben schon grössere Verbreitung gefunden
                                 										und dürften die eichenlohgaren Riemen noch weiter verdrängen, zumal sie billiger
                                 										als diese sind.
                              Vor der Verarbeitung zu Treibriemen bedürfen die Häute noch einer sorgfältigen
                                 										Vorbereitung und Auswahl, welche durch die natürliche Beschaffenheit derselben
                                 										bedingt werden. Die Haut ist sackförmig gewachsen und hat – wie oben gezeigt ist
                                 										– an ihren verschiedenen Stellen nicht nur eine sehr verschiedene Dicke, sondern
                                 										auch vor allem ausserordentlich verschiedene Festigkeit und Elastizität, worauf
                                 										beim Zerschneiden der Tafel besondere Rücksicht genommen werden muss, um Bahnen
                                 										zu erhalten, deren Querschnitt überall gleiche Dicke und gleiche
                                 										Festigkeitseigenschaften aufweist.
                              Entsprechend dem in Fig. 9 gezeigten Querschnitt
                                 										der Haut wird dieselbe parallel der Wirbelsäule in fünf Teile geschnitten (Fig. 10), die untereinander an Dicke und
                                 										Festigkeit verschieden sind. Da diese Teile gemäss der ursprünglichen Form der
                                 										Haut stets mehr oder weniger krumm sind und, ohne weiteres zu Riemen
                                 										verarbeitet, schief laufende Riemen von verschiedener Dehnung geben würden, so
                                 										werden sie zunächst gestreckt, um eine gerade Form zu erhalten und ihre
                                 										bleibende Dehnung zu verlieren. Zu diesem Zwecke werden die eingeweichten Bahnen
                                 										in nassem Zustande auf sogen. Streckbrettern mittels Schrauben über die im
                                 										Betriebe vorkommende Beanspruchung hinaus angespannt und darauf in gespanntem
                                 										Zustande getrocknet. Aus diesen so vorbereiteten Teilen werden alsdann die
                                 										gewünschten Breiten geschnitten. Für einen tadellosen Riemen ist es nun
                                 										unbedingt erforderlich, dass alle Bahnen desselben aus gleichgelagerten
                                 
                                 										Hautteilen entnommen werden, so dass jede Haut für einen Riemen nur je zwei
                                 										Bahnen ergibt.
                              Riemen für Dynamomaschinen, Elektromotoren und andere schnellaufende Maschinen
                                 										sowie auch breitere Hauptriemen erfordern eine besondere Sorgfalt der
                                 										Herstellung, da an ihre Elastizität und Gleichförmigkeit erhöhte Anforderungen
                                 										gestellt werden. Es wird deshalb hier noch die Vorsicht gebraucht, den Riemen so
                                 										zu schneiden, dass Riemenmitte und Mitte der Haut zusammenfallen, damit der
                                 										Riemen an allen von der Mittellinie gleich weit entfernten Stellen gleiche Dicke
                                 										und gleiche Beschaffenheit der Fasern hat und demnach so gerade und ruhig läuft,
                                 										wie dies praktisch überhaupt erreichbar ist.
                              Die einzelnen aus dem Kern geschnittenen Bahnen haben je nach der Dicke eine
                                 										Länge von 1,25–1,50 m. Ihre Enden werden von Hand mit dem Lederhobel oder auch
                                 										mittels Maschinen abgeschrägt (ausgeschärft) und dann zusammengeleimt
                                 										(gekittet), worauf die Leimstelle zur Erzielung einer guten Verbindung zwischen
                                 										Pressbacken zusammengepresst wird. Für alle ganz trocken laufenden Riemen genügt
                                 										die Leimung der Verbindungen, die in diesem Falle dauerhafter als andere
                                 
                                 										Verbindungen ist. Meistens werden die Leimstellen aber noch mit Pechdraht,
                                 										fettgaren Nähriemen oder Kupferdraht genäht oder auch mit kupfernen Nieten
                                 										genietet. Da das Durchnähen den Riemen schwächt, so soll derselbe weniger
                                 										ausgeschärft werden als beim einfachen Leimen; die Verbindungsstellen werden
                                 										dicker und steifer als bei nur geleimten Riemen. Für 1 qcm Riemenquerschnitt
                                 										sollen 15 bis 25 qcm Leimfläche gerechnet werden, wonach die Verbindungsstellen
                                 										der Riemen etwa 200 bis 400 mm lang werden. Die Zugfestigkeit der Leimstellen
                                 										beträgt nach Bach 20 bis 30 v. H. weniger als
                                 										diejenige des vollen Riemens.
                              Die Lederriemen werden als einfache Riemen bis 8 mm (grösste Dicke der gegerbten
                                 										Ochsenhaut), als doppelte bis 16 mm und als drei- und vierfache bis 30 mm dick
                                 										hergestellt. Einfache Riemen werden aber zweckmässigerweise – wenigstens für
                                 
                                 										wichtigere Zwecke – nur 5 mm, höchstens aber 6,5 mm, doppelte 10 bis 12 mm stark
                                 										gewählt, da die Bahnen des Mittelrückens gegenüber den dickeren der Seitenstücke
                                 										die wesentlichen Vorteile einer bedeutend höheren Elastizität und geringer Dicke
                                 										bieten, und da im übrigen die Festigkeit des Mittelrückens soviel höher ist,
                                 										dass die Gesamtzugfestigkeit des dünnen Mittelrückenriemens annähernd ebenso
                                 										gross ist wie diejenige des 8 bis 9 mm dicken Riemens aus den Seitenteilen der
                                 										Haut. Mehrfache Riemen werden hergestellt, indem eine entsprechende Anzahl von
                                 										Lederlagen aufeinander geleimt und vernäht wird, und zwar werden die Riemen am
                                 										besten so zusammengelegt, dass die Fleischseiten einander berühren, die
                                 										Haarseite in diesem Falle also Laufseite wird. Bei diesen mehrfachen Riemen
                                 										erscheint es zweckmässig oder gar notwendig, die Nähriemen auf der Laufseite in
                                 										Nuten zu versenken und fest in diese Vertiefungen einzuwalzen. Auf diese Weise
                                 										wird einmal einem starken Verschleiss der Binderiemen vorgebeugt und ferner
                                 										verhindert, dass der Riemen nur mit den vorstehenden Fäden die Scheibe berührt,
                                 										im übrigen aber nicht anliegt.
                              Der auf Länge zusammengefügte Riemen soll vor dem Gebrauch noch mehrere Tage mit
                                 										einer Belastung von etwa der dreifachen Grösse der Nutzbelastung gedehnt werden,
                                 										wobei sich noch eine beträchtliche bleibende Dehnung bis zu 5 v. H. ergibt.
                                 										Dieses Strecken dient zugleich zur Kontrolle der Leimstellen.
                              Die Herstellung eines sehr breiten Riemens von vollkommen gleichmässiger
                                 										Beschaffenheit und geradem Lauf bietet selbstverständlich sehr viel grössere
                                 										Schwierigkeiten und gestaltet sich verhältnismässig teurer als die Anfertigung
                                 											schmaler
                                 
                                 										Riemen. Nach dem jetzigen Stande der Riemenfabrikation erscheint es zulässig,
                                 										einfache Lederriemen bis zu 1 m Breite herzustellen; jedoch wird man im
                                 										allgemeinen nicht gern Riemen von mehr als 500 bis 600 mm Breite verwenden und
                                 										nötigenfalls lieber mehrere Riemen wählen.
                              Wie aus dem Gesagten hervorgeht, ist zur Fabrikation guter Ledertreibriemen
                                 										ein sehr grosses Lederlager erforderlich, da ja schon zu einem längeren Riemen eine grössere Anzahl Häute verarbeitet werden
                                 										muss.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)