| Titel: | Abstimmung in der drahtlosen Telegraphie. | 
| Autor: | Gustav Eichhorn | 
| Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 13 | 
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                        Abstimmung in der drahtlosen
                           								Telegraphie.
                        Von Dr. phil. Gustav Eichhorn.
                        Abstimmung in der drahtlosen Telegraphie.
                        
                     
                        
                           Es ist wiederholt in letzter Zeit, auch in dieser Zeitschrift, zum Ausdruck
                              									gekommen, dass bisher für eine Abstimmung in der drahtlosen
                                 										Telegraphie nichts brauchbares geleistet worden sei. Dem mögen die
                              									nachstehenden Ausführungen entgegengehalten sein.
                           Was zunächst die Theorie angeht, so ist schon seit
                              									längerer Zeit durch die Arbeiten von M. WienM. Wien. Wied.
                                       												Ann. 61, S. 151, 1897.M. Wien. Ann. d. Phys. 8, S. 686,
                                       											1902. und kürzlich von P.
                                 										DrudeP. Drude. Ann. d. Phys. 13, S. 512,
                                    										1904. eine so absolut klare Einsicht geschaffen, dass man auch nicht
                              									einen Augenblick über den einzuschlagenden Weg im Zweifel sein kann.
                           Die praktische Fruchtbarkeit der Theorie wurde erwiesen
                              									durch die Versuche, welche ich zusammen mit Herrn Dr. L.
                                 										Mandelstam auf den ehemaligen Braun-Siemens-Stationen an der Ostsee (Sassnitz–Gr. Möllen ca. 170 km)
                              									ausführte, welche durch Ausbildung einer sicheren, praktisch brauchbaren Mehrfachtelegraphie den theoretisch erwarteten
                              									Abschluss fanden. Ich habe kürzlich alle Einzelheiten darüber publiziertG. Eichhorn: Die
                                    											drahtlose Telegraphie. Veit & Co. Leipzig, 1904. und
                              									beabsichtige in diesem Aufsatz in ganz allgemeiner Form einen Ueberblick zu geben
                              									über die Ergebnisse der Gegenüberstellung von Theorie und Praxis innerhalb der
                              									Grenzen, welche durch die Natur der bestehenden praktischen Anordnungen selbst
                              									festgelegt werden.
                           Es ist bekannt, dass die ursprünglich von Marconi
                              									verwendeten einfachen Hertzschen Systeme längst
                              									verlassen sind zu gunsten der von F. Braun eingeführten
                              										gekoppelten Systeme. Nicht nur ist dadurch die
                              									Entwicklung unbegrenzter Energiemengen ermöglicht, sondern auch eine neue Epoche für
                              									die drahtlose Telegraphie insofern inauguriert worden, als nunmehr eine rationelle
                              									Methode für die Ausbildung der so überaus wichtigen Abstimmung sich von selbst erschloss infolge der Möglichkeit, die
                              									Schwingungen eine gewisse Zeit aufrecht zu erhalten.
                           In einem bei der Entladung durch eine Funkenstrecke geschlossenen primären Kreis von
                              									grosser Energiekapazität werden die Oszillationen erregt und solche sind deshalb
                              									schwach gedämpft; für die Ausstrahlung sorgt das mit dem primären Kreis gekoppelte
                              									offene sekundäre Gebilde von kleiner Energiekapazität, welches dadurch enorm
                              									gedämpft ist.
                           Wir können die Kopplung definieren durch k2L1L2 = L122 oder der Kopplungskoeffizient k (0 ≦ k ≦ 1) ist gleich
                              										L12/√(L1L2), wo L1, L2 die Selbstpotentiale
                              									der Einzelsysteme und L12 den Koeffizienten der gegenseitigen Induktion bedeuten.
                           Um von vornherein aus der Theorie die praktisch unmöglichen Fälle auszuscheiden,
                              									haben wir uns die Art der bestehenden praktischen Anordnungen zu vergegenwärtigen.
                              									An dem unteren Ende des offenen sekundären Systems (Luftdraht) befindet sich eine
                              									Spule, durch welche die induktive Erregung von dem primären Kreis aus erreicht wird.
                              									Nun muss aber der Luftdraht möglichst lang gewählt werden, teils weil es sich
                              									erfahrungsgemäss als günstig erwies, dass die Gegenstände der Umgebung durch ihn
                              									überragt werden, teils weil durch eine Verkürzung des Luftdrahtes auch die Energie
                              									der Ausstrahlung reduziert würde. Ein grosser Teil von L2 besteht also aus dem
                              									Selbstinduktionskoeffizienten des Luftdrahtes selbst, der bedeutende Werte
                              									repräsentieren kann. Der Grenzfall ganz fester Kopplung (k = 1), d.h. wo alle magnetischen Kraftlinien des primären Systems durch
                              									die Stromfläche des sekundären Systems hindurchgehen würden, ist also für sich
                              									unmöglich.
                           Das Gebiet der drahtlosen Telegraphie ist daher in Wirklichkeit nur zwischen den
                              									Grenzen einer zwar vorherrschenden, aber nicht allzu engen Kopplung einerseits und
                              									der ganz losen Kopplung (k = 0) anderseits zu
                              									durchlaufen.
                           Bei dieser vorhandenen Beschränkung reduzieren sich die von der Theorie
                              									vorausgesehenen Fälle auf folgende wenige Möglichkeiten unter vorausgesetzter und im
                              									allgemeinen zu erstrebender Syntonie der Einzelsysteme:
                           A. Bei vorherrschender Kopplung resultieren zwei
                              									wirksame Schwingungen, von denen die eine um ebensoviel höher ist wie die andere
                              									tiefer als der gemeinsame Eigenton; beide haben merklich gleiche Dämpfung, nämlich
                              									gleich dem arithmetischen Mittel aus den Dämpfungen der beiden Einzelsysteme. Die
                              									infolge der verschiedenen Schwingungszahlen entstehenden Schwebungen bewirken
                              									temporär höhere Maximalwerte des Potentials; die spezifische Wirkungsart dieser
                              									vorherrschenden Kopplung, wovon wir noch später sprechen werden, wird dadurch noch
                              									unterstützt. (Waren die Schwingungszahlen der Einzelsysteme nicht übereinstimmend,
                              									so stehen die resultierenden zwei Schwingungszahlen weiter voneinander ab als für
                              									den Fall idealer Resonanz (Syntonie) und die Dämpfungen sind verschieden. Die auch
                              									jetzt auftretenden Schwebungen sind nur anfangs vorhanden und verschwinden um so
                              									schneller, je grösser die Differenz der Schwingungszahlen ist.)
                           Wie die Theorie weiterhin zeigtM. Abraham: Physikal. Ztschr. No. 7,
                                    										1904. und wie es auch ohne weiteres anschaulich erschien, ist es am
                              									vorteilhaftesten, im primären Kreis möglichst grosse Kapazität mit kleiner
                              									Selbstinduktion zu kombinieren.
                           B. Bei loser Kopplung, d.h. vorherrschender Dämpfung
                              									resultiert als wirksam nur eine einzige Schwingung,
                              									deren Dämpfung auf den relativ kleinen Wert der Dämpfung des primären Kreises durch
                              									ganz lose Kopplung gebracht werden kann. (Allgemein sieht die Theorie hier zwei
                              									gleiche Schwingungszahlen mit verschiedener Dämpfung voraus, allein die eine
                              									Dämpfung ist fast gleich derjenigen des sekundären Systems, also enorm; die
                              									zugehörige energieschwache Schwingung erlischt sofort und kommt praktisch nicht in
                              									Betracht.)
                           Was für diesen Fall die Verteilung von Kapazität und Selbstinduktion angeht, so ist
                              									man durch das Thomson-Kirchhoffsche log. Dekrement
                              									\delta=\pi\,W\,\sqrt{\frac{C}{L}} zunächst versucht anzunehmen, dass es vorteilhaft sei, der Kapazität im
                              
                              									primären Kreise, auf den es ja hier in erster Linie ankommt, kein zu grosses
                              									Uebergewicht über die Selbstinduktion zu geben. Herr Professor Drude war nun so freundlich mir mitzuteilen, dass seine
                              
                              									kürzlich ausgeführten experimentellen Untersuchungen zu dem Ergebnis geführt haben,
                              									dass die Dämpfung nicht mit abnehmender Selbstinduktion wächst, und liegt der Grund,
                              									weshalb die durch vorstehenden Ausdruck definierte Dämpfung nicht mit \sqrt{\frac{C}{L}}
                              									variiert, daran, dass W nicht annähernd konstant ist, sondern mit
                              										C und L stark
                              									variiert. Die Dämpfung im Funken scheint aber das Ausschlaggebende zu sein, so dass
                              									auch bei loser Kopplung möglichst grosse Kapazität günstig ist.
                           Allgemein ist der wirksame Widerstand eine noch unbekannte Funktion der
                              									Elektrizitätsmenge, Spannung und Schwingungszahl. (Im vollständig geschlossenen
                              									Kreise ohne Funkenstrecke wächst W proportional dem
                              									Quadrat der Schwingungszahl, wie Herr Professor Kleiner
                              									(Zürich) hat kürzlich experimentell feststellen lassen und was bis zum hundertfachen
                              									des Ohmschen Widerstandes verfolgt wurde.)
                           Nach diesen Feststellungen liegt es auf der Hand, dass man die Reduktion der Dämpfung
                              									nur auf dem Gebiete der losen Kopplung bis zu den äussersten Grenzen treiben kann, wie solche durch die
                              									heutigen Senderdispositionen gegeben sind. Anderseits ist jedoch wohl zu bedenken,
                              									dass mit loser werdenden Kopplung die Potentialamplituden der ausgehenden Wellenzüge
                              									immer mehr verkleinert und entsprechend die Entfernungen reduziert werden, welche
                              									man überbrücken kann. Die Bezwingung bedeutender Entfernungen erheischt wieder eine
                              									immer engere Kopplung, wodurch nach WienM. Wien. L. c.
                                    											1902, S. 697. die Potentialamplitude schliesslich bis auf das
                              									\sqrt{\frac{L_2}{L_1}} fache hinaufgetrieben werden kann,
                           Abstimmungs- und Entfernungsfragen stehen also prinzipiell in einem gewissen
                              									Gegensatz zueinander. Auf den günstigsten Kompromiss zwischen beiden hat WienM. Wien. Ann. d. Phys., Bd. 14, S. 626,
                                    											1904. kürzlich aufmerksam gemacht, und zwar lässt er sich gerade
                              									abschliessen auf der Scheidegrenze zwischen den beiden Gebieten, d.h. wo die
                              									Kopplung gleich der Dämpfungsdifferenz der Einzelsysteme ist.
                           Wir wollen nun zunächst auch den Empfänger für sich
                              									betrachten. Wenn man überhaupt von einem Hinderniss für eine genügend scharfe
                              									Abstimmung sprechen konnte, so musste man als solches den alten Empfänger
                              									bezeichnen, wie er ursprünglich für die Ostseestationen übernommen wurde, an dem die
                              									Entwicklung, welche sonst die Methoden und Apparate durchgemacht hatten, spurlos
                              									vorübergegangen war. Die Anordnungen bestanden kurz darin, dass mit einem primären
                              									Kreis von kleiner Kapazität die Ansätze (Luftdraht-Gegenkapazität) relativ fest
                              									gekoppelt waren und ebenso bestand enge Kopplung zwischen dem primären Kreis und
                              									einer sekundären Spule von hoher Selbstinduktion, an deren Enden der Kohärer direkt
                              									angeschlossen war. Selbst für das Zusammenwirken mit einem fest gekoppelten Sender
                              									mussten solche Einrichtungen die denkbar ungünstigsten sein. Die Einstellungen des
                              									primären Kreises und die Windungszahl der sekundären Spule konnten, wie eingehende
                              									Untersuchungen ergaben, in solch weiten, fast willkürlichen Grenzen variiert werden,
                              									dass man eigentlich nur von einem einzigen System sprechen konnte, welches durch die
                              									Ansätze enorm gedämpft wurde.
                           Um den Empfänger nur als schwach gedämpftes und deshalb resonanzfähiges Gebilde unter
                              									Benutzung von loser Kopplung anwenden zu können oder ihn auch für engere Kopplung
                              									mit möglichst günstigen Eigenschaften auszustatten, wurden Aenderungen vorgenommen,
                              									die ich an anderer vorerwähnter Stelle ausführlich beschrieben habe. Bei loser
                              									Kopplung und zwar sowohl zwischen Ansätzen und primärem Kreis wie auch zwischen
                              									letzterem und sekundärem System, das zu einem selbständigen Schwingungskreis
                              									ausgebildet wurde, erwies sich jetzt eine scharfe Abstimmung auf die wirksame
                              									Senderwelle nicht nur möglich, sondern notwendig in einer Weise, dass für diese
                              									neue Anordnungen der Vergleich mit dem ideal resonanzfähigen akustischen System
                              
                              									einer Stimmgabel auf Resonanzboden schon zulässig erscheint.
                           Nach diesen Vorausschickungen, welche die jetzt vorhandene praktische Möglichkeit
                              									dartun sollten, die schon vor vielen Jahren erkannte und wohl definierte
                              									theoretische Möglichkeit einer scharfen Selektion zu verifizieren, wenden wir uns
                              									wieder den allgemeinen Betrachtungen zu.
                           Für den enggekoppelten Empfänger gelten die gleichen
                              									Betrachtungen wie für den enggekoppelten Sender; dieselben Eigenschwingungszahlen
                              									und gleiche Kopplung vorausgesetzt, resultieren dieselben Schwingungszahlen mit
                              									merklich gleicher Dämpfung nämlich gleich dem arithmetischen Mittel aus den
                              									Dämpfungen der Einzelsysteme. Im günstigsten Falle, d.h. wenn man die Dämpfung des
                              									vollständig geschlossenen sekundären Empfangskreises als verschwindend annimmt,
                              									würde also die Dämpfung dieses eng gekoppelten Empfängers nur auf die Hälfte der
                              									enormen Dämpfung des Mastes gebracht werden können. Anderseits wird aber durch die
                              									grosse Windungszahl des sekundären Kreises die Potentialamplitude
                              
                              									hinauftransformiert. Die Anwendung fest gekoppelter Sender und Empfänger kann also
                              									für eine scharfe Abstimmung garnicht in Betracht kommen, wohl aber ergeben sich
                              									daraus die denkbar günstigsten Vorteile, um grosse Entfernungen zu bewältigen
                              									infolge erzielter maximaler Potentialamplituden.
                           Dagegen ergibt sich nun für den lose gekoppelten
                              									Empfänger analog wie bei dem lose gekoppelten Sender als wirksam nur eine einzige
                              									Schwingung mit einer Dämpfung, die durch ganz lose Kopplung auf den verschwindend
                              									kleinen Wert der Dämpfung des ganz geschlossenen sekundären Empfangskreises
                              									reduziert werden kann. Diese vorhandene Möglichkeit vollständig auszunutzen, ist
                              									aber vorläufig noch zwecklos, da im günstigsten Falle bei ganz lose gekoppeltem
                              									Sender die Dämpfung der wirksamen Senderschwingung hauptsächlich infolge der
                              									leidigen Funkenstrecke des primären Kreises doch ganz unvergleichlich grösser
                              									ist.
                           Je kleiner die Dämpfung, um so schärfer ist natürlich die Resonanz, um so kleiner
                              									kann die notwendige Dissonanz zwischen zwei gleichzeitig wirksamen Schwingungen
                              									sein, um eine Interferenz auszuschliessen. Nehmen wir mit Wien an, dass bei gleichen Entfernungen die Empfindlichkeit des Empfängers
                              									für die richtige Schwingung etwa doppelt so gross und bei verschiedenen Entfernungen
                              									bezw. verschiedenen Intensitäten der auftreffenden Wellen mindestens viermal so
                              
                              									gross sein soll als für eine abweichende Schwingung, so brauchte diese notwendige
                              									Dissonanz im ersteren Falle nur etwa 5 v. T., im zweiten Falle etwa 5 v. H. der
                              									Schwingungszahl betragen. In dieser Schärfe ist also selbst bei heutigen
                              									Anordnungen, wenn sie ganz lose gekoppelt sind, die Abstimmung bezw. eine sichere
                              									Mehrfachtelegraphie zu erreichen.
                           Im Vergleich zu enger Kopplung erkennt man bei angenommener gleicher Amplitude der
                              									ankommenden Welle im lose gekoppelten Empfänger eine mehrfach vergrösserte
                              									Amplitude, die aber nur erzielt wurde durch die geringe Dämpfung der wirksamen
                              									Senderwelle infolge loser Kopplung und der dadurch bedingten enormen Reduction ihrer
                              									Potentialamplituden.
                           Nachteil und Vorteil in dieser Hinsicht stehen etwa im Verhältniss von 100 : 10 und
                              									entsprechend reduziert sich die Grösse maximaler Entfernung, bei welcher neben der
                              									Abstimmung auch noch die Betriebssicherheit besteht. Nimmt man den
                              									Telegraphierbereich für normale relativ eng gekoppelte Dispositionen mit 500 km an,
                              									so würde also über eine Zone von etwa 50 km die lose Kopplung im Sender und
                              									Empfänger eine äusserst scharfe Selektion ermöglichen, und zwar derart, dass man
                              									auch bei differenten Entfernungen mit mindestens 50–100 Stationen gleichzeitig arbeiten könnte
                              									innerhalb der Anzahl der üblichen und praktisch möglichen Wellenlängen.
                           Die heutige Anwendung der drahtlosen Telegraphie beschränkt sich aber noch
                              									hauptsächlich auf militärische Operationen in Heer und Marine sowie auf den
                              									Sicherheits- und Lotsendienst für die Schiffahrt im allgemeinen, und eine derart
                              									scharfe Selektion, wie wir solche gekennzeichnet haben, erscheint bei weitem noch
                              									nicht erforderlich. Es wird mehr als hinreichend sein, mit Wellenlängen gleichzeitig
                              									telegraphieren zu können, die etwa 10–15 v. H. der Schwingungszahl voneinander
                              									abweichen, und das läset sich dann entsprechend schon auf Entfernungen von 100–200
                              
                              									km mit Sicherheit erreichen.
                           Bei der Vorführung der nach solchen Gesichtspunkten auf den Ostseestationen
                              									ausgebildeten Mehrfachtelegraphie vor den Vertretern
                              									des Torpedo-Versuchskommandos betrug der Unterschied in den beiden wirksamen
                              									Wellenlängen etwa 15 v. H. und die Tendenz zu einer Störungsfreiheit wurde schon bei
                              									differenten Entfernungen von 10 km und 170 km sehr merklich; sie nahm dann mit der
                              									sich weiter entfernenden einen Station (S. M. S. „Nymphe“) rapid zu und bei
                              									erreichten Entfernungen von etwa 17 km und 170 km war die Selektion eine so absolut
                              									reine und zuverlässige, dass ohne Zweifel die Differenz der wirksamen Wellenlängen
                              									noch erheblich kleiner hätte sein können schon bei diesen ungünstigen
                              									Entfernungsverhältnissen, also erst recht bei gleichen Entfernungen. Die Längen der
                              									wirksamen Wellen wurden durch den WellenmesserJ. Dönitz. E. T. Z. 1903, S. 920 (Der
                                    											Wellenmesser). kontrolliert und solche ergaben sich in
                              									völliger Uebereinstimmung mit den Werten der Einstellungen der
                              									Empfangsschwingungskreise (unter Berücksichtigung der Korrekturen im primären Kreis
                              									infolge der Kapazität der Ansätze und im sekundären Kreis infolge der kleinen
                              									Kapazität des Kohärers, die in besonderer Weise exakt bestimmt wurde).
                           Will man alle Vorteile gehörig wahrnehmen, die sich aus den theoretischen
                              									Unterscheidungen der spezifischen Wirkungsweisen der Kopplungsarten ergeben, so ist
                              
                              									es nach DrudeP. Drude. L. c. 1904. am besten,
                              									dass bei loser Kopplung der Empfänger einen auf Integraleffekt reagierenden
                              									Indikator enthalte. Für diesen Fall erscheinen also etwa die Fessendenschen Bolometerdrähte oder Rutherfords Magnetinduktor günstiger als der Kohärer, für den es
                              									bekanntlich auf die Grösse maximaler Potentialamplitude der pulsierenden
                              									Schwingungen ankommt, so dass er für vorherrschende Kopplungen, also für sehr grosse
                              									Entfernungen besonders geeignet ist; immerhin tut er aber auch in Fällen loser
                              									Kopplung gute Dienste.
                           Die erwähnten Tatsachen zeigen demnach das wirkliche Vorhandensein einer Abstimmung
                              									in der drahtlosen Telegraphie, die selbst dann, wenn die günstigsten theoretischen
                              
                              									Möglichkeiten wegen eines erforderlichen gewissen Verzichtes auf Intensität nicht
                              									realisiert werden, noch als ausreichend bezeichnet werden darf. Freilich, was
                              									erreicht werden kann, wenn wir es einmal verstehen, mit kontinuierlichen
                              									elektrischen Oszillationen zu operieren, anstatt nach der heutigen Methode mit mehr
                              									oder weniger gedämpften Wellenzügen, darüber ist sich wohl kein Fachmann im
                              									Unklaren..